Sacra.Wiki Liste der Pfarren des Stiftes Pöllau

Liste der Pfarren des Stiftes Pöllau

Aus Sacra.Wiki



Die relativ späte Stiftsgründung war der Inkorporierung von Pfarren – diese galt in erster Linie der materiellen Hilfe und wirtschaftlichen Sicherstellung des Stiftes – nicht gerade förderlich. Propst Maister (1669–1696) hielt es für einen großen Repräsentationsmangel seines Stiftes – von den finanziellen Vorteilen abgesehen –, dass im Gegensatz zu Vorau und anderen Stiften keine einzige auswärtige Pfarre inkorporiert war. Nach der Inkorporierung der Pfarre Pöllau wie auch des Nikolausbenefiziums im Jahr 1505 blieben weitere Versuche, zu einer inkorporierten Pfarre zu gelangen, vorerst in den Anfängen stecken. So wurde die Pfarre Pischelsdorf in den Jahren 1613 bis 1617 dem Stift verpachtet und in der Person des Chorherrn Johannes Hann auch von Pöllau aus betreut, doch gelang es Wolfgang Grasperger, Erzpriester von Gratwein, die Pfarre nach 1617 wieder dem Stift zu entfremden, indem er selbst Pfarrer von Pischelsdorf wurde. Ähnlich verhielt es sich mit der Stadtpfarre Hartberg, die Propst Maister 1675 vom Kaiser auf fünf Jahre verliehen wurde, doch ließ die erzbischöfliche Konfirmation lange auf sich warten, da der Titularbischof noch nicht auf Hartberg resigniert hatte. Erst am 7. September 1676 wurde im Pfarrhof Hartberg die Inventur vorgenommen und am folgenden Tag Propst Maister als neuer Stadtpfarrer von Hartberg installiert. Als erster Pfarrvikar wurde der Chorherr Sigmund Paar nach Hartberg berufen. Als nach fünf Jahren die Zeit um war, wandte sich Propst Maister wiederum an den Kaiser mit der Bitte, ihm die Stadtpfarre auf weitere Zeit zu überlassen. Schon 1676 hatte das Stift Pöllau die Verpflichtung eingehen müssen, in Hartberg einen neuen Pfarrhof zu erbauen. Obwohl die innerösterreichische Regierungskommission vorschlug, die Pfarre Hartberg nur auf drei Jahre dem Stift Pöllau zu übergeben, verlieh der Kaiser die Pfarre wiederum auf fünf Jahre an Pöllau. Da die fünf Jahre der erzbischöflichen Verleihung erst 1681 abliefen und Propst Maister in Salzburg die kaiserliche Verleihung von 1680 auf weitere fünf Jahre vorlegte, zeigte man sich dort ziemlich verstimmt und erst im Oktober 1682 wurde dem Propst auch die erzbischöfliche Genehmigung erteilt, allerdings mit der eindringlichen Mahnung, den Pfarrhof errichten zu lassen. Als 1685 die fünf Jahre wiederum verstrichen waren, wandte sich Propst Maister an den Kaiser und bat, ihm die Stadtpfarre Hartberg wenigstens auf zehn bis zwölf Jahre zu verleihen. Tatsächlich erwirkte Propst Maister bei Kaiser Leopold die Verleihung der Pfarre Hartberg auf weitere zehn Jahre, doch musste sich der Propst um die erzbischöfliche Zustimmung dafür selbst kümmern, und diese blieb ihm versagt.

Pöllau

Die Pfarre Pöllau war im Mittelalter reich ausgestattet und hatte einen stattlichen Gültbesitz, was auch der Grund war, dass das Stift ihre Einverleibung anstrebte. Hans von Neuberg dachte bei der Gründung des Stiftes noch an keine Inkorporierung der Pfarre, doch sowohl seine Schwester Elisabeth wie ihr Gemahl Graf Christoph strebten eine solche an. Als der Pfarrer Alban Kogler 1504 auf die Pfarre resignierte, suchte der Propst Ulrich in Rom um die Inkorporation an und begründete sein Gesuch mit den geringen Einkünften des Stiftes. Durch die Inkorporation würden die Einkünfte des Stiftes jährlich um 12 Mark gesteigert. Diese erfolgte mit Bulle vom 8. Februar 1505. Dadurch kam das Stift auch in den Besitz der Pfründe, des Pfarrzehents und einer Mühle, der späteren Hofmühle. Ab diesem Zeitpunkt hörte auch die durch viele Stiftungen reich dotierte Pfarrpfründe auf zu existieren und wurde dem Stiftsbesitz einverleibt.

Pöllauberg

Die Wallfahrtskirche Maria am Pöllauberg kann auf ein hohes Alter zurückblicken. In den Jahren 1374 bis 1377 stiftete der Pöllauer Pfarrer Dietmar von Fladnitz dort eine Kaplanei. Unter den Prälaten Maister und Ortenhofen erhielt die Kirche einen umfangreichen Ausbau und 1694 ließ schließlich Propst Maister das Kaplaneihaus, heute Pfarrhaus, erbauen. Ab 1703 wurde die Barockisierung der Wallfahrtskirche fortgesetzt und die Kaplanei mit 1. Jänner 1707 zur Pfarre erhoben, deren Sprengel aus der Stiftspfarre Pöllau genommen wurde. Damit hatte Pöllau erstmals eine inkorporierte Pfarre erhalten, die bis 1785 mit Chorherren des Stiftes besetzt wurde.

Strallegg

Die Pfarre Strallegg, zu dessen Pfarrgebiet ursprünglich auch Miesenbach gehörte, wurde schon im 16. Jahrhundert infolge Priestermangels vorübergehend mit einem Pöllauer Professen besetzt. Die Pöllauer Pröpste hätten gerne eine ständige Besetzung mit ihren Chorherren gehabt, aber Salzburg drängte auf eine Verleihung an Weltpriester. Um diese Pfarre entspann sich ein langwieriger Kampf zwischen Propst und Bischof bzw. Erzbischof, der erst im Jahr 1725 in einem Ausgleich ein Ende fand. Mit Zustimmung des Salzburger Erzbischofs gab das Stift Pöllau dem Seckauer Bischof 4.000 Gulden zur Errichtung eines kirchlichen Benefiziums, wofür der Bischof das Präsentationsrecht an den Propst und seine Nachfolger abtrat und die Inkorporierung der Pfarre Strallegg an das Stift Pöllau bewilligte.

Miesenbach

Zwei Jahre später erhielt auch Miesenbach, bis dahin eine Filiale von Strallegg, volle pfarrliche Rechte, wurde 1727 zur eigenen Pfarre erhoben und zugleich dem Stift Pöllau inkorporiert.

Nikolausbenefizium

Die Nikolauskaplanei in Pöllau geht auf ein Gelübde zurück, das Heinrich von Neuberg auf seiner Jerusalemreise machte. Nach seiner Rückkehr stiftete er eine Kaplanei zu Ehren des heiligen Nikolaus. Obwohl dieses Benefizium laut Stiftbrief des Stiftes Pöllau letzterem hätte inkorporiert werden sollen, gelang es den Pöllauer Pröpsten nicht, ihre Ansprüche durchzusetzen. Es war im Besitz der Neuberger, Kaiser Friedrichs III. der Polheimer und 1572 verlieh es der Landesfürst an Kaspar von Herberstein, den Besitzer der Herrschaft Neuberg. Erst 1597 gelang es Propst Muchitsch, die Kaplanei auf ewige Zeiten zum Stift zu bringen.

Heiligenkreuzbenefizium

Der Hartberger Stadtpfarrer Michael Kurzböck stiftete 1518 eine ewige Messe mit einem ständigen Kaplan an der Frauenkirche in Lebing bei Hartberg. Da zuerst für den Benefiziaten in Hartberg keine Wohnung vorhanden war und dieser bei seinen Eltern in Pöllau wohnte, suchte Propst Mistelberger beim Erzbischof um Erlaubnis an, dass die Stiftungsmessen in Pöllau gelesen werden dürften, was auch genehmigt wurde. Schließlich eignete sich der Pöllauer Propst 1577 selbst das Benefizium an, doch konnte es Stadtpfarrer Türk von Hartberg 1596 wieder an sich bringen. Es kam in der Folge zu langjährigen Streitigkeiten um das Benefizium zwischen dem Stadtpfarrer von Hartberg und dem Propst von Pöllau. Das Benefizium blieb schließlich beim Stift Pöllau und kam bei der Aufhebung des Stiftes zum Religionsfonds.

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Sacra.Wiki. Durch die Nutzung von Sacra.Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.