Kloster Neustift
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Datum von | 13.12.1142 |
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Kirchliche Topographie | Kirchenpolitisch unterstand Neustift bis zur Gründung der Österreichischen Chorherrenkongregation im Jahr 1907 den Bischöfen von Brixen, die auch das Visitationsrecht hatten. Die Zugehörigkeit zur Diözese Bozen-Brixen besteht weiterhin. |
Politische Topographie | Neustift wurde im Jahr 1142 auf dem geistlichen Territorium des Hochstiftes Brixen gegründet, das innerhalb der Grafschaft Tirol lag. 1805 bis 1815 (Wiener Kongress) gehörte Tirol zum Königreich Bayern, 1815 kam es zu Österreich. Seit 1919 gehört Neustift zur autonomen Provinz Südtirol (Italien). |
Frühere Bezeichnungen | Novacella, Neocella |
Patrozinium | Hl. Jungfrau Maria |
Geschichte
Zeit der Gründung
Als der selige Bischof Hartmann im Jahr 1140 von Erzbischof Konrad I. von Salzburg auf den Bischofsstuhl von Brixen berufen wurde, erwartete ihn als Oberhirte einer großen Diözese diesseits und jenseits des Brennerpasses keine leichte Aufgabe. Als Fürstbischöfe im Heilig-Römischen Reich waren seine Vorgänger immer wieder in politische Händel zwischen Papst und Kaiser verwickelt gewesen. Durch ihre häufige Abwesenheit war die Diözese ohne gezielte geistliche Leitung, mangelhaft war die Ausbildung des Klerus und verwahrlost die Seelsorge.
Hartmann hatte sich bereits in der Erzdiözese Salzburg als Leitfigur der gregorianischen Kirchen- und Klerusreform ausgezeichnet und war schließlich als Propst nach Klosterneuburg berufen worden. Seine Lebensaufgabe erwartete ihn aber in Tirol. Hartmann sah im Gemeinschaftsleben der Geistlichen nach der Regel des hl. Augustinus eine geeignete Einrichtung, um die Priester selbst und ihre Arbeit in der Seelsorge zu reformieren. Als Regularkanoniker sollten sie die Lebensweise der Mönche in einem Kloster mit der priesterlichen Aufgabe der Seelsorge im Dienste des Bischofs zu verbinden wissen.
In der Zeit, als Hartmann nach Brixen kam, gab es in Tirol noch kein Kloster der Augustiner-Chorherren. Diesem Mangel wollte er bald abhelfen. So kam es durch seine Bemühungen schließlich dazu, dass im Jahr 1142 vom alten Domstift aus und in nächster Nachbarschaft dazu ein neues Stift ("Neustift") gegründet werden konnte. Von der alten Dompriesterzelle in Brixen wurde eine neue Zelle ("Novacella", "Neocella") ins Leben gerufen.
Am Sonntag vor Allerheiligen des Jahres 1142 konnte Bischof Hartmann die Weihe der Kirchen- und Klosteranlage vornehmen. Das zahlreiche Erscheinen von Klerus und Adel zeigte das große Interesse der Öffentlichkeit für diese Neugründung des Bischofs. Als erste Besiedler berief er einige seiner ehemaligen Mitbrüder aus Klosterneuburg und einer von ihnen wurde als Heinrich I. (1143–1164) zum ersten Propst von Neustift gewählt. Ihm übertrug er auch bald die ersten Pfarreien Naz und Kiens, um die praktische Seelsorgsarbeit aufzunehmen.
Damit die Gemeinschaft des neuen Stiftes frei von wirtschaftlichen und weltlichen Sorgen ganz dem Gotteslob, der feierlichen Gestaltung der Liturgie und der geistlichen Arbeit nachkommen konnte, versorgte der Bischof seine Neugründung mit einer reichlichen Ausstattung an Besitzungen. Als Stifter konnte er dafür den Burggrafen Reginbert von Sähen und dessen Gemahlin Christina gewinnen. Bischof Hartmann selbst steuerte auch eine Reihe von Gütern und Zehenten bei. Weitere Wohltäter waren die Grafen von Görz und Tirol sowie die Edlen von Rodank, in deren Herrschaftsbereich Neustift lag.
Bischof Hartmann bemühte sich auch um die offizielle Bestätigung und Annahme des neuen Stiftes durch den Papst und den Kaiser. Im Jahr 1143 stellte Papst Innozenz II. mit Datum vom 9. April eine Bulle aus, mit der das Kloster Neustift samt seinen Besitzungen rechtens anerkannt und für exemt erklärt wurde. Es erhielt das Recht der freien Wahl des Propstes und des Vogtes sowie das Recht zur Beerdigung von Außenstehenden, die den Wunsch hatten, in diesem Kloster beigesetzt zu werden.
Kaiser Friedrich Barbarossa stellte auf Ansuchen Hartmanns beim Reichstag von Bamberg im Jahr 1157 dem Kloster eine Schutzurkunde aus, mit der er alle Besitzungen und Rechte von Seiten des Reiches anerkannte und bestätigte. Im gleichen Jahr übergab Bischof Hartmann selbst dem Kloster eine Gründungsurkunde, womit alle Rechte und die dem Kloster gestifteten Güter bestätigt wurden. Mit dieser Urkunde wurde auch die Urpfarre Naz, zu der Neustift gehörte, dem Kloster inkorporiert. Wieviel in der Praxis solche offiziellen Schreiben wert sind, zeigte sich bald.
Im Jahr 1164 starb Propst Heinrich. Er hatte der Gemeinschaft den Vorschlag gemacht, Rudiger, den Stiftsdekan von Klosterneuburg, zu seinem Nachfolger zu wählen. Im gleichen Jahr starb auch Bischof Hartmann. Sein Nachfolger im Bischofsamt war Otto von Andechs. Er veranlasste die Neustifter Gemeinschaft, Degenhard, einen Chorherren aus Dießen am Ammersee, zum neuen Propst zu wählen.
Bischof Hartmann ließ sein neues Kloster just in der nördlichsten Ecke des Brixner Talkessels erbauen, wo die Unwirtlichkeit des sich beliebig sein Bett schaffenden Eisackflusses alles andere als einladend schien. Gerade hier kreuzten sich die Königs- und Kaiserstraße aus dem Norden und die Ost-West-Tangente aus dem Pustertal. Damit die Chorherren die hospitalitas Augustiniana in die Praxis umsetzen konnten, gründete Bischof Hartmann zusammen mit dem Kloster auch ein Hospital, wo Reisende, Pilger, Arme und Kranke aufgenommen und versorgt wurden.
Bis zum Zeitpunkt des ersten großen Stiftsbrandes von 1190 hatte sich Neustift innerlich und äußerlich so gefestigt, dass der damalige Propst Konrad II. (1178–1200) an einen großzügigen Wiederaufbau denken konnte. Propst Konrad II. entstammte dem Geschlecht der Edlen von Rodank (Rodenegg) und war bewandert in der Kultur und Geisteswissenschaft seiner Zeit. Durch sein großes Wissen, seinen Eifer für das Gotteslob und die Liturgie und durch seine Großzügigkeit Kunstverständigen gegenüber, hob er das Stift zu Ehre und Ansehen. Nach dem Stiftsbrand von 1190 wurde auch der romanische Rundbau der Michaelskapelle ("Engelsburg"), ein burgartig angelegter Sakralraum, der zum Hospital gehörte, ausgebaut und zusammen mit der dreischiffigen romanischen Stiftsbasilika 1198 durch Bischof Eberhard von Brixen geweiht.
Propst Konrad, sensibel für die Nöte der Menschen, maß dieser sozialen Einrichtung als Tätigkeitsfeld für die Chorherren offenbar große Bedeutung zu. Johannes Librarius, der Chronist des 15. Jahrhunderts, berichtet, dass zu seiner Zeit das Hospital noch bestanden habe [1]. In den Statuten der Chorherren aus dem Jahr 1557, in denen die einzelnen Tätigkeiten der Chorherren genau aufgeführt werden, wird weder ein Hospital noch ein "hospitalarius" erwähnt. Nur von einer Gästewohnung ist noch die Rede. Damit ist anzunehmen, dass in der Zeit zwischen 1463 und 1557 das Hospital aufgelassen wurde und auch die Engelsburg ihren ursprünglich zugedachten Sinn und Zweck verlor.
Die Türkengefahr in Tirol im 15. Jahrhundert und die Wehranlage in Neustift
Nachdem die Krieger der Osmanen 1453 Konstantinopel erobert hatten, versuchten sie über zwei Jahrhunderte lang mit immer größeren Aufgeboten nach Norden und nach Westen vorzurücken. Bereits im Jahr 1456 bangte Tirol um seine Ostgrenze. Daher verfügte die Brixner Diözesansynode von 1457, dass jeden Tag beim Mittagläuten drei Vaterunser und Ave-Maria gebetet werden sollten. Die Priester mussten bei der hl. Messe ein eigenes Gebet für den Schutz vor den Türken einfügen.
Im Jahr 1474 waren die Osmanen bereits vor Klagenfurt. Auf dem Reichstag von Augsburg bat der Kaiser um Hilfe. Auch die Bischöfe von Brixen, Trient und Chur waren da. Auf der Rückreise trafen sie in Innsbruck den Landesfürsten Sigismund, und man beschloss zusammen mit den Ständen, eine Türkensteuer zu erheben, die auch in Brixen eingeführt wurde. Im Jahr 1476 brachen die feindlichen Truppen neuerlich in Kärnten ein und kamen so nah heran, dass sie in einem halben Tag auf dem Boden der Brixner Diözese sein konnten. Wie man diese Gefahr in Neustift sah, geht aus der Handschrift des Stiftschronisten hervor (Cod. 931, 640f.):
"Nam circa annum 1476, cum Turcarum irruptio ... Denn um das Jahr 1476 brachen die Türken in das deutsche Land ein, in Kärnten, Steiermark, Österreich und in die Grenzgebiete der Grafschaft Tirol und Görz; und nicht nur, daß sie alles Erreichbare verwüsteten und mit sich führten, sie verschleppten auch viele Christenmenschen aus diesen Ländern in die Sklaverei. Sie waren schon so nahe, daß die nächste Umgebung ihnen offenstand und auch unser Kloster bereits in höchster Gefahr war. Da trachtete unser fürsorglicher Propst nur mehr danach, ihrem plötzlichen Einfall ein Bollwerk entgegenzusetzen, um ihnen unsere Leute und deren Gut wenigstens nicht gleich überlassen zu müssen. Er bat daher den Erzherzog Sigismund um die Erlaubnis, das Kloster mit starken Mauern umringen zu dürfen, was ihm dieser auch gleich zugestand. Nun führte Propst Leonhard, ohne Zeit zu verlieren oder auf die Kosten zu achten, um Kloster und Kirche nicht so sehr starke als vielmehr hohe Mauern auf, um dem feindlichen Angriff gleichsam aus einer festen Burg mit Feuer und Schwert zu begegnen."
Was sich damals in Neustift vor den Klosterpforten abspielte, muss ein gewaltiger Schock gewesen sein. Die Chorherren wurden wie aus einem Traum und vor die Tatsache einer akuten Kriegsgefahr gestellt. Mit Begeisterung hatte man das Werden des gotischen Kirchenbaues verfolgt, erfreute sich am Glanz der neuen Flügelaltäre und schuf in der Buchmalerei des Skriptoriums eine paradiesische Welt. Nun wurde der von Propst Leonhard Pacher (1467–1483) in Angriff genommene Kirchenbau eingestellt, die Aufträge für die Ausstattung wurden zurückgenommen und alle verfügbaren Mittel für die neue Aufgabe eingesetzt. An Baumaterialien fehlte es ja nicht. Sie waren in Menge für den Kirchenbau herbeigeschafft worden. Auf den Wehrgängen der Mauer hielten die Männer der Stiftsfeuerwehr und des Dorfes Übungen für den Ernstfall ab. Es war geplant, auch die Dorfbewohner von Neustift in letzter Stunde hinter die Klostermauern zu holen. Die Gefahr zog im Osten ab, aber man traute dem Frieden nicht.
Im Jahr 1483 wurde auf landesfürstlichen Druck Lukas Härber aus Bad Waldsee in Schwaben zum Propst von Neustift gewählt. Ihm, der von weit her kam, standen die Chorherren zunächst skeptisch und abwartend gegenüber. Bald gewann er aber ihr Vertrauen und bewährte sich als vortrefflicher Beschützer und Bauherr des Stiftes. Um es in Zukunft noch wirksamer gegen allfällige Eindringlinge zu schützen, baute Propst Lukas die Wehranlage seines Vorgängers besser aus, machte aus der Michaelskapelle eine Wehrburg und verlieh ihr dadurch noch mehr Ähnlichkeit mit der Engelsburg von Rom. In den Annalen des Stiftes wird sie in dieser Zeit "Castrum divi Archangeli" genannt. Neben der Burg ließ der Propst ein neues Richterhaus erbauen, das durch einen Gang über die Straße hinweg direkt mit der Burg verbunden war. Neustift lag auf dem Gebiet des Gerichtes Rodenegg, und die niedrige Gerichtsbarkeit (Behandlung aller Vergehen mit Ausnahme der Todesstrafe) hatte in Neustift ihren Sitz. Das Stift musste dafür Quartier und Unterhalt bereitstellen.
In der Zeit um 1500 war die große mittelalterliche Pilgerbewegung bereits verklungen. So hatten auch das Hospiz und seine Kapelle in der Engelsburg den ersten Dienst erfüllt. Die vier massiv gemauerten Kammern im Untergeschoß wurden von nun an als Kerkerzellen verwendet.
Die Zeit des Bauernaufstandes
Um den Bauernstand war es am Ausgang des Mittelalters in Tirol, ähnlich wie anderswo, nicht gut bestellt. Steuerdruck und soziale Benachteiligung gaben immer wieder Anlass zu Verbitterung und Unzufriedenheit gegenüber Adel und Klerus. Auch über die Klöster, die sich eines beachtlichen Wohlstandes erfreuten, war man empört. Die Privilegien, die sie genossen, und die Steuerfreiheiten, die ihnen von Kaisern und Landesfürsten gewährt wurden, schafften böses Blut im Bauernstand. Wanderprediger mit ketzerischen Reden zum Abschütteln jeglicher Autorität durchzogen das Land. Bergknappen aus dem Norden, die in den Kupfer- und Silberminen Tirols arbeiteten, erzählten von einer ganz neuen Freiheit des Christenmenschen von den Zwängen der Kirche. Alles zusammen war Zündstoff genug, um sich im geeigneten Augenblick zu entladen. Bereits zu Pfingsten des Jahres 1520 wollte eine Rotte von 800 Bauern und Pächtern in Brixen losschlagen. Sie konnten vom Pfleger auf Rodenegg, Sigismund Prandisser, gerade noch zurückgehalten werden. Als dann aber im Frühjahr 1524 in süddeutschen Landen und im Salzburgischen mit der Berufung auf die Freiheitslehre Martin Luthers der allgemeine Bauernaufstand ausbrach, griff diese Bewegung auch auf Tirol über.
Den unmittelbaren Anlass zum Losschlagen sahen die Bauern der Brixner Gegend in der Verurteilung des Rebellenführers Peter Paßler. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten sie ihn befreit und sammelten sich in der Milländer Au. Am 11. Mai 1525 zogen sie gegen die Stadt Brixen. Auf die Adeligen und auf die Domherren hatten sie es abgesehen. Der Fürstbischof war zu der Zeit in Innsbruck. Seine Residenz wurde erstürmt und der Anführer der Bande, Michael Gaismair, richtete darin sein Hauptquartier ein. Am 12. Mai, dem Tag der großen Plünderung in Brixen, wurden die Bauern auf das Kloster Neustift aufmerksam gemacht, wo ebenfalls reiche Beute zu machen sei. Es wurden zunächst fünf Agenten entsandt, um vom Stift eine Brandschatzungssumme von 5.000 Gulden zum Loskauf von der Einäscherung zu verlangen. Als sie den Propst Augustin Posch nicht antrafen, verhandelten sie mit dem Stiftsverwalter Georg Kirchmair von Ragen. Da dieser auf so eine horrende Summe nicht eingehen konnte, erschien noch am 12. Mai 1525 der ganze aufgehetzte Haufen unter der Führung von Michael Gaismair in Neustift, und die Verwüstung an heiliger Stätte nahm ihren Lauf.
An der Auffindung der Zinsbücher waren all jene interessiert, die auf stiftseigenen Höfen saßen. In den folgenden Tagen kamen sie in großer Zahl aus allen Gegenden, wo Neustift Besitzungen hatte. Viele kostbare Handschriften aus dem Skriptorium wurden verbrannt, in der Meinung, dabei auch die richtigen gefunden zu haben. Die aber hatte Georg Kirchmair gerade noch rechtzeitig verstecken können und zog sie zum Staunen der Bauern wieder hervor, als alles vorbei war und gegen sie strafrechtlich verhandelt wurde. Natürlich bildete die Engelsburg als trotziges Bollwerk direkt am Weg mit ihrem befestigten Michaelstor eine besondere Provokation. An ihr tobten die Rebellen ihren zerstörerischen Mutwillen aus und feierten Orgien des Triumphes über ein zerstörtes Heiligtum. 18 Jahre lang stand die Engelsburg vor den Toren des Klosters im Zeichen des Trauerflors. Zerschlagen war der Altar der Kapelle, beschmutzt waren Böden und Wände, eingerissen die Dächer, den Stürmen von Schnee und Schauer schutzlos preisgegeben. Das Kloster selbst brauchte erst einmal etwas Zeit, um sich von dieser Heimsuchung irregeleiteter Geister wieder zu erholen.
Durch eine Eingabe an den Landesfürsten Ferdinand mit der genauen Angabe der erlittenen Verluste wurden die namhaft gemachten Plünderer gerichtlich zur Rückerstattung des geraubten Klostergutes gezwungen. Im Stiftsarchiv (Lade 16) gibt es zwei Verzeichnisse (Register des "wiedergeprachten peutsguets Inns Gotzhaus Neuenstifft"). Dabei handelte es sich vor allem um Geschirr und Geräte, Werkzeuge und Kleider sowie einige Handschriften. Der Großteil des entwendeten Vermögens an Geld und Vieh, Haus- und Kirchensilber blieb verloren. Nach der Beruhigung der Lage richteten die Bauern an den Landesfürsten eine Petition, die zur Folge hatte, dass ihnen in einer neuen Landesordnung bedeutende Rechte und Vorteile in der Zinswirtschaft eingeräumt wurden.
Die acht Jahre, in denen Augustin I. Posch (1519–1527) Propst in Neustift war, brachten für das Stift auch eine Reihe anderer harter Schicksalsschläge. Eine Viehseuche brach aus, die den ganzen Bestand dezimierte, 1520 war ein Jahr mit einer großen Missernte und am Augustinitag dieses Jahres kam der Eisack mit einem verheerenden Hochwasser, das die im Jahr 1507 kunstvoll erbaute Brücke und die Hälfte des Brückenwirtshauses mit sich riss. Dann brach ein Brand in den Wirtschaftsgebäuden aus, dem auch die gotische Mühle zum Opfer fiel. Doch der Geist des Ordensvaters Augustinus ließ die Gemeinschaft in Neustift dies alles überstehen, ohne am eigentlichen Auftrag irre zu werden.
Kultur der Barockzeit
Nach dem Dreißigjährigen Krieg und der religiösen Verunsicherung brach in den süddeutschen Ländern im 17. Jahrhundert ein Gefühl der Freude an der wiedergewonnenen äußeren und inneren Sicherheit auf, eine Hochstimmung, die auch den Glauben der Menschen erfasste. Es lässt sich leicht denken, dass dieser neue Lebensansatz auch auf die Stifte und Klöster übergriff. Nach den Kriegswirren, in denen sie von den Potentaten dauernd zur Kasse gebeten worden waren, Kirchen- und Tafelsilber abgeliefert hatten, Belagerungen und Plünderungen ausgesetzt gewesen waren, konnten sie sich nun wirtschaftlich wieder erholen und begannen mit einer regen Bautätigkeit im neuen Stil des Barock. Im 17. und 18. Jahrhundert drückten je drei typische Barockprälaten Neustift ihren Stempel auf. Der erste unter ihnen war Propst Markus Hauser (1621–1665). Ihm wird lobend nachgesagt, dass er sich sehr für das leibliche Wohl der Stiftsherren einsetzte. Weil der Wein der Eisacktaler Zehentbauern gar so sauer war, kaufte der Propst im Jahr 1623 in Bozen Weingüter an, errichtete einen feudalen Wirtschaftshof und nannte den Besitz "Mariaheim". In Wilten kaufte er vom Grafen Johannes von Wolkenstein das "Neustifter Schlößl" als Sommerresidenz und als Quartier für die Tage seines Aufenthaltes beim Tiroler Landtag in Innsbruck, wo die Tiroler Prälaten Sitz und Stimme hatten.
In dieser Zeit wurden in Neustift auch prunkvolle Feste gefeiert. Das Jahr 1642 bot den Anlass, das 500-jährige Stiftsjubiläum festlich zu begehen. Im Jahr 1659 wurde das 50-jährige Professjubiläum und 1662 das 50-jährige Priesterjubiläum des Propstes gefeiert, wobei jeweils auch der Fürstbischof von Brixen mit seinem Hof und Vertreter des Tiroler Landesfürsten zugegen waren. Was bei solchen Gelegenheiten barocker Festtagsstimmung Küche und Keller alles zu bieten hatten, wurde vom Maler Stefan Kessler 1659 in einem 10 m langen Ölgemälde festgehalten. Dieses hängt heute noch im Refektorium des Stiftes. Von Rom aus wurde damals dem Stift das Privileg erteilt, dass alle Christen, welche die sieben Altäre der Stiftskirche besuchten, die gleichen Ablässe wie beim Besuch der sieben Hauptkirchen in Rom gewinnen konnten.
Auf Markus Hauser folgte Propst Hieronymus Rottenpuecher (1665–1678). Unter seinem Vorgänger waren die Chorherren sehr autoritär regiert worden. Nun stellten sie zur Propstwahl zehn Wahlkapitulationen auf, womit in vielen Dingen auch der Gemeinschaft ein Mitspracherecht gesichert werden sollte. Mit der Forderung Nr. 7 wollten die Chorherren durchsetzen, dass der Propst künftig auch zum gemeinsamen Tisch erscheine. Man empfand es offenbar als ein Unding für eine klösterliche Gemeinschaft, wenn der Propst im barocken Selbstbewusstsein wie ein kleiner Landesfürst einen separaten Tisch mit eigenen Dienern und einem Tafelorganisten führte. Propst Rottenpuecher nahm die Forderung der Mitbrüder wohlwollend auf und sorgte väterlich für alle. Der dritte Prälat des 17. Jahrhunderts war Fortunat Troyer (1678–1707). Unter ihm erlebte Neustift eine Blütezeit. Bei geistlichen und weltlichen Obrigkeiten stand der Propst wegen seiner Gelehrsamkeit in hohem Ansehen.
Im Jahr 1688 nahm die Kongregation der Chorherren vom Lateran Neustift in ihren Verband auf und machte es aller ihrer Privilegien teilhaftig. Seither führen die Pröpste von Neustift den Titel "Abbas Lateranensis" und die Stiftsmitglieder sind auch lateranensische Chorherren. Beim großen Interesse des Propstes für die wissenschaftliche und literarische Tätigkeit, die er selbst ausgiebig betrieb, versteht es sich, dass auf diesem Gebiet damals viel geleistet wurde. Die Mitgliederzahl des Stiftes nahm mehr und mehr zu. Durch die umfangreichen barocken Bauprojekte der drei Pröpste des 18. Jahrhunderts, Augustin Pauernfeind (1707–1721), Anton Steigenberger (1737–1767) und Leopold I. de Zanna (1767–1787) erhielt Neustift im Wesentlichen sein heutiges Aussehen auf der Basis der alten Anlage.
Säkularisation und Wiederherstellung
Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert hatte Neustift wirklich einen glanzvollen Höhepunkt in seiner Geschichte erreicht. Bis zur "Götterdämmerung" der Säkularisation dauerte es freilich nicht mehr lange. Als Napoleon ganz Europa mit seinen Expansionskriegen überzog, wurde im Gefolge des Pressburger Friedens 1805 das Land Tirol mit dem Königreich Bayern verbunden. Die Säkularisation, die den bayerischen Stiften 1803 das Ende ihrer Geschichte bescherte, traf 1807 auch die sechs Tiroler Stifte. Am 17. September 1807 konnte der Neustifter Chronist den Folianten seiner Annalen schließen, weil nun der staatliche Aktuar die weiteren Aufzeichnungen für dieses Haus besorgen sollte.
1816 kehrte, nachdem mit dem Wiener Kongress Tirol wieder dem Haus Habsburg zugesprochen worden war, eine stark reduzierte Gemeinschaft in ein verwahrlostes und geplündertes Kloster zurück. Erst in der Regierungszeit des Propstes Ludwig Mair (1832–1851) konnte Neustift mit seiner Gemeinschaft und mit seiner Wirtschaft wieder richtig Tritt fassen. Im Jahr 1842 beging man das 700-jährige Stiftsjubiläum mit großer Freude und Dankbarkeit. Unter Propst Remigius Weißsteiner (1883–1913) konnte eine Gesamtrestaurierung der Stiftskirche vorgenommen werden. Im Jahr 1895 wurden die Krankenpflege, die Küche und Wäscherei den Barmherzigen Schwestern aus Zams übertragen. Sie leisten ihre Dienste bis heute.
Mit der Gründung der Österreichischen Chorherrenkongregation 1907 erlangte Neustift die volle Exemtion und unterstand nun nicht mehr dem Bischof von Brixen. Das betraf vor allem das Visitationsrecht. Der Erste Weltkrieg brachte für das Stift schwere Belastungen. Ein Teil der Wirtschafts- und Wohngebäude wurde für die Einquartierung vom Militär beschlagnahmt. Als dann mit dem für Österreich ungünstigen Ausgang des Krieges Südtirol dem faschistischen Italien zugesprochen wurde, traten mit einem Mal völlig andere Verhältnisse ein. 1939/40 war die Zeit der Option für alle Südtiroler, eine Zeit unsäglicher Repressalien, eine Zeit, die auch die Gemüter einer Klostergemeinschaft zu spalten drohte.
Mit dem Einmarsch des deutschen Militärs und der Nazifizierung Südtirols wurden in einem Teil des Stiftsgebäudes ein Versorgungslager für die Südfront und eine Druckerei für die Zeitung "Front und Heimat" eingerichtet. Einige Chorherren mit italienischer Staatsbürgerschaft mussten nach Florenz fliehen, die jungen Mitbrüder wurden zum deutschen Militär an die Front geschickt. Die Besetzung des Stiftes durch das deutsche Militär hatte im März 1945 auch eine Bombardierung von Seiten der Alliierten zur Folge. Dabei wurde die Kirche mit der Gnadenkapelle schwer beschädigt, die Sakristei samt den Paramenten zerstört und der Turm abbruchreif angeschlagen. Die Bombenschäden betrafen das ganze Stift, besonders auch die Bibliothek. Die notwendigen Sanierungsarbeiten zogen sich über Jahre hin. Die gröbsten Schäden waren bald behoben. 1949 konnten zum Fest Allerheiligen die Glocken wieder geläutet werden.
1969 wurde Dr. Chrysostomus Giner zum Propst gewählt. Sein Augenmerk ging sofort dahin, das Stift nach außen hin zu präsentieren: durch umfangreiche Restaurierungen der Gebäude, vor allem aber durch die Einrichtung eines Bildungshauses. Seit 1970 gibt es nun das Tourismuszentrurn (TZN). Ihm folgten das Bibelzentrum (BZN) und in den letzten Jahren das Ökozentrum (ÖZN) und das Computerzentrum (CZN).
Die Klosterschule und die theologische Hauslehranstalt
Die Klosterschule
Wer seine Zukunft sichern will, muss auf die Ausbildung von Nachwuchskräften bedacht sein. Wenn wir auch über die Anfänge der Schule in Neustift nicht viel Konkretes wissen, so kann man doch davon ausgehen, dass sie bis in die frühesten Jahre des Klosterbestehens zurückreicht. Im "Liber Testamentorum" (Cod. I, fol. 9) wird vermerkt, dass ein gewisser Heinrich von Latzfons in den Jahren 1142 bis 1155 seinen Sohn dem "gemeinsamen Leben" übergab und hiefür einige Güter stiftete.
Sehr bald nach der Klostergründung begegnen wir Chorherren mit der Bezeichnung "scholasticus". Der eigentliche Begründer der Klosterschule war wohl Propst Konrad II. von Rodank (1178–1200). Als Scholastikus an der Domschule in Brixen war er in Neustift eingetreten, ein Mann der Gelehrsamkeit, bewandert in aller Wissenschaft und Kunst seiner Zeit. Mehr über die Schule der Anfangszeit erfahren wir auf indirektem Weg, da die Aufnahme von Schülern, die nicht für das Ordensleben bestimmt waren, auch das Wirtschaftsleben des Klosters betraf. Die begüterten Eltern der Knaben, vielfach waren es Adelige, ließen sich eine gründliche Erziehung ihrer Söhne wohl etwas kosten und machten dem Kloster eine Stiftung. Die Übung im Lesen und Schreiben, die Kenntnis der lateinischen Sprache, Mathematik und Astronomie bildeten die Grundlage für begehrte Berufe. Kanzleischreiber und Siegelverwahrer, Hofsekretäre und Aktuare kamen aus den Bänken der Klosterschulen. So erfahren wir z. B. aus einer Urkunde des Jahres 1281, dass Herr Rupert Maultrapp aus Kastelruth für die Ausbildung seiner beiden Söhne und deren Unterhalt dem Kloster Neustift den Hof Fuschg in St. Oswald übergab.
Man unterschied in Neustift eine äußere und eine innere Schule. Bereits die Dekrete des Konzils von Aachen (816) verfügten, dass jede Klosterschule in zwei Unterrichtsgruppen zu führen sei. In der äußeren Schule wurden die "Chorknaben" und "Oblatenschüler" in den Elementarfächern Lesen und Schreiben unterrichtet, aber auch bereits in der lateinischen Sprache. Ein Schwerpunkt lag bei der Ausbildung in Musik und Gesang. Die Chorherren unterhielten ihre Schule nicht ganz ohne Eigennutz. Eine ihrer wesentlichen Aufgaben war und ist die feierliche Gestaltung der Gottesdienste und des gemeinsamen Chorgebetes, das früher in allen Teilen gesungen den Tag in sieben Gebetszeiten teilte, gemäß dem Psalmenwort "Siebenmal am Tage singe ich dein Lob ...". Da in der Frühzeit die Gemeinschaft nicht sehr zahlreich war, fand man in den glockenreinen Stimmen der Sängerknaben eine willkommene Unterstützung des schönen Gesanges.
Die Oblatenschüler, jene also, die für den Ordensstand bestimmt waren, wurden von ihren Eltern oft schon in einem Alter unter zehn Jahren für den geistlichen Stand ausersehen und dem Kloster übergeben. Daher wurden sie gelegentlich auch "Klosterkinder" genannt. Diese Zueignung (Oblation) wurde vom alten römischen Recht als bindend anerkannt. Weil aber die Festlegung von Kindern für den geistlichen Stand später oft zu Problemen und Gewissenskonflikten führte, wurde die Oblation unter Papst Gregor IX. (1227–1241) aufgehoben. Die Anzahl der Oblatenschüler überstieg in Neustift nie fünf bis acht. Sie wurden aus der äußeren Schule in die innere genommen, wo das Trivium und das Quadrivium sowie das Studium der Theologie auf dem Lehrplan standen.
Nach dem erwähnten päpstlichen Dekret betrug die Schülerzahl in Neustift in der Regel 24 bis 30, gelegentlich mehr. Das Alter der Schüler lag zwischen sieben und zwölf Jahren, sie besuchten die Schule drei bis vier Jahre hindurch. Die Schule hatte einen guten Ruf und vermittelte den Knaben jene Grundausbildung, die für sie zum Übertritt in das Jesuitengymnasium in Innsbruck oder Hall erforderlich war. An einem Beispiel sei gezeigt, wie ein Aufnahmegesuch in die Neustifter Schule lauten konnte. Im Jahr 1467 ersuchte Leonhard, Pfalzgraf in Kärnten, Graf in Görz und Tirol, für den Sohn seines Bruders Johann, Graf in Görz, dass man Zacharias "in der Neustift aufnehmen und gen schuel geen und derzue guete Zucht und Sitten lernen lasse, wofür er dies dem Gotshaus gnediglich erkennen welle" (Stiftsarchiv 11.6).
Die adeligen Knaben standen im Dienst des Prälaten, aßen an seiner Tafel, hatten also einen besseren Tisch. Für die Unterkunft mussten sie aber selbst sorgen. Auf sein Aufnahmegesuch bekommt Graf Leonhard von Kärnten folgenden Bescheid:
"Im Jahre 1467 am Mittwoch nach Ostern wurde in Gegenwart der Herren Valentin Heß, Michael am Berge und Johannes Gulden auf das Bittgesuch des Herrn Grafen Leonhard von Kärnten bezüglich der Aufnahme des Knaben Zacharias, Sohnes seines Bruders Johann, folgendes geantwortet: Wir sind bereit, dem besagten Knaben den Tisch bzw. die Kost in der Wohnung des Prälaten zu geben. Für die Unterkunft außerhalb des Klosters und anderes Notwendiges haben jedoch die beiden gräflichen Kommissäre Christian Traumstätter und Linthard Cholb selbst zu sorgen. Wir empfehlen den Knaben zugleich dem Leiter der Schule."
Das Aufnahmegesuch, das Michael, Herr zu Völs, im Jahr 1522 an Propst Augustin Posch richtete, lautet so:
"Ich hab einen jungen sun, der ist im aindliften (elften) jahr, den bin ich willens studieren zu lassen. Es ist mein freundlich pitt, ir wellet mi denselben zu euch zu nehmen und studieren zu lassen. Aber ihr müßt mir denselben nit zu eurem Tisch nehmen, sundern mit anderen etlichen chnaben ein Ordnung geben."
Am 30. Juli 1558 empfahl Erzherzog Ferdinand von Prag aus, man möge den Bruder des "Capellendieners" Stefan Arnaldin, zwölf Jahre alt, in die Schule aufnehmen, "allda die jugent in gueter zucht und lernung gehalten und auferzogen" wird. Bereits im 16. Jahrhundert, aber vor allem in der ganzen Folgezeit, waren die Chorherren vorwiegend in der theologischen Hauslehranstalt als Professoren tätig. Daher erteilte in der Zeit um 1700 in der äußeren Klosterschule ein Laie den Unterricht. Ein Chorherr, der "Oberinspektor", hatte die Leitung und hielt die Religionsstunden. Aus einer Hauswirtschaftsordnung des Jahres 1747, die Bezug hat zu einer älteren von 1680 und 1707, erfahren wir ziemlich genau, wie die Schule in Neustift geführt wurde. Die "Information des Instruktors auf der Schuell" (Cod. 39) bestimmt Folgendes:
1. Der Lehrer hat dem Prälaten, dem Dekan und dem ihm vom Prälaten zugeteilten Chorherren als Oberinspektor den geziemenden Gehorsam zu leisten.
2. Er muß einen auferbaulichen Lebenswandel führen und der Jugend mit gutem Beispiel vorangehen.
3. Er soll die Knaben in guter Zucht und Ehrsamkeit zu erhalten sich befleißen. Wenn er etwas Sträfliches entdeckt oder es ihm von anderen mitgeteilt wird, soll er die Schuldigen zurechtweisen.
4. Er hat dafür zu sorgen, daß die Knaben nicht nach Belieben von der Schule ausbleiben oder von anderen unnotwendigerweise verschickt und so am Lernen gehindert werden. Nur mit Erlaubnis des Lehrers oder des vorgesetzten Chorherren dürfen die Knaben verschickt werden.
5. Er hat die vorgesehene Lernzeit genau einzuhalten: Von halb 6 bis halb 7 Uhr lateinisch lesen; von halb acht bis halb neun Uhr Choral lehren. Dabei hat er besonders darauf zu achten, daß die Choralisten die in der nächsten Zeit anfallenden Ämter, Metten und Vespern lernen. Von halb 12 bis halb 1 Uhr soll er wieder Choral lehren. Von halb 1 bis halb 3 Uhr soll er wieder die Buben instruieren. Wenn sie essen, soll er sie öfters visitieren. Dasselbe gilt, wenn sie auf der Gasse sind.
6. Der Lehrer soll beim Choralsingen, beim Lesen und Schreiben und beim Studium größtmöglichen Fleiß anwenden, die Kinder zu unterweisen. Daher ist es ihm nicht gestattet, nach Belieben von der Schule auszubleiben; dies gilt auch für Sonn- und Feiertage.
7. Nach altem Brauch hat er die Pflicht, bei Choralämtern zu erscheinen, wenn keine Orgel geschlagen wird, nämlich an Advent- und Fastensonntagen und am Vorabend von Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
8. Alte Gewohnheit ist es auch, daß der Lehrer bei Kreuzgängen und Prozessionen, an denen der Konvent teilnimmt, erscheine, und zwar in der Ordnung nach den Knaben.
Was den Schueller Knaben zu geben ist1. Vom Klosterkirchtag bis Mariä Verkündigung können sie wöchentlich 7 Kerzen abholen. Jeder Knabe kann täglich zwei weiße Brote holen. Jene aber, welche erst hergekommen sind und weder auf dem Chor mitsingen noch ministrieren können, haben so lange kein Brot, bis sie etwas können, oder nur eines am Tag.
2. Das Essen haben die Musikanten mittags und abends wie auf dem gewöhnlichen Küchentisch, die Choralisten aber wie auf dem Gasthaus, ausgenommen am Montag und Mittwoch abends, an welchen Tagen ihnen Knödel, für jeden zwei, anstatt der Suppe gegeben wird.
3. Für den Tisch der Musikanten wird an Prälaten- und Dekanfesten neben der gewöhnlichen Speise jedem eine Portion Gebratenes gegeben.
4. An Prälaten- und Dekanfesten können die Musikanten 1 Fräggele Vergerner Wein abholen.
5. Die Choralisten haben Spezialwein, jeder 1 Fräggele, an den Prälatenfesten mittags; jene, welche zur Mette erscheinen, auch am Abend.
6. Wein und "Brotkiechl" gibt es für die Knaben, welche am Palmsonntag bei den Zeremonien singen; auch am Heiligen Abend gibt es Wein und "Brotkiechl". Um Ostern wird jedem Sänger fünfmal ein Osterei gegeben. Am Karfreitag und Karsamstag bekommen die 8 ersten Choralisten, so bey dem Hl. Grab singen, jeder ein Fräggele Wein.
7. Den kranken Knaben wird das Essen mit den Musikanten gegeben. Das Essen soll von einem dazu bestellten Schüler von der Küche abgeholt und samt zwei Broten dem Kranken gebracht werden.
8. Den 4 ersten Musikanten pflegt man in der Fastenzeit dreimal in der Woche eine Schüssel Stockfisch zu geben.
Aus dieser Schulordnung ist klar zu sehen, dass die Chorherren jene Klosterschüler, die regelmäßig zu den liturgischen Gebeten und Feierlichkeiten herangezogen wurden, auch bevorzugt behandelten. Ihren Dienst als Sänger und Musikanten wollte man auch honorieren. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es ein eigenes Stiftsorchester, bestehend aus Schülern und Chorherren. Man verstand es, rauschende barocke Feste zu feiern.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gibt es einen weiteren Bericht (HA Lade 2), aus dem hervorgeht, dass in der Klosterschule 24 Schüler waren, die in den Fächern Religion, Lesen und Schreiben sowie in Mathematik und Choralgesang ausgebildet wurden. Jene von ihnen, die entsprechend begabt waren, bekamen Privatstunden in Latein oder wurden im Spiel von Orgel, Geige und anderen Instrumenten ausgebildet. Nach vier Jahren kehrten sie wieder zu ihren Eltern zurück. Auf ihrem weiteren Lebensweg treffen wir sie als Priester und Ordensleute, als Zivilbeamte und Lehrer in Stadt und Land, als Musikanten und Handwerker. In dieser Form bestand die Klosterschule im wesentlichen bis zur Zeit der bayerischen Säkularisation im Jahr 1807. Sie war auch der Unterbau für jene Schüler, die in die Gemeinschaft der Chorherren eintraten und als Kleriker in der theologischen Hauslehranstalt für das Priestertum ausgebildet wurden.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wurden die sechs Tiroler Stifte durch Kaiser Franz I. von Österreich wieder hergestellt (1816). Den Neustifter Chorherren wurde nun zur Auflage gemacht, das Gymnasium in der Stadt Brixen zu übernehmen und mit Lehrkräften zu besetzen. Da sie aber aus den eigenen Reihen zunächst nicht alle Professoren stellen konnten, mussten sie andere besolden. Ab dem Jahr 1836 bestand der Lehrkörper fast zur Gänze aus Neustifter Chorherren und man nannte die Schule das "Augustiner-Gymnasium". Es bestand mit gutem Ruf bis zum Jahr 1926. Damals wurde von der faschistischen Regierung Italiens mit allen andern öffentlichen deutschen Schulen auch dieses Gymnasium aufgelöst und geschlossen. Im Kloster selbst wollte man auch auf eine Knabenschule nicht verzichten und richtete ein "Singknabeninstitut" ein. Darin wurden musikbegabte Chorknaben in Gesang und Instrumentalmusik ausgebildet, aber auch in Fächern wie Lesen, Schreiben, Sprachlehre, Aufsatz, Rechnen, Naturgeschichte, Geographie und Geschichte. Im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren besuchten die Knaben vier Jahre lang diese Schule, wurden als Sänger bei den Gottesdiensten eingesetzt und waren soweit vorgebildet, dass sie nach ihrem Abgang ein Gymnasium besuchen oder als Schullehrer, Organisten und Mesner sich betätigen konnten. Neben einem weltlichen Lehrer unterrichteten ein Chorherr als Präfekt und der Stiftskapellmeister.
Während des Faschismus wurde das Singknabeninstitut zur "scuola apostolica" erklärt und war als solche durch das Konkordat Italiens mit dem Vatikan geschützt. Bis zu 40 Schüler wurden in Neustift jährlich deutsch unterrichtet. Mit einer Dauer von bis zu drei Jahren ersetzte die "scuola apostolica" die Volksschule, die sonst total in italienischen Händen lag, und bot auch die Vorbereitung zum Besuch eines Gymnasiums. Nachdem sich diese Klosterschule in harten Zeiten um die deutsche Sprache und Kultur so verdient gemacht hatte, wurde sie im Jahr 1943 ausgerechnet von den Deutschen geschlossen. Am Eingangstor wurde ein Plakat angebracht: "Von der Volksgruppenführung beschlagnahmt. Kreisleitung Brixen, Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland" (Kapitelbuch Cod. 16e, 126). Das mag wohl auch eine Antwort darauf gewesen sein, dass Prälat Ambros Giner vehement gegen eine Auswanderung ins Reich optiert hatte.
Als die Knabenschule 1945 wieder eröffnet wurde, stand sie unter neuen Vorzeichen. Sie wurde in zwei Abteilungen geführt, von denen die eine als kaufmännische private Vorbildungsschule, auch "Bürgerschule" genannt, in zwei Kursen neben den üblichen Fächern vor allem solche aus der Kaufmannslehre einführte. Die zweite Abteilung war das private humanistische Gymnasium mit dem Namen "Juvenat". Gerade diese Einrichtung hat sich bezahlt gemacht, weil daraus in der Folgezeit eine ganze Reihe von Klerikern und künftigen Stiftspriestern hervorging. Ende der fünfziger Jahre hatte Neustift 24 Kleriker und Theologen. Im Jahr 1963 wurde in Italien die Einheitsmittelschule zur Pflicht. Zunächst übernahm man in Neustift noch diese Schulform, mit dem Schuljahr 1970/71 beendete man den eigenen Unterricht. Auch das Privatgymnasium mit dem Juvenat schloss die Tore. Man entschied, ein neues Schülerheim für rund 100 Buben zu errichten, die Schule selbst aber einer staatlichen Mittelschule in Brixen anzuschließen. Weltliche Lehrer unterrichten nun und die Schüler legen ihre Prüfung in der Schule ab, zu der sie gehören. 15 bis 20 Oberschüler aus dem Schülerheim in Neustift besuchen verschiedene Oberschulen in Brixen. Die Leitung und Erziehung der Schüler im Heim hat nach wie vor ein Chorherr inne.
Die theologische Hauslehranstalt
Während in den Stiften Klosterneuburg und St. Florian das theologische Hausstudium bis knapp auf unsere Zeit herauf bestand, wurden in Neustift die Theologen bis zur Säkularisation von den eigenen Mitbrüdern ausgebildet. Seit dem Mittelalter hatten sich talentierte Mitbrüder durch das Studium an Universitäten, vor allem in Dillingen, Ingolstadt und Salzburg, für das Lehramt qualifiziert und akademische Grade erworben. Propst Heinrich IV. (1419–1427) war Bakkalaureus der freien Künste. Propst Kaspar Aigner (1440–1467) kam aus Wien mit dem Magistertitel zurück. Propst Hieronymus Piesendorfer (1542–1561) zog im Jahr 1551 nach Rom und promovierte bei einem Zwischenstop in Siena zum Doktor der Theologie. In Rom erhielt er dann von Papst Julius III. das Recht der Pontifikalien für sich und seine Nachfolger. Er war der erste infulierte Propst in Neustift.
Bereits im 16. Jahrhundert, aber vor allem in der Folgezeit wurde ein umfangreicher Bestand an theologischen Büchern und Lehrwerken für die Bibliothek angeschafft, das Beste, was aus den damaligen Druckereien in Nürnberg und Basel, in Rom und Lyon zu haben war. Ein besonderer Förderer dieser Hausschule war Propst Markus Hauser (1621–1665). Er versuchte, auch aus anderen Klöstern gelehrte Ordensleute für Neustift zu gewinnen, so den Jesuiten Adam Weber.
Der gute Ruf der Schule nahm im Lauf der Zeit so zu, dass auch Seminaristen aus anderen Klöstern, vor allem aus solchen, die mit Neustift in der Gebetsverbrüderung verbunden waren und keine solche Schule hatten, nach Neustift kamen. Das führte dazu, dass es im Stift bald an Platz zur Unterbringung der immer zahlreicher werdenden Gemeinschaft mangelte. Daher erhöhte Propst Fortunat Troyer (1678–1707) das alte Konventgebäude an der Südseite um ein Stockwerk und fügte dem Ganzen noch einen Festsaal für feierliche Akademien an. Propst Augustin IV. Pauernfeind (1707–1721) tat ein Gleiches an der Westseite des Stiftes. Auch er ließ einen Festsaal, den "Augustinisaal", erbauen. Er selbst war Professor für Theologie und Philosophie.
Von einer ganzen Reihe gelehrter Chorherren dieser Zeit stehen heute gedruckte Werke in den entsprechenden Schränken der Bibliothek. Anlässlich von Prüfungen wurden öffentliche Disputationen und Streitgespräche zu Themen der Theologie und Philosophie, aber auch des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte abgehalten, wie es damals an Universitäten üblich war. Berühmt geworden ist eine solche Disputation zwischen Dr. Martin Luther und Dr. Johannes Eck. Zu solchen Anlässen ließ man auch kunstvolle Thesenblätter drucken. Leider hat sich in Neustift wenig davon erhalten. Nach 1816 fand in Neustift diese Hauslehranstalt keine Fortführung mehr. Im Jahr 1823 wurde in Brixen das Priesterseminar eröffnet, das fortan auch von den Neustifter Seminaristen besucht wurde.
Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse
Wirtschaftliche Verhältnisse
Die Dotation und Grundausstattung für das neue Stift erfolgte gleich am Tag seiner Übergabe und Einweihung, am Sonntag vor Allerheiligen des Jahres 1142. Da die Idee zur Gründung von Neustift vom seligen Bischof Hartmann von Brixen ausging, war er es vor allem, der für das Leben und die Erfüllung des gestellten Auftrages der ersten Gemeinschaft und aller folgenden Generationen Sorge tragen wollte. Seine Schenkungen lagen vor allem im Brixener Boden, aber auch in Villanders, Latzfons, in Vahrn und in Lüsen, in Natz und in Schabs, in Olang, Rasen, Welschnofen und Aßling. Für später wurden zwei Besitzungen in Buchenstein von Bedeutung, weil dort ein Bergwerk entstand. Bischof Hartmann übertrug dem Kloster auch die ersten zwei Pfarreien Natz und Kiens zur Ausübung der Seelsorge.
Ähnlich großzügig wie der Bischof war auch das Stifterpaar Reginbert von Sähen und seine Gemahlin Christina. Reginbert stellte den Bauplatz und seine nähere Umgebung für das Kloster zur Verfügung. Seine vermutliche Verwandtschaft mit den Herren in Rodeneck brachte es mit sich, dass Neustift auf dem Boden des Rodenecker Gerichtes erbaut wurde. Die Herren von Rodeneck kamen zusätzlich von sich aus dem Kloster mit Großzügigkeit entgegen. Zu den Gütern der Stiftung des Reginbert zählten solche in Elvas, Schrambach, Lajen, Schalders und Vahrn, in Bozen und Villanders, weiters Güter im Gadertal, auf dem Ritten und im Sarntal sowie im Oberinntal. Reginberts Gemahlin Christina zu Grabenstätt entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. So kam Neustift auf ihren Wunsch hin zu Besitzungen in Bayern, zu zwei Meierhöfen in Baumburg sowie zu einem Gut in Siegertshofen und in Mattenhofen.
Weiters beteiligten sich an der Grundausstattung des Klosters eine Reihe von Adeligen des Landes Tirol: Graf Arthur von Greifenstein, Graf Adalbert von Eppan, die Grafen von Lechsgemünd, Graf Arnold von Dachau, die Herren von Völs und Voitsberg. Das Traditionsbuch oder "Liber Testamentorum" (Cod. 1), das alle diese Besitzungen auflistet, zeigt auch, dass der ganze Besitz in der Größe von über 100 Höfen sehr kompliziert zerstreut war. Eine übersichtliche Buchführung und Kontrolle der Erträgnisse war kaum möglich. Es ist anzunehmen, dass kein Prälat und Chorherr einmal alle diese Güter selbst gesehen hat. Recht bald wurden auch die weitesten davon, in Bayern und in Nordtirol, wieder abgegeben.
Der Schutzbrief des Papstes Innozenz II. vom 9. April 1143 bestätigt die Besitzungen und Rechte des Klosters. Auf dem Reichstag von Bamberg 1157 bestätigte Kaiser Friedrich Barbarossa den Klosterbesitz. Im Jahr 1177 wurden in Venedig für Neustift eine päpstliche und zwei kaiserliche Schutzurkunden ausgestellt. Papst Alexander III. und Barbarossa sahen sich veranlasst, mittlerweile umstrittene Güter des Klosters wie die Silbergruben in Villanders (Stiftung des Grafen Arnold von Greifenstein und Reginberts von Sähen) und die Erzgruben in Fursil in Buchenstein (Stiftung von Bischof Hartmann) gegen Übergriffe zu schützen. Aus dem ältesten Urbar des Stiftes vom Jahr 1278 geht ein stark erweiterter Besitzstand hervor und auch die Art und Weise der Nutzung dieser Güter.
Neustift hatte am Ausgang des 13. Jahrhunderts folgende Hofbesitze: 14 Meierhöfe, 306 Höfe, drei Schwaigen, fünfeinhalb Mansen, fünf Huben, ein Neuraut, 18 Güter, zehn kleine Güter und zehn nicht näher benannte Güter. Alles in allem rund 372 Höfe, dazu neun Häuser, sieben Hofstätten, vier Mühlen, neun Weinberge, fünf Wiesen, 15 Äcker, sieben Gärten und 22 Zehnte. Wenn auch dieser ganze Klosterbesitz auf den ersten Blick diffus und unkontrollierbar schien, so ließ er sich doch zu einigen Kerngebieten zusammenfassen. Da war einmal das Gebiet des Klosters selbst mit seiner näheren Umgebung, die bis Natz, Schalders, Riol und Rodeneck reichte. Eine weitere Einheit bildete ein Viertel der Stiftshöfe im Pustertal, dann gab es noch den Besitz in Osttirol mit dem Gebiet der Pfarre Aßling und das untere Eisacktal zusammen mit der Pfarre Völs und Welschnofen.
Um 1500 besaß das Kloster 542 Höfe und kleinere Anwesen. Dieser bedeutende Zuwachs an Besitztum kam vorwiegend aus Begräbnis- und Jahrtagsstiftungen, die ihren Anfang im 12. Jahrhundert hatten, um 1400 aber schon 30 ausmachten und genau festlegten, was das Kloster dafür zu leisten hatte. Durch zwei geschichtliche Ereignisse, die Säkularisation von 1807 und die Grundentlastung von 1848, verlor das Kloster den Großteil seiner Besitzungen. Da vonseiten der damaligen bayerischen Besatzungsregierung das Stift 1807 für aufgelöst erklärt wurde, begann man sofort mit dem Verkauf von Liegenschaften, deren Versteigerung und Verpachtung. Als nach der Wiederherstellung des Stiftes unter dem Haus Habsburg 1816 der verbliebene Besitz an das Kloster zurückfiel, gestaltete sich seine Verwaltung äußerst schwierig. Die verkauften Güter blieben verloren. Die Bauleute auf den verbliebenen verweigerten dem Grundherren die Zinsverpflichtungen, sodass schließlich der weltliche Arm dem alten Propst Leopold II. Erlacher zuhilfe kommen musste, um das Stift vor dem wirtschaftlichen Ruin zu bewahren. Beim Tod des Propstes 1832 hatte das Stift eine enorme Schuldenlast.
Der Nachfolger Propst Ludwig Mair (1832–1851) stellte das Stift wieder auf eine solide Grundlage. Dafür war man ihm offenbar so dankbar, dass er den Titel "der zweite Gründer von Neustift" erhielt. Eine beträchtliche Änderung der Besitzverhältnisse brachte ein kaiserliches Gesetz im Jahr 1848, wodurch alle Grundherrschaften samt Zinsen, Zehnten und Roboten abgelöst wurden. Das Kloster verlor zwar ein großes Vermögen, erhielt aber durch die Ablösung einen bedeutenden Kapitalzugang, wodurch die gesamte Wirtschaftslage für die Zeit nach der Säkularisation wieder gefestigt und durch neue Grundzukäufe gesichert werden konnte. In einer Zeit ohne moderne Wirtschaftsmärkte lebte ein Kloster von der Eigenbewirtschaftung einer ganzen Reihe von Betriebszweigen, die eine solide Selbstversorgung für normale Zeiten garantierten: Vieh- und Almwirtschaft, Wein- und Obstbau, der Wald und die eigene Säge, Fischerei und Ziegelbrennerei, Felder und Äcker mit Mühle und Bäckerei, Tischlerei und Schneiderei, Garten und Wäscherei etc.
Wenn auch im Lauf der Geschichte, besonders im Mittelalter, gelegentlich die Rede von Laienbrüdern ist, so muss man doch sagen, dass dieses Institut für den Chorherren nicht typisch ist und meist eine geringe Rolle gespielt hat. Daher wurde die Bewirtschaftung der Güter an Bauleute vergeben, die dem Kloster den abgemachten Tribut an Naturalien oder Geld zu entrichten hatten. Die umliegenden Güter wurden vom Kloster aus durch Dienstboten und Tagewerker bewirtschaftet. Die Dienststellen im Kloster selbst wurden mit Weltleuten besetzt. Zusätzlich zu den genannten gab es die besonderen Dienste eines Konventdieners, eines Mesners, eines Kellerknechtes für die Vorratskammern, es gab einen eigenen Kutscher und Metzger, einen Portier und Gastmeister, einen Bauknecht für die Feldarbeiten, Rossknechte und Heumeister, Holzhacker, Hirten und Turmknechte für die Geläute, es gab einen Gerichtsdiener und in der Barockzeit auch einen Hoflakai für die Prälatentafel. Jugendliche, die nirgendwo eine Arbeit fanden, wurden als "Posslbuben" für verschiedene Verrichtungen eingestellt.
Heute werden alle Handwerksarbeiten an Firmen vergeben, Grund und Boden wurde für Obst- und Weinbau monokultiviert, der Garten auch zur Blumen- und Samenzucht erweitert... Fielen frühere Dienste weg, so kamen dafür neue Arbeitsplätze hinzu, z. B. spezialisierte Bürokräfte für die Verwaltung und für das Bildungshaus. Man kann sagen, dass heute über 60 Familien im Kloster ihre Lebensgrundlage haben und ihr tägliches Brot verdienen.
Die Vogteirechte
Tirol nahm im Reichsverband immer eine besondere Stellung ein. Die politischen Geschicke, in die meist auch die Bischöfe von Brixen und Trient hineingezogen wurden, lagen vielfach in der Hand von Adelsgeschlechtern, die sich gegenseitig befehdeten, um ihre Hausmacht zu erweitern. Dieser Burgadel übernahm auch die Vogteirechte über die Domstifte und über die Klöster.
Zu Beginn hatten die Grafen von Greifenstein-Morit die Vogtei über Neustift inne. Später folgten die Görzer Grafen, dann das Haus Habsburg. Einen Sonderfall in der Rolle eines Schutzvogtes bildete der Ritter und Minnesänger Oswald von Wolkenstein. Schon lange vor der Ernennung dazu hatte er sich zusammen mit zwei Dienern unter Propst Nikolaus II. 1411 im Kloster eingepfründet und das Begräbnisrecht erworben. Er wohnte im Pfründnerhaus mit eigener Hofstatt. Das Essen bezog er von der Klosterküche.
Im Jahr 1431 wurde das Basler Konzil eröffnet, wozu alle Orden einer Diözese einen Abgesandten zur Behandlung einer Reform der Klöster schicken mussten. Für die Augustiner-Chorherren in der Diözese Brixen hätte Propst Ulrich II. Weingartner (1427–1439) fahren oder einen Vertreter schicken sollen. Da er beides unterließ, wurde er vom Konzil im Jahr 1436 vorübergehend exkommuniziert. Diesen Umstand nutzten einige Adelige und deren Anhänger, um diverse Stiftsgüter an sich zu reißen, sodass der Propst sich an Kaiser Sigismund um Schutz und Hilfe wandte.
Auf dem Reichstag von Ulm 1434 bestätigte der Kaiser dem Stift die Besitzungen und Privilegien und drohte jedem, der sich an den Rechten des Klosters vergreife, Reichsstrafe und Geldbußen an. Der Kaiser ernannte Oswald von Wolkenstein zum Schutzvogt. Mit einer Urkunde bestätigte Oswald, dass er durch den Kaiser zu einem gewaltigen "Exekutoren und Inbringer" bestellt worden sei. Er nahm sich in der Tat auch sehr um das Kloster an. Als er 1445 starb, wurde er auf eigenen Wunsch in der Stiftskirche begraben und erhielt einen "Marmelstein" als Dank für seine Verdienste.
Soziale Verhältnisse
Zur ersten Besiedlung des "Neuen Stiftes" berief Bischof Hartmann vier geistliche Mitbrüder und einige Laienbrüder aus Klosterneuburg. Sehr bald aber schon erwuchsen aus den Oblatenschülern junge Nachwuchskräfte aus dem eigenen Land. Das Kloster gedieh gut, und bald schon konnten ihm die Bischöfe weitere Pfarreien für die Seelsorge übertragen.
Das Gedankengut der Reformation, das durch die vielen aus dem protestantischen Norden eingewanderten Knappen im Tiroler Bergbau übermittelt wurde, löste wohl auch in einer Klostergemeinschaft manche Diskussion und Verunsicherung aus. Im Großen und Ganzen kam aber der Süden Tirols durch die klare Linie der Bischöfe in der Konfessionsfrage recht gut über die Zeit hinweg. Im Gefolge der neuen Freiheitsideologie stand allerdings der Bauernaufstand von 1525.
In der Barockzeit bekam das Stift vor allem durch seine renommierte theologische Hauslehranstalt einen beachtlichen personellen Zuwachs. Daher mussten die Pröpste Fortunat Troyer im 17. Jahrhundert und Augustin Bauernfeind im 18.Jahrhundert das Konventgebäude um je ein Stockwerk erhöhen, um für die große Gemeinschaft neuen Wohnraum zu schaffen.
Die Zeit der Aufklärung und der Franzosenkriege mit der Anbindung Tirols an Bayern führte schließlich zur Säkularisation und zur Auflösung des Stiftslebens. Im Stift durften noch ein paar alte Herrn und der Propst Leopold II. Erlacher bleiben. Bis zur Wiedererrichtung der Tiroler Stifte 1816 waren 13 Mitbrüder verstorben, zwei kehrten aus weltlichen Pfründen nicht mehr zurück. Auch Nachwuchs gab es zunächst keinen. So war die Gemeinschaft, die 1807 noch 45 Mitglieder gezählt hatte, davon 19 im Kloster, für einen Neubeginn nicht groß.
Die Diözese Brixen umfasste bis zur Errichtung der Brennergrenze 1920 auch die Gebiete von Nordtirol (mit Ausnahme des Salzburger Anteiles) und Vorarlberg. Die Seminaristen dieser Landesteile besuchten das 1823 eröffnete Priesterseminar in Brixen, was zur Folge hatte, dass immer wieder Theologen von jenseits des Brenners in die Gemeinschaft von Neustift eintraten.
Durch den Verlust vieler Güter und Liegenschaften stand das Stift im 19. Jahrhundert dauernd unter dem Druck wirtschaftlicher Sorgen. Die vom Staat angeordnete Übernahme des Gymnasiums in Brixen nach 1816 verpflichtete eine Reihe von Stiftsherren als Professoren in der Stadt zu wohnen. Mit ihnen war also für ein Gemeinschaftsleben im Stift mit geregelten Gebetszeiten nicht zu rechnen. Als das faschistische Regime 1926 diese Schule schloss, kehrten die Stiftsherren zurück.
In der Zeit der beiden Weltkriege reduzierte sich die Gemeinschaft wieder so stark, dass man sich 1946 entschloss, ein Juvenat im Stift einzurichten, um die personelle Zukunft zu sichern. Tatsächlich traten ab 1951 Jahr für Jahr junge Leute in die Gemeinschaft ein, sodass man gegen Ende der fünfziger Jahre 24 Kleriker zählen konnte, die das Stift mit jungem Leben erfüllten. Heute zählt die Gemeinschaft 31 Mitglieder.
Kunst- und Baugeschichte
Romanische Baugeschichte
Wenn man davon ausgeht, dass die erste Klosteranlage samt der Kirche in einem Jahr (1142) erbaut wurde, dann muss es sich wohl um eine recht bescheidene, vielfach in Holz aufgeführte Baulichkeit gehandelt haben. Doch dieser erste Klosterbau bestand nur kurze Zeit. Im Jahr 1190 brannte, wohl durch unvorsichtiges Hantieren an den Öfen, die ganze Anlage nieder. Es war das erste, aber nicht das einzige Schadenfeuer.
Beim Wiederaufbau folgte Propst Konrad dem gängigen Bauplan mittelalterlicher Klosteranlagen, der auf das Römerlager zurückging: ein Rechteck, durch zwei parallele Wege in drei Bauteile gegliedert. Ein Paradebeispiel hiefür wurde der Klosterplan von St. Gallen. Das Zentrum bildeten die Stiftskirche und der Kreuzgang. Von hier aus waren die Zugänge zum Kapitelsaal, zum Refektorium und zur Schule. Über diesem Geviert erhob sich das Konventgebäude mit den Zellen und dem Dormitorium. Im Osten lagen das Schulgebäude und die Infirmerie, im Westen die Wirtschaftsgebäude, die Lagerräume und die Werkstätten. In Neustift war für dieses Grundschema eine Variation erforderlich, da das Kloster so nahe am Eisack liegt, dass die Westbauten fast alle auf die Südseite des Stiftes verlegt werden mussten. Propst Konrad ließ eine dreischiffige romanische Basilika erbauen, deren Grundriss und Hauptmauern auch bei den späteren Umbauten beibehalten wurden. Als Abschluss im Westen der Kirche ließ er einen mächtigen Glockenturm aufführen, der erst Anfang des 13. Jahrhunderts vollendet wurde. Im Untergeschoß des Turmes war eine der Mutter Gottes geweihte Kapelle. Eine zweite Kapelle befand sich im ersten Stockwerk des Turmes. Sie wurde im Jahr 1218 durch den Bischof Otto von Freising zu Ehren Jesu, des hl. Kreuzes und des hl. Augustinus geweiht. Diese Kapelle hatte also mehrere Patrozinien und wurde "Kapelle zum Heiligen Erlöser", aber auch "Kapelle zum hl. Augustinus" genannt. Von ihr ist heute noch die mit Fresken bemalte Apsis erhalten und ein Fensterpaar im Westen des Turmes mit zierlichen romanischen Säulchen.
Zum historischen Urgestein der Neustifter Baugeschichte zählt die Michaelskapelle, auch "Engelsburg" genannt. Über den Bau berichten die Neustifter Annalen (Cod. 18, 159):
"Propst Konrad II. brach im Jahre 1189 die alte, ganz aus Holz erbaute Pilgerherberge ('casala peregrinorum receptu') ab und errichtete an ihrer Stelle ein neues Heim aus Mauerwerk ('ex opere caementario') für fremde Ankömmlinge; diesem Haus gab er den Namen Hospital ('hospitalis domus'). Damit die Armen nicht nur mit den leiblichen Werken der Barmherzigkeit erquickt würden, sondern auch an ihrer Seele nicht Mangel litten, baute er neben dem neuerrichteten Hospital eine Kapelle, die wir Michaelskapelle nennen."
Gerade ragten die Grundmauern zur Hälfte empor, da brannte im Jahr 1190 das ganze Kloster nieder. Im Rahmen des großzügigen Wiederaufbaues wurde auch an der Engelsburg weitergebaut, sodass 1198 die neue Stiftskirche und die im Obergeschoß der Burg gelegene Rundkapelle des Göttlichen Erlösers ("Capella S. Salvatoris") durch Bischof Eberhard von Brixen geweiht werden konnten. Während das Kloster selbst durch die Überlagerung von Baustilen folgender Zeiten auf den ersten Blick wenig mehr von seiner ursprünglichen Bausubstanz vorzeigt, hat die Engelsburg ihren streng romanischen Charakter im wesentlichen bewahren können.
Rundbauten haben wegen der geringen Zahl erhaltener Zeugen im christlichen Abendland ihren ganz besonderen Reiz. Bei Zentralbauten, die vor allem im byzantinischen Kulturkreis beheimatet sind, greifen Symbolik und Mystik mittelalterlichen Denkens in die Architektur und Raumgestaltung ein. Wir stehen auch bei der Engelsburg in Neustift vor einer Zahlensymbolik, die auf das Heilig-Römische Reich Deutscher Nation Bezug nimmt. Die erste fränkisch-deutsche Kaiserkrone aus dem Jahr 830 war ein Achteck. Im Sechzehneck der Burganlage kann man das Bild einer doppelten Kaiserkrone sehen – liegt sie doch an der Königs- und Kaiserstraße aus dem Norden, auf der die deutschen Könige mit ihrem Gefolge zur Kaiserkrönung in Rom am Stift vorbeizogen; auch mit ihren kriegerischen Heerscharen, wenn die Befriedung des Südens ihre Anwesenheit erforderte. In der Form des Zentralbaues kommt die Idee der Einheit und der Macht des Reiches zum Ausdruck. Die Pilger und Reisenden, die im gastlichen Hospiz der Chorherren Aufnahme und Labung fanden, wurden seelisch und geistig auf das nun nicht mehr ferne Ziel der Ewigen Stadt mit ihrer Engelsburg vorbereitet. Die Menschen lebten damals in einer Kirche, die, wenn auch oft nicht frei von Störungen und machtpolitischen Händeln, so doch im Westen wenigstens einig im Glauben war. Die sechzehn Ecken der Burg wiesen auf die Kraft gemeinsamer Wahrheiten hin.
Die Zeit der Gotik in Bauten und Bildern
Mit Propst Konrad V. Ramunkh (1367–1379) nimmt der gotische Baugedanke in Neustift seinen Anfang. Er begann mit der Einwölbung der Stiftskirche und des Kreuzganges. Dieser hatte vorher vermutlich ein Pultdach und war an allen vier Wänden mit Fresken im linearen Stil des 14. Jahrhunderts bemalt. Durch die neuen Gewölbekappen für die gotischen Arkaden wurden leider wesentliche Teile der früheren Bilder zugedeckt. Dafür entstanden aber neue Felder, die im Lauf des 15.Jahrhunderts von verschiedenen Meistern, die auch im Kreuzgang am Dom in Brixen tätig waren, ausgemalt wurden. Die Arkade mit der Darstellung des reichen Prassers in der Hölle stammt von Friedrich Pacher. Leider schien diesen schönen Bildern in Zukunft kein guter Stern. Nach der Zeit der Pest im Jahr 1636 wurde der ganze Kreuzgang mit Kalk übertüncht. Um den Wänden etwas Farbe zu geben, wurden beim barocken Umbau der Stiftskirche sämtliche Grabsteine der Pröpste und Adeligen aus der Kirche entfernt und im Kreuzgang eingesetzt. Fensterdurchbrüche in den Kreuzgang heraus sorgten für weiteres Unheil.
Als im Jahr 1931 das Kunstdenkmalamt mit ersten Freilegungsarbeiten begann, stand man vor Freskenfunden aus dem frühen 14. und 15. Jahrhundert, von denen niemand mehr etwas wusste und die sich als hochrangige Zeugnisse der Kunstgeschichte für den Brixner Raum dieser Zeit erwiesen. Neben verschiedenen Szenen aus den Evangelien kommt der Darstellung von Heiligenlegenden besondere Bedeutung zu. Darunter ist in der zehnten und elften Arkade der Dorotheen- und der Barbarazyklus hervorzuheben.
Zum Unterschied der Fresken in den Kirchen wurde in den Kreuzgängen in der Regel kein ikonographisches Programm durchgezogen. Es wurden meist Einzelszenen aus dem Alten und dem Neuen Testament und die Heiligen als Einzelfiguren dargestellt. Die Verehrung der Heiligen mit der Darstellung ihres Lebens und Sterbens mag die Bilder der Oberkirche von S. Francesco in Assisi zum Vorbild haben und in den beiden erwähnten Zyklen für Neustift eine kunstgeschichtliche Rarität darstellen. Die Wahl gerade dieser beiden weiblichen Heiligen mag mit ihrem Patronat für den Bergbau und für die Bergleute zusammenhängen. Neustift war seit 1159 bzw. 1162 im Besitz von Silber- und Eisenminen in Pfunders, Klausen und Buchenstein, die dem Kloster gute Erträge einbrachten. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erfreuten sich solche zyklischen Darstellungen in Südtirol immer größerer Beliebtheit. In Anlehnung an die "Legenda Aurea" des Jacobus de Voragine wurde die Legende in die Gegenwart übertragen und nahm den Betrachter mit in das Bild hinein. Das Kolorit des Ritter- und Hoflebens, das diesen beiden Zyklen eigen ist, zeigt die Verwandtschaft mit der profanen Wandmalerei Südtirols um 1400. Selbst im Rahmen der internationalen Gotik nehmen die Fresken einen bedeutenden Stellenwert ein.
Im Zusammenhang mit der romanisch-gotischen Baugeschichte von Neustift muss auch die Kapelle des hl. Viktor erwähnt werden. Sie liegt an der nordöstlichen Peripherie, abgesetzt vom übrigen Klosterkomplex. Die Geschichte dieses Sakralbaues reicht über die Anfänge des Klosters hinaus. Nach der Überlieferung stand in einer bewaldeten Einöde eine einfache Holzkapelle, "St. Viktor im Walde" genannt. Sowohl in der Lebensbeschreibung des seligen Hartmann (Ende des 12. Jahrhunderts) als auch im Neustifter "Traditionsbuch" (Mitte des 12. Jahrhunderts) wird sie erwähnt. Zusammen mit dem Kloster wurde sie im Jahr 1190 ein Raub des großen Feuers. Propst Konrad II. baute sie in solidem Mauerwerk wieder auf und stellte sie in den Dienst der ihr vorgelagerten Infirmerie. Beide Bauten zeigen in den Grundmauern die Merkmale des 12. Jahrhunderts.
Unter Propst Konrad V. Ramunkh wurde die Kapelle an den vier Wänden mit Bildern in "al secco"-Technik geschmückt, erhielt ein gotisches Spitzbogenportal im Westen, verlor aber die romanische Apsis im Osten. Als an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert bei einem Gewitter ein gewaltiger Wassersturz mit Mure diese Kapelle samt der Infirmerie schwer beschädigte, ging Propst Berthold IV. (1412–1419) daran, beide Bauten einer gründlichen Renovierung zu unterziehen. Dabei wurden auch wesentliche Teile der früheren Wandgemälde mit neuen zugedeckt. In diesem Zusammenhang wurde die Kapelle wahrscheinlich in eine zweistöckige Anlage umgebaut. Propst Ulrich III. Prischwitzer (1527–1542) ließ den Raum unter der Kapelle aus der Zeit nach 1190 zum Weinkeller umbauen. Das massive Gewölbe, das hier eingezogen wurde, diente nun als Fundament für das Rippengewölbe, das an die Stelle der flachen Holzdecke in die Kapelle eingebaut wurde.
Ähnlich wie im Kreuzgang wurden auch in dieser Kapelle nach der Pest im 17. Jahrhundert die Fresken übertüncht und gerieten in Vergessenheit. Nach der Zeit der Säkularisation war die St.-Viktor-Kapelle kein Sakralraum mehr. Der Klostertischler, der darin seine Werkstatt hatte, entdeckte im Jahr 1913 zufällig unter der Kalkschicht an der Westwand das Vorhandensein von Bildern. Als man in den Jahren 1974 bis 1978 an eine umfassende und sachgerechte Restaurierung der Kapelle ging, konnten die Reste von zwei Bilderzyklen, die sich über die vier Wände hinzogen, freigelegt werden. Vieles davon war in der langen Zwischenzeit der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen. Aus dem ikonographischen Programm des frühgotischen Zyklus um 1360/70 konnten immerhin fünf Szenen erkennbar gemacht werden. Es handelt sich um die Kindheitsgeschichte von Maria und von Jesus. Auffällig ist, dass das Thema des Opfers und der Zurückweisung Joachims im Tempel aus dem Protoevangelium des Jakobus in Neustift gleich dreimal dargestellt wurde. Das erstemal in dieser Kapelle, etwas später in einer Freskoarkade im Kreuzgang und schließlich auf der Tafel eines Flügelaltares vom Meister von Uttenheim.
Die ganze Westfront nimmt der Zug der Drei Könige ein. Die Abfolge der Erzählung führt im Bilde von rechts nach links, geographisch gesehen von Norden nach Süden. Pilger, die aus dem Norden über die Brennerstraße kamen, auf der Reise nach Venedig und dann ins Heilige Land, konnten sich geistig in den gemalten Zug einordnen. Bei der Ankunft der Könige im Palast des Herodes endet das Bild. Der inhaltliche Gedanke wird in der ersten Arkade der Südseite mit der Anbetung des Jesukindes in Bethlehem fortgesetzt.
Die Bilder dieser Kapelle und jene im Kreuzgang aus der Mitte des 14.Jahrhunderts mit dem allmählichen Übergang vom frühgotischen zum hochgotischen Stil zeigen, dass der Brixner Raum damals ein wichtiges Zentrum für den linearen Malstil war. Aus der Zeit der zweiten Freskenschicht bald nach 1400 ist wenig vorhanden, weil die Bilder im Jahr 1532 durch das neue Gewölbe verdeckt wurden oder im Dachraum verschwanden. Da immer wieder der hl. Viktor zu sehen ist, kann man annehmen, dass seine Legende dargestellt wurde. Als großes Wandbild ist er heute noch an der Westfassade zu sehen. Nach der abgeschlossenen Restaurierung wurde die St.-Viktor-Kapelle am 7. Juli 1979 wieder geweiht. Damit bekam Neustift einen der ältesten Sakralräume zurück.
Propst Kaspar Aigner (1440–1467) sagte der Chronist Dominikus Koler ("Epitome de gestis Praelatorum") nach, er hätte über die Notwendigkeit von Bauten seine eigenen Vorstellungen gehabt. Gelegentlich sei er dem Wahn von reinen Kuriositäten verfallen. Er setzte die Einwölbung der Stiftskirche fort, ließ die Seitenschiffe durch Quermauern in Kapellen aufteilen und durch den Fürstbischof Nikolaus Cusanus bereits die ersten gotischen Altäre einweihen. Im Jahr 1455 war auch die kleine gotische Pfarrkirche zur hl. Margareth vollendet und wurde von Cusanus ihrer Bestimmung übergeben. An der Nordseite des linken Seitenschiffes der Stiftskirche erbaute der Propst eine Gnadenkapelle der Muttergottes, die 1465 eingeweiht wurde. Dominikus Koler berichtet, der Propst habe zwei Orgeln erbaut. Gemeint ist wohl eine Orgel mit zwei Pfeifenschränken. Dass damals noch kein großes Verständnis für dieses Instrument vorhanden war, kann man aus der Bezeichnung "curiositas vanitatis" ersehen.
Im Jahr 1465 starb der Ritter Oswald von Säben, der letzte männliche Spross aus dem Geschlecht der Stifterfamilie Reginbert und Christina von Säben. Seinem Wunsch gemäß wurde er in der Stiftskirche begraben und erhielt vor dem Kreuzaltar ein Hochgrab, das mit einem kunstvollen Grabdeckel ausgestattet wurde. Heute befindet sich dieser Grabstein mit Oswald unter dem "Gnadenstuhl" im Kreuzgang neben dem Seitenportal zur Kirche.
Im Jahr 1467 wählten die Chorherren den Pfarrer von Völs, Leonhard Pacher, zum Propst. In der Zeit bis zu seinem Tod im Jahr 1483 erreichte Neustift den Höhepunkt der gotischen Baukunst. Dem Pacherpropst schwebte vor, aus der romanischen Stiftskirche, die durch seine Vorgänger schon hinreichende Ansätze der Gotisierung erhalten hatte, ein einheitliches gotisches Münster mit entsprechender Ausstattung zu errichten, dessen Außenmauern aus behauenen Granitsteinen bestehen sollten. Bei der Planung stand ihm wohl der Maler und Altarbauer Michael Pacher hilfreich zur Seite. Die Türkengefahr machte dem Propst aber einen Strich durch die Rechnung, sodass nur das Presbyterium mit dem erweiterten gotischen Hochchor zur Ausführung kam. Dazu eine neue gotische zweigeschoßige Sakristei, in deren Rippennetz Michael Pacher im Obergeschoß ornamentalen Blumenschmuck, im Untergeschoß die vier Kirchenväter malte, ein beliebtes Thema der Chorherren, da ja der Ordensvater Augustinus auch dazugehört.
Als im Jahr 1476 aus dem Osten die Nachricht kam, dass die Türken mit ihrem "Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen" auf die Steiermark zukamen und ihre Vorhut bereits in Kärnten stehen hatten, musste man im Eisacktal, zumal in Neustift, das nahe am Ausgang des Pustertales direkt an der Straße aus dem Osten liegt, das Schlimmste befürchten. Der Kirchenumbau wurde unterbrochen, und man ging in aller Eile daran, sich wehrhaft einzurichten. Noch bevor der heutige Besucher zum Portal des Stiftshofes kommt, steht er vor der Engelsburg, deren ursprüngliche Gestalt einfaches Mauerwerk prägte, das im äußeren Ring mit einem Zeltdach vor der erhöhten Kapelle abgedeckt war. Sie bekam nun alle Zeichen eines entschiedenen Verteidigungswillens: Zinnen, Schießscharten, Wehrturm und Pechnase. Desgleichen ist auch die heutige Stiftskellerei mit Schießscharten versehen. Hinten im Park zieht sich eine Wehrmauer hin, die zum "Türkenturm" führt. Wer weitergeht, wird eine heute noch fast geschlossene Wehranlage rings um das Kloster vorfinden, die "Türkenmauer", die von Propst Pacher und seinem Nachfolger Lukas Härber (1483–1503) errichtet wurde.
Für die neue Stiftskirche waren neun gotische Flügelaltäre vorgesehen, die im Lauf der Zeit aufgestellt werden sollten. Dazu ergingen an eine Reihe einheimischer Meister die entsprechenden Aufträge. Zu ihnen zählten Michael und Friedrich Pacher. Über die Verwandtschaft miteinander und mit dem Propst Leonhard wurde schon viel gerätselt. Sie waren Brunecker Bürger und hatten dort ihre Werkstatt. Sicher führten ihre Verwandtschaftslinien auch zu den Pacherhöfen in Neustift und Raas sowie zum Neustifter Propst. Weitere Aufträge ergingen an Marx Reichlich, an den Meister von Ottenheim und an die beiden Brixner Maler Meister Leonhard und Andreas Haller. Für ein paar andere Altäre ist der Maler nicht mehr namentlich bekannt.
Weil der Katharinenaltar des Friedrich Pacher in letzter Zeit in die achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts heraufdatiert wurde, sei hier auf den Gewährsmann der Tiroler Gotik verwiesen, Hans Semper, der auf Grund eines Quellenfundes (Philipp Puell, Heiliger Lebenswandel des S. Hartmann, Anhang oder Nachricht von allen Pröpsten im Kloster Neustift, XXVII, 44; Ferd. Bibl. Dipauliana 416, Anh., 44) die Weihe dieses Altares in das Jahr 1465 verlegte:
"Im Jahr 1465 den 3. Febr. weyhete bey uns (in Neustift) aus Befehl Burchardi Erzbischofs zu Salzburg, Casparus Bischof von Baruth, Weihbischof zu Brixen die St. Catharina Capelle und dessen Altar (sic!); den 4. Febr. weyhete er die unser lieben Frauen Capelle und dessen Altar wie auch den Altar der 4 Kirchenlehrer ..."
Wie der Weiheurkunde aus dem Jahr 1482 zu entnehmen ist, wurden im neuen Hochchor folgende Altäre von Fürstbischof Georg Golser eingeweiht: Der Hochaltar zu Ehren der Mutter Gottes – seine Mensa bestand aus kostbarem Trientner Marmor –, in der rechten Seitenapsis der Jakobus-Stephanus-Altar von Marx Reichlich und auf der linken Seite der Altar zu Ehren des hl. Evangelisten Johannes. Der Kirchenväteraltar des Michael Pacher wurde bereits in der vorausgehenden Geschichtsquelle genannt. Im Jahr 1485 folgten der Barbaraaltar von Friedrich Pacher und der Augustinusaltar vom Meister von Uttenheim. Ein Paulusaltar von einem unbekannten Meister kam 1510 hinzu und schließlich noch 1520 ein Altar mit Maria und den beiden Johannes von Andreas Haller aus Brixen.
Es muss erstaunlich und geradezu aufregend gewesen sein, als alle diese Künstler ihre Werke an Ort und Stelle der Betrachtung und der Bewunderung freigaben; im meditativen Dunkel des Münsters erstrahlten im Widerschein der Kerzen das Gold der Hintergründe sowie die Kleider der geschnitzten und gemalten Figuren der Heiligen in all ihrer Pracht. Die Bildwerke dieser Altäre und die Fresken in den Kirchen und Kreuzgängen waren eine monumentale Bildlektüre für das christliche Volk, das noch in keinen Büchern lesen konnte. Daher waren die Altäre wie Blockbücher angelegt, in denen man blättern konnte. Das Heilsgeschehen aus den Evangelien, Ordens- und Namenspatrone mit ihrer populären Legende wurden den Leuten vor Augen geführt. Die geistigen Anregungen für diese Meisterwerke religiöser Erziehung holten sich die Künstler oft in den Klosterschreibstuben, bei den Mönchen und Geistlichen, die von Berufs wegen mit den Bildern des Reiches Gottes lebten und dem Mysterium Gottes und der Welt über und nach uns am nächsten standen. Die Miniaturmalerei der mittelalterlichen Kodizes wird zum Ausgangspunkt der Monumentalmalerei in Fresken und Flügelaltären, von der sie wiederum befruchtet wurde. Die weltlichen Maler, die im Auftrag der Klöster arbeiteten, waren in der Wahl der Themen in der Regel gar nicht frei, sondern hatten sich an konkrete Vorstellungen zu halten, die z. B. das Domkapitel von Brixen oder die Chorherren von Neustift für ein bestimmtes Werk hatten (eine Gepflogenheit, die sich bis in die Barockzeit hinein hielt).
Dass man heute über gar manches aus dem umfangreichen Altarwerk in Neustift nicht mehr genau Bescheid weiß, hat zwei Gründe. Zum einen nahm man im 18. Jahrhundert bei der Barockisierung der Stiftskirche alle Altäre heraus. Dabei mag manches zerbrochen und verlorengegangen sein. Verwunderlich ist, dass von den Schnitzwerken aus dem Gespreng, aus dem Überbau der Altäre, nichts mehr vorhanden ist. Zum anderen wurden in der Zeit der Säkularisation die schönsten Altäre aus Neustift entfernt. Zwei davon stehen heute in der Alten Pinakothek in München: der Kirchenväteraltar des Michael Pacher und der Jakobus-Stephanus-Altar von Marx Reichlich. Für die in Neustift verbliebenen, meist fragmentarischen Altarteile wurde in den mittelalterlichen Räumen des Stiftes eine Pinakothek eingerichtet. Dort steht auch eine beachtliche Kopie des Kirchenväteraltares und ein Ausschnitt aus dem Jakobus-Stephanus-Altar. Die übrigen über 50 originalen Bilder, darunter der komplette Katharinenaltar des Friedrich Pacher, erregen immer wieder das Erstaunen der vielen Besucher und Gäste.
Kunst und Architektur der Barockzeit
Unter Propst Rottenpuecher (1665–1678) erhielt der "Wunderbrunnen" im Stiftshof sein heutiges Aussehen. Als Ziehbrunnen für die Wasserversorgung des Hauses war er bereits im Jahr 1508 gegraben worden. Nun wurde darüber eine zierliche Pagode errichtet. In die Giebelfelder des achteckigen Baues malte Nikolaus Schiel die sieben klassischen Weltwunder der Antike und als achtes Weltwunder "in barocker Bescheidenheit" das Kloster Neustift selbst.
In die Zeit dieses Propstes fällt auch die barocke Gartenanlage des Stiftes. Während der Garten bisher rein praktischen Zwecken gedient hatte, mit dem Anbau von Gemüse für den Küchentisch, mit der Zucht von Blumen für den Altarschmuck und von Heilkräutern für die Infirmerie, sollte er nun auch als Begegnungs- und Erholungsort für die Gemeinschaft einen neuen Stellenwert bekommen. Als eben zu der Zeit Könige und Fürsten bei ihren Residenzen umfangreiche Grünanlagen errichten ließen, da erhielten auch die Klostergärten ein anderes Aussehen. Ornamentale Beeteinfassungen glichen auf den Boden gelegten Bilderrahmen, das Wasser als Element des Lebens kam aus marmornen Springbrunnen, exotische Bäume und Orangerien, ein Piscinum und ein Vogelhäuschen, alles zeugte davon, dass man sich damals allein die Schönheit noch etwas kosten ließ.
Als in den Jahren 1695/96 unter Propst Troyer die aus dem 15. Jahrhundert stammende gotische Gnadenkapelle an der Nordseite der Stiftskirche abgebrochen und durch eine Barockkapelle ersetzt wurde, schwang sich Neustift zu einer beachtlichen Bauleistung auf. Der neue Zentralbau nach den Plänen der beiden Architekten Johann Baptist und Simon Delai mit reichem Freskenschmuck von Kaspar Waldmann aus Innsbruck galt lange Zeit als bedeutendstes kirchliches Bauwerk dieser Art im Tirol des 17.Jahrhunderts. Um neuen Wohnraum zu schaffen, ließ der Propst die ganze Südseite des Stiftes umbauen und um ein Stockwerk erhöhen. Ein schöner barocker Festsaal schloß dieses Bauwerk ab.
Propst Augustin Pauernfeind (1707–1721) verfolgte im Geist seiner Zeit das Konzept eines einheitlichen Baugedankens. Dass die Ausführung im Vergleich zu manchen Kaiserstiften und reichsfreien Abteien eher bescheiden ausfiel und wesentliche Teile um den Kreuzgang und im Bereich des "alten Konventes" in der mittelalterlichen Bauform verblieben, hing mit den vergleichsweise bescheidenen Mitteln zusammen, die dem Propst zu Gebote standen. Aber es passierte einiges. Der Geist des Rationalismus und der Aufklärung fand in den nüchternen und um Stockwerke erhöhten Hausfronten zum Stiftshof hin seinen Ausdruck. Eingänge wurden verlegt und neue Stiegenhäuser erbaut. In allem lässt sich ein großer Bauwille erkennen. Während das Interesse des Propstes Augustin vorwiegend den Stiftsgebäuden galt, wandte sich Propst Anton Steigenberger (1737–1767) dem bedeutendsten Bauprojekt dieser Zeit zu, dem barocken Umbau der Stiftskirche.
Die Auffassung von einem Gotteshaus hatte sich gegenüber der des Mittelalters geändert. Zunächst ging man an eine gründliche Tempelreinigung. Die Kirche war voll von Grabsteinen für Pröpste und Adelige. Platz dafür war schnell gefunden. Der aus der Pestzeit vom Jahr 1636 mit Kalk übertünchte Kreuzgang bot genügend Freiflächen an. Was dort nicht unterzubringen war, wurde zersägt und in den Fußboden eingelassen. Damals ist vermutlich auch der immer wieder gesuchte Grabstein für den in der Stiftskirche beigesetzten Ritter Oswald von Wolkenstein verschwunden. Die Seitenschiffe, die im 15. Jahrhundert zu gotischen Kapellen aufgeteilt worden waren, wurden nun wieder frei. Aus der Architektur des gotischen Hochchores entstanden drei Kuppelfelder. Vor allem aber sollte nun in das meditative Dunkel des mittelalterlichen Münsters viel Licht und Sonne strömen. Im Oberteil der Hauptmauern wurden große Gadenfenster aufgebrochen, um der neuen Farbenpracht der Fresken von Matthäus Gündter volle Wirkung zu verschaffen.
Den Plan zum Umbau entwarf der Bozner Architekt Josef Delai, die Ausführung oblag dem Baumeister Georg Philipp Apeller, die Stukkateure unter der Leitung von Anton Gigl kamen aus Nordtirol und aus Oberbayern. Dass die vollendete Stiftskirche schließlich den Eindruck einer bayerischen Barockkirche machte und als südlichstes Beispiel der Wessobrunner Stukkaturkunst angesehen wurde, hängt wohl auch damit zusammen, dass Neustift über 500 Jahre lang mit den bayerischen Prälatenklöstern verbrüdert war.
Ein entscheidender Eingriff in das Gesamte des Kircheninneren war die Entfernung der gotischen Hügelaltäre und des Chorgestühles aus dem Presbyterium. Das Chorgebet wurde auf den neu errichteten Musikchor verlegt. Dort wurde auch ein doppelseitiges Orgelwerk nach dem Muster der Gablerorgeln in Ochsenhausen und in Weingarten aufgestellt, wofür 1758 Alexander Holzhay aus Oberschwaben beauftragt wurde. Diese Orgel versah 130 Jahre ihren Dienst.
Dieser barocke Kirchenbau war für das Stift eine große Herausforderung, sodass der Verwalter mehrmals den wirtschaftlichen Ruin des Klosters ankündigte. Der Wille des Propstes und der Gemeinschaft siegte aber über alle Widerstände. Der Umbau erfolgte in drei Stufen. Von 1735 bis 1737 wurden die drei Schiffe des Langhauses bis zum gotischen Hochchor und die zwei Altäre für Joh. v. Nepomuk (Bild von Franz Unterberger) und für die Pestpatrone Sebastian, Pirmin und Rochus (Bild von Dominikus Grasmayr) fertiggestellt. Im rechten Seitenschiff über dem Portal zum Kreuzgang signierte Matthäus Gündter im Jahr 1736 sein erstes Fresko.
Der zweite Bauabschnitt fiel in die Jahre 1742 bis 1744. Der gotische Hochchor wurde umgebaut und von Anton Gigl der Hochaltar erbaut. Das Patroziniumsbild "Mariä Himmelfahrt" malte Joh. Ignaz Milldorfer (1743), der untere Teil des Altares mit der Mensa stammt von Giuseppe Sartori (1744).
Im dritten Bauabschnitt 1769 bis 1773 entstanden die vier Seitenaltäre des Chorbereiches und der St.-Josef-Altar am Seitenportal. Die Bilder des Augustinus- und des Hartmannaltares stammen von Christoph Unterberger, die des Magdalenen- und Annenaltares von J. Mitterweurzer. Matthäus Gündter malte das Bild des St.-Josef-Altares. Nach der Vollendung stand ein barockes Kunstwerk da, das mit seiner Pracht und Festlichkeit seinesgleichen suchen ließ. Der Reiz dieser Stiftskirche besteht im Kontrast zwischen dem romanisch-gotischen Äußeren und der Symphonie von Licht, Formen und Farben, die den Innenraum bezaubern. Der letzte große Barockprälat war Propst Leopold I. de Zanna aus Cortina. Er verwirklichte das Bauprojekt der neuen Stiftsbibliothek.
Der Baugedanke seit der Säkularisation
Am Ende des 18. Jahrhunderts präsentierte sich Neustift als barockes Stift. Dann kam die Säkularisation mit der Verwahrlosung sämtlicher Gebäude. Die wirtschaftlichen Engpässe nach der Wiedererrichtung im Jahr 1816 erlaubten gerade die notwendigsten Restaurierungen. Die Zeiten des großen Bauens waren vorbei. Im Jahr 1905 brannte ein Teil des Ökonomiegebäudes samt dem Viehstall nieder. An seiner Stelle wurde ein neues Schulgebäude errichtet, das heute noch das Schülerheim beherbergt. Mit Ausnahme der Infrastrukturen für das Bildungshaus betreffen alle heutigen Neubauten den Wirtschaftsbereich: Neue Kellerei, Glashäuser im Garten und Remisen. Und immer wieder wird versucht, alte Bausubstanz für neue Zwecke dienstbar zu machen.
Kultur
Neustifter Musikgeschichte
Musik und Gesang hatten bei den Augustiner-Chorherren immer einen hohen Stellenwert, der sich von ihrem Bemühen um die feierliche Gestaltung der Liturgie und des gemeinsamen Chorgebetes ableiten ließ. Im Mittelalter war der gregorianische Choral die klassische Form der Kirchenmusik. Er ist jene Art von Gesang, der in der Interpretation des liturgischen Wortes unübertroffen ist und eine gediegene Schulung erfordert. Unter Propst Albert I. (1298–1314), der selbst Dichter und Musiker war, gab es ein erstes geschichtlich fassbares Aufblühen des Musikunterrichtes und des Gesanges in der Neustifter Klosterschule.
Anhand der heute vorhandenen Belege kann man davon ausgehen, dass bis zum 14. Jahrhundert für alle Gesänge die Neumenschrift verwendet wurde. Das sind Textblätter, die mit darüber gesetzten (Hand-)Zeichen einen ungefähren Verlauf der Melodie anzeigen. Die Höhe und die differenzierte Wertigkeit der Töne ist daraus ebenfalls nur ganz allgemein zu entnehmen. Bis die jungen Sänger der Klosterschule nach diesen Zeichen flüssig singen konnten, brauchten sie einen intensiven Unterricht. Es kam auch vor, dass sich der Kantor, also der Lehrer des Chorals, in der richtigen Ausführung gewisser Gesänge nicht mehr sicher war. In diesem Fall wurde er ad fontes geschickt. Das heißt, er ging in ein anderes Kloster, wo eine qualifizierte Choralschule unterhalten wurde. Dort holte er sich die nötige Sicherheit für seine Arbeit daheim. Eine solche Schule war z. B. bei den Benediktinermönchen in St. Gallen. Weil die Neustifter Neumenblätter den Zug der St. Gallener Schule tragen, kann man auf Kontakte dorthin schließen.
Als sich im 14. Jahrhundert die moderne Methode des Guido von Arezzo, Noten auf Linien zu schreiben, langsam durchsetzte, trat das Singen nach Neumen rasch zurück und wurde langsam vergessen. Ab dieser Zeit wurde nach der Solmisationsmethode unterrichtet und anhand der Anleitungen des Hucbald und des Bruno von Reichenau sowie mit dem Unterrichtsbuch des Aurelian von Reims. Für die Praxis wurden in Neustift große Tabellen angelegt, aus denen die Schüler die Kirchentöne des Chorals, die Psalmen und das Figurenwerk der Melismen erlernen konnten. Ein weiteres Lehrmittel war das "Direktorium Cantus", ein Buch mit den melodischen Eigentümlichkeiten und mit den Anfangsmelodien der liturgischen Gesänge. Auch der "Tonarius" war eine Tabelle, auf der die Psalmentöne, die Ordinariumsgesänge und die Vesperantiphonen eingetragen waren.
Sehr früh schon verwendete man zwei gedruckte Musikwerke im Unterricht. Das eine sind die "Flores Musicae" (Straßburg 1488) mit einer Sammlung lateinischer Motetten, das andere nannte sich "Flores musicae omnis cantus gregoriani" (Augsburg 1488). Letzteres galt als vorzügliches Lehrmittel. Es handelte von Tönen und Tonarten und gab anhand von Notenbeispielen eine Anleitung zum Spiel auf dem Monochord. Instrumentalunterricht muss es schon recht bald gegeben haben. 1287 wird ein Schüler erwähnt, der "Chunradus Fistulator" genannt wurde. Leider sind bei der Säkularisation des Stiftes 1807 beide oben genannten Werke verloren gegangen. Erhalten hat sich indes ein kleiner Kodex aus dem Jahr 1502, eine handgeschriebene Musiktheorie mit der Darstellung des Überganges von der Gregorianik in die Mensuralmusik, also in die gezählte Wertigkeit der Noten. Aus der verfügbaren Dokumentation ist zu entnehmen, dass die "Chorbuchpraxis" erst im 15. Jahrhundert voll zur Anwendung kam. Dazu nahm eine Sängergruppe vor einem großen Chorpult Aufstellung, auf dem ein großer Musikfoliant mit sämtlichen Gesängen des Kirchenjahres aufgeschlagen war. Die vielfach in Dachform konstruierten Chorpulte waren drehbar, sodass zwei Choralbücher gleichzeitig verfügbar waren und je nach Bedarf den Sängern zugekehrt werden konnten.
Das Vormerk- und Lesezeichen für solch große Bücher war ein Holzstab mit einer Gabelung, die durch den Einschub in die großen Pergamentblätter gleich mehrere Pränotationen ermöglichte. In Neustift haben sich einige dieser simplen, aber zweckmäßigen "Einmerkknüppel" bis heute erhalten. Bis in das 17. Jahrhundert hinein folgte man in Neustift der monastischen Gepflogenheit, das ganze Offizium der liturgischen Gebetszeiten zu singen. Auch um 12 Uhr Mitternacht stand man auf zur Matutin und zu den Laudes. Um 6 Uhr früh war schon das erste gesungene Amt, um 9 Uhr zelebrierte man ein levitiertes Konventamt; dazwischen waren die gesungenen Horen untergebracht; am Nachmittag die Vesper und am Abend die Komplet. Es ist klar, dass damit ein großer Teil des Tages mit den Funktionen des Chordienstes verging.
Zur Zeit des Propstes Fortunat Troyer (1678–1707) erlebte Neustift eine Blütezeit des gesamten Musiklebens. Stiftskapellmeister war damals der Chorherr Josef Holzeisen (gest. 1694). Er verfügte über einen ganzen Stab vorzüglicher Sänger und Instrumentalisten: vier Organisten, dazu Cellisten, Theorbisten, Fagottisten, Geiger, Trompeter und Paukenschläger. An allen Festtagen kamen die Werke großer Meister der Renaissance und des Barockes zur Aufführung. Man war bedacht, die kleinen Sänger der Klosterschule in ihren noch kindlichen Kräften und Möglichkeiten nicht zu überfordern, so sorgten u. a. die einzelnen Feste für Abwechslung. Am Heiligen Abend erschienen die Knaben mit schönen Kleidern angetan vor der Tür des Prälaten und des Stiftsdechants, dann bei ihrem Scholastikus und bei den Herren des Stiftes und sangen das Lied "In dulci jubilo ...". Anschließend machten sie sich auf zu den Häusern des Dorfes und brachten den Menschen im Dorf die Kunde der Heiligen Nacht. Reich beschenkt kehrten sie zurück und sangen in freudiger Stimmung die Weihnachtsmette.
Von Neujahr bis Dreikönig war das "Klöpfelsingen" üblich. Die Chorknaben zogen als Heilige Drei Könige von Haus zu Haus. Daraus entwickelte sich später das Neustifter Sternsingen, das der Chormeister Prof. Josef Gasser im Jahr 1924 wieder voll aufleben ließ, nachdem durch die Umstände der Zeit eine längere Unterbrechung eingetreten war. Die Tradition wird heute von neun Männern des MGV Neustift fortgesetzt und ist ein Brückenschlag über Jahrhunderte klösterlicher Musiktradition.
Mysterienspiel und Theater
Weil das Kirchenvolk des Mittelalters die lateinische Sprache der Liturgie nicht verstand und auch des Lesens unkundig war, hatten die Fresken und die vielen Bilder in den Kirchen große Bedeutung für die kathechetische Erziehung. In ähnlicher Weise machten geistliche Spiele den Sinn großer Feste des Kirchenjahres dem Volk zugänglich. Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von einer eigenen Neustifter Spielkultur. Für das Jahr 1310 ist ein Spiel mit der Legende der hl. Anna nachgewiesen, das zur Gänze für Sänger geschrieben war und im Kloster aufgeführt wurde.
Die erste Spielhandschrift Tirols aus dem Jahr 1391, die heute in Innsbruck aufbewahrt wird, stammt aus Neustift. Sie enthält drei Mysterienspiele: Ein Osterspiel, ein Fronleichnamsspiel und eines zur Himmelfahrt Mariens. Besondere Bedeutung ist dem Neustifter Osterspiel zuzumessen, weil es der Ausgangspunkt für die Tiroler Passionsspiele wurde, die sich bald nach 1400 von Sterzing aus verbreiteten. Wenn man heute die Urform dieser Texte liest, mag man sich vielleicht über die zuweilen recht weltliche Darstellung wundern. Der Grundakkord ist die Freude über die Auferstehung. Glaube und Leben waren für den mittelalterlichen Menschen eine sich gegenseitig bedingende und befruchtende Einheit.
Aus dem 16. Jahrhundert können geistliche und weltliche Spiele mit Archivberichten belegt werden. Bis ins 18. Jahrhundert wurden bei der Fronleichnamsprozession geistliche Szenen vorgeführt. Weil es da und dort gelegentlich negative Ausartungen gab, wurden solche Spiele im Jahr 1751 von der Kaiserin Maria Theresia verboten. An hohen Festtagen gab es in Neustift auch im Refektorium häufig Theateraufführungen, wobei sehr früh schon die deutsche Sprache in Wort und Lied verwendet wurde. Das barocke Spiel war sehr aufwendig und auf wirkungsvolle Effekte abgestimmt. Zur Zeit des Prälaten Markus Hauser wurde am Karfreitag in der Kirche die Leidensgeschichte Christi dargestellt – die Neustifter Passion. Folgende Spiele wurden von Chorherren verfasst: "Leo Armenus" oder "Die bestrafte Gottlosigkeit" in fünf Akten; "Vitus" in fünf Akten und 30 Rollen; "Die Geburt des Herrn" in drei Teilen; das Oratorium "Christus vor Pilatus" in zwei Teilen; "Die göttliche Gerechtigkeit", 1688 vor dem Heiligen Grab durch die Stiftsherren, die Kleriker und die Singknaben aufgeführt. Alle Stücke waren durch eingefügte Chöre aufgelockert, die das Ganze abwechslungsreich machten. Bei den großen barocken Prozessionen wurde auf einem Wagen ein ganzes Orchester mitgeführt, das bei den einzelnen Stationen musikalische Szenen begleitete. Die Chorknaben der Schule führten auch gerne fröhliche Singspiele auf, die der Kantor für sie komponiert hatte.
Im Zusammenhang mit der Säkularisation ist leider das ganze Musikarchiv geplündert und verschleppt worden. Auch sämtliche Instrumente sind verschwunden. Als 1807 die Chorherren das Stift verlassen mussten, verstummte am gleichen Tag auch aller Gesang, alles Spiel und das bunte Leben der Scholaren. In der Zeit, als Prof. Josef Gasser Regens chori und Musiklehrer in Neustift war (1922–1957), blühte das Musikleben und damit auch die Singspieltradition der Singknaben wieder auf. Von ihm stammen die anspruchsvollen Singspiele "Rübezahl", "Die Prüfung", "Das Geisterschloss", "Der Dorfrichter", sowie ein Advent- und ein Dreikönigsspiel.
Skriptorium und Bibliothek
Die Zeit des Skriptoriums
Die Jahrhunderte bis zur ersten Druckerpresse Johannes Gutenbergs und seiner Erfindung der beweglichen Lettern (seine Bibel 1452) und bis zu den ersten Papiermühlen in Europa im 14. Jahrhundert waren für die Augustiner-Chorherren-Klöster die große Zeit ihrer Schreibstuben. Sie sind so alt wie das jeweilige Kloster selbst. Zur Erfüllung des Ordensauftrages als Stätten des Gebetes, der liturgischen Feierlichkeiten, der Kultur und der schulischen Bildung brauchten sie auch entsprechende Bücher. Als Schul- und Bildungsträger brauchten die Mönche die Bücher, um daraus ihre Lehren vorzutragen und das Wissen der Vergangenheit an ihre Schüler weiterzugeben. So war in der Klosterschreibstube bei aller Gelassenheit und Ruhe in allen verfügbaren Stunden ein reges Treiben und Hantieren. Lesen und schreiben konnten alle Geistlichen im Kloster. Kunstschreiber mit hohem Niveau gab es jeweils nur wenige. Da die Bücher im allgemeinen nur in einem Exemplar vorhanden waren, kam dem Vorlesen in der Gemeinschaft große Bedeutung zu. Der Wissensstoff der Schule wurde vielfach in Dialogform und durch Auswendiglernen erarbeitet. Während ein Großteil der Kodizes als Hausgeschichtswerke, Chroniken, Annalen, Predigtbücher und gelehrte Unterrichtsbücher ohne viele Zierungen geschrieben wurden, wandte man für die Bibel und für die Bücher des Altardienstes alles kostbare Material an Farben, Blattgold und Tinte an. Diese Prunkhandschriften mit ihren leuchtenden Initialen und Miniaturen wurden in Schränken verwahrt, die den sinnigen Namen "armarium" trugen. Sie enthielten also das geistige Rüstzeug einer Klostergemeinschaft.
Auch in Neustift wurde bald nach der Gründung im Jahr 1142 neben der Schule für die Chorknaben und der für die theologische Weiterbildung des Ordensnachwuchses ein Skriptorium eingerichtet. Es ist heute nicht mehr möglich, den Neustifter Handschriftenschatz lückenlos bis auf seine Anfänge zurück aufzuzeigen. Eine Reihe von leidvollen Geschicken, die das Kloster selbst trafen, bekamen auch die Bücher zu spüren. Da war der große Klosterbrand im Jahr 1190 und ein weiterer im Jahr 1303, wobei sicher auch diverse Bücher, die sich im Umkreis des Feuers befanden, verbrannten. Große Verluste und Schäden an Prief und Puechern, so berichtet der Verwalter und Richter von Neustift Georg Kirchmair von Ragen, waren in den Wirren des Bauernaufstandes im Jahr 1525 zu beklagen. Durch Zerstören, Zerreißen, Verschleppen und Verbrennen von Urbaren, Kodizes, Urkunden und gedruckten Büchern entstand ein Schaden, der auf 5.000 Gulden geschätzt wurde, eine für die damalige Zeit enorme Summe.
Bei der Säkularisation des Stiftes im Jahr 1807 wurde das Kloster aller Handschriftenschätze beraubt. Trotz eines kaiserlichen Dekretes, wonach alle Bücher den Tiroler Stiften zurückzugeben waren, wurde an eine Rückgabe der Handschriften nicht gedacht. Nach dem Ersten Weltkrieg richtete der italienische Staat zwingende Anträge an Österreich zur Rückerstattung von Kunstgut, das früher einmal nach Wien und anderswohin verfrachtet worden war. In diesem Zusammenhang musste auch die Universitätsbibliothek von Innsbruck im Jahr 1929 eine Anzahl von 99 Kodizes an das Kloster Neustift zurückgeben. Zu den ältesten erhaltenen Schriftzeugnissen zählen einige Neumenblätter aus dem 12. Jahrhundert. Sie haben vermutlich deshalb die Zeiten überdauert, weil sie aus einem Neumenkodex stammen, der später nicht mehr lesbar war, dessen Blätter aber zu Einbänden anderer Bücher verwendet wurden – so im 15. Jahrhundert, als man in Neustift zur Zeit der "Chorbuchpraxis" große Folianten für die Gesänge des Chorales schrieb.
Zu den kostbaren historischen Kodizes zählen das "Traditionsbuch" und der "Libellus Donationum". Weitere Werke stammen aus dem Bereich der Liturgie bzw. dienten dem Unterricht der Novizen und Kleriker. Nach den wenigen erhaltenen Fragmenten und Kodizes aus dem 12. Jahrhundert fließen die Quellen aus dem 13. Jahrhundert schon reichlicher. Auch ihr Inhalt fächert sich breiter auf. Das älteste Neustifter Urbar stammt von 1292 (Cod. 836 a). Unter den aus Innsbruck zurückgegebenen Kodizes ist die "Vita Beati Hartmanni" (Cod. 293) von besonderer Bedeutung. Um das Jahr 1200 in Neustift oder in Brixen entstanden, enthält das Werk die älteste Lebensbeschreibung des Gründerbischofs Hartmann zusammen mit einer Menge zeitgenössischer Hintergrundinformationen. In das 14. Jahrhundert lassen sich elf Kodizes schulisch-pädagogischen oder theologischen Inhaltes datieren. Darunter auch die erste Handschrift auf Papierblättern, ein "Speculum humanae salvationis". Die vier auf je zwei Seiten angeordneten Texte wurden durch künstlerisch hochwertige, zum Teil handkolorierte Federzeichnungen illustriert. Aus einer Urkunde des 14. Jahrhunderts erfahren wir: Herr Berthold, Hospitaler zu Brixen, zeichnet am Sonntag Oculi des Jahres 1353 ein Schriftstück, mit dem er dem Kloster Neustift vier Bücher kirchenrechtlichen Inhalts vermacht. Dieses Geschenk wurde im Kloster so gewürdigt, dass man dem Stifter versprach, ihn nach seinem Tod wie einen Chorherren zu begraben und alle Jahre für ihn ein Seelenamt zu singen. Sieben Jahre später wurde Berthold zum Propst des Stiftes gewählt. Zwei von diesen Büchern befinden sich heute noch in Neustift und weisen in Schriftcharakter und in den mit Köpfen versehenen Initialen auf die Schule von Bologna hin.
Besonders schön ausgestattet ist der Pergamentkodex (Cod. 99) der "Clementinae", eine Sammlung der Konstitutionen des Papstes Klemens V. (gest. 1314). Die "Glossa ordinaria" stammt von Johannes Andreae (1326). Gelegentlich wurden ganze Sammlungen von Büchern aus dem Nachlass gelehrter Männer angekauft. Es stammen somit nicht alle Handschriften aus der Feder von Chorherren des Stiftes. Eine ganze Reihe hochwertiger Schriftkunstwerke künden uns von der Begeisterung der Chorherren zur Zeit des "Schwanengesanges" der Handschriftenkunst. So können 30 Kodizes in das 15. Jahrhundert datiert werden. Zu den talentierten Kunstschreibern zählte in Neustift der Chorherr Friedrich Zollner aus Langenzenn in Franken. Von ihm sind zwei Gradualbücher in Großfolioformat erhalten, die zu den Prunkstücken der Neustifter Handschriftensammlung zählen. Weiters soll eine Reihe von mit figuralen Miniaturen ausgestatteten Stunden- und Betrachtungsbüchern erwähnt werden. In solchen Werken wird sichtbar, wie es dem Künstler gelang, in einer haargenau ausgeführten Miniaturmalerei innere Monumentalität zu erreichen.
Weiters soll der bedeutendste Neustifter Chronist Johannes Librarius erwähnt werden. Er lebte zur Zeit des Propstes Kaspar Aigner (1440–1467). Aus seiner Feder stammt unter anderem ein "Necrologium Benefactorum Neocellensium". Darin sind wertvolle Nachrichten über die Stiftsgeschichte bis zum Jahr 1463 enthalten, ein Katalog der Brixner Bischöfe und der Pröpste des Stiftes. Leider existiert das Werk nur mehr in einer Abschrift im Cod. 21a (mit 48 Bogenseiten). Als sich Klosterschule und theologische Lehranstalt bereits des gedruckten Buches bedienen konnten, entstanden in der Schreibstube weitere kostbare Manuskripte. Man hat den Eindruck, dass den Chorherren die angebotenen Druckerzeugnisse für den Gottesdienst zu wenig Würde und Schönheit ausstrahlten. In den Jahren 1525/26 schuf Stefan Stättner ein prächtiges Missale und ein Evangeliar. Zur Zeit des Propstes Fortunat Troyer (1678–1707) gingen aus der Hand des Chorherren Gregor Oberplatzer großformatige Choralbücher hervor. Im Jahr 1763 noch schrieb Patritius Gassmayr ein Choralbuch im Format 68 x 42 cm.
Die Geschichte der Klosterbibliothek
Anders und besser als die Architektur der Baulichkeiten, die in manchen Barockstiften nur mehr Spuren der mittelalterlichen Substanz aufzeigt, bieten die Bibliotheken der Stifte den kontinuierlichen Werdegang der geistigen Strömungen von den Anfängen der Gründung bis in die Gegenwart. Bücher zu besitzen war für die Klöster immer ein Markenzeichen. Schon in der Handschriftenzeit prägten sie den Spruch: Claustrum sine armario quasi castrum sine armentario.
Um den Aufgaben der Chorherren gerecht zu werden, brauchte bereits die erste kleine Gemeinschaft, die der Gründerbischof Hartmann von Brixen aus Klosterneuburg hieher geholt hatte, entsprechende Schriften und Bücher für das gemeinsame Chorgebet, das Buch der Regel des Ordensvaters, Bücher für die feierlichen Gottesdienste und für den Unterricht in der Klosterschule. Vom Chronisten des 15. Jahrhunderts Johannes Librarius erfahren wir, dass Propst Ulrich II. Weingartner (1427–1439) einen doppelten Gewölbebau errichten ließ, um endlich dort die Urkunden und Urbare sowie die offenbar schon stark angewachsene Büchersammlung feuersicher unterzubringen. Immer wieder ist in den Kapitel- und Raitbüchern der ersten Jahrhunderte die Rede davon, dass die Pröpste Ausgaben für Bücher, für Künstler und Schreiber gemacht haben. So nahm der Bücherbestand zusehends an Umfang zu und war in den Armarien der Schreibstuben nicht mehr unterzubringen. Diese erste erwähnte "doppelte Bibliothek" aus der Zeit um 1430 war an den Wänden und am Gewölbe zur Gänze mit Fresken geschmückt. Heute ist aber nicht mehr bekannt, wo im Stift sie sich befand. Sie kam gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren die ersten gedruckten Bücher aus den Offizinen in Basel, Venedig und Florenz, in Nürnberg und anderswo zu haben. Auf Jahrmessen, Märkten und Volksfesten wurden sie angeboten und durch wandernde Agenten mit Reiseexemplaren vertrieben. Da das Kloster Neustift mit seinem Hospital direkt an der Handelsstraße Nord-Süd über dem Brenner lag, wurde die Bibliothek bereits in der Zeit der Inkunabeln (bis 1500) mit allerlei theologischen und wissenschaftlichen Werken der Profandisziplinen bereichert. Vor allem kam das gedruckte Buch für die Schule sehr zustatten. Eine andere Quelle zum Erwerb von Büchern war der Rotelbote, der im Falle des Todes eines Mitbruders mit dieser Nachricht in alle Klöster geschickt wurde. Er war zugleich ein Kurier, der wie eine lebendige Zeitung neben anderen Neuigkeiten auch über die Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt Bescheid wusste. Über seine Hände liefen Käufe, Tausche und Schenkungen von einer Klosterbibliothek in die andere. Das galt bereits für die Zeit der Handschriften, aber erst recht für das nun viel größere Angebot gedruckter Bücher. Zum Ganzen ein interessantes Beispiel: Bei der Säkularisation 1803 in Bayern wurde in der Bibliothek der Benediktinerabtei Benediktbeuren das Handschriftenwerk der "Carmina Burana" gefunden. Die Fachgelehrten sagen aber, diese rustikale Studentenpoesie sei nicht dort entstanden, sondern mit einer südalpinen Schreibstube in Verbindung zu bringen. Dabei wird auch die Schreibstube von Neustift ins Auge gefasst. Wie kommt aber, wenn dem so wäre, dieses Buch nach Benediktbeuren und trägt fortan den Namen dieser Abtei? Liegt auch hier ein Tausch vor?
Wie ein Hagelschlag der Vernichtung brach 1525 über die Kunst- und Kulturentwicklung deutscher Gaue der Bauernaufstand herein. Höhnende und aufwieglerische gedruckte Flugblätter flatterten durch das Land. Das edle Werk des Geistes, das in den Druckerstuben gerade erst so vielversprechend begonnen hatte, war nun entartet und zur Waffe im Kampf gegen jede Autorität eingesetzt worden. In den Tagen der "Eismänner" loderte im Klosterhof von Neustift der Scheiterhaufen, dessen Flammen um die wertvollen, altehrwürdigen Bücher und Urbare züngelten. Kaum war dieser Sturm vorbei, setzte in Neustift wieder eine rege literarische und wissenschaftliche Betätigung ein, die der Bibliothek zahlreiche Neuerwerbungen an Büchern für die verschiedenen Disziplinen brachte.
Vom Bibliothekar Peter Ephensteiner (gest. 1739) ist uns die Bibliotheksordnung aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Da heißt es:
"Der Bibliothekar hat die Bücher vor allem vor Feuchtigkeit und Regen zu schützen. An schönen Tagen soll die Bibliothek fleißig gelüftet werden. Die Bücher sollen nach ihrem Inhalt in verschiedenen Schränken einen bestimmten Standort haben. Der Bibliothekar soll ein Verzeichnis haben, in dem die vorhandenen Werke eingetragen sind. Er soll dem Prälaten Rechenschaft geben, so derselbe dies verlangt. Jedes Buch soll einen Titel tragen und am Ende einen Index. Gleichermaßen sind die Erwerbsdaten einzutragen und der Vermerk "Bibliotheca Collegii B. M. V. ad gratias Neocellae". Wer ein Buch beschädigt hat, soll beim Schuldkapitel mit Strafe belegt werden. An Auswärtige sollen Bücher nur gegen ein Pfand abgegeben werden. Neben der Hauptbibliothek soll auch eine Handbibliothek da sein, damit jene Werke, die häufig gebraucht werden, auch stets zur Verfügung stehen. Trotz der Erfindung der Buchdruckerkunst soll man im Kloster das Bücherschreiben als echte monastische Aufgabe beibehalten und dabei mehr auf die Lesbarkeit und Dauerhaftigkeit der Schriften als auf äußeren Glanz bedacht sein. Vom Stift wird ein eigener Buchbinder besoldet."
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts reichte der Bücherstellplatz in der bestehenden doppelteiligen Bibliothek bei weitem nicht mehr aus. Mit dem Aufblühen der theologischen Hauslehranstalt wurden umfangreiche Buchankäufe getätigt, desgleichen auch für sämtliche Disziplinen der Profanwissenschaft. So dachte man auch in Neustift an einen großzügigen Bibliothekbau mit einem festlichen Hauptsaal nach der Art, wie man solche schon aus den großen österreichischen Stiften wie Melk, St. Florian oder Admont als Beispiele eines ganz neuen Bibliothekgedankens kannte.
Die Voraussetzung für die Systematik der barocken Stiftsbibliotheken war die philosophische Gedankenwelt des 18. Jahrhunderts. Diese war u. a. geprägt von der Idee, auf sämtlichen Gebieten Klarheit, Fassbarkeit und Überschaubarkeit zu schaffen. Wegen des barocken Kirchenumbaues ab dem Jahr 1735 musste in Neustift das Projekt eines neuen Bibliotheksbaues zunächst noch aufgeschoben werden. Im Jahr 1773 war es dann aber soweit. Propst Leopold I. de Zanna (1767–1787) erteilte dem Architekten Giuseppe Sartori aus dem Trentino den Auftrag zum Bau der neuen Stiftsbibliothek. Der Baumeister hielt sich dabei an das Muster des aus vielen Stiften bereits bekannten doppelstöckigen Saales, in den auf 3/4 der Höhe eine Galerie eingebaut wurde. So waren im Geviert des Raumes zwei voneinander abgesetzte Reihen von Bücherschränken zwischen den Fenstern einsetzbar. Ein solcher Bibliothekssaal präsentiert im Großformat bereits eine Art Sachkatalog der diversen Disziplinen in leichter Überschaubarkeit. Durch die Galerie werden Theologie und Weltwissenschaft voneinander getrennt. Die einzelnen Schränke tragen in ihren geschnitzten Aufsätzen den lateinischen Titel des jeweiligen Sachbereiches. Der Neustifter Bibliothekssaal zeichnet sich durch seine harmonischen Proportionen und durch die schöne Stukkaturdecke aus, die der Meister Hans Musak aus Innsbruck nach Art der Wessobrunner Stukkateure hin zauberte. Weil ein solcher Saal nicht als Arbeitsraum gedacht war, sondern für festliche Schulveranstaltungen und Disputationen verwendet wurde, richtete man in den beiden Stockwerken eine Reihe von Lesestuben und Studierräumen wie auch ein Bibliotheksarchiv ein. Die Art der Schule eines Stiftes prägte auch den Umfang der Fachliteratur. Da in Neustift die theologische Hauslehranstalt bedeutsamer war als die weltliche Knabenschule, umfassten die theologischen Standardwerke zwei Drittel der Bücher des Bibliothekssaales. Dem war auch mit der Größe der Schränke leicht Rechnung zu tragen, denn die Bücher waren ja schon da. Wie kam es aber, dass sich in einer Klosterbibliothek ein so reicher Schatz an weltwissenschaftlichen Werken fand, dass für sie im Architekturkonzept ein eigener Bereich mit einer ganzen Reihe von Regalen vorgesehen war? Da zeigt sich die Neugier und die Aufgeschlossenheit der Mönche und Ordensleute, die neben ihrem Auftrag an einem theologischen Katheder auch daran interessiert waren, wie die Gesetzlichkeiten der Schöpfung funktionieren, wie die Geheimnisse der Natur beschaffen sind und was man damals auf dem Gebiet der Entdeckungen, der Völkerkunde anderer Länder, der Medizin und Astronomie erforscht hatte. Es gab auch Werke mit Anschauungen und Erklärungen, die von bedenklich bis für den orthodoxen Glauben unstatthaft reichten. Daher ließ schon Papst Benedikt XIV. im Jahr 1761 einen Index der verbotenen Bücher aufstellen. In der Folgezeit wurde der Stiftsbibliothekar dazu angehalten, Bücher dieses Index in einem "Giftkasten" unter Verschluss zu halten.
Aus den bereits erwähnten Bibliotheksstatuten geht hervor, dass solche Bücher nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Propstes zur Lektüre freigegeben werden konnten. In der Zeit der Gegenreformation war es auch nicht statthaft, in einer Klosterbibliothek Reformationsliteratur frei zugänglich zu machen. In der Neustifter Bibliothek befindet sich davon eine umfangreiche Sammlung, angefangen mit Lutherbibeln bis zu den Schriften von Melanchthon, Erasmus von Rotterdam und anderen. Da Martin Luther als Augustinermönch in nächster Verwandtschaft zum Augustiner-Chorherren-Orden stand, wollte man offenbar in der theologischen Hauslehranstalt in Neustift die geistigen Hintergründe seiner Lehre hinterfragen, um die ganze Bewegung der Reformation zu verstehen. Aus einem Frühdruck mit der Übersetzung des Alten Testamentes von Martin Luther (Worms 1541) wurde später der Name Luthers einfach ausradiert. So einen Vorgang der Tilgung eines Namens nannte man zur Römerzeit schon damnatio memoriae.
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte Neustift die umfangreichste Bibliothek der Tiroler Stifte. Wir wissen über ihren Bestand, vor allem aus der Frühdruckzeit, bestens Bescheid, weil der damalige Bibliothekar und Orientalist Franz Grass in den Jahren 1777, 1789 und 1791 einen gedruckten Katalog mit dem Titel "Raritates Bibliothecae Neocellensis" herausgeben ließ. Diese ganze Herrlichkeit dauerte leider nur bis 1807. Eine 700-jährige Kultur- und Geistesgeschichte fand mit der Säkularisation ein plötzliches Ende. Beim Abtransport der Bücher aus der Bibliothek wurde lediglich das Gesamtgewicht wegen der erforderlichen Fuhrwerke festgestellt. Es belief sich auf 60 alte Zentner, das sind etwa 3 Tonnen. Vom 7. bis zum 9. April 1809 zogen die Fuhrwerke nach Innsbruck los. Dort wurden die Bücher in der Universitätsbibliothek abgegeben. Da der Bibliothekar Franz Grass sich geweigert hatte, bei der Verpackung mitzuhelfen, fehlt auch ein genaues Verzeichnis. Zudem ist nicht mehr feststellbar, ob die Fuhren in dieser Zeit der Berg-Isel-Schlachten überhaupt alle durchkamen und was von den Neustifter Büchern und Handschriften bei folgenden Versteigerungen verkauft wurde oder nach München und Wien gelangt ist. Der größte Teil verblieb allerdings in Innsbruck. Die besten Stücke wurden in den Katalog der Universitätsbibliothek aufgenommen.
Nach 1816 bemühten sich Propst Ludwig Mair (1832–1851) und Franz Grass, wenigstens einen Grundstock an Druckwerken zurückzubekommen. Bei den umständlichen Verhandlungen wollte man in Innsbruck die Inkunabeln, bei 800 an der Zahl, unbedingt behalten. Man verwies Neustift auf die „neue" Aufgabe in Schule und Seelsorge. Dafür würde die Rückführung der Theologie- und Unterrichtsliteratur wohl ausreichen. So kamen schließlich durch die Vermittlung der Tiroler Landesregierung 149 Werke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert in 188 Bänden nach Neustift zurück. Durch die veränderten Besitzverhältnisse nach der Säkularisation war und ist das Stift nicht mehr in der Lage, finanzielle Auslagen für Bücher in der Weise zu machen, wie sie für die Pröpste vergangener Jahrhunderte selbstverständlich waren. Aber mit den 77.000 registrierten Werken im Hauptkatalog stellt die Neustifter Klosterbibliothek immerhin einen bedeutenden Faktor der Südtiroler Kulturlandschaft dar.
Archiv
Während die Bibliothek des Stiftes bei der Säkularisation einen wesentlichen Bestandteil der Bücherschätze verlor, blieb das Archiv nahezu intakt erhalten. Unter den historischen Kodizes ist das "Traditionsbuch" (Cod. 1) von besonderer Bedeutung. Auf dem Holzdeckel des Einbandes steht der Titel "Liber Testamentorum, Liber Antiquus locationum, Salpuech". Es enthält auf 59 Pergamentblättern aus der Hand mehrerer Schreiber Traditionen und Urkunden von 1142 bis 1298. Dem Alter nach steht der Kodex "Libellus Donationum" (Cod. 2) dem Traditionsbuch am nächsten. Auf 76 Pergamentblättern werden 128 Schriftstücke und Urkunden, 36 davon als Unikate, festgehalten. Ihr Inhalt bezieht sich auf die Zeit von 1143 bis 1345. Cod. 4 heißt "Liber Infirmeriae". Er stammt aus dem 15. Jahrhundert und behandelt die Güter, die nicht dem Propst unterstanden, sondern der Stiftsgemeinschaft für ihre Arbeit im Hospital. Die 161 Urkunden beziehen sich auf die Zeit von 1246 bis 1491. Das Archiv besitzt rund 1.500 zumeist hochwertvolle Pergamenturkunden vom 12. Jahrhundert bis zur Säkularisation. Sie wurden vom Chorherren Theodor Mairhofer im "Urkundenbuch des Augustiner-Chorherrenstiftes Neustift in Tirol" bearbeitet. Joh. Georg Kugler veröffentlichte 1965 "Die Urkunden des Augustiner-Chorherrenstiftes bei Brixen".
Literatur
Geschichte
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- NEUHAUSER, Walter, Wissenschaftspflege in Neustift im Mittelalter im Spiegel der Handschriften, in: Beiträge zur Handschriftenkunde und mittelalterlichen Bibliotheksgeschichte 47 (1979).
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- DERS., Das Chorherrenstift Neustift in seiner geschichtlichen Entwicklung, Brixen 1953.
- DERS., Leben und Wirken des seligen Hartmann, Wien 1956.
- VITA B. HARTMANNI episcopi Brixinensis, hrsg . v. SPARBER, Anselm, Innsbruck 1940.
Einzelnachweise
- ↑ "sicut adhuc habetur 1463"