Sacra.Wiki Stift Stainz: Unterschied zwischen den Versionen

Stift Stainz: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Sacra.Wiki
Zeile 1: Zeile 1:
{{Organisation}}
{{Organisation
|Lage={{AUT}}
|Koordinaten=46.89633, 15.26365
}}
==Historische Namensformen==  
==Historische Namensformen==  
Bereits 1160 wird der "riuus Stauwenz", der Stainzbach, urkundlich erwähnt. 1177 stellte Papst Alexander III. in Venedig eine Bulle an den Salzburger Erzbischof aus, in der er ihn zum Schutz der Güter des Nonnenklosters St. Georgen am Längsee in Kärnten aufforderte, dem von den Leuten des Markgrafen von Steiermark H. und R. (die Brüder Herrand und Richer von Wildon) und anderen ein "predium apud stawiz" entfremdet worden war. Die Bezeichnung "stawiz" wird einerseits aus dem Slawischen "stava" abgeleitet und soll "Sauergraus" bzw. "Sauerbrunn" bedeuten. Tatsächlich existiert bei Stainz eine Mineralquelle, die teilweise den Stainzbach speist. Der Slawist Simon Pirchegger hingegen erklärte den slawischen Namen mit dem "Ort, wo der Gerber seine Felle wäscht", denn östlich hinter Ettendorf fließt der Zirknjtzbach, wobei Ettendorf (früher "Eppendorf") von R. Fitter als (spätere) deutsche Bezeichnung des 1177 genannten slawischen Ortsnamens "stawiz" angesprochen wurde. Die herzogliche Bestätigung von 1233 nennt die "prepositura(m) in honorem sancte Catharine ... apud fluuium Stanz" und die päpstliche Bulle von 1248 spricht von der "ecclesie de Stanz ordinis sancti Augustini". Dass der Ort schon 1249 "Steinz" geschrieben worden wäre, klingt unglaublich, weshalb sich die Urkunden dieses Jahres (1249 III 23 Stainz A, B) - neben anderen inhaltlichen Kriterien - als Fälschungen erweisen, weil für das Kloster noch bis etwa 1500 die Bezeichnungen "Steunze", "Stanz", "Staentz" oder "Stencz" üblich waren. Weitere historische Namensformen: conventus canonicorum regularum eccl(es)ie St. Katharine in Stevntz (1319); choerherns. Gatrein goetshaus datz Stevntz (1343); das würdige Gottshaus zu Stäncz (1627); Stainz, ein Styfft Canonicorum Regularium (1681).  
Bereits 1160 wird der "riuus Stauwenz", der Stainzbach, urkundlich erwähnt. 1177 stellte Papst Alexander III. in Venedig eine Bulle an den Salzburger Erzbischof aus, in der er ihn zum Schutz der Güter des Nonnenklosters St. Georgen am Längsee in Kärnten aufforderte, dem von den Leuten des Markgrafen von Steiermark H. und R. (die Brüder Herrand und Richer von Wildon) und anderen ein "predium apud stawiz" entfremdet worden war. Die Bezeichnung "stawiz" wird einerseits aus dem Slawischen "stava" abgeleitet und soll "Sauergraus" bzw. "Sauerbrunn" bedeuten. Tatsächlich existiert bei Stainz eine Mineralquelle, die teilweise den Stainzbach speist. Der Slawist Simon Pirchegger hingegen erklärte den slawischen Namen mit dem "Ort, wo der Gerber seine Felle wäscht", denn östlich hinter Ettendorf fließt der Zirknjtzbach, wobei Ettendorf (früher "Eppendorf") von R. Fitter als (spätere) deutsche Bezeichnung des 1177 genannten slawischen Ortsnamens "stawiz" angesprochen wurde. Die herzogliche Bestätigung von 1233 nennt die "prepositura(m) in honorem sancte Catharine ... apud fluuium Stanz" und die päpstliche Bulle von 1248 spricht von der "ecclesie de Stanz ordinis sancti Augustini". Dass der Ort schon 1249 "Steinz" geschrieben worden wäre, klingt unglaublich, weshalb sich die Urkunden dieses Jahres (1249 III 23 Stainz A, B) - neben anderen inhaltlichen Kriterien - als Fälschungen erweisen, weil für das Kloster noch bis etwa 1500 die Bezeichnungen "Steunze", "Stanz", "Staentz" oder "Stencz" üblich waren. Weitere historische Namensformen: conventus canonicorum regularum eccl(es)ie St. Katharine in Stevntz (1319); choerherns. Gatrein goetshaus datz Stevntz (1343); das würdige Gottshaus zu Stäncz (1627); Stainz, ein Styfft Canonicorum Regularium (1681).  

Version vom 18. September 2022, 11:50 Uhr



Historische Namensformen

Bereits 1160 wird der "riuus Stauwenz", der Stainzbach, urkundlich erwähnt. 1177 stellte Papst Alexander III. in Venedig eine Bulle an den Salzburger Erzbischof aus, in der er ihn zum Schutz der Güter des Nonnenklosters St. Georgen am Längsee in Kärnten aufforderte, dem von den Leuten des Markgrafen von Steiermark H. und R. (die Brüder Herrand und Richer von Wildon) und anderen ein "predium apud stawiz" entfremdet worden war. Die Bezeichnung "stawiz" wird einerseits aus dem Slawischen "stava" abgeleitet und soll "Sauergraus" bzw. "Sauerbrunn" bedeuten. Tatsächlich existiert bei Stainz eine Mineralquelle, die teilweise den Stainzbach speist. Der Slawist Simon Pirchegger hingegen erklärte den slawischen Namen mit dem "Ort, wo der Gerber seine Felle wäscht", denn östlich hinter Ettendorf fließt der Zirknjtzbach, wobei Ettendorf (früher "Eppendorf") von R. Fitter als (spätere) deutsche Bezeichnung des 1177 genannten slawischen Ortsnamens "stawiz" angesprochen wurde. Die herzogliche Bestätigung von 1233 nennt die "prepositura(m) in honorem sancte Catharine ... apud fluuium Stanz" und die päpstliche Bulle von 1248 spricht von der "ecclesie de Stanz ordinis sancti Augustini". Dass der Ort schon 1249 "Steinz" geschrieben worden wäre, klingt unglaublich, weshalb sich die Urkunden dieses Jahres (1249 III 23 Stainz A, B) - neben anderen inhaltlichen Kriterien - als Fälschungen erweisen, weil für das Kloster noch bis etwa 1500 die Bezeichnungen "Steunze", "Stanz", "Staentz" oder "Stencz" üblich waren. Weitere historische Namensformen: conventus canonicorum regularum eccl(es)ie St. Katharine in Stevntz (1319); choerherns. Gatrein goetshaus datz Stevntz (1343); das würdige Gottshaus zu Stäncz (1627); Stainz, ein Styfft Canonicorum Regularium (1681).

Politische und kirchliche Topographie

Herzogtum Steiermark, seit 1462 Viertel zwischen Mur und Drau, seit 1748 Kreis Graz, Markt (seit 1372), politischer Bezirk Deutschlandsberg, Bundesland Steiermark. In kirchlich-organisatorischer Hinsicht gehörte Stainz vor der Stiftsgründung zum Gebiet des Erzbistums Salzburg.

Der Ort lag in der Pfarre St. Stefan in Lemsitz, die sich noch im 12. Jahrhundert von der Mutterpfarre St. Laurentius in Hengsberg als Filialkirche abgetrennt hatte. Im Bereich der Pfarre St. Stefan lagen die Messkapellen St. Katharina auf dem Hügel, der später das Kloster trug, und St. Georg in Ettendorf. An die Pfarre St. Laurentius grenzte im Süden die Mutterpfarre (Groß-) St. Florian, wobei der Stainzbach die Grenze bildete. St. Laurentius wurde bei der Gründung des Bistums Seckau 1218 diesem zugeteilt, St. Florian hingegen dem 1225 neu errichteten Bistum Lavant eingegliedert. Dadurch wurde der Stainzbach Diözesangrenze. Um 1500 galt die kirchliche Einteilung: Metropolitansprengel Salzburg, Bistum Seckau, Archidiakonat des Domstiftes Seckau, zuletzt (bis 1783) Archidiakonat Hengsberg. Pfarrkirche war bis 1600 die in diesem Jahr abgebrochene Kirche St. Jakob im Markt Stainz, dann die Kanonikalkirche St. Katharina im Stift.

Patrozinium

1249 erklärte Leutold von Wildon, die Stiftung des Klosters zu Ehren der Gottesmutter Maria und der Jungfrau und Märtyrerin Katharina (von Alexandrien) errichtet zu haben. Von Maria als Patronin ist später nicht mehr die Rede. Schon die Bestätigungsurkunde Herzog Friedrichs II. von 1233 spricht nur von der Propstei zu Ehren der hl. Katharina. Ihr soll bereits jene Kapelle geweiht gewesen sein, die sich, als Eigen der Herren von Wildon, angeblich um 1200 an der Stelle des späteren Kloster befunden hat und die 1232 als zur Pfarre St. Stefan in Lemsitz gehörig erwähnt wird. Die hl. Katharina blieb durch alle folgenden Zeiten alleinige Patronin von Kirche und Kloster. Deren historische Persönlichkeit ist zwar nicht fassbar, doch war ihre Verehrung im Mittelalter weit verbreitet, denn sie galt als Fürsprecherin bei Krankheiten.

Geschichtlicher Überblick

Gründungsgeschichte

Stainz ist das dritte Stift, das in der Steiermark für Augustiner-Chorherren gegründet wurde. Ihm gingen die 1140 bzw. 1163 gegründeten Stifte Seckau und Vorau zeitlich voran, zwei weitere - Rottenmann und Pöllau - folgten im 15. Jahrhundert. Während im Früh- und Hochmittelalter die Stifte von fürstlichen oder hoch freien Familien gegründet wurden, ist Stainz bezüglich seines Gründers eine Ausnahme.

Sein Stifter war Leutold von Wildon, dessen Geschlecht zu den bedeutendsten landesfürstlichen Ministerialen in der Steiermark zählte. Leutolds Urgroßvater, Richer von Eferding, war ursprünglich hochfrei, 1120 aber schon Ministeriale von Passau. Sein Sohn und Enkel heirateten, ungeachtet ihres Status als Ministerialen der Markgrafen von Steiermark, in die Sippe der Aribonen bzw. der Freien von Gutenberg-Waldstein, sodass zu den Stammlehen, die die Familie in und um die Burg Wildon bereits besaß und wonach sie sich ab 1173 nannte, weitere ausgedehnte Besitzungen kamen, unter denen vor allem die oststeirische Herrschaft Riegersburg zu nennen ist.

Während andere bekannte Stifte nur mit einer Gründungssage dienen können, hat Stainz deren drei. Nach der ältesten Legende, die ein Zisterziensermönch des 13./14. Jahrhunderts berichtet, hätte Leutold von Wildon in Regensburg ein Mädchen kennengelernt, aber, als er ihren Namen - Katharina - erfuhr, aus Verehrung der Patronin auf eine Heirat verzichtet. Als er lange Zeit danach an einem Fuß erkrankte, der amputiert werden sollte, sei ihm in der Nacht vor der Operation die hl. Katharina erschienen, die ihn zum Dank für sein Verhalten geheilt habe. Nach der zweiten Gründungslegende stand um 1200 auf dem Hügel, auf dem dann das Stift errichtet wurde, eine Kapelle "St. Katharina in der Birken", in deren Nähe Leutold unglücklicherweise ein Kind getötet haben soll. Aus Reue habe er später dort ein Kloster gestiftet. Eine dritte Version, 1895 in die Stainzer Pfarrchronik als aus dem Munde der letzten Chorherren gehörte Sage aufgenommen, berichtet, Leutolds Frau Agnes habe nachts im Traum eine Stimme gehört, ihr Mann könne wegen seiner allzu strengen Gerichtsbarkeit und einiger von ihm verübter Ungerechtigkeiten nicht selig werden, wenn er nicht zu "Katharina an der Pirka" eine schöne Kirche baue. Zu jener Zeit sei an der Stelle, an der sich jetzt die Kirche von Stainz erhebe, eine der hl. Katharina geweihte kleine Kapelle gestanden, mitten in einem "anmuthigen Pirkenhaine".

A. Kogler stellte zwischen der vom Volksmund als "Katharina in der Birken" bezeichneten Kirche und der von Herzog Friedrich II. in seiner Bestätigungsurkunde für Leutolds Gründung 1233 gebrauchten Formulierung,[1] einen Zusammenhang in der Weise her, dass Leutold diese Kirche (Katharina in der Birken) neu herrichtete und durch die Klostergründung von (der Pfarre) St. Stephan loslöste. Doch spricht die Urkunde nicht von einer "ecclesia" sondern nur von einer neu errichteten Propstei. R. Baravalle (1936, 1961) nahm aufgrund der Formulierung "in der Birken " an, dass die Kapelle eine ehemalige Burgkapelle gewesen sein könnte, denn "in der Birken" als Singular sei unsinnig, "in der Pirk", also in der Burg, hingegen die einzig vernünftige Erklärung und die ethymologische Wandlung von Burg zu Birk längst bekannt und erwiesen.

Von dieser Burg der Wildonier werde aber in den Urkunden Leutolds, die seine Stiftung betreffen, deshalb kein Wort erwähnt, um eventuellen späteren Ansprüchen seiner Verwandten jede Grundlage zu entziehen. R. Pitter wies die Erklärungen Koglers und Baravalles 1936 als sowohl historisch als auch etymologisch unzutreffend zurück. J. Grüblinger konnte sich 1954 Pitters Ansicht nicht anschließen und lehnte - nach H. Pirchegger - die Gleichsetzung des 1177 genannten "predium apud Stawiz" mit St. Georg in Ettendorf ("Eppendorf") ab. H. Wilfinger plädierte 1979 wieder für eine Hauptburg auf dem Stainzer Schlossberg und der darin befindlichen Burgkapelle St. Katharina, ebenso F. O. Roth. Zuletzt ließ H. Ebner (1981) die Möglichkeit einer abgekommenen Wehranlage an der Stelle des Stiftes wieder offen.

Die Uneinigkeit in dieser Frage hängt mit der heute schlechten urkundlichen Dokumentation der Gründung zusammen, denn etliche Urkunden fehlen, andere werden bei unverdächtigem Inhalt - als Fälschungen verdächtigt. Leutold selbst sagt, er habe die Stiftung zur Sühne seiner und seiner Vorfahren Sünden errichtet, die, bei aller Vorsicht gegenüber dieser auch bei anderen Klosterstiftungen vorkommenden Begründung, so etwas wie ein Motiv anklingen lässt, das auch historisch begründbar ist: Die Wildonier hatten wieder holt kirchlichen Besitz wider alles Recht an sich gerissen oder geschädigt, wie aus der päpstlichen Bulle von 1177 und anderen Urkunden hervorgeht. Dass Leutold mit seiner Frau Agnes von Traberg (Unterdrauburg/ Dravograd) nur zwei Töchter, aber keinen Sohn hatte, mag zum Entschluss für eine Klostergründung sicher mitbestimmend gewesen sein.

Er begann also vor 1229 in Stainz mit dem Bau eines Klosters für Augustiner-Chorherren, für das er Mönche aus dem Stift Seckau und Gerold als ersten Propst berief. Erst im Laufe der folgenden Jahre vermochte er es mit jenen Pfarren, Gütern und Einkünften auszustatten, die die Gründungsdotation bildeten. Sollte es je einen Stiftungsbrief für Stainz gegeben haben, so ist er verloren gegangen. Auch ein noch im 19. Jahrhundert bezeugtes Salbuch des Stiftes ist schon lange nicht mehr vorhanden, nur Abschriften davon gibt es. Immerhin ist eine undatierte "cartula" aus der Zeit um 1230 (nach anderen vom Jahre 1240) erhalten. In Form einer Traditionsnotiz, oder besser eines Gedächtnisprotokolls Leutolds, ist sie Ausdruck der Sorge des Stifters um die Ordnung der Besitzverhältnisse seiner Gründung, weil aus Antrieb böser Geister und Schlauheit verschlagener Menschen oft Zwistigkeiten und Betrügereien entspringen, wodurch die Güter der Guten, Gott arglos dargebracht, zerstückelt oder gar zerstört werden.

Deshalb ordnete Leutold mit Zustimmung seines Bruders Ulrich die Beziehungen seiner Untertanen, die auf Klostergrund lebten, zur Kirche der hl. Katharina in Stainz hinsichtlich Kirchgang, Maut, "Vürvanch" und anderer Belange. Er bestimmte, dass die Abgaben an den Kirchweihfesten der Pfarrkirchen St. Stefan in Lemsitz und St. Georg in Ettendorf an den Beauftragten des Stiftes zu entrichten, das Gerichtsgeld (genannt "Vürvanch") aber dem Propst oder seinem Marktrichter zu leisten seien. 1232 überließ der Salzburger Erzbischof, dessen Zustimmung zur Gründung damit indirekt ausgedrückt wird, Leutold allen Grund der Kirche von Stainz und gab ihm den dafür abgetretenen Ort Gschwend (bei Kumberg) als Lehen wieder zurück. Erst 1245 genehmigte Erzbischof Eberhard II. den Tausch der salzburgischen Pfarre St. Stefan gegen Leutolds Pfarre St. Johann a. d. Feistritz (bei Herberstein), wodurch St. Stefan dem Kloster inkorporiert werden konnte.

1247 schenkte Leutold seiner Gründung noch das Dorf Wald am Stainzbach mit 31 Huben. Zwei weitere Urkunden, die beide dasselbe Datum "Stainz 23. März 1249" (A, B) tragen und von Leutold ausgestellt worden sein sollen, wurden als Fälschungen, aber mit unverdächtigem Inhalt, angesprochen, weil gewisse in ihnen genannte Güter angeblich erst Jahre später an das Kloster gekommen sein sollen. Es handelt sich dabei um die Dörfer Stallhof, Graggerer und Grafendorf bei Stainz. Stallhof und Grafendorf werden in der Bestätigung Papst Bonifaz' VIII. (1294–1303), die nur als Transsumpt von 1473 und ohne Datum erhalten ist, nicht genannt. Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass diese päpstliche Güterbestätigung für Stainz vor dem 30. September 1298 ergangen ist, zu welchem Datum Albert von Horneck den Hof Stallhof an Stainz verkaufte.

Die erwähnte päpstliche Bestätigung nennt folgende Güter: Den Ort, wo die Kirche (der hl. Katharina) steht samt Zugehörungen, die Kirche St. Stefan, ein Drittel Zehent mit 53 Hofstätten in der Pfarre St. Stefan, den Markt und den Bach genannt Stainz, das Dorf Graggerer, Weingärten zu "Edelitz" (Edelz bei Stainz?), Sierling, Marhof, Eichegg (alle bei Stainz) und Vochera (bei Bad Gams), Güter in Gersdorf (bei Bad Gams), Rutzendorf, Neudorf (beide GB Stainz), "Reinmonstuel" (abgekommen?), Schwarzenschachen, Gschwend (bei Kumberg), Pichling (bei Stainz) und Maxendorf (bei Kirchbach, Oststmk.). In der Aufzählung fehlt das von Leutold geschenkte Dorf Wald (bei Stainz) und die Pfarrkirche St. Georg in Ettendorf. Mit wenigen Ausnahmen lagen alle genannten Besitzungen in der näheren oder weiteren Umgebung des Stiftes.

Die Dotation durch Leutold wird in der Literatur von "dürftig" bis "reichlichst" gewertet, je nachdem, mit welchem anderen Stift im Land man Stainz verglichen hat. Bedeutsam für die junge Gründung war natürlich der Besitz des unter dem Kloster gelegenen Marktes Stainz (1230 forum). Um für ihn einen Marktplatz anlegen zu können, musste auf der rechten Seite des Stainzbaches vom Bistum Lavant - der Bach war die Grenze zwischen den Bistümern Seckau und Lavant - Grund erworben werden, dessen Ausmaße aber nicht allzu groß gewesen sein können. Der erste Propst Gerold soll - nach dem Visitationsprotokoll von 1545 - aus den eigenen Reihen, drei Mönche aber, zur Verrichtung des Gottesdienstes, aus Seckau gekommen sein, das damit für die Neugründung zum Mutterkloster wurde. Der Vorauer Chorherr und Geschichtsschreiber Aquilinus Julius Caesar wusste 1777 allerdings zu berichten, dass auch Propst Gerold aus Seckau gestammt habe.[2] Und der Autor fügt hinzu, dass das Stift in diesem oder dem vorangegangenen Jahr gegründet worden sei, wie die ihm zugänglich gemachten Urkunden gezeigt hätten.

1233 erhielt die Stiftung die erste landesfürstliche Bestätigung durch Herzog Friedrich II., der gleichzeitig seinen Ministerialen erlaubte, dem Kloster Güter bis zu einem Wert von 10 Mark Friesacher Münze zuzuwenden. Die Urkunde führt die Namen der ersten Konventmitglieder an: Propst Gerold, Dechant Gerung, Kellermeister Herman sowie die Chorherren Johannes, Igno, Heimich der Jud, Richer und Hugo. 1247 bestätigte Bischof Ulrich von Seckau die in seiner Diözese gelegene Stiftung und im darauffolgenden Jahr erfolgte die Konfirmation durch Papst Innozenz IV., jedoch ohne den Besitzstand des Klosters zu nennen. Leutold von Wildon starb am 13. April 1248, nach Kogler aber erst am 29. März 1250. Er erhielt sein Begräbnis in der Stiftskirche, wo 1272 auch seine Witwe Agnes bestattet wurde.

Das Stift im Mittelalter

In den folgenden zwei Jahrhunderten gelang es dem Kloster, seinen Grundbesitz durch zahlreiche Schenkungen, Jahrtags-und Seelgerätstiftungen oder Ankäufe von privater Seite zu vergrößern. Von 1298 bis 1480 lassen sich etwa 80 derartige Erwerbungen nachweisen. 1365 werden im Zuge einer Stiftung die Altäre der hl. Dorothea und des hl. Johannes in der Stiftskirche erwähnt, etwa zur selben Zeit erfährt man von der Existenz des stiftischen Siechenhauses, für das der Pfarrer von St. Stefan ob Stainz dem Kloster einen Weinzehent übertrug, "zu ainen Trost den khrankhen herren". 1400 errichtete eine fromme Frau einen Jahrtag auf dem St-Magdalena-Altar, und 1429 überließen Dechant und Kapitel dem Propst auf Lebenszeit ein Sechstel ihres Weinzehents zu St. Stefan für die Restaurierung der Kirche.

Unter den Pröpsten des Mittelalters ragt Sighard (1296–1298) hervor, angeblich aus der ritterlichen Familie Lemsitz stammend, die in der näheren Umgebung des Stiftes begütert war. Die Regierung des Propstes Peter von Eppendorf (1345–1362), der einem zu Ettendorf ansässigen ritterlichen Geschlecht angehörte, bedeutete die Glanzzeit des mittelalterlichen Stiftes. Ende des 14. Jahrhunderts traten im Konvent erste schwere Unstimmigkeiten auf. Ein Teil der Chorherren scheint mit Propst Berthold (1377–1397) unzufrieden gewesen zu sein, weshalb 1398 der Seckauer Bischof die "Stöss, krieg vnd misshelligkeit" zwischen dem neuen Propst Konrad Torseuler und dem früheren Propst Berthold schlichten musste. Propst Konrad entsagte seiner Würde, wofür er die Pfarre St. Stefan samt den Einkünften erhielt. Neuer Propst wurde der bisherige Pfarrer von St. Stefan, Gebhart, während Bertold die Pfarre "dats sand Joergen zu Stenz" (St. Georg in Ettendorf) erhielt, aber nicht mehr nach der Propstei streben, vielmehr Propst und Kapitel gehorsam sein sollte.

1438 gelangte in Sigmund von Lemsitz ein sehr um sichtiger Mann zur Regierung des Stiftes. Ihm verlieh Papst Nikolaus IV. am 1. Jänner 1453 das Recht der Pontifikalien sowie die Erlaubnis, in den stiftischen Kirchen Altäre und Paramente zu weihen. Die wirtschaftliche Situation des Klosters hatte sich aber dermaßen verschlechtert, dass sich das Stift in Rom um die Inkorporierung der Pfarren Mooskirchen und Hengsberg bei Wildon bemühte. Da in dieser Zeit fünfmal der Papst wechselte, war dem Ansuchen kein Erfolg beschieden, und die Angelegenheit wurde schließlich vom Stift nicht weiter verfolgt. 1480 brachte ein verheerender Türkeneinfall erstmals den "Erzfeind christlichen Glaubens" in die Weststeiermark und damit auch vor die Mauern des Stiftes. Ob die Türken Stainz geplündert haben, ist fraglich. Schwierig gestaltete sich die Regierungszeit des Propstes Johannes Macher (1518–1533). Der „Quart" von 1529 fiel ein Viertel des geistlichen Grundbesitzes zum Opfer. Anlässlich der 1528 erfolgten landesfürstlichen Visitation der Klöster und Pfarren in der Steiermark konnte die Visitationskommission über den Propst und die sieben Mitglieder des Kapitels nur lapidar feststellen[3] Als 1532 der schwerste Türkeneinfall in die Steiermark erfolgte, hatte Stainz das Glück, davon nicht berührt zu werden, weil es völlig abseits der Marschroute des Feindes lag, der an Graz vorbei über Leibnitz Richtung Pettau zog.

Reformationszeit

Die folgenden Jahrzehnte brachten das Stift in arge Bedrängnis. Die Gründe dafür sind dieselben wie bei anderen Stiften und Klöstern des Landes. Die Türkenabwehr erforderte größte finanzielle Anstrengungen, die der Landesfürst auch von den geistlichen Grundherrschaften kompromisslos verlangte. 1540 tätigte König Ferdinand I. bei den Stiften des Landes eine Zwangsanleihe, die das reiche Benediktinerstift Admont mit 5.000 Gulden belastete, das "arme" Stift Stainz aber immerhin noch mit 500 Gulden betraf.

Die Reformation Martin Luthers, dessen Lehre um die Mitte des 16. Jahrhunderts neben dem Landeshauptmann Hans Ungnad weite Kreise des Adels und Bürgertums, weniger die Bauern, anhingen, wirkte sich in Stainz vorerst noch nicht so dramatisch aus wie in anderen Klöstern der Steiermark. Noch 1545 stellte eine Visitationskommission fest, Propst Bernhardin Ambring (1533–1553) und die fünf Chorherren "sein einess erbaren geistlichen wandels, gebrauchen sich ihrer regel Augustiner Ordenss, in Habith schwarzer Rökh, darob Sie weiss leynen Sarrokh antragen." Der Gottesdienst werde nach altem Herkommen Tag und Nacht verrichtet, "nemblich allmorgen ein fruemess und taglich ein Hochambt sambt etlichen gesprochenen messen, auch Prim, Terz, Sechst, Non, Vesper, Complet und Mötten sambt einen Salve, so man all Sambstag und aller Unser Frawen Abendt singet."

Auch die unter der Herrschaft des Stiftes lebende Bevölkerung war noch ziemlich geschlossen katholisch, denn man zählte damals 1.500 Kommunikanten. Die danach eingetretene Krise des Stiftes war weitgehend durch die Zerrüttung seiner Wirtschaft bedingt. 1556 hatte König Ferdinand abermals eine sehr hohe Summe zur Finanzierung der Türkenabwehr verlangt, wovon Stainz mit 2.000 Gulden betroffen war, die das Stift nicht mehr aufzubringen vermochte, weshalb die Ämter Stallhof und Wald samt Einkünften verpfändet werden mussten. Während die landesfürstliche Klostervisitation von 1575 in Stainz neben fünf Chorherren auch zwei Konkubinen und vier Kinder vorfand, scheinen sich wenigstens die finanziellen und personellen Verhältnisse unter den Pröpsten Joharules Buchfink (1553–1563) und Leonhard Grasmair (1563–1585) soweit stabilisiert zu haben, dass 1583 noch die "Bruggenrnühl" im Markt Stainz gebaut werden konnte und Grasmair bei seinem Tode einen Konvent von neun Mitgliedern hinterließ.

Nuntius Germanico Malaspina stellte 1581 allerdings fest, dass der Propst - wie alle Chorherren - eine Konkubine hatte, jedoch froh war, sich von ihr trennen zu können, weshalb er im Amt bleiben konnte, während ein Chorherr und ein Pfarrer abgesetzt und eingekerkert wurden. Erst durch die Regierung des gänzlich unfähigen Propstes Sebastian Fuchs (1585–1596) schlitterte die Kanonie in einen völligen Niedergang, an dem weniger die "lutherische Häresie" als die lockere Lebensführung des Propstes und seine schlampige Wirtschaftsführung schuld waren. Fuchs machte bei anderen Stiften Schulden, die er nicht zurückzahlen konnte und trug dadurch zum finanziellen Ruin des Klosters bei. Der zur Visitation 1586 ins Stift geeilte Grazer Nuntius berichtete Erzherzog Karl, dass der Propst unwissend, bar jeder Kirchen- und Ordenszucht und für kirchliche Ämter ganz unwürdig, ja als Propst, Administrator oder Prokurator des Klosters untauglich sei. Der Nuntius suspendierte den Propst seines Amtes, doch da man einen geeigneten Nachfolger weder unter den Konventualen noch anderwärts fand, blieb Propst Fuchs weiter in Amt und Würden.

Erneuerung unter Propst Rosolenz

Nach dem Tod des Propstes Fuch war es dem Konvent unmöglich, in seinen Reihen einen Nachfolger zu finden. Man wählte daher am 21. Mai 1596 den Pfarrer von Leibnitz Jakob Rosolenz, der bald darauf vom Seckauer Bischof Martin Brenner bestätigt, aber erst nach einjähriger Probezeit im Juni 1597 infuliert wurde, denn er war Weltpriester. Rosolenz stammte aus dem Kurfürstentum Köln, hatte aber an der Grazer Jesuitenuniversität Philosophie und Theologie studiert und sich in der Steiermark zum Priester weihen lassen. Er wurde nicht nur zum großen geistigen und wirtschaftlichen Erneuerer seines Stiftes, sondern ist auch einer der führenden Köpfe der katholischen Gegenreformation in der Steiermark geworden, die er mit Publikationen aus seiner Feder verteidigte.

1598 visitierte der päpstliche Nuntius in Graz Hieronymus Graf Portia das Stift und erließ Konstitutionen und Dekrete, die als Richtlinien für die Reform durch Rosolenz dienen konnten. Dieser ging aber darüber weit hinaus, sodass sich die Konventualen über die strenge Disziplin beklagten, ohne bei Bischof Brenner etwas zu erreichen. Rosolenz brachte die stiftische Wirtschaft in kürzester Zeit wieder in Ordnung, indem er rigorose Sparmaßnahmen ergriff, Außenstände eintrieb und das Privatvermögen einzelner Chorherren einzog. Mit den erwirtschafteten Mitteln vermehrte er zum einen das Stiftsvermögen durch den Ankauf von Herrschaften, Höfen und Weingärten um ein Vielfaches. Andererseits verwendete er einen großen Teil der Einnahmen für den Umbau der Stiftskirche und Stiftsgebäude, was auf heftigen Widerstand der Chorherren stieß, die sich bei Bischof Brenner über den Propst beschwerten, er habe "vil Kindische Gepey" im Gotteshaus und in der Kirchen errichten lassen. Darüber hinaus unterstützte Rosolenz nicht nur den Landesfürsten, sondern auch die Grazer Jesuitenuniversität und die Jesuiten in Leoben mit namhaften Summen. In Radkersburg baute er sogar ein Kloster für Kapuziner.

Der Grazer Bistumsplan

Der Plan des Grazer Hofes, die Landeshauptstadt zum Sitz eines zweiten steirischen Bistums zu machen, dazu das Stift als Dotation zu verwenden und Rosolenz als Bischof zu installieren, führte zu einem lang andauernden und bisweilen mit Erbitterung aus getragenen Kampf des Stainzer Kapitels mit Rosolenz und dessen Nachfolger.

Das Bistumsprojekt war am Grazer erzherzoglichen Hof schon länger ventiliert worden und sollte der katholischen Erneuerung in Innerösterreich dienen. 1611 ließ Erzherzog Ferdinand dem Erzbischof von Salzburg seinen Plan der Errichtung eines Bistums mit Sitz in Graz vortragen. Diesem sollte das Stift Stainz inkorporiert und Rosolenz erster Bischof werden. Obwohl Salzburg und der Bischof von Seckau mit der Errichtung des Bistums einverstanden waren und auch die päpstliche Zustimmung nicht ausblieb, hat Rosolenz die Rechnung doch ohne den Wirt gemacht. Denn inzwischen hatte der Inhaber des Seckauer Stuhls gewechselt, und der neue Bischof hatte große Bedenken, dass die von Rosolenz erworbenen Stiftsgüter Stainz entzogen und ohne Einwilligung der Chorherren als Dotation für das Bistum verwendet würden.

Den größten Widerstand aber leistete der Stainzer Konvent selbst. Er lehnte jede Umwandlung und Entfremdung der Stiftsgüter als dem Willen des Stifters, wie auch dem Gelübde der stabilitas loci eines Chorherren zuwiderlaufend ab, denn die Verwirklichung des Projektes hätte für die Konventualen die Übersiedelung nach Graz bedeutet. Kaiser Ferdinand II. ließ sich durch diese Schwierigkeiten nicht beirren, und die Verhandlungen gingen allseits weiter. Je mehr Zeit verstrich und je konkreter die Pläne wurden, desto zäher stellte sich das Stainzer Kapitel dagegen. Zuletzt appellierte es in einem Schreiben an den Apostolischen Stuhl, in dem es alle Schuld an den Auseinandersetzungen dem unbeliebten Propst zuschrieb.

Darüber starb Rosolenz 1629. Als Mitglied des Prälatenstandes im steirischen Landtag hat Rosolenz seine Person ganz in den Dienst der Gegenreformation gestellt. Seine politischen Funktionen als Landtagsmitglied, Beauftragter und Verordneter der Landschaft, erzherzoglicher Rat sowie von 1612 bis 1615 als Hofkammerpräsident für Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain und Görz) vervielfachten seinen Einfluss auf das öffentliche Geschehen und bedeuteten eine kaum noch zu überbietende Anerkennung seiner Fähigkeiten und das unbedingte Vertrauen in seine Person durch Erzherzog Ferdinand. Aus diesen Tätigkeiten raffte ihn am 3. März 1629 ein plötzlicher Tod. Bischof Brenner selbst führte die Leiche des Verstorbenen nach Stainz, wo er in der Stiftskirche bestattet wurde. Einen bedeutenderen Propst hat Stainz weder vorher noch nachher gehabt.

Mit dem Tod von Rosolenz war das Bistumsprojekt aber noch nicht gefallen, der Streit vielmehr prolongiert. Ein päpstliches Dekret verfügte die Übereignung der drei Stiftsherrschaften Horneck, Rohrbach und Ettendorf und von 50.000 Gulden Bargeld an die Mensa des zu errichtenden Bistums, auch gegen den Willen der Kanoniker und des Diözesanbischofs. 1631 wurde der neue Propst Dr. phil. Simon Eberhard vom Kaiser nach Wien gerufen und zum Bischof von Graz designiert. Als Dechant des Stainzer Kapitels war Eberhard ein entschiedener Gegner des Bistumsplanes gewesen, als designierter Bischof aber nahm er diese Würde ohne Widerstreben an. Ein in Rom geäußerter Einwand, dass dem neuen Bistum die ganze Propstei einverleibt werden müsse und außerdem die Zustimmung des Propstes und des Stiftskapitels erforderlich sei, brachte das Projekt schließlich doch noch zu Fall. Dass diese Ereignisse das Zusammenleben zwischen Propst und Kapitel schwer belasteten und den Frieden im Haus jahrelang nachhaltig störten, war eine nicht zu vermeidende Folge des Streites.

Das Stift in der Barockzeit

Von den Pröpsten des 17. Jahrhunderts machte sich Georg Seyfried Freiherr Jöchlinger (1666–1684) dadurch unsterblich, dass er den Neubau des Stiftes und die Barockisierung der Stiftskirche in Angriff nahm. 1669 wurde das Stift auf sein Ansuchen in die "Lateranensische Kongregation" aufgenommen, sodass sich der Propst als "I. Abbas Lateranensis" bezeichnen konnte. Dies löste sofort Befürchtungen der kirchlichen Behörden aus, das Stift könnte sich der Jurisdiktion des Ordinarius entziehen und als exemt betrachten. Propst Jöchlinger starb 1683 im Grazer Stainzerhof, ihm folgte bis 1704 Johann Bernhard Freiherr von Paumgarten. Dieser setzte die Ausgestaltung von Kirche und Kloster fort, und 1695 konnte der neue Hochaltar der Stiftskirche geweiht werden. Die Vollendung der Innenausstattung des Gotteshauses fiel bereits in die Zeit seines Nachfolgers Christoph Horatius Carminelli (1705–1724).

Aufhebung des Stiftes und Versuche zur Wiedererrichtung

Auf Amand Joseph Freiherr von Paumgarten (1724–1748) folgte schon der letzte Propst, Johann Anton de Angelis (1748–1782). Er hieß eigentlich Engel und war der Sohn eines aus Italien stammenden Leinenwebermeisters im Markt Stainz, der als "Engelwirt" auch ein Gasthaus betrieb und ein Wappen führte. Angelis dürfte der einzige gebürtige Stainzer als Stiftsvorsteher gewesen sein. Unter ihm wurden noch mehrere Seitenaltäre sowie neue Kirchenbänke aufgestellt und die Kanzel errichtet. Nicht nur der disziplinäre Niedergang im Konvent, sondern auch wirtschaftliche Fehlentscheidungen des Propstes und die ersten Anzeichen josephinischer Klosterfeindlichkeit verdüsterten de Angelis' Amtszeit.

Sieben Schlaganfälle hatten ihn zuletzt fast völlig gelähmt, weshalb 1781 der Dechant die geistliche und weltliche Verwaltung des Stiftes übernahm. De Angelis, posthum als "Engel der Armen" gelobt, starb am 28. Juli 1782, worauf die Wahl eines Nachfolgers behördlicherseits nicht mehr in die Wege geleitet wurde. Das Stift administrierte vorerst der Stiftsdechant, der aber schon nach kurzer Zeit durch einen Chorherrn ersetzt wurde. Führungsqualitäten scheinen beide nicht besessen zu haben, denn die Disziplin im Konvent sank rapide ab.

Deshalb trat im Februar 1785 der Vizedechant Georg Anton Beck mit dem Titel und der Würde eines Stiftsdechant an die Spitze des Stiftes, konnte aber auch nichts mehr retten. Die Aufhebung von Stainz und Pöllau war schon längst beschlossen, um dem Religionsfonds weitere Geldmittel zuzuführen. Allerdings trug der skandalöse Lebenswandel der letzten Kanoniker viel dazu bei, den Seckauer Ordinarius ebenso wie den Salzburger Erzbischof für die Aufhebung geneigt zu machen, während die staatliche Regierung die rasche Auflösung des Stiftes aus Furcht vor einem weiteren Ruin des Stiftsvermögens betrieb.

Am 18. Mai 1785 erschien Kreishauptmann Wolf Graf von Stubenberg in Stainz mit dem Auftrag, das Vermögen zu revidieren, die Stiftsbeamten in Eid und Pflicht zu nehmen, die Chorherren von der Verwaltung zu entfernen und das ganze Stift mit Sequestration zu belegen. Von diesem Tag an erhielt jeder Geistliche 40 Kreuzer, der Dechant 1 Gulden zum täglichen Unterhalt. Nachdem die Vermögensaufnahme abgeschlossen war, wurde den 27 Chorherren am 16. oder 17. August 1785 die Aufhebung des Stiftes verkündet. Mitte Jänner 1786 hatten alle Chorherren das Stift verlassen, mit Ausnahme der in der Pfarre Stainz als Seelsorger tätigen. Damit hörte die Kanonie nach 550 Jahren wechselvoller Geschichte zu existieren auf.

Die Schätzung des gesamten Stiftsvermögens 1785 ergab den Betrag von 784.385 Gulden 34 Kreuzern. Am wertvollsten waren die Herrschaften und Grundstücke, deren Wert über 690.000 Gulden betrug. Das Stift besaß neben fünf Weingärten bei Stainz weitere 22 Weingärten in der Untersteiermark, wovon die 14 Weingärten bei Marburg allein 38.000 Liter Wein erbrachten. Durch die Aufhebung wurde das ehemalige Stift samt seinen Besitzungen Staatsherrschaft und von Beamten zugunsten des Religionsfonds verwaltet. In der Folge dienten die Stiftsgebäude für Verwaltungszwecke, später als Kaserne, Kriegsgefangenenlager für französische Soldaten und Heereslazarett, wobei die Gebäude zusehends verwahrlosten.

1802 trat eine Gruppe von Exchorherren mit einer Eingabe an das Gubernium heran, die den Wunsch nach Wiedererrichtung des Stiftes beinhaltete. Die darüber gepflogenen Erhebungen waren 1807 abgeschlossen und ergaben, dass elf Exkanoniker zur Rückkehr in ihr früheres Stift bereit waren, doch ordnete das Gubernium weitere Untersuchungen an, die im folgenden Jahr mit der Abweisung des Begehrens endeten. F. Röhrig vertrat 1979 die Meinung, dass die Wiedererrichtung des Stiftes hauptsächlich am Fehlen eines Expropstes gescheitert sei, der die Wiedererrichtung mit größerem Rechtstitel und Nachdruck hätte betreiben können. Der Hauptgrund für die definitive Ablehnung war aber doch der, dass bei einer Wiedererrichtung des Stiftes Stainz diesem der Religionsfonds den größten Teil des ehemaligen Vermögens hätte refundieren müssen, was eine Schmälerung der Fondsmittel bedeutet hätte, die der Staat nicht zulassen wollte. Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Staatsherrschaft Stainz an einen Privaten veräußert und 1840 gelang es Erzherzog Johann, die ehemaligen Stiftsgebäude samt dem noch vorhandenen Grundbesitz anzukaufen. Seither blieben Schloss und Gut im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Meran. Überregionale Bedeutung erlangte Stainz in der Gegenwart durch die im Rahmen der "Styriarte" unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt in der Pfarrkirche dargebotenen musikalischen Aufführungen.

Konföderationen

Schon früh hat sich Stainz mit anderen Klöstern gebetsverbrüdert: 1296 (nach einer anderen Quelle erst 1311) mit dem Mutterkloster Seckau, 1319 mit Rein (erneuert 1407), 1328 mit Eberndorf und 1366 mit dem Domstift Gurk. 1382 verpflichtete sich Stainz gegenüber Vorau, das in Vorau besonders gefeierte Fest des hl. Eustachius auch in Stainz zu begehen, während Vorau die Oktav der hl. Katharina besonders feiern wollte. Die eigentliche Konföderierung mit Vorau datiert aber erst von 1495, vom selben Jahr auch die Konfraternität mit Admont. Propst Jöchlinger bekannte 1675, mit zahlreichen Klöstern in der Steiermark, Kärnten, Tirol (Neustift 1467), Ober -und Niederösterreich (Herzogenburg 1401) sowie in Bayern gebetsverbrüdert zu sein. Die alte Konfraternität mit Klosterneuburg wurde 1739 erneuert.

Schule

In Stainz wurde bereits im Zuge der Gründung eine Knabenschule eröffnet, wohl um den Klosternachwuchs sicherzustellen. 1247 wird ein Wildung scolaris, also Schulmeister, urkundlich genannt. Interessant ist die Urkunde von 1352, mit der Otto und Diemut Vreynberger zum Dank für die liebevolle Erziehung, den vorzüglichen Unterricht und die väterliche Behandlung ihres Sohnes, die zehn Jahre gedauert hatte, dem Propst etliche Güter widmeten. 1755 wurde an allen nicht verhinderten Sonntägen durch einen Chorherrn im Beisein des Schulmeisters den Schulkindern und auch einigen Erwachsenen von der Kanzel die gewöhnliche christliche Lehr gehalten. Einen Schulmeister gab es auch in St. Stephan ob Stainz.

Karitative Tätigkeit

1271 wird ein hospitalarius der hl. Katharina in Stainz erwähnt, dem der Vizedom von Leibnitz die Einkünfte von 18 Mark jährlich zur Verwendung zuwies. 1363 stiftete der Pfarrer Martin von St. Stephan dem Kloster einen Weingarten, dessen Ertrag u.a. dem Konvent-Krankenhaus dienen sollte. 1365 werden in einer Urkunde der Kuster, das Siechenhaus und die "sichen herren" erwähnt. Das Siechenhaus wurde noch 1438 von Propst Sigmund bestiftet. Auch der Armen hat man in Stainz nicht vergessen. Das Visitationsprotokoll von 1545 sagt, dass man vor Jahren jedem armen Menschen ein "mäßl Wein, ein laibel Brot" und einen Pfennig gegeben habe. Da aber so viele Arme gekommen seien, habe man sich diese Großzügigkeit nicht mehr leisten können , weshalb diese Spende jetzt nur noch an die Hausarmen, und zwar jeden Freitag, verteilt werde.

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse=

Wirtschaftliche Verhältnisse

Der Stifter des Klosters, Leutold von Wildon, war als Angehöriger eines im Lande hochangesehenen und vermögenden Geschlechtes durchaus in der Lage, ein Stift zu gründen und zu dotieren. 1249 nannte er folgende, von ihm selbst getätigte Schenkungen an seine Gründung: den Baugrund der Kirche, den Markt Stainz mit seinen Gründen, Äckern, Wiesen und Wäldern, die Dörfer Grafendorf und Graggerer bei Stainz, Höfe in Stallhof und Gschwendt, Huben in Schwarzenschachen und Herbersdorf und das Fischrecht im Stainzbach. Dem Salzburger Erzbischof hatte er sein Patronatsrecht über die Pfarre St. Johann in Feistritz abgetreten, damit dieser dem Stift die Mutterpfarre St. Stefan bei Stainz überlasse. Ebenso gehörte die Pfarre St. Georgen bei Ettendorf zum Stiftungsgut.

Schließlich ist auch die Verfügung Leutolds, mit der er kurz vor seinem Tod dem Propst die Gerichtsbarkeit über seine und seines Bruders Ulrich Vasallen übertrug, unter diesem Aspekt zu sehen. Trotzdem wird die Dotierung durch Leutold als bescheiden bezeichnet. In der Folge kamen zwar viele Besitzungen unter verschiedensten Rechtstiteln an das Stift, zumeist in der näheren oder weiteren Umgebung gelegene Höfe, Hofstätten, Huben, Wiesen, Äcker, Weingärten, Wälder und Zehente, doch es waren meist kleine, verstreute Stücke, von denen einige noch dazu mit Seelgerätstiftungen zu Altären in der Stiftskirche belastet waren. Wirklich große Schenkungen durch die Landesfürsten, den Hochadel oder einzelne Bischöfe, wie sie andere Klöster erfahren durften, waren bei Stainz die Ausnahme, weshalb das Stift lange Zeit das kleine Kloster von Stainz blieb, wie es in einer Urkunde von 1328 heißt. Unter den namhaften Güterspenden sind die Seelgerätstiftung des Bischofs Friedrich von Seckau von 1309 über eine Mark Gülten für ein Ewiges Licht und 30 Messen, die Abtretung des Eigentumsrechtes am Schwaighof zu Ettendorf durch den Graf von Pfannberg 1323 und die Seelgerätstiftung des Pfarrers Heinrich von St. Peter im Sulmtal von 1365 hervorzuheben.

Es scheint, dass die Lasten aus diesen Stiftungen für die Kanonie mitunter größer waren als der wirtschaftliche Nutzen davon. Unter Propst Wildung (1285–1296) wurde in der Steiermark der auf dem 14. allgemeinen Konzil von Lyon (1274) beschlossene Kreuzzugszehent gesammelt, der aus einem sechsjährigen Zehent aller geistlichen Einkünfte bestand. Die Kirche von Stainz und ihre Filialen St. Stefan, St. Georg in Ettendorf und die Laienkirche St. Jakob im Ort Stainz, mussten dafür ungefähr 20 1/2 Mark Grazer Münze aufbringen. Die angespannte Lage des Stiftes während des ganzen Mittelalters vermochte die Marktfreiheit des Ortes Stainz, die dieser seit der Zeit der Gründung besaß, nur wenig zu lindern. Herzog Albrecht III. räumte 1372 dem Markt Stainz dieselben Rechte ein, wie sie die landesfürstlichen Städte besaßen, worunter die Abhaltung von Märkten verstanden wurde. 1443 bestimmte Friedrich III. den Sonntag nach Pfingsten als weiteren Markttag für Stainz. Das Privileg erlaubte jedermann, 14 Tage vorher und 14 Tage nachher freien Handel zu treiben, was der ganzen Region und letztlich auch dem Stift wirtschaftlich zugute kam, die Situation des Klosters aber trotzdem nicht entscheidend verbessern konnte.

Propst Sigmund von Lemsitz (1438–1461) sah sich angeblich außerstande, mit den geringen Einkünften 50 Personen versorgen zu können, worunter neben den Konventualen auch die Stiftsangestellten zu verstehen sind. Sein Nachfolger war sogar gezwungen, einige Stiftsgüter zu veräußern. Das Stift bemühte sich daher in Rom um die Inkorporierung der reichen Pfarren Mooskirchen und Hengsberg. Obwohl Kaiser Friedrich III. und König Maximilian I. sich sehr für Stainz und sein Anliegen einsetzten und mehrere Päpste hintereinander damit befasst waren, 1489 sogar eine Bulle Innozenz' VIII. mit der Verfügung der Inkorporation erging, wurde diese dennoch nicht durchgeführt. Das Rennen machte zuletzt das Bistum Seckau.

Nachdem schon König Maximilian I. allen Klosterbesitz zu seinem Kammergut erklärt hatte, scheute sich König Ferdinand I. nicht, den Klöstern und der Pfarrgeistlichkeit über Jahrzehnte hinweg schwere Finanzlasten zur Bekämpfung der Türken aufzubürden. Infolge der "Quart" verlor Stainz 1530 das "Rainbach-Amt " in der Gemeinde Sierling (26 Untertanen mit ihren Gütern) und Grafendorf an kauflustige Adelige, ein wirtschaftlicher Schock für das wenig begüterte Stift, auch wenn Grafendorf 1553 wieder zurückgelöst werden konnte. 1537 nahm der König bei der Geistlichkeit ein Darlehen auf, wozu der Erzbischof von Salzburg in zwei Raten 6.000 Gulden, Admont 600 Gulden, Seckau 500 Gulden, St. Lambrecht 400 Gulden und das kleine Stainz 100 Gulden zahlte. Zwei Jahre später streckte Stainz wieder 100 Gulden vor, es folgte ein Zwangsdarlehen bei der innerösterreichischen Geistlichkeit, von dem Stainz mit 500 Gulden betroffen war. Schon diese Summen konnten offenbar nur durch Anleihen bei reichen Adeligen der Umgebung aufgebracht werden.

Durch die Ungunst der Zeit sank die Gült des Stiftes von 567 auf 428 und zuletzt auf 403 Pfund, wie die Gültschätzung des Jahres 1542 ergab. Außerdem hatte Stainz vier gerüstete Pferde für das Landesaufgebot gegen die Türken zu stellen, ebensoviel wie der Ritter Falbenhaupt, während Admont 35 gerüstete Pferde stellte. Eine weitere Forderung des Königs 1556 über 50.000 Gulden, für die die Kirche alle Güter zum Pfand setzen und Stainz 2.000 Gulden beitragen sollte, vermochte das Stift, nach Erschöpfung der Barmittel, nur durch die Verpfändung zweier Ämter an Sigmund von Wildenslein aufzubringen. Die elfjährige Regierung des Propstes Sebastian Fuchs (1585–1596) bedeutete einen Tiefststand in der wirtschaftlichen Gebarung des Stiftes. Umso deutlicher fiel der Aufstieg des Klosters zur wohlhabenden Grundherrschaft und einem der reichsten Klöster des Landes unter Propst Jakob Rosolenz (1596–1629) aus.

Rosolenz muss ein Finanzgenie gewesen sein. Seine ausgezeichneten Beziehungen zu den Seckauer Bischöfen Martin Brenner und Jakob Eberlein wie zum Landesherrn Erzherzog Ferdinand, dem späteren Kaiser Ferdinand II., dürften ihn in die Lage versetzt haben, aus seiner politischen Stellung im Hof-und Landesdienst Kapital für das herunter gewirtschaftete Stift zu schlagen. Dieser Propst hat das Stift bereichert wie keiner seiner Vorgänger. Hatte er zu Beginn seiner Regierung noch das Amt Rottenmann in der Obersteiermark veräußern müssen, kaufte er schon 1602 die Herrschaft Rohrbach (heute St. Josef) und 1604 den Edelsitz Lichtenberg, auch Stainzhofen genannt. 1612 schenkte ihm der Erzherzog den ihm gehörenden "Haimberhof" in der Stadt Graz, der zum Stadthaus des Stiftes wurde und seither "Stainzerhof" hieß. 1613 erhielt der Propst für ein Darlehen von 40.000 Gulden die Herrschaft Pettau/ Ptuj zum Pfand, 1614 wurden der Edelsitz Ettendorf, im Jahr darauf etliche Weingärten vom Freiherrn von Herberstein käuflich erworben, und 1620 schließlich kaufte Rosolenz die Herrschaft Horneck in der Südweststeiermark. Die Stiftskirche hat er im Stil der Renaissance erneuert, wovon heute fast nichts mehr zu sehen ist. Daneben hat er viel gebaut und sogar noch andere Ordensgemeinschaften und Institutionen finanziell großzügigst unterstützt. Das Geld scheint ihm nie ausgegangen zu sein, denn bei seinem Tode hinterließ er seinem Nachfolger nicht nur eine blühende Wirtschaft, sondern auch 50.000 Gulden in bar.

Propst Simon Eberhard (1629–1649) konnte mit den vorhandenen Geldern die Güterkäufe noch einige Jahre fortsetzen. Zu diesen Erwerbungen gehörten auch Herrschaften, die Adelige nur deshalb verkauften, weil sie als Evangelische das Land verlassen mussten: 1629 Schloss und Herrschaft Leonrod als Lehen des Stiftes St. Lambrecht, im Jahr darauf die Herrschaft Vasoldsberg, die nur vier Jahre beim Stift blieb, 1634 Schloss und Herrschaft Lankowitz und zuletzt 1648 die kleine Herrschaft Herbersdorf. Dann erfolgten keine größeren Erwerbungen mehr. Alle genannten Herrschaften, mit Ausnahme des wieder abgestoßenen Vasoldsberg, blieben bis zur Aufhebung in Stiftsbesitz. Dementsprechend betrug 1640 die Gült des Klosters 1.392 Pfund. Die Einkünfte daraus ermöglichten es den Pröpsten des 17. und 18. Jahrhunderts, Stainz in barocker Pracht erstehen zu lassen. Dies geschah mitunter auf Kosten der Untertanen, von denen das Stift zeitweise erhöhte Robot und Abgaben verlangte. 1768 reichten die Bauern ihre neun Punkte umfassenden Beschwerden direkt bei Hofe ein, wo ihnen teilweise recht gegeben wurde, während die Grazer Kreisamtsbehörde als Erstinstanz den Beschwerdeführern strengstens untersagte, sich nochmals direkt nach Wien zu wenden.

Andererseits verschuldete sich das Kloster im 18. Jahrhundert wieder. Verschiedene Gründe können dafür genannt werden. Die Stiftsherrschaften warfen keine Gewinne mehr ab, da ihre Bewirtschaftung durch Beamte teuer war, weshalb zuerst Kanoniker die Wirtschaft führten, bis man die Herrschaften verpachtete. Als schwerer Fehler des Propstes de Angelis erwies sich die Gewährung eines unbesicherten Darlehens an den Grafen von Plettenberg in Wien, das über 43.000 Gulden betrug, die das Stift wegen des Konkurses des Grafen nur zum kleineren Teil zurückerhielt. Außerdem war der Aufwand für Propst und Kanoniker sowie andere Ausgaben viel zu hoch. Nach dem Tod des letzten Propstes tat sich der Inventurskommissär mit der Vermögensaufnahme des Stiftes sehr schwer, da der Stiftsanwalt dazu unbrauchbar, der Hofmeister - ein Kanoniker - verreist und auch keine ordentliche Kanzlei oder Registratur vorhanden war.

Der Aktivstand ergab über 450.000, die Passiva dagegen betrugen schon mehr als 253.000 Gulden. Der jährliche Ertrag des stiftischen Gesamtvermögens belief sich auf fast 7.900 Gulden und sollte nach Meinung des Kommissärs nicht nur ausreichen, Propst und Kapitel zu erhalten, sondern auch die Schulden allmählich zu tilgen und einige Rücklagen zu bilden. Die genannten Zahlen sind aber teilweise zu niedrig angesetzt. Die Aufhebungskommission fand Stainz als reiches Stift vor. Allein die Herrschaften Horneck, Rohrbach (St. Josef), Lankowitz und Herbersdorf samt liegenden Gütern wurden auf über 690.000 Gulden geschätzt, der Grazer Stainzerhof, renovierungsbedürftig, war 5.000 Gulden wert, genau so viel wie alle Stiftsgebäude. Dazu kamen Weingärten in Radkersburg, Marburg/ Maribor und Luttenberg/ Ljutomer, Untertanenausstände, Bargeld, Silber, Preziosen, etc. Die Aktiva betrugen über 784.000 Gulden, die Passiva 74.600 Gulden. Das Reinvermögen belief sich daher auf fast 710.000 Gulden und der jährliche Ertrag der liegenden Güter auf 27.557 Gulden, womit sich Stainz als großer Gewinn für den Religionsfonds erwies.

Rechtliche Verhältnisse

Stift Stainz war, zumindest anfangs, gleichsam das "Familienkloster" der Wildonier. Da der Stifter keine Söhne hinterließ, nahm sich nach dem Tode Leutolds dessen Bruder, Ulrich von Wildon, der Stiftung an, deren Errichtung er seinerzeit zugestimmt hatte. Leutold bemühte sich noch zu Lebzeiten erfolgreich, seine Gründung durch die landesfürstliche und kirchliche Obrigkeit absichern zu lassen, indem er 1233 die Bestätigung durch Herzog Friedrich II., 1247 die des Seckauer Bischofs und 1249 die Papst Innozenz IV. erreichen konnte.

Die Genehmigung des Salzburger Erzbischofs setzt der 1232 erfolgte Eintausch des Salzburg gehörenden Baugrundes, auf dem die Katharinenkirche des Klosters gerade errichtet worden war, voraus. Nach der ersten Urkunde vom 23. März 1249, die angeblich gefälscht ist und von Pitter nach 1343 angesetzt wird, hat Leutold von Wildon dem Kloster das Privileg der Vogtfreiheit und Immunität gewährt, wozu wohl die Erlaubnis des Landesfürsten Voraussetzung war. Später erfolgten zahlreiche weitere Bestätigungen der Stiftsprivilegien, so z.B. durch Herzog Stephan von Slawonien, Statthalter König Belas IV. von Ungarn in der Steiermark (1257), König Ottokar von Böhmen (1276), König Rudolf (1277) und andere habsburgische Landesfürsten. Von diesen waren jene des Herzogs Stephan und König Ottokars von größerer Bedeutung, denn ersterer bestätigte die Vogtfreiheit und Exemtion des Stiftes und Marktes, während der böhmische König erklärte, auf freiwilliges Verlangen des Konventes den Landeshauptmann von Steiermark als Vogt für das Kloster bestellen zu wollen.

Die landesfürstliche Privilegienbestätigung 1356 erklärte das Kloster als unmittelbar unter des Kaisers und Reiches Schutz stehend. Vogt des Klosters war dessen Diözese das Kloster lag. Konfirmationsurkunden der Bischöfe von Seckau sind aber erst von 1494 und 1518 erhalten. Die freie Propstwahl wurde dem Stainzer Kapitel 1268 vom Bischof von Lavant ausdrücklich bestätigt. Papst Bonifaz VIII. (1294–1303) sicherte dieses Recht dem Stift neuerlich zu, unter gleichzeitiger Bestätigung des Besitzstandes. 1455 behielt sich Papst Nikolaus V. die Besetzung mehrer Abteien und Propsteien in Steiermark und Kärnten vor, darunter auch Stainz, allerdings nach den Vorschlägen des Kaisers, was gegen das freie Wahlrecht des Kapitels verstieß. Später hat das Kloster das Wahl- bzw. Postulationsrecht des Propstes stets wahren können.

Es ist als Glücksfall zu betrachten, dass die in Stainz zuletzt benützte Wahlurne von ca. 1700 erhalten geblieben ist. R. Pitter übergab sie 1935 dem Diözesanmuseum Graz. Sie ist aus Buchenholz, hat die Form eines Speisekelches und ist schwarz poliert. Aus den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts gibt es wiederholt Nachrichten über die Funktion des Propstes als Kommisär Salzburgs bei der Einführung neuer Pfarrer in ihre Pfarren. 1480 wird Propst Augustin anlässlich einer solchen Einsetzung sogar als Archidiakon von Ober- und Untersteiermark bezeichnet. Das Recht der Pontifikalien wurde dem Stainzer Propst 1453 von Papst Nikolaus V. erteilt. Das Privileg gestattete dem Propst auch, Altäre und Paramente in den eigenen Kirchen zu weihen. Als Vertreter des geistlichen Großgrundbesitzes gehörten die Pröpste zum Prälatenstand der steirischen Stände und übten als seine Mitglieder wiederholt öffentliche Funktionen aus. Schon für Mitte Februar 1457 ist die Teilnahme des Stainzer Propstes am Landtag verbürgt. Rosolenz war 1628 als erster Stainzer Prälat Mitglied des Verordnetenkollegiums des Landtages. Nach ihm auch die Pröpste Johann Bernhard und Christoph Horatius.

Eine Auszeichnung für die Stiftsvorstände bedeutete ihre Ernennung zum landesfürstlichen Rat, welche Ehre zuerst Propst Rosolenz als Günstling Erzherzog Ferdinands zuteil wurde, später trugen die Pröpste Jöchlinger, beide Paumgarten und Carminelli den Titel "kaiserlicher Rat". Propst Johann Bernhard von Paumgarten und seine beiden Nachfolger nannten sich zudem lateranensische Äbte, weshalb Stainz auch als Abtei bezeichnet wurde. Der Chorherr Joseph Maria Kreuzer erlangte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sogar die Würde eines Apostolischen Protonotars, die auch einer der letzten Chorherren bekleidete. Der Ort Stainz, 1230 Markt genannt, hatte schon zu diesem Zeitpunkt auch einen Marktrichter, der 1245 namentlich genannt wird. 1249 trat Leutold von Wildon mit dem Markt auch das Recht der Gerichtsausübung an das neugegründete Stift ab. Die Bestellung des Marktrichters erfolgte jedoch auf Grund freier Wahl, der Propst hatte nur ein beschränktes Mitspracherecht.

Der aus der Zeit des Propstes Leonhard Grasmayr stammende Stainzer Marktrichterstab ist noch heute vorhanden. Die bisherige Forschung war sich nicht im klaren, ob das Stift bei seiner Gründung auch die hohe Gerichtsbarkeit über den Marktbereich erlangt habe. Denn 1597 wird von einem Landgericht und Burgfried des Marktes Stainz gesprochen, der sich etwa eine Quadratmeile ausdehnte. Der flächenmäßig viel ausgedehntere Burgfried des Stiftes hin gegen unter stand dem Landgericht Wildon, an das Schwerverbrecher nur mit dem Gürtel umfangen ausgeliefert wer den mussten, während leichtere Vergehen in Stainz abgeurteilt werden konnten. Der schon lange erhobenen Forderung der Stainzer Bürger nach Rückgabe der Gerichtsbarkeit entsprach Propst Rosolenz 1597 dadurch, dass der Stainzer Marktburgfried die Landgerichtsfreiheit haben sollte, das Stift sich aber im Marktburgfried und im Stiftsburgfried des eigenen Landgerichtes zu betragen habe. Es war also eine Delegation des Landgerichtes, das eigentlich dem Kloster als Herrn des Markt es zustand. 1694 und 1760 wurden in Stainz zwei Hinrichtungen mit dem Schwert vorgenommen.

Soziale Verhältnisse

Persönliche Zusammensetzung und zahlenmäßige Stärke eines Klosterkonventes sind Kriterien seines Gedeihens. 1332 bestand der Konvent aus dem Propst und vier Chorherren. Mitglieder des niederen Adels und wahrscheinlich auch des Bürgertums füllten damals die Reihen der Chorherren. 1358 befand sich ein Sohn des Ulrich Hagen im Kloster, 1334 werden Friedrich und Ulrich die Winterhofer, 1371 Gottschalk der Chröczer als Mitglieder des Konventes genannt. Zahlreiche Stainzer Chorherren erscheinen in den Weiheregistem der Seckauer Bischöfe von 1425 bis 1507. Bis in das 17. Jahrhundert dürfte die Anzahl der Konventualen nie über zehn hinausgekommen sein.

Die landesfürstliche Visitation 1528 fand im Stift außer dem Propst sieben Chorherren, die friedlich zusammenlebten. Auch 1545 waren Propst und Konvent "aineß erbaren geistlichen wandelß und wesenß", lebten nach der Regel und trugen ihre schwarzen Röcke mit dem "weißleynen sarrokh" darüber. 1553 wählten fünf Chorherren, von denen einer des Schreibens unkundig war, den neuen Propst. Einige Jahrzehnte später hatte sich die Situation insofern verändert, als neben fünf Mönchen auch zwei Konkubinen und vier Kinder im Stift lebten. Das war zur Zeit der Hochblüte des Protestantismus in der Steiermark. Alle Konventualen dieser Zeit waren bürgerlicher Herkunft.

Nach dem allgemeinen Tiefstand Ende des 16. Jahrhunderts erholte sich unter Propst Rosolenz das Stift in jeder Hinsicht ungemein rasch. 1601 schrieb Nuntius Portia den Chorherrenstiften der Steiermark ein einheitliches Ordenskleid vor, denn er hatte bemerkt, dass dieses nach Farbe und Schnitt verschieden war. Kurz bevor Rosolenz starb, lebten außer ihm bereits wieder zehn Kanoniker im Kloster, die aus der Mark Brandenburg, aus Köln, aus Linz sowie aus Krems in Niederösterreich stammten. Die Zahl der Kanoniker stieg in der Folge aber nur langsam, wenn auch stetig an. Noch 1639 betrug sie nur 13, und alle Chorherren waren bürgerlichen Standes.

1666 wählten 14 Priester, zwei Diakone und ein Subdiakon den neuen Propst. Dessen Nachfolger, Johann Bernhard von Paumgarten, hatte sich in den letzten Jahren seiner Regierung mit den Exzessen zweier Konventualen zu befassen, die er eigentlich wegen Untauglichkeit zum Klosterleben hätte entlassen müssen. Der eine hatte das Siegel des Propstes gefälscht und damit in Graz 2.300 Gulden ergaunert, war dann auf der Flucht gefasst und vom Stift interniert worden. Der andere hatte homophile Neigungen, denen zahlreiche junge Männer zum Opfer fielen. Er wurde im stiftischen Schloss Lankowitz eingesperrt, setzte aber auch dort sein Treiben fort. Er dürfte in der Haft gestorben sein. Schließlich verfiel der Propst selbst der Suspendierung durch den Bischof von Seckau aus Gründen der Insubordination, doch scheint diese nicht strikt exekutiert worden zu sein.

Als man 1705 zur Wahl eines neuen Propstes schritt, befand sich der Konvent in einem personellen Höchststand: Der Dechant war 40 Jahre alt und stammte aus Graz. Weitere 19 Chorherren waren Priester und alle, bis auf drei, zwischen 25 und 44 Jahre alt. Zwei Herren waren noch Diakone, einer erst Subdiakon. Dazu kam der in Lankowitz inhaftierte Chorherr, der sein Stimmrecht verloren hatte. Neun Chorherren waren von Adel, der Rest der Konventualen gutbürgerlicher Herkunft, aus dem Bauernstand stammte keiner. Elf Konventualen nannten Graz als Heimatstadt, acht kamen aus der Steiermark, jedoch keiner aus Stainz selbst, der Rest nannte Kärnten, Salzburg, Wien, Niederösterreich und Böhmen als Heimat. Das Durchschnittsalter der 24 Chorherren betrug 37 Jahre.

Im 17. und 18. Jahrhundert traten wiederholt Mitglieder landständischer Familien in das Stift ein. Darunter Leopold Wilhelm Graf Galler von Schloss Lannach, ein Graf Saurau, zwei Freiherren Jöchlinger, der eine, Georg Seyfried, wurde Propst, der andere war dessen Neffe, zwei Freiherren von Paumgarten, die beide zur Propstwürde kamen, zwei Brüder Freiherren Ottenfels aus Kärnten, ein Graf Morelli aus Graz sowie mehrere Angehörige des niederen steirischen (Beamten-) Adels. 1775 starb im Chor bei der Komplet, vom Schlag getroffen, Maria Karl Graf von Hainrichsperg, letzter hochadeliger Chorherr.

Klagen über die damals ziemlich gesunkene Disziplin der meisten Konventualen drangen nicht nur dem Ordinarius zu Ohren, auch die staatlichen Regierungsbehörden waren hellhörig geworden. Manche Chorherren unternahmen in Begleitung von Damen aus Stainz Fahrten im Wagen oder Schlitten auf die Stiftsherrschaften und bis nach Marburg/ Maribor, besuchten Faschingveranstaltungen, frequentierten in Stainz und Graz Gasthäuser und kamen oft erst spät in der Nacht oder tagelang überhaupt nicht ins Stift. Die Konventualen trugen bis auf einen keinen Habit mehr. Trotz vieler Priester wurden an den Sonn- und Feiertagen so wenig Messen in der Stiftskirche gelesen, dass sich die Bürger von Stainz darüber beschwerten. Propst de Angelis konnte diesem Sittenverfall, trotz häufiger Ermahnungen an die Konventualen und wiederholter bischöflicher Visitationen, nicht mehr wehren, denn seine guten Absichten wurden vom Dechant durchkreuzt. Aus diesen Gründen war sowohl der Bischof von Seckau wie auch die Regierung der Ansicht, dass es besser sei, Stainz aufzuheben. Das Stift ist also auch an der Dekadenz seiner eigenen Mitglieder zugrunde gegangen. Am Tage der Aufhebung befanden sich 24 Chorherren im Stift, die bis auf drei bürgerlicher Herkunft waren und fast alle aus der Steiermark stammten. Jene, die körperlich in der Lage waren, wurden zur Ausübung der Seelsorge im Bereich des Bistums Seckau verpflichtet, unter Androhung des Verlustes ihrer staatlichen Pension im Weigerungsfalle. Als einziger von ihnen machte Ludwig Maximilian von Jacomini eine kirchliche Karriere, er wurde Domherr des Seckauer Kapitels in Graz, 1816 sogar Dompropst und saß in dieser Eigenschaft als Repräsentant des Domkapitels im Landtag. Der letzte Stainzer Exchorherr starb 1831 in Graz.

Bibliothek

Propst Johann Bernhard von Paumgarten hinterließ bei seinem Tod 1704 auch eine Bibliothek, die auf zwölf Stellagen untergebracht war. 1782 zählte man 2.520 Bände, unter denen sich die meisten "Hl. Vätter" vorfanden, aber auch die "Acta sanctorum" des Johannes Bollandus. Drei Jahre später, bei der Aufhebung, wurde festgestellt, dass sich die Bibliothek in gänzlicher Unordnung befand und kein Katalog der Bestände vorhanden war, nur ein unverlässliches Repertorium.

Deshalb konnten die Bücher auch nicht einzeln aufgenommen werden, doch gab es Werke verschiedener Disziplinen (Theologie, Jus, Geschichte etc.). Zusätzlich standen bei den Büchern noch zwei Globen. Der vernachlässigte Zustand der Bibliothek wird auf den Lebensstil der letzten Chorherren zurückgeführt, die für wissenschaftliche Betätigung wenig Interesse zeigten. Das Stift muss als Gründung des frühen 13. Jahrhunderts sicher zahlreiche Handschriften besessen haben, von denen nur ein kleiner Rest erhalten ist. Die Grazer Universitätsbibliothek besitzt fünf Handschriften aus Stainz. Eine Bibelhandschrift aus dem 13. Jahrhundert zeichnet sich durch die Qualität des Pergaments und die schöne Schrift aus. Das interessanteste Stück ist jedoch ein Antiphonarium Salisburgense vom Ende des 15. Jahrhunderts (Hs. 2 der UB Graz), das wegen seiner Größe (55 x 38 cm), seines Einbandes (brauner Lederband mit Blindpressung und Messingbeschlägen) und Buchmalerei auffällt. Es trägt auf Blatt 1 die Darstellung des hl. Augustinus und der hl. Katharina zwischen zwei Chorherren in der Tracht des 15. Jahrhunderts. Bei der Aufhebung wurden im Zimmer Nr. 35 des Stiftes neben altem Holz Graffelwerch auch alte Bücher gefunden, die nur zu verbrennen gehören. Ähnlich rigoros entschied man über die Correspondenz, wodurch viel Archivalisches zugrunde ging.

Die Bücher der Bibliothek, die Manuskripte, das (restliche) Archiv und die mathematischen Instrumente wurden 1803 der k. k. öffentlichen Bibliothek in Graz übergeben. Außer den fünf Handschriften befinden sich heute auch viele Bücher in der Grazer Universitätsbibliothek. Letztere tragen am Rücken Schildchen mit Nummern, deren höchste Zahl 3.054 ist.

Bau- und Kunstgeschichte

Pfarrkirche Stainz

Über die von einigen Forschern angenommene Existenz einer ersten Kapelle zur hl. Katharina "in der Birken" vor der Gründung des Stiftes wurde schon früher gesprochen. R. Kohlbach vermutete, diese "Urkapelle" sei in ihren Grundmauern noch in einem Nebenraum des Presbyteriums der heutigen Kirche vorhanden. 1978/79 im Erdgeschoss des Nordturmes durchgeführte Restaurierungsarbeiten haben an dessen nordöstlicher Innenwand ein steingemauertes Spitzbogenportal freigelegt, das vielleicht mit der von Kohlbach an dieser Stelle vermuteten gotischen (!) Katharinenkapelle in Beziehung gebracht werden könnte.

Wann die erste Kanonikalkirche fertiggestellt war, ist schwer zu sagen. 1232 (nicht wie behauptet 1244) wurde dem Leutold von Wildon vom Salzburger Erzbischof aller Grund und Boden um die Kirche der hl. Katharina in Stainz überlassen, womit die Existenz des Gotteshauses eigentlich feststeht. Seine Errichtung bzw. Fertigstellung hat wohl etliche Jahre gedauert, der Zeitraum dafür wird mit 1230 / 50 angegeben. Die ehemals romanische und geostete Kirche ist durch spätere Umbauten nur noch gebrochen erkennbar. Sie wurde in enger stilistischer Anlehnung an das Mutterkloster Seckau errichtet. Es wird in diesem Zusammenhang von "sächsischen" Bauformen gesprochen, die durch Erzbischof Konrad I. von Salzburg in seiner Diözese verbreitet worden seien. Analog der Seckauer Maßverhältnisse wurde die romanische Kirche von Stainz rekonstruiert: An das westliche Turmpaar mit der dazwischen gelegenen Vorhalle schlossen sich sechs Langhausjoche und zwei Chorjoche mit den angefügten Apsiden an. Damit ergibt sich die Länge der romanischen Kirche, ihre Breite stand mit den beiden Westtürmen seit der Erbauung fest, wobei die Seitenschiffe die halbe Mittelschiffsbreite besaßen.

Die zwei quadratischen Westtürme und Teile des aufgehenden Mauerwerks im Schiff werden als in ihrem Kern frühgotisch bezeichnet. 1363/65 werden zwei Altäre der alten Kirche erwähnt, der St.-Dorothea- und St.-Johannes-Altar. 1400 wird eine Stiftung zum Magdalenenaltar errichtet, und 1429 war die Kirche nachweislich renovierungsbedürftig. Dann schweigen die Quellen über die Kirche für fast zwei Jahrhunderte. Unter Propst Rosolenz erfolgte um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert der Neubau der Stiftskirche. Die Kirche wurde nach Westen ausgerichtet, 14 Altäre, drei Kapellen und der Kreuzgang, wo die Konventualen begraben lagen, fielen dem damaligen Neubau zum Opfer. Das Kapitel machte darüber die Anzeige beim Seckauer Bischof und warf dem Propst Zerstörungssucht vor. Rosolenz rechtfertigte sich damit, dass nur drei Altäre der alten Kirche geweiht waren, die Kapellen gar nicht, denn sie seien armselig und nur mit Brettern gedeckt gewesen. Der Zugang zur Kirche war nach Meinung des Propstes ruinös, weil vor dem Kloster erbaut.

Rosolenz ließ sich durch die Kritik aus dem Konvent nicht beirren. Zwischen 1605 und 1629 wurde der Chor der Kirche unter Einbeziehung der Türme nach Westen verlegt, weshalb das jetzige Presbyterium zwischen die beiden Kirchtürme eingezwängt erscheint, der Eingang dafür im Osten in dem von Rosolenz errichteten kleinen Hof angelegt, das Langhaus aufgeführt und eine prächtige Ausstattung im Stil der Renaissance in Angriff genommen. Am 22. Jänner 1629 wurden der Hochaltar der hl. Katharina und zwei Seitenaltäre zu Ehren Unserer Lieben Frau (links) und des hl. Augustinus (rechts) geweiht. Ein halbes Jahr nach dem Tod des Propstes erfolgte die Weihe von sechs weiteren Altären, die den Heiligen Jakob, Andreas, Johannes Baptist, Anna und Dorothea, dem hl. Kreuz und Petrus und Paulus dediziert waren. Leider ist von dieser Einrichtung nichts mehr erhalten.

Die Fortführung des Neubaues der Stiftskirche erfolgte erst um 1680 unter Propst Jöchlinger. Als Baumeister steht der aus Deutschlandsberg stammende Ruep Schrittwieser, ein Schüler Domenico Sciassias, fest. Das Innere wurde zu einer Wandpfeilerkirche umgestaltet, die ihre Belichtung durch seitliche Emporen erhielt. Jöchlinger und seine Nachfolger Johann Bernhard von Paumgarten (1683–1704) und Christoph Horatius Carminelli (1705–1724) ließen im Chor, im Langhaus, an der Orgelbrüstung und in den Seitenkapellen die noch vorhandene üppige Stuckierung anbringen. Sie wird der Werkstätte des Alexander Serenio, der auch in Schloss Eggenberg in Graz gearbeitet hat, und Domenico Boscho zugeschrieben.

Stuckgerahmte Wappen weisen auf die Pröpste Jöchlinger und Paumgarten als Auftraggeber hin. Die Fresken der etwa 70 Spiegelflächen der Decke stammen von Matthias Echter und wurden 1690/1700 angebracht. Im Kirchenschiff sind sie dem Leben und der Verherrlichung des hl. Augustinus gewidmet, im Presbyterium der Kirchenpatronin Katharina. Reste der frühbarocken Bemalung aus der Zeit von Propst Rosolenz wurden anlässlich der letzten Kirchenrenovierung entdeckt, aber wieder übertüncht. Seltsamerweise wird noch 1698 dem Propst von der Landschaft eine Beihilfe von 3.000 Gulden zur Behebung der "Paufölligkeit dess Gottshauss" gewährt. Dessen Fertigstellung war offenbar noch nicht abgeschlossen. Der heute zweigeschossige Hochaltar nimmt den gesamten Chorschluss ein, trägt die Signatur des Stainzer Tischlers Matthias Jägisch mit der Jahreszahl 1689 und wurde 1695 geweiht. Er trägt das Wappen des Propstes Paumgarten, der auch den künstlerischen Entwurf geliefert haben soll.

Die beiden Altarblätter, darstellend das Martyrium der hl. Katharina und ihren Triumph über den Tod, werden mit gutem Recht dem fürstlich Eggenbergischen Hofmaler Hans Adam Weissenkircher zugeschrieben. Die großen Seitenstatuen stellen die vier Päpste Silvester I., Damasaus I., Cölestin I. und Leo I. sowie die Kirchenlehrer Augustinus und Ambrosius dar, kleinere Statuen der oberen Reihe zeigen die Heiligen Agnes, Margareta, Ursula und Monika. Die Seitenaltäre an den Mauerpfeilern des Fronbogens sind dem hl. Augustinus und der Immaculata geweiht, sie wurden unter Propst Carminelli aufgestellt. Die Kapellen auf der Epistelseite sind den hl. Vierzehn Nothelfern, dem hl. Josef, dem hl. Kreuz und dem hl. Rosenkranz (früher den Armenseelen), die auf der Evangeliumseite dem hl. Johann Nepomuk, der hl. Maria vom Berge Karmel (Skapulierkapelle), der hl. Anna und dem hl. Antonius von Padua zugeeignet.

In der Annakapelle befindet sich der figurale Grabstein des Propstes Simon Eberhard (gest. 1649), der einzige eines Propstes in der Kirche. Zwischen den Altären der hl. Anna und des hl. Antonius führte früher ein Ausgang in den Stiftshof, der 1809 vermauert und bei der letzten Restaurierung statt des Lourdes-Altars ein barockes Barbarabild erhielt. Den Altar der gegenüberliegenden Barbarakapelle hat man 1809 abgetragen und einen zusätzlichen Kircheneingang statt des vermauerten Ausgangs auf der Südseite geschaffen. Der Vierzehn-Nothelfer-Altar wurde 1906 abgebrochen, das Altarblatt von Veit Hauck ist aber noch vorhanden. In der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle befindet sich, senkrecht eingemauert, der Wappengrabstein des Stifters Leutold von Wildon mit der Angabe des Sterbedatums. Er ist aus rotem Marmor gearbeitet und wird in die Jahre 1448/49 datiert, als man im Stift die 200-Jahr-Feier seines Todestages beging und aus diesem Anlass den ursprünglichen Grabstein durch einen neuen ersetzte.

An der gegenüberliegenden Kapellenwand fand der 1979 entdeckte Grabstein eines Propstes Aufstellung. Unter einer gotischen Baldachinarchitektur mit gedrehten Säulen sind im Flachrelief Infel, Krummstab und ein Wappenschild wiedergegeben, das neben dem zerbrochenen Rad der hl. Katharina auch das "Seeblatt" als Stiftswappen zeigt. Inschrift trägt der Stein keine. Da erst Propst Sigmund von Lemsitz (1453) das Pontifikalienrecht erhielt, könnte der Grabstein ihm gehören. Ein anderer 1979 gefundener gotischer Grabstein mit dem Lemsitzer Wappen wurde im Erdgeschoss des Nordturmes eingemauert. Das ist alles, was aus der mittelalterlichen Kirche übrig geblieben ist.

Die meisten Altäre besitzen eine Ausstattung von dem in der Steiermark viel gerühmten Bildhauer Veit Königer (1729–1792). Er soll auch die Kanzel der Kirche geschaffen haben. Ein großer und zwei kleinere Paramentenschränke in der Sakristei datieren um 1720. Um 1740 wurden die Kirchtürme um die Glockenstube und ein weiteres achteckiges Geschoss mit barockem Helm erhöht. Propst Johann Anton de Angelis ließ 1757 das heutige Kirchengestühl aufstellen, während das hochbarocke Chorgestühl aus der Zeit um 1700 auf der Orgelempore steht. Die derzeitige Orgel ist neueren Datums. 1978/79 fand unter Pfarrer Lorenz Möstl eine grundlegende Renovierung der Pfarrkirche im Sinne des Denkmalschutzes statt. Später ist auch eine Außenrestaurierung von Kirche und Schloss erfolgt.

Das Stift

Das ehemalige Stift erstreckt sich auf einer nördlich des Marktes gelegenen nach Osten abfallenden Hochfläche. Im Steirischen Schlösserbuch des G. M. Vischer von 1681 ist Stainz mit drei Abbildungen vertreten. Die erste zeigt das Stift vor dem barocken Umbau, mit einer Anhäufung verschieden hoher gotischer Gebäude, die von einer Mauer umgeben sind, welche von einer Reihe größerer und kleinerer Türme besetzt ist. Nur wenige Bauteile, darunter die Kirche, sind bereits barockisiert. Wahrscheinlich bildete eine alte Stiftsansicht die Vorlage für diesen Kupferstich, den Andreas Trost signiert hat. Die beiden anderen Stiche, die ebenfalls von Trost angefertigt wurden, stellen das bereits in barockem Stil um gebaute Stift dar.

Diese Abbildungen geben bis auf einige spätere bauliche Veränderungen die heutige Anlage wieder. Diese ist ein Geviert, dessen nördlichen Trakt teilweise die Kirche bildet. Mittelalterlich ist nur der niedere und schmälere Westtrakt, der bei Vischer aber dieselbe Höhe wie die übrigen Trakte hat, weil dies vielleicht im barocken Bauplan so vorgesehen war. Die Seitenlänge der Trakte beträgt etwa 80 Meter. Der Komplex umfasst einen kleineren, auf Propst Rosolenz zurückgehenden Hof und den großen fast quadratischen, dreigeschossigen Stiftshof. Beide Höfe werden durch den Prälatentrakt, der an die Kirche anschließt, getrennt. Die Arkaden des großen Hofes sind bis auf das Erdgeschoss vermauert bzw. verglast, am Westtrakt aber als gemalte Gliederung angedeutet.

An diesem Trakt befinden sich drei alte gemalte Wappen für Erzherzog Ferdinand II., den Stiftsgründer Leutold von Wildon und Propst Rosolenz, die dieser vor 1629 anbringen ließ. Auf Rosolenz geht sowohl die nach ihm benannte Stiege vom Markt zum Stift als auch der Getreidekasten gegenüber dem äußeren Stiftstor zurück. 1733 wurde vor dem Stiftsportal eine Statue der Immaculata flankiert von den Heiligen Gelasius und Patritius, die J. M. Leitner geschaffen hat, aufgestellt. Der unter Propst Jöchlinger vor dem Osttrakt angelegte barocke Garten mit einem Springbrunnen in der Mitte ist als einfacher Schlossgarten noch vorhanden. Die beiden charakteristischen achteckigen Pavillons an den Enden der Gartenterrasse wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hinzugefügt.

Eine Stiftsansicht, die als Ölbild des 18. Jahrhunderts im Grazer Franziskanerkluster existiert, zeigt das ehemalige Stift, wie es sich als Schloss der Grafen von Meran auch heute noch präsentiert. Das Innere des Schlosses besitzt eine Reihe von Räumen, deren Stuckdecken von einstiger barocker Pracht zeugen. Im Erdgeschoss des Südtraktes befindet sich das ehemalige Refektorium mit Stukkaturen und Malereien um 1695 bis 1700. Letztere stammen möglicherweise von Matthias Echter und stellen u.a. die "Hochzeit zu Kana", die "Wunderbare Brotvermehrung", das "Gastmahl im Hause des Simon" und das "Letzte Abendmahl" dar. Der ehemalige Kapitelsaal lag im Südosteck des 1. Stockes und wurde 1720 von Carlo Formentini stuckiert. Im früheren Bibliothekssaal befindet sich ein übermaltes Deckengemälde (Thema: "Siegeszug einer Herrscherin") mit den Initialen des letzten Propstes Johann Anton de Angelis. Unter den Arkaden des großen Hofes steht der beschädigte Grabstein des Propstes Georg Christoph Purgstaller (t 1654). Das Schloss wird teils als Museum, teils als Privatwohnung der Familie Meran genützt.

Pfarrkirche St. Stefan ob Stainz

Die ursprünglich romanische Kirche von St. Stefan wurde um 1500 gewölbt und ist heute eine vierjochige dreischiffige Halle. Der höhere, zweijochige Chor mit 5/ 8-Schluss und Kreuzrippengewölbe soll aus dem 14. Jahrhundert stammen. An der Ostwand des südlichen Seitenschiffes befinden sich zwei Konsolköpfe, unter deren einem sich das Wappenschild der Wildonier (Seeblatt) befindet, weshalb die Köpfe Leutold und Agnes von Wildon, die Stifter von Stainz, darstellen dürften. Im Chor befindet sich eine (Sakraments-) Nische mit Renaissance-Architekturumrahmung.

Archivalien

Vom ursprünglichen Archivgut des Stiftes ist nicht alles überliefert. Das meiste davon befindet sich im Steiermärkischen Landesarchiv. Die Urkunden sind in die Allgemeine Urkundenreihe eingereiht, die Akten in 25 Kartons gesammelt, Archivalien über Stainz befinden sich in der Reihe Altes Landrecht (Stainz, Stift). Auch das Diözesanarchiv Graz besitzt in fünf Kartons Akten über Stift Stainz. Ebenso existieren im Wiener Allgemeinen Verwaltungsarchiv im Archivkörper Alter Kultus (Sign. 94, Stifte, Steiermark, K 773) Akten über Stainz aus den Jahren 1782 bis 1803.

Ungedruckte Quellen

Archiv der Diözese Graz-Seckau (DAG): Stift Stainz, X1X b 32-36; Pfarrurkunden R 2, Nr. 183, 195,286. Steiermärkiscl1es Landesarchiv Graz: (StLA): AUR, Archiv Stainz , Stift und Herrschaft (19 Kartons).

Ansichten und Baupläne

Die ältesten Ansichten des Stiftes dürften die Kupferstiche des Andreas Trost nach Zeichnungen G. M. Vischers in der "Topographia ducatus Stiriae" von 1681 sein. Stainz ist mit drei Ansichten vertreten, wobei die erste das Stift noch größten teils gotisch zeigt. Der Stich ist wahrscheinlich nach einer alten Ansicht im Stift entstanden. Die beiden anderen Darstellungen zeigen das umgebaute, barockisierte Stift aus östlicher und westlicher Richtung. Da die Kirchtürme bereits weit über das Kirchendach hinausragen, ihre Erhöhung aber erst Jahrzehnte später erfolgte, geben die beiden zuletzt genannten Stiche den Bauplan der Barockanlage wider.

Ein Ölbild im Grazer Franziskanerkloster, darstellend das Stift von Süden, lehnt sich an eine der Darstellungen G. M. Vischers an, ist aber späteren Datums, wie an den Gartenpavillons erkenntlich ist, die erst im 18. Jahrhundert erbaut wurden. Eine kleine Ansicht des Stiftes um 1720 ist auf dem Antependium des Marienaltares in der jetzigen Pfarrkirche Stainz zu sehen. Sie zeigt die Kirchtürme noch vor ihrer endgültigen Erhöhung. Bei Lackner ist eine Rekonstruktion des Grundrisses der romanischen Kirche über dem Grundriss der heutigen abgebildet. Kohlbach und Lackner bieten einen Grundriss der jetzigen Kirche im Maßstab 1:750, Lackner darüberhinaus auch einen Querschnitt der Kirche und einen Grundriss von Schloss samt Kirche. Sie gehen z.T. auf Erhebungen im Auftrag des Bundesdenkmalamtes 1951 zurück.

Sphragistik und Heraldik

Siegel

Das Siegel des Stainzer Kapitels ist ab 1297 nachzuweisen und wurde bis ins 16. Jahrhundert verwendet. Im Siegelfeld steht in Dreivierteldrehung die hl. Katharina mit dem Rad als Attribut in ihrer Rechten. Die Heilige ist gekrönt und trägt einen Heiligenschein um ihr Haupt. Mit ihrer linken Hand hält sie die Märtyrerpalme. Links und rechts von ihr sind als Symbole für die Unsterblichkeit ein beblätterter Eichenast mit Eicheln und eine Efeuranke zu sehen. Letztere wurde manchmal als Weinrebe mit Trauben gedeutet, was jedoch keinen Sinn ergibt. Die umlaufende unziale Umschrift zwischen zwei Perllinien beginnt mit dem Kreuzzeichen und wird unten durch die Heiligenfigur geteilt: "+ S(igillum) · CO(n)VENTVS · ECC(lesi)E · SANC/TE · KATERINE · I(n) · STEVNTZ"

1589 wurde ein weiteres Kapitelsiegel angefertigt. Im Feld ist über dem Stiftswappen die hl. Katharina mit dem Rad und der Palme dargestellt. Neben ihr ist die Datierung 1589 angebracht. Die kapitale Inschrift auf einem Band wird durch den Wappenschild unterbrochen und ist außen von einer Perlenschnur mit acht Blütchen begrenzt. Etwas später ist ein kleines, achteckiges Signet mit der Datierung 1623 in Angelegenheiten des Kapitels nachzuweisen. Es zeigt wieder die hl. Katharina, ebenso ein folgendes, jedoch undatiertes hochelliptisches Typar, das bis zur Aufhebung des Stiftes verwendet wurde.

Wappen

In Rot ein silbern es Seeblatt. Dieses Wappenbild geht auf das Geschlecht der Herren von Wildon als Stifter von Stainz zurück. Später wurde anscheinend das von einem natürlichen Seerosenblatt abgeleitete Bild nicht mehr verstanden, und es sind in den Schilden manchmal Linden-, Buchen- oder Birkenblätter dargestellt.

Literatur

  • Leopold von Beckh-Wiomanstetter: Das Grabmal (oder der Grabstein) Leutolds von Wildon in der Stiftskirche Stainz und die Siegel der Wildonier. In: Mittheilungen der k. k. Central-Commission für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale XVII (1872), S. 111ff.
  • Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark. Wien 1982, S. 489f., S. 535ff.
  • EPITAPHIUM (...) DOMINI GEORGU SIGEFRIDI (...) IN STAINZ PRAEPOS[TI, (...) Qui pie in Domino obiit Graecij Alulo MDCLXXXIIJ. Die 7. Julij (Graetz 1683).
  • Josef Grollinger: Jakob Rosolenz, Propst von Stainz (1596-1629). Ein Lebensbild aus der steirischen Gegenreformation. Diss. Univ. Graz. Graz 1954.
  • Anton Kern: Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz. Bd. 1. Leipzig 1942, Nr. 2, Nr. 121; Bd. 2, Wien 1956, Nr. 1071, 1190, 1298; Bd. 3, Wien 1967, XXIf.
  • Rochus Kohlbach: Stainz. In: Die Stifte Steiermarks. Ein Ehrenbuch der Heimat. Graz 1953, S. 197ff., S. 295, S. 317.
  • Rochus Kohlbach: Stift Stainz in der Weststeiermark. Typoskript o.J. (nach 1956), Stiftsbibliothek Klosterneuburg.
  • Arnulf Kogler: Die Wildonier und die ersten Anfänge des Augustiner-Chorherrenstiftes Stainz. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 9 (1911), S. 127–155. (Digitalisat)
  • Arnulf Kogler: Visitation und Inquisition des Stiftes Stainz. In: Blätter zur Geschichte und Heimatkunde der Alpenländer 2 (Beilage zum "Grazer Tagblatt"), (1911), S. 195ff.
  • Arnulf Kogler: Das Ende der Stainzischen Marktgerichtsherrlichkeit. In: Blätter zur Geschichte und Heimatkunde der Alpenländer (Beilage zum "Grazer Tagblatt"), (1911), S. 129f.
  • Walter Koschatzy: Der Baumeister des Stiftes Stainz. In: Neue Chronik zur Geschichte und Volkskunde der innerösterreichischen Alpenländer 31 (Beilage zu Nr. 17 der Südost-Tagespost), (1965), S. 3.
  • Leopold Kretzenbacher: Zur Gründungslegende des Chorherrenstiftes Stainz. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 48 (1957), S. 175ff.
  • Helmut Lackner: Die Pfarrkirche hl. Katharina in Stainz. 2. Aufl. Stainz, o. J.
  • Johann Losserth: Das Kirchengut in Steiermark im 16. und 17. Jahrhundert. In: Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark VIII/3 (1912), S. 59, 65 u. 199.
  • Arnold Luschin: Die Siegel der steirischen Abteien und Convente des Mittelalters. In: Mittheilungen der k. k. Central-Commission für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale XIX (1874), S. 256f.
  • Hans Pirchegger: Beiträge zur älteren Besitz- und Rechtsgeschichte steirischer Klöster. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 38 (1947), S. 24ff.
  • Rudolf Pitter: Beiträge zur Geschichte von Stainz. Diss. Univ. Graz. Graz 1936 (Exemplar im DAG, Nachlass Pitter).
  • Andreas Posch: Die Widmung des "Stainzer Hofes" in Graz. In: Blätter für Heimatkunde 9 (1931), S. 1ff.
  • Johann Rainer: Projekte zur Errichtung eines Bistums Graz. In: Römische Historische Mitteilungen 6/7 (1964), S. 114ff.
  • Johann Rainer: Die Entwicklung der Diözesaneinteilung in der Steiermark. Mit besonderer Berücksichtigung der Zeit Karls II. und Ferdinands II. In: Innerösterreich 1564-1619 (Joannea III). Graz 1967, S. 233ff.
  • Johann Rainer und Sabine Weiss: Die Visitation steirischer Klöster und Pfarren im Jahre 1581. 1977 (Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark XXX), S. 25f., S. 131f., S. 140.
  • F. Schellauf: Stainz in Vergangenheit und Gegenwart. Stainz 1929.
  • Elisabeth Schmölzer: Archivalische Vorarbeiten zur Österreichischen Kunsttopographie. Graz I, Adels- und Freihäuser. Hg. vom Amt der Steiermärk. Landesregierung Graz 2. Aufl. 1993, S. 340f.
  • Anton Selak: Stainz. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte. Stainz 1930.
  • 1229 Stiftskirche Stainz 1979. Festschrift anläßlich der Fertigstellung der Innenrestaurierung und der Installierung einer neuen Orgel. Deutschlandsberg 1980.
  • Trauerrede auf Johann Anton, Prälaten der regulirten Khorherrn zu Stainz in Steyermark. Gesagt von Franz Xavier Gmeiner in der Kollegiatkirche zu Stainz, den 19. August 1782. Graez 1782.
  • O. Trummer: Das Augustiner-Chorherrenstift Stainz. Diss. Technische Hochschule Graz. Graz 1929 (Exemplar 1945 zugrunde gegangen; das Exemplar des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Graz derzeit verschollen).
  • Georg Matthaeus Vischer: Topographia Ducatus Stiriae 1681. Hg. von A. L. Schuller. 2/405-407. Graz 1975.
  • Renate Wagnerrieger: Architektur des Barock in der Steiermark. In: Tagungsbericht Dreiländerfachtagung der Kunsthistoriker in Graz 1972, S. 9ff.
  • Franz Weissofner: Die letzten Chorherren des im Jahre 1785 aufgehobenen Stiftes Stainz. Unter besonderer Berücksichtigung ihrer nachmaligen Verwendung in der Seelsorge. Diss. Univ. Graz. Graz 1978.
  • Hans Wilfinger: 800 Jahre Stainz 1177-1977. Neues Stainzer Heimatbuch. Stainz 1979.
  • Herta Wlasak: Die Aufhebung des Chorherrenstiftes Stainz unter Kaiser Joseph II. aus besitzgeschichtlicher Sicht. Diss. Univ. Graz. Graz 1979.
  • Adam Wolf: Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich 1782-1790. Ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II. Wien 1871, S. 116ff.
  • Georg Wolfbauer: Das Augustiner-Chorherrenstift Stainz. Erster Versuch einer kunsttopographischen Aufnahme. In: Blätter für Heimatkunde 9 (1931), S. 3ff. (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. "cum Leutoldus de Wildonia ... in honore sancte Catharine virginis preposituram de nouo erexerit apud fluuium Stanz"
  2. "Herimannus Schachner ex religiosa palaestra sua Geroldum cum primis sociis exurgenti Canonic Stainzensium Collegia inclyto an. 1229."
  3. "Haben in gelauben und sunst gegeneinander khain beschwär. Innen ist guet ordnung und geystlich leben zu haldten bevolchen."
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Sacra.Wiki. Durch die Nutzung von Sacra.Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.