Sacra.Wiki Gilbert Ferdinand Prenner: Unterschied zwischen den Versionen

Gilbert Ferdinand Prenner: Unterschied zwischen den Versionen

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|Quelle=Ferdinand Hutz, Stift Vorau im 20. Jahrhundert, Stift Vorau 2004, S. 35-44 und 233.
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Gilbert Ferdinand Prenner, * 3. April 1914 in Vorau (Steiermark), † 22. September 1996 war Chorherr und 1953-1970 Propst des Stiftes Vorau.
Gilbert Ferdinand Prenner, * 3. April 1914 in Vorau (Steiermark), † 22. September 1996, war Chorherr und 1953-1970 Propst des [[Stift Vorau|Stiftes Vorau]].


Prenner wurde am 4. August 1934 im Stift Vorau eingekleidet, legte am 5. August 1938 die Profess ab und wurde am 29. Juni 1939 zum Priester geweiht. Er starb am 22. September 1996.
Prenner wurde am 4. August 1934 im [[Stift Vorau]] eingekleidet, legte am 5. August 1938 die Profess ab und wurde am 29. Juni 1939 zum Priester geweiht. Er starb am 22. September 1996.


"Am 15. Juli 1953 verstarb an den Folgen einer schon lange vorhandenen Kreislaufstörung der um das Stift hoch verdiente Propst Prosper Berger. Seit 1919 hat er mut unermüdlicher Tatkraft, mit viel Klugheit und Umsicht, in wirtschaftlich und politisch schweren Krisenzeiten die Geschicke des Stfites geleitet. Er wurde von namhaften Persönlichkeiten als zweiter Gründer des Stiftes bezeichnet. (...) Nach dem Tod des Propstes Prosper Berger wurde die Wahl eines neuen Propstes dadurch hinausgezögert, da kurz vorher der Generalabt Alipius Linda von Klosterneuburg gestorben war, bald darauf der Konvisitator Propst Berger von Vorau. So war für die Wahl eines neuen Propstes sowohl für Klosterneuburg wie auch für Vorau niemand zuständig, bis schließlich Propst Leopold Hager von St. Florian von Rom aus als Konvisitator ernannt wurde. Damit war auch die Möglichkeit einer Propstwahl für Klosterneuburg und auch für Vorau möglich geworden. Diese fand nun in Vorau am 22. Oktober 1953 statt, aus der der bisherige Kaplan von Friedberg Gilbert Prenner als neuer Propst hervorging. Noch am Vortag unschlüssig, eine eventuelle Wahl anzunehmen, hat er sich durch den hohen Stimmenanteil und durch das Zureden verschiedener Mitbrüder doch schweren Herzens entschlossen, diese Wahl auch anzunehmen." Dieser Ausschnitt ist den maschinenschriftlichen Aufzeichnungen von Propst Gilbert Prenner entnommen, die die Jahre 1918-1969 umfassen. Bereits hier klingt das an, was die ganze Amtszeit von Propst Gilbert Prenner von 1953-1970 überschattete: Er war in seiner Rolle als Propst nicht glücklich.
"Am 15. Juli 1953 verstarb an den Folgen einer schon lange vorhandenen Kreislaufstörung der um das Stift hoch verdiente Propst Prosper Berger. Seit 1919 hat er mut unermüdlicher Tatkraft, mit viel Klugheit und Umsicht, in wirtschaftlich und politisch schweren Krisenzeiten die Geschicke des Stfites geleitet. Er wurde von namhaften Persönlichkeiten als zweiter Gründer des Stiftes bezeichnet. (...) Nach dem Tod des Propstes Prosper Berger wurde die Wahl eines neuen Propstes dadurch hinausgezögert, da kurz vorher der Generalabt Alipius Linda von Klosterneuburg gestorben war, bald darauf der Konvisitator Propst Berger von Vorau. So war für die Wahl eines neuen Propstes sowohl für Klosterneuburg wie auch für Vorau niemand zuständig, bis schließlich Propst Leopold Hager von St. Florian von Rom aus als Konvisitator ernannt wurde. Damit war auch die Möglichkeit einer Propstwahl für Klosterneuburg und auch für Vorau möglich geworden. Diese fand nun in Vorau am 22. Oktober 1953 statt, aus der der bisherige Kaplan von Friedberg Gilbert Prenner als neuer Propst hervorging. Noch am Vortag unschlüssig, eine eventuelle Wahl anzunehmen, hat er sich durch den hohen Stimmenanteil und durch das Zureden verschiedener Mitbrüder doch schweren Herzens entschlossen, diese Wahl auch anzunehmen." Dieser Ausschnitt ist den maschinenschriftlichen Aufzeichnungen von Propst Gilbert Prenner entnommen, die die Jahre 1918-1969 umfassen. Bereits hier klingt das an, was die ganze Amtszeit von Propst Gilbert Prenner von 1953-1970 überschattete: Er war in seiner Rolle als Propst nicht glücklich.


Am 3. April 1914 um 12.00 Uhr wurde dem Ehepaar Ferdinand und Rosa Prenner volgo Josl, die in Reinberg eine Landwirtschaft betrieben, ein Sohn geboren. Noch am selben Tag wurde er von Dr. Patriz Gruber auf den Namen Ferdinand getauft. In den Jahren 1921-1926, besuchte er die Volksschule in Vorau, was täglich mehrere Stunden Fußmarsch bedeutete. Sein täglicher Schulweg führte ihn aber zuerst immer in das Stift, wo er über Jahre hinweg bei der morgendlichen Messe seinen Dienst als Ministrant versah. Dieser Dienst, der den jungen Ferdinand wohl in seinem Leben mitprägte und ihm den Weg in Richtung priesterlicher Berufung schon früh aufzeigte, verlangte auch eine konsequente Haltung. Es ist in unserer Zeit kaum vorstellbar und die Eltern würden es ihren Kindern nicht erlauben, was damals kein Problem darstellte - nämlich täglich um 4.00 in der Früh zu Fuß einen etwa zwei Stunden dauernden Weg bei jedem Wetter zu gehen. Aber Ferdinand nahm das alles in Kauf, aus Überzeugung und aus Eifer für den Dienst, zu dem er sich entschlossen hatte. Nach seiner Hauptschulzeit kam er, wie es in der Vorauer Gegend landläufig hieß, ins Seminar; gemeint ist hier das Bischöfliche Knabenseminar und Gymnasium in Graz. Es war damals die Möglichkeit, eine Mittelschule zu besuchen. Damit war aber in vielen, die diese Laufbahn eingeschlagen haben, schon der Weg hin zum Priestertum vorgezeichnet. Auch bei Ferdinand Prenner war es so, der am 7. Juni 1934 sein Maturazeugnis erhielt, auf das hin er acht Jahre lang gelernt hatte.
Am 3. April 1914 um 12.00 Uhr wurde dem Ehepaar Ferdinand und Rosa Prenner volgo Josl, die in Reinberg eine Landwirtschaft betrieben, ein Sohn geboren. Noch am selben Tag wurde er von Dr. [[Patriz Gruber]] auf den Namen Ferdinand getauft. In den Jahren 1921-1926, besuchte er die Volksschule in Vorau, was täglich mehrere Stunden Fußmarsch bedeutete. Sein täglicher Schulweg führte ihn aber zuerst immer in das Stift, wo er über Jahre hinweg bei der morgendlichen Messe seinen Dienst als Ministrant versah. Dieser Dienst, der den jungen Ferdinand wohl in seinem Leben mitprägte und ihm den Weg in Richtung priesterlicher Berufung schon früh aufzeigte, verlangte auch eine konsequente Haltung. Es ist in unserer Zeit kaum vorstellbar und die Eltern würden es ihren Kindern nicht erlauben, was damals kein Problem darstellte - nämlich täglich um 4.00 in der Früh zu Fuß einen etwa zwei Stunden dauernden Weg bei jedem Wetter zu gehen. Aber Ferdinand nahm das alles in Kauf, aus Überzeugung und aus Eifer für den Dienst, zu dem er sich entschlossen hatte. Nach seiner Hauptschulzeit kam er, wie es in der Vorauer Gegend landläufig hieß, ins Seminar; gemeint ist hier das Bischöfliche Knabenseminar und Gymnasium in Graz. Es war damals die Möglichkeit, eine Mittelschule zu besuchen. Damit war aber in vielen, die diese Laufbahn eingeschlagen haben, schon der Weg hin zum Priestertum vorgezeichnet. Auch bei Ferdinand Prenner war es so, der am 7. Juni 1934 sein Maturazeugnis erhielt, auf das hin er acht Jahre lang gelernt hatte.


Mit der Einkleidung am 4. August 1935 erhielt der junge Maturant nicht nur das Ordenskleid des Ordens der Augustiner-Chorherren, sondern auch einen neuen Namen, den er von nun an als seinen Namen tragen sollte: Gilbert. Nach dem Noviziat, das er zur Gänze im Stift Vorau verbrachte, legte er am 5. August 1935 die zeitliche Profess ab und begann im Herbst dieses Jahres seine Studien an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Die Tradition, an der Theologischen Fakultät in Innsbruck zu studieren und im Collegium Canisianum zu wohnen, war erst wenige Jahre zuvor begründet worden und dauert bis in unsere Tage an. In der Zeit seiner philosophischen und theologischen Studien band sich Gilbert Prenner am 5. August 1939 durch die feierliche Profess auf Lebenszeit an das Stift Vorau. Bedingt durch die Übernahme der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich wurde es immer schwieriger, im Canisianum zu wohnen und damit verbunden an der Fakultät zu studieren. So wechselte Herr Gilbert im Herbst 1939 in das oberösterreichische Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, das eine eigene Hauslehranstalt betrieb, wo er seine Studien bis Ende Februar 1940 fortsetzte. Bevor er aber sein Studium abgeschlossen hatte, wurde er am 29. Juni 1939 in der Karlskirche in Volders in Tirol von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht.
Mit der Einkleidung am 4. August 1935 erhielt der junge Maturant nicht nur das Ordenskleid des Ordens der Augustiner-Chorherren, sondern auch einen neuen Namen, den er von nun an als seinen Namen tragen sollte: Gilbert. Nach dem Noviziat, das er zur Gänze im [[Stift Vorau]] verbrachte, legte er am 5. August 1935 die zeitliche Profess ab und begann im Herbst dieses Jahres seine Studien an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Die Tradition, an der Theologischen Fakultät in Innsbruck zu studieren und im Collegium Canisianum zu wohnen, war erst wenige Jahre zuvor begründet worden und dauert bis in unsere Tage an. In der Zeit seiner philosophischen und theologischen Studien band sich Gilbert Prenner am 5. August 1939 durch die feierliche Profess auf Lebenszeit an das [[Stift Vorau]]. Bedingt durch die Übernahme der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich wurde es immer schwieriger, im Canisianum zu wohnen und damit verbunden an der Fakultät zu studieren. So wechselte Gilbert im Herbst 1939 in das oberösterreichische [[Stift St. Florian|Augustiner-Chorherrenstift St. Florian]], das eine eigene Hauslehranstalt betrieb, wo er seine Studien bis Ende Februar 1940 fortsetzte. Bevor er aber sein Studium abgeschlossen hatte, wurde er am 29. Juni 1939 in der Karlskirche in Volders in Tirol von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht.


Liest man die Liste seiner verschiedenen Anstellungsorte und Tätigkeiten im Lauf seines priesterlichen Lebens bis hin zur Propstwahl im Jahr 1953, dann zeugt sein Dienst von großer Flexibilität und Offenheit Neuem gegenüber. Es scheint sinnvoll zu sein, die einzelnen Orte und Aufgabenbereiche hintereinander aufzulisten, um sich dadurch ein besseres Bild zu machen:
Liest man die Liste seiner verschiedenen Anstellungsorte und Tätigkeiten im Lauf seines priesterlichen Lebens bis hin zur Propstwahl im Jahr 1953, dann zeugt sein Dienst von großer Flexibilität und Offenheit Neuem gegenüber. Es scheint sinnvoll zu sein, die einzelnen Orte und Aufgabenbereiche hintereinander aufzulisten, um sich dadurch ein besseres Bild zu machen:
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Dezember 1951 - Oktober 1953 Kaplan in Friedberg
Dezember 1951 - Oktober 1953 Kaplan in Friedberg


Für den jungen Chorherrn war vor allem die Kriegszeit ein nachhaltig sehr prägender Zeitraum, der ihn das eine und andere Mal nahe an die Schwelle des Todes führte. Mit 1. März 1945 kam Herr Gilbert nach Waldbach, um dort zu wirken. Dass diese Zeit seines seelsorglichen Tuns genau die werden sollte, in der der Zweite Weltkrieg mit seinen Schrecken dem Ende zugehen sollte, damit hatte auch er wohl nicht gerechnet. Aber lassen wir ihn selber zu Wort kommen, in seinem selber verfassten geschichtlichen Rückblick: "Nachdem in den Märztagen auch Österreich zum Kriegsschauplatz geworden war, kam in den letzten März- und ersten Apriltagen ein ungeheurer Flüchtlingsstrom aus Ungarn und aus dem Burgenland. Nachdem die Straße nach Vorau für diese Flüchtlinge gesperrt war, ergoss sich dieser Flüchtlingsstrom über Mönichwald - Waldbach und weiter nach Westen. [...] Die Besetzung von Waldbach konnte ich persönlich miterleben. Die meisten Dorfbewohner haben ihre wichtigsten Habseligkeiten schon im Lauf der Woche zu höher gelegenen Gehöften in Sicherheit gebracht. [...] Von Ferne hat man auch schon MG-Feuer vernommen. Als einer der Letzten verließ auch ich das Dorf und ging beim Müller Bruno langsam nach Moihof. [...] Knapp vor dem Dunkelwerden sind die Russen in gewaltiger Menge in Waldbach eingezogen, haben es von Moihog aus genau beobachtet. Nun habe ich mich mit Fritz Grabner, dem damaligen Gemeindesekretär, entschlossen, ins Dorf zurückzukehren. Mit einem weißen Sacktuch sind wir den Abhang hinuntergegangen, wo wir sofort von einer Menge Russen umringt waren, die uns zuerst die Uhren abgenommen haben. Ein längeres Verbleiben war aber dann infolge welchselreichen Kampfes nicht möglich, sodass ich dann am 10. April nach Breitenbrunn übersiedelt bin, [...] bis ich dann am 1. Juni wiederum ins Dorf zurückkehren konnte." Die Zeit des Wiederaufbaues und auch der Erneuerung des geistlichen Lebens verbrachte er mit der oben bereits erwähnten Unterbrechung als Novizenmeister im Stift, ehe er dann als Kaplan nach Friedberg versetzt wurde.
Für den jungen Chorherrn war vor allem die Kriegszeit ein nachhaltig sehr prägender Zeitraum, der ihn das eine und andere Mal nahe an die Schwelle des Todes führte. Mit 1. März 1945 kam Gilbert nach Waldbach, um dort zu wirken. Dass diese Zeit seines seelsorglichen Tuns genau die werden sollte, in der der Zweite Weltkrieg mit seinen Schrecken dem Ende zugehen sollte, damit hatte auch er wohl nicht gerechnet. Er schreibt in seinem selber verfassten geschichtlichen Rückblick: "Nachdem in den Märztagen auch Österreich zum Kriegsschauplatz geworden war, kam in den letzten März- und ersten Apriltagen ein ungeheurer Flüchtlingsstrom aus Ungarn und aus dem Burgenland. Nachdem die Straße nach Vorau für diese Flüchtlinge gesperrt war, ergoss sich dieser Flüchtlingsstrom über Mönichwald - Waldbach und weiter nach Westen. [...] Die Besetzung von Waldbach konnte ich persönlich miterleben. Die meisten Dorfbewohner haben ihre wichtigsten Habseligkeiten schon im Lauf der Woche zu höher gelegenen Gehöften in Sicherheit gebracht. [...] Von Ferne hat man auch schon MG-Feuer vernommen. Als einer der Letzten verließ auch ich das Dorf und ging beim Müller Bruno langsam nach Moihof. [...] Knapp vor dem Dunkelwerden sind die Russen in gewaltiger Menge in Waldbach eingezogen, haben es von Moihog aus genau beobachtet. Nun habe ich mich mit Fritz Grabner, dem damaligen Gemeindesekretär, entschlossen, ins Dorf zurückzukehren. Mit einem weißen Sacktuch sind wir den Abhang hinuntergegangen, wo wir sofort von einer Menge Russen umringt waren, die uns zuerst die Uhren abgenommen haben. Ein längeres Verbleiben war aber dann infolge welchselreichen Kampfes nicht möglich, sodass ich dann am 10. April nach Breitenbrunn übersiedelt bin, [...] bis ich dann am 1. Juni wiederum ins Dorf zurückkehren konnte." Die Zeit des Wiederaufbaues und auch der Erneuerung des geistlichen Lebens verbrachte er mit der oben bereits erwähnten Unterbrechung als Novizenmeister im Stift, ehe er dann als Kaplan nach Friedberg versetzt wurde.


Die Wahl am 22. Oktober 1953 traf den Kaplan von Friedberg völlig unerwartet und unvorbereitet. Die Pfarrbevölkerung von Friedberg rechnete schon damit, dass einer ihrer Seelsorger zum Nachfolger des verstorbenen Propstes Prosper Berger gewählt werden würde, meinten damit aber den Stadtpfarrer und nicht den Kaplan. So war bei vielen die Überraschung über den Ausgang der Wahl groß. Die Benediktion am 10. November 1953 erfolgte durch Diözesanbischof Dr. Ferdinand Pawlikowski. Anwesend waren die Pröpste der Stifte Klosterneuburg Gebhard Koberger und St. Florian Leopold Hager.
Die Wahl am 22. Oktober 1953 traf den Kaplan von Friedberg völlig unerwartet und unvorbereitet. Die Pfarrbevölkerung von Friedberg rechnete schon damit, dass einer ihrer Seelsorger zum Nachfolger des verstorbenen Propstes [[Prosper Bruno Berger|Prosper Berger]] gewählt werden würde, meinten damit aber den Stadtpfarrer und nicht den Kaplan. So war bei vielen die Überraschung über den Ausgang der Wahl groß. Die Benediktion am 10. November 1953 erfolgte durch Diözesanbischof Dr. Ferdinand Pawlikowski. Anwesend waren die Pröpste der Stifte Klosterneuburg [[Gebhard Ferdinand Koberger|Gebhard Koberger]] und St. Florian [[Leopold III. Hager|Leopold Hager]].


Für Propst Gilbert, der bei seiner Wahl noch keine 40 Jahre alt war, galt es als vorrangiges Ziel, von der Wirtschaft her betrachtet, einerseits die wirtschaftliche Konsolidierung des Betriebes, andererseits aber waren nicht nur an den stiftischen Gebäuden die Aufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg und die Restaurierungen voranzutreiben, sondern auch die Pfarrkirchen und Pfarrhöfe forderten ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Bedenkt man die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes, die unter der Regierungszeit von Propst Gilbert Prenner erbracht wurden, so ist aus heutiger Sicht festzustellen, dass viele Menschen diesen Propst weit unter seinem Wert einschätzen, ja dass es viele gibt, die übersehen, was er in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit des Wiederaufbaues alles geleistet hat. Die Baugeschichte des Stiftes von 1945 bis herauf in das beginnende 21. Jahrhundert wird diese Leistungen zu würdigen haben, um der Nachwelt ein Bild dieses Propstes zu erhalten, das sich auf der einen Seite frei weiß von Starallüren, auf der anderen Seite aber auch das benennt, was Sache ist. Propst Gilbert, der im Vergleich zu anderen Prälaten ein eher zurückgezogenes Leben führte, der nie gern Propst war, wirkte eher im Verborgenen, tat aber das, was notwendig war, mit gebührendem Eifer und Ernst. Sein eher zurückhaltendes Wesen und zurückgezogenes Leben zeigte sich vor allem dann, wenn hohe Beusche in das Stift kamen. Begegnungen mit hochgestellten Persönlichkeiten mied er so gut es ging. Umso wohler fühlte sich Prälat Gilbert in Dreibach, wo er alljährlich seinen Urlaub verbrachte. Einem Gelübde aus der Kriegszeit folgend wurde als Dank für die Errettung des Stiftes und der Chorherren aus dem Krieg in Dreibach eine Kapelle errichtet. Er betrieb diesen Bau und konnte die Kapelle am 10. August 1969 auf den Titel "Maria, Hilfe der Christen" einweihen, da der von Propst Prosper Berger für den 30. Mai alljährlich zu begehende Gelöbnistag nur schwer einzuhalten war. So wurde das Gelöbnis von einem jährlichen Fixtermin in einen Kapellenbau umgewandelt.
Für Propst Gilbert, der bei seiner Wahl noch keine 40 Jahre alt war, galt es als vorrangiges Ziel, von der Wirtschaft her betrachtet, einerseits die wirtschaftliche Konsolidierung des Betriebes, andererseits aber waren nicht nur an den stiftischen Gebäuden die Aufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg und die Restaurierungen voranzutreiben, sondern auch die Pfarrkirchen und Pfarrhöfe forderten ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Bedenkt man die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes, die unter der Regierungszeit von Propst Gilbert Prenner erbracht wurden, so ist aus heutiger Sicht festzustellen, dass viele Menschen diesen Propst weit unter seinem Wert einschätzen, ja dass es viele gibt, die übersehen, was er in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit des Wiederaufbaues alles geleistet hat. Die Baugeschichte des Stiftes von 1945 bis herauf in das beginnende 21. Jahrhundert wird diese Leistungen zu würdigen haben, um der Nachwelt ein Bild dieses Propstes zu erhalten, das sich auf der einen Seite frei weiß von Starallüren, auf der anderen Seite aber auch das benennt, was Sache ist. Propst Gilbert, der im Vergleich zu anderen Prälaten ein eher zurückgezogenes Leben führte, der nie gern Propst war, wirkte eher im Verborgenen, tat aber das, was notwendig war, mit gebührendem Eifer und Ernst. Sein eher zurückhaltendes Wesen und zurückgezogenes Leben zeigte sich vor allem dann, wenn hohe Beusche in das Stift kamen. Begegnungen mit hochgestellten Persönlichkeiten mied er so gut es ging. Umso wohler fühlte sich Gilbert in Dreibach, wo er alljährlich seinen Urlaub verbrachte. Einem Gelübde aus der Kriegszeit folgend wurde als Dank für die Errettung des Stiftes und der Chorherren aus dem Krieg in Dreibach eine Kapelle errichtet. Er betrieb diesen Bau und konnte die Kapelle am 10. August 1969 auf den Titel "Maria, Hilfe der Christen" einweihen, da der von Propst [[Prosper Bruno Berger|Prosper Berger]] für den 30. Mai alljährlich zu begehende Gelöbnistag nur schwer einzuhalten war. So wurde das Gelöbnis von einem jährlichen Fixtermin in einen Kapellenbau umgewandelt.


Aber die wirtschaftliche Seite des Stiftes als alleinigen Maßstab in der Biografie von Propst Gilbert zu nennen, wäre eine einseitige Darstellung seines Wirkens. Wie sehr ihm in seiner Regierungszeit die Mitbrüder und der Ordensnachwuchs am Herzen lagen, das haben vor allem die Seminaristen aus dem Dekanat Vorau am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz immer wieder erfahren können. Das Stift unterstützte die Seminaristen in Graz in den 50er-Jahren jährlich mit einer Summe von ATS 20.000,-, zehn Jahre später wurde die Summe auf ATS 30.000,- erhöht. Das scheint für uns heute nicht viel zu sein. Bedenkt man aber, dass ein VW-Käfer in den 60er-Jahren rund ATS 44.000,- gekostet hat, dann spricht die Summe zu Gunsten einer höheren Bewertung der Seminaristen. Zusätzlich erhielten sie vom Stift den Sommer über Taschengeld und wurden jährlich in den Ferien in das Stift eingeladen. So konnten nicht nur finanziell schlechter gestellte Eltern ihren Kindern eine bessere Ausbildung ermöglichen, sondern durch den regelmäßigen Kontakt mit dem Stift und seinen Chorherren wurden auch positive Anknüpfungspunkte zwischen dem Stift und den Seminaristen ermöglicht. Diese Sorge um den Ordensnachwuchs ist sicherlich eines der großen Verdienste von Propst Gilbert. Im Zuge dieses pastoralen Wirkens sind auch die ausgedehnten sonntäglichen Spaziergänge zu sehen, die er oft mit den Novizen und Klerikern zu den Bauern der Pfarre Vorau unternommen hat, und die er noch lange nach seiner Resignation gepflegt hat, bis es ihm sein gesundheitlicher Zustand nicht mehr erlaubte. Um nochmals auf die Mitbrüder zurückzukommen, die ihm stets ein großes Anliegen waren, sei hier ein Passus aus seinen maschinschriftlichen Aufzeichnungen zitiert, der eine Zusammenfassung über das Jahr 1962 gibt: "Mögen auch die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes groß sein, die wichtigste Leistung des Stiftes und seiner Mitglieder ist sicher auf geistigem Gebiet zu suchen, dies vor allem im eigenen Vollkommenheitsstreben wie auch in der ordentlichen und außerordentlichen Seelsorge, wie Exerzitien, Einkehrtage oder Volksmissionen. Hier auf geistigem Gebiet können die Leistungen und Erfolge freilich nicht zahlenmäßig angeführt werden, wie dies auf materiellem Gebiet der Fall ist. Hier möge nur erwähnt werden, die Anzahl der Kommunionen ist von 84.000 im Jahr 1961 auf 98.000 im Jahr 1962 angestiegen. Es sind das sicher nur einige nüchterne Zahlen. Doch wie viel seelsorglicher Eifer und persönlicher Opfergeist dahinter steckt, weiß nur Gott, der Herr, allein. Dieses Wirken im persönlichen Vollkommenheitsstreben und in der Seelsorge hier im Stift wie auch in den stiftischen Pfarreien wird eingetragen bleiben im Buch des Lebens und Gott, der Geber alles Guten, wird hier sicher einmal allen ein reicher Vergelter sein."
Aber die wirtschaftliche Seite des Stiftes als alleinigen Maßstab in der Biografie von Propst Gilbert zu nennen, wäre eine einseitige Darstellung seines Wirkens. Wie sehr ihm in seiner Regierungszeit die Mitbrüder und der Ordensnachwuchs am Herzen lagen, das haben vor allem die Seminaristen aus dem Dekanat Vorau am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz immer wieder erfahren können. Das Stift unterstützte die Seminaristen in Graz in den 50er-Jahren jährlich mit einer Summe von ATS 20.000,-, zehn Jahre später wurde die Summe auf ATS 30.000,- erhöht. Das scheint für uns heute nicht viel zu sein. Bedenkt man aber, dass ein VW-Käfer in den 60er-Jahren rund ATS 44.000,- gekostet hat, dann spricht die Summe zu Gunsten einer höheren Bewertung der Seminaristen. Zusätzlich erhielten sie vom Stift den Sommer über Taschengeld und wurden jährlich in den Ferien in das Stift eingeladen. So konnten nicht nur finanziell schlechter gestellte Eltern ihren Kindern eine bessere Ausbildung ermöglichen, sondern durch den regelmäßigen Kontakt mit dem Stift und seinen Chorherren wurden auch positive Anknüpfungspunkte zwischen dem Stift und den Seminaristen ermöglicht. Diese Sorge um den Ordensnachwuchs ist sicherlich eines der großen Verdienste von Propst Gilbert. Im Zuge dieses pastoralen Wirkens sind auch die ausgedehnten sonntäglichen Spaziergänge zu sehen, die er oft mit den Novizen und Klerikern zu den Bauern der Pfarre Vorau unternommen hat, und die er noch lange nach seiner Resignation gepflegt hat, bis es ihm sein gesundheitlicher Zustand nicht mehr erlaubte. Um nochmals auf die Mitbrüder zurückzukommen, die ihm stets ein großes Anliegen waren, sei hier ein Passus aus seinen maschinschriftlichen Aufzeichnungen zitiert, der eine Zusammenfassung über das Jahr 1962 gibt: "Mögen auch die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes groß sein, die wichtigste Leistung des Stiftes und seiner Mitglieder ist sicher auf geistigem Gebiet zu suchen, dies vor allem im eigenen Vollkommenheitsstreben wie auch in der ordentlichen und außerordentlichen Seelsorge, wie Exerzitien, Einkehrtage oder Volksmissionen. Hier auf geistigem Gebiet können die Leistungen und Erfolge freilich nicht zahlenmäßig angeführt werden, wie dies auf materiellem Gebiet der Fall ist. Hier möge nur erwähnt werden, die Anzahl der Kommunionen ist von 84.000 im Jahr 1961 auf 98.000 im Jahr 1962 angestiegen. Es sind das sicher nur einige nüchterne Zahlen. Doch wie viel seelsorglicher Eifer und persönlicher Opfergeist dahinter steckt, weiß nur Gott, der Herr, allein. Dieses Wirken im persönlichen Vollkommenheitsstreben und in der Seelsorge hier im Stift wie auch in den stiftischen Pfarreien wird eingetragen bleiben im Buch des Lebens und Gott, der Geber alles Guten, wird hier sicher einmal allen ein reicher Vergelter sein."


Ein besonders herausragendes Ereignis in der Regierungszeit von Propst Gilbert war natürlich die 800-Jahr-Feier des Stiftes, die mit einem festlichen Programm begangen wurde. Es waren nicht nur Festtage des Stiftes, sondern es waren auch die Pfarre und das Dekanat in das Festprogramm eingebunden. Im Zuge dieser Festwoche, die vom 11.-18. August 1963 dauerte, erhielt Propst Gilbert im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Vorau die Ehrenbürgerurkunde der Gemeinden Vorau, Kleinschlag, Schachen, Puchegg, Riegersbach, Reinberg und Vornholz. Diese Überreichung unterstrich wohl auch die Bedeutung des amtierenden Prälaten nicht nur für das Stift in der erweiterten Phase des Wiederaufbaues, sondern es war eine Wertschätzung der Gemeinden dem Stift gegenüber, verbunden mit den Leistungen auf vielen Gebieten und Aufgabenfeldern. Allein die Anzahl der damals ca. 155 Beschäftigten im Stift spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung wider.
Ein besonders herausragendes Ereignis in der Regierungszeit von Propst Gilbert war natürlich die 800-Jahr-Feier des Stiftes, die mit einem festlichen Programm begangen wurde. Es waren nicht nur Festtage des Stiftes, sondern es waren auch die Pfarre und das Dekanat in das Festprogramm eingebunden. Im Zuge dieser Festwoche, die vom 11. bis 18. August 1963 dauerte, erhielt Propst Gilbert im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Vorau die Ehrenbürgerurkunde der Gemeinden Vorau, Kleinschlag, Schachen, Puchegg, Riegersbach, Reinberg und Vornholz. Diese Überreichung unterstrich wohl auch die Bedeutung des amtierenden Prälaten nicht nur für das Stift in der erweiterten Phase des Wiederaufbaues, sondern es war eine Wertschätzung der Gemeinden dem Stift gegenüber, verbunden mit den Leistungen auf vielen Gebieten und Aufgabenfeldern. Allein die Anzahl der damals ca. 155 Beschäftigten im Stift spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung wider.


Das II. Vatikanische Konzil von 1962-1965 brachte damals in der Kirche nicht nur eine sichtbare Erneuerung in der Liturgie, sondern es wurden auch theologisch neue Wege beschritten. Die im Zuge der 60er-Jahre sich formierenden Bewegungen und Entwicklungen innerhalb und außerhalb der Kirche bereiteten dem damals amtierenden Propst große Sorgen, zumal diese Entwicklungen auch vor den Toren des Stiftes nicht Halt machten. In dieser Zeit, die nicht mehr seine Zeit war, zog sich Propst Gilbert mehr und mehr zurück. Nachdem er schon Jahre früher sein Amt zur Verfügung stellen wollte, legte er das Amt des Propstes 1970 zurück. "In die Pläne seines Nachfolgers hat er nie hineingeredet. - Für die jüngeren Mitbrüder hat Herr Gilbert durch seine Erinnerungen und Erzählungen Geschichte verkörpert. In freundschaftlicher Offenheit ist er allen Neuen im Stift entgegengekommen. Mit Freude hat er Fremde durch sein geliebtes Stift geführt." Aber trotz seiner Resignation hat er sich in das Stift und in die Seelsorge eingebracht. So unterrichtete er weiterhin an der Hauptschule Religion, war über mehr als 40 Jahre hindurch im Marienkrankenhaus Seelsorger und zelebrierte allmorgendlich die hl. Messe. Die Art seiner Predigten war über die Jahrzehnte sprichwörtlich geworden Mit häufigen Zitaten aus der Bibel und der Väterliteratur untermauerte er seine Thesen und Aussagen und gab ihnen dadurch letzten Endes wiederum eine persönliche Note.
Das II. Vatikanische Konzil von 1962-1965 brachte damals in der Kirche nicht nur eine sichtbare Erneuerung in der Liturgie, sondern es wurden auch theologisch neue Wege beschritten. Die im Zuge der 60er-Jahre sich formierenden Bewegungen und Entwicklungen innerhalb und außerhalb der Kirche bereiteten dem damals amtierenden Propst große Sorgen, zumal diese Entwicklungen auch vor den Toren des Stiftes nicht Halt machten. In dieser Zeit, die nicht mehr seine Zeit war, zog sich Propst Gilbert mehr und mehr zurück. Nachdem er schon Jahre früher sein Amt zur Verfügung stellen wollte, legte er das Amt des Propstes 1970 zurück. "In die Pläne seines Nachfolgers hat er nie hineingeredet. - Für die jüngeren Mitbrüder hat Herr Gilbert durch seine Erinnerungen und Erzählungen Geschichte verkörpert. In freundschaftlicher Offenheit ist er allen Neuen im Stift entgegengekommen. Mit Freude hat er Fremde durch sein geliebtes Stift geführt." Aber trotz seiner Resignation hat er sich in das Stift und in die Seelsorge eingebracht. So unterrichtete er weiterhin an der Hauptschule Religion, war über mehr als 40 Jahre hindurch im Marienkrankenhaus Seelsorger und zelebrierte allmorgendlich die heilige Messe. Die Art seiner Predigten war über die Jahrzehnte sprichwörtlich geworden. Mit häufigen Zitaten aus der Bibel und der Väterliteratur untermauerte er seine Thesen und Aussagen und gab ihnen dadurch letzten Endes wiederum eine persönliche Note.


In seiner aktiven Zeit verstand es Prälat Gilbert gut, Urlaub mit Kulturreisen zu verbinden. Seine Reisen führten ihn mehrmals nach Bayern und Südtirol. Daneben hatte er Dreibach als sein Urlaubsdomizil für den Herbst entdeckt, wo er täglich ausgedehnte Spaziergänge unternahm und bei dieser Gelegenheit Schwammerl und Pilze suchte. "Im Lauf der Zeit sind seine Kreise enger geworden, haben nur mehr in kurzen Spaziergängen in den Garten und noch später aus dem Klausurbereich bestanden. Bücher haben ihm viel bedeutet. In den letzten Jahren hat ihm der Hautkrebs schwer zu schaffen gemacht. Er, der sonst fast scheu geworden ist, hat damals offen über Angst, Krankheit und Tod zu reden gelernt. Von einigen Mitbrüdern ist er mit der Tragbahre zum Rettungsauto gebracht worden. Er hat sich von uns verabschiedet - er hat gewusst, wie es um ihn steht. Das Wort von Dietrich Bonhoeffer hat ihn am Schluss getröstet und getragen: 'Von guten Mächten wurderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.' Schon am nächsten Tag, dem 22. September 1996, ist er in diese Geborgenheit aufgenommen worden."
In seiner aktiven Zeit verstand es Prälat Gilbert gut, Urlaub mit Kulturreisen zu verbinden. Seine Reisen führten ihn mehrmals nach Bayern und Südtirol. Daneben hatte er Dreibach als sein Urlaubsdomizil für den Herbst entdeckt, wo er täglich ausgedehnte Spaziergänge unternahm und bei dieser Gelegenheit Schwammerl und Pilze suchte. "Im Lauf der Zeit sind seine Kreise enger geworden, haben nur mehr in kurzen Spaziergängen in den Garten und noch später aus dem Klausurbereich bestanden. Bücher haben ihm viel bedeutet. In den letzten Jahren hat ihm der Hautkrebs schwer zu schaffen gemacht. Er, der sonst fast scheu geworden ist, hat damals offen über Angst, Krankheit und Tod zu reden gelernt. Von einigen Mitbrüdern ist er mit der Tragbahre zum Rettungsauto gebracht worden. Er hat sich von uns verabschiedet - er hat gewusst, wie es um ihn steht. Das Wort von Dietrich Bonhoeffer hat ihn am Schluss getröstet und getragen: 'Von guten Mächten wurderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.' Schon am nächsten Tag, dem 22. September 1996, ist er in diese Geborgenheit aufgenommen worden."
[[Kategorie:Geboren in der Steiermark]]
[[Kategorie:Stift Vorau]]
[[Kategorie:Novizenmeister]]
[[Kategorie:Propst]]
[[Kategorie:Religionslehrer]]

Version vom 25. März 2021, 14:29 Uhr




Gilbert Ferdinand Prenner, * 3. April 1914 in Vorau (Steiermark), † 22. September 1996, war Chorherr und 1953-1970 Propst des Stiftes Vorau.

Prenner wurde am 4. August 1934 im Stift Vorau eingekleidet, legte am 5. August 1938 die Profess ab und wurde am 29. Juni 1939 zum Priester geweiht. Er starb am 22. September 1996.

"Am 15. Juli 1953 verstarb an den Folgen einer schon lange vorhandenen Kreislaufstörung der um das Stift hoch verdiente Propst Prosper Berger. Seit 1919 hat er mut unermüdlicher Tatkraft, mit viel Klugheit und Umsicht, in wirtschaftlich und politisch schweren Krisenzeiten die Geschicke des Stfites geleitet. Er wurde von namhaften Persönlichkeiten als zweiter Gründer des Stiftes bezeichnet. (...) Nach dem Tod des Propstes Prosper Berger wurde die Wahl eines neuen Propstes dadurch hinausgezögert, da kurz vorher der Generalabt Alipius Linda von Klosterneuburg gestorben war, bald darauf der Konvisitator Propst Berger von Vorau. So war für die Wahl eines neuen Propstes sowohl für Klosterneuburg wie auch für Vorau niemand zuständig, bis schließlich Propst Leopold Hager von St. Florian von Rom aus als Konvisitator ernannt wurde. Damit war auch die Möglichkeit einer Propstwahl für Klosterneuburg und auch für Vorau möglich geworden. Diese fand nun in Vorau am 22. Oktober 1953 statt, aus der der bisherige Kaplan von Friedberg Gilbert Prenner als neuer Propst hervorging. Noch am Vortag unschlüssig, eine eventuelle Wahl anzunehmen, hat er sich durch den hohen Stimmenanteil und durch das Zureden verschiedener Mitbrüder doch schweren Herzens entschlossen, diese Wahl auch anzunehmen." Dieser Ausschnitt ist den maschinenschriftlichen Aufzeichnungen von Propst Gilbert Prenner entnommen, die die Jahre 1918-1969 umfassen. Bereits hier klingt das an, was die ganze Amtszeit von Propst Gilbert Prenner von 1953-1970 überschattete: Er war in seiner Rolle als Propst nicht glücklich.

Am 3. April 1914 um 12.00 Uhr wurde dem Ehepaar Ferdinand und Rosa Prenner volgo Josl, die in Reinberg eine Landwirtschaft betrieben, ein Sohn geboren. Noch am selben Tag wurde er von Dr. Patriz Gruber auf den Namen Ferdinand getauft. In den Jahren 1921-1926, besuchte er die Volksschule in Vorau, was täglich mehrere Stunden Fußmarsch bedeutete. Sein täglicher Schulweg führte ihn aber zuerst immer in das Stift, wo er über Jahre hinweg bei der morgendlichen Messe seinen Dienst als Ministrant versah. Dieser Dienst, der den jungen Ferdinand wohl in seinem Leben mitprägte und ihm den Weg in Richtung priesterlicher Berufung schon früh aufzeigte, verlangte auch eine konsequente Haltung. Es ist in unserer Zeit kaum vorstellbar und die Eltern würden es ihren Kindern nicht erlauben, was damals kein Problem darstellte - nämlich täglich um 4.00 in der Früh zu Fuß einen etwa zwei Stunden dauernden Weg bei jedem Wetter zu gehen. Aber Ferdinand nahm das alles in Kauf, aus Überzeugung und aus Eifer für den Dienst, zu dem er sich entschlossen hatte. Nach seiner Hauptschulzeit kam er, wie es in der Vorauer Gegend landläufig hieß, ins Seminar; gemeint ist hier das Bischöfliche Knabenseminar und Gymnasium in Graz. Es war damals die Möglichkeit, eine Mittelschule zu besuchen. Damit war aber in vielen, die diese Laufbahn eingeschlagen haben, schon der Weg hin zum Priestertum vorgezeichnet. Auch bei Ferdinand Prenner war es so, der am 7. Juni 1934 sein Maturazeugnis erhielt, auf das hin er acht Jahre lang gelernt hatte.

Mit der Einkleidung am 4. August 1935 erhielt der junge Maturant nicht nur das Ordenskleid des Ordens der Augustiner-Chorherren, sondern auch einen neuen Namen, den er von nun an als seinen Namen tragen sollte: Gilbert. Nach dem Noviziat, das er zur Gänze im Stift Vorau verbrachte, legte er am 5. August 1935 die zeitliche Profess ab und begann im Herbst dieses Jahres seine Studien an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Die Tradition, an der Theologischen Fakultät in Innsbruck zu studieren und im Collegium Canisianum zu wohnen, war erst wenige Jahre zuvor begründet worden und dauert bis in unsere Tage an. In der Zeit seiner philosophischen und theologischen Studien band sich Gilbert Prenner am 5. August 1939 durch die feierliche Profess auf Lebenszeit an das Stift Vorau. Bedingt durch die Übernahme der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich wurde es immer schwieriger, im Canisianum zu wohnen und damit verbunden an der Fakultät zu studieren. So wechselte Gilbert im Herbst 1939 in das oberösterreichische Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, das eine eigene Hauslehranstalt betrieb, wo er seine Studien bis Ende Februar 1940 fortsetzte. Bevor er aber sein Studium abgeschlossen hatte, wurde er am 29. Juni 1939 in der Karlskirche in Volders in Tirol von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht.

Liest man die Liste seiner verschiedenen Anstellungsorte und Tätigkeiten im Lauf seines priesterlichen Lebens bis hin zur Propstwahl im Jahr 1953, dann zeugt sein Dienst von großer Flexibilität und Offenheit Neuem gegenüber. Es scheint sinnvoll zu sein, die einzelnen Orte und Aufgabenbereiche hintereinander aufzulisten, um sich dadurch ein besseres Bild zu machen:

Mai 1940 - Februar 1941 Kaplan in Friedberg

März 1941 - Februar 1945 Kaplan in Dechantskirchen

März - September 1945 Pfarrvikar in Waldbach

September 1945 - September 1947 Novizenmeister im Stift

Oktober 1947 - November 1948 Kaplan in Dechantskirchen

November 1948 - November 1951 Novizenmeister im Stift und Kaplan

Dezember 1951 - Oktober 1953 Kaplan in Friedberg

Für den jungen Chorherrn war vor allem die Kriegszeit ein nachhaltig sehr prägender Zeitraum, der ihn das eine und andere Mal nahe an die Schwelle des Todes führte. Mit 1. März 1945 kam Gilbert nach Waldbach, um dort zu wirken. Dass diese Zeit seines seelsorglichen Tuns genau die werden sollte, in der der Zweite Weltkrieg mit seinen Schrecken dem Ende zugehen sollte, damit hatte auch er wohl nicht gerechnet. Er schreibt in seinem selber verfassten geschichtlichen Rückblick: "Nachdem in den Märztagen auch Österreich zum Kriegsschauplatz geworden war, kam in den letzten März- und ersten Apriltagen ein ungeheurer Flüchtlingsstrom aus Ungarn und aus dem Burgenland. Nachdem die Straße nach Vorau für diese Flüchtlinge gesperrt war, ergoss sich dieser Flüchtlingsstrom über Mönichwald - Waldbach und weiter nach Westen. [...] Die Besetzung von Waldbach konnte ich persönlich miterleben. Die meisten Dorfbewohner haben ihre wichtigsten Habseligkeiten schon im Lauf der Woche zu höher gelegenen Gehöften in Sicherheit gebracht. [...] Von Ferne hat man auch schon MG-Feuer vernommen. Als einer der Letzten verließ auch ich das Dorf und ging beim Müller Bruno langsam nach Moihof. [...] Knapp vor dem Dunkelwerden sind die Russen in gewaltiger Menge in Waldbach eingezogen, haben es von Moihog aus genau beobachtet. Nun habe ich mich mit Fritz Grabner, dem damaligen Gemeindesekretär, entschlossen, ins Dorf zurückzukehren. Mit einem weißen Sacktuch sind wir den Abhang hinuntergegangen, wo wir sofort von einer Menge Russen umringt waren, die uns zuerst die Uhren abgenommen haben. Ein längeres Verbleiben war aber dann infolge welchselreichen Kampfes nicht möglich, sodass ich dann am 10. April nach Breitenbrunn übersiedelt bin, [...] bis ich dann am 1. Juni wiederum ins Dorf zurückkehren konnte." Die Zeit des Wiederaufbaues und auch der Erneuerung des geistlichen Lebens verbrachte er mit der oben bereits erwähnten Unterbrechung als Novizenmeister im Stift, ehe er dann als Kaplan nach Friedberg versetzt wurde.

Die Wahl am 22. Oktober 1953 traf den Kaplan von Friedberg völlig unerwartet und unvorbereitet. Die Pfarrbevölkerung von Friedberg rechnete schon damit, dass einer ihrer Seelsorger zum Nachfolger des verstorbenen Propstes Prosper Berger gewählt werden würde, meinten damit aber den Stadtpfarrer und nicht den Kaplan. So war bei vielen die Überraschung über den Ausgang der Wahl groß. Die Benediktion am 10. November 1953 erfolgte durch Diözesanbischof Dr. Ferdinand Pawlikowski. Anwesend waren die Pröpste der Stifte Klosterneuburg Gebhard Koberger und St. Florian Leopold Hager.

Für Propst Gilbert, der bei seiner Wahl noch keine 40 Jahre alt war, galt es als vorrangiges Ziel, von der Wirtschaft her betrachtet, einerseits die wirtschaftliche Konsolidierung des Betriebes, andererseits aber waren nicht nur an den stiftischen Gebäuden die Aufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg und die Restaurierungen voranzutreiben, sondern auch die Pfarrkirchen und Pfarrhöfe forderten ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Bedenkt man die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes, die unter der Regierungszeit von Propst Gilbert Prenner erbracht wurden, so ist aus heutiger Sicht festzustellen, dass viele Menschen diesen Propst weit unter seinem Wert einschätzen, ja dass es viele gibt, die übersehen, was er in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit des Wiederaufbaues alles geleistet hat. Die Baugeschichte des Stiftes von 1945 bis herauf in das beginnende 21. Jahrhundert wird diese Leistungen zu würdigen haben, um der Nachwelt ein Bild dieses Propstes zu erhalten, das sich auf der einen Seite frei weiß von Starallüren, auf der anderen Seite aber auch das benennt, was Sache ist. Propst Gilbert, der im Vergleich zu anderen Prälaten ein eher zurückgezogenes Leben führte, der nie gern Propst war, wirkte eher im Verborgenen, tat aber das, was notwendig war, mit gebührendem Eifer und Ernst. Sein eher zurückhaltendes Wesen und zurückgezogenes Leben zeigte sich vor allem dann, wenn hohe Beusche in das Stift kamen. Begegnungen mit hochgestellten Persönlichkeiten mied er so gut es ging. Umso wohler fühlte sich Gilbert in Dreibach, wo er alljährlich seinen Urlaub verbrachte. Einem Gelübde aus der Kriegszeit folgend wurde als Dank für die Errettung des Stiftes und der Chorherren aus dem Krieg in Dreibach eine Kapelle errichtet. Er betrieb diesen Bau und konnte die Kapelle am 10. August 1969 auf den Titel "Maria, Hilfe der Christen" einweihen, da der von Propst Prosper Berger für den 30. Mai alljährlich zu begehende Gelöbnistag nur schwer einzuhalten war. So wurde das Gelöbnis von einem jährlichen Fixtermin in einen Kapellenbau umgewandelt.

Aber die wirtschaftliche Seite des Stiftes als alleinigen Maßstab in der Biografie von Propst Gilbert zu nennen, wäre eine einseitige Darstellung seines Wirkens. Wie sehr ihm in seiner Regierungszeit die Mitbrüder und der Ordensnachwuchs am Herzen lagen, das haben vor allem die Seminaristen aus dem Dekanat Vorau am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz immer wieder erfahren können. Das Stift unterstützte die Seminaristen in Graz in den 50er-Jahren jährlich mit einer Summe von ATS 20.000,-, zehn Jahre später wurde die Summe auf ATS 30.000,- erhöht. Das scheint für uns heute nicht viel zu sein. Bedenkt man aber, dass ein VW-Käfer in den 60er-Jahren rund ATS 44.000,- gekostet hat, dann spricht die Summe zu Gunsten einer höheren Bewertung der Seminaristen. Zusätzlich erhielten sie vom Stift den Sommer über Taschengeld und wurden jährlich in den Ferien in das Stift eingeladen. So konnten nicht nur finanziell schlechter gestellte Eltern ihren Kindern eine bessere Ausbildung ermöglichen, sondern durch den regelmäßigen Kontakt mit dem Stift und seinen Chorherren wurden auch positive Anknüpfungspunkte zwischen dem Stift und den Seminaristen ermöglicht. Diese Sorge um den Ordensnachwuchs ist sicherlich eines der großen Verdienste von Propst Gilbert. Im Zuge dieses pastoralen Wirkens sind auch die ausgedehnten sonntäglichen Spaziergänge zu sehen, die er oft mit den Novizen und Klerikern zu den Bauern der Pfarre Vorau unternommen hat, und die er noch lange nach seiner Resignation gepflegt hat, bis es ihm sein gesundheitlicher Zustand nicht mehr erlaubte. Um nochmals auf die Mitbrüder zurückzukommen, die ihm stets ein großes Anliegen waren, sei hier ein Passus aus seinen maschinschriftlichen Aufzeichnungen zitiert, der eine Zusammenfassung über das Jahr 1962 gibt: "Mögen auch die wirtschaftlichen Leistungen des Stiftes groß sein, die wichtigste Leistung des Stiftes und seiner Mitglieder ist sicher auf geistigem Gebiet zu suchen, dies vor allem im eigenen Vollkommenheitsstreben wie auch in der ordentlichen und außerordentlichen Seelsorge, wie Exerzitien, Einkehrtage oder Volksmissionen. Hier auf geistigem Gebiet können die Leistungen und Erfolge freilich nicht zahlenmäßig angeführt werden, wie dies auf materiellem Gebiet der Fall ist. Hier möge nur erwähnt werden, die Anzahl der Kommunionen ist von 84.000 im Jahr 1961 auf 98.000 im Jahr 1962 angestiegen. Es sind das sicher nur einige nüchterne Zahlen. Doch wie viel seelsorglicher Eifer und persönlicher Opfergeist dahinter steckt, weiß nur Gott, der Herr, allein. Dieses Wirken im persönlichen Vollkommenheitsstreben und in der Seelsorge hier im Stift wie auch in den stiftischen Pfarreien wird eingetragen bleiben im Buch des Lebens und Gott, der Geber alles Guten, wird hier sicher einmal allen ein reicher Vergelter sein."

Ein besonders herausragendes Ereignis in der Regierungszeit von Propst Gilbert war natürlich die 800-Jahr-Feier des Stiftes, die mit einem festlichen Programm begangen wurde. Es waren nicht nur Festtage des Stiftes, sondern es waren auch die Pfarre und das Dekanat in das Festprogramm eingebunden. Im Zuge dieser Festwoche, die vom 11. bis 18. August 1963 dauerte, erhielt Propst Gilbert im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Vorau die Ehrenbürgerurkunde der Gemeinden Vorau, Kleinschlag, Schachen, Puchegg, Riegersbach, Reinberg und Vornholz. Diese Überreichung unterstrich wohl auch die Bedeutung des amtierenden Prälaten nicht nur für das Stift in der erweiterten Phase des Wiederaufbaues, sondern es war eine Wertschätzung der Gemeinden dem Stift gegenüber, verbunden mit den Leistungen auf vielen Gebieten und Aufgabenfeldern. Allein die Anzahl der damals ca. 155 Beschäftigten im Stift spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung wider.

Das II. Vatikanische Konzil von 1962-1965 brachte damals in der Kirche nicht nur eine sichtbare Erneuerung in der Liturgie, sondern es wurden auch theologisch neue Wege beschritten. Die im Zuge der 60er-Jahre sich formierenden Bewegungen und Entwicklungen innerhalb und außerhalb der Kirche bereiteten dem damals amtierenden Propst große Sorgen, zumal diese Entwicklungen auch vor den Toren des Stiftes nicht Halt machten. In dieser Zeit, die nicht mehr seine Zeit war, zog sich Propst Gilbert mehr und mehr zurück. Nachdem er schon Jahre früher sein Amt zur Verfügung stellen wollte, legte er das Amt des Propstes 1970 zurück. "In die Pläne seines Nachfolgers hat er nie hineingeredet. - Für die jüngeren Mitbrüder hat Herr Gilbert durch seine Erinnerungen und Erzählungen Geschichte verkörpert. In freundschaftlicher Offenheit ist er allen Neuen im Stift entgegengekommen. Mit Freude hat er Fremde durch sein geliebtes Stift geführt." Aber trotz seiner Resignation hat er sich in das Stift und in die Seelsorge eingebracht. So unterrichtete er weiterhin an der Hauptschule Religion, war über mehr als 40 Jahre hindurch im Marienkrankenhaus Seelsorger und zelebrierte allmorgendlich die heilige Messe. Die Art seiner Predigten war über die Jahrzehnte sprichwörtlich geworden. Mit häufigen Zitaten aus der Bibel und der Väterliteratur untermauerte er seine Thesen und Aussagen und gab ihnen dadurch letzten Endes wiederum eine persönliche Note.

In seiner aktiven Zeit verstand es Prälat Gilbert gut, Urlaub mit Kulturreisen zu verbinden. Seine Reisen führten ihn mehrmals nach Bayern und Südtirol. Daneben hatte er Dreibach als sein Urlaubsdomizil für den Herbst entdeckt, wo er täglich ausgedehnte Spaziergänge unternahm und bei dieser Gelegenheit Schwammerl und Pilze suchte. "Im Lauf der Zeit sind seine Kreise enger geworden, haben nur mehr in kurzen Spaziergängen in den Garten und noch später aus dem Klausurbereich bestanden. Bücher haben ihm viel bedeutet. In den letzten Jahren hat ihm der Hautkrebs schwer zu schaffen gemacht. Er, der sonst fast scheu geworden ist, hat damals offen über Angst, Krankheit und Tod zu reden gelernt. Von einigen Mitbrüdern ist er mit der Tragbahre zum Rettungsauto gebracht worden. Er hat sich von uns verabschiedet - er hat gewusst, wie es um ihn steht. Das Wort von Dietrich Bonhoeffer hat ihn am Schluss getröstet und getragen: 'Von guten Mächten wurderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.' Schon am nächsten Tag, dem 22. September 1996, ist er in diese Geborgenheit aufgenommen worden."

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