Eduard Zöhrer: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Mai 2020, 13:53 Uhr
Name | Eduard Zöhrer |
---|---|
Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 07.04.1810 |
Geburtsort | Sarleinsbach (Oberösterreich) |
Einkleidung | 13.09.1829 |
Profess | 29.09.1832 |
Primiz | 28.08.1834 |
Sterbedatum | 15.05.1885 |
Sterbeort | St. Lamprechten im Innkreis (Oberösterreich) |
Institution | Stift Reichersberg |
Funktion | Chorherr |
Quelle | Berthold Otto Cernik: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 187–193. |
Eduard Zöhrer, * 7. April 1810 in Sarleinsbach im Mühlkreis (Oberösterreich), † 15. Mai 1885, war Chorherr des Stiftes Reichersberg und Mundartdichter.
Leben
Jugend und Ausbildung
Sein Vater wirkte in Sarleinsbach als Schullehrer. Von diesem, der nicht bloß ein braver Lehrer, sondern auch ein tüchtiger Musiker war, erhielt der Knabe frühzeitig Unterricht in der Musik, namentlich im Orgelspiel. Die Mutter, selbst eine vortreffliche Sängerin, hatte gleichfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die musikalische Bildung des Knaben, besonders im Gesang. Seinen Gymnasialstudien oblag Zöhrer in Linz. Am 13. September 1829 trat er im Chorherrenstift Reichersberg ins Noviziat. Nach Ablauf des Probejahres hörte er die Theologie zu Linz. Den 29. September 1832 legte er die feierlichen Gelübde ab, und am 28. August 1834 zelebrierte er sein erstes heiliges Messopfer.
Nachdem Zöhrer von 1834 bis 1841 die Stelle eines Kooperators und eines Regens Chori an der Stiftskirche von Reichersberg versehen hatte, wurde er zuerst auf die dem Stift inkorporierte Pfarre Edlitz und später auf die Pfarre von Thernberg in der Erzdiözese Wien gesandt. Auf ersterer wirkte er als Kooperator von 1841 bis 1847, auf letzterer als Pfarrvikar von 1847 bis 1856. Nach Oberösterreich zurückberufen, fungierte er als Pfarrer in St. Lambrechten im Innkreis von 1856 bis 1885.
Bereits in seinen ersten Jahren als Priester komponierte Zöhrer Hymnen und vertonte die Gedichte des damals bekannten oberösterreichischen Dialektdichters Franz Stelzhammer. so dichtete und komponierte er in St. Lambrechten vorzüglich für die erwähnten Bündnisse die schönsten Lieder und Spiele in Volksmundart. Pfarrhof in St. Lambrecht war zugleich eine Gesangschule, wo er Unterricht im Orgelspiel erteilte. Insbesonders engagierte er sich im oberösterreichischen "Sternsingerbundes" Über die vollendete Form von Zöhrers Dichtungen hat die Kritik die günstigsten Urteile abgegeben. Im wesentlichen besagen diese folgendes:
"Eduard Zöhrer ist in Wahrheit ein Volksdichter, er denkt und fühlt mit dem Volke, kennt genau die Sitten und Gebräuche, die guten und schlimmen Manieren desselben und hat dessen Sprache vollkommen in seiner Gewalt. Zöhrer ist ein echter, gottbegnadeter Dichter, wie er nur geboren wird. Das Feuer verzehrender Leidenschaft kennt er nicht; übermütige Lustigkeit ist ihm ebenso fremd als schwarzer Trübsinn. Ein echt christlicher Humor, der dem Ernst des Lebens nicht abhold ist, kennzeichnet seine Gedichte. Zöhrer darf sich ohne Bedenken neben jeden unserer beliebtesten Volksdichter stellen. Auch in den schwierigsten Versmaßen, die er mit Vorliebe und Leichtigkeit handhabt, überrascht uns eine Reinheit und Vollendung, die bisher an keinem obderennsischen Dichter wahrgenommen wurde: er übertrifft darin auch Meister Stelzhammer. Noch in einem Punkte übertrifft er alle: Zöhrer ist auch Sänger, seine musikalische Begabung ist kaum minder groß als seine poetische, darum diese Formvollendung, dieser rhythmische Schwung, diese Sanglichkeit jedes seiner Gedichte."
Zöhrer schrieb, wie Fellöcker mit Recht hervorhebt, seine Gedichte nicht zur Belustigung "höherer Gesellschaftskreise", sondern er schrieb für das Volk aus Liebe zu diesem und zu seiner Sprache. Er schilderte nicht die rauhen, groben Seiten des Volkes, um dieselben lächerlich zu machen; er suchte vorzüglich die guten Sitten, die edlen Seiten des Volkes, insbesondere seine Religiösität hervorzuheben und gebrauchte dessen Fehler und Unarten nur als Schlagschatten, damit das Licht seiner Tugenden desto heller leuchte und desto tieferen Eindruck auf seinen Sinn und Willen mache. Er suchte durch seine Dichtungen den Charakter und die Sitten des Volkes zu verbessern und zu veredeln. Des großen Verdienstes, das sich Zöhrer hierdurch um sein Volk erwarb, geschieht auch ausdrücklich Erwähnung in dem Erlasse, in welchem der hochselige Bischof Franz Josef Rudigier denselben zum "geistlichen Rate" ernannte.
Besonders fruchtbar für die Dichtkunst gestalteten sich Zöhrers letzte Lebensjahre, obgleich er schon immer kränkelte. Auf sein herannahendes Abscheiden war er häufig bedacht und sah demselben voll Zuversicht entgegen. In einem seiner letzten Gedichte sang er noch:
I. Ás kann da sán Läbn nix lustigás gäbn,
Was singer zun Ziderl 'n Christkinderl z' Ehrn. Drum moecht i so gern hôh áf übá d‘ Stern Und obmát in Himmel á Sternsingá wern.
II. Drobn wur i nöt fäul , i sung alliweil; Kain Seiden vástimmát sö, eija bolei. Und Liedl fangneu dö beutlát i frei Von Pfaidörmel au-á und d' Weisen mit z' gleih.
V. Ás is má nöt bang , ás dauert nöt lang, Da sätz i mann Kopf dráf, as feihlt ma nöt weit; Bal kimmt gnu dö Zeit, daß obmát wer schreit:
Áf d' Weihnachten brauch' ma di: grecht di Veit!
Am 15. Mai des Jahres 1885 starb Eduard Zöhrer. Für sein Totenbildchen hat er folgenden Abschiedsgruß verfasst:
"Mueß gen furt af d' Rais, Meinz ös, as is kain Gspais. Nan, in Gottsnam! Mir kemman wieder zam, Gelts , und bleibn bonand!
Sagts ja draf, göbts ma d' Hand."
Unter den nachgelassenen Schriften Eduard Zöhrers, die im Archiv des Stiftes Reichersberg aufbewahrt werden, fand man 1985 von ihm verfasste Gedichte und weit über 100 Kompositionen von ihm. Voraussichtlich werden später noch manche im Archiv ruhende "G'schicht'n und G'sangl'n" Eduard Zöhrers und seines Mitbruders Floridus Blümlinger im Druck erscheinen.
Werke
- Allálai christligö Gsánger und Gspiel in der oberösterreichischen Volksmundart. Vom Chorherrn Pfarrvikar Eduard Zöhrer, herausgegeben von P. Sigm. Fellöcker. 1. Bd. Linz 1882, Haslinger. XV und 256 S. 8°. 2. Bd. XXXI und 240 S. ebend. 1886. 3. Bd. VIII und 264 S. ebend. 1888.
- Gedichte: In Fellöckers "Kripplgsángl und Kripplspiel in der oberösterreichischen Volksmundart", Linz, Haslinger. I. Bdchn. (1880), S. 40–117; II. Bdchn. (1881). S. 45–120; 111. Bdchn. (1881), S. 59–124; IV. Bdchn. (1883), S. 31–128; V. Bdchn. (1884), S. 20–128; VI. Bdchn. (1885), S. 15–128; VII. Bdchn. (1886), S. 22–96; VIII. Bdchn. (1887), S. 33–128.
Zahlreiche Gedichte und Kompositionen Zöhrers fanden Aufnahme in der Volksausgabe oberösterreichischer mundartlicher Dichtungen, betitelt "Aus dá Hoamát", welche der rührige Stelzhammer-Bund herausgegeben hat.
Das Archiv des Stiftes Reichersberg verwahrt von Zöhrer folgende Kompositionen:
- Requiem für Sopran, Alt und Baß.
- Grablied für 4 Singstimmen, 2 Clarinette, 2 Hörner und Posaune.
- Libera für 3 Singstimmen.
- 50 Harmonisierte Choral-Offertorien.
- 5 Pflanzl von Franzl.
- Der trauri und da lustie Dauber v. Franz Stelzhammer für 1 Tenorstimme mit Begleitung.
- Da Gimpel (Stelzhammer).
- Von Hausen.
- Grüß Gott liebe Leut.
- D Augnsprach Gsangl (Stelzhammer).
- s' Heumahda Gsang für Tenor, Bariton und Baß mit Quitarbegleitung (Stelzhammer).
- s' Gsangl von Dengeln für 4 Männerstimmen und Chor mit obligater Begleitung der Dengeböße. (Stelzhammer.)
- Olls in Ehrn. Für 4 Männerstimmen. (Stelzhammer.)
- Kain Tag ani Sunn. (Stelzhammer.)
- D' Stern für eine Tenorstimme mit Begleitung. (Stelzhammer.)
- Da Prohlhans für Bariton.
- Wann i lang nimma bi.
- D' Aubröd.
- D' Monsuchtö.
- Wie's geht.
- s' Lümperl.
- Da kernfrischi Bue.
- Mein Müederl.
- Guada Rath für eine Sopranstimme. (Stelzhammer.)
- Goethe's Schweizerlied.
- Dös anbrennt Rosel.
- Ans Inviertler-Volk.
- Der Ungsöngtö. Für eine tiefe Baßstimme (Stelzhammer.)
- I. Kaisagsang.
- II. Kaiser-Gsang.
- Dahi. Für eine Singstimme und Pfte. (Stelzhammer.)
- Freud und Laid. (Stelzhammer.)
- Gsangl von Duizat. (Stelzh.)
- D' Irrwurzen. (Stelzh.)
- In medio salus. (Stelzh.)
- s' Lockgsangl. (Stelzh.)
- Amuxlgsang.
- I kann singa kann kráhn.
- Haidja. (Stelzh.)
- Resolut für 3 Männerstimmen. (Stelzh.)
- Da vehextö Jager.
- Da Kreuzkopf.
- Da frischö Bue und dös herzi Reserl.
- Fensta-Gsangl. (Stelzh.)
- Natürligö Freyheit. (Stelzh.)
- Memorabile.
- s' Vögerl.
- Auweh. (Stelzh.)
- Dö zwai Voschandelten. (Stelzh.)
- Da Mai. (Stelzh.)
- s' Element.
- Frühlingsgsangl.
- s' Haimathgsang. (Stelzh.)
- s' Vögerl und der Mensch.
- Frühlings Botschaft. (Stelzh.)
- In Hörist wanns Nebeln treibt. (Stelzh.)
- I. Wödagsangl. (Stelzh.)
- II. Wödagsangl. (Stelzh.)
- Da gwunganö Handel. (Stelzh.)
- Comparativ.
- Frisch. (Stelzh.)
- Da und dort.
- Praevenienz.
- Ehstandsliedel (daß dás waißt). (Stelzh.)
- Ehstandsliedel (und extera nöt). (Stelzh.)
- Dö Blüeml. (Stelzh.)
- Da gehát Schuestá.
- Schweizerlied. (Stelzh.)
- * Da Voglsprn. (Stelzh.)
- Vogel Gsang. (Stelzh.)
- A Grátálánt.
- Gelegenheits-Cantate für 3 Männerstimmen.
- Hall und Wiederhall.
- Dá Haimádingá.
- Beim Scheiden.
- Der Zufriedene.
- Der Hochgelobte.
- Der Gesang.
- Toaste für 4 Männerstimmen.
- Verkündung.
- Hochzeitslied für Tenor und Baß.
- Toast.
- Thaler und Kreuz.
- Taodurnef.
- Gesang am Sarge eines Jünglings.
- Weihnachtslied.
- 20 lateinische Gesänge ohne Begleitung.
- Herr was ich bin ist dein Geschenk.
- An den Jüngling.
- Gott mein Gott wie sollt' ich Dein vergessen.
- Diesen Tag gab uns der Herr.
- Bußgesang.
- O schwere Zeit der Not.
- Schlummerlied.
- In ein Stammbuch.
- Ach die Heimat muß ich meiden.
- Unsere Quelle kommt im Schatten.
- Der Schiffer.
- Sternlein in der Höhe.
- Ich kann wol manchmal singen.
- Rausche mächtig goldne Feier.
- Im wunderschönen Monat Mai.
- Der getäuschte Verräther.
- Corona spinea.
- Licht von Himmel.
- Gute Nacht.
- Hirten wachet auf.
- Adventlied.
- Oberösterreichisches Krippellied.
Literatur
- Sigismund Fellöcker verfasst. (S. "Kripplgsangl und Kripplspiel" VII. B. Linz 1886.))