Sacra.Wiki Michael II. Arneth

Michael II. Arneth

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Michael II. Arneth, * 9. Jänner 1777 in Leopoldschlag (Oberösterreich), † 24. März 1854, war Chorherr und 1823-1854 der 48. Propst des Stiftes St. Florian.

Ausbildung und Klostereintritt

Arneth absolvierte Gymnasialstudien in Linz sowie in Wien, wo er vor allem die Humaniora und Philosophie belegte. Nachdem er den Plan verworfen hatte, ein Weltpriester zu werden, trat er schon nach Verlauf kaum eines Jahres in das Stift St. Florian ein. Am 21. September 1794 empfing er das Ordenskleid. Nachdem er das Noviziat beendet und am 21. September 1795 die feierliche Profess abgelegt hatte, trat er das Studium der Theologie an, das er drei Jahre hindurch an der Universität Wien betrieb und dann am Lyzeum in Linz mit Auszeichnung beschloss. An der Wiener Universität war er u. a. ein Schüler des ehemaligen Prämonstratensers und nunmehrigen Theologieprofessors für biblische Archäologie und Dogmatik, Johann Jahn, der dort zwischen 1789 und 1806 lehrte. Neben dem Studium der Heiligen Schrift widmete er sich insbesondere den Arbeiten von Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) und Johann Georg Hamann (1730–1788) sowie des französischen Erzbischofs François Fénelon (1651–1715).

Frühe Tätigkeiten und Wahl zum Propst

Am 10. September 1797 brachte Arneth das erste heilige Messopfer dar, im selben Jahr wurde er zum Priester geweiht. Er war von 25. April 1798 bis 1800 Kaplan an der Stiftspfarre und wurde am 8. Dezember 1800 zunächst zum provisorischen und am 2. Jänner 1801 zum öffentlichen und ordentlichen Professor des Bibelstudiums des Alten und Neuen Testaments für das k. k. Lyzeum in Linz ernannt (bis 1808). Bereits 1806 erhielt er unter diesen Umständen den Ruf als Professor des Bibelstudiums V. F. an die Universität Wien, den er jedoch ablehnte. Als im Jahr 1808 das Bibelstudium auf zwei Lehrer verteilt wurde, entschied er sich für das Lehramt der Hl. Schrift des Neuen Testaments (1808-1814), den Alten Bund übernahm ein anderer Chorherr von St. Florian, Franz Xaver Danzwohl. Am Ende des Schuljahres 1814 kehrte Arneth in das Stift St. Florian zurück, wo ihm am 1. November Propst Johann Michael Ziegler das Amt eines Kanzleidirektors übertrug, das er bis zum Juni 1823 versah. Kurz vor seinem Rücktritt vom Lehramt war er wegen seiner Verdienste zum Konsistorialrat ernannt (14. September) und von Kaiser Franz I. mit der Großen Goldenen Verdienstmedaille samt Kette dekoriert worden (22. September). 1815 folgte die Ernennung Arneths zum Direktor des k. k. Gymnasiums in Linz. Drei Jahre später wurde er einstimmig zum Stiftsdechant erwählt (1818-1823). Mach dem Tod von Propst Michael am 5. Mai 1823 ernannten ihn seine Mitbrüder 10. September 1823 zu seinem Nachfolger. Im November desselben Jahres bestimmte Kaiser Franz I. den neuen Propst zudem zum Generaldirektor der Gymnasien von Oberösterreich und Salzburg (1823-1848). Das hohe verordnete ständische Kollegium in Linz ehrte seine Verdienste, indem es ihn im 1831 zum Ausschuss und schließlich 1834 zum Verordneten wählte. Er blieb in dieser Stellung bis 1841.

Amtszeit als Propst

Michael Arneth führte die Regierung des Stiftes über knapp mehr als 30 Jahre. St. Florian darf ihn mit Recht seinen bedeutendsten Pröpsten beizählen. 1831-1841 war er Abgeordneter des Prälatenstandes von Oberösterreich.

1825 besuchte Franz Schubert (1797-1828) das Stift St. Florian und der Propst erwarb 126 Erstausgaben von Schuberts Werken. Die Stiftsbibliothek hatte in ihm einen ihrer größten Wohltäter und auch die übrigen Sammlungen des Hauses, besonders die Münzsammlung. Bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der bedeutenden Münzsammlung des Stiftes unterstützte ihn besonders sein Bruder Joseph Arneth (1791-1863), Direktor des K. k. Münz- und Antikenkabinetts Wien. 1834/35 erwirkte Propst Michael Schenkungen von wertvollen Büchern, Münzen, prähistorischen Funden und zahlreichen gotischen Kunstwerken an das 1834 gegründete Museum Francicso-Carolinum in Linz. 1837 nahm er Anton Bruckner (1824-1896), einen Schullehrersohn aus Ansfelden, als Sängerknaben auf.

Aufgrund der guten finanziellen Situation der Hauswirtschaft erfolgte 1836 der Ankauf von Kloster und Herrschaft Pulgarn im Mühlviertel. Außerdem ließ Propst Michael neben dem Erwerb neuer Paramente in den Jahren 1837–1838 und 1843–50 das Innere und Äußere der Stiftskirche restaurieren sowie den größten Teil des Stiftsgebäudes. 1837, 1842 und 1848 wurden drei neue Seitenaltarbilder von Leopold Schulz (1804-1883) in der Stiftsbasilika aufgestellt.

1843 wurde Propst Michael II. zum Ehrenmitglied der Wiener Akademie der Bildenden Künste ernannt und im Mai für seine Leistungen von Kaiser Ferdinand I. mit dem Ritterkreuz des Leopoldordens gewürdigt. Gegen Ende seiner Amtszeit kam es 1846 zu der von ihm lange gewünschten Wiedererrichtung der philosophisch-theologischen Hauslehranstalt im Stift, die seit 1783 nicht mehr bestanden hatte. Er starb am 24. März 1854 im Alter von 77 Jahren und wurde am Pfarrfriedhof St. Florian begraben.[1]

Sonstiges

Michael war Bruder des Archäologen und Numismatikers Joseph von Arneth (1791–1863) sowie Onkel des Historikers und deutschliberalen Politikers Alfred von Arneth (1819–1897). Er verfasste zahlreiche Publikationen, vorwiegend zum Schulwesen in Österreich.

Das persönliche Wappen des Propstes ist zweigeteilt: im unteren Feld ein silberner Anker auf blauem Grund, im oberen ein griechisches weißes Kreuz im goldenen Sonnenfeld. Zwischen Infel und Stab erscheint auf dem Spangenhelm der heilige Erzengel Michael mit Flammenschwert und Schild. Auf die numismatischen Interessen des Propstes weisen die zwei Medaillen am Wappen hin.

Werke

  • Rede bei Gelegenheit der Betstunden wegen des glücklichen Fortganges unserer Waffen. Gehalten am dritten Sonntage nach Pfingsten in der Stifts- und Pfarrkirche zu St. Florian. Linz 1799.
  • Akademische Rede über die Verbindung der Philosophie mit der Theologie. Zur Feyer der Wiedereröffnung der Studien am k. k. Lyceum zu Linz 1802. Linz 1802 [Diese Rede ist mit Zusätzen und Erläuterungen nochmals abgedruckt in der unten an vierter Stelle angegebenen Schrift von S. 155–182.]
  • Über die Bekanntschaft Marzions mit unserem Canon des neuen Bundes und insbesondere über das Evangelium desselben. Linz 1809 (Digitalisat). – Das Manuskript mit Zusätzen und Bemerkungen befindet sich in der Stiftsbibliothek St. Florian Cod. XI 543A.
  • Die Unterschiede zwischen der bloß rationellen und der katholischen Schriftauslegung. In Briefen an einen älteren gelehrten Freund auseinandergesetzt. Nebst zwey Zugaben verwandten Inhaltes. Linz 1816 (Digitalisat). – Das Manuskript befindet sich mit zahlreichen mit Zusätzen und Bemerkungen in der Stiftsbibliothek St. Florian, Cod. XI, 543B.
  • Worte an den Herrn Johann und die Frau Magdalena Arneth zur Feyer ihrer Jubelhochzeit am 6. Juny 1820 in ihrer Pfarrkirche zu Leopoldschlag gesprochen von ihrem Sohne Michael Arneth, Canonicus regularis und Stiftsdechant zu St. Florian. Linz 1820 (Digitalisat).
  • Auszüge aus den Werken hervorragender Gelehrten. – Die Handschriften umfassen 16 Bände und befinden sich in der Stiftsbibliothek zu St. Florian XI, 543 und sind vielfach von Arneth eigenhändig geschrieben und mit Noten von ihm versehen.[2]
    • Friedrich Heinrich Jacobi: Über das menschliche Begehrungs- und Erkenntnis-Vermögen. Nebst Vorwort über seine Philosophie, zugleich Religion. 1 Band
    • Friedrich Heinrich Jacobi: Menschliche Erkenntnis und Sprache. 1 Band.
    • Friedrich Heinrich Jacobi: Über Religion. 3 Bände.
    • Friedrich Heinrich Jacobi: Von dem Wahren und der Wahrheit, von Wissenschaft und Meinung. 1 Band.
    • Friedrich Heinrich Jacobi: Theoretische Philosophie. 1 Band.
    • Über Geistesbildung durch Classiker. Dem Bibliothekar von St. Florian Karl Eduard Klein gewidmet. 3 Bände.
  • Soll man das Lesen der griechischen und lateinischen Classiker bloß um ihrer Sprache und schönen Darstellung willen oder auch wegen ihres Inhaltes an Schönem, Gutem und Wahrem mit der Jugend treiben? Gymnasialstudien im Sinne des Erasmus oder der Jesuiten? Zur Aufklärung und Unterstützung eines neuen Gymnasiallehrplanes in Österreich. – Zwei Abteilungen, welche die besonderen Titel führen: 1. Der Gymnasiallehrplan der Jesuiten will Griechisch und Lateinisch bloß wegen der Sprache und schönen Darstellung als Zweck an sich, nicht als Mittel für classische Studien und höhere Geistesbildung; 2. Der Gymnasiallehrplan der Jesuiten ist mit Unrecht so beschränkt und mangelhaft, wie er es wegen des Inhalts der Classiker ist. Linz 1845:
    • Anhang I: Einseitig betrieben, auch übertrieben und mißbraucht wurde das klassische Studium frühzeitig nach seinem Erwachen.
    • Anhang II: Über den Einfluß der classischen Studien auf die sittlich-religiöse Gesinnung nebst einigen Bemerkungen über Vereinfachung des Gymnasialunterrichtes. Cassel 1843 (Digitalisat).
    • Anhang III: Aus den Analekten des Grafen Vinzenz Piccolomini: Über Erziehung und Unterricht im Pensionat der Jesuiten zu Freiburg in der Schweiz. Einiges über Erziehung und Unterricht in den Schulen Englands. Noch etwas aus Stolberg über Classiker und Christenthum. Aus Thiersch. Über gelehrte Schulen. Über Schulunterricht und Schulerziehung zur Religion und über Schulzucht.
    • Anhang IV: 1. Aus den Verhandlungen der 9. Versammlung deutscher Philologen zu Jena 1846. Erschienen in Jena 1847; 2. Die Erziehung des Gewissens. Aus „Der Katholik" 1846, Heft Nr. 149.
    • Anhang V: Hirscher über lebendige und wirksame Pflege des positiven Christentums.
  • Zwei Abhandlungen: die eine über Gymnasialstudien in Österreich, die andere über wahre menschliche Schriftauslegung. Als Beitrag zur Lösung der Unterrichtsfrage. 2 Bände. Hg. von Joseph Calasanz von Arneth. Linz 1849 (2. verbesserte und vermehrte Auflage. Linz 1853. – Das Manuskript ist in der Stiftsbibliothek St. Florian, Cod. XI, 543D zu finden:
    • Erste Abhandlung: Bemerkungen über die Mängel der österreichischen Gymnasialeinrichtung und Vorschläge zur Besserung derselben. 1838. Mit einer Rechtfertigungsbeilage.
    • Die allgemeinen Grundsätze der wahren menschlichen Auslegung. Kurz dargestellt und nur zum Behufe der Sachauslegung, vorzüglich der Bücher des Neuen Bundes, näher erläutert. Mit einem Anhange von Erläuterungen und Beispielen (Digitalisat). – Zwei Manuskripte dazu befinden sich in der Stiftsbibliothek St. Florian, Cod. XI 82A und XI 82B (mit Beilagen, welche in die gedruckten Ausgaben vom Jahre 1849 und 1853 nur zum kleinsten Teil übergegangen sind).
  • Eigenhändige Zusätze und Bemerkungen zu dem Werk des Erzbischofs Clemens August Freiherrn Droste zu Vischering von Cöln: Über den Frieden unter der Kirche und den Staaten. Münster 1843. – Das Manuskript befindet sich in der Stiftsbibliothek St. Florian, Cod. XI. 543C.

Arneth war auch Mitarbeiter an Freindallers Theologisch-praktischer Quartalschrift.

Literatur

  • Art. Arneth, Michael. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Band (1957), S. 29. (Digitalisat)
  • Friedrich Buchmayr: Die Pilgerreise nach Jerusalem. Adalbert Stifters Beziehungen zum Stift St. Florian. Mit einem unveröffentlichen Brief Stifters. In: Stifter und Stifterforschung im 21. Jahrhundert. Biographie – Wissenschaft – Poetik. Hg. von Alfred Doppler / Johannes John / Johann Lachinger / Hartmut Laufhütte. Tübingen 2007, S. 97–116, hier: 111–113 (zu den Beziehungen der Familie Arneth zu Adalbert Stifter).
  • Andreas Lindner: Sozial-, Gesellschafts- und Herrschaftskritische Reflexionen im Musikschaffen der oberösterreichischen Stifte. In: Studien zur Musikwissenschaft 55 (2009), S. 195–268, hier S. 235 (zu Arneths "Rede bei Gelegenheit der Betstunden [...]").
  • Ivana Rentsch: Weltliche Vokalmusik. In: Bruckner-Handbuch. Hg. von Hans-Joachim Hinrichsen. Stuttgart 2010, S. 290–309, hier: 297 (Kantaten von Anton Bruckner zu Ehren Arneths).

Einzelnachweise

  1. Nekrolog des hochwürdigsten Herrn Michael Arneth, Propsten und lateranensischen Abten zu St. Florian. Besonders abgedruckt aus der "Linzer Zeitung" Nr. 79 vom Jahre 1854. Linz 1854. (Digitalisat).
  2. Dazu siehe auch Albin Czerny, Die Handschriften der Stifts-Bibliothek St. Florian. Linz 1871, S. 184 (Digitalisat).
VorgängerFunktionNachfolger
Johann Michael I. ZieglerPropst des Stiftes St. Florian
1823–1854
Friedrich Theophil Mayer
NN1Dechant des Stiftes St. Florian
1818–1823
NN2
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