Sacra.Wiki Martin Müller

Martin Müller

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Martin Müller (oder latinisiert auch Molitor), * 1586 in Dietenheim (Schwaben, heute Baden-Württemberg), † am 4. Jänner 1640, war Propst des Stiftes Herzogenburg.

Leben

Dechant in Seckau und umstrittene Wahl zum Propst von Herzogenburg

Müller weihte sich, nach dem er Jesuitenkonvikt gewesen war, 1608 bei den Regularkanonikern des Domstiftes Seckau dem Ordensstand. Sechs Jahre lang betrieb Müller theologische Studien an der Universität Graz, worauf er am 22. August 1618 den Doktorgrad der Theologie erlangte. 1617 wurde er Dechant des Kathedralstiftes Seckau. Nachdem er dieses Amt vier Jahre verwaltet hatte, berief in Kaiser Ferdinand II. an die Stelle des 1621 vom Kapitel einstimmig erwählten Propstes Nikolaus II. Hay in das Stift Herzogenburg. Der Fürstbischof von Passau, Erzherzog Leopold, reichte zwar gegen diese Berufung zugunsten des von ihm bestätigten Propstes Nikolaus eine Beschwerdeschrift nach Wien ein, diese blieb aber ohne Erfolg: Am 28. Juli 1621 kam die Antwort, der Kaiser habe dem Seckauer Dechant nur darum diesmal den Vorzug gegeben, weil die katholische Religion, die in der Gegend von Herzogenburg von protestantischen Herrschaftsbesitzern besonders bedroht sei, nur von einem "solchen subjectum so in Doctrina, Exemplarischen Leben und wandel, auch wirtschafft Sachen Excellirt", gehörig geschützt werden könne; und somit habe es bei der kaiserlichen Ernennung vom 27. Mai 1621 sein Verbleiben. Kaiserliche Kommissäre bewogen nun Propst Nikolaus II. zur Abdankung und sicherten ihm den lebenslänglichen Genuss der Pfarre von Haitzendorf zu. Von hier postulierten ihn die Augustiner Chorherren von Stift Dürnstein 1628 als Propst.

Katholische Konfessionalisierung und Tätigkeiten als Propst

In seiner Amtszeit ließ Müller sowohl das Klosterleben durch die Einführung neuer Statuten 1633 reorganisieren als auch die Kirche renovieren und mit neuen Altären ausstatten. Er unterstützte auch gegenreformatorische Bestrebungen und Maßnahmen des habsburgischen Kaiserhauses. Es gelang ihm als Reformationskommissär, die Pfarre Hain, wo ein protestantischer Prediger angestellt war, dem Stift zu unterstellen. In der Schlosskirche von Walpersdorf und in der Pfarrkirche von Inzersdorf führte er ebenfalls den katholischen Gottesdienst wieder ein. Müller förderte auch religiöse Laienbewegungen, insbesondere Barbarabruderschaften. Am 1. November 1637 begründete er in Herzogenburg eine Bruderschaft zu Ehren der Hl. Barbara und fungierte wie alle nachfolgenden Pröpste von Herzogenburg als Präses der Konfraternität.

In einer handschriftlichen Chronik wird Müller als der zweite "Gründer" des Stiftes Herzogenburg bezeichnet: "Pater pauperum etiam ecclesiam, capitulum et Canoniam suam per rebellos rusticos devastatam ac spoliatam ex integro restauravit, ita ut quasi secundus fundator mereretur dici." Propst Müller starb nach achtzehnjähriger Regierung am 4. Jänner 1640. Sechs Jahre hindurch war er zudem Deputierter der niederösterreichischen Landesstände und zehn Jahre lang kaiserlicher Rat gewesen, als welcher er von den Kaisern oft mit wichtigen Geschäften betraut wurde.

Werke

  • Elogia et icones sanctorum virtute et sapientia illustrium, qui e divi Aurelii Augustini inclyto canonicorum regularium ordine prodierunt. Wien 1636. (Digitalisat)

Literatur

  • Ferdinand Hutz: Styriaca aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg. In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 50/51 (2001), S. 379–389, hier: 388. (Digitalisat)
  • Wolfgang Payrich: Das Stift Herzogenburg. Die 875jährige Geschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Georgen-Herzogenburg von 1112–1987. Dipl.-Arb. Univ. Linz. Linz 1987, S. 80–83.
  • Martin Scheutz: Bruderschaften als multifunktionale Dienstleister der Frühen Neuzeit. Das Beispiel der vereinigten Barbara- und Christenlehrbruderschaft Herzogenburg (1637/1677–1784). In: 900 Jahre Stift Herzogenburg. Aufbrüche – Umbrüche – Kontinuität. Tagungsband zum wissenschaftlichen Symposium vom 22.–24. September 2011. Hg. von Günter Katzler / Victoria Zimmerl-Panagl. Innsbruck 2013, S. 283–315. (Digitalisat)

Weblinks

Erwähnung von Martin Müller im Vorwort von Karl Heinz auf monasterium.net (letzter Zugriff am 22. Mai 2020)

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