Florian Ulbrich
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Name | Florian Ulbrich |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 14.10.1738 |
Geburtsort | Wien |
Einkleidung | 24.09.1758 |
Profess | 04.11.1759 |
Primiz | 04.04.1763 |
Sterbedatum | 21.04.1800 |
Sterbeort | Korneuburg (Niederösterreich) |
Funktion | Chorherr |
Quelle | Berthold Otto Cernik, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag (Wien 1905) S. 223–225. |
Florian Ulbrich, Bakkalaureus der Theologie, * 14. Oktober 1738 in Wien, † 21. April 1800 in Korneuburg (Niederösterreich), war ein Choherr des Stiftes Klosterneuburg.
Leben
Ulbrich empfing am 24. September 1758 im Stift Klosterneuburg das Ordenskleid. Er legte am 4. November 1759 die feierliche Ordensprofess ab und brachte am 4. April 1763 sein erstes heiliges Messopfer dar. Nach der Primiz ernannten ihn seine Oberen zum Gastmeister und Frühprediger. Vom Jahr 1773 bis 1791 wirkte Florian als Pfarrverweser in Höflein, bis 1781 auch in der Pfarre desKahlenbergerdorfs, die bis zu diesem Jahr mit der Pfarre Höflein vereinigt war. Im Jahre 1791 kam Ulbrich auf die Pfarre St. Martin in Klosterneuburg, und 1793 übernahm er die Pfarre Korneuburg, wo er am 21. April 1800 starb.
Florian Ulbrich war ein tüchtiger Theologe [Eine "Lobrede auf das Gedächtniß der heiligen Jungfrau und Blutzeugin Cecilia" (Wien 1772, i. 4°) gibt Zeugnis davon], ein außerordentlich eifriger und beliebter Seelsorger, ein Vater der Armen und Kranken. Nichtsdestoweniger pflegte er in den Mußestunden auch mit staunenswertem Fleiß die mathematischen Wissenschaften, in denen er sich schon auf dem Gymnasium ausgezeichnet hatte. Bei seinen großen mathematischen Kenntnissen und seinem seltenen Fleiß entdeckte er, daß alle von den hervorragendsten Akademien und den besten Mathematikern bisher gearbeiteten Faktorentafeln ungenau und unverläßlich seien. Selbst in den aufsehenerregenden, von Anton Felkel 1776 bei Gräffer in Wien herausgegebenen "Tafeln der Factoren von 1 bis 10 Millionen, fertig bis 5 Millionen" (in Fol.) und "Tafeln aller einfachen Factoren der durch 2, 3, 5 nicht theilbaren Zahlen von 2 bis 10,000.000" (I. Theil, Gräffer, Wien, Groß- Folio) fand er viele Fehler. Noch dazu waren die Arbeiten Felkels das Beste, das je auf diesem Gebiete geleistet wurde.
Ulbrich fasste daher den Entschluss, selbst die Faktoren aller durch 2, 3 und 5 nicht teilbaren Zahlen von 1 bis auf eine Million ganz neu aufs genaueste zu berechnen und begann im Jahre 1791 als Pfarrverweser in Höflein an der Donau mit dieser Arbeit, welche die Akademien trotz aller langjährigen Bemühungen nicht zuwege gebracht hatten. Woran Johann Heinrich Lambert († 25. September 1777), einer der berühmtesten Mathematiker der Berliner Akademie, der Begründer der Photometrie und Entdecker der Theorie des Sprachrohres, nach vergeblichen Versuchen zweifelte, nämlich, "dass die Factorentafeln je so weit würden ausgearbeitet werden", das gelang dem Klosterneuburger Chorherrn Florian Ulbrich in verhältnismäßig kurzer Zeit. Bis zum Jahre 1793 hatte er mit Hilfe eigener, noch unbekannter mathematischer Kunstgriffe bereits die Faktoren bis zur Zahl 753.031 auf das genaueste berechnet. Diese Kunstgriffe, welche es ihm ermöglichten, die Faktoren ohne lange Rechnung sofort hinzuschreiben, und zwar so zuverlässig, dass sich etwaige Fehler gleich verraten mussten, hielt er anfangs geheim, teilte sie aber später dem Augustinermönch David Rutschmann, der sich als Mechaniker einen großen Ruf erwarb, und dem Professor der praktischen Mathematik an der Hochschule in Wien Wilhelm Bauer mit.
Auf der Pfarre in Korneuburg (seit 1793) arbeitete Ulbrich in seinen freien Stunden unermüdlich an seinem verdienstvollen Werk, und so konnte er im September des Jahres 1799 seine bis auf 1 Million 5 Hunderttausend genau ausgearbeiteten und zur Benützung sehr bequem eingerichteten Faktorentafeln samt Hilfstabellen bis auf 20 Millionen vollenden. Die in der Zwischenzeit neuerschienenen Faktorentafeln erkannte Florian nach sorgfältiger Untersuchung als eine Abschrift der Felkelschen Tafeln samt ihren Fehlern. Um so mehr ist es daher zu bedauern, daß Ulbrichs Arbeit nicht veröffentlicht wurde, sondern als Manuskript in die Stiftsbibliothek wanderte. [Trotz eifrigen Forschens gelang es bisher nicht, die Arbeit Ulbrichs, die im Jahre 1819, wie der Chorherr von Klosterneuburg, Alois Schützenberger (s. d.), in der "Kirchlichen Topographie von Österreich", Wien 1819, Strauß 1. Bd., 1. Hälfte, S. 105, angibt, noch in der Stiftsbibliothek aufbewahrt wurde, ausfindig zu machen.] Florian Ulbrich starb wenige Monate nach Beendigung seines Werkes. Dies sowie die missliche finanzielle Lage, in welche das Stift Klosterneuburg damals infolge der französischen Invasion kam, sind ohne Zweifel die Ursachen, weshalb jenes Werk der wissenschaftlichen Welt vorenthalten blieb, das – wie ein Biograph Florian Ulbrichs begeistert schreibt – um so schätzbarer ist, als es den evidenten Beweis in sich enthält, dass ein einziger Mann in Österreich nebst allen seinen geistlichen Verrichtungen während der neun letzten Jahre seines verdienstvollen Lebens in diesem Fach mehr geleistet als alle auswärtigen Akademien zusammengenommen ein ganzes Jahrhundert hindurch.
Literatur
- Gräffer / Czikann: Österreichische Nationalenzyklopädie. Band 5 (1837), S. 464.
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Band 49 (1884), Seite 15–17. [ (Digitalisat)]