Sacra.Wiki Stift Seckau

Stift Seckau

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Geschichtlicher Überblick

Gründungsgeschichte

Nach den drei benediktinischen Klostergründungen des 11. Jahrhunderts sollte auch die Zeit der augustinischen Klöster in der Steiermark anbrechen. Als erstes von diesen wurde 1140 das Stift Seckau gegründet, dem dann die Stifte Vorau (1163) und Stainz (1229) folgten.

Aus dem väterlichen Erbe nach Hartnid von Traisen hatte Adalram von Waldeck, als einer der vier Söhne, im Pittener Land Waldeck mit den Dörfern Strelz, Willendorf, Dreistetten , Wopfing, den Hof Badendorf mit drei Weingärten und Gerasdorf mit seinen Weingärten und Zubehör, den Hof am Kamp und an der Erlach sowie Starhemberg erhalten. In Oberösterreich nördlich der Donau, damals in Bawaria genannt , besaß Adalram Waltenstein mit allen Gütern auf dem Windberg, je drei Weingärten zu Aschach und Pesenbach, die Höfe Eppenberg, Erbenberg , Ottensheim und Lindham. Dazukamen noch die oststeirischen Besitzungen wie das Hauptgut Kumberg , Arndorf, Hainersdorf, mit Lebern südlich von Graz und Leutzendorf. Weiters erhielt er den ältesten Aribonenbesitz auf steirischem Boden: Feistritz (= St. Marein bei Knittelfeld), den ersten Gründungsort des Stiftes Seckau.

Zwischen 1060 und 1088 erwarb Hartnid für seine Kirche in Feistritz Pfarrechte und überließ dafür dem Erzbischof Gebhard von Salzburg seine Kirche St. Lorenzen zu Leistach an der Mur bei Knittelfeld. In Feistritz befand sich auch ein Herrenhof, nach welchem sich Adalram bisweilen nannte, dessen Besitz sich von Kraubath bis gegen Pöls erstreckte und von einigen Enklaven durch setzt war. Adalram war in erster Ehe mit Perchta aus dem Geschlecht der Offenberg verehelicht. Nachdem Perchta an einem 15. November kinderlos verstorben war, heiratete Adalram um 1130 abermals. Richinza, Tochter des Rudolf von Perg, der die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian inne hatte, brachte den Besitz am Windberg im Mühlviertel als ansehnliche Mitgift in die Ehe. Außer der Tochter Benedicta, die in das Erentrudiskloster am Nonnberg in Salzburg eintrat, entsprossen der Ehe von Richinza und Adalram keine weiteren Kinder.

Der eigentliche Anlass zur Stiftsgründung liegt im Dunkeln. Obwohl erbenlos, wollte der damals gut 50-jährige Adalram seine Besitzungen auch für die Zukunft in guten Händen wissen. Vielleicht wollte er seinen Besitz auch bloß vor dem Zugriff des Landesfürsten retten. In der Stiftungsurkunde finden sich als Gründungsanlass dort nicht näher erklärte delicta, also Vergehen Adalrams, angeführt. Im Hintergrund dafür steht wohl der Totschlag Adalrams an seinem Vetter Adalbero von Feistritz um 1138, der mit Richinza die Ehe gebrochen hatte, weshalb Adalram seine Gattin verstieß. Als Sühne für seine Bluttat übergab nun Adalram am 10. Januar 1140 in Friesach dem Salzburger Erzbischof Konrad I. beinahe seine gesamten Besitzungen zur Errichtung und Ausstattung eines Klosters. Anlässlich der Propstwahl am 22. Mai 1141 in Friesach ergänzte Adalram seine Stiftung durch die Schenkung von Liegenschaften zwischen Pyhrn, Semmering und Wechsel, womit die Besitzungen in Kumberg und Hainersdorf gemeint waren. Richinza fühlte sich wegen der Vergabe ihres Heiratsgu tes durch Adalram übergangen und wollte diese Sache widerrufen wissen. Dies strengte sie in Anwesenheit ihres Gatten in einer Klage vor König Konrad III. am 15. Mai 1149 an, der sich auf dem Rückmarsch vom gescheiterten Kreuzzug in Friesach aufhielt. König Konrad bestätigte ihre Position, woraufhin nun beide Gatten, die sich schon zuvor ausgesöhnt hatten , die Stiftung jener Güter mit gesamter Hand in aller Form erneuerten und damit das Eigentumsrecht des Stiftes garantierten. Auch die Einigung wurde von König Konrad beurkundet.

Der erste Konvent in Feistritz-St. Marein 1140-1142

Mit 10. Januar 1140 hatte Adalram den eigentlichen Gründungsakt in Friesach vollzogen und bestimmt, dass man daselbst (in Feistritz) unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt. Im Salzburger Erzbischof Konrad I., der selbst ein Augustiner-Chorherr war und sein Domkapitel in ein Chorherrenstift umgewandelt hatte, erhielt er die volle Unterstützung. Dieser schickte nun aus seinem Domstift St. Rupert die ersten sechs Chorherren, welche mit Freitag, dem 20. Juli 1140 in Feistritz eintrafen.

Ihre Namen sind überliefert: Wernher (von Galler), Liupold von Travesse (= Traföß bei Mixnitz), Otto von Friesach, Adalbert von Ossiach, Rudger von Salzburg und Gerold von Eppenstein. Diese richteten sich hier ein und bauten ihr erstes Kloster wohl aus Holz. Die Tradition weiß darum, dass das Kloster im Bereich des späteren pfarrlichen Wirtschaftsgebäudes von St. Marein gestanden habe. Nach zehn Monaten war man soweit organisiert, dass sich der kleine Konvent in Wernher von Galler am 22. Mai 1141 in Friesach unter Anwesenheit von Bischof Roman von Gurk den ersten Propst wählte. Bischof Roman führte den Neugewählten in Feistritz feierlich in sein Amt ein. Unter der Führung von Propst Wernher machte man sich allerdings auf die Suche nach einer endgültigen Bleibe für den Konvent, da man mit der Situation in Feistritz nicht vollauf zufrieden war.

1142 kamen die Chorherren mit Erzbischof Konrad I. darin überein, im weiter westlich und höher gelegenen Seckau jenen Ort gefunden zu haben, der ihren Vorstellungen von klösterlicher Abgeschiedenheit und geistlicher Konzentration entspreche . In Erinnerung an die ursprüngliche Errichtung des Klosters an diesem Ort, bestimmte Erzbischof Konrad, solle die Seelsorge in Feistritz fortan durch einen Seckauer Chorherren versehen werden.

Übertragung der Stiftung nach Seckau 1142

Folgende Gründungslegende ist für die Übertragung der Stiftung nach Seckau überliefert: Auf der Jagd geriet Adalram von Waldeck in undurchdringlichen Forst, wo er sich erschöpft niederließ und einschlief. Im Traum sah er die Muttergottes mit dem Jesuskind und hörte eine Stimme, die ihm sagte: "Hie seca! Hier fälle!" Er berichtete Propst Wernher von diesem wunderbaren Ereignis und untersuchte gemeinsam mit ihm den Ort. Beim Fällen des ersten Baumes fanden sie in dessen Inneren ein Muttergottesbild und verstanden darin den Fingerzeig, hier das Kloster zu errichten.

Nach dem Auftrag im Traum erhielt das Kloster den Namen Seckau. Erzählt die Legende auch von himmlischen Zeichen, dürfte für die Übertragung der Stiftung auf die Hochebene von Seckau doch sehr wesentlich mitgespielt haben, dass man hier einen guten Sandsteinbruch entdeckt hatte, dessen Material für die Kirchenbauten der gesamten Gegend Verwendung fand. Er sollte nicht nur jetzt, sondern auch nach der Turmsturzkatastrophe 1886 wieder das Baumaterial liefern. Eine gemauerte Kapelle dürfte eines der ersten Gebäude gewesen sein, das man errichtete.

Innerhalb der Grundmauern der ehemaligen Ulrich-Liechtenstein-Kapelle fand man bei Grabungen Mauerreste einer Apsis, die von dieser ersten Kapelle stammen könnten. Mit 12. März 1143 genehmigte Papst Innozenz II. die Stiftung und zugleich die Übertragung der Propstei nach Seckau und befreite sie von allen geistlichen und weltlichen Zehentpflichten. Noch vor seinem eigenen Eintritt in das Stift Seckau bemühte sich der Gründer Adalram, die Vogteifrage einwandfrei zu lösen. Zusammen mit Propst Wernher begab er sich im Sommer 1152 nach Regensburg zum Reichstag. Auf ihr Bitten und die Mitwirkung des Salzburger Erzbischofs hin übertrug Friedrich Barbarossa dort dem steirischen Markgrafen Otakar III. die Vogteigewalt, welche zuvor Adalram als Gründer selber inne gehabt hatte. Man vereinbarte sogar auch die Möglichkeit der Aberkennung der Vogtei, sollten dafür Gründe vorliegen.

Das Stift im Mittelalter

Es gibt keine überlieferten Daten von einer Grundsteinlegung oder vom Baubeginn der Basilika. Man geht aber kaum fehl, sieht man mit den zum Leben und Wohnen notwendigen Klosterbauten auch die Kirche im Stil der Hirsauer Bauhütte emporwachsen. Zwischen 1143 und 1146 wurde bereits ein Friedhof von Bischof Roman eingeweiht.

Erzbischof Eberhard 1. (1147-1164) legte den Grundstein (qui iecit fundamenta huius ecclesiae) und weihte vor 1152 den Altar der hl. Magdalena in der sog. Magdalenenkapelle. Des weiteren ergeben sich 1159 bauliche Hinweise durch die Weihen des Petrus- bzw. Johannesaltars im Kloster. Am 16. September 1164 konnte der greise Bischof Hartmann von Brixen die Weihe der Stiftskirche vornehmen und stellte sie unter den Schutz „der allerseligsten Gottesmutter". Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Erzbischof Konrad II. in Italien auf.

Das Marienpatrozinium hatte man wohl von der Marienkirche in Feistritz übernommen. Bischof Hartmann konsekrierte auch den Hochaltar, der das Patrozinium der „Drei Heiligen Könige" erhielt. Die triumphale Übertragung der Reliquien der „Drei Heiligen Könige" nach der Zerstörung Mailands im Sommer 1164 nach Köln zog damals alle Aufmerksamkeit auf sich. Erst nach ihrer Vollendung erhielt die Kirche im Westen zwei Türme. Seckauer Konventualen wurden schon früh in andere Chorherrenstifte gesandt.

Dem 1163 gegründeten Chorherrenstift Vorau stand als erster Propst der vorherige Seckauer Dechant Liupold von Travesse bis 1185 vor. Sein Nachfolger, Propst Bernhard (1185-1202), war ebenfalls davor in Seckau als Kustos und Bibliothekar sowie Mitarbeiter der Kanzlei des letzten Traungauers, des Herzogs Otakar I., tätig. Als Propst des neu gegründeten Chorherrenstiftes Stainz wirkte der aus Seckau gekommene Gerold zwischen 1229 und 1242. Noch vor 1150 traten das Gründerehepaar Richinza und Adalram als „conversa" bzw. „Konverse" in die Seckauer Konvente der Chorfrauen bzw . Chorherren ein. Richinza verstarb dort an einem 7. Juli unbekannten Jahres, während Adalram an einem 26. Dezember zwischen 1174 und 1182 das Zeitliche segnete. In der Mitte des Langhauses der Basilika wurden die beiden im Tode vereint. Anlässlich der Erneuerung des Bodenbelags in der Basilika stieß man 1890 auf das Gründergrab. 1964 wurden die Gebeine des Gründerpaares bei der Neugestaltung der Ostpartie der Basilika zum 800-jährigen Weihejubiläum neuerlich bestattet.

Chorfrauenstift

Seit wann hier auch Chorfrauen lebten, ist nicht genau überliefert. Vermutlich werden sie schon sehr bald ihren Gebetsdienst versehen haben, da die Gründung von Doppelklöstern üblich war. Die Gründungsurkunde spricht ja in offener Form davon, dass man daselbst unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt und legt sich nicht näher fest. 1147 heißt es in einer Urkunde, dass der spätere Propst Wernher und Dechant Liupold mit weiteren Ordenspersonen beiderlei Geschlechts am 20. Juli 1140 eingetroffen seien. Das Dotationsgut zum Chorfrauenstift stammte von Richinza, die 1149 ihre Stiftung bekräftigte. Die früheste sichere Nachricht über Chorfrauen in Seckau stammt aus einer undatierten Urkunde - bisher um 1150 angenommen-, wonach Burchard von Mureck auch den Schwestern eine Schenkung zukommen ließ. In dieser Urkunde wird allerdings auch eine Schenkung für die Markuskirche in Strelzhof erwähnt, welche Bischof Hartmann aber erst 1158 geweiht hatte.

Somit stammt die früheste Quelle zum Chorfrauenkloster erst aus 1158. Die Chorfrauen unterstanden einer Meisterin, lebten in Klausur im Nordteil der Klosteranlage und hatten regen Zulauf. Ihr Zentrum für das Chorgebet war die St-Margareten-Kapelle (heute: Bischofskapelle). Sichtbare Leistungen brachten die Kanonissen in der Mitarbeit in der Schreib- und Malschule hervor. Eine ganze Reihe an Handschriften, die sich heute in der Universitätsbibliothek Graz befinden, zeugt von ihrer Kunst und Meisterschaft. Die wirtschaftlichen Belange wurden vom Chorherrenpropst mitversehen. Es existierte nie ein eigenes Besitzverzeichnis.

Die Mitgliederzahl des Frauenklosters war bisweilen so hoch, dass Bischof Heinrich I. 1242 die Höchstzahl mit 50 und Bischof Woche 1334 die Höchstzahl auf 40 Frauen festlegen musste, damit die Chorfrauen nicht so zusammengepfercht zu leben hatten. 1488 starb die letzte Chorfrau, weshalb das Frauenstift 1491 aufgelöst wurde. Als sichtbare Erinnerungen an den Frauenkonvent in Seckau existieren noch die Grabplatte von Agnes Enstaler und der letzte Kragstein bei der Westempore in der Basilika, der einen Nonnenkopf darstellt.

Brandkatastrophe 1259 und neuerliches Erstarken

Eine schwere Brandkatastrophe ereignete sich am 7. November 1259: In der kaiserlosen Zeit hatte Philipp von Ortenburg, ein Bruder des Kärntner Herzogs Ulrich, mit Hilfe seines Vetters, des Böhmenkönigs Ottokar II., den erzbischöflichen Stuhl in Salzburg an sich gerissen. Philipp, "der Erwählte", der als Subdiakon zum Empfang der höheren Weihen nicht bereit war, hätte allzu gern einen seiner Parteigänger, Ulrich von Hautzenbichl, als Propst von Seckau gesehen. Da der Konvent jedoch zu seinem Bischof Ulrich I. (1244-1268) stand und zudem auch aus Salzburg vor dem Wüterich Philipp nach Seckau geflohene Domherren vorübergehend aufgenommen hatte, veranlasste „der Erwählte" den Kleriker Ludwig von Dillingen aus Rache dazu, das Stift Seckau in Brand zu stecken.

Vor allem die Basilika mit ihren romanischen Holzdecken in den Haupt- und Seitenschiffen ging in Flammen auf. Auch eine Laienschwester aus dem Chorfrauenstift kam dabei ums Leben. Schwer getroffen von diesen Ereignissen resignierte Propst Otto von Ehrenhausen (1256-1259) und trat in den Dominikanerorden über. Sein Nachfolger als Propst wurde Ortolf von Prank (1260- 1289), der in Wilhalmus, einem Konversen, einen initiativen und guten Bauherrn und in seinem leiblichen Bruder, Herzog Ulrich von Kärnten, einen finanzkräftigen Wohltäter zur Seite hatte . Dank einer gelungenen Wirtschaftspolitik war die Erneuerung der Basilika, der Decken und des Kreuzganges mit der St-Johann -Baptist-Kapelle möglich. 1264 wurde in Seckau das Fronleichnamsfest eingeführt und im Sommer an allen Sonntagen ein Umgang mit dem „Gottesleichnam " gehalten, um Segen für Feld und Flur zu erbitten. Der Minnesänger und Landeshauptmann Ulrich von Liechtenstein und seine Gattin Perchta von Weissenstein standen in enger Beziehung zu Propst Ortolf und erwählten deshalb Seckau zum Ort einer Grabstätte für sich und ihre Familie. Ulrich begann mit dem Bau einer Kapelle in unmittelbarem Anschluss an den Kapitelsaal des Stiftes, verstarb aber bereits 1275, weshalb sein Sohn Otto den Bau fortsetzte und vollendete.

Bischof Wernhard weihte diese frühgotische Kapelle am 6. Mai 1279 zu Ehren des Evangelisten Johannes und der hl. Katharina von Alexandrien. Propst Ulrich I. Caesar (1302-1304) war der Begründer des Seckauer Oblaywesens. Unter seinem Nachfolger Propst Christian Feistritzer (1304-1325) musste Bischof Wocho (1317- 1334) wegen des sittlichen und wirtschaftlichen Tiefstandes des Domstiftes korrigierend eingreifen. 1320 verordnete er im Einklang mit Propst und Kapitel die Einführung neuer Statuten, die vor allem ökonomische und disziplinäre Dinge betrafen. Vom Schlag getroffen, wurde der Propst vom Bischof mit 11. Juli 1323 seines Amtes enthoben. Noch vor seinem Sterbetag (17. Juli 1325) wurde der bisherige Dechant Ulrich II. von Prank vor dem 24. April zum Propst gewählt (1325-1333). Ihm oblag es, an der Verkleinerung der steigenden Schuldenlast und der Besserung der Disziplin zu arbeiten. Deshalb benannte er acht Mitbrüder, die ein Jahr lang in anderen Klöstern leben sollten. Er ordnete die Einkünfte neu und nahm sich und seinen Aufwand nicht aus. Um der Lage schneller Herr zu werden, legte der Bischof den Chorfrauen und -herren neue Einschränkungen auf, indem die einzelnen Ämter insgesamt 156 Mark Silber zur Schuldentilgung zu leisten hatten.

Im 14. Jahrhundert blühte Seckau als Wallfahrtsort neben Mariazell und Straßengel auf. Aus dem ganzen Murtal kamen Prozessionen besonders am sog. "hübschen Mittwoch" (Mittwoch nach Pfingsten) nach Seckau, um das „Ursprungsbild " zu verehren. Papst Johann es XXII. verlieh den Gläubigen der Diözese Seckau mit 17. Dezember 1332 bei jedem Besuch des Gnadenbildes einen Ablass von 40 Tagen. Propst Petrus Freisinger (1348-1380) erhielt von Papst Innozenz VI. 1359 das Recht, die Pontifikalien zu führen. War Propst Ulrich III. von Trapp (1382- 1414) ein erfolgreicher Wirtschafter, kümmerte sich Ulrich IV. Colusser] (1414-1436) besonders um die Vermehrung der Bibliothek.

Blütezeit des Stiftes

In Propst Andreas Enstaler (1436-1480) erlebte Seckau einen Eiferer für die Zierde des Hauses Gottes. 1438 vollendete Hans Mitter aus Judenburg die für das Domstift in Auftrag gebrachte Glocke, 1437 wurde mit dem Bau der gotischen Kirche von St. Marein begonnen. In dieser Zeit sollte Seckau drei „Gottesplagen" erleben: 1466 starben vier Chorherren und in der Pfarre Seckau 700 Menschen an der Pest. Am 18. August 1478 überfielen die Seckauer Gegend durch die Steiermark ziehende Heuschreckenschwärme, die alles kurz und klein fraßen. Zuletzt drangen im August 1480 auch noch die Türken ins obere Murtal vor, konnten aber, wie die Legende erzählt, das Stift bei dem herrschenden dichten Nebel nicht finden.

Einer der glänzend sten Seckauer Pröpste überhaupt war Johannes Dümberger (1480-1510). Er sorgte für die Wiederherstellung der Kirche von St. Marein, die durch die Türken großen Schaden gelitten hatte, verlieh der Basilika das Netzgewölbe und umgab das Kloster mit einer schützenden Mauer. Seine Beziehungen zu Bischof Matthias Scheit (1481- 1503) verschlechterten sich hingegen zusehends. Als der Bischof gegen den Ungarnkönig Matthias Corvinus Krieg führte, wurde er 1485 verwundet und gefangen genommen. Propst Dürnberger musste ihn deshalb um 2.000 fl loskaufen. Schon im folgenden Jahr zog Scheit erneut gegen die Ungarn zu Felde, wurde wieder verwundet und gefangen. Erneut hatte ihn der Dompropst freizukaufen. Die Meinung des Dompropstes als archidiaconus natus und die des Bischofs gingen in der Frage der jurisdictio ordinaria weit auseinander.

Als sich Bischof Scheit auch nicht dem päpstlichen Entscheid fügte, wurde er zuletzt abgesetzt und exkommuniziert. Der Streit sollte erst nach gut 200 Jahren mit einem Vergleich enden. Nach der Schlacht bei Mohacs von 1526 gegen die Türken musste Propst Gregor Schärdinger (1510-1531) die Kleinodien des Klosters abliefern. Der Landesherr verordnete wegen der Türkengefahr schon 1523 die Terz und danach 1528 auch noch die Quart, wurden die Klöster und Stifte doch als kaiserliche Kammergüter angesehen.

Um die geforderte Barschaft aufbringen zu können, musste Seckau 1529 etliche Güter verkaufen. Damit war ein finanzieller Aderlass geschehen, der auch für das Kunstschaffen in Seckau eine tiefe Zäsur bedeutete. Vom Türkeneinfall war Seckau 1529 auch betroffen, da die feindlichen Horden das Schloss Witschein bei ihrem Rückzug von Graz nach Untersteier in Brand steckten und vernichteten. Der Wiederaufbau der dortigen Wirtschaftsgebäude und der Weingärten, die für Seckau eine bedeutende Einnahmequelle waren, verschlang viel Geld. Mit Propst Leonhard Arnberger (1541-1560) übernahm ein guter Wirtschafter das Ruder. Nur durch Verkäufe von Gülten konnte er den Anforderungen entsprechen und Schulden tilgen. Erneut fiel am 17. August 1544 ein Heuschreckenschwarm über die Steiermark herein und verwüstete Äcker und Wiesen. Als erster verfasste Propst Arnberger einen Pröpstekatalog. Er bemühte sich sehr um privates Studium und um seinen Konvent in Zeiten der neuen Lehre.

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