Liste der Pfarren des Stiftes St. Florian
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Quelle | Ferdinand Reisinger u.a.: St. Florian. In: Die bestehenden Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich, Südtirol und Polen. hg. v. Floridus Röhrig. Klosterneuburg/Wien 1997, S. 362–367. |
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Allgemeines
Anlässlich der Besetzung des Stiftes St. Florian mit Augustiner-Chorherren übertrugen die Passauer Bischöfe dem Stift die ersten Pfarren. Diese Angliederung, seit dem späten Mittelalter Inkorporation genannt, galt in erster Linie der materiellen Hilfe und wirtschaftlichen Sicherstellung des Stiftes. Aber bei der Verwaltung durch Chorherren war auch eine Aufgabe, die im Wesen des Ordens begründet ist, erfüllt, nämlich die Seelsorge. Die Einsetzung der Pfarrvikare war dem Stiftsvorsteher übertragen.
Vor der Reformation war es im allgemeinen nicht schwierig, zu den anfangs wenigen Chorherrenseelsorgern genügend geeignete Weltpriester für die Stiftspfarren zu finden. Zur Zeit der Reformation konnte auch das Stift den fühlbaren Mangel an Weltpriestern kaum ausgleichen. Mit der fortschreitenden katholischen Erneuerung hat die Zahl der Stiftspriester wieder zugenommen. So konnte nun nach und nach eine immer größere Zahl der inkorporierten Pfarren mit Chorherren besetzt werden. Infolge des Konzils von Trient wurde fast 100 Jahre lang mit wechselndem bischöflichen Engagement um eine einvernehmliche Lösung zwischen der bisherigen Praxis und den vom Konzil erstrebten Regelungen bezüglich dem Besetzungs- und Visitationsrecht in den inkorporierten Pfarren gerungen.
Am Zustandekommen des Wiener (1668) und Passauer Rezesses (1675) war aufseiten der oberösterreichischen Prälaten Propst David Fuhrmann von St. Florian (1667–1689) maßgeblich beteiligt. In dem Vertragswerk ist festgehalten, dass die bischöfliche Jurisdiktion voll und ganz dem Passauer Oberhirten zustehe, dass die in der Pfarrseelsorge Verwendung findenden Ordenspriester zur Prüfung und zu den Weihen nach Passau kommen und dass personelle Veränderungen dem Bischof mitgeteilt werden müssen. Die Prälaten können die heiligen Öle für ihre Pfarren direkt in Passau abholen und nicht von den Verteilerstellen bei den Landdechanten. Doch muss jeder Prälat nach seiner Wahl und der Eidesleistung an den Diözesanbischof um dieses Vorrecht eigens ansuchen. Der Anschluss des Stiftes St. Florian an die Chorherrenkongregation vom Lateran brachte dem Propst von St. Florian nicht nur zusätzlich den Titel eines Lateranensischen Abtes, sondern vor allem dem Pfarrseelsorger durch die Privilegienkommunikation wichtige geistliche Vollmachten, die die Weltpriesterpfarrer nicht hatten.
Die Pfarrerrichtungen durch Joseph II. bewirkten letztlich auch eine innigere Verbindung der Seelsorge mit dem Stift. Durch die weltliche Gesetzgebung sind allerdings die Pfarren für das Stift eine finanzielle Last geworden, da es den Klerus hiefür heranziehen und ausbilden und auch zur Erhaltung der kirchlichen Baulichkeiten beitragen musste. Das wurde noch schwerer, als nach dem Ersten Weltkrieg alle Kapitalien der Pfarreien und des Stiftes verloren gingen. Erst die Einführung der Kirchenbeiträge hat hier Abhilfe geschaffen. Die Gebiete, in denen die Stiftspfarren liegen, sind durch die Schenkungen bestimmt.
Mit der Stiftspfarre (1071) erhielt St. Florian das Gebiet der jetzigen Stiftspfarre mit Asten, Ebelsberg und Hofkirchen, 1145 kam Hargelsberg hinzu. Ansfelden hatte zwar Bischof Rudiger schon 1248 dem Stift verliehen, dieses konnte es aber erst 1682 durch Tausch endgültig erwerben. 1108 schenkte Eppo von Windberg dem Stift seinen Besitz mit drei Kirchen am Windberg. Diese Schenkung umfasst den Landstrich, der im Süden von Diessenbach und Bierbach, im Westen von der Großen Mühl begrenzt ist. Die Ostgrenze deckt sich mit der Bezirksgrenze von Rohrbach, im Norden reichte das Gebiet bis an die böhmische Grenze, sogar bis an die Moldau. Allmählich entstanden auf diesem Gebiet folgende Pfarreien: Niederwaldkirchen mit Kleinzell, St. Peter, St. Johann, St. Veit, St. Stephan, Helfenberg, von denen die vier letztgenannten 1682 für Ansfelden an Passau abgegeben wurden, Haslach und St. Oswald, die 1642 an das Stift Schlägl kamen.
Im Süden schloss sich die Pfarre Feldkirchen an, die 1143 für 2/3 Zehent in Sindelburg erworben wurde. Damit war der ganze Landstrich zwischen Mühl und Rodl von der Donau bis zur Nordgrenze des Landes dem Stift zur seelsorglichen Betreuung übergeben. Der zweite große Gebietsstreifen, der dem Stift anvertraut wurde, liegt im unteren Mühlviertel, zwischen Gusen und Aist. Er reichte gleichfalls von der Donau bis zur Nordgrenze Oberösterreichs. Auf diesem Gebiet entstanden im Lauf der Zeit folgende Pfarreien: Ried, Mauthausen, Katsdorf, Wartberg, Pregarten, Hagenberg, Gutau, St. Leonhard, Kefermarkt, Lasberg, Grünbach, St. Oswald, Windhaag, Sandl, von denen Wartberg mit Pregarten und Hagenberg, Gutau und St. Leonhard, Kefermarkt und Sandl an die Diözese abgetreten wurden. Die übrigen Gebiete, Vöcklabruck, Wallern und Wachau, sind durch die heutigen Grenzen bestimmt.
Die Stiftung des ausgedehnten Pfarrbereiches im "Tal Wachau" mit St. Michael als Urpfarre (heute Filialkirche) an die canonia St. Florian ist aus dem 12. Jahrhundert beurkundet. Kriegs- und Nachkriegsnot zwangen den Konvent, mit Vertrag vom 1. Juli 1952 die pfarrlichen und weltlichen Besitzrechte in diesem Gebiet an die Diözese St. Pölten abzutreten. In Wösendorf sind die Pfarrkirche zum hl. Florian und der St.-Florian-Hof, einst Lesehof, später Sommerprälatur, eindrucksvolle Erinnerungsdenkmale einer rund 800-jährigen Präsenz des oberösterreichischen Augustiner-Chorherrenstiftes in der Kulturlandschaft Wachau. Heute betreut das Stift 30 inkorporierte Pfarren und drei zusätzliche Seelsorgestellen (Lacken, früher bei Feldkirchen; Berg, früher bei Ansfelden; Pichling-St. Paul, früher bei Ebelsberg).
Ansfelden
Gründung im 9. Jahrhundert, seit 1682 ständig mit Chorherren besetzt
Asten
Gründung 1784
Attnang
-Hl. Geist, Gründung 1778
Ebelsberg
Linz; Gründung 1258; seit 1656 ständig mit Chorherren besetzt
Feldkirchen an der Donau
Gründung 1143, seit 1653 ständig mit Chorherren besetzt
Goldwörth
Gründung 1784, seit 1783 ständig mit Chorherren besetzt
Grünbach
bei Freistadt, Gründung 1308, seit 1655 ständig mit Chorherren besetzt
Hargelsberg
Gründung 1145, im 14. Jahrhundert aufgelassen, Wiedererrichtung 1717
Herzogsdorf
Gründung 1784, seit 1785 ständig mit Chorherren besetzt
Hofkirchen
im Traunkreis; Gründung 1326, im 16. Jahrhundert aufgelassen, Wiederrerrichtung 1717
Katsdorf
Gründung 1125, im 16. Jahrhundert aufgelassen, Wiedererrichtung 1785
Kleinmünchen
Linz; St. Quirinus, Gründung 1784
Kleinzell
Gründung 1688, seit 1681 ständig mit Chorherren besetzt
Krenglbach
Wiedererrichtung 1784
Lasberg
Gründung 1125, seit 1625 ständig mit Chorherren besetzt
Mauthausen
Gründung 1420, im 16. Jahrhundert aufgelassen, Wiedererrichtung 1613, seit 1627 ständig mit Chorherren besetzt
Niederranna
Niederwaldkirchen
Gründung 1108, seit 1465 ständig mit Chorherren besetzt
Oberthalheim
Regau
Gründung 1778
Ried in der Riedmark
Gründung 1122, seit 1547 ständig mit Chorherren besetzt
St. Florian
Gründung 1071
St. Gotthard im Mühlkreis
Gründung 1735
St. Marienkirchen an der Polsenz
Gründung 1151, seit 1630 ständig mit Chorherren besetzt
St. Martin im Mühlkreis
Gründung 1465, seit 1585 ständig mit Chorherren besetzt
St. Oswald bei Freistadt
Gründung 1697
St. Peter am Wimberg
Gründung 1134, seit 1562 ständig mit Chorherren besetzt
Timelkam
Gründung 1952
Vöcklabruck
Gründung 1159, seit 1587 ständig mit Chorherren besetzt
Walding
Gründung 1602, seit 1608 ständig mit Chorherren besetzt
Wallern
Gründung 1151, im 16. Jahrhundert aufgelassen, Wiedererrichtung 1721
Windhaag bei Freistadt
Gründung im 15. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert aufgelassen, Wiedererrichtung 1705, seit 1704 ständig mit Chorherren besetzt
Literatur
- Franz Linninger: Reichgottesarbeit in der Heimat. Aus der Geschichte der Florianer-Pfarren. Linz 1954.
- Karl Rehberger: Das Stift St. Florian und seine Pfarren. In: Welt des Barock. Oberösterreichische Landesausstellung 1986, hg. von Rupert Feuchtmüller / Elisabeth Kovács. Wien 1986, S. 165–166.
- Otto Wutzel: Das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian. Linz 1996, S. 17.