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Stift Pöllau

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Stift Pöllau, Kupfertisch (1681) in Georg Matthäus Vischer: Topographia Ducatus Stiriae. Graz 1681; online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vischer_-_Topographia_Ducatus_Stiriae_-_311_Pöllau.jpg (Digitalisat von Wikimedia Commons)

Historische Namensformen

Die älteste urkundliche Nennung von Pöllau findet sich in der Pfarrerhebungsurkunde von Mönichwald zum Jahr 1163, in der unter den Zeugen auch der Pfarrer Heinricus de Polan genannt wird. Auch die weiteren Nennungen erfolgen durchwegs nur in Zusammenhang mit der Nennung des Pfarrers: Heinricus de Polan (1163), H. de Polan (1170), Petrus de Polan (1209), um nur einige zu nennen. Der Name weist nur geringe Schreibvarianten auf: Polhan (1285), Pöllan (1309) usw. Der Name ist slawischen Ursprungs (von slaw. polje) und bedeutet so viel wie Ebene, Feld, breite Talmulde.

Politische und kirchliche Topographie

Mit dem Sieg König Heinrichs III. über die Ungarn im Jahr 1043 wurde die Ostgrenze des damaligen HI. Römischen Reiches und mit ihm der Karantaner Mark, zu der Pöllau gehörte, bis zur Lafnitz vorgeschoben. Seit der Erhebung der Steiermark zum Herzogtum 1180 gehört das Gebiet um Pöllau zur Steiermark; heute liegt Pöllau im politischen Bezirk Hartberg.

Seit seiner Besiedlung und Pfarrerhebung (vor 1163) unterstand Pöllau der Erzdiözese Salzburg, von der es 1786 losgetrennt und dem Bischof der Diözese Graz-Seckau unterstellt wurde.

Patrozinium

Die einstige Pfarr- und spätere Stiftskirche hatte wohl von Anbeginn den heiligen Veit (Vitus) als Patron. Ihm war auch schon die vom Hochfreien Wolfber, der sich später Wulfing nannte, um 1140 errichtete Eigenkirche geweiht. Das St.-Veits-Patrozinium weist darauf hin, dass die erste Kirche hier im slawischen Siedlungsgebiet errichtet wurde, weil der heilige Veit als Slawenheiliger bekannt ist und sich die Mehrzahl der St-Veit-Kirchen in der Steiermark in Orten mit slawischen Namen befindet. Während nach Gugitz dem hl. Veit in Bayern über 80 Kirchen geweiht sind, treffen wir in der Steiermark nur 14 dem heiligen Veit geweihte Kirchen an: Vogau, Liezen, Söchau, Paldau, Andritz, Passail usw.

Geschichtlicher Überblick

Gründung

Die letzte Blüte des ortsgebundenen monastischen Geistes trieb die Grüne Mark unweit Vorau, das letzt gegründete Stift der Steiermark ist Pöllau (R. Kohlbach). Nach Heinrich von Neuberg übernahm 1481 sein Sohn Hans von Neuberg den gesamten Neuberger Besitz und damit auch die Herrschaft Pöllau. Der bereits todkranke Neuberger machte am 6. Dezember 1482 sein Testament, in welchem er Pöllau als Sitz eines Chorherrenstiftes bestimmte, während Neuberg, Thalberg und Neudau an seine nächsten Verwandten fallen sollten. Er war der letzte männliche Spross seiner Familie, starb schon am 22. Oktober 1483 und wurde im Familiengrab in der Pfarrkirche Pöllau beigesetzt.

Das Testament, das zugleich als Stiftbrief für Stift Pöllau anzusehen ist, machte Hans von Neuberg ohne Beiziehung von Zeugen einzig mit seiner Unterschrift und seinem Siegel. Darin nennt er auch alle Besitzungen, die nach seinem Tod an seine Stiftung fallen sollten, die Ämter, Zehente und Rechte. Auch bestimmte er den Bau einer eigenen Wolfgangi-Kirche im Bereich der Burg Pöllau, die den Chorherren als Stiftskirche dienen sollte, damit der bestehenden Pfarrkirche zum heiligen Veit keine Einschränkung zukommen könne. In der alten Burg solle ein Stift mit 24 Chorherren entstehen und zwar von jenem Orden, der auch in Vorau ansässig ist. Das Stift solle beim Mangel eines männlichen Erben innerhalb von 14 Tagen nach seinem Tod zu errichten begonnen werden. Hans von Neuberg verstarb am 22. Oktober 1483, doch aus den 14 Tagen, innerhalb derer nach dem letzten Willen des Stifters das Augustiner-Chorherrenstift in Pöllau gegründet werden sollte, wurden 21 Jahre. Nach dem Tod des Neubergers zog Kaiser Friedrich III. ohne Rücksicht auf dessen testamentarische Verfügung den ganzen Besitz ein, weil der Neuberger einen Sondervertrag mit Ungarn geschlossen hatte, was ihm in der Folge eine Anklage wegen Hochverrates gegenüber den österreichischen Landesherren, den Habsburgern, eingebracht hatte. Doch Elisabeth, die Schwester des Hans, Witwe nach dem 1488 verstorbenen Friedrich von Pottendorf und nun verehelicht mit dem Grafen Christoph von St. Georgen und Pösing, wurde nun öfter beim Kaiser vorstellig und bat in einem Gesuch für ihren Bruder um Verzeihung wegen des von ihm begangenen Vergehens und um die Freigabe des Schlosses zwecks Errichtung eines Augustiner-Chorherrenstiftes, denn Hans von Neuberg habe seine letzte Willensmeinung schon gemacht gehabt, als er sich gegen den Kaiser verging. Kaiser Friedrich ließ sich durch die Frau Elisabeth soweit umstimmen, dass er ihr versprach, das Schloss Pöllau nicht anderweitig als Lehen zu vergeben, sondern es für die Gründung eines Stiftes freizuhalten. Wegen des Ungarnkriegs aber musste die Pöllauer Stiftungsangelegenheit vorläufig unerledigt bleiben. 1485 versprach der Kaiser die Gründung eines Kapitels nach dem Vorbild des Kollegiatstiftes Spital am Pyhrn und ernannte den kaiserlichen Hofkaplan Alban Kogler zum Propst und Pfarrer des künftigen Stifts. Dieser trat jedoch als Propst wegen Streitigkeiten zurück, sodass die Stiftsgründung neuerlich unterblieb.

Ab 1501 bemühten sich die Neubergerin Elisabeth und ihr Gatte Christoph von St. Georgen und Pösing wieder um ein Chorherrenstift und konnten die Güter zurückgewinnen, nicht zuletzt durch die Bereitstellung eines "Darlehens" von 5.000 Pfund Pfennigen an König Maximilian, der 1501 den Beginn des Stiftes in drei Jahren festsetzte. Um diese Darlehenssumme aufbringen zu können, versetzte Elisabeth am 20. Oktober 1502 das Amt Ratten und das Ödamt bei Birkfeld mit einer Gült von 94 Pfund um 1.880 Guden und am 21. Dezember des gleichen Jahres das Amt Waldbach mit einer Gült von 41 Pfund, 3 Schilling 321 Pfennig um die Satzsumme von 830 Gulden dem Georg von Rottal, Freiherrn zu Thalberg. Nach diesem großen persönlichen Opfer nahmen Elisabeth und ihr Gemahl wieder Besitz von Burg und Herrschaft Pöllau und erklärten öffentlich, nun den Willen ihres verstorbenen Bruders endlich durchzusetzen. In der Folge erkrankte jedoch auch Elisabeth schwer und machte am 28. März 1503 ihr Testament. Darin wurde festgelegt, dass Pöllau ein Chorherrenstift werden, ihr Gemahl aber auf Lebenszeit das Wohnrecht und die Nutznießung in Pöllau haben solle. Elisabeth möchte in der Stiftskirche Pöllau an der Seite ihres Bruders beigesetzt werden, außerdem sollten noch 1.000 Messen zu ihrem Seelenheil gelesen werden. Am 11. Juli 1503 verstarb Elisabeth und wurde ihrem Wunsch gemäß an der Seite ihres Bruders Hans von Neuberg beigesetzt.

Nun hatte Christoph von St. Georgen und Pösing als Witwer nach Elisabeth von Neuberg die Aufgabe, die Stiftung auszuführen. Seinerzeit hatte man von Kaiser Maximilian eine Frist von drei Jahren erhalten, so schob Christoph die Gründung hinaus, um recht lange allein in den Genuss der Einkünfte zu kommen. Erst kurz vor Ablauf dieses Termins stellte er am 28. August 1504, also am Fest des heiligen Augustinus, den Stiftsbrief aus, womit erst weit über 20 Jahre nach dem Tod des eigentlichen Stifters die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes Pöllau vollzogen werden konnte. Dieser Stiftbrief bestimmte in Vollführung des Testamentes des Hans von Neuberg Pöllau zu einer Propstei mit Chorherren aus dem Orden des heiligen Augustinus, nach Inhalt seiner Regel und Observanzen, wie in Vorau, was bisher wegen der Kriegsunruhen viele Jahre hatte aufgeschoben werden müssen. Er widmete dafür Schloss und Feste Pöllau mit allem Zubehör und das Amt Prätis und das Amt des Perstler, beide in der Pöllauer Pfarre, das Sprenghofer Amt am Rabenwald, das Amt zu Dienersdorf und Hofkirchen, das Amt Schildbach in der Pfarre Hartberg, das Amt zu Miesenbach und Kaindorf, das Amt Strallegg, das Amt Ratten, das Amt in der Pfarre St. Jakob, das damals Peter Pock an der Brandstatt innehatte, das Amt auf der Öd in der Birkfelder Pfarre, weiters alle Fischwasser, Wälder, Forste und Almen, die zum Schloss gehörten, den Wildbann, die Zehente, den Anteil am Landgericht Waldbach etc. Er übergab seine Stiftung dem Schutz und der Vogtei des Kaisers. Zahlreiche Zeugen bezeugten die Gründung und der Stifter selbst hängte sein Siegel daran. Die zweite Ausfertigung des Stiftbriefes mit geringen Änderungen enthält die Bitte an den Erzbischof, dem Kloster die Pfarre Pöllau einzuverleiben und als Propst den vom Grafen vorgeschlagenen Ulrich von Trautmannsdorf anzunehmen und zu bestätigen, doch sollte künftig eine freie Wahl durch das Kapitel stattfinden. Am 12. September 1504 bestätigte der Erzbischof die Gründung und befreite das Stift von aller weltlichen Macht.

Am 19. September 1504 trafen die Stifterfamilie, die eben von Pöllau kam, und die geladenen Zeugen, darunter auch der Abt des Zisterzienserstiftes Neuberg, im Stift Vorau ein. Der eigentliche Gründungstag aber war der 20. September. Die Stifterfamilie und die geladenen Zeugen begaben sich zum bereits im Kapitelsaal des Stiftes versammelten Propst und Konvent des Chorherrenstiftes Vorau. Hierauf stellte der Stifter die Stiftungsurkunde aus, die durch Notare verlesen wurde. Auf die Bitte des Stifters, für Pöllau aus der Reihe des Vorauer Kapitels Chorherren zu entsenden, befragte ihn der Propst, ob denn auch die im Stiftbrief genannten Temporalien vollständig übergeben werden könnten und ob der Stifter dem neuen Konvent alles gewähren könnte , was dieser für ein richtiges Klosterleben nötig hätte . Als der Stifter dies mit Handschlag versprach, erwählte der Propst sechs Chorherren, die in Pöllau das klösterliche Leben beginnen sollten. Nun zog man in die Stiftskirche zum Heiliggeist-Altar, wonach Gebet durch den Stifter der neue Propst in der Person Ulrichs von Trautmannsdorf erwählt wurde. Der Erwählte trat vor und wurde von allen beglückwünscht.

Am 21. September 1504 zog nun die ganze Gesellschaft nach Pöllau, um der Besitznahme des neuen Stiftes durch Propst Ulrich und sein Kapitel beizuwohnen. Die päpstliche Konfirmation der Stiftung ließ nicht lange auf sich warten und erfolgte am 14. März 1505, 1506 die Bestätigung des Landesfürsten als oberstem Vogtherrn.

Aufstieg und Blüte

Schon bald nach der Übersiedlung der Vorauer Chorherren in das neu gegründete Stift ergaben sich große Schwierigkeiten im Zusammenleben mit dem Vollzieher der Stiftung, Graf Christoph von St. Georgen und Pösing, der hier auf Lebenszeit seine Wohn- und Genussrechte hatte. Die Burg war klein, manche Räume hatten der Konvent und Graf Christoph gemeinsam, wie etwa die Küche und die Backstube im Westtrakt, an einen Neubau war bis auf weiteres nicht zu denken. Zudem wohnten die seit 1504 pensionierten Geistlichen Alban Kogler, Pfarrer, sowie sein Kaplan Landschacher ebenfalls im gleichen Gebäude, weiters noch etwa 40 Dienstboten. So war es schwer, aus diesem Haus das zu machen, was von den Stiftern eigentlich vorgesehen war. In diesen Wohnungsstreit wurde anfänglich der Vorauer Propst als Vermittler eingeschaltet, danach der Erzpriester zu Gratwein und schließlich wurde 1506 an Kaiser Maximilian eine Petition mit der Bitte um Abhilfe gerichtet, doch erst 1507 gelang es einer auf Schloss Thalberg zusammengetretenen Kommission, die Streitigkeiten zu schlichten. Der heute in der Stiftskirche befindliche Grabstein aus rotem Marmor gibt den Sterbetag des ersten Propstes mit 16. Mai 1512 an.

Nach seinem Tod wählte das Kapitel unter Außerachtlassung aller angeordneten Förmlichkeiten den bisherigen Stiftsdechanten Laurentius Handl zu seinem Nachfolger, doch bereits am Tag nach seiner Wahl teilte er dem Kapitel seine Resignation mit. Handls Resignation führte zur Postulation des Weltpriesters und bisherigen Pfarrers von Waltersdorf, Johann Mistelberger, der für das Stift neben dem Recht der Wappenführung (1514) auch das Recht, die Pontifikalien zu tragen (1517) sowie weitere geistliche Privilegien und auch einen Ablassbrief erwirkte. In seine Zeit fällt der Abschluss der meisten Konföderationen mit anderen Klöstern. Gleich den anderen Stiften schloss auch Pöllau mit zahlreichen Klöstern eine Gebetsverbrüderung, deren Bedingungen in den so genannten Konföderationsurkunden festgehalten sind. Zu den frühesten zählen jene von Seckau und Ossiach aus dem Jahr 1516. Die 1519 und 1520 geschlossenen Konföderationen schrieben Propst Johann und Dechant Bernhard in einem eigenen Büchlein zusammen, und für 1520 und 1521 liegen im Steiermärkischen Landesarchiv zahlreiche Konföderationsurkunden in Original auf. Zudem liegt von Pöllau auch noch ein unter Propst Johann 1527 angelegtes Rotelbuch vor, das z.B. den genauen Weg des Rotelboten von Ende März 1527 bis Mai 1528 aufzeigt und höchst interessante Notizen enthält. Sein Weg führte von Pöllau über Graz nach Seckau in der Obersteiermark, von dort nach Kärnten und Südtirol bis nach Bayern, und von Passau über die ober- und niederösterreichischen Klöster nach Wien, von wo er über Neubergander Mürz am 4. Mai das Mutterstift Vorau als letztes der Klöster ansteuerte und tags darauf nach mehr als einem Jahr wieder nach Pöllau zurückkehrte.

Als 1528 die Visitationskommission in Pöllau eintraf, fand sie außer dem Propst noch elf Chorherren und zwei Laienpriester und die Verhältnisse im Stift in gutem Zustande vor: Sind den lutherischen und anderen verführerischen Sekten ganz entgegen. In Mistelbergers Zeit fällt der Rückkauf der seinerzeit versetzten Ämter Ratten, Waldbach und Öd bei Birkfeld sowie die wirtschaftlich schwierige Zeit der Quart. Der Propst war dann auch nicht bereit, die 1530 in Graz schon ausgefertigten Kaufbriefe zum Verkauf der Ämter Ratten und Waldbach an Siegmund von Dietrichstein zu unterschreiben, kurzerhand wurde er so lange arrestiert, bis er auf Drängen des Konvents die Unterschrift gab. Als er am 6. Juni 1530 enthaftet mit den Chorherren, die ihm das Schreiben des Kapitels überbracht hatten, nach Pöllau heimritt, erlag er kurz nach Weiz einem Schlaganfall in den Armen seiner Begleiter.

Nach dem Tod Mistelbergers wählte das Kapitel, bestehend aus nur sechs Chorherren, den Senior und begabten Musiker Leonhard Pachmann zum neuen Propst, doch resignierte dieser bereits am 1. November 1531 auf sein Amt. Anlässlich der Neuwahl fand sich wiederum kein Kapitular für die Übernahme der Propstwürde und es kam, wie schon 1512, abermals zu einer Postulation in der Person des Erzpriesters und Pfarrers von Gratwein Christoph Trückl. Seine Amtsjahre liegen im Schatten der Reformation und der Türkenkriege. 1532 wurde Pöllau von türkischen Streifscharen arg verwüstet, worauf das Gültbuch einen Brandschaden von 169 Pfund verzeichnet. Auch die Quart forderte noch immer kleinere Abverkäufe. Mit Wolfgang von Stubenberg entspann sich ein langwieriger Prozess wegen eines Getreide- und Weinzehents, dem Markt Pöllau gab Trückl 1541 eine Feuerordnung und 1547 eine aus 25 Paragraphen bestehende Polizei- und Marktordnung. Das wertvollste Schriftdokument aus der Zeit dieses Propstes bleibt aber der Visitationsbericht aus dem Jahr 1544, der uns in einer Detailbeschreibung den Zustand im damaligen Konvent schildert und eine sehr präzise Kenntnis über die ökonomischen Verhältnisse des Stiftes vermittelt; im Jahr 1700 ließ Propst Ortenhofen eine amtlich kollationierte Abschrift anfertigen, wofür er 45 Gulden zahlen musste. Die Lehre Luthers hat den Konvent nicht so stark reduziert, wie in anderen Stiften, denn laut Visitationsprotokoll von 1544 gab es neben dem Propst noch 16 Konventualen, darunter zehn Priester. Sie alle waren aines gueten erlichen briesterlichen Wandels.

Nach Trückls Tod am 2. Jänner 1560 fand sich wiederum kein Kandidat in den eigenen Reihen und es wurde Georg Steinhauser, Professe des Stiftes St. Zeno bei Bad Reichenhall (Bayern), postuliert, der jedoch schon 1565 verstarb. Noch auf seinem Sterbebett gab er den vier hinterbliebenen Chorherren den Rat, Stefan Mitterhauser, der 1549 das Stift verlassen hatte und nun als Pfarrer in Mureck wirkte, zu seinem Nachfolger zu wählen, was diese tatsächlich befolgten. Wegen seines Konkubinates in Mureck verweigerte ihm Salzburg anfänglich die Konfirmation, doch blieb er dann bis zu seinem Tod 1585 Propst.

Als die sechs Pöllauer Kapitulare ihren Kandidaten Valentin Ritter nicht durchbrachten postulierte der Erzbischof abermals einen Auswärtigen: Peter Muchitsch. Der in Cilli Geborene war Dekan der Theologischen Fakultät an der Wiener Universität, bevor er 1577 zu deren Rektor ernannt wurde. In dieser Wiener Zeit trat Muchitsch als entschiedener Kämpfer gegen die Tübinger lutherischen Theologen auf, verfasste entsprechende Streitschriften, die natürlich Entgegnungen zur Folge hatten, sodass der Pöllauer Propst überregionale Bekanntheit genoss. Als Propst erwarb er sich besonders auf ökonomischem Gebiet große Verdienste um das Stift und löste mehrere verpfändete Gülten und Güter zurück. Die Prälatur des Peter Muchitsch hat sich sehr positiv auf das Ansehen des Stiftes ausgewirkt, sodass es nun nach längerem Intervall endlich wieder zu einer Erwählung aus den eigenen Reihen kam; der schon 1585 vorgeschlagene Valentin Ritter kam nun zum Zug. Auch unter ihm währte der Kauf und Austausch von Ämtern und Gülten fort und die Klosterdisziplin war gut. Die Visitationskommission von 1617 legte ihm jedoch die Sorge um den Nachwuchs nahe, denn es zählte das Stift nur sehr wenige Chorherren, sodass die Jesuiten den Versuch machten, das Stift Pöllau zu erwerben. Anlässlich eines Besuches habe nun der Propst etliche Pöllauer Bürger als Chorherren verkleidet, sodass sich die Jesuiten wunderten, plötzlich so viele Kapitulare im Chor zu sehen. Valentin Ritter starb am 21. Oktober 1623.

Zu seinem Nachfolger wurde erst im vierten Wahlgang Michael Praithofer als erster gebürtiger Pöllauer zum Propst gewählt (1624-1641). Anlässlich seiner Bestellung zur Konfirmation nach Salzburg musste er ein Protokoll unterschreiben, in dem er sich verpflichtete, mindestens 14 Chorherren im Stift zu haben. Trotz aller Bemühungen gelang es dem Propst nicht, die Zahl der Kapitulare zu vermehren. Sieben Chorherren übernahm er von seinem Vorgänger, von den fünf Professen in seiner Amtszeit waren vier frühzeitig gestorben. Schon 1633 wurde er wegen des drohenden Personalmangels von Salzburg ermahnt. Von den drei Studenten, die er in der Folge in das Stift nahm, blieb ihm keiner. Zur Zeit der Visitation von 1633, als sich nur wenige Chorherren im Stift befanden, war auch die Ordensdisziplin nicht besonders gut. So beklagten die Visitatoren die fehlende Tagesordnung, Tischlesung, Silentium und Klausur wurden nicht eingehalten, der Einzelausgang wurde unterbunden. Als Propst Praithofer 1641 verstarb hinterließ er zwei Chorherren, die Priester waren, einen Diakon und fünf Novizen. Sein prachtvoller Epitaph befindet sich in der Stiftskirche.

Der geringe Personalstand hatte eine bischöfliche Visitation zur Folge, bei der der bisherige Dechant Vinzenz Neuhold zum neuen Propst gewählt wurde, doch verstarb dieser nach nur zwei Jahren am 28. August 1643. Die nach seinem plötzlichen Tod neuerlich durchgeführte Visitation stellte fest, dass keiner der wenigen Kandidaten für eine Nachfolge geeignet war, woraufhin es zur Postulation des bereits 1641 für die Propstwürde vorgeschlagenen Vorauer Chorherrn Kaspar Kolb kam. Doch auch er verstarb wie sein Vorgänger nach nur zweijähriger Regierungszeit schon am 6. August 1645. Bei seinem Tod war der stiftische Personalstand auf ein Minimum reduziert. Von den sieben Altprofessen, die er übernommen hatte, waren zwei verstorben und die übernommenen Novizen waren inzwischen ausgetreten. Wegen des geringen Personalstandes erfolgte am 7. November 1645 abermals eine Postulation: Wiederum wurde ein Vorauer Chorherr, Pankraz Perkhofer, bestellt; die Benediktion fand am 20. Jänner 1646 in Graz statt. Unter ihm ging es wirtschaftlich endlich aufwärts; er erweiterte den Stiftsbesitz durch mehrere Ankäufe, u. a. 1647 um das Stadlische Amt Prätis und 1650 um Schloss und Herrschaft Külml, gründete die Rosenkranzbruderschaft und konnte andererseits mit rund 30 neu aufgenommenen Kapitularen das Stift wirklich erst zu dem machen, was in der Stiftung von 1504 vorgesehen war. Zukäufe und Neubauten sowie die Anlage von Reserven waren der erste Grundstein für die folgenden Investitionen, vor allem in baulicher Hinsicht. Als er am 28. Februar 1669 im Alter von 59 Jahren starb, hinterließ er ein durchaus wohlbestelltes Haus und einen Personalstand von 16 Kapitularen, einem Laienbruder und fünf Novizen. Dies verwundert etwas, weil sich Propst Perkhofer vom Leben im Konvent sehr distanzierte, wurde doch noch vor der Wahl seines Nachfolgers vom Kapitel der Beschluss gefasst, der neue Propst hätte in Zukunft mit dem Konvent gemeinsam zu essen und sich des Bankettierens zu enthalten.

Unter seinem Nachfolger Michael Josef Maister (1670-1696) setzte sich die wirtschaftliche Blütezeit fort und es kam zum Eintritt zahlreicher Sprösslinge aus dem Adel des Landes (Stubenberg, Saurau, Schrattenbach, Zollner, Gloiach usw.), die bedeutende Geldmittel einbrachten. Allein die Aufnahme der zwei adeligen Brüder Wertelsperg brachte 120.000 Gulden. Auch die Übernahme der Stadtpfarre Hartberg zwischen 1676 und 1687 brachte beträchtliche Geldmittel, sodass Propst Maister den Plan fassen konnte, das noch immer mittelalterliche Stift und die Kirche völlig neu bauen zu lassen. Als er 1696 starb, waren der Nordtrakt, der Westtrakt und der Mitteltrakt bereits in wesentlichen Teilen fertig. Trotz dieser und anderer Investitionen hinterließ Propst Maister ein Kapital von 70.000 Gulden, die 120.000 Gulden für die Stiftskirche zusätzlich. Freilich waren die Stiftsgebäude noch unvollendet und der Neubau der Kirche noch gar nicht begonnen. Nach dem Tod Propst Maisters waren 18 Chorherren wahlberechtigt. Als auch der dritte Wahlgang keine Entscheidung brachte, weil auf beide Kandidaten je acht Stimmen fielen, entschied sich die Wahlkommission für Johann Ernst von Ortenhofen. Dem auf Schloss Limberg in der Weststeiermark Gebürtigen gelang es, das Stift und die große Kirche erfolgreich zu vollenden, weiters noch die Herrschaften Welsdorf und das Hartbergschlössl bei Fürstenfeld zu erwerben. Ortenhofen war ein kluger, aber auch gestrenger Oberer, der sich besonders des geistlichen Lebens seines Kapitels annahm. Endlich gelang es auch, die Pfarre Strallegg zu inkorporieren, was 1725 geschah, daraus 1727 die Pfarre Miesenbach zu gründen und das Ansehen des Wallfahrtsortes Pöllauberg zu mehren. Die gotische Wallfahrtskirche war ja schon unter Propst Maister barockisiert worden und 1707 auch Sitz einer eigenen Stiftspfarre geworden. Propst Ortenhofen war auch bemüht, den vorzüglichen Ruf wie das Ansehen des Stiftes betreffend die klösterliche Disziplin wie auch die gewissenhafte Verwaltung des Stiftsvermögens zu wahren und zu mehren. Auch findet unter seiner wie auch der Leitung seines Vorgängers ein steter Zuwachs von nicht wenigen adeligen, mitunter auch sehr vermögenden Novizen statt. Zu den negativen Erscheinungen während seiner Regierungszeit zählen mehrere Besitzstreitprozesse, der Kuruzzeneinfall im Jahr 1704 und das Pestjahr 1713. Ortenhofen hat nach den Pröpsten Perkhofer und Maister das Stift Pöllau weiter zur Blüte geführt und hat schließlich als wichtigste Quelle für die Stiftsgeschichte eine großangelegte Chronik verfasst, in der alle wichtigen Urkunden wörtlich angeführt sind. Durch die rege Bautätigkeit, die weit über das Stift hinausging, hat er das Pöllauer Tal ganz wesentlich mitgeprägt. Als er am 29. Juni 1743 starb, hinterließ er ein wohlbestelltes Haus. Bei der am 10. Februar 1744 durchgeführten Propstwahl fielen bereits beim ersten Wahlgang elf von 20 abgegebenen Stimmen auf das Konventmitglied Karl Josef Graf von Breuner. Der gebürtige Grazer hielt sich zum Leidwesen seiner Mitbrüder den Großteil seiner 32 jährigen Regierungszeit in Graz auf. Das Kapitel in Pöllau sah ihn kaum, sodass es ihn über den Bischof mahnen ließen, doch wenigstens ab und zu in Pöllau zu pontifizieren. Die Leitung des Stiftes oblag dem jeweiligen Dechant. Propst Breuner verstarb 1776 in Graz, sein Leichnam wurde nach Pöllau überführt und in der Prälatengruft beigesetzt. Das Stift Pöllau stand in schönster Blüte, als man am 12. Dezember 1776 zur letzten Propstwahl in der Pöllauer Stiftsgeschichte schritt. 22 Kapitulare waren wahlberechtigt, die höchste Zahl in Pöllau seit der Gründung. Auch die Wahl fiel ziemlich eindeutig aus, denn schon beim ersten Wahlgang erhielt Propst Anton Maria Edler von Rain 18 Stimmen; ein überaus gutes Ergebnis, ebenfalls einmalig in der Geschichte Pöllaus. Rain war fromm und sparsam, ließ in der Kirche noch vieles erneuern und erreichte mit 29 Kapitularen den Höchststand an Chorherren im Pöllauer Stift. Dennoch war er in wirtschaftlichen Dingen nicht sehr selbständig und ließ sich von einigen Chorherren zur Verpachtung der gesamten Stiftswirtschaft bewegen, ohne dass dafür triftige Gründe vorgelegen wären, was zu großen internen Streitigkeiten und zum Wunsch einiger Chorherren führte, das Stift aufzuheben, was in bald Wirklichkeit wurde. Propst Rain lebte nach der Aufhebung in Graz und verstarb dort 1793.

Aufhebung

Das Stift befand sich in gutem Zustand und zählte unter Propst Anton Maria Edler von Rain (1776-1785) mit 29 Konventualen den Höchststand an Chorherren seit der Gründung. Doch schlich sich unter den letzten Pröpsten wegen ihrer häufigen Abwesenheit vom Kloster sowohl im religiösen Leben als auch in wirtschaftlichen Belangen allmählich ein Niedergang ein, bedingt auch durch die fortschreitende Untertanenbefreiung unter Kaiserin Maria Theresia und Joseph II. Genannt sei vor allem das Robotpatent von 1778, auf Grund dessen die Untertanen ihre Robot mit Geld ablösen konnten. Dadurch kamen mehrere Stifte mit ihrem Wirtschaftsbetrieb in große Schwierigkeiten. In Pöllau rieten zwei intime Ratgeber dem Propst, die Stiftswirtschaft zu verpachten. Obwohl in der folgenden Kapitelsitzung die Mehrheit des Kapitels gegen eine Verpachtung war, hielt sich der Propst nicht an den Kapitelbeschluss und verpachtete 1783 die Stiftswirtschaft an Matthias Vinzenz Tauß, der damals Inspektor der bei Pöllau gelegenen Oberkapfenberger Gült war und seinen Sitz in Pöllau hatte. Nun gab es weitere, endlose Streitereien, die einen bis dahin nicht dagewesenen Unfrieden in die Reihen der Chorherren brachten, bis endlich am letzten März 1785 ein endgültiger Pachtvertrag auf zwölf Jahre zu Stande kam. Tauß nützte die Spaltung im Stift aus,um für sich möglichst viele Rechte und Vorteile herauszuholen, was ihm auch tatsächlich gelungen ist. Diese Verpachtung hatte aber im Konvent tiefe Zerwürfnisse zur Folge: Einzelne Chorherren nahmen für den Propst Partei, andere wieder für den Pächter und der Unfriede zog in die Klosterräume. Nach Dechant Kellner, damals selbst Chorherr, sollen sogar zwei Stiftsmitglieder namens des ganzen Konvents, der darüber in Unkenntnis gelassen wurde, mit dem Propst um die Aufhebung angesucht haben - ein Wunsch, dessen Erfüllung nicht lange auf sich warten ließ.

Kohlbach schreibt dazu: Am 18. Juni 1785 ward das Todesurteil über das Stift gefällt, am 30. Juni ward es ihm zugemittelt, am 11. Juli vollstreckt. Die kaiserliche Aufhebungsbestimmung trat bereits am 18. Juni 1785 in Kraft. Die Hofkommission in geistlichen Sachen bestellte am 30. Juni 1785 den Kreishauptmann Wolf- gang von Stubenberg zum Aufhebungskommissär mit folgendem Schreiben:

An das Stift Pöllau! Nachdem Se. k. k. Mayj. vermög allerhöchster Resulution unterm 18. Juni anni currentis das Stift gänzlich aufzuheben befunden haben, als wird solches Ihme Stift zur nachrichtlichen Wissenschaft mit dem Beysatze erinnert, daß man den mittels Rath und Kreis-Hauptmann Wolf Herrn von Stubenberg als Aufhebungs-Commissario benennet habe, dessen Verfügung und Anordnungen das Stift sich in allen gehorsamst zu unterziehen habenwird. Gratz, den 30. Juni 1785. Zu diesem Ende bemerkt Karner in seiner Monographie: Wie diese Stiftung unter Zank und Streit entstanden war, so ging sie auch durch Zank und Streit zu Ende.

Einen guten Über- und Einblick in den Besitzstand, die finanzielle und wirtschaftliche Situation wie überhaupt das Stift als Ganzes vermittelt das am 18. Juli 1785 vom Kommissar aufgenommene Aufhebungsinventar. Das aufgehobene Stift verfügte über ein Aktivvermögen von 427.750 Gulden, ein Reinvermögen von 421.811 Gulden. Am 13. Dezember 1785 betraute das Innerösterreichische Gubernium den Konventualen Franz Anton Kuglmayr mit der Administration, da der Propst erkrankt war. Der Dechant des Stiftes, Joseph von Hirschthal, wurde Pfarrer und provisorischer Dechant von Pöllau, die übrigen Mitglieder, die nicht in die Seelsorge gingen, erhielten 300 Gulden Pension. Zur Zeit der Aufhebung des Stiftes gab es 29 Konventualen, von denen manche auswärtige Seelsorgeposten antraten. Das Stiftsgebäude kam bis auf jenen Teil, der zur Wohnung der Geistlichkeit bestimmt war, samt allen Gütern und Gülten an den Religionsfonds. Nach dem Tod von Tauß 1790 wurde die Staatsverwaltung über das Gut eingerichtet, die Grundstücke mit Ausnahme der Waldungen wurden verpachtet. Der letzte Pächter begann 1935 mit Abverkäufen und überließ das Schloss 1941 der Marktgemeinde Pöllau , die es für Schulzwecke, Amtsräume, Privatwohnungen und Ausstellungen verwendet - 1994 fand hier die steirische Landesausstellung zum Thema Wallfahrten „Wege zur Kraft" statt. Der an die Kirche angrenzende Osttrakt ist Pfarrhof. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versuchten etliche ehemalige Mitglieder der Pöllauer Stiftsgeistlichkeit und die Bürgerschaft des Marktes eine Wiederherstellung des Chorherrenstiftes zu erreichen. Mit Hofkanzleiverordnung vom 3. Februar 1803 wurden die Versuche in dieser Richtung endgültig abgewiesen und den noch verbliebenen Chorherren die Möglichkeit gegeben, in das Stift Vorau einzutreten, wenn sie schon weiterhin in einer Kommunität leben wollten. Damit war das letzte Kapitel der Pöllauer Stiftsgeschichte endgültig zugeschlagen.

Wirtschaftliche Verhältnisse

Als Gründungsausstattung übergab Graf Christoph dem neuen Kloster Schloss und Feste Pöllau mit allem Zubehör sowie zahlreiche Ämter von der Neuberger Herrschaft Pöllau. Der genaue Umfang der Stiftsherrschaft ist in der Gründungsurkunde vom 28. August 1504 festgehalten. Der Aussteller widmete für das Stift Schloss und Feste Pöllau mit allem Zubehör und das Amt Prätis und das Amt des Perstler, beide in der Pöllauer Pfarre, das Sprenghofer Amt am Rabenwald, das Amt zu Dienersdorf und Hofkirchen , das Amt Schildbach in der Pfarre Hartberg, das Amt zu Miesenbach und Kaindorf, das Amt Strallegg, das Amt Ratten, das Amt in der Pfarre St. Jakob, das damals Peter Pock an der Brandstatt innehatte, das Amt auf der Öd in der Birkfelder Pfarre, weiters alle Fischwasser, Wälder, Forste und Almen, die zum Schloss gehörten, den Wildbann, die Zehente, den Anteil am Landgericht Waldbach etc. Er übergab seine Stiftung dem Schutz und der Vogtei des Kaisers.

Unter Propst Mistelberger ging es wirtschaftlich langsam bergauf und der Propst konnte, um das Stiftseinkommen zu heben, die 1502 von Gräfin Elisabeth an Georg von Rottal, Freiherrn zu Thalberg, versetzten drei Ämter Ratten, Waldbach und das Ödamt bei Birkfeld wieder zurücklösen. Den gesamten Besitzstand listet erstmals das Leibsteuerregister von 1527 auf. Dieses verzeichnet mehr als 500 Holden in 14 Ämtern: Markt Pöllau, Kalchegg, Prätis, Hofkirchen, Kaindorf, Ratten, Waldbach, Strallegg, Anger, Weiz, Oberrohr, Unterrohr, Schildbach und Hatzendorf, zusammen mit einer Summe von 122 Pfund 4 Schilling 8 Pfennig.

Der Niedergang ließ aber nicht lange auf sich warten. Da König Ferdinand nach der Belagerung Wiens durch die Türken zur Verteidigung des Landes Geld brauchte, forderte er mit Genehmigung des Papstes den vierten Teil des gesamten Kirchengutes, die ,,Quart" - seien doch die Klöster und Pfründen für die Erhaltung des christlichen Glaubens gegründet worden. Das Stift Pöllau musste 1530 dem Siegmund von Dietrichstein, Besitzer der Herrschaft Thalberg, die beiden großen Ämter Ratten und Waldbach, die Propst Mistelberger 17 Jahre vorher von Thalberg zurückgelöst hatte, um 2.292 Pfund verkaufen und im gleichen Jahr an das Stift Neuberg an der Mürz das Amt Rodaun unweit Baden bei Wien, das Katharina Stubenberg 1339 der Pfarrkirche Pöllau geschenkt hatte. Diesen drei großen Gülten folgten noch einige kleinere zur Tilgung der restlichen Quartschuld. Alles musste weit unter dem wirklichen Wert abgestoßen werden. Propst Muchitsch hatte in wirtschaftlichen Dingen eine weniger glückliche Hand. Als ihm die Regierung Misswirtschaft vorwirft, rechtfertigt er sich, er habe 5.000 Gulden in guten Doppeldukaten nach Pöllau mitgebracht und damit die Propstei gespickt, habe ferner trotz Missernten, Kriegszeiten, unerschwinglicher Steuern - die Gültsteuer ist inzwischen auf das Vierfache der Gült gestiegen - und Feuersbrunst das Vermögen des Stiftes um 6.000 Gulden vermehrt und das Klöster/zu solchem Pau erhöht, dass nit ein Ertl ist, das baufälligist.

Im Jahr 1596 kam es zu einem ersten großen Ämtertausch mit Hans Stadler. Pöllau gab das Sprenghoferamt und das Amt Öd bei Anger und erhielt dafür die Stadlischen Ämter Strallegg und Miesenbach. Im Jahr 1602 gelang es Propst Ritter, die 1596 verkauften Ämter Sprenghofer und Öd wiederum durch Kauf dem Stift zuzuführen. Auch weitere größere Zukäufe erbrachten zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen entscheidenden Zuwachs an Stiftsgütern, so 1604 das Stubenberger Amt Strallegg und 1607 die Untertanen in Kleinschlag. Schließlich war es Propst Perkhofer, der 1647 das Stadlische Amt Prätis und1650 Gut und Schloß Külml bei Anger erwerben konnte, das ab 1688 von den Pröpsten Maister und Ortenhofen für die Chorherren als Erholungsort ausgebaut und 1690 von Antonio Maderni mit Fresken ausgestattet wurde. Ein weiterer wesentlicher Zuwachs erfolgte durch den Erwerb der umfangreichen Herrschaft Welsdorf bei Fürstenfeld, wo das Stift einige Weingärten besaß. Diese kaufte Propst Ortenhofen bald nach seinem Amtsantritt 1701 von Johann Ernst von Gera. Die Herrschaft erlitt nur drei Jahre später beim Kuruzzeneinfall von 1704 schwere Schäden. Das Stift baute das Schloß Welsdorf als Sommersitz für die Chorherren aus. Neben diesen Besitzerweiterungen der Grundherrschaft kam es im Lauf der Zeit auch zu einigen Ankäufen von Häusern in Graz und Hartberg. Da für den Propst als Mitglied des Landtages und für die Novizen zum Besuch des Gymnasiums bzw. der Universität längere Aufenthalte in Graz unabdingbar waren, kaufte Propst Praithofer 1638 ein Haus in der Herrengasse, danach „Pöllauerhof" genannt, das 1721 als überflüssig wieder abgestoßen wurde, weil ein Jahr zuvor, 1720, von Propst Ortenhofen der „Pöllauerhof" am Mehlplatz angekauft worden war. Ihn verkaufte Propst Rain 1783 als letzte Pöllauer Besitzung in Graz kurz vor der Stiftsaufhebung. In der nahe gelegenen Stadt Hartberg erwarb Propst Maister 1684 von Graf Siegmund von Steinpeiß ein Freihaus in der Hofgasse, das jedoch schon sein Nachfolger Ortenhofen 1720 weiterverkaufte. Dieses so genannte „Steinpeiß-Haus" beherbergt heute ein Museum. Eine große Einnahmequelle verschaffte sich Propst Maister dadurch, dass er Kaiser Leopold zu bewegen verstand, ihm zweimal auf fünf Jahre (1676-1686) die Stadtpfarre Hartberg zu verleihen, und mit dem Eintritt der jungen Brüder Philipp und Georg Ritter von Wertelsberg im Jahr 1695 kamen rund 120.000 Gulden als Erbgut an das Stift. 1674 vermachte die Gräfin Erdödi dem Stift testamentarisch 1.000 Gulden. Kein Wunder, dass Propst Maister mit den vorhandenen Geldern den Stiftsbesitz durch Zukäufe vergrößern und vor allem eine großangelegte Bautätigkeiten entfalten konnte.

Propst Ortenhofen wirtschaftete im Sinne seines Vorgängers weiter, doch als er 1743 starb, folgte auf diese Blütezeit ein jäher Niedergang. Propst Breuner (1744-1776) hielt sich vorwiegend in Graz auf und überließ die Leitung des Stiftes dem Dechant. Die intimen Berater von Propst Rain, die beiden Chorherren Matthäus Scherf und Ferdinand Wirth, redeten dem Propst die Verpachtung der Wirtschaft ein, womit der Untergang des Stiftes Pöllau im Jahr 1783 begann. Zur Zeit der Stiftsaufhebung befanden sich die Pöllauer Untertanen in 17 Pfarren: Pöllau, Pöllauberg, Strallegg, Miesenbach, Birkfeld, Koglhof, Anger, Stubenberg, Kaindorf, Pischelsdorf, Hartberg, Grafendorf, Ratten, St. Jakob im Walde, Fischbach, Wenigzell und Vorau. Das Visitationsprotokoll von 1544 wie auch die von Propst Mitterhauser 1568 vorgelegte Zusammenstellung aller Einkünfte und Ausgaben vermitteln einen guten Einblick in die Stiftswirtschaft. Das wirtschaftliche Zentrum des Stiftes war der Meierhof. Dieser lag außerhalb der Wehrmauer und des Wehrgrabens, wird schon 1459 genannt, wurde 1577 unter Propst Mitterhauser grundlegend umgebaut und wird 1802 als der einzige bei der Herrschaft befindliche Meierhof bezeichnet. Zum Meierhof gehörten zwölf Felder, weiters fünf Wiesen (1754), die zum Teil weit von Pöllau entfernt waren. An Wäldern besaß das Stift den Rabenwald, den Masenbergwald bei Vorau, den Hochburgwald bei Stubenberg, den Mäßwald an der Safen, den Eichleitenwald an der Safen, den so genannten Tutenwald neben dem Markt Pöllau und den Wald in der Steinleiten am Pöllauberg.

Nicht ohne Bedeutung für das Stift waren auch die Almwirtschaft sowie die Teichwirtschaft, im Zentrum derer die beiden großen Teiche in Winzendorf (früher „Eichleiten" -Teiche genannt) standen, wo sich auch das stiftische Teichhaus - um 1540 gebaut und einst mit einer Kapelle versehen - befindet. Wirtschaftlich von geringerer Bedeutung war der Weinbau. Die meisten Weingärten lagen in Stiftsnähe: am Winzenberg, am Vockenberg, bei Hartberg usw.

Bibliothek

Wie in jedem Kloster war auch in dem erst spät gegründeten Pöllau ein Stiftsgebäude ohne Bibliothek wohl undenkbar, wenngleich für das 16. Jahrhundert überhaupt keine und für das 17. Jahrhundert nur ganz wenige Nachrichten vorliegen. Erst im ältesten noch erhaltenen Nachlassinventar, das am 24. Juli 1600 nach dem Tod des Propstes Peter Muchitsch aufgenommen wurde, finden sich die ersten Hinweise auf einen vorhandenen Buchbestand. Dort notierten die Kommissäre auf Blatt 4v: Inn der Probstei Stuben. Allerlay Püecher zu dem Gottshauß gehörig, sein bei 65 befunden worden. Hier scheint es sich wohl primär um die Handbibliothek des verstorbenen Propstes Muchitsch gehandelt zu haben, der schon zu seiner Zeit an der Wiener Universität als entschiedener Kämpfer gegen die Tübinger lutherischen Theologen aufgetreten ist und zahlreiche Streitschriften verfaßte, die natürlich Entgegnungen zur Folge hatten, sodass dieser Propst überregionale Bekanntheit genoss.

Des weiteren notierten die Kommissäre im Inventar auf Blatt 6r überraschenderweise eine Studierstube mit eigenem Bücherbestand: Inn Studorio. Item bey 98 allerlay gross und claine Püecher. Und erst auf Blatt 9v wird ein eigener Bibliotheksraum ausgewiesen: Inn der Liberej. Allerlay allte Püecher bei 160, darunndter die maisten juristisch. Es ist dies der erste Beleg für die Existenz der Klosterbibliothek. Als Propst Ortenhofen im Jahr 1689 in Pöllau eintrat, gab es, wie er selber schreibt, keine ordentliche Bibliothek. Die Bücher waren in einer alten Kammer mit einem einzigen Fenster untergebracht. Die spätere Stiftsbibliothek war in Propst Maisters (1670-1696) Plan für das neue Stiftsgebäude miteinbezogen. Der Bau wurde von 1690 bis 1696 auf- und von seinem Nachfolger Ortenhofen 1698 zu Ende geführt. In den Raum im Mitteltrakt, heute als Festsaal in öffentlicher Benützung stehend, gelangt man durch ein von Remigius Homer um 1720 geschaffenes, prächtiges Holzportal. Die Decke des weiträumigen Saales ist zur Gänze mit Fresken von Antonio Maderni aus 1698 geschmückt.

Das Aufhebungs-Inventar von 1785 verzeichnet unter Nr. 48 auch Die Bibliothek und führt 10 fournirte Bücher-Kasten mit vergöldten Zierathen und Kirchen Lehrer im Schätzwert von 100 Gulden an sowie fünf kleinere Kästen zu je einem Gulden; zum Buchbestand fehlt jegliche Notiz. Weiters notierten die Aufhebungskommissäre in der Bibliothek zwei Globen, zwei Bücher Windten und ein ein Klafter langes Einhorn in einem Futerall. Keiner der hier einst aufgestellten Bücherschränke blieb erhalten wie überhaupt das einst auf ihnen abgestellte Buch gut zur Gänze verloren ging und sich die Pöllauer Bibliothek mit der Stiftsaufhebung förmlich in das Nichts auflöste.

Bau- und Kunstgeschichte

Mit der Gründung des Chorherrenstiftes zog im Jahr 1504 als erster Propst der Vorauer Chorherr Ulrich von Trautmannsdorf mit einigen aus Vorau mitgenommenen Chorherren in die alte Burg der Stubenberger ein, die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts als Stiftsanlage dienen sollte. Sie übernahmen eine Wasserburg, deren Gräben noch 1640 mit Wasser gefüllt waren und von der wichtige Mauerteile noch heute an der West- und Südseite des Stiftsgebäudes zu sehen sind. In dieser mittelalterlichen Burg war anfänglich wenig Raum vorhanden, wohnten 1504 doch noch 40 Hausangestellte in der Burg, und auch Graf Christoph von St. Georgen-Pösing hatte hier auf Lebenszeit seine Wohn- und Genussrechte.

An einen Um- bzw. Erweiterungsbau war anfänglich auch aus finanziellen Gründen nicht zu denken. Erst 1513 konnte Propst Mistelberger im Nordtrakt einen Erweiterungsbau aufführen, ansonsten scheint das ganze 16. Jahrhundert hindurch die Bautätigkeit geruht zu haben. Die Visitationskommission beurteilte 1544 den baulichen Zustand folgendermaßen: Das Closter oder Gotshauß ist auch in zimblichen gueten Paw und derzeit an denselben der Gelegenhait und Nodturfft nach khain Mengl befunden. Selbst Propst Muchitsch (1586-1600) lobte den Bauzustand, als ihm die Regierung Misswirtschaft vorwarf, dass er das Vermögen des Stiftes um 6.000 Gulden vermehrt und das Klösterl zu solchem Pau erhöbt, dass nit ein Ertl ist, das baufälligist.

Erst gegen 1630 ließ Propst Praithofer ein neues Refektorium errichten und die Prälatur umbauen. Das heutige Zweihöfesystem wurde um 1645 geschaffen, doch erst unter Propst Maister (1669-1696) war es möglich, an einen Neubau der gesamten Stiftsanlage zu denken. Propst Maister begann schon 1677 mit dem Neubau des Getreidespeichers und errichtete 1695 neben dem 1577 erbauten Meierhof ein neues Meierhaus. Der Nordtrakt erhielt nun zwei Obergeschosse; der Nord- und Osttrakt konnten gegen 1694 abgeschlossen werden. Der nächste Schritt war nun bis 1698 der Neubau des Mitteltraktes mit der Hofkanzlei und darüber der Stiftsbibliothek. Noch in die Zeit von Propst Maister fällt die erste Planungsphase der gesamten Stiftsanlage, die 1670 begann und 1680 zur Zeit der Vischer-Stiche schon abgeschlossen war. So bringt uns Georg Matthäus Vischer die einzigen überlieferten Idealansichten des Stiftes, denen wohl die Originalpläne zu Grunde lagen.

Vergleiche mit den Stiftsbauten von St. Lambrecht und der Basilika Mariazell lassen den Schluss zu, Propst Maister habe zuerst mit Domenico Sciassia geplant. Mit dessen Tod im Jahre 1679 wird wohl der Hauptteil der Planung bereits abgeschlossen gewesen sein. In Maisters Planung mag auch schon der Neubau der Kirche miteinbezogen gewesen sein, denn er selbst schildert in einem Schreiben an den Kaiser die engen Verhältnisse in der alten Kirche: Die Pfarre habe 5.000 Seelen. Das klein und eng Khürchel, das baufällig ist, fasst aber kaum 2.000 Menschen. Bei großen Festen passiert es fast jedes Jahr, dass im Gedränge drei oder vier Kinder im Mutterleib erdrückt werden. Es komme auch öfters vor, dass der Priester zum Altar gar nicht durchkommt und wieder umkehren muss oder dass ihm der Kelch aus den Händen geschlagen wird. Es kann an den Festen niemand niederknien oder wegen des Geschwätzes ist das Predigen unmöglich. Beim Kommunion austeilen ist es durch die Drängerei schon passiert, dass der Priester die Hostien verschüttet hat.

Propst Maister gebührt noch ein weiterer ganz besonderer Verdienst, nämlich die Förderung des steirischen Barockmalers Mathias von Görz. Er nahm den jungen Mathias, ein Waisenkind aus Gleisdorf, geboren1672, im Stift auf und ermöglichte ihm die Schulbildung. Als der Propst das bildnerische Genie in diesem Knaben erkannte, schickte er ihn zum Grazer Maler Mathias Echter, wo er wiederum auf Kosten des Stiftes seine Lehrzeit verbringen konnte. Anschließend folgten Studienreisen nach Italien und Wien, wo er entscheidende Kunstwerke kennenlernen und studieren konnte. So finden wir in Pöllau zahlreiche Hinweise auf seine ltalienaufenthalte und vor allem auf den Einfluss, den J. M. Rottmayr in Wien auf ihn ausübte. Wenngleich Propst Maister testamentarisch verfügt haben soll, Mathias von Görz mit den malerischen Arbeiten im Stift zu betrauen, so wurde doch noch von Maister selber der Grazer Maler Antonio Maderni für die Arbeiten auf Schloss Külml herangezogen. Als 1698 die Bibliothek fertig war, wurde Maderni auch zur Ausschmückung dieses Raumes bestellt und ihm auch die Ausgestaltung der Stiftskirche in Aussicht gestellt. Allein Maderni starb schon 1702, und schließlich kehrte Görz doch nach Pöllau zurück, wo ihm Ortenhofen sogleich den Auftrag für Stiftskirche und Sakristei übertrug. Propst Maister erlebt die Fertigstellung des Stiftsgebäudes nicht, er stirbt 1696. Bis dahin sind aber wesentliche Teile fertig, so 1694 der gesamte Nordtrakt sowie große Teile von West- und Osttrakt. Erst 1698 kann der Mitteltrakt und damit die beabsichtigte Doppelhoflösung vollendet werden. Zu dieser Zeit ist der steirische Maurermeister Jakob Schmerlaib führend am Stiftsbau beschäftigt. Maisters Nachfolger, Propst Johann Ernst von Ortenhofen, setzt 1697 alles daran, um das Werk seines Vorgängers gut zu Ende führen zu können. Damit ist aber auch das Einfließen neuer Ideen sehr wahrscheinlich, ja geradezu verständlich.

Gegen 1700 war es dann soweit, auch mit der Stiftskirche beginnen zu können. Nun aber wurde 1701 mit Joachim Carlone ein Bauvertrag geschlossen, dem der später bekannte Baumeister und Kunsttischler Remigius Homer als führender Baupolier unterstellt wurde. Die Hauptlast beim 1701 begonnenen Neubau der Stiftskirche trägt aber nicht der Baumeister Joachim Carlone – er kommt höchstens dreimal pro Jahr zur Überprüfung des Baufortschrittes nach Pöllau-, sondern ein Kollegium von zwei Baupolieren, wovon einer sicherlich der Pöllauer Remigius Homer war. Als Steinl-Schüler bringt er die Idee der geschwungenen Emporenbrüstungen nach Pöllau mit. In seinen eigenen Kirchenbauten kommen immer wieder Motive aus seinem Erstlingswerk, der Stiftskirche Pöllau, vor, aber auch sehr viel aus seiner Zeit bei Matthias Steinl. Der zweite Polier könnte der Pöllauer Maurer Peter Schickh gewesen sein; er verstarb 1717 beim Bau der Pfarrkirche Pottendorf in Niederösterreich. Joachim Carlone standen neben zwei Polieren 20 Gesellen und zwei Lehrjungen zur Verfügung, weiters standen die Pfarrbewohner mit Geld- und vor allem Robotleistungen hinter dem Kirchenbau. Noch 1701 wurde mit dem Heranbringen der Baumaterialien begonnen, wobei die Waldungen des Schlosses Lehenshofen am Rabenwald eine große Menge Bauholz einbrachten, während sich auch Stift Vorau mit entsprechenden Holzspenden einstellte.

Im Jahr 1712 war die Kirche innen so weit fertig, dass Mathias von Görz mit den Malereien beginnen konnte. Er begann in Kuppel und Konchen, führte die Arbeiten 1715 im Presbyterium fort und arbeitete von l. Mai bis 30. November 1718 am großen Gemälde der Langhaustonne. Aber schon am 12. Juni 1716 nahm Propst Ortenhofen die feierliche Benediktion der Stiftskirche vor.

Nun galt es noch, die Kirche mit Einrichtungsgegenständen zu versehen. Görz hatte 1715 einen gemalten Hochaltar errichtet, 1722 lieferte Hackhofer das Rosenkranzbild, dem 1723 bis 1724 die beiden Altarbauten in den Konchen folgten. 1724 kam der Apostelaltar, 1726 eine neue Glocke, 1727 der Dreikönigsaltar, 1730 eine weitere neue Glocke und schließlich 1739 die große Stiftsorgel von Johann Georg Mitterreither mit 24 Registern, womit sich die Ausstattung unter Propst Ortenhofen erschöpfte.

Baugeschichtlich von Interesse sind aber noch die Arbeiten am Stiftsgebäude. So wurde 1710 die Winterprälatur fertiggestellt. Sie befindet sich im Mitteltrakt zwischen Bibliothek und neuer Stiftskirche. Dieser Bau blieb ja vorerst unvollendet und konnte erst nach der Abtragung der alten Stiftskirche ergänzt werden. Gleichzeitig ließ Ortenhofen auch die Sommerprälatur mit dem Stiegenaufgang im kleinen Stiftshof umbauen. Durch die Abtragung der alten Stiftskirche fehlte noch das Verbindungsstück zwischen Stiftsgebäude und neuer Kirche. Hier wurde 1723 die Sakristei fertig gestellt und darüber der Winterchor eingerichtet, während der Sommerchor hinter der großen Stiftsorgel eingebaut wurde. Die Sakristei wurde erst 1723 fertig gestellt. Die Möbel wurden, unter Verwendung älterer Teile, von Remigius Homers Tischlerwerkstätte zusammengenstellt, die Gemälde stammen von Mathias von Görz. Am großen Deckenbild wiederholt sich das Geschehen der Bilder im Langhaus und in der Kuppel der Kirche, nämlich die Kreuzerhöhung mit wörtlicher Wiedergabe der Kreuzszene vom Langhaus und die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Von ikonografischer Bedeutung aber ist das Programm der seitlich angebrachten Gemälde, Inschriften, Embleme und Allegorien. Sie haben eigentlich nur ein großes Ziel, nämlich die Ausdeutung des Priesterbildes der katholischen Kirche durch Vorstellung besonderer Heiligen, der Tugenden und Eigenschaften, sowie kleiner Lehrstücke in den Emblemen.

Mit dem Neubau des 1504 in die alte Burg Pöllau verlegten Chorherrenstiftes in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts ist die derzeit erhaltene Bauform errichtet worden. Es entspricht durchaus dem Willen und der Geisteshaltung der beiden Prälaten Maister und Ortenhofen, für diesen Stiftsneubau die besten zur Verfügung stehenden Kräfte als Berater gewählt und als ausführende Künstler eingestellt zu haben. Abgesehen von Stiftskirche und Sakristei hat sich von der alten Ausstattung trotz der Aufhebung des Stiftes 1785 dennoch manches erhalten, z. B. Kamin und Stuckdecke im ehemaligen Refektorium aus dem Jahr 1694 und vor allem die ehemalige Stiftsbibliothek, heute Festsaal, mit Deckenfresken der Allegorien geistlicher und weltlicher Wissenschaften, gemalt 1699 von Antonio Maderni nach dem Vorbild im Palazzo Barberini (Pietro da Cortona) in Rom. Das schöne Holzportal stammt wie die meisten noch erhaltenen Bildhauerarbeiten an Möbeln und Türen von Remigius Homer. Im Ecksaal der ehemaligen Prälatur (heute Musikschule) erblicken wir die letzten Deckenfresken des Mathias von Görz aus dem Jahr 1731, die Verherrlichung der Malerei darstellend.

Archiv

Die Aufhebung des Stiftes im Jahr 1785 hatte den Verlust des größten Teiles des Archivs zur Folge, indem das Archiv pfundweise hindan gegeben wurde. Nur Weniges blieb erhalten wie z.B .verstreute Urkunden und Akten in fremden Archiven bzw. jener geringe Quellenbestand, der sich im Steiermärkischen Landesarchiv unter „Sonderarchiv Stift Pöllau" findet. Die Urkunden befanden sich im Besitz des Inhabers der Stiftsherrschaft, Ministerialrat Raimund Graf Lamberg, mit dessen Einverständnis sie Josef Karner 1852 dem Historischen Verein für Steiermark übergab, von dem sie in das Landesarchiv gelangten. Die als reines Wunschdenken bei vielen Geschichtsforschern vorherrschende Meinung, das Pöllauer Stiftsarchiv sei dem Stiftsarchiv Vorau übergeben worden und dort vorfindig, trifft leider nicht zu.

Von den grundherrschaftlichen Quellen fehlen sämtliche älteren Urbare bis zum Theresianischen Kataster von 1754 - abschriftlich liegen mehrere im Visitationsprotokoll von 1544 und in der Chronik von Ortenhofen vor. Nur aus dem 16. Jahrhundert blieben einige Auflistungen wie das Leibsteuerregister von 1527, die Gültschätzung von 1542 oder das Rauchgeld von 1572 im Original erhalten. Ein besonderes Augenmerk scheint dem Archiv von den Pöllauer Chorherren nicht geschenkt worden zu sein, denn als der spätere Propst Johann Ernst von Ortenhofen 1689in das Stift eintrat, interessierte er sich sogleich für Archiv und Bibliothek. Was er vorfand, war für ein Haus dieses Ranges mehr als bescheiden: In einer alten Kammer mit einem einzigen Fenster waren die Bücher untergebracht. Das Archiv war so eng, dass man die Dokumente auf den Boden legen musste. Kanzlei gab es überhaupt keine. Im Nachlassinventar von 1600 nach dem Tod des Propstes Muchitsch wird nur so nebenbei als letzter Posten bei der Aufzählung des Silbergeschmeides vermerkt: Zwölf Schubladen, darinnen allerlay Urbaria, briefliche Urkhunden und Rechtshanndlungen das Gottshauß und die Unnderthanen der Probstey betreffent. Propst Ortenhofen (1697-1743) war der erste, der ein geordnetes Archiv einrichten ließ. Als im Jahr 1723 der kurze Verbindungstrakt zwischen dem Presbyterium und dem Osttrakt des Stiftes gebaut wurde, richtete man im ersten Stock einen eigenen Raum für das Archiv ein. Nicht wenige der dort aufbewahrten Schriftstücke blieben uns zumindest abschriftlich erhalten, denn zwischen 1715 und 1720 begann Ortenhofen mit der Abfassung einer kompletten Stiftsgeschichte, der Historica Descriptio Collegii Pöllensis, in der er sämtliche wichtigen Urkunden wörtlich wiedergibt, kommentiert und dazwischen auch so manche Tagesereignisse einfließen lässt. Von diesem Quellenwerk befindet sich je ein Exemplar im Steiermärkischen Landesarchiv und im Diözesanarchiv Graz. Zahlreiche Urkundenabschriften bringt weiters Joseph Karner in seiner Pöllau-Monographie, aufliegend als Codex 101 mit 1.042 Seiten in Folio-Format in der Vorauer Handschriftensammlung.

Ansichten und Pläne

Nach dem Verlust des Archivs und der Bibliothek ist verständlicherweise auch die Anzahl der Ansichten relativ rar. Die bekannten seien kurz angeführt: Die älteste Ansicht der Klosteranlage vor dem Umbau bringt Georg Matthäus Vischer in seinem 1681 erschienenen Schlösserbuch (Faksimile-Nachdruck 1975 Nr. 311; Nr. 312 u. 313 zeigen bereits den um 1670 begonnenen Um- bzw. Neubau in einer Idealansicht). Eine weitere Idealansicht des Stiftes findet sich im kleinen Freskensaal als Fresko. Ein Wallfahrtsbildchen (Kupferstich) von Pöllauberg aus dem 18. Jahrhundert zeigt auch die ganze Stiftsanlage. Die fast idente Darstellung bringt das Altarblatt (Ölgemälde, 18. Jahrhundert) eines Seitenaltares in der Wallfahrtskirche Pöllauberg. Nicht uninteressant ist die inmitten des Marktes dargestellte Stiftsanlage auf einem Ölgemälde um 1840.


Sphragistik und Heraldik

Siegel

Das im Gründungsjahr 1504 des Stiftes angefertige Kapitelsiegel zeigt im reich mit Sternchen besäten Feld nebeneinander auf einem Stufenpodest stehend links in ganzer Gestalt die mit einer Laubkrone mit einem Bügel gekrönte und in einen langen Mantel gehüllte Muttergottes mit dem unbekleidete auf ihrem rechten Arm sitzenden Jesusknaben. Beide Gestalten sind nicht nimbiert. Rechts von ihr steht ihr zugewendet in einem fürstlichen langen Gewand, mit einer Kappe auf seinem von einem Strahlenschein umgebenen Kopf der heilige Veit. Er hält rechts einen Becher, aus dem eine kleine Flamme schlägt, und links die Palme der Märtyrer. Die kapitale Inschrift befindet sich auf einem zweigeteilten Schriftband, das um die Seitenlinie gewunden und an den Enden eingerollt ist: SIGILLVM · CO(n)VENTUS / M / ONASTERII · Z(u) · POLAN Zwischen den Köpfen der beiden Heiligen ist die Jahreszahl 1504 zu lesen. In der Umschrift sind alle Buchstaben N seitenverkehrt gestochen.

Wappen

Das Pöllauer Kapitel unter Propst Johannes Mistelberger erhielt von Kaiser Maximilian I. einen Wappenbrief mit dem Privileg ein eigenes Stiftswappen führen zu dürfen. Die Urkunde darüber mit der Datierung 1514 III 18, Linz ist noch im Steiermärkischen Landesarchiv als Original erhalten.Es enthält eine genaue Beschreibung des verliehenen Wappens sowie zentral eine farbige Abbildung desselben. Die Blasonierung ist allerdings im zeitgenössischen heraldischen Gebrauch verfasst und auf den damaligen Propst bezogen. So werden die in den beiden oberen Außenfeldern dargestellten pflanzlichen Gebilde redend „Mistel" genannt. Die heutige Wappenbeschreibung lautet: Geteilt, oben zweimal gespalten in drei Felder. In Feld 1 in Rot aus einer Pflanze mit grünen Blättern und einer Wurzel wachsend St. Veit, golden nirnbiert und in goldenem Unterkleid und einem über die linke Schulter geworfenen silbernen Mantel. Er trägt in der Rechten eine Märtyrerpalme von Silber und links den goldenen Ölkessel. In Feld 2 nach heraldisch links sehend ein roter Adler. In Feld 3 in Rot aus einer grünen Blüte mit Wurzel wachsend die Mutter Gottes mit einer silbernen Krone. Sie trägt auf ihrem rechten Arm und ihr zugewendet das unbekleidete Kind. Ihr Untergewand ist blau, der darüber geworfene Mantel von Silber. Ihre Linke hält ein Lilienzepter und beide Gestalten sind nimbiert. Unten in Schwarz nach heraldisch links laufend ein silberner Wolf mit einer roten Zunge und emporgereckter Lunte. Über dem Schild sind im Wappenbrief eine silberne Mitra und das Pedum dargestellt. Der silberne Wolf geht auf das Stiftergeschlecht der Herren von Neidberg /Neuberg bei Hartberg zurück, die bis zu ihrem Erlöschen diese Wappenfigur in gleicher Tinktur führten. Die Herkunft des roten Adlers ist in der Beschreibung nicht angegeben, jedoch das Wappenbild Kaiser Maximilians als gefürsteter Graf zu Tirol.

Gedruckte Quellen

  • Johannes Antonius Zunggo: Apocrisis seu responsio ad apologiam, qua asseritur clare perhiberi, quod iura fundationis collegii Pöllensis Can. Reg. in Styria L. B. de Neuperg solum radicaliter, principaliter vero Augustissimis Frideico IV. Imperatori et Maximiliano I. tunc Romanorum Regi deferenda sint. Graecii 1750.
  • Aquilin Julius Caesar: Annales sucatus Sturiae. Band III. Viennae 1777.
  • Albert Muchar: Geschichtliche Notizen des vormaligen lateranesischen Chorherrenstiftes Pöllau im Grätzer Kreise. In: Steiermärkische Zeitschrift N. F. 8. 1846, S. 90–101.
  • Josef Chmel: Fraternitätsbuch des Chorherrenstiftes Pöllau in der Steiermark. In: Notizenblatt. Beilage zu Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Wien 1857, S. 248–251 und 261–264.
  • Franz Pichler: Die Urbare, urbarialen Aufzeichnungen und Grundbücher der Steiermark. Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs. Band 3/II. Graz 1977, S. 1065–1071.
  • Ferdinand Hutz: Die Urkunden des Stiftes Vorau 1161–1600. Quellen aus steirischen Archiven Band 1. Graz 2000.

Literatur

  • Gottfried Allmer: Geschichte des Marktes Pöllau. Pöllau 1993.
  • Gottfried Allmer: Stifts- und Pfarrkirche St. Veit in Pöllau. Salzburg 1995 (Christliche Kunststätten Österreichs, 224).
  • Karl Amon: Die Chorherrenstifte der Steiermark. In: In Unum Congregati 35 (1988), S. 21–33.
  • Robert Barvalle: Burgen und Schlösser der Steiermark. Graz 1961, S. 223–225.
  • Walter Brunner: Strallegg. Strallegg 1995, S. 207–211.
  • Franz Xaver Durach: Das Augustiner-Chorherrenstift Pöllau. Diss. Univ. Graz. Graz 1952.
  • Alfons Egle: Geschichte des Marktes Pöllau in Steiermark. Graz 1893.
  • Susanne Haupt: Das Steinpeißhaus. In: Steinpeißer. Zeitschrift des Historischen Vereins Hartberg 4 (1996/97), S. 3–7.
  • Stephan Hiero: Propst Mudlitsch von Pöllau. Ein Lebensbild in der Zeit der Gegenreformation. Diss. Univ. Graz. Graz 1952.
  • Rudolf Höfer: Die landesfürstliche Visitation der Pfarren und Klöster in der Steiermark in den Jahren 1544/1545. Graz 1992 (Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, 14).
  • Ferdinand Hutz: Miesenbach in Vergangenheit und Gegenwart. Miesenbach 2003, S. 161–256.
  • Ferdinand Hutz: Archiv und Bibliothek des einstigen Chorherrenstiftes Pöllau. In: Blätter für Heimatkunde Steiermark 78 (2004), S. 119–123.
  • Adalbert Klaar: Zur Baugeschichte des ehemaligen Chorherrenstiftes Pöllau. In: Blätter für Heimatkunde 40 (1966), S. 8–14.
  • Konrad Kniely: Der Name „Pöllau" und seine Verwandten. In: Blätter für Heimatkunde 8 (1930), S. 50–54.
  • Rochus Kohlbach: Die Stifte Steiermarks. Ein Ehrenbuch der Heimat. Graz 1953.
  • Johann Köhldorfer: Besitzgeschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes Pöllau. 2 Bände. Diss. Univ. Graz. Graz 1984.
  • Peter Krenn: Die Oststeiermark. Salzburg 1981 (Österreichische Kunstmonographie, XI), S. 219–223.
  • Kurt Kühndl: Die Kontroverse des Pöllauer Propstes Peter Muchitsch mit den Württemberger Theologen in den Jahren 1588/90. Diss. Univ. Graz. Graz 1957.
  • Robert Meeraus: Die ehemalige Stiftskirche von Pöllau und ihr Maler Mathias von Görz. Diss. Univ. Graz. Graz 1925.
  • Robert Meeraus: Die Bedeutung von Pöllau für die Kunstgeschichte in Steiermark. In: Blätter für Heimatkunde 8 (1930), S. 46–50.
  • Albert Muchar: Geschichtliche Notizen des vormaligen lateranensischen Chorherrenstiftes Pöllau im Grätzer Kreise. In: Steiermärkische Zeitschrift N.F. 8 (1846), S. 90–101.
  • Hans Pirchegger: Der heilige Veit in Steiermark. In: Aus Archiv und Chronik. Blätter für Seckauer Diözesangeschichte 3 (1950), S. 33–36.
  • Kulturreferat der Marktgemeinde Pöllau (Hg.): Vergangenheit und Gegenwart. Pöllau 1977.
  • Fritz Posch: Die Besiedlung des Pöllauer Kessels ... In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 78 (1987), S. 15–67.
  • Fritz Posch: Geschichte des Verwaltungsbezirkes Hartberg. Band 2. Graz / Hartberg 1990, S. 368–396.
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