Sacra.Wiki Liste der Pfarren des Stiftes Vorau

Liste der Pfarren des Stiftes Vorau

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Zur Hauptaufgabe der Chorherren des Stiftes Vorau zählte neben dem Chor- und Altardienst von Anfang an die Seelsorge. Diese üben sie seit 1163 in einem Seelsorge­bereich aus, der sich mit dem Dekanat Vorau deckt, das derzeit von rund 20.000 Katho­liken bewohnt wird. Von den elf Pfarren des Dekanates sind nur zwei Weltpriester­pfarren: Mönichwald und Schäffern. Mönichwald wurde seit seiner Pfarrerhebung im Jahr 1163 von einem Formbacher Benediktiner betreut und seit 1806 von einem Welt­priester. Die Pfarre Schäffern fiel erst im Jahr 1806 von der Erzdiözese Wien nach lan­gen Verhandlungen zur Diözese Seckau. Schäffern ist eine Weltpriesterpfarre, doch scheinen in der langen Pfarrerliste auch einige Chorherren des Stiftes Reichersberg auf. Seit 1991 ist sie mit einem Chorherrn des Stiftes Vorau besetzt.

Dechantskirchen

Die Pfarre Dechantskirchen mit 2.208 Katholiken im Jahr 1993 ist eine der ältesten Pfarren der nordöstlichen Steiermark und die älteste des Dekanates Vorau. Schon im Jahr 1161 – zwei Jahre vor der Gründung des Stiftes Vorau – erhob Erzbischof Eberhard I. von Salzburg die von Archidiakon Otakar im ungerodeten Wald errichtete Kapelle zur Pfarrkirche und wies ihr als Pfarrgebiet allen Grund zwischen den Flüssen Lafnitz und Tauchen sowie vom Wechsel bis zur ungarischen Grenze zu. Damit umfasste der Pfarrsprengel der Mutterpfarre Dechantskirchen anfänglich den Bereich der heutigen Pfarren Dechantskirchen, St. Lorenzen am Wechsel, Festenburg, Friedberg und Ping­gau. Wenn man bedenkt, wie ausgedehnt die Urpfarre Dechantskirchen war, ist es begreiflich, dass bei fortschreitender Rodung und Besiedlung bald Vikariatskirchen in den entfernter liegenden Dörfern errichtet werden mussten, um die Bevölkerung seel­sorglich betreuen zu können. Nach diesen Abtrennungen hat sich bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts der Umfang der heutigen Pfarre ergeben, der bis heute nur geringfügig verändert worden ist. Erst 1966 fiel ein größerer Teil an die neu errichtete Pfarre St. Josef in Rohrbach an der Lafnitz.

Festenburg

Die kleine Pfarre Festenburg mit 518 Pfarrbewohnern (1993) hat ihren Namen vom einsam gelegenen Waldschloss Festenburg, das im Jahr 1616 vom Stift Vorau angekauft wurde und in dessen Schlosskirche seit 1786 pfarrlicher Gottesdienst gefeiert wird. Mit 1. Jänner 1786 wurde Festenburg zur Lokalkuratie erhoben. Das Seelsorgegebiet war von den Pfarren Mönichwald und St. Lorenzen am Wechsel abgetrennt worden. Seit 1892 ist Festenburg eine eigene Pfarre.

Friedberg

In der Stadt Friedberg, 1194 auf einem Ausläufer des Wechsel gegründet, wird bald danach auch eine Kirche erbaut worden sein, die zunächst Tochterkirche von Dechants­kirchen war, in dessen Pfarrgebiet Friedberg lag. Als Stadtkirche erhielt sie bald pfarr­liche Rechte, ja gewann so an Bedeutung, dass sie 1344 in den Quellen als Mutterkirche von Dechantskirchen und St. Lorenzen a. W. erscheint. Über das Recht der Besetzung der Pfarren Friedberg und St. Lorenzen waren die Erzbischöfe von Salzburg und die Pröpste von Vorau nicht einig, bis die Frage 1443 dadurch geregelt wurde, dass Erzbi­schof Friedrich IV. von Emmerberg beide Pfarren gänzlich dem Stift Vorau einverleib­te und den Pröpsten das Recht erteilte, die Pfarren mit Chorherren oder fremden Ordenspriestern oder mit Diözesangeistlichen zu besetzen. Friedberg hatte schon im 15. Jahr­hundert einen Hilfspriester (i. e. Kaplan), seit dem 17. Jahrhundert wirkten drei, zeitwei­se vier Seelsorger in der beschwerlichen, ausgedehnten Pfarre.

In den Jahren 1806 bis 1825 war Friedberg sogar ein eigenes Dekanat. Dem Dekanat von Friedberg waren die Pfarren Dechantskirchen, Festenburg, St. Lorenzen und Schäffern unterstellt. Durch die Neuerrichtung der Pfarre Pinggau 1968 verlor Friedberg mehr als die Hälfte seines Pfarr­gebietes. 1993 gehörten zur Pfarre Friedberg 2.500 Katholiken.

Pinggau

Innerhalb der Pfarre Friedberg gab es seit der Pfarrregulierung unter Kaiser Joseph II. Bestrebungen, deren Ziel die Errichtung einer selbständigen Pfarre Pinggau war. Der Name dieses Ortes leitet sich von dem Pinkafluss ab. Erst 1968 führten die Anstrengun­gen der Pinggauer sowie der umliegenden Ortschaften zum erwünschten Ziel: Mit 15. August wurde Pinggau zur Pfarre erhoben, deren seelsorgliche Betreuung das Stift Vorau übernommen hat. Das Gebiet der neuen Pfarre war durch Teilung von der Pfar­re Friedberg abgetrennt worden. 1993 zählte die Pfarre Pinggau 2.704 Katholiken – mehr als Friedberg.

Die Pfarrkirche "Maria Hasel" ist ein vielbesuchtes Heiligtum der Schmerzensmut­ter. Die Gnadenkirche wird 1377 zum ersten Mal urkundlich als Kirche unser lieben Frau­en in der Pinkha erwähnt und hatte schon damals drei Altäre. Der Wallfahrtsort nahm im 17. Jahrhundert unter Pfarrer Christoph Pratsch, dem nachmaligen Propst, einen bedeu­tenden Aufschwung. Auch im 18. und 19. Jahrhundert suchten unzählige Marienver­ehrer aus dem Burgenland und aus Niederösterreich bei der Schmerzensmutter in Ping­gau Trost und Hilfe. Noch heute ist sie an jedem 13. des Monats das Ziel zahlreicher Gläubiger aus dem ganzen Dekanat Vorau.

St. Lorenzen am Wechsel

Das Pfarrgebiet von St. Lorenzen am Wechsel gehörte einst zur großen Mutterpfarre Dechantskirchen. Die Kirche in sancto Laurentio wird urkundlich erstmals im Jahr 1266 genannt; man darf also im 13. Jahrhundert die Pfarrerrichtung ansetzen. Zusammen mit Friedberg wurde St. Lorenzen im Jahr 1443 endgültig dem Stift Vorau als selbständige Pfarre einverleibt. 1993 zählte die Pfarre 1.311 Katholiken.

St. Jakob im Walde

Ursprünglich lag das Gebiet von St. Jakob im Sprengel der 1163 gegründeten Mut­terpfarre Mönichwald, war jedoch bald an Vorau abgetreten worden. Die Großpfarre St. Jakob erstreckte sich anfänglich über das Gebiet der heutigen Pfarren St. Jakob, Wenig­zell und Waldbach, wobei letztere im Lauf der Zeit ausgeschieden und selbständig wur­den. Laut einer Urkunde von 1209 musste sich das Stift Vorau verpflichten, dafür zu sorgen, dass ständig ein Seelsorger in St. Jakob wohne und dort wie auch in der Kapelle von Wenig­zell den Gottesdienst besorge. Daraus ist ersichtlich, dass die Kapelle St. Jakob bereits einige Zeit bestanden hat und ihre Gründung wohl in die Zeit bald nach 1180 zurück­gehen muss. Die hochgelegene Gebirgspfarre mit 902 Pfarrangehörigen (1993) ist von der Landwirtschaft geprägt und ein beliebter Luftkurort.

Vorau

Die im Jahr 1163 errichtete Pfarre Mönichwald bekam einen Pfarrsprengel zugeteilt, der sich weit über die heutige Pfarre Mönichwald hinaus über das Pfarrgebiet der heu­tigen Pfarren Waldbach, St. Jakob im Walde und Wenigzell erstreckte. Die Zuteilung dieses ganzen damals noch unbesiedelten Gebietes war jedoch nur von kurzer Dauer, weil im gleichen Jahr Markgraf Otakar das Stift Vorau gründete, das eben­falls Pfarrrechte in dieser Gegend anstrebte.

Durch den plötzlichen Tod von Erzbischof Eberhard I. unterblieb die Beurkundung der Vorauer Pfarrgrenzen und wurde erst rund fünf Jahre später nachgeholt. Als Erzbischof Konrad II. von Salzburg am 27. Jänner 1168 in Admont die Stiftung Otakars bestätigte, wies er Vorau zugleich Pfarrgrenzen zu, durch die er den gesamten an Mönichwald zugeteilten Pfarrsprengel nun in die neu errichte­te Mutterpfarre Vorau einbezog und diese Pfarre Vorau mit der 1161 errichteten Mut­terpfarre Dechantskirchen dem Stift Vorau inkorporierte. Diese Beurkundung wurde zur Grundlage aller Ansprüche des Stiftes auf die späteren Kirchen in St. Jakob und Wenigzell im sogenannten Dreikapellenstreit. Die im Jahr 1202 zu Ehren des hl. Ägydius konsekrierte Marktkirche war bis 1783 die Pfarrkirche; seitdem ist der Pfarrgottesdienst in die Stiftskirche verlegt. Die Stiftspfarre Vorau zählte 1993 5.195 Pfarrmitglieder.

Waldbach

Waldbach, urkundlich 1250 erstmals genannt, war durch Jahrhunderte kein selb­ständiger Seelsorgeposten, sondern eine Filiale von St. Jakob im Walde. Ungefähr ab der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ein ständiger Seelsorger in Waldbach feststellbar. Der bis­herigen Forschung zufolge wurde Waldbach im Jahr 1701 von St. Jakob abgetrennt und eine selbständige Pfarre. Es bedarf jedoch sicherlich noch einer eingehenden Untersu­chung, ob nicht eher das Jahr 1688 dafür in Frage kommt; mit diesem Jahr beginnen auch die Pfarrmatriken. 1993 zählte die Pfarre 921 Katholiken.

Wenigzell

Die Pfarre Wenigzell – die Margarethenkapelle wird erstmals 1209 urkundlich genannt – wurde anfänglich von St. Jakob aus als Filiale seelsorglich betreut. Zusammen mit St. Jakob gehörte Wenigzell seit 1168 zur Mutterpfarre Vorau. Dies wurde auch im "Dreikapellenstreit" zu Beginn des 13. Jahrhunderts bekräftigt. Wann Wenigzell eine eigene Pfarre wurde, lässt sich aus den wenigen vorliegenden Quellen nicht feststellen. An den Pfarrgrenzen wurde durch all die Jahrhunderte nichts verändert. Die Pfarre mit ihren 1.546 Katholiken wird in den Sommermonaten von vielen Gästen besucht.

Literatur

  • Pius Fank: Das Chorherrenstift Vorau und sein Wirken in Vergangenheit und Gegenwart. Graz 1925, S. 161f.
  • Pius Fank: Das Stift Vorau und die Seelsorge. In: TIJC 10 (1963), S. 142–163.
  • Ferdinand Hutz: Dechantskirchen und Schlag. Dechantskirchen 1984, S. 75–114.
  • Ferdinand Hutz: Reformation und Gegenreformation. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 77 (1986), S. 127–151. (Digitalisat)
  • Ferdinand Hutz: St. Jakob im Walde. Ein Gang durch die Geschich­te. St. Jakob 1987, S. 51–90.
  • Franz Rechberger: Das Stift Vorau und die Kinderseelsorge. In: Floreat canonia Voravii – 825 Jahre Chorherrenstift Vorau 1163–1988. Hg. von Rupert Kroisleitner. Klosterneuburg 1988 (Vorauer Heimatblätter, 10), S. 56–60.
  • Ferdinand Hutz: St. Lorenzen am Wechsel und Festenburg. Hausmannstätten 1991, S. 131–252.
  • Ferdinand Hutz: 800 Jahre Stadt Friedberg. Graz / Hausmannstätten 1994, S. 163–274.
  • Ferdinand Hutz: Wallfahrten und Prozes­sionen im Wechselgau. Vorau 1994 (Vorauer Heimatblätter, 16).
  • Ferdinand Hutz: Wenigzell – Einst und heute. Wenigzell 1996, S. 215–365.
  • Helmut Mezler-Andelberg: Schutzheilige in und um Vorau. In: Und neues Leben blüht. Festschrift Rupert Kroisleitner. Hg. von Ferdinand Hutz. Vorau 1980, S. 65–73.
  • Leopold Anton Schuller: Das Dekanat Vorau. Die Entwicklung seiner Pfarren von ihren Anfängen im 12. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Diss. Univ. Graz. Graz 1971.
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