Franz Sales Prugger
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Name | Franz Sales Prugger |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 07.08.1814 |
Geburtsort | Graz (Steiermark) |
Einkleidung | 14.08.1833 |
Profess | 15.08.1836 |
Primiz | 28.08.1837 |
Sterbedatum | 20.01.1887 |
Institution | Stift Vorau |
Funktion | Chorherr |
GND | http://d-nb.info/gnd/1026911656 |
Quelle | Berthold Otto Černík: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 325–327.(Digitalisat) |
Franz Sales Prugger, * 7. August 1814 in Graz (Steiermark), † 20. Jänner 1887, war Chorherr des Stiftes Vorau.
Prugger war der Sohn eines Salzburger Postmeisters und legte dort auch mit gutem Erfolg seine Gymnasialstudien ab. Da er den priesterlichen Beruf in sich fühlte und dazu ein besonderer Verehrer des heiligen Augustinus war, trat er in das Augustiner-Chorherrenstift Vorau ein. Von dieser Zeit an nannte er sich Prugger, während ihm eigentlich der Name von Pruggern zukam. Am 14. August 1833 legte Prugger die einfachen Ordensgelübde ab und erhielt den Stiftsnamen Franz Sales. Die feierlichen Gelübde beschwor er am 15. August 1836 und am 28. August 1837 brachte er in der Stiftskirche von Vorau sein erstes heiliges Messopfer dar. Nach Vollendung seiner theologischen Studien an der Universität in Graz blieb er einige Zeit im Stift. Vom Jänner 1839 bis November 1842 war er Kaplan in Dechantskirchen, wo er sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Die Leute verehrten in ihm den tüchtigen Katecheten und Prediger, den edlen Menschenfreund und Förderer alles Guten. Dabei war es sein eifrigstes Streben, sich immer mehr auszubilden, und zwar nicht nur in der Theologie, sondern auch in anderen Wissenschaften. Hauptsächlich pflegte er die Naturwissenschaften und das Studium der Geschichte. Pruggers Verdienste um die Naturwissenschaften wurden im Jahr 1853 durch seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien ausgezeichnet. Die Mineraliensammlung im Stift Vorau verdankt ihm ihre Ordnung, er stand mit den Botanikern im Stift Admont in regem Tauschverkehr und erwarb so seinem Ordenshaus die Flora Admontensis; auch die Katalogisierung des reichen Herbariums im Stift Vorau ist sein Werk.
Im November 1842 wurde er Kaplan und Katechet im Stift, dann war er von 1843 bis Oktober 1847 wieder Kaplan in Dechantskirchen und von da an bis zum 22. Jänner 1849 Kaplan in Wenigzell.
Als im Jahr 1848 die Stelle eines Direktors an dem Taubstummeninstitut in Graz ausgeschrieben wurde, bewog ihn sein glühendes Verlangen, gerade der leidenden Menschheit zu nützen und zu helfen, sich um diesen beschwerlichen Posten zu bewerben. Er erhielt ihn auch im Jahr 1849 definitiv. Mit Hilfe der beiden einander schroff entgegenstehenden Unterrichtssysteme für Taubstumme von Abbé de l'Epées und Heinike, aus welchen beiden Methoden er das auswählte, was ihm am zweckmäßigsten erschien, und mit der Gebärdensprache erzielte Prugger in kürzester Zeit aufsehenerregende Erfolge. Alle, welche das Institut besuchten, waren voll des Lobes wie über die Anstalt selbst so über den Leiter derselben. Der bekannte Direktor des Prager Taubstummeninstituts und Schriftsteller Wenzel Frost, der die Schüler der Grazer Taubstummenanstalt zwei Tage lang prüfte, erklärte schließlich: "Die Anstalt steht ganz vorzüglich da; man versteht hier Cretins zur Erkenntnis Gottes und ihrer selbst zu bringen und sie zugleich für das praktische Leben zu bilden und gewissenhaft zu machen, während in anderen Anstalten die Zeit des Unterrichts mit grammatischen Formeln ausgefüllt und vergeudet wird, das Herz hingegen leer ausgeht."
So wirkte Prugger 26 Jahre lang zum Heil jener unglücklichen Menschenkinder. Alle seine schönen Lebensjahre, alle seine reichen Geisteskräfte, alle Liebe und Sorgfalt seines edlen Herzens – wie Fürstbischof Zwerger im Jahr 1881 gelegentlich einer Festfeier in der Taubstummenlehranstalt erklärte – widmete er den Kindern des Instituts, um sie aus unglücklichen Geschöpfen, soweit es möglich ist, für Zeit und Ewigkeit zu glücklichen zu machen, und das nicht bloß in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft, da er seine Sparpfennige nicht sparte, sondern sie zu Stiftungsplätzen verwendete, seinen wahren Namen aber unter einem angenommenen verbarg. Diese segensreiche Tätigkeit fand verdienten Lohn. Der Kaiser verlieh Prugger im Jahr 1868 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1874 den Titel eines kaiserlichen Rates. Fürstbischof Doktor Ottokar Maria ernannte ihn 1860 zum fürstbischöflichen geistlichen Rat und Fürstbischof Dr. Zwerger im Jahr 1874 zum Konsistorialrat.
Im nächsten Jahr zog sich Prugger, durch den anstrengenden Dienst aufgerieben, in eine Gartenwohnung an der Wiener Linie in Graz zurück, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Hier beschäftigte er sich bis zu seinem Lebensende viel mit seinen Lieblingswissenschaften und vergaß dabei nie die Bibliothek seines Stiftes, der er manches kostbare Werk, das er durchstudiert hatte, zum Geschenk machte.
Am 20. Jänner 1887 wurde Prugger, dessen Leidenschaft es war, "stets an seiner eigenen Bildung zu arbeiten, um anderen dadurch nützlich zu werden, nie dessen zu gedenken, was er leistete", begraben.
Der gefeierte Historiker Dr. Johann Weiß setzte dem Verstorbenen in dem Schriftchen "Taubstummen-Director Franz Sales Prugger. Ein Lebensbild aus Steiermark" (Graz 1887) das herrlichste Denkmal.
Werke
- Das landschaftliche Taubstummen-Institut in Graz, seine Gründung und Erweiterung. Graz 1862.
- Das landschaftliche Taubstummen-Institut in Graz. 1873.
Literatur
- Dr. Johann Weiß, Taubstummen-Director Franz Sales Prugger. Ein Lebensbild aus Steiermark. Graz 1887, "Styria".