Sacra.Wiki Josef Schmidberger

Josef Schmidberger

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Josef Schmidberger, * 4. November 1773 in Urfahr bei Linz (Oberösterreich), † 10. August 1844 in St. Florian (Oberösterreich), war Chorherr des Stiftes St. Florian sowie ein bekannter Entomologe und Pomologe.

Leben

Klostereintritt und Ausbildung

Nachdem Schmidberger seine Gymnasial- und philosophischen Studien in Linz mit Auszeichnung vollendet hatte, ging er nach Wien, um Medizin zu studieren. Hier wurde er durch die beiden Jacquin, Vater und Sohn, in die Naturwissenschaften eingeführt, denen er für immer verbunden blieb. Ein Nervenfieber unterbrach seine begonnene Laufbahn und führte ihn zu dem Entschluss, im Stift St. Florian Aufnahme zu suchen. Nach erfolgter Bewilligung wurde Schmidberger am 18. September 1796 eingekleidet. Während seines Noviziats beschäftige er sich bereits intensiv mit Botanik. Danach studierte er in Linz Theologie unter Franz Josef Freindaller und Geishüttner. Am 19. Oktober 1798 legte er die feierlichen Gelübde ab und las am 14. September 1800 seine erste heilige Messe. Propst Michael Ziegler schickte ihn dann als Kooperator nach Ansfelden, wo er bis 1810 blieb.

Tätigkeiten im Stift und in der Pomologie

Während seiner Tätigkeit als Ansfeldener Pfarrer erlebte Schmidberger drei Einfälle durch die Napoleonischen Truppen in den Jahren 1800, 1805 und 1809. Gegen das Ende des Jahres 1810 wurde Schmidberger in das Stift zurückberufen, um das Küchenmeisteramt zu übernehmen. Bereits in Ansfelden hatte sich Schmidberger im Garten des Pfarrhofes mit der Pflege von Obstbäumen beschäftigt und seine Beobachtungen systematisch verschriftlicht. Als ihm 1817 die Obsorge der Gärten des Stiftes anvertraut wurden, intensivierte er schließlich seine Studien auf dem Gebiet der Pomologie. Zudem war er maßgeblich an der Reformierung der bereits bestehenden Baumschule beteiligt: Viele tausend veredelte Obstbäume wurden von dieser Zeit an aus der Baumschule in St. Florian in Österreich-Ungarn sowie in den deutschsprachigen Territorien verbreitet. Unentgeltlich versandte er auch alljährlich viele tausend Pfropfreiser. Er versuchte dabei nicht nur, die edelsten Obstarten in seine Baumschule zu überpflanzen, sondern auch, neue Arten zu kreieren.

Weitere wissenschaftliche Betätigungen

Schmidberger beschränkte sich nicht bloß auf praktische Pomologie, er befasste sich außerdem mit der Physiologie der Pflanzen sowie der Entomologie: er legte eine Insektensammlung an, um insbesondere Schädlinge für die Obst- und Nutzbäume zu entdecken. Als Förderer jedes wissenschaftlichen Strebens setzte sich Schmidberger für das Museum Francisco-Carolinum in Linz ein, indem er Geldspenden bereitstellte und regelmäßig an den Ausschusssitzungen teilnahm. Bei den Generalversammlungen hielt er gewöhnlich Vorträge über polmologische oder entomologische Themen, die meistens veröffentlicht wurden.

Ehrungen und Mitgliedschaften

1821 wurde er korrespondierendes Mitglied der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Steiermark, 1822 der k. k. Mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, 1824 wirkliches Mitglied der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, 1826 Ehrenmitglied des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten, 1828 korrespondierendes Mitglied der k. k. und ständischen Ackerbaugesellschaft in Kärnten, 1830 Ehrenmitglied der Praktischen Gartenbaugesellschaft in Frauendorf und Mitglied der Societas Naturae Scrutatorum Helvetorum, 1834 ordentliches Mitglied des Pomologischen Vereines in Brünn und Ehrenmitglied der Altenburger pomologischen Gesellschaft, 1835 korrespondierendes Mitglied der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau, 1836 Ehrenmitglied des Vereines zur Beförderung des Obstbaues in der Oberlausitz, 1839 korrespondierendes Mitglied der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien und 1840 der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft für Tirol und Vorarlberg. Die Landwirtschaftsgesellschaft in Wien verlieh ihm die Ehrenmedaille in Silber in Anerkennung „des ausgezeichneten Verdienstes um die Obstkultur überhaupt und die hierauf zunächst sich beziehende Entomologie". In der Entomologie und Pomologie wurde sein Name verewigt, indem Kollar eine Fliege, Siegel einen Apfel nach ihm benannte. Schmidberger starb am 10. August 1844.

Werke

Handschrift in der Stiftsbibliothek St. Florian

  • Cod. XI 541 E: Schicksale des Pfarrhofs und der Pfarre Ansfelden bey dem Einfall der Franzosen, und während ihres Aufenthalts in Österreich 1800. Einfall der Franzosen im Jahre 1805. Einfall der Franzosen im Jahre 1809.
  • Cod. XI 541 B: Auf das Trinkgeld, das mir der gnädige Herr für das präsentirte Kirchenlied gab.

Selbständige Veröffentlichungen

  • Lied von den Geheimnissen der Erlösung. Zum Gebrauche bey Bethstunden und Processionen. Nach der bekannten Arie des Dreyfaltigkeit-Liedes. Linz 1808
  • Kurzer praktischer Unterricht von der Erziehung der Obstbäume in Gartentöpfen, oder der sogenannten Obstorangerie-Bäumchen. Linz 1820 (2. Auflage 1828). (Digitalisat)
  • Leichtfaßlicher Unterricht von der Erziehung der Zwergbäume. Mit einem Anhange von der Naturgeschichte des Zweigabstechers, des grünen Spanners und des Apfel-Rüsselkäfers. Für Gärtner und Gartenfreunde. Linz 1821. (Digitalisat)
  • Leichtfaßlicher Unterricht von der Erziehung der Obstbäume, gegeben in einer kritischen Darstellung des gegenwärtigen Zustandes der Obstbaumzucht in Österreich ob der Enns. Mit einem Anhange von der Naturgeschichte einiger den Obstbäumen schädlichen Insekten. Linz 1824. (Digitalisat)
  • Beiträge zur Obstbaumzucht und zur Naturgeschichte der den Obstbäumen schädlichen Insekten. 4 Hefte. Linz 1827–1836. (Digitalisat von Heft 1, Heft 2, Heft 3 und Heft 4)
  • Leichtfaßlicher Unterricht über Erziehung und Pflege der Obstbäume. Mit zwei Steintafeln. Herausgegeben vom k. k. Museumsvereine in Österreich ob der Enns und Salzburg. Linz 1837. (Digitalisat)
  • Mehrere Beiträge in: Naturgeschichte der schädlichen Insekten in Beziehung auf Landwirtschaft und Forstkultur. Auf Veranlassung der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft von mehreren ihrer Mitglieder bearbeitet, und herausgegeben von Vincenz Kollar. Wien 1837. – Dieses Werk wurde auch ins Englische übersetzt unter dem Titel: A Treatise on Insects injurious to Gardeners, Foresters, & Farmers. Edited by Vincent Kollar. (Digitalisat)
    • der Rebenstecher, S. 170–173.
    • der Baumweißling, der Goldafter, S. 192–207.
    • der Großkopf, S. 209–211.
    • die dunkelbraune Eule, der grüne Spanner, der Birnspanner, der Lindenspanner, die Obstmotte, der Apfelwickler, die röthliche Pflaumenraupe, die rothe Knospenraupe, der Pflaumenbohrer, der purpurfarbige Rüsselkäfer, der Stängelbohrer, der Apfel-Rüsselkäfer, S. 217–257.
    • der Schmalbauch, der Rothfuß, der Garten-Laubkäfer, der Apfel-Borkenkäfer, der rothaftrige Stutz-Borkenkäfer, S. 258–273.
    • die Pflaumensägewespe, die Birn-Blattwespe, die Pfirsich -Blattwespe, der Birnsauger, die Apfel-Afterblattlaus, die Blattläuse, die kleine und große Birnmücke, die schwarze Gallmücke, die paradoxe Birnwespe, S. 275–315.

Beiträge in verschiedenen Zeitschriften

  • Über den Nutzen mehrerer Insecten. In: Museal-Blatt 1839, Nr. 4, S. 19–20; Nr. 5, S. 28–29; Nr. 6, S. 31–32. (Digitalisat)
  • Von den Ursachen des Fehlschlagens der Obsternte in den Jahren 1835 bis 1839, und einigen Mitteln dagegen. In: Museal-Blatt 1840, Nr. 4, S. 14–16; Nr. 5, S. 20–21. (Digitalisat)
  • Über die Lebenskraft der Goldafter-Raupen. In: Museal-Blatt 1840, Nr. 20, S. 96–97. (Digitalisat)
  • Von dem Instinkte der Insecten. In: Bericht über das Museum Francisco-Carolinum 4/1 (1840), S. 96–112.
  • Über die Obsternte 1840 in Österreich ob der Enns. In: Museal-Blatt 1841, Nr. 7, S. 26–28. (Digitalisat)
  • Über die Obsternte 1841 in Österreich ob der Enns. In: Museal-Blatt 1841, Nr. 35, S. 142–144. (Digitalisat)
  • Über den Werth des Studiums der lnsecten. Vortrag bei der 6. General-Versammlung des Museum Francisco-Carolinum am 3. August 1840. In: In: Bericht über das Museum Francisco-Carolinum 5/2 (1841), S. 30–40.
  • Recension über: Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen, oder das Geschlecht der Pflaumen in seinen Arten und Abarten. Von G. Liegel. 2 Hefte. Paussa 1838–1841. In: Museal-Blatt 1842, Nr. 6, S. 24.
  • Über die Obsternte 1842 in Österreich ob der Enns. In: Museal-Blatt 1842, Nr. 36, S. 148–150.
  • Von der Fürsorge Gottes für die Erhaltung der lnsecten, dass sie nicht aussterben. Vortrag bei der 7. General-Versammlung des Museums Francisco-Carolinum am 2. August 1841. In: Bericht über das Museum Francisco-Carolinum 6/3 (1842), S. 48–60.
  • Von den Gärten der Alten und der neueren Zeit. Vortrag bei der 8. General-Versammlung des Museum Francisco-Carolinum am 21. November 1842. In: Bericht über das Museum Francisco-Carolinum 7/4 (1843), S. 98–115.
  • Über die Obsternte Österreichs ob der Enns im Jahre 1843. In: Museal-Blatt 1844, Nr. 3, S. 13–14.
  • Über die Blattläuse (Aphidinä). In: Museal-Blatt 1844, Nr. 34, S. 136–138; Nr. 35, S. 139–140.

Handschrift im Archiv des Museums Francisco-Carolinum

  • Karton 12, Faszikel 1: Land- und Forstwirtschaft in Oberösterreich betreffend.

Literatur

  • Ferdinand Krackowizer [Hg.]: Art. Schmidberger, Josef. In: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800. Linz / Passau 1931, S. 295–296. (Digitalisat)
  • Theodor Kerschner / Josef Schadler: Geschichte der naturwissenschaftlichen Sammlungen des oberösterreichischen Landesmuseums. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins 85 (1933), S. 345–479. (Digitalisat)
  • Erwin Palnstorfer: Von Pionieren, Rebellen und Legenden: Bemerkungen zum Obstbau mit besonderem Bezug zum Bundesland Salzburg. Neckenmarkt 2016.
  • Franz Speta: Art. Schmidberger, Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10 (1994), S. 315. (Digitalisat)
  • Jodok Stülz: Nekrolog Seiner Hochwürden Herrn Joseph Schmidberger, regulirte Chorherrn zu St. Florian. In: Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum 26 (1844), S. 103–105. (Digitalisat)
  • Constantin von Wurzbach: Art. Schmidberger, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 30 (1875), S. 192. (Digitalisat)
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