Sacra.Wiki Stift Seckau: Unterschied zwischen den Versionen

Stift Seckau: Unterschied zwischen den Versionen

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Um 1170 widmete der Erzbischof auf Vorsprache des Bischofs von Gurk und des Seckauer Propstes hin eine Hube auf dem Berg Zossen bei Hüttenberg in Kärnten - wahrscheinlich zur Eisengewinnung - als Unterstützung der Klöster in Seckau und Vorau. Beiden im Aufbau begriffenen Stiften war damit gut gedient. Mit 10. Februar 1171 bestätigte Papst Alexander III. den Seckauer Besitzstand, der sich seit der Gründung schon ein wenig vergrößert hatte. Der Besitzzuwachs von 1171 bis zur Anlegung des ältesten Urbars kam hauptsächlich durch Schenkungen in die ''Oblay'' zustande. Dabei handelte sich vornehmlich um Streubesitz im oberen Murtal, im Palten- und Liesingtal, im Ennstal, zwischen Leoben und Bruck, im Mürztal sowie in der Oststeiermark, bei Leibnitz und in der Untersteiermark bei Witschein. Der Besitz nördlich der Donau gelangte schon bald als Lehen in die Hände der Herren von Ort. Durch die Gründung der Diözese Seckau wurde das Chorherrenstift mit 8. Juli 1218 zum Domstift und damit auch zum Domkapitel erhoben - in seinen Besitzungen wie Rechten aber klar vom Bistum getrennt.  
Um 1170 widmete der Erzbischof auf Vorsprache des Bischofs von Gurk und des Seckauer Propstes hin eine Hube auf dem Berg Zossen bei Hüttenberg in Kärnten - wahrscheinlich zur Eisengewinnung - als Unterstützung der Klöster in Seckau und Vorau. Beiden im Aufbau begriffenen Stiften war damit gut gedient. Mit 10. Februar 1171 bestätigte Papst Alexander III. den Seckauer Besitzstand, der sich seit der Gründung schon ein wenig vergrößert hatte. Der Besitzzuwachs von 1171 bis zur Anlegung des ältesten Urbars kam hauptsächlich durch Schenkungen in die ''Oblay'' zustande. Dabei handelte sich vornehmlich um Streubesitz im oberen Murtal, im Palten- und Liesingtal, im Ennstal, zwischen Leoben und Bruck, im Mürztal sowie in der Oststeiermark, bei Leibnitz und in der Untersteiermark bei Witschein. Der Besitz nördlich der Donau gelangte schon bald als Lehen in die Hände der Herren von Ort. Durch die Gründung der Diözese Seckau wurde das Chorherrenstift mit 8. Juli 1218 zum Domstift und damit auch zum Domkapitel erhoben - in seinen Besitzungen wie Rechten aber klar vom Bistum getrennt.  


Das älteste Urbar ließ Prop st Ortolf in der Zeit um 1270 verfasse n. Es hält den trotz der Folgen der Brandkata strophe von 1259 recht kompakten Klosterbesitz zwischen Judenburg und Kraubath sowie im Gebiet des Hochplateau s um Seckau fest. Von allgemein wirtschaftsgeschichtlichem Interes se sind die Leistungen der darin erwähnten Schafschwaigen. Die am Georgi- und Michaelife st zu leistenden Abgaben der Untertanen bestanden nur zum Teil aus Geld. Dem Grundherrn war auch durch die Abgabe von Naturalien gut gedient: Eier, Getreide, Hühner, Käse, Kraut, Kühe und Schafe. Wegen der raschen Verderblichkeit wurde die Abgabe von Fischen in eine Geldleistung umgewandelt. Die Abgaben von gewerblichen Betrieben erfolgten meistens in Geld. Für die Besitzungen in Niederösterreich gab es ein eigenes Urbar, das allerdings nicht erhalten geblieben ist. Nicht unerwähnt darf hier der Silberbergbau am Dobrit sch zwischen Friesach und Hüttenberg in Kärnten bleiben. Dort konnte sich Seckau damal s sehr maßgebliche Summen erwirtschaften. Wegen des wirtschaftlichen Tiefstandes des Stiftes mußt e Bischof Wocho (1317-1334) eingreifen. Er gab mit 23. August 1320 gemeinsam mit Propst Christian Feistritzer und Kapitelbeschluß dem Stift neue Statuten, die vor allem ökonomische und disziplinäre Dinge betrafen. Unter Prop st Dietmar Cholbo (1339-1346) erreichte das Stift eine Blütezeit in geistlicher und wirtschaftlicher Beziehung. Auch Propst Ulrich III. von Trapp (1382-14 14) hatt e für die Wirtschaft eine glückliche Hand , sodaß er als alter fundator bezeichnet wurde . Das Urbar des Stiftes St. Florian von 1373 zeigt, daß Seckau seine aus der Gründungsdotation stammenden Besitzungen nördlich der Donau bereits an das verbrüderte Chorherrenstift veräußert hatte. Für Seckau liegen aus dem 14. Jahrhundert allerdings keine Urbare oder urbarialen Aufzeichnungen vor. Die allmähliche Verdrängung der Naturalabgaben durch deren Ablöse in. Geld brachte wiederum neue schriftliche Aufzeichnungen der stiftischen Untertanen mit sich. In seiner beinahe 45jährigen Regierun gszeit sorgte Propst Andreas Enstaler (14361480) für viele Anschaffungen und Neuerungen im Stift und seinen Pfarren. Mit den erworbe nen Gütern kam eine ganze Reihe von Untertanen in der Seckauer Gegend zum Stift. Seckau hatte damals gut 1.200 Untertanen. Die Aufzeichnungen des Stiftsarchivars Matthias Ferdinand Gauster aus dem 18. Jahrhund ert machen gerade auch die Besitzverä nderungen im Lauf der Jahrhunderte nachvollziehbar. Um 1400 hatte man mit dem Bergba u in Flatschac h bei Knittelfeld begonnen und zunächst Gold zutage gefördert. Im Lauf der Zeit wurden aber die Kupfervorräte imm er ertragreicher und bedeutun gsvoller. Durch die kaiserliche Abforderung der Terz( = eines Drittel s der gesamte n Einkünfte eines Jahres) 1523, der Kirchenkleinodi en - nach der Schlacht bei Mohacs 1526- und der Quart( = eines Viertels) 1528 hatte das Stift jedoch schwere finanzielle Herausforderung en aufgelastet bekommen und konnte sich, trotz einge legtem Protest, nur durch den Verkauf von Gülten um Bruck, im Enns-, Mürz- und Paltental über Wasser halten. 1529 beließ der Kaiser jeder Kirche nur mehr einen Kelch und eine Monstranz - der Rest war abzuliefern . Der Kaiser mußte alle Mittel ausschöpfen, um im Kampf gegen die Türken bestehen zu können. Vor der Quart (1528) betru g der Seckauer Besitzstand 1752 Pfd. 7 Sch. 9 Pf. - nachh er (1540) waren es nur noch 1271 Pfd. und 23 Pf. Damit war das Domstift im Vergleich mit den ander en Stiften des Landes relativ am schle chtesten bestellt. Bischof Georg III. von Tessing (1536- 1541} führte beim Februar-Landtag 1540 deutliche Klage über den schlechten Wirtschaftsstand seines Domstiftes. Gemäß der Gültenschätzung von 1542 wurde das Kloster mit seinen Gütern mit 2.000 fl angeschlage n. Um Schulden zu tilgen , sah sich Propst Leonhard Arnb erger (15411560) zum Verkauf weiterer Gülten bei Bruck, im Mürztal und in Kärnten bis 1543 gezw ungen. Auf den Beschluß des Prager Landtage s 1542 veran laßte Propst Arnberger die Gülten schät zung des Stiftes und gab den Anstoß zur Abfassun g eines neuen Urbarpuech zw Seggaw 1543". Das erhalte n gebliebe ne Urbar verzeic hnet keinesfalls den gesamte n damaligen Besitzstand. Es muß noch weitere Urbare gegeben haben. Nach dem Brand der Prälatur ließ Propst Sebastian Kueler (1589- 1619) sie wieder aufbauen. Er war ein Verwa ltun gsgenie und zahl te im Lauf der Jahre die stiftisc hen Schulden zurück, löste die versetzten Grundstücke wieder ein und vermehrte das Stiftsvermögen. 1603 kauft e er der Land schaft in Graz sogar noch den Rauberhof ab und schuf damit den Seckauerhof. Prop st Anton von Potii s (1619-1657} brachte weitere Gü ter in den Stiftsbes itz. So kau fte er 1635 die Herr schaft Liechten stein um 23.000 fl, 1636 den Prankmairhof in Prank um 10.300 fl und noch 1646 das Schloß Haut zenbichl um 10.000 fl. Georg Lud wig Graf zu Schwarzenberg schenkte 1644 dem Stift Seckau etliche Gülten. 1654 kauft e Props t Potiis das Amt St. Peter im Viertel Voga u mit Weingärten in der Südsteiermark um Lutt enberg, Kerschbac h, Zvwia.nkh und Waiglstorffberg" um 25.000 fl. DasStiftSeckau schü rfte im kärntneri schen Gebiet um Wolfsberg nach Silber und fuhr damit bedeutende Summen ein. So war es den Pröp sten des 17. Jahrhunderts möglich, bedeutende bauliche Veränderungen vorzune hm en. Die beabsichtig te Barockisierun g der romanischen Basilika fiel jedoch der dro hende n Türkengefahr und den damit geringer werdende n Geldmitteln zum Opfer. Nach dem Verg leich im nahe zu 200 Jahre währenden Streit mit dem Seckauer Bischof um die Rechte des archidiaconus natus war Prop st Paul Fran z Poiz (1703-17 33) zur Tilgung der Schulde n aus den enormen Prozeßkosten zur leidlichen Veräußerung von Gülten und Grund herrschaften gezwungen. So hatte Seckau wieder Besitzungen abz ustoßen, die erst im 17. Jahrhundert angekauft worden war en. Die grandiose Bautätigkeit der letzten Pröp ste hatte das Stift allerdings in eine mißlich e Lage gestür zt. So nahm man auch die einst ergiebigen Arbeiten im Kupferbergwerk in Flatschach bei Schönberg 1705 wieder auf. Prop stJosefU rban von Schuri an (1751- 1769) konnte trotz aller Bemühun gen den wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes nicht aufhalt en. Die schw ierige finanziell e Situation des Domstiftes brachte den damaligen Seckauer Bischof, Josef II. Philipp Graf von Spaur , nach dem Ableben von Propst Schurian auf den Gedanken, das Regular -Domstift Seckau in ein Säkular-Domstift zu verwandeln und den Sitz in die Landeshauptstadt Graz zu verlegen.  
Das älteste Urbar ließ Propst Ortolf in der Zeit um 1270 verfassen. Es hält den trotz der Folgen der Brandkatastrophe von 1259 recht kompakten Klosterbesitz zwischen Judenburg und Kraubath sowie im Gebiet des Hochplateaus um Seckau fest. Von allgemein wirtschaftsgeschichtlichem Interesse sind die Leistungen der darin erwähnten "Schafschwaigen". Die am Georgi- und Michaelifest zu leistenden Abgaben der Untertanen bestanden nur zum Teil aus Geld. Dem Grundherrn war auch durch die Abgabe von Naturalien gut gedient: Eier, Getreide, Hühner, Käse, Kraut, Kühe und Schafe. Wegen der raschen Verderblichkeit wurde die Abgabe von Fischen in eine Geldleistung umgewandelt. Die Abgaben von gewerblichen Betrieben erfolgten meistens in Geld. Für die Besitzungen in Niederösterreich gab es ein eigenes Urbar, das allerdings nicht erhalten geblieben ist. Nicht unerwähnt darf hier der Silberbergbau am Dobritsch zwischen Friesach und Hüttenberg in Kärnten bleiben. Dort konnte sich Seckau damals sehr maßgebliche Summen erwirtschaften.  
 
Wegen des wirtschaftlichen Tiefstandes des Stiftes musste Bischof Wocho (1317-1334) eingreifen. Er gab mit 23. August 1320 gemeinsam mit Propst Christian Feistritzer und Kapitelbeschluss dem Stift neue Statuten, die vor allem ökonomische und disziplinäre Dinge betrafen. Unter Propst Dietmar Cholbo (1339-1346) erreichte das Stift eine Blütezeit in geistlicher und wirtschaftlicher Beziehung. Auch Propst Ulrich III. von Trapp (1382-1414) hatte für die Wirtschaft eine glückliche Hand, sodass er als ''alter fundator'' bezeichnet wurde. Das Urbar des Stiftes St. Florian von 1373 zeigt, dass Seckau seine aus der Gründungsdotation stammenden Besitzungen nördlich der Donau bereits an das verbrüderte Chorherrenstift veräußert hatte. Für Seckau liegen aus dem 14. Jahrhundert allerdings keine Urbare oder urbarialen Aufzeichnungen vor. Die allmähliche Verdrängung der Naturalabgaben durch deren Ablöse in Geld brachte wiederum neue schriftliche Aufzeichnungen der stiftischen Untertanen mit sich.  
 
In seiner beinahe 45-jährigen Regierun szeit sorgte Propst Andreas Enstaler (1436-1480) für viele Anschaffungen und Neuerungen im Stift und seinen Pfarren. Mit den erworbenen Gütern kam eine ganze Reihe von Untertanen in der Seckauer Gegend zum Stift. Seckau hatte damals gut 1.200 Untertanen. Die Aufzeichnungen des Stiftsarchivars Matthias Ferdinand Gauster aus dem 18. Jahrhundert machen gerade auch die Besitzveränderungen im Lauf der Jahrhunderte nachvollziehbar. Um 1400 hatte man mit dem Bergbau in Flatschach bei Knittelfeld begonnen und zunächst Gold zutage gefördert. Im Lauf der Zeit wurden aber die Kupfervorräte immer ertragreicher und bedeutungsvoller. Durch die kaiserliche Abforderung der Terz (= eines Drittels der gesamten Einkünfte eines Jahres) 1523, der Kirchenkleinodien - nach der Schlacht bei Mohacs 1526- und der Quart (= eines Viertels) 1528 hatte das Stift jedoch schwere finanzielle Herausforderungen aufgelastet bekommen und konnte sich, trotz eingelegten Protests, nur durch den Verkauf von Gülten um Bruck, im Enns-, Mürz- und Paltental über Wasser halten.  
 
1529 beließ der Kaiser jeder Kirche nur mehr einen Kelch und eine Monstranz - der Rest war abzuliefern. Der Kaiser musste alle Mittel ausschöpfen, um im Kampf gegen die Türken bestehen zu können. Vor der Quart (1528) betrug der Seckauer Besitzstand 1752 Pfd. 7 Sch. 9 Pf. - nachher (1540) waren es nur noch 1271 Pfd. und 23 Pf. Damit war das Domstift im Vergleich mit den anderen Stiften des Landes relativ am schlechtesten bestellt. Bischof [[Georg III. von Tessing]] (1536-1541} führte beim Februar-Landtag 1540 deutliche Klage über den schlechten Wirtschaftsstand seines Domstiftes. Gemäß der Gültenschätzung von 1542 wurde das Kloster mit seinen Gütern mit 2.000 fl angeschlagen. Um Schulden zu tilgen, sah sich Propst Leonhard Arnberger (1541-1560) zum Verkauf weiterer Gülten bei Bruck, im Mürztal und in Kärnten bis 1543 gezwungen. Auf den Beschluss des Prager Landtages 1542 veranlasste Propst Arnberger die Gültenschätzung des Stiftes und gab den Anstoß zur Abfassung eines neuen "Urbarpuech zw Seggaw 1543". Das erhalten gebliebene Urbar verzeichnet keinesfalls den gesamten damaligen Besitzstand. Es muss noch weitere Urbare gegeben haben.  
 
Nach dem Brand der Prälatur ließ Propst Sebastian Kueler (1589-1619) sie wieder aufbauen. Er war ein Verwaltungsgenie und zahlte im Lauf der Jahre die stiftischen Schulden zurück, löste die versetzten Grundstücke wieder ein und vermehrte das Stiftsvermögen. 1603 kaufte er der Landschaft in Graz sogar noch den Rauberhof ab und schuf damit den Seckauerhof. Propst Anton von Potiis (1619-1657} brachte weitere Güter in den Stiftsbesitz. So kaufte er 1635 die Herrschaft Liechtenstein um 23.000 fl, 1636 den Prankmairhof in Prank um 10.300 fl und noch 1646 das Schloss Hautzenbichl um 10.000 fl. Georg Ludwig Graf zu Schwarzenberg schenkte 1644 dem Stift Seckau etliche Gülten. 1654 kaufte Propst Potiis das Amt St. Peter im Viertel Vogau mit Weingärten in der Südsteiermark um Luttenberg, Kerschbach, Zvwiankh und "Waiglstorffberg" um 25.000 fl.  
 
Das Stift Seckau schürfte im kärntnerischen Gebiet um Wolfsberg nach Silber und fuhr damit bedeutende Summen ein. So war es den Pröpsten des 17. Jahrhunderts möglich, bedeutende bauliche Veränderungen vorzunehmen. Die beabsichtigte Barockisierung der romanischen Basilika fiel jedoch der drohenden Türkengefahr und den damit geringer werdenden Geldmitteln zum Opfer. Nach dem Vergleich im nahezu 200 Jahre währenden Streit mit dem Seckauer Bischof um die Rechte des ''archidiaconus natus'' war Propst Paul Franz Poiz (1703-1733) zur Tilgung der Schulden aus den enormen Prozesskosten zur leidlichen Veräußerung von Gülten und Grundherrschaften gezwungen. So hatte Seckau wieder Besitzungen abzustoßen, die erst im 17. Jahrhundert angekauft worden waren. Die grandiose Bautätigkeit der letzten Pröpste hatte das Stift allerdings in eine missliche Lage gestürzt. So nahm man auch die einst ergiebigen Arbeiten im Kupferbergwerk in Flatschach bei Schönberg 1705 wieder auf. Propst [[Josef Urban von Schurian]] (1751-1769) konnte trotz aller Bemühungen den wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes nicht aufhalten. Die schwierige finanzielle Situation des Domstiftes brachte den damaligen Seckauer Bischof, Josef II. Philipp Graf von Spaur, nach dem Ableben von Propst Schurian auf den Gedanken, das Regular-Domstift Seckau in ein Säkular-Domstift zu verwandeln und den Sitz in die Landeshauptstadt Graz zu verlegen.  
 
===Rechtliche Verhältnisse===  
===Rechtliche Verhältnisse===  
Mit 10. Janu ar 1140 hatte Ada lram den eigentlichen Grün dun gsak t in Friesach vollzogen und bestimmt, daß man daselbst (in Feistritz) unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt. Damit unterstanden auch die schon früher mit Eigenkirc henrec ht errichteten Kirchen von Feistritz, St. Lorenzen und St. Marein bei Prank dem Salzburger Erzbischof, da sich die Regularkanoniker laut ihrem Selbstverständnis im Dienst des Bischofs wußten . Durch die 1151 erfolgte Inkorporation der Pfarre Koben z in das Chorherrenstif t Sekkau wurde dem Prop st die Funktion des Arch idiakons übertragen, da mit der Mutterkirche St. Rup ert der Sitz des Archidiakons für die obere Mark verbunden war . Ab nun nannt en sich die Stiftspröpste auch archidiaconi nati. Für die klaglo se Abklärung der Vogteifrage gab es besitzgesch ichtliche Voraussetzungen: Durch die Traungauer Urkunde vom 29. November 1182 bestätig te Markgraf Otakar IV. die dem Kloster Seckau von seinem Vater verliehenen Freihe iten. Darin wird auch die Übertragung der Schirmvogtei vom Gründer Ada lram auf Otaka r III. beim Reichstag zu Regen sbur g 1152 erwähnt. Vor seinem Eintritt in das Kloster schenkte Ada lram dem Markgrafe n desha lb Starhemberg und das Dorf Dreistetten samt ritter licher Mannschaft wohl als Gegengabe zur Übernahme der Vogtei für das Stift Seckau. Die Vogtei über das Stift Seckau übte also der Lande sfürst seit 1152 aus. Mit der Gründu ng der Diözese Seckau am 22. Juni 1218 wurde das Chorherrenstif t zum Dom stift und damit auch das Stiftskapitel zum Domkapitel erhoben. Zwischen Domstift und Bistum wurde jedoch in den Besitzun gen und Rechten klar unterschieden und getre nnt. Die Wahl eines neuen Diözesanbisc hofs war nie Aufgabe des Seckauer Domkapit els gewesen. Der Bischof kam übrig ens nur sehr selten nach Seckau. Meistens wurde er hier bloß inthroni siert und zuletzt bestattet, da die bischöflichen Funk tionen gewöhnl ich auf Schloß Seggau bei Leibnitz oder in Graz vollzogen wurden. Besaßen die Pröpste zunächst keine Zeichen des sie auszeic hnende n Amtes, erteilte Papst Innozen z VI. dem Propst Petrus Freisinger 1359 das Recht, die Pontifikali en zu führen. Ein unse liger Streit entbrannte 1497 zwischen Bischof Matthias Scheit und dem Dompropst alsarchidiaconus natus. Bischof Scheit glaubte sich in Fragen der Jurisdiktion durch das Agieren des Dompropstes beschnitten. Im Bistum bestand die schwierige rechtliche Situation, daß der Bischof bloß die ihm 1218 zugestandenen Ordina tionsrechte innehatte, während der Domprop st als Archidiakon im Auftrag des Erzbischofs von Salzbur g die übrigen bischöflichen Rechte ausüben konn te. So besaß der Domprop st gegenüber dem Klerus auch das Synodalrecht und versamme lte die Geistlichen minde stens einma l jährlich. Die Sorge um den Klerus lag damit wohl auch mehr beim Archidiakon als beim Bischof. Vor allem in Ehesachen übte er auch zusätz lich die kirchliche Gerichtsbarkeit aus. Jede Appellation ging von seinem Forum nicht etwa an den Bischof von Seckau, sondern richtete sich an den Erzbischof von Salzburg. Als sich Bischof Scheit selbst dem päpstlichen Entscheid in dieser heiklen Frage nicht fügte, wurde er abgesetzt und exkommuniziert. Die Streitsache sollte aber erst nach 200 Jahren mit einem Vergleich im Jahr 1701 zu einem Ende gebracht werden . Damit anerkannte Bischof Rudolf Graf Thun (1687-1702) die völlige Exemtion des Domstiftes . Bereits am 24. Novembe r 1498 schloß sich das Stift Seckau unter Propst Johannes Dürnberger der Lateranensischen Kongregation an, weshalb man sich nun auch hier als ,,Lateranensische Äbte" und „Lateranensische Chorherren" betiteln konnte .  
Mit 10. Januar 1140 hatte Adalram den eigentlichen Gründungsakt in Friesach vollzogen und bestimmt, "daß man daselbst (in Feistritz) unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt." Damit unterstanden auch die schon früher mit Eigenkirchenrecht errichteten Kirchen von Feistritz, St. Lorenzen und St. Marein bei Prank dem Salzburger Erzbischof, da sich die Regularkanoniker laut ihrem Selbstverständnis im Dienst des Bischofs wussten . Durch die 1151 erfolgte Inkorporation der Pfarre Kobenz in das Chorherrenstift Seckau wurde dem Propst die Funktion des Archidiakons übertragen, da mit der Mutterkirche St. Rupert der Sitz des Archidiakons für die obere Mark verbunden war. Ab nun nannten sich die Stiftspröpste auch "archidiaconi nati".  
 
Für die klaglose Abklärung der Vogteifrage gab es besitzgeschichtliche Voraussetzungen: Durch die Traungauer Urkunde vom 29. November 1182 bestätigte Markgraf Otakar IV. die dem Kloster Seckau von seinem Vater verliehenen Freiheiten. Darin wird auch die Übertragung der Schirmvogtei vom Gründer Adalram auf Otakar III. beim Reichstag zu Regensburg 1152 erwähnt. Vor seinem Eintritt in das Kloster schenkte Adalram dem Markgrafen deshalb Starhemberg und das Dorf Dreistetten samt ritterlicher Mannschaft wohl als Gegengabe zur Übernahme der Vogtei für das Stift Seckau. Die Vogtei über das Stift Seckau übte also der Landesfürst seit 1152 aus. Mit der Gründung der Diözese Seckau am 22. Juni 1218 wurde das Chorherrenstift zum Domstift und damit auch das Stiftskapitel zum Domkapitel erhoben. Zwischen Domstift und Bistum wurde jedoch in den Besitzungen und Rechten klar unterschieden und getrennt. Die Wahl eines neuen Diözesanbischofs war nie Aufgabe des Seckauer Domkapitels gewesen. Der Bischof kam übrigens nur sehr selten nach Seckau. Meistens wurde er hier bloß inthronisiert und zuletzt bestattet, da die bischöflichen Funktionen gewöhnlich auf Schloss Seggau bei Leibnitz oder in Graz vollzogen wurden.  
 
Besaßen die Pröpste zunächst keine Zeichen des sie auszeichnenden Amtes, erteilte Papst Innozenz VI. dem Propst Petrus Freisinger 1359 das Recht, die Pontifikalien zu führen. Ein unseliger Streit entbrannte 1497 zwischen Bischof Matthias Scheit und dem Dompropst als ''archidiaconus natus''. Bischof Scheit glaubte sich in Fragen der Jurisdiktion durch das Agieren des Dompropstes beschnitten. Im Bistum bestand die schwierige rechtliche Situation, dass der Bischof bloß die ihm 1218 zugestandenen Ordinationsrechte innehatte, während der Dompropst als Archidiakon im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg die übrigen bischöflichen Rechte ausüben konnte. So besaß der Dompropst gegenüber dem Klerus auch das Synodalrecht und versammelte die Geistlichen mindestens einmal jährlich. Die Sorge um den Klerus lag damit wohl auch mehr beim Archidiakon als beim Bischof. Vor allem in Ehesachen übte er auch zusätzlich die kirchliche Gerichtsbarkeit aus. Jede Appellation ging von seinem Forum nicht etwa an den Bischof von Seckau, sondern richtete sich an den Erzbischof von Salzburg.  
 
Als sich Bischof Scheit selbst dem päpstlichen Entscheid in dieser heiklen Frage nicht fügte, wurde er abgesetzt und exkommuniziert. Die Streitsache sollte aber erst nach 200 Jahren mit einem Vergleich im Jahr 1701 zu einem Ende gebracht werden. Damit anerkannte Bischof Rudolf Graf Thun (1687-1702) die völlige Exemtion des Domstiftes. Bereits am 24. November 1498 schloss sich das Stift Seckau unter Propst Johannes Dürnberger der Lateranensischen Kongregation an, weshalb man sich nun auch hier als "Lateranensische Äbte" und "Lateranensische Chorherren" betiteln konnte .  


===Soziale Verhältnisse===  
===Soziale Verhältnisse===  
Seckau ist von Anfang an als gemeinständiges Kloster zu bezeichnen, war also offen für jeden. Insofern finden wir Adel ige und Bürgerliche in der Kommunität beisammen, wie es auch dem Seckauer Umfeld entspricht. In den 642 Jahren seiner Existenz sind uns 396 Konventualen bekannt. Die ersten sechs Chorherren kamen 1140 aus dem Salzburger Domstift. Wie qualifiziert ihre Auswahl war beweist der Umstand, daß drei von ihnen die Prop stwürde erlang ten: Wernher von Galler (1141- 1196) und Gerold von Eppenste in (1196-1216) in Seckau sowie Liupold von Travesse in Vorau (1163-1185). Das Seckauer Kapitel hatte zunäc hst nur geringe Mitgliederzahle n. Erst die Kapitelprotokolle im 15. Jahrhundert tragen zehn bis zwölf Unterschriften , wobei die Kleriker und Novizen dort nicht genannt sind. 1528 gab es etwa 21 Chorherren, während es im Rahmen der landesfürstlichen Visitati on von 1544 heißt, daß ehmals 12 priester und 6 jung herrn gewest, darneben ein bettbrueder (=Konverse). Jetzt seien aktuell 11 personen und ein jung herr, aber kein bettbrueder mehr vorhanden. Den personellen Tiefpunkt hatte Seckau 1575 mit verbliebene n fünf Geistlichen erreicht. Um 1700 belief sich die Zahl dann auf 28 bis 30, wie etwa das letzte Protokoll vom 13. Mai 1782 zeigt. Unter Propst Sebastian Prägartner (1531-1541) verstarb der letzte Konverse . Von den 46 bekannten Mitgliedern des 13. Jahrhund erts stammt en 18 von Ministerialen ab, drei waren von bürgerlich-bäuerlicher Abkunft. Zu 25 Chorherren gibt es keine näheren Informationen. Das 14. Jahrhundert kennt 67 Kanoniker (28 Ministeriale, 14 Bürger, 21 unbekannt). Mit den 61 Chorherren des 15. Jahrhundert s trat eine Wende ein. Nun überwiegen jene der bürgerlich-bäu erlichen Herkunft, während 15 von mini sterialer und acht unbekannter Abstammung sind. Mit dem 16. Jahrhundert nahmen die Adelige n immer mehr ab. Zehn Adeligen stehen 41 bürgerlich-bäuerliche Chor herren gegenüber, gesamt also 51. Von den 76 Domherren des 17. Jahrhunderts entfallen 31 auf den Adel und 45 auf Bürger. Im 18. Jahrhu ndert ist ein verstärkter Zustrom des neuen Adel s im Kloster, ferner des reichen und studierenden Bürgertum s, besonders aus Graz, zu verze ichnen. Das führte zu einer Hochblüte des klösterlichen Leben s. Von den 99 Domherren sind 51 adeliger und 48 bürgerlich er Herkunft. Das starke Ansteige n der  
Seckau ist von Anfang an als gemeinständiges Kloster zu bezeichnen, war also offen für jeden. Insofern finden sich Adelige und Bürgerliche in der Kommunität beisammen, wie es auch dem Seckauer Umfeld entspricht. In den 642 Jahren seiner Existenz sind uns 396 Konventualen bekannt. Die ersten sechs Chorherren kamen 1140 aus dem Salzburger Domstift. Wie qualifiziert ihre Auswahl war, beweist der Umstand, dass drei von ihnen die Propstwürde erlangten: Wernher von Galler (1141- 1196) und Gerold von Eppenstein (1196-1216) in Seckau sowie Liupold von Travesse in Vorau (1163-1185).  
Chorherren aus Graz ist vermutlich u. a. den vier angese henen Pröpsten Schrott , Poiz, Mayr und Waiz (1700-1751) - allesamt geborene Graze r - zu verd anken. Nachdem gezählte 68 Seckauer Kleriker auch in Graz die Universität besuchten und im Seckauerhof wohnten, werden wohl auch Freundschaften mit diesen zum Eintritt in Seckau geführt haben. Bezügli ch der geographischen Herkunft kann gesagt werden, daß von den gesamt 396 Kanonikern 256 aus der Steiermark absta mmen. Bei 54 ist die Herkunft nicht bestimmbar, wird aber auch zumeist die Steiermark sein. Die restlichen 86 verte ilen sich auf 14 Diözesen, wobei wieder aus Gurk 22 und aus Wien 26 abstammten. Die verb leibenden 38 kamen aus Aquileja, Augsburg, Bamberg, Breslau, Brixen, Hild esheim, Lavant, Magd eburg und Olmütz.
 
Das Seckauer Kapitel hatte zunächst nur geringe Mitgliederzahlen. Erst die Kapitelprotokolle im 15. Jahrhundert tragen zehn bis zwölf Unterschriften, wobei die Kleriker und Novizen dort nicht genannt sind. 1528 gab es etwa 21 Chorherren, während es im Rahmen der landesfürstlichen Visitation von 1544 heißt, dass "ehmals 12 priester und 6 jung herrn gewest, darneben ein bettbrueder" (=Konverse). Jetzt seien aktuell "11 personen und ein jung herr, aber kein bettbrueder" mehr vorhanden. Den personellen Tiefpunkt hatte Seckau 1575 mit verbliebenen fünf Geistlichen erreicht. Um 1700 belief sich die Zahl dann auf 28 bis 30, wie etwa das letzte Protokoll vom 13. Mai 1782 zeigt. Unter Propst Sebastian Prägartner (1531-1541) verstarb der letzte Konverse. Von den 46 bekannten Mitgliedern des 13. Jahrhunderts stammten 18 von Ministerialen ab, drei waren von bürgerlich-bäuerlicher Abkunft. Zu 25 Chorherren gibt es keine näheren Informationen. Das 14. Jahrhundert kennt 67 Kanoniker (28 Ministeriale, 14 Bürger, 21 unbekannt). Mit den 61 Chorherren des 15. Jahrhunderts trat eine Wende ein. Nun überwiegen jene der bürgerlich-bäuerlichen Herkunft, während 15 von ministerialer und acht unbekannter Abstammung sind. Mit dem 16. Jahrhundert nahmen die Adeligen immer mehr ab. Zehn Adeligen stehen 41 bürgerlich-bäuerliche Chorherren gegenüber, gesamt also 51. Von den 76 Domherren des 17. Jahrhunderts entfallen 31 auf den Adel und 45 auf Bürger. Im 18. Jahrhundert ist ein verstärkter Zustrom des neuen Adels im Kloster, ferner des reichen und studierenden Bürgertums, besonders aus Graz, zu verzeichnen. Das führte zu einer Hochblüte des klösterlichen Lebens.
 
Von den 99 Domherren sind 51 adeliger und 48 bürgerlicher Herkunft. Das starke Ansteigen der Chorherren aus Graz ist vermutlich u. a. den vier angesehenen Pröpsten Schrott, Poiz, Mayr und Waiz (1700-1751) - allesamt geborene Grazer - zu verdanken. Nachdem gezählte 68 Seckauer Kleriker auch in Graz die Universität besuchten und im Seckauerhof wohnten, werden wohl auch Freundschaften mit diesen zum Eintritt in Seckau geführt haben. Bezüglich der geographischen Herkunft kann gesagt werden, dass von den gesamt 396 Kanonikern 256 aus der Steiermark abstammen. Bei 54 ist die Herkunft nicht bestimmbar, wird aber auch zumeist die Steiermark sein. Die restlichen 86 verteilen sich auf 14 Diözesen, wobei wieder aus Gurk 22 und aus Wien 26 abstammten. Die verbleibenden 38 kamen aus Aquileja, Augsburg, Bamberg, Breslau, Brixen, Hildesheim, Lavant, Magdeburg und Olmütz.

Version vom 1. Mai 2020, 10:54 Uhr



Geschichtlicher Überblick

Gründungsgeschichte

Nach den drei benediktinischen Klostergründungen des 11. Jahrhunderts sollte auch die Zeit der augustinischen Klöster in der Steiermark anbrechen. Als erstes von diesen wurde 1140 das Stift Seckau gegründet, dem dann die Stifte Vorau (1163) und Stainz (1229) folgten.

Aus dem väterlichen Erbe nach Hartnid von Traisen hatte Adalram von Waldeck, als einer der vier Söhne, im Pittener Land Waldeck mit den Dörfern Strelz, Willendorf, Dreistetten , Wopfing, den Hof Badendorf mit drei Weingärten und Gerasdorf mit seinen Weingärten und Zubehör, den Hof am Kamp und an der Erlach sowie Starhemberg erhalten. In Oberösterreich nördlich der Donau, damals in Bawaria genannt , besaß Adalram Waltenstein mit allen Gütern auf dem Windberg, je drei Weingärten zu Aschach und Pesenbach, die Höfe Eppenberg, Erbenberg , Ottensheim und Lindham. Dazukamen noch die oststeirischen Besitzungen wie das Hauptgut Kumberg , Arndorf, Hainersdorf, mit Lebern südlich von Graz und Leutzendorf. Weiters erhielt er den ältesten Aribonenbesitz auf steirischem Boden: Feistritz (= St. Marein bei Knittelfeld), den ersten Gründungsort des Stiftes Seckau.

Zwischen 1060 und 1088 erwarb Hartnid für seine Kirche in Feistritz Pfarrechte und überließ dafür dem Erzbischof Gebhard von Salzburg seine Kirche St. Lorenzen zu Leistach an der Mur bei Knittelfeld. In Feistritz befand sich auch ein Herrenhof, nach welchem sich Adalram bisweilen nannte, dessen Besitz sich von Kraubath bis gegen Pöls erstreckte und von einigen Enklaven durch setzt war. Adalram war in erster Ehe mit Perchta aus dem Geschlecht der Offenberg verehelicht. Nachdem Perchta an einem 15. November kinderlos verstorben war, heiratete Adalram um 1130 abermals. Richinza, Tochter des Rudolf von Perg, der die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian inne hatte, brachte den Besitz am Windberg im Mühlviertel als ansehnliche Mitgift in die Ehe. Außer der Tochter Benedicta, die in das Erentrudiskloster am Nonnberg in Salzburg eintrat, entsprossen der Ehe von Richinza und Adalram keine weiteren Kinder.

Der eigentliche Anlass zur Stiftsgründung liegt im Dunkeln. Obwohl erbenlos, wollte der damals gut 50-jährige Adalram seine Besitzungen auch für die Zukunft in guten Händen wissen. Vielleicht wollte er seinen Besitz auch bloß vor dem Zugriff des Landesfürsten retten. In der Stiftungsurkunde finden sich als Gründungsanlass dort nicht näher erklärte delicta, also Vergehen Adalrams, angeführt. Im Hintergrund dafür steht wohl der Totschlag Adalrams an seinem Vetter Adalbero von Feistritz um 1138, der mit Richinza die Ehe gebrochen hatte, weshalb Adalram seine Gattin verstieß. Als Sühne für seine Bluttat übergab nun Adalram am 10. Januar 1140 in Friesach dem Salzburger Erzbischof Konrad I. beinahe seine gesamten Besitzungen zur Errichtung und Ausstattung eines Klosters. Anlässlich der Propstwahl am 22. Mai 1141 in Friesach ergänzte Adalram seine Stiftung durch die Schenkung von Liegenschaften zwischen Pyhrn, Semmering und Wechsel, womit die Besitzungen in Kumberg und Hainersdorf gemeint waren. Richinza fühlte sich wegen der Vergabe ihres Heiratsgu tes durch Adalram übergangen und wollte diese Sache widerrufen wissen. Dies strengte sie in Anwesenheit ihres Gatten in einer Klage vor König Konrad III. am 15. Mai 1149 an, der sich auf dem Rückmarsch vom gescheiterten Kreuzzug in Friesach aufhielt. König Konrad bestätigte ihre Position, woraufhin nun beide Gatten, die sich schon zuvor ausgesöhnt hatten , die Stiftung jener Güter mit gesamter Hand in aller Form erneuerten und damit das Eigentumsrecht des Stiftes garantierten. Auch die Einigung wurde von König Konrad beurkundet.

Der erste Konvent in Feistritz-St. Marein 1140-1142

Mit 10. Januar 1140 hatte Adalram den eigentlichen Gründungsakt in Friesach vollzogen und bestimmt, dass man daselbst (in Feistritz) unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt. Im Salzburger Erzbischof Konrad I., der selbst ein Augustiner-Chorherr war und sein Domkapitel in ein Chorherrenstift umgewandelt hatte, erhielt er die volle Unterstützung. Dieser schickte nun aus seinem Domstift St. Rupert die ersten sechs Chorherren, welche mit Freitag, dem 20. Juli 1140 in Feistritz eintrafen.

Ihre Namen sind überliefert: Wernher (von Galler), Liupold von Travesse (= Traföß bei Mixnitz), Otto von Friesach, Adalbert von Ossiach, Rudger von Salzburg und Gerold von Eppenstein. Diese richteten sich hier ein und bauten ihr erstes Kloster wohl aus Holz. Die Tradition weiß darum, dass das Kloster im Bereich des späteren pfarrlichen Wirtschaftsgebäudes von St. Marein gestanden habe. Nach zehn Monaten war man soweit organisiert, dass sich der kleine Konvent in Wernher von Galler am 22. Mai 1141 in Friesach unter Anwesenheit von Bischof Roman von Gurk den ersten Propst wählte. Bischof Roman führte den Neugewählten in Feistritz feierlich in sein Amt ein. Unter der Führung von Propst Wernher machte man sich allerdings auf die Suche nach einer endgültigen Bleibe für den Konvent, da man mit der Situation in Feistritz nicht vollauf zufrieden war.

1142 kamen die Chorherren mit Erzbischof Konrad I. darin überein, im weiter westlich und höher gelegenen Seckau jenen Ort gefunden zu haben, der ihren Vorstellungen von klösterlicher Abgeschiedenheit und geistlicher Konzentration entspreche . In Erinnerung an die ursprüngliche Errichtung des Klosters an diesem Ort, bestimmte Erzbischof Konrad, solle die Seelsorge in Feistritz fortan durch einen Seckauer Chorherren versehen werden.

Übertragung der Stiftung nach Seckau 1142

Folgende Gründungslegende ist für die Übertragung der Stiftung nach Seckau überliefert: Auf der Jagd geriet Adalram von Waldeck in undurchdringlichen Forst, wo er sich erschöpft niederließ und einschlief. Im Traum sah er die Muttergottes mit dem Jesuskind und hörte eine Stimme, die ihm sagte: "Hie seca! Hier fälle!" Er berichtete Propst Wernher von diesem wunderbaren Ereignis und untersuchte gemeinsam mit ihm den Ort. Beim Fällen des ersten Baumes fanden sie in dessen Inneren ein Muttergottesbild und verstanden darin den Fingerzeig, hier das Kloster zu errichten.

Nach dem Auftrag im Traum erhielt das Kloster den Namen Seckau. Erzählt die Legende auch von himmlischen Zeichen, dürfte für die Übertragung der Stiftung auf die Hochebene von Seckau doch sehr wesentlich mitgespielt haben, dass man hier einen guten Sandsteinbruch entdeckt hatte, dessen Material für die Kirchenbauten der gesamten Gegend Verwendung fand. Er sollte nicht nur jetzt, sondern auch nach der Turmsturzkatastrophe 1886 wieder das Baumaterial liefern. Eine gemauerte Kapelle dürfte eines der ersten Gebäude gewesen sein, das man errichtete.

Innerhalb der Grundmauern der ehemaligen Ulrich-Liechtenstein-Kapelle fand man bei Grabungen Mauerreste einer Apsis, die von dieser ersten Kapelle stammen könnten. Mit 12. März 1143 genehmigte Papst Innozenz II. die Stiftung und zugleich die Übertragung der Propstei nach Seckau und befreite sie von allen geistlichen und weltlichen Zehentpflichten. Noch vor seinem eigenen Eintritt in das Stift Seckau bemühte sich der Gründer Adalram, die Vogteifrage einwandfrei zu lösen. Zusammen mit Propst Wernher begab er sich im Sommer 1152 nach Regensburg zum Reichstag. Auf ihr Bitten und die Mitwirkung des Salzburger Erzbischofs hin übertrug Friedrich Barbarossa dort dem steirischen Markgrafen Otakar III. die Vogteigewalt, welche zuvor Adalram als Gründer selber inne gehabt hatte. Man vereinbarte sogar auch die Möglichkeit der Aberkennung der Vogtei, sollten dafür Gründe vorliegen.

Das Stift im Mittelalter

Es gibt keine überlieferten Daten von einer Grundsteinlegung oder vom Baubeginn der Basilika. Man geht aber kaum fehl, sieht man mit den zum Leben und Wohnen notwendigen Klosterbauten auch die Kirche im Stil der Hirsauer Bauhütte emporwachsen. Zwischen 1143 und 1146 wurde bereits ein Friedhof von Bischof Roman eingeweiht.

Erzbischof Eberhard 1. (1147-1164) legte den Grundstein (qui iecit fundamenta huius ecclesiae) und weihte vor 1152 den Altar der hl. Magdalena in der sog. Magdalenenkapelle. Des weiteren ergeben sich 1159 bauliche Hinweise durch die Weihen des Petrus- bzw. Johannesaltars im Kloster. Am 16. September 1164 konnte der greise Bischof Hartmann von Brixen die Weihe der Stiftskirche vornehmen und stellte sie unter den Schutz „der allerseligsten Gottesmutter". Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Erzbischof Konrad II. in Italien auf.

Das Marienpatrozinium hatte man wohl von der Marienkirche in Feistritz übernommen. Bischof Hartmann konsekrierte auch den Hochaltar, der das Patrozinium der „Drei Heiligen Könige" erhielt. Die triumphale Übertragung der Reliquien der „Drei Heiligen Könige" nach der Zerstörung Mailands im Sommer 1164 nach Köln zog damals alle Aufmerksamkeit auf sich. Erst nach ihrer Vollendung erhielt die Kirche im Westen zwei Türme. Seckauer Konventualen wurden schon früh in andere Chorherrenstifte gesandt.

Dem 1163 gegründeten Chorherrenstift Vorau stand als erster Propst der vorherige Seckauer Dechant Liupold von Travesse bis 1185 vor. Sein Nachfolger, Propst Bernhard (1185-1202), war ebenfalls davor in Seckau als Kustos und Bibliothekar sowie Mitarbeiter der Kanzlei des letzten Traungauers, des Herzogs Otakar I., tätig. Als Propst des neu gegründeten Chorherrenstiftes Stainz wirkte der aus Seckau gekommene Gerold zwischen 1229 und 1242. Noch vor 1150 traten das Gründerehepaar Richinza und Adalram als „conversa" bzw. „Konverse" in die Seckauer Konvente der Chorfrauen bzw . Chorherren ein. Richinza verstarb dort an einem 7. Juli unbekannten Jahres, während Adalram an einem 26. Dezember zwischen 1174 und 1182 das Zeitliche segnete. In der Mitte des Langhauses der Basilika wurden die beiden im Tode vereint. Anlässlich der Erneuerung des Bodenbelags in der Basilika stieß man 1890 auf das Gründergrab. 1964 wurden die Gebeine des Gründerpaares bei der Neugestaltung der Ostpartie der Basilika zum 800-jährigen Weihejubiläum neuerlich bestattet.

Chorfrauenstift

Seit wann hier auch Chorfrauen lebten, ist nicht genau überliefert. Vermutlich werden sie schon sehr bald ihren Gebetsdienst versehen haben, da die Gründung von Doppelklöstern üblich war. Die Gründungsurkunde spricht ja in offener Form davon, dass man daselbst unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt und legt sich nicht näher fest. 1147 heißt es in einer Urkunde, dass der spätere Propst Wernher und Dechant Liupold mit weiteren Ordenspersonen beiderlei Geschlechts am 20. Juli 1140 eingetroffen seien. Das Dotationsgut zum Chorfrauenstift stammte von Richinza, die 1149 ihre Stiftung bekräftigte. Die früheste sichere Nachricht über Chorfrauen in Seckau stammt aus einer undatierten Urkunde - bisher um 1150 angenommen-, wonach Burchard von Mureck auch den Schwestern eine Schenkung zukommen ließ. In dieser Urkunde wird allerdings auch eine Schenkung für die Markuskirche in Strelzhof erwähnt, welche Bischof Hartmann aber erst 1158 geweiht hatte.

Somit stammt die früheste Quelle zum Chorfrauenkloster erst aus 1158. Die Chorfrauen unterstanden einer Meisterin, lebten in Klausur im Nordteil der Klosteranlage und hatten regen Zulauf. Ihr Zentrum für das Chorgebet war die St-Margareten-Kapelle (heute: Bischofskapelle). Sichtbare Leistungen brachten die Kanonissen in der Mitarbeit in der Schreib- und Malschule hervor. Eine ganze Reihe an Handschriften, die sich heute in der Universitätsbibliothek Graz befinden, zeugt von ihrer Kunst und Meisterschaft. Die wirtschaftlichen Belange wurden vom Chorherrenpropst mitversehen. Es existierte nie ein eigenes Besitzverzeichnis.

Die Mitgliederzahl des Frauenklosters war bisweilen so hoch, dass Bischof Heinrich I. 1242 die Höchstzahl mit 50 und Bischof Woche 1334 die Höchstzahl auf 40 Frauen festlegen musste, damit die Chorfrauen nicht so zusammengepfercht zu leben hatten. 1488 starb die letzte Chorfrau, weshalb das Frauenstift 1491 aufgelöst wurde. Als sichtbare Erinnerungen an den Frauenkonvent in Seckau existieren noch die Grabplatte von Agnes Enstaler und der letzte Kragstein bei der Westempore in der Basilika, der einen Nonnenkopf darstellt.

Brandkatastrophe 1259 und neuerliches Erstarken

Eine schwere Brandkatastrophe ereignete sich am 7. November 1259: In der kaiserlosen Zeit hatte Philipp von Ortenburg, ein Bruder des Kärntner Herzogs Ulrich, mit Hilfe seines Vetters, des Böhmenkönigs Ottokar II., den erzbischöflichen Stuhl in Salzburg an sich gerissen. Philipp, "der Erwählte", der als Subdiakon zum Empfang der höheren Weihen nicht bereit war, hätte allzu gern einen seiner Parteigänger, Ulrich von Hautzenbichl, als Propst von Seckau gesehen. Da der Konvent jedoch zu seinem Bischof Ulrich I. (1244-1268) stand und zudem auch aus Salzburg vor dem Wüterich Philipp nach Seckau geflohene Domherren vorübergehend aufgenommen hatte, veranlasste „der Erwählte" den Kleriker Ludwig von Dillingen aus Rache dazu, das Stift Seckau in Brand zu stecken.

Vor allem die Basilika mit ihren romanischen Holzdecken in den Haupt- und Seitenschiffen ging in Flammen auf. Auch eine Laienschwester aus dem Chorfrauenstift kam dabei ums Leben. Schwer getroffen von diesen Ereignissen resignierte Propst Otto von Ehrenhausen (1256-1259) und trat in den Dominikanerorden über. Sein Nachfolger als Propst wurde Ortolf von Prank (1260- 1289), der in Wilhalmus, einem Konversen, einen initiativen und guten Bauherrn und in seinem leiblichen Bruder, Herzog Ulrich von Kärnten, einen finanzkräftigen Wohltäter zur Seite hatte . Dank einer gelungenen Wirtschaftspolitik war die Erneuerung der Basilika, der Decken und des Kreuzganges mit der St-Johann -Baptist-Kapelle möglich. 1264 wurde in Seckau das Fronleichnamsfest eingeführt und im Sommer an allen Sonntagen ein Umgang mit dem „Gottesleichnam " gehalten, um Segen für Feld und Flur zu erbitten. Der Minnesänger und Landeshauptmann Ulrich von Liechtenstein und seine Gattin Perchta von Weissenstein standen in enger Beziehung zu Propst Ortolf und erwählten deshalb Seckau zum Ort einer Grabstätte für sich und ihre Familie. Ulrich begann mit dem Bau einer Kapelle in unmittelbarem Anschluss an den Kapitelsaal des Stiftes, verstarb aber bereits 1275, weshalb sein Sohn Otto den Bau fortsetzte und vollendete.

Bischof Wernhard weihte diese frühgotische Kapelle am 6. Mai 1279 zu Ehren des Evangelisten Johannes und der hl. Katharina von Alexandrien. Propst Ulrich I. Caesar (1302-1304) war der Begründer des Seckauer Oblaywesens. Unter seinem Nachfolger Propst Christian Feistritzer (1304-1325) musste Bischof Wocho (1317- 1334) wegen des sittlichen und wirtschaftlichen Tiefstandes des Domstiftes korrigierend eingreifen. 1320 verordnete er im Einklang mit Propst und Kapitel die Einführung neuer Statuten, die vor allem ökonomische und disziplinäre Dinge betrafen. Vom Schlag getroffen, wurde der Propst vom Bischof mit 11. Juli 1323 seines Amtes enthoben. Noch vor seinem Sterbetag (17. Juli 1325) wurde der bisherige Dechant Ulrich II. von Prank vor dem 24. April zum Propst gewählt (1325-1333). Ihm oblag es, an der Verkleinerung der steigenden Schuldenlast und der Besserung der Disziplin zu arbeiten. Deshalb benannte er acht Mitbrüder, die ein Jahr lang in anderen Klöstern leben sollten. Er ordnete die Einkünfte neu und nahm sich und seinen Aufwand nicht aus. Um der Lage schneller Herr zu werden, legte der Bischof den Chorfrauen und -herren neue Einschränkungen auf, indem die einzelnen Ämter insgesamt 156 Mark Silber zur Schuldentilgung zu leisten hatten.

Im 14. Jahrhundert blühte Seckau als Wallfahrtsort neben Mariazell und Straßengel auf. Aus dem ganzen Murtal kamen Prozessionen besonders am sog. "hübschen Mittwoch" (Mittwoch nach Pfingsten) nach Seckau, um das „Ursprungsbild " zu verehren. Papst Johann es XXII. verlieh den Gläubigen der Diözese Seckau mit 17. Dezember 1332 bei jedem Besuch des Gnadenbildes einen Ablass von 40 Tagen. Propst Petrus Freisinger (1348-1380) erhielt von Papst Innozenz VI. 1359 das Recht, die Pontifikalien zu führen. War Propst Ulrich III. von Trapp (1382- 1414) ein erfolgreicher Wirtschafter, kümmerte sich Ulrich IV. Colusser] (1414-1436) besonders um die Vermehrung der Bibliothek.

Blütezeit des Stiftes

In Propst Andreas Enstaler (1436-1480) erlebte Seckau einen Eiferer für die Zierde des Hauses Gottes. 1438 vollendete Hans Mitter aus Judenburg die für das Domstift in Auftrag gebrachte Glocke, 1437 wurde mit dem Bau der gotischen Kirche von St. Marein begonnen. In dieser Zeit sollte Seckau drei „Gottesplagen" erleben: 1466 starben vier Chorherren und in der Pfarre Seckau 700 Menschen an der Pest. Am 18. August 1478 überfielen die Seckauer Gegend durch die Steiermark ziehende Heuschreckenschwärme, die alles kurz und klein fraßen. Zuletzt drangen im August 1480 auch noch die Türken ins obere Murtal vor, konnten aber, wie die Legende erzählt, das Stift bei dem herrschenden dichten Nebel nicht finden.

Einer der glänzend sten Seckauer Pröpste überhaupt war Johannes Dümberger (1480-1510). Er sorgte für die Wiederherstellung der Kirche von St. Marein, die durch die Türken großen Schaden gelitten hatte, verlieh der Basilika das Netzgewölbe und umgab das Kloster mit einer schützenden Mauer. Seine Beziehungen zu Bischof Matthias Scheit (1481- 1503) verschlechterten sich hingegen zusehends. Als der Bischof gegen den Ungarnkönig Matthias Corvinus Krieg führte, wurde er 1485 verwundet und gefangen genommen. Propst Dürnberger musste ihn deshalb um 2.000 fl loskaufen. Schon im folgenden Jahr zog Scheit erneut gegen die Ungarn zu Felde, wurde wieder verwundet und gefangen. Erneut hatte ihn der Dompropst freizukaufen. Die Meinung des Dompropstes als archidiaconus natus und die des Bischofs gingen in der Frage der jurisdictio ordinaria weit auseinander.

Als sich Bischof Scheit auch nicht dem päpstlichen Entscheid fügte, wurde er zuletzt abgesetzt und exkommuniziert. Der Streit sollte erst nach gut 200 Jahren mit einem Vergleich enden. Nach der Schlacht bei Mohacs von 1526 gegen die Türken musste Propst Gregor Schärdinger (1510-1531) die Kleinodien des Klosters abliefern. Der Landesherr verordnete wegen der Türkengefahr schon 1523 die Terz und danach 1528 auch noch die Quart, wurden die Klöster und Stifte doch als kaiserliche Kammergüter angesehen.

Um die geforderte Barschaft aufbringen zu können, musste Seckau 1529 etliche Güter verkaufen. Damit war ein finanzieller Aderlass geschehen, der auch für das Kunstschaffen in Seckau eine tiefe Zäsur bedeutete. Vom Türkeneinfall war Seckau 1529 auch betroffen, da die feindlichen Horden das Schloss Witschein bei ihrem Rückzug von Graz nach Untersteier in Brand steckten und vernichteten. Der Wiederaufbau der dortigen Wirtschaftsgebäude und der Weingärten, die für Seckau eine bedeutende Einnahmequelle waren, verschlang viel Geld. Mit Propst Leonhard Arnberger (1541-1560) übernahm ein guter Wirtschafter das Ruder. Nur durch Verkäufe von Gülten konnte er den Anforderungen entsprechen und Schulden tilgen. Erneut fiel am 17. August 1544 ein Heuschreckenschwarm über die Steiermark herein und verwüstete Äcker und Wiesen. Als erster verfasste Propst Arnberger einen Pröpstekatalog. Er bemühte sich sehr um privates Studium und um seinen Konvent in Zeiten der neuen Lehre.

Protestantismus und Gegenreformation

Über die Ausbreitung einzelner Vorboten der Reformation im Seckauer Raum, wie etwa die Sekten der Geißler und Springer, der Kult der 24 Ältesten und die in der Steiermark relativ langlebige Bewegung der Waldenser ist nichts bekannt geworden. Das Einschleichen der neuen Lehre kann im Einflussbereich des Seckauer Stiftes nur schwer festgestellt werden, denn erst das Visitationsprotokoll von 1528 gibt Einblick in die neue Situation.

Der Landesfürst Ferdinand I. und der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang hatten sich dahin verständigt, eine kirchliche und religiöse Bestandsaufnahme vorzunehmen. [1] Die 21 Chorherren hielten am katholischen Glauben fest, als sich in anderen Klöstern schon heftige Diskussionen ergaben. Im Rahmen der landesfürstlichen Visitation von 1544 zeigten sich aber auch hier deutliche Veränderungen, heißt es doch, dass "ehmals 12 priester und 6 jung herrn gewest, darneben ein bettbrueder" (Betbruder=Konverse). Jetzt seien hingegen nur mehr "11 personen und ein jung herr, aber kein bettbrueder" mehr vorhanden. Den personellen Tiefpunkt erreichte Seckau 1575 mit verbliebenen fünf Geistlichen. In dieser Zeit des geistigen Umbruchs ist Dechant Lorenz Sechtan zu nennen, der sich als ruhender Pol und Vorbild treu an den Ordensgelübden und der katholischen Lehre ausrichtete . Laurentius Spielberger stand als Propst (1566-1587) in guter Beziehung zu Erzherzog Karl II. und den durchwegs protestantischen Ständen, die ihn mehrmals zum Verordneten wählten.

Im Auftrag des Erzherzogs kämpfte Spielberger 1571 gegen die neue Lehre. Aufgrund des guten Einvernehmens mit dem Stift Seckau ließ Karl II. im Dom zu Seckau seine Begräbnisstätte noch zu Lebzeiten errichten. Im Sommer 1581 führte auch der seit dem Vorjahr in Graz residierende Nuntius Germanico Malaspina in den meisten steirischen Klöstern sowie in einigen Pfarren genaue Befragungen durch. Die nunmehr vorgefundenen Zustände in Seckau waren ziemlich besorgniserregend. Propst Laurentius Spielberger lebte seit 15 Jahren mit einer Konkubine zusammen, die er unmittelbar vor Eintreffen der Visitationskommission entließ. Mit ihr hatte er sieben Kinder. Er gelobte dem Nunti s gegenüber Besserung und durfte deshalb auch im Amt bleiben. Der Konvent neige zu Trunksucht und Luxus, wie der Propst aussagte, und leiste ihm wenig Gehorsam. Einige Chorherren hätten ebenfalls Konkubinen. Zwei seiner Kanoniker wurden deshalb ihrer geistlichen Funktionen enthoben und für zwei Monate in ihren Zellen in Haft gehalten. Der Propst und die beiden Konkubinarier bekannten ihre Schuld auf den Knien vor dem Nuntius und dem anwesenden Konvent und versprachen Besserung. Nach dem gemeinsam gesungenen Psalm „De profundis" sowie weiteren Gebeten erteilte der Nuntius den drei Bußfertigen die Absolution.

Die wichtigste Auswirkung dieser Visitation brachte die Neufassung der Seckauer Statuten mit sich, die am 13. September 1583 vom Kapitel beschlossen wurden. 1586 wurden noch weitere Ergänzungen durchgeführt. Damit hatte man nun sämtliche Bereiche des innerklösterlichen Lebens neu geregelt und die Beobachtung der Ordensregel sowie den Gehorsam gegenüber Propst und Bischof betont. Der stiftische Bibliotheksbestand dieser spannenden Zeit repräsentiert die verschiedenen geistigen Strömungen und kennt fast alle bedeutsamen Kontroverstheologen mit einem oder mehreren Werken, vorwiegend aus der Sicht der Gegner bewertet. Es gibt dort nur wenige Schriften mit ausgesprochen reformatorischem Inhalt. Entsprechend gab es auch keine Aufsehen erregenden Übertritte von Seckauer Chorherren zur neuen Lehre wie andernorts. Zwei Seckauer Chorherren wurden in dieser Zeit als Pröpste von Rottenmann postuliert: Laurentius Reisacher (1574-1575) und Johannes Muchitsch (zwischen 1578 und 1608). In St. Andrä an der Traisen lenkten gleich drei aus Seckau postulierte Chorherren das Stift: Johannes Zwicker von 1490 bis 1493, dem Oswald Rieger bis 1507 folgte, und noch Bonaventura Hahn von 1629 bis 1640. In Herzogenburg wirkte der Seckauer Dr. Martin Müller von 1621 bis 1640 als Propst.

Neuzeit

Die anbrechende neue Zeit wurde unter Propst Wolfgang Schweiger (1587-1589) in der baulichen Veränderung des Mitteltraktes des Klosterhauptgebäudes und in der Umgestaltung des ursprünglich romanischen Kreuzganges in der Formensprache der Spätrenaissance durch Bernhard de Silvo 1588 sichtbar. Schon nach wenigen Jahren resignierte Propst Wolfgang und übersiedelte in das Chorherrenstift nach St. Andrä an der Traisen. 1591 kam er von dort wieder nach Seckau zurück. 1587 begann Alexander de Verda mit dem Bau des Mausoleums für Erzherzog Karl II. und dessen Familie. 1612 konnte Sebastian Carlone mit seinen Gehilfen das Habsburgergrab vollenden, eine Manifestation des konfessionellen Absolutismus im manieristischen Stil unter Propst Sebastian Kueler (1589-1619), die die Finanzen des Klosters ziemlich erschöpft hatte. Kueler gelang es jedoch als Verwaltungsgenie, die immensen Schulden in den Griff zu bekommen und das Stift zu neuer Blüte zu führen.

Dankbar für seine Dienste, die er dem Lande geleistet hatte , ließen die Stände Kueler 1606 sogar eine silberne Münze prägen. Um das Geld für den Wiederaufbau der 1603 abgebrannten Prälatur aufzubringen, soll Kueler einem Alchimisten 1.000 fl zur Verfügung gestellt haben, was sowohl bei Bischof Brenner als auch bei der Regierung großes Ärgernis hervorrief. Er unter stütze eine von Papst Johannes XXI. bereits 1317 verbotene Kunst, hieß es von dort. Mit PropstAnton von Potiis (1619-1657) erfuhr Seckau neuen inneren und äußeren Aufschwung. In Stiftsdechant Thomas Jurichius hatte er einen um den inneren Fortschritt bemühten Partner in der Leitung der Mitbrüder. Der Propst sorgte für den weiteren Ausbau des Stiftes. Er erwarb 1635 die Herrschaft Liechtenstein und kaufte 1636 den Prankmairhof in Prank sowie 1646 das Schloss Hautzenbichl neben etlichen Gütern bei Bruck an der Mur, Leoben, St. Michael, Trofaiach, Mautern und im Mürztal. Er errichtete 1625 bis 1628 den 160 m langen Westtrakt und 1640 den Kaisersaal sowie Radmeistersaal (heute Zeichensaal des Abteigymnasiums). An den vier Ecken ließ er ursprünglich mit weißem Blech gedeckte Türme und Schutzwehren errichten.

Seine Kleriker ließ Propst Potiis auch an auswärtigen Universitäten studieren. Damals erwarben sie sich akademische Lorbeeren verschiedener Fakultäten. Die erfolgreiche Tätigkeit von Propst Maximilian Graf Gleispach (1657-1700) als Verordneter im Landtag brachte es mit sich, dass Kaiser Leopold I. Seckau bei seinem Aufenthalt am 21. August 1660 zum Markt erhob und den Propst zum Geheimen Rat ernannte. Gleispach betrieb mit Energie den Exemtionsstreit, konnte aber nicht dessen Abschluss erleben. In der Bautätigkeit übertraf er trotz angeblicher Schulden von 300.000 fl sogar noch seinen Vorgänger. Propst Gleispach hatte im Leobener Baumeister Peter Franz Carlone einen kongenialen Partner für seine Vorhaben gefunden. 1658 bis 1682 setzten sie gemeinsam ihre Ideen um und gaben dem Stift ein neues Aussehen. 1660 wurde auf die Initiative und Finanzierung von Dechant Peter Auer hin auf der Hochalm für die Senner eine Kirche zu Ehren des hl. Hieronymus, des Viehpatrons, gebaut.

In einem fließenden Übergang entwickelte sich jedoch daraus ein Marienheiligtum und das Patrozinium wechselte in der Folgezeit zu „Maria Schnee" . Die Hochalmkirche ist die höchst gelegene Wallfahrtskirche in der Steiermark und wird besonders zu Mariä Heimsuchung am 2. Juli und Maria Schnee 5. August (seit der Nazizeit an den ersten Monatssonntagen im Juli und August) - heute ergänzt durch den Mutter-Anna-Tag (20. Juli) - von den Pilgern aufgesucht. Zum 300-jährigen Jubiläum wurde die Kirche 1960 gänzlich renoviert und die Wallfahrt neu belebt. 1662 gelangten die Besitzungen um Strelzhof in Niederösterreich durch Verkauf an das Neukloster der Zisterzienser in Wiener Neustadt. Für den Fall einer über die ganze Steiermark hereinbrechenden Invasion der Türken hatte Gleispach mit dem Propst von Berchtesgaden die Evakuierung des Seckauer Kapitels dorthin vereinbart. Seckauer Untertanen planten für den 27. Juli 1683 einen Aufstand gegen das Stift, der jedoch frühzeitig aufgedeckt wurde.

Die Anstifter und Rädelsführer wurden sehr hart bestraft. 1696 erhielt das Kapitel neue Statuten. Durch den ehrenden Vergleich von Propst Franz Sigismund von Schrott (1700-1703) mit Bischof Rudolf Graf Thun am 11. Januar 1701 konnte der beinahe 200 Jahre lang dauernde Exemtionsstreit ohne Gesichtsverlust einer Seite endlich beendet werden. Die angeblich 300.000 fl Schulden aus dem langen Prozess konnte Propst Paul Franz Poiz (1703-1733) nur durch den Verkauf von mehreren Besitzungen tilgen. Er begann deshalb 1705 auch wieder mit dem Betrieb des Kupferbergwerkes in Flatschach bei Schönberg. Zum Dank für die Abwendung der 1713 wütenden Pest ließ Propst Poiz am Zellenplatz eine Mariensäule aufstellen. Der hochtalentierte DDr. Maximilian Mayr war vor seiner Wahl zum Propst (1733-1737) beim Seckauer Bischof Dominicus von Lamberg bis 1723 und danach bei dessen Beförderung auf den Passauer Bischofsstuhl als Kanzler tätig. Mit der eigenen Wahl zum Propst endete seine Tätigkeit auf höchster Ebene, um sich voll auf sein Stift konzentrieren zu können. Unter Propst Franz Xaver von Waiz (1737-1751) konnte der Konvent das 600-jährige Gründungsjubiläum begehen, zu welchem Anlass auch die Jesuitenschüler in Judenburg ein Festspiel aufführten.

Propst Josef Urban von Schurian (1751-1769) konnte trotz allem Bemühen den wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes nicht aufhalten. Diese schwierige finanzielle Situation des Domstiftes brachte den damaligen Seckauer Bischof, Josef II. Philipp Graf von Spaur, auf den Gedanken, das Regular-Domstift Seckau in ein Säkular-Dom stift zu verändern und den Sitz in die Landeshauptstadt Graz zu verlegen. Johannes von Poldt war als letzter Propst (1770-1782) dem Säkularisierungsplan des Bischofs nicht abgeneigt und dafür noch zusätzlich bereit den Stiftsbesitz dem Meistbietenden zu verpachten, um die anstehenden Schulden tilgen zu können. Der innere Zusammenhalt und die klösterliche Disziplin hatten in diesen Jahren ziemlich gelitten, wie die Visitation von 1776 recht deutlich zeigte. Der Propst legte nun seinem Kapitel Mitte Februar 1780 in einer Kapitelsitzung den Plan zur Säkularisierung vor, wogegen die Kanoniker aber Sturm liefen. Poldt ließ in der Folge alle Kanoniker auf sein Zimmer zu einem Einzelgespräch kommen - der Widerstand blieb bestehen. Erst als er erneuten Druck ausübte und "diesen zu wagenden Schritt auf sein eigenes Gewissen zu nehmen wüste", erhielt er die Unterschriften des Kapitels zu seinem Vorhaben. Sodann unterbreitete er dieses Vorhaben der Kaiserin Maria Theresia, deren Tod am 29. November 1780 die Ausführung dieses Plans verhinderte.

Für dessen Umsetzung sorgte aber Kaiser Joseph II. am 13. Mai 1782 in überraschender Weise. Die Dom- und Stiftskirche von Seckau wurde nun zur Pfarrkirche umgewandelt und die Jakobskirche abgetragen. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde weggebracht. Ein guter Teil der Bibliothek kam nach Wien. Den Kapitularen blieb nur ihr geringes Eigentum. Jeder erhielt 100 fl für Kleidung, ein Paar silberne Messer, Gabeln und Löffeln und als Pension jährlich 300 fl. Der Prälat hingegen empfing 800 fl und der Dechant 600 fl. Am 12. August 1782 ging der Konvent auseinander. Mit der Einführung des Domkapitels in Graz wurde Poldt zum Dompropst in Graz (1786-1798) ernannt.

Vom Religionsfonds zur Radmeister-Communität Vordernberg 1782-1883

Bei seinem Besuch in Seckau am 12. September 1810 schrieb Erzherzog Johann in sein Tagebuch: "Das Stift Seckau war eines der schönsten ... alles war auf einem guten Fuße und sehr ordentlich verwaltet; jetzt sind die Meierhöfe stückweise verpachtet; die Alpen ebenfalls; die Waldungen werden theils für die eigenen Hammer, theils für Vordernberg benutzt: 11.166 Joch Waldungen, 242 Äcker, 465 Wiesen, 2575 Hutweiden, 1100 Unterthanen, 600 Forst-und Zehentholden, Teiche, Mühlen und ein schönes Hammerwerk, welches jetzt getrennt verwaltet wird. Alles war in Mappen aufgenommen, Seckau im Relief in Holz; alles ist weg; die Einrichtung versteigert und verbrannt, wahrlich Spuren des Vandalismus; der unvergeßliche Kaiser Joseph wurde schlecht bedient."

Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass die Radmeister-Communität von Vordernberg am 3. November 1823 die „Stiftsherrschaft" Seckau mit einem Waldbestand von 7.400 Hektar auf dem Lizitationsweg um 125.100 fl C.M. aus dem Religionsfonds erwarb. Die Tatsache, dass man große Waldbestände für die Versorgung der eigenen Hochöfen mit Holzkohlen brauchte, war das Hauptmotiv für die Übernahme von Seckau. Auch das Patronat ging in die Hände der Radmeister-Communität über, welche nun für die dringend notwendige Restaurierung des Habsburger-Mausoleums Sorge trug.

Wiederbesiedelung durch Benediktiner 1883 und Neugründung der Abtei Seckau 1887

Durch die im Kulturkampf unter Reichskanzler Otto von Bismarck erlassenen Maigesetze vom 31. Mai 1875 wurden alle Orden in Preußen aufgehoben. Auch der 72-köpfige Konvent der Benediktinerabtei Beuron hatte nach einer neuen Heimstätte zu suchen. Abt Dr. Maurus Wolter wandte sich mit seinem besonderen Problem an Kaiser Franz Joseph in Wien, der ihm zu Hilfe kam. Gut die Hälfte des Konvents lebte nun von 1875 bis 1880 im beinahe leer stehenden Servitenkloster in Volders bei Hall in Tirol. Der Kaiser schenkte den Benediktinern sein Eigenkloster Emaus in Prag 1880, wo sich eine so gute personelle Entwicklung zeigte, dass man schon 1883 an eine Neugründung gehen musste.

Als ihm Dompropst Alois Karlon, Abgeordneter zum Reichsrat, und dessen Bruder Johann Karlon davon berichteten, bot Bischof Johann Baptist Zwerger von Seckau den Benediktinern nun das ehemalige Dom- und Chorherrenstift an der„ Wiege" seiner Diözese in Seckau an. Die Radmeister-Communität Vordernberg verkaufte deshalb die Herrschaft „Seckau" um 70.000 fl samt den nicht ganz 240 Hektar Grundbesitz an die Beuroner Benediktiner, wobei offiziell Dompropst Prälat Alois Karlon als Käufer auftrat. Mit 9. Juli 1883 trafen bereits die ersten Mönche ein, um den Einzug der Benediktinerkommunität vorzubereiten. Am Fest Mariä Geburt, am 8. September 1883, wurde der Geburtstag von Neu-Seckau in Gegenwart des Bischofs Zwerger, des Abtes Maurus Wolter von Beuron und der 16-köpfigen Ordensgemeinschaft gefeiert. Nach 100 Jahren wurde die Kirche wieder von klösterlichem Gesang und Gebet erfüllt. Zwischen 1885 und 1887 war das junge Priorat sogar Sitz des Beuroner Erzabtes. Nach einer kurzen Einführungsphase wurde das Kloster Seckau mit 3. Juli 1887 zur eigenständigen Abtei erhoben. Kraft eines päpstlichen Dekrets wurde die Abteikirche mit 7. Oktober 1930 ausgezeichnet und erhielt den Rang einer Basilika minor.

Die Abteischule wurde am 9. Juni 1931 zum „Abteigymnasium" mit Öffentlichkeitsrecht ernannt. Kurz nach dem 800-jährigen Gründungsjubiläum am 10. Januar 1940 wurde die Abtei durch die Geheime Staatspolizei aufgehoben. Das Gebäude diente während des Zweiten Weltkriegs zur Ausbildung von Burschen durch die NAPOLA. Am 8. September 1945 konnte Abt Benedikt wieder sein Kloster in Besitz nehmen, auch wenn dieser Schritt durch die gesetzliche Rückstellungsverordnung erst mit 16. Juni 1947 offiziell vollzogen wurde. Zur liturgischen Erneuerung leisteten die Seckauer Mönche durch die Pflege des Choralgesangs und ihre einschlägigen Veröffentlichungen einen unverzichtbaren Beitrag. Gerade die mit der Erneuerung des Lebens aus christlichem Geist bemühte Jugendbewegung „Bund Neuland" schöpfte aus den Impulsen und der Spiritualität des benediktinischen Mönchtums. Die wirtschaftliche Grundlage der Abtei war von Beginn an unzureichend. Die notwendigen Umbau- und Renovierungsarbeiten besonders der 1980er Jahre bedeuteten beinahe den finanziellen Ruin. Der seit 1933 von 91 auf inzwischen 20 Mönche verkleinerte Konvent erfreut sich aber eines ausgezeichneten Rufes.

Konföderationen

1305 standen die Seckauer Chorherren mit einem weiten Kreis an Klöstern in enger Verbindung und mit welchen sie sich geistlich verbrüdert wussten. Zunächst waren das folgende Chorherrenkonvente: Domkapitel Salzburg, Gurk, St. Andrä im Lavanttal, Klosterneuburg, Herzogenburg, St. Andrä an der Traisen, Reichersberg, Waldhausen, Berchtesgaden, Neustift bei Brixen und Oberndorf. - Zu diesen kamen auch Klöster anderer Orden hinzu: St. Peter Salzburg, Admont, St. Lambrecht , St. Paul im Lavanttal, Kremsmünster, Rein, Neuberg, Garsten, Suben, Vornbach, Baumburg, Gleink, Lambach, lndersdorf, Gars, Au, St. Zeno in Reichenhall, Heiligenkreuz, Chiemsee, Gries bei Bozen, Ranshofen , Göttweig, Dürnstein, Lilienfeld, St. Maurice, Niederaltaich, Langenzenn, Ossiach und St. Michael an der Etsch. Eine ganze Reihe an Konföderationsurkunden ist uns erhalten geblieben. Bisweilen wurden sogar bestehende Konföderationen erneuert und wiederum bestätigt: Dominikanerprovinz Österreich (1270), Franziskanerprovinz Italien (1282), Gurk (1295), Stainz (1296 ), Vorau (1302), St. Florian (1302), St. Pölten (1302), St. Nikola in Passau (1304), St. Paul im Lavanttal (1305), Stainz (1311), Rein (1319), St. Andrä an der Traisen (1330), Neustift bei Brixen (1331), St. Andrä an der Traisen (1334), Neustift bei Brixen (1336), St. Peter in Salzburg (1346), Klosterneuburg (1372), Kremsmünster (1373), St. Lambrecht (1377), Reichersberg (1377), Herzogenburg (1377), Eberndorf (1395), Waldhausen (1398), Rein (1411), Admont (mit Propst Ulrich Colusser 1414- 1436), Neuberg (1424), Rebdorf (1442), Garsten (1478), Gleink (1495), Heiligenkreuz (1495), Lambach (1495), Chiemsee (1496), Gries bei Bozen (1496), lndersdorf (1496), Ranshofen (1497), Suben (1497), Göttweig (1501), Dürnstein (1502), Lilienfeld (1502), Kremsmünster (1503), Niederaltaich (1503), Langenzenn (1509), Ossiach (1516), St. Peter in Salzburg (1517).

Karitative Tätigkeit

Die Chorherren hatten sich nicht nur um die Ordensmitglieder, sondern auch um ihre anvertrauten Laien im Stift und auf den inkorporierten Pfarren zu kümmern. Die Sorge für Arme und Kranke war im Mittelalter ja vornehmlich Aufgabe der Kirche. So errichtete auch Propst Wernher in der Nähe des Stiftes ein Hospiz und ein Armenhaus mit einer dem hl. Jakob 1194 geweihten Kapelle, die bei der Abtrennung Seckaus von Kobenz 1197 Pfarr- bzw . Leutekirche wurde und es bis zur Aufhebung 1782 blieb. Bald danach wurde sie jedoch geschleift.

Das Nekrolog des Armenspitals informiert über die einstigen Insassen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Mit dem übrig gebliebenen Kapital des 1488 ausgestorbenen und 1491 aufgehobenen Chorfrauenstiftes ließ Propst Dürnberger ein Spital bauen, welches am 5. August 1502 eingeweiht wurde. Für die Insassen dieses Armenspitals galten eigene Statuten, die auf einer Holztafel aus dem 17. Jahrhundert überliefert sind. Von diesem Dürnberger-Spital ist heute nur noch die Luziakapelle als Kleinod gotischer Architektur und spätgotischer Wandmalereien erhalten. Die Reste des Spitals wurden 1912 abgerissen. Die Klosterschule (schola interna) besuchten nicht nur die eigenen Kleriker, sondern stand auch für Schüler offen (schola externa), die weltliche Berufe ergreifen sollten. Diese Schule war insofern auch ein unverzichtbarer sozialer Beitrag zur Ausbildung von Personen, die einmal hohe Verantwortung übernehmen sollten. Auch das Bruderschaftswesen ist hier zu erwähnen, zumal sich dort religiöse wie soziale Motivation trafen. U. a. sei hier etwa an die „Aller Christgläubigen Bruderschaft" in der Maria-Magdalenen-Kapelle erinnert, die Propst Haller 1377 gründete. 1480 errichtete Propst Enstaler die Liebfrauenbruderschaft zum Dank für die Befreiung aus Türkennot. 1486 wurde in der Basilika die Mariä-Opferungs-Bruderschaft eingeführt. Im 17. Jahrhundert kamen auch die Arme-Seelen- und die Sebastianibruderschaft sowie 1753 die Namen-Jesu-Bruderschaft dazu.

Klosterschule

In Seckau wurde schon früh eine Schule geführt. In einer Urkunde von 1156 wird von einem Udalricus berichtet, der einst im Kloster Seckau mit den Kanonikern erzogen, jetzt zum jungen Mann herangewachsen ist. Damit finden wir die schola interna angesprochen, welche sich als „Konventschule" um die Ausbildung des Ordensnachwuchses kümmerte. 1197 machte Erzbischof Adalbert III. für diese Schüler eine Spende (oblatio puerorum). Die Besucher der schola interna trugen die Tonsur wie die Chorherren. Beim gemeinsamen Gebet in der Schule wurden die Schüler mit Weihwasser besprengt. Beim Gottesdienst trugen sie eigene Umhänge und waren als Sänger der gregorianischen Choräle unverzichtbar.

Die Ausbildung jener Schüler, die weltliche Berufe ergreifen wollten, versah die schola externa, welche auch außerhalb der Klausur untergebracht war. Mit der Erhebung des Stiftes zum Domstift wurde die schola externa 1218 zu einer Domschule. Ihre Schüler trugen weltliche Kleidung. 1242 wurde vom Bischof vorgeschrieben, dass die Schüler künftig nicht mehr im Kloster, sondern im Ort zu wohnen hätten. Der Scholasticus war mit der Leitung der Schule betraut und wurde direkt vom Propst eingesetzt. Ihm unterstanden der Regenschori und ein Kantor, die ihn beide in der Leitung der Domschule unterstützten. Im Chorherrn Rudolf verstarb 1289 der frühest bekannte Scholasticus. Dann ist erst wieder Michael Bruchlius 1613 genannt und danach die geschlossene Reihe der Scholastiker bis 1782. Nach 1300 scheint das Bildungsniveau gesunken zu sein, da bei der Propstwahl von 1383 einige Chorherren nicht einmal schreiben konnten. Zum Vergleich sei darauf hingewiesen, dass etwa in St. Lambrecht 1387 kein einziger Mönch schreiben konnte. Um 1500 gab es in Seckau diese Form der Schule nicht mehr. Die Aufgaben des Scholastikers versahen nun der Regenschori und der Kantor.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Einige Chorherren waren besonders talentiert bzw . wissenschaftlich interessiert. So haben 68 Seckauer Kleriker an der Universität in Graz studiert, 15 aber auch andere Universitäten besucht: jeweils ein Chorherr inskribierte in Ingolstadt, Mainz, Padua, Rom, Salzburg und Trier, drei in Dillingen und sechs in Wien. 83 der insgesamt 396 Kanoniker besuchten eine Universität, was 21 % entspricht. 15 von diesen brachten es dann sogar bis zur Doktorwürde. Was aber wissenschaftliches Arbeiten nach dem Studienabschluss betrifft, sind nur wenige Informationen bekannt. Im Steiermärkischen Landesarchiv werden einige wenige Manuskripte theologischer Abhandlungen aufbewahrt, weiters sind einige historische Werke erhalten geblieben, die einen guten Einblick zur Seckauer Geschichte liefern.

Propst Leonhard Arnberger (1541- 1560) verfasste den frühesten Pröpstekatalog. Propst Jakob Waschl (1560-1566) erstellte wiederum einen Katalog der Pröpste samt ihren Wappen. Die leiblichen Brüder Johannes und Thomas Jurrick aus Wittgenau, die in der latinisierten Form ihres Namens, "Jurichius", bekannt geworden sind, haben für Archiv und Bibliothek wertvollste Arbeit geleistet. Thomas Jurichius (1589-1658) war ab 1622 Stiftsdechant und verfasste die wichtige Urkundensammlung „Chronicon sive Diplomatarium Seccoviense". Seinem Bruder Johannes Jurichius (1616-1671) ist der "Liber benefactorum Ecclesiae Seccoviense", das Wohltäterbuch der Seckauer Kirche, und der „Rapsodus seu Index Rerurn ", ein Archivkatalog, zu verdanken. Großartiges leistete wieder der unermüdliche Matthias Ferdinand Gauster (1699-1749), Autor des umfangreichen vierhändigen „Praesulatus Seccoviensis" und der „Collectanea ad Praesulatum Seccoviensem". Seine Aufzeichnungen haben auch durch qualitätvolle Aquarelle dokumentarischen und kunsthistorischen Wert. Des weiteren stammen aus Gausters Feder das "Viridarium Rituum", die vierbändigen "Monum entorum Seccoviensium" und die "Diarii Seccoviensis". Auch der letzte Seckauer Archivar, Georg Scheidl (1750-1835), schrieb eine kompakte Geschichte der Seckauer Dompröpste.

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse

Wirtschaftliche Verhältnisse

Von seinem Vater hatte Adalram von Waldeck ein schönes Erbe erhalten: Waldeck im Pittener Land mit den Dörfern Strelz, Willendorf, Dreistetten, Wopfing, den Hof Badendorf mit drei Weingärten wie Gerasdorf mit seinen Weingärten und Zubehör, den Hof am Kamp und an der Erlach sowie Starhemberg. In Oberösterreich nördlich der Donau besaß er Waltenstein mit den Gütern auf dem Windberg, je drei Weingärten zu Aschach und Pesenbach, die Höfe Eppenberg, Erbenberg, Ottens heim und Lindham. Zu diesen kamen noch die oststeirischen Besitzungen Kumberg, Arndorf, Hainersdorf, mit Lebern südlich von Graz und Leutzendorf. Dazu erhielt er noch Feistritz, den ersten Gründungsort des Stiftes Seckau. Fast seine gesamten Besitzungen übergab Adalram dem Salzburger Erzbischof mit 10. Januar 1140 zur Gründung eines Chorherrenstiftes.

Ausgestattet durch dieses Dotationsgut hatten sich die ersten Chorherren zunächst einmal in Feistritz einzuleben und die Grundlagen für ihr Fortkommen zu sichern. Die Befreiung von jeglichen steuerlichen Abgaben war als Erleichterung zu sehen, wie es in der Gründungsurkunde festgelegt war. Das erste Kloster stand, wie die Tradition weiß, im Bereich des späteren pfarrlichen Wirtschaftsgebäudes von St. Marein. Dieser Ort erwies sich jedoch als ungeeignet, weshalb man sich schon bald zu einem Neubeginn in Seckau entschloss. Neben dem Dotationsgut des Gründerehepaares vergrößerte sich der Besitz durch weitere Schenkungen aus weltlicher und geistlicher Hand. Seckau besorgte nun wiederum die Errichtung von Kirchen und Kapellen für seine Untertanen. In den Seelgerätstiftungen an das Seckauer Kloster trafen sich die spirituellen Interessen der Stifter mit den materiellen Hoffnungen der jungen Klosterkommunität.

Um 1170 widmete der Erzbischof auf Vorsprache des Bischofs von Gurk und des Seckauer Propstes hin eine Hube auf dem Berg Zossen bei Hüttenberg in Kärnten - wahrscheinlich zur Eisengewinnung - als Unterstützung der Klöster in Seckau und Vorau. Beiden im Aufbau begriffenen Stiften war damit gut gedient. Mit 10. Februar 1171 bestätigte Papst Alexander III. den Seckauer Besitzstand, der sich seit der Gründung schon ein wenig vergrößert hatte. Der Besitzzuwachs von 1171 bis zur Anlegung des ältesten Urbars kam hauptsächlich durch Schenkungen in die Oblay zustande. Dabei handelte sich vornehmlich um Streubesitz im oberen Murtal, im Palten- und Liesingtal, im Ennstal, zwischen Leoben und Bruck, im Mürztal sowie in der Oststeiermark, bei Leibnitz und in der Untersteiermark bei Witschein. Der Besitz nördlich der Donau gelangte schon bald als Lehen in die Hände der Herren von Ort. Durch die Gründung der Diözese Seckau wurde das Chorherrenstift mit 8. Juli 1218 zum Domstift und damit auch zum Domkapitel erhoben - in seinen Besitzungen wie Rechten aber klar vom Bistum getrennt.

Das älteste Urbar ließ Propst Ortolf in der Zeit um 1270 verfassen. Es hält den trotz der Folgen der Brandkatastrophe von 1259 recht kompakten Klosterbesitz zwischen Judenburg und Kraubath sowie im Gebiet des Hochplateaus um Seckau fest. Von allgemein wirtschaftsgeschichtlichem Interesse sind die Leistungen der darin erwähnten "Schafschwaigen". Die am Georgi- und Michaelifest zu leistenden Abgaben der Untertanen bestanden nur zum Teil aus Geld. Dem Grundherrn war auch durch die Abgabe von Naturalien gut gedient: Eier, Getreide, Hühner, Käse, Kraut, Kühe und Schafe. Wegen der raschen Verderblichkeit wurde die Abgabe von Fischen in eine Geldleistung umgewandelt. Die Abgaben von gewerblichen Betrieben erfolgten meistens in Geld. Für die Besitzungen in Niederösterreich gab es ein eigenes Urbar, das allerdings nicht erhalten geblieben ist. Nicht unerwähnt darf hier der Silberbergbau am Dobritsch zwischen Friesach und Hüttenberg in Kärnten bleiben. Dort konnte sich Seckau damals sehr maßgebliche Summen erwirtschaften.

Wegen des wirtschaftlichen Tiefstandes des Stiftes musste Bischof Wocho (1317-1334) eingreifen. Er gab mit 23. August 1320 gemeinsam mit Propst Christian Feistritzer und Kapitelbeschluss dem Stift neue Statuten, die vor allem ökonomische und disziplinäre Dinge betrafen. Unter Propst Dietmar Cholbo (1339-1346) erreichte das Stift eine Blütezeit in geistlicher und wirtschaftlicher Beziehung. Auch Propst Ulrich III. von Trapp (1382-1414) hatte für die Wirtschaft eine glückliche Hand, sodass er als alter fundator bezeichnet wurde. Das Urbar des Stiftes St. Florian von 1373 zeigt, dass Seckau seine aus der Gründungsdotation stammenden Besitzungen nördlich der Donau bereits an das verbrüderte Chorherrenstift veräußert hatte. Für Seckau liegen aus dem 14. Jahrhundert allerdings keine Urbare oder urbarialen Aufzeichnungen vor. Die allmähliche Verdrängung der Naturalabgaben durch deren Ablöse in Geld brachte wiederum neue schriftliche Aufzeichnungen der stiftischen Untertanen mit sich.

In seiner beinahe 45-jährigen Regierun szeit sorgte Propst Andreas Enstaler (1436-1480) für viele Anschaffungen und Neuerungen im Stift und seinen Pfarren. Mit den erworbenen Gütern kam eine ganze Reihe von Untertanen in der Seckauer Gegend zum Stift. Seckau hatte damals gut 1.200 Untertanen. Die Aufzeichnungen des Stiftsarchivars Matthias Ferdinand Gauster aus dem 18. Jahrhundert machen gerade auch die Besitzveränderungen im Lauf der Jahrhunderte nachvollziehbar. Um 1400 hatte man mit dem Bergbau in Flatschach bei Knittelfeld begonnen und zunächst Gold zutage gefördert. Im Lauf der Zeit wurden aber die Kupfervorräte immer ertragreicher und bedeutungsvoller. Durch die kaiserliche Abforderung der Terz (= eines Drittels der gesamten Einkünfte eines Jahres) 1523, der Kirchenkleinodien - nach der Schlacht bei Mohacs 1526- und der Quart (= eines Viertels) 1528 hatte das Stift jedoch schwere finanzielle Herausforderungen aufgelastet bekommen und konnte sich, trotz eingelegten Protests, nur durch den Verkauf von Gülten um Bruck, im Enns-, Mürz- und Paltental über Wasser halten.

1529 beließ der Kaiser jeder Kirche nur mehr einen Kelch und eine Monstranz - der Rest war abzuliefern. Der Kaiser musste alle Mittel ausschöpfen, um im Kampf gegen die Türken bestehen zu können. Vor der Quart (1528) betrug der Seckauer Besitzstand 1752 Pfd. 7 Sch. 9 Pf. - nachher (1540) waren es nur noch 1271 Pfd. und 23 Pf. Damit war das Domstift im Vergleich mit den anderen Stiften des Landes relativ am schlechtesten bestellt. Bischof Georg III. von Tessing (1536-1541} führte beim Februar-Landtag 1540 deutliche Klage über den schlechten Wirtschaftsstand seines Domstiftes. Gemäß der Gültenschätzung von 1542 wurde das Kloster mit seinen Gütern mit 2.000 fl angeschlagen. Um Schulden zu tilgen, sah sich Propst Leonhard Arnberger (1541-1560) zum Verkauf weiterer Gülten bei Bruck, im Mürztal und in Kärnten bis 1543 gezwungen. Auf den Beschluss des Prager Landtages 1542 veranlasste Propst Arnberger die Gültenschätzung des Stiftes und gab den Anstoß zur Abfassung eines neuen "Urbarpuech zw Seggaw 1543". Das erhalten gebliebene Urbar verzeichnet keinesfalls den gesamten damaligen Besitzstand. Es muss noch weitere Urbare gegeben haben.

Nach dem Brand der Prälatur ließ Propst Sebastian Kueler (1589-1619) sie wieder aufbauen. Er war ein Verwaltungsgenie und zahlte im Lauf der Jahre die stiftischen Schulden zurück, löste die versetzten Grundstücke wieder ein und vermehrte das Stiftsvermögen. 1603 kaufte er der Landschaft in Graz sogar noch den Rauberhof ab und schuf damit den Seckauerhof. Propst Anton von Potiis (1619-1657} brachte weitere Güter in den Stiftsbesitz. So kaufte er 1635 die Herrschaft Liechtenstein um 23.000 fl, 1636 den Prankmairhof in Prank um 10.300 fl und noch 1646 das Schloss Hautzenbichl um 10.000 fl. Georg Ludwig Graf zu Schwarzenberg schenkte 1644 dem Stift Seckau etliche Gülten. 1654 kaufte Propst Potiis das Amt St. Peter im Viertel Vogau mit Weingärten in der Südsteiermark um Luttenberg, Kerschbach, Zvwiankh und "Waiglstorffberg" um 25.000 fl.

Das Stift Seckau schürfte im kärntnerischen Gebiet um Wolfsberg nach Silber und fuhr damit bedeutende Summen ein. So war es den Pröpsten des 17. Jahrhunderts möglich, bedeutende bauliche Veränderungen vorzunehmen. Die beabsichtigte Barockisierung der romanischen Basilika fiel jedoch der drohenden Türkengefahr und den damit geringer werdenden Geldmitteln zum Opfer. Nach dem Vergleich im nahezu 200 Jahre währenden Streit mit dem Seckauer Bischof um die Rechte des archidiaconus natus war Propst Paul Franz Poiz (1703-1733) zur Tilgung der Schulden aus den enormen Prozesskosten zur leidlichen Veräußerung von Gülten und Grundherrschaften gezwungen. So hatte Seckau wieder Besitzungen abzustoßen, die erst im 17. Jahrhundert angekauft worden waren. Die grandiose Bautätigkeit der letzten Pröpste hatte das Stift allerdings in eine missliche Lage gestürzt. So nahm man auch die einst ergiebigen Arbeiten im Kupferbergwerk in Flatschach bei Schönberg 1705 wieder auf. Propst Josef Urban von Schurian (1751-1769) konnte trotz aller Bemühungen den wirtschaftlichen Niedergang des Stiftes nicht aufhalten. Die schwierige finanzielle Situation des Domstiftes brachte den damaligen Seckauer Bischof, Josef II. Philipp Graf von Spaur, nach dem Ableben von Propst Schurian auf den Gedanken, das Regular-Domstift Seckau in ein Säkular-Domstift zu verwandeln und den Sitz in die Landeshauptstadt Graz zu verlegen.

Rechtliche Verhältnisse

Mit 10. Januar 1140 hatte Adalram den eigentlichen Gründungsakt in Friesach vollzogen und bestimmt, "daß man daselbst (in Feistritz) unter der Regel des seligen Augustinus in geistlich und kanonisch festgesetzter Weise lebt." Damit unterstanden auch die schon früher mit Eigenkirchenrecht errichteten Kirchen von Feistritz, St. Lorenzen und St. Marein bei Prank dem Salzburger Erzbischof, da sich die Regularkanoniker laut ihrem Selbstverständnis im Dienst des Bischofs wussten . Durch die 1151 erfolgte Inkorporation der Pfarre Kobenz in das Chorherrenstift Seckau wurde dem Propst die Funktion des Archidiakons übertragen, da mit der Mutterkirche St. Rupert der Sitz des Archidiakons für die obere Mark verbunden war. Ab nun nannten sich die Stiftspröpste auch "archidiaconi nati".

Für die klaglose Abklärung der Vogteifrage gab es besitzgeschichtliche Voraussetzungen: Durch die Traungauer Urkunde vom 29. November 1182 bestätigte Markgraf Otakar IV. die dem Kloster Seckau von seinem Vater verliehenen Freiheiten. Darin wird auch die Übertragung der Schirmvogtei vom Gründer Adalram auf Otakar III. beim Reichstag zu Regensburg 1152 erwähnt. Vor seinem Eintritt in das Kloster schenkte Adalram dem Markgrafen deshalb Starhemberg und das Dorf Dreistetten samt ritterlicher Mannschaft wohl als Gegengabe zur Übernahme der Vogtei für das Stift Seckau. Die Vogtei über das Stift Seckau übte also der Landesfürst seit 1152 aus. Mit der Gründung der Diözese Seckau am 22. Juni 1218 wurde das Chorherrenstift zum Domstift und damit auch das Stiftskapitel zum Domkapitel erhoben. Zwischen Domstift und Bistum wurde jedoch in den Besitzungen und Rechten klar unterschieden und getrennt. Die Wahl eines neuen Diözesanbischofs war nie Aufgabe des Seckauer Domkapitels gewesen. Der Bischof kam übrigens nur sehr selten nach Seckau. Meistens wurde er hier bloß inthronisiert und zuletzt bestattet, da die bischöflichen Funktionen gewöhnlich auf Schloss Seggau bei Leibnitz oder in Graz vollzogen wurden.

Besaßen die Pröpste zunächst keine Zeichen des sie auszeichnenden Amtes, erteilte Papst Innozenz VI. dem Propst Petrus Freisinger 1359 das Recht, die Pontifikalien zu führen. Ein unseliger Streit entbrannte 1497 zwischen Bischof Matthias Scheit und dem Dompropst als archidiaconus natus. Bischof Scheit glaubte sich in Fragen der Jurisdiktion durch das Agieren des Dompropstes beschnitten. Im Bistum bestand die schwierige rechtliche Situation, dass der Bischof bloß die ihm 1218 zugestandenen Ordinationsrechte innehatte, während der Dompropst als Archidiakon im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg die übrigen bischöflichen Rechte ausüben konnte. So besaß der Dompropst gegenüber dem Klerus auch das Synodalrecht und versammelte die Geistlichen mindestens einmal jährlich. Die Sorge um den Klerus lag damit wohl auch mehr beim Archidiakon als beim Bischof. Vor allem in Ehesachen übte er auch zusätzlich die kirchliche Gerichtsbarkeit aus. Jede Appellation ging von seinem Forum nicht etwa an den Bischof von Seckau, sondern richtete sich an den Erzbischof von Salzburg.

Als sich Bischof Scheit selbst dem päpstlichen Entscheid in dieser heiklen Frage nicht fügte, wurde er abgesetzt und exkommuniziert. Die Streitsache sollte aber erst nach 200 Jahren mit einem Vergleich im Jahr 1701 zu einem Ende gebracht werden. Damit anerkannte Bischof Rudolf Graf Thun (1687-1702) die völlige Exemtion des Domstiftes. Bereits am 24. November 1498 schloss sich das Stift Seckau unter Propst Johannes Dürnberger der Lateranensischen Kongregation an, weshalb man sich nun auch hier als "Lateranensische Äbte" und "Lateranensische Chorherren" betiteln konnte .

Soziale Verhältnisse

Seckau ist von Anfang an als gemeinständiges Kloster zu bezeichnen, war also offen für jeden. Insofern finden sich Adelige und Bürgerliche in der Kommunität beisammen, wie es auch dem Seckauer Umfeld entspricht. In den 642 Jahren seiner Existenz sind uns 396 Konventualen bekannt. Die ersten sechs Chorherren kamen 1140 aus dem Salzburger Domstift. Wie qualifiziert ihre Auswahl war, beweist der Umstand, dass drei von ihnen die Propstwürde erlangten: Wernher von Galler (1141- 1196) und Gerold von Eppenstein (1196-1216) in Seckau sowie Liupold von Travesse in Vorau (1163-1185).

Das Seckauer Kapitel hatte zunächst nur geringe Mitgliederzahlen. Erst die Kapitelprotokolle im 15. Jahrhundert tragen zehn bis zwölf Unterschriften, wobei die Kleriker und Novizen dort nicht genannt sind. 1528 gab es etwa 21 Chorherren, während es im Rahmen der landesfürstlichen Visitation von 1544 heißt, dass "ehmals 12 priester und 6 jung herrn gewest, darneben ein bettbrueder" (=Konverse). Jetzt seien aktuell "11 personen und ein jung herr, aber kein bettbrueder" mehr vorhanden. Den personellen Tiefpunkt hatte Seckau 1575 mit verbliebenen fünf Geistlichen erreicht. Um 1700 belief sich die Zahl dann auf 28 bis 30, wie etwa das letzte Protokoll vom 13. Mai 1782 zeigt. Unter Propst Sebastian Prägartner (1531-1541) verstarb der letzte Konverse. Von den 46 bekannten Mitgliedern des 13. Jahrhunderts stammten 18 von Ministerialen ab, drei waren von bürgerlich-bäuerlicher Abkunft. Zu 25 Chorherren gibt es keine näheren Informationen. Das 14. Jahrhundert kennt 67 Kanoniker (28 Ministeriale, 14 Bürger, 21 unbekannt). Mit den 61 Chorherren des 15. Jahrhunderts trat eine Wende ein. Nun überwiegen jene der bürgerlich-bäuerlichen Herkunft, während 15 von ministerialer und acht unbekannter Abstammung sind. Mit dem 16. Jahrhundert nahmen die Adeligen immer mehr ab. Zehn Adeligen stehen 41 bürgerlich-bäuerliche Chorherren gegenüber, gesamt also 51. Von den 76 Domherren des 17. Jahrhunderts entfallen 31 auf den Adel und 45 auf Bürger. Im 18. Jahrhundert ist ein verstärkter Zustrom des neuen Adels im Kloster, ferner des reichen und studierenden Bürgertums, besonders aus Graz, zu verzeichnen. Das führte zu einer Hochblüte des klösterlichen Lebens.

Von den 99 Domherren sind 51 adeliger und 48 bürgerlicher Herkunft. Das starke Ansteigen der Chorherren aus Graz ist vermutlich u. a. den vier angesehenen Pröpsten Schrott, Poiz, Mayr und Waiz (1700-1751) - allesamt geborene Grazer - zu verdanken. Nachdem gezählte 68 Seckauer Kleriker auch in Graz die Universität besuchten und im Seckauerhof wohnten, werden wohl auch Freundschaften mit diesen zum Eintritt in Seckau geführt haben. Bezüglich der geographischen Herkunft kann gesagt werden, dass von den gesamt 396 Kanonikern 256 aus der Steiermark abstammen. Bei 54 ist die Herkunft nicht bestimmbar, wird aber auch zumeist die Steiermark sein. Die restlichen 86 verteilen sich auf 14 Diözesen, wobei wieder aus Gurk 22 und aus Wien 26 abstammten. Die verbleibenden 38 kamen aus Aquileja, Augsburg, Bamberg, Breslau, Brixen, Hildesheim, Lavant, Magdeburg und Olmütz.

  1. Am 15. Juni 1528 wurde in Seckau Nachschau gehalten und der Konvent "des glaubens halben und in khlesterlichen wesens unsträffiich befunden".
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