Sacra.Wiki Florian Ulbrich

Florian Ulbrich

Aus Sacra.Wiki




Florian Ulbrich, * 14. Oktober 1738 in Wien, † 21. April 1800 in Korneuburg (Niederösterreich), war Bakkalaureus der Theologie und Choherr des Stiftes Klosterneuburg.

Leben

Ulbrich empfing am 24. September 1758 im Stift Klosterneuburg das Ordenskleid. Er legte am 4. November 1759 die feierliche Ordensprofess ab und brachte am 4. April 1763 sein erstes heiliges Messopfer dar. Nach der Primiz ernannten ihn seine Oberen zum Gastmeister und Frühprediger. Vom Jahr 1773 bis 1791 wirkte Florian als Pfarrverweser in Höflein, bis 1781 auch in der Pfarre des Kahlenbergerdorfs, die bis zu diesem Jahr mit der Pfarre Höflein vereinigt war. Im Jahr 1791 kam Ulbrich auf die Pfarre St. Martin in Klosterneuburg, und 1793 übernahm er die Pfarre Korneuburg, wo er am 21. April 1800 starb.

Wissenschaftliche Leistungen

Ulbrich war ein tüchtiger Theologe ein außerordentlich eifriger und beliebter Seelsorger, ein Vater der Armen und Kranken. Nichtsdestoweniger pflegte er in den Mußestunden auch mit staunenswertem Fleiß die mathematischen Wissenschaften, in denen er sich schon auf dem Gymnasium ausgezeichnet hatte. Conrad entdeckte, dass sämtliche von den Akademien und den führenden Mathematikern erarbeiteten Faktorentafeln Ungenauigkeiten und Lücken aufwiesen. Selbst jene des berühmten Mathematikers Anton Felkel (1740–1800) im Jahr 1776 bei Gräffer in Wien herausgegebenen Tafeln der Factoren von 1 bis 10 Millionen, fertig bis 5 Millionen und Tafeln aller einfachen Factoren der durch 2, 3, 5 nicht theilbaren Zahlen von 2 bis 10,000.000 fand er viele Fehler. Ulbrich fasste daher den Entschluss, selbst die Faktoren aller durch 2, 3 und 5 nicht teilbaren Zahlen von 1 bis auf eine Million ganz neu aufs genaueste zu berechnen und begann als Pfarrverweser in Höflein an der Donau mit dieser Arbeit, welche die Akademien trotz aller langjährigen Bemühungen nicht zuwege gebracht hatten. Woran Johann Heinrich Lambert († 25. September 1777), ein zur damaligen Zeit bekannter Mathematiker der Berliner Akademie, Begründer der Photometrie und Entdecker der Theorie des Sprachrohres, nach vergeblichen Versuchen zweifelte, nämlich, dass die Factorentafeln je so weit würden ausgearbeitet werden, gelang Ulbrich in einem verhältnismäßig kurzem Zeitraum. Bis zum Jahr 1793 hatte er mit Hilfe eigener, bis dato in Fachkreisen noch unbekannten Rechenoperationen bereits die Faktoren bis zur Zahl 753.031 berechnet. Seine Methode, welche es ihm ermöglichten, die Faktoren ohne lange Rechnung sofort hinzuschreiben, und zwar so zuverlässig, dass sich etwaige Fehler gleich verraten mussten, hielt er anfangs geheim, teilte sie aber später dem Augustinermönch David Rutschmann, der sich als Mechaniker Reputation erlangte, und dem Professor für praktische Mathematik an der Universität Wien, Wilhelm Bauer, mit.

Seit seiner Zeit als Pfarrer in Korneuburg arbeitete Ulbrich in seinen freien Stunden an den Faktorentafeln und konnte im September 1799 seine bis auf 1,5 Mio. genau ausgearbeiteten und zur Benützung sehr bequem eingerichteten Faktorentafeln samt Hilfstabellen bis auf 20 Millionen vollenden. Die in der Zwischenzeit neuerschienenen Faktorentafeln erkannte Ulbrich als eine Abschrift der Felkelschen Tafeln samt ihren Fehlern. Ulbrichs Arbeit hingegen wurden nicht veröffentlicht, sondern ging als Handschrift nach Ulbrichs Tod an die Stiftsbibliothek Klosterneuburg.[1] Florian Ulbrich starb wenige Monate nach Beendigung seines Werkes.

Werke

  • Lobrede auf das Gedächtniß der heiligen Jungfrau und Blutzeugin Cecilia. Wien 1772.

Die zwischen 1791 und 1800 entstandenen Faktorentafeln von Ulbrich wurden 2013 von Denis Roedel vom Laboratoire lorrain de Recherche en Informatique et ses Applications (LORIA) rekonstruiert.

Literatur

  • Franz Gräffer / Johann Czikann: Art. Ulbrich, Florian. In: Österreichische Nationalenzyklopädie. Band 5 (1837), S. 464. (Digitalisat)
  • Georg von Vega: Vorlesungen über die Mathematik. Band 1: Die Rechenkunst und Algebra. Wien 1829 (5. Auflage), S. 433. (Digitalisat)
  • Constantin von Wurzbach: Art. Ulbrich, Florian. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Band 49 (1884), S. 15f. (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Trotz intensiver Nachforschungen Černíks gelang es nicht, die Arbeit Ulbrichs, die 1819, wie Alois Schützenberger in der Kirchlichen Topographie von Österreich angibt, noch in der Stiftsbibliothek aufbewahrt wurde, ausfindig zu machen.
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Sacra.Wiki. Durch die Nutzung von Sacra.Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.