Sacra.Wiki Stift St. Michael an der Etsch

Stift St. Michael an der Etsch

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Anlage der Stiftsanlage von St. Michael, kolorierte Zeichnung (nach 1874), Stadtarchiv Bozen, Stiftung Rasmo-Zallinger, entnommen aus: Hannes Obermair: St. Michael an der Etsch. In: Österreichisches Chorherrenbuch. Die Klöster der Augustiner-Chorherren in der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Hg. von Floridus Röhrig. Klosterneuburg 2005, S. 435.

Geschichtlicher Überblick

Das Augustiner-Chorherrenstift St. Michael entstand um 1144/45 rund 20 km nördlich von Trient gegenüber der (alten) Einmündung des Noce in die Etsch. Die Gründung erfolgte unter der Regierung Bischof Altmanns von Trient (1124–1149) auf Allodialgütern der Grafen von Eppan und war Teil der umfassenden Kanonikerreform und der monastischen Erneuerungsbewegung des 12. Jahrhunderts. Die nach dem 27. März 1149, dem Todestag Bischof Altmanns, redigierte und interpolierte Aufzeichnung über Weihe und Ausstattung des Stifts nennt als Gründungsdatum den 29. September 1145 (Michaelstag). Eine von der jüngeren Forschung erwogene Einordnung zu 1144 zieht den Gebrauch des "Calculus Pisanus" bzw. Überlieferungsfehler in Betracht.

Einer der Kristallisationspunkte der Kanonikerreform war das Erzstift Salzburg, nachdem Erzbischof Konrad I. (1106–1147) im Jahre 1122 sein Domkapitel zum Reformstift umgewandelt hatte. Zur Salzburger "Observanz" rechnete zweifelsohne auch der zum Metropolitanverband gehörige Diözesansprengel von Brixen, wo spätestens unter Bischof Hartmann (1140–1164) ein "halbreguliertes" Domkapitel konstituiert wurde. Die deutlichen Reserven der Brixner Kanoniker gegenüber der Salzburger Observanz dürften Hartmann 1142 zur Gründung des Reformstifts Neustift in nächster Nähe von Brixen bewogen haben. Die Wirkung des Salzburger Reformkreises reichte aber auch über die Grenzen der Kirchenprovinz hinaus. Im unmittelbar angrenzenden Trienter Sprengel waren neben der Neuordnung des Domstiftes die Gründungen der Reformstifte St. Michael (1144/45) und Au bei Bozen (vor 1165/66) ein deutliches Reformsignal. Außerdem war 1146 das Kloster San Lorenzo bei Trient mit Benediktinern nach der Regel von Vallalto bei Bergamo reformiert worden. Diese äußerst beachtliche Entwicklung war sicherlich vorab auf die herausragende Persönlichkeit Bischof Altmanns zurückzuführen.

Die Annahme einer aufeinander abgestimmten Aktion der beiden Hochkirchen von Trient und Brixen unter dynastisch-laikalem Beistand kann sich auch auf die ikonographische, wenngleich posthume bzw. apokryphe Überlieferung stützen, wonach sich Bischof Hartmann von Brixen als Mitfundator an der gräflich eppanischen Gründung von St. Michael beteiligt hätte (so das Bildprogramm einer Wandmalerei des 17. Jahrhunderts an der inneren Westwand der Stiftskirche). Die oft geäußerte Vermutung, die erste Generation von St. Michael sei vom Chorherrenstift Suben am Inn (Oberösterreich), der Familiengründung Altmanns, gekommen, ist aufgrund dürftiger Quellenlage mit gebotener Vorsicht zu bewerten. Die Überlegung stützt sich darauf, dass Altmann – der seine Abkunft kognatisch aus dem Geschlecht der Vögte von Tegernsee herleitete – in direkter Linie von der vermuteten Gründerin Subens, Tuta (von Vornbach), abstammte. Insgesamt repräsentiert St. Michael somit den Prototyp eines unter bischöflicher Führung mit hochadeliger Assistenz gegründeten Kanonikerstifts.

Lässt sich die bischöfliche Initiative als Ausdruck jener Reformtendenzen deuten, unter deren Einfluss die Reformbischöfe des 12. Jahrhunderts allenthalben in ihren Diözesen an die Stelle des Eigenklosterwesens den bischöflichen Schutz treten ließen, so ist das neugegründete Stift im selben Maße Kristallisationspunkt adeligen Lebens sowie Ausdruck adeliger Frömmigkeit und Machtentfaltung im Zeichen dynastischer Mentalität, deren säkulare und spirituelle Komponenten letztlich kaum unterscheidbar sind. Ungeachtet seiner Stellung als Kollegiatkirche wurde das Stift vom Eppaner Dynastenadel offensichtlich als Familienkloster betrachtet und für Grablege und Stiftermemoria in Anspruch genommen.

Der im 12. und frühen 13. Jahrhundert erreichte Besitzstand des Stifts entlang der beiden Achsen des Etschtals und des Nonsbergs wird erst wieder im 14. Jahrhundert etwa mit Gütern in Tramin, Enn-Neumarkt und Marling vermehrt. Die Konsolidierung des Stifts erfolgte nicht nur über die verstärkte Ausübung von Pfarrechten (St. Florian, Salurn), sondern lässt sich auch an der Erlangung der Pontifikalien unter Propst Jakob von Bayern (1404–1416) ablesen. 1636 wurde das Stift in die Kongregation der lateranensischen Chorherren in Rom eingereiht. Dennoch konnte sich das landständische Stift niemals über den Rang einer mittleren Institution hinausheben. Eine wirkungsvolle Dialektik mit dem Diözesanzentrum Trient scheint nur unzulänglich stattgefunden zu hab en.

Strukturprobleme brachen verstärkt im Zeitalter der Konfessionalisierung auf. Auf der Diözesansynode von 1590 schlugen der Trienter Fürstbischof Ludwig von Madruzzo und sein Domkapitel sogar die Unterdrückung des Stifts und den Einzug seines gesamten Besitzes vor, um damit das vom Konzil von Trient vorgeschriebene Seminar zu errichten. Anlässlich einer 1585 abgehaltenen Visitation hatten Bischof und landesfürstliche Kommissäre einen äußerst negativen Eindruck vom Stiftsleben gewonnen. Die Aufhebung konnte Propst Wolfgang Waltenhofer nur durch das Versprechen der Reform verhindern, die dann vor allem von den Prälaten des 17. Jahrhunderts durchgesetzt wurde. Für die Zwecke dieser neuen Disziplinierung erbat sich Propst Thomas Zigainer (1623–1656) einige Chorherren vom Stift Neustift bei Brixen, aus dem 1653 vier Stiftsmitglieder für ein Jahr nach St. Michael zogen. Unter Propst Georg Adam von Teitenhofen (1686–1715) erlitt das Stift im Zuge des spanischen Erbfolgekriegs (1704–1714) durch militärische Einquartierungen und Plünderungen größere Schäden. Nach den Reformpröpsten Pilati, Fedeli und Kranabitter übernahm der letzte Propst Gregor Tasser (1770–1807) ein als Personenverband konsolidiertes und durch die erfolgten Baumaßnahmen architektonisch repräsentatives Ganzes.

Die späte Blütezeit, so typisch für viele Stifte des Ancien Regime, wurde zunächst von der unter Kaiser Joseph II. (1780–1790) erstmals drohenden, schließlich jedoch abgewendeten Aufhebung getrübt. Der Konvent geriet 1796 in die Wirren des ersten Koalitionskriegs (1791–1797), als die siegreichen napoleonischen Truppen im September und im November 1796 das Stift plünderten, in das sich zuvor österreichisches Militär zurückgezogen hatte. Im April 1798 richtete der österreichische General Laudon im Stift eine Kaserne ein und schon 1801 wurde St. Michael neuerlich von den französischen Truppen heimgesucht. Im dritten Koalitionskrieg stand Bayern auf Seite Napoleons im Kampf gegen Österreich, das dabei unterlag und im Frieden von Pressburg (Dezember 1805) ganz Tirol, auch das Trentino, an Bayern abtreten musste. Die Aufhebung durch die kirchenfeindliche bayrische Regierung 1807 traf eine führungslose Gemeinschaft: Propst Tasser war am 17. Februar 1807 verstorben. Nur zwei Monate darauf kündigten die Regierungskommissäre die Beschlagnahme aller Güter und Gebäude mit dem ganzen Inventar an. Der staatliche Administrator Johann Tartarotti sicherte den meisten Chorherren, die das Stift verlassen mussten, eine Pension zu. Der Vorgang ordnet sich in die Unterdrückung auch der übrigen Tiroler Stifte und Klöster ein, deren Vermögen vom Staat eingezogen wurde.

Die staatliche Bewertung ergab für St. Michael ein Gesamtvermögen von 436.007 fl. Darunter lagen nur Fiecht (303.510 fl.), Gries (404.319 fl.) und Marienberg (422.035 fl.), während Wilten (554.014 fl.), Neustift (615.643 fl.) und Stams (743.927 fl.) deutlich höhere Werte aufwiesen. Ein Großteil der Stiftsgüter von St. Michael wurde verpachtet, der noch vorhandene Kirchenschatz und die Paramente nach Innsbruck geliefert und dort 1808 versteigert. Seit 1874 ist das ehemalige Stift Sitz einer landwirtschaftlichen Schule (heute mit universitärer Anbindung), seit 1968 beherbergt es das Museo degli Usi e Costumi della Gente Trentina).

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse

Wirtschaftliche Verhältnisse

Den nachträglich verfassten Gründungsaufzeichnungen gemäß übertrug Bischof Altmann von Trient dem neuen Stift einen Hof zu Tramin, dann eine kleine Ortschaft, genannt Traversara im Nonsberg in der Pfarre Arsio, den Fennberg oberhalb Margreid, wo das Kloster auch die niedere Gerichtsbarkeit erlangte, ferner den Zehent der Gemeinde Faedo oberhalb St. Michael. Überdies verlieh ihm Altmann die Leitung der Seelsorge über den Markt St. Michael, etwas später über die ausgedehnte Pfarrei Giovo, die sich über das ganze linke Etschufer samt dem anschließenden Gebirgsgelände zwischen Etsch und Avisio von der Salurnerklause bis zur Einmündung des Avisio erstreckte.

Graf Ulrich von Eppan dotierte das neue Stift mit allen im Umkreis gelegenen Eigengütern, diesseits und jenseits der Etsch. Auch schenkte er ihm einige Zehente. Weiters bestimmte er, dass die Bewohner des Marktes St. Michael von jeder Behausung am Fest des hl. Martinus 10 Solidi (Schilling) jährlich dem Kloster entrichten sollten. Am 11. August 1177 erteilte Papst Alexander III. dem Stift ein Privileg, durch das ihm alle bislang erworbenen und noch zukünftig zu erlangenden Rechte und Besitzungen bestätigt wurden. Die Bulle sicherte dem Stift auch die freie Propstwahl zu. Zu größerem Wohlstand wie die anderen Tiroler Stifte gelangte St. Michael erst später. Bezüglich des Umfanges der Gebäude blieb es ein bescheidenes Kloster. Schwere Verluste erlitt es durch Feuersbrünste, stark beschädigt wurde es immer wieder durch Überschwemmungen der Stiftsgüter an beiden Seiten der Etsch.

Rechtliche Verhältnisse

Die Stiftsgründung war unter führender Beteiligung des Eppaner Grafen Ulrich (I.) und seiner Söhne Friedrich (I.) und Heinrich (II.) erfolgt. Die nach 1150 überarbeitete St. Michaeler Gründungsaufzeichnung von 1144/45–1149 hält die Ausstattung des Vogtamtes fest, indem die Dotierung des Stifts mit altem Trienter Mensalbesitz im Umfang des Unteren Fennberges (Übertragung "a principatu Tridentinensi") Grundlagen einer eppanischen Vogteiherrschaft erkennen lässt, die in der Immunitätsgerichtsbarkeit über ein Instrument zur selbständigen politischen Machtbildung verfügte.

Soziale Verhältnisse

Die personellen Ressourcen des Konvents scheinen ein dauerhaftes Problem gewesen zu sein: Die Zahl der Chorherren war zeitweise sehr gering und betrug während des 13. und 14. Jahrhunderts manchmal nur zwischen drei und vier. 1492 befanden sich in St. Michael drei Kanoniker und der Dekan, ebensoviele 1567, wobei hier offenbar die Stiftsmitglieder, die außerhalb des Konvents in den verschiedenen Seelsorgestationen wirkten, nicht mitgezählt sind. Um 1700 nahm die Zahl stark zu, das Stift zählte bei der Aufhebung 21 Mitglieder.

Seit Beginn der Neuzeit, besonders seit dem Auftreten Luthers, traten wegen Mangels an deutschem Nachwuchs immer mehr Italiener ins Stift ein. Die Sprachgrenze wurde allmählich von Lavis bis Salurn, also 8 km nördlich von St. Michael vorgeschoben. Damit war das Stift schließlich von italienischen Bewohnern umgeben und wurde seither oft "Welschmichl" genannt. Trotzdem bildeten die deutschen Chorherren auch weiterhin gewöhnlich die Mehrheit. Als erster Italiener in der Reihe der Pröpste erscheint Carlo Barbi von Coredo im Nonsberg (1657–1659). Ihm folgte Antonio Quetta de Liliis (1663–1686) von Trient. Im ganzen zählte das Stift von 43 Pröpsten sieben Italiener.

Bau- und Kunstgeschichte

Die ursprüngliche, hochromanische Konventsanlage aus dem 12. und 13. Jahrhundert ist durch zahlreiche Um- und Neubauten nur noch in Restbeständen zugänglich. Auch ein für 1267 bezeugter verheerender Brand muss die Stiftsgebäude erheblich beschädigt haben. Die seit dem 19. Jahrhundert einsetzende staatliche Nutzung des Komplexes hat zudem jegliche Stiftsarchäologie verhindert, sodass weder eine Baugeschichte noch eine fundierte kunsthistorische Aufnahme vorhanden sind.

Nähere Aussagen sind erst zu neuzeitlichen Aspekten möglich: Der Neubau der Stiftskirche in den Jahren 1663 bis 1687 fiel nicht von ungefähr in die "zweite" Reformphase der Stiftsgeschichte, die mit dem Namen des Propstes Antonio Quetta de Liliis verbunden war. Als früherer Kanzler der bischöflichen Kurie in Trient war er durch Herrschaftswissen und Politiknähe ausgezeichnet. Den äußeren Anlass zum Neubau gab ein großer Brand, der die Stiftsgebäude stark in Mitleidenschaft zog. Das 1664 nach Plänen des Baumeisters Domenico Bianchi (de Blanchis) neu errichtete Langhaus wurde nun von je zwei Kapellen auf beiden Seiten flankiert, der Chor durch eine Kuppel erhöht. Im Kirchenraum fanden neben dem zwischen Schiff und Chor freistehenden Hochaltar fünf weitere Altäre aus verschiedenfarbigem Marmor Platz. Das ganze Innere mit der Kuppel und den vier Seitenkapellen wurde mit Stukkaturen und Bildern ausgeschmückt. Die meisten der qualitätvollen Fresken und Tafelgemälde, insbesondere die fünf Altarbilder, stammen vom Weltpriester Josef Alberti (1640–1716), der aus Tesero im Fleimstal stammte und seine künstlerische Ausbildung in Venedig und Rom erhalten hatte. Propst Antonio ließ auch das Stiftsgebäude durch Aufführung des östlichen Traktes vergrößern, unter Propst Benedetto Fedele (1733–1742) kam noch der nördliche Flügel samt Turm hinzu.

Bibliothek und theologische Bildung

Zu wissens- und bildungsgeschichtlichen Aspekten der Stiftsgeschichte sind keine vertieften Aussagen möglich, da Archiv wie Bibliothek großteils in Verlust geraten sind. So lassen sich etwa über das Bestehen eines Skriptoriums nur Mutmaßungen anstellen. Die frühen Wirtschaftsaufzeichnungen bzw. Privilegierungen weisen auf aktive Beteiligung der Empfänger hin, als es um die Verschriftlichung von rechtserheblichem Wissen ging. Insgesamt ist aufgrund der unmittelbaren Nähe des Trienter Bischofszentrums jedoch davon auszugehen, dass der Bischofshof und die Residenzstadt als überragende regionale Institutionen der Wissensbewahrung und -schöpfung, des Kulturaustauschs und der Ausbildung der Geistlichkeit auf St. Michael eine starke und intellektuelle Eigeninitiativen eher lähmende Sogwirkung ausgeübt haben dürften.

Eine neuzeitliche lateinische Stifts- oder Mittelschule bestand in St. Michael allem Anschein nach nie, wohl aber eine theologische Hauslehranstalt, jedoch erst im 18. Jahrhundert, als Propst Ignaz Kranabitter eine Reform der theologischen Studien einführte. Die Stiftsbibliothek ging im Zuge der Aufhebung des Stifts großteils verloren. Der staatliche Administrator Johann Tartarotti verkaufte den Buchbestand wagenweise als Makulatur, ein anderer Teil wurde von den Beamten als Heizmaterial benützt. Ein vom josephinischen Kommissar Anton Leopold von Roschmann 1786, also zwei Jahrzehnte vor der Säkularisierungsmaßnahme, angelegtes Stiftsinventar überliefert keinerlei verwertbare Angaben zu den Bibliotheksbeständen.

Archivalien

Das Archiv von St. Michael wurde 1796 erstmalig stark in Mitleidenschaft gezogen, als marodierende napoleonische Truppen Teile der Bestände verbrannten. Die Reste wurden ein Jahrzehnt später weiterhin zerstreut, wie dies ab 1807 bei den anderen tirolischen Stiften Au-Gries, Neustift, Marienberg, Stams, Wilten und Fiecht der Fall war, die von der bayerischen Regierung aufgehoben und unter staatliche Administration gestellt wurden.

Ähnlich den Archiven der bereits unter Kaiser Joseph II. aufgehobenen geistlichen Anstalten im "Kreis an der Etsch", die in das Bozner Rentamtsgebäude verbracht wurden, gelangten die bis 1822 unbeaufsichtigten St. Michaeler Bestände in das Rentamt Trient oder in die dortige Finanzdirektion. In dieser prekären Unterbringung wurden weitere Teile des Archivs entfremdet, gerieten in der Folge in Verlust oder fielen willkürlichen Aktenaussonderungen zum Opfer, wie eine 1852 angefertigte Skartierungsliste nahelegt. Die restlichen Archivalien kamen 1887 in das Statthaltereiarchiv in Innsbruck (hier besonders die Aufhebungsakten) bzw. in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, von wo sie im Rahmen der österreichischen Extraditionen nach dem Ersten Weltkrieg nur teilweise an das 1926 errichtete Staatsarchiv Trient abgegeben wurden. Der Bestand S. Michele im Staatsarchiv Trient umfasst gerade vier Schuber mit Archivalien aus dem Zeitraum 1489 bis 1800.

Die wichtigste Quelle zur Frühgeschichte des Stifts, die St. Michaeler Wirtschaftsaufzeichnungen und Traditionsnotizen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, deren Original wie vieles andere anlässlich der Brandlegung von 1796 oder bei einem späteren Anlass zerstört wurde bzw. verloren ging, verdankt ihre beiläufige und fast "zufällige" Überlieferung einer juristischen Kontroverse des 17. Jahrhunderts. Die im Archivio Arcivescovile von Trient überlieferten Schriftstücke wurden 1664/65 von Antonio Begnudellio, Kanzler der bischöflichen Kurie Trient, notariell beglaubigt. Bei dieser Gelegenheit kopierte man auch die Traditionsnotizen, die also noch nicht an Rechtskraft eingebüßt hatten, sondern aufgrund ihres hohen Alters und ihrer vielfältigen Angaben als fundiertes Beweismaterial in einem Rechtsstreit angesehen wurden. Das älteste erhaltene Nekrolog des Stiftes St. Michael datiert 1665. Es enthält ebensowenig wie die im 12. Jahrhundert überarbeiteten Trienter Nekrologe die Namen der frühen Pröpste.

Literatur

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