Sacra.Wiki Gregor Doblhamer: Unterschied zwischen den Versionen

Gregor Doblhamer: Unterschied zwischen den Versionen

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==Werke==
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* Gegen die Novelle zum Grundgesetze ex 1869. In: Der Grundbesitzer: Organ für die k. k. Bezirks-Schätzungs-Kommissionen 8 (1878), Nr. 14, S. 53–55 [ (Digitalisat)].
* Gegen die Novelle zum Grundgesetze ex 1869. In: Der Grundbesitzer: Organ für die k. k. Bezirks-Schätzungs-Kommissionen 8 (1878), Nr. 14, S. 53–55 [https://books.google.at/books?id=tATLNU1AVs0C&dq=de&pg=PA53#v=onepage&q&f=false (Digitalisat)].


==Literatur==
==Literatur==

Version vom 5. April 2020, 20:24 Uhr




Gregor Doblhamer (Taufname Johann Nepomuk), * 26. April 1823 in Neundling (auch Neuling) bei St. Lambrechten (Oberösterreich), † 9. Februar 1899, war Chorherr des Stiftes Reichersberg und Reichsratsabgeordneter.

Jugend und Klostereintritt

Der junge Doblhamer besuchte die Halbtagsschule in Sankt Lambrechten. Durch die Unterstützung seines Onkels Johann Bauer († 1854) , der Dechant, Konsistorialrat und Stadtpfarre in Freistadt war, wurde ihm das Studium ermöglicht. Sämtliche sechs Klassen des Gymnasiums neben jwei philosophischen Jahrgängen vollendete er mit sehr gutem Erfolg in Linz. Im Sommer 1843 meldete sich Doblhamer im Alter 20 Jahren zur Aufnahme in das Stift Reichersberg. Am 23. August 1843 fand seine feierliche Einkleidung statt, wobei ihm der Ordensname Gregor (der Große) gegeben wurde.[1]

Frühen Jahre im Stift und künstlerische Tätigkeiten

Im Noviziat verwendete Gregor seine freien Stunden für Arbeiten in der Stiftsbibliothek. Ein großer Teil des alten Katalogs ist von seiner Hand geschrieben. Von 1844 bis 1848 belegte er theologischen Studien in Linz, wo er häufig und mit großem Interesse das Landesmuseum Francisco-Carolinum besuchte. Nachdem er am 28. August 1846 die feierlichen Ordensgelübde abgelegt hatte, empfing er am 25. Juli 1847 in Linz die Priesterweihe. Am 8. November 1848 wurde Gregor Doblhamer beim bischöflichen Ordinariat in Linz als Kooperator der Stiftspfarre von Reichersberg präsentiert.

Doblhamer verfasste zahlreiche Predigten, die noch heute überliefert sind. Zugleich engagierte er sich in seiner Pfarre. 1851 wurden durch ihn in Reichersberg die lieblichen Maiandachten eingeführt. Im selben Jahr errichtete er dort den Vinzentiusverein. In den Mußestunden beschäftigte sich Doblhamer zeitlebens gern mit der Malerei. Seiner Kunstfertigkeit entstammen mehrere Porträts von Mitbrüdern sowie einige Landschaftsbilder. Zahlreich sind die religiösen Darstellungen, vor allem die Muttergottesbilder, die Doblhamer für das Stift oder für die Feldkapellen in der Umgebung gemalt hat. Neben der Malerei versuchte sich Doblhamer auch in der Dichtkunst. Schon als Student der zweiten Humanitätsklasse "Poesie" machte er die ersten Gedichte in den verschiedensten Versmaßen. Der erste Gedichtband Jugend-Phantasie. Metrische Aufsätze von Johann Nepomuk Doblhamer, Hörer der Logik zu Linz, 16. Oktober 1841" enthält 60 Gedichte, welche vom 23. Juli 1840 an bis zum 22. Dezember 1842 ein verschiedenes Datum tragen. Zu jener Zeit bildete sich unter den Hörern der Philosophie in Linz ein Verein "Concordia". Außer Pflege der Geselligkeit hatte derselbe literarisches Streben zu seiner Aufgabe. Er gab eine Zeitschrift im Manuskript heraus: "Concordia. Akademisches Blatt. Sammlung poetischer und prosaischer Aufsätze. Redigiert von Johann Nep. Doblhamer 1843". Der Band von 313 Seiten enthält 28 Gedichte und Aufsätze aus der Feder Doblhamers. Mehrere Gedichte aus dieser Sammlung wurden in der »Warte an der Donau« abgedruckt. Doblhamer nahm den Dichternamen "Donnartello" an. Er schrieb noch ein zweites Bändchen Gedichte von 179 Seiten mit dem Titel: "Poetische Versuche."

Der englische Staatsmann Gladstone hat zum Andenken an seinen Besuch im Stift Reichersberg am 13. September 1886 ein von ihm verfasstes lateinisches Gedicht dem Stifte Reichersberg verehrt: "Jesu pro me perforatus" ("Jesus für mich herzdurchstoßen"), welches im Linzer Volksblatt (Nr. 122 vom 29. Mai 1898) in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde. Das Gedicht erweckte allgemeines Interesse, indem es katholische und protestantische Zeitungen es in ihre Spalten aufnahmen. Die Übersetzung stammte dabei von Doblhamer. Bei den verschiedensten Anlässen verfaßte er bevorzugt Gelegenheitsgedichte.

Tätigkeiten im Stift und Engagement im katholischen Vereinswesen

Darüber hinaus war Doblhamer im öffentlich–politischen Leben tätig. Am 1. Juli 1857 wurde ihm das Stiftsrentamt mit der Patronatsverwaltung übertragen. Diese Stellung mit den Berechnungen und Rekursen in Religions-, Studienfonds-, Gebührenäquivalent-, Grund-, Erwerb-, Verzehrungs-, Einkommen- und anderen Steuersachen stellte für Doblhamer ein neues Betätigungsfeld dar, dass gewissermaßen eine bildende Vorschule zu seinem späteren Wirken als Landtags- und Reichsratsabgeordneter war. Als Rentmeister war er besonders in den umliegenden Gemeinden in Fragen zu Geld- und Steuersachen im Einsatz. Um solcher Verdienste willen wurde er bereits von den Gemeinden St. Georgen bei Obernberg und Reichersberg zum Ehrenbürger ernannt. Immer größer wurde zugleich seine Anteilnahme am öffentlichen Leben. In den 1860er Jahen sandte er etliche Artikel über bedeutsame Ereignisse und Tagesfragen an die Wiener Kirchenzeitung. Der Gründungstag des Katholischen Volksvereines für Oberösterreich gilt als Beginn seiner politischen Karriere. In der ersten Versammlung des Vereines am 19. April 1870 in Obernberg trat er zum erstenmal öffentlich als politischer Redner auf. Zugleich mit dem Volksvereine trat auch der Katholische Preßverein ins Leben. Von der Gründung des Preßvereines an war Gregor Doblhamer stets ein sehr tätiges Komiteemitglied desselben. Seine zahlreichen Artikel im Linzer Volksblatt tragen meist die Chiffre "gd." Interessant und lehrreich waren seine schöngeschriebenen "Wiener Briefe" 1. über die Zustände im Reichsrathe (1879 bis 1880), 2. über den Petroleumzoll (1883), 3. über die Schulbesuchserleichterungen (1883, 1884), 4. über das Landsturmgesetz. Im "Einsiedler-Kalender" von 1887 veröffentliche er gleichfalls einen inhaltsvollen Wiener Brief: "Aus dem österreichischen Reichsrathe."

Politische Tätigkeit als Abgeordneter 1869–1889

Kontroversielle Debatten, die sich auch gegen Doblhamer richteten, löste die Regulierung der Grundsteuer aus, an der er als Obmann des Komitees zur Aufstellung eines Klassifikationstarifs mitarbeitete. Doblhamer engagierte sich jahrelang für die Herabsetzung der Tarifsätze zugunsten Oberösterreichs, erreichte aber von der Regierung nur eine teilweise Erfüllung seiner Wünsche und Forderungen. Sämtliche Artikel des Linzer Volksblatts über die Durchführung der Grundsteuerregulierung auf Grund des Gesetzes vom 24. Mai 1869 sind von Doblhamer geschrieben, ebenso die Broschüre "Zur Regulierung der Grundsteuer. Reflexionen anläßlich der am 30. März d. J. (das ist 1878) beim hohen Reichsrathe als Regierungs-Vorlage eingebrachten Gesetzesnovelle". Früher schon verfaßte er die im Druck vorliegende "Relation an die hohe k. k. oberösterreichische Grundsteuerregulierungs-Landeskommission in Linz über die im Jahre 1876 vorgenommene gemeinschaftliche Bereisung der Landesgrenzen Oberösterreichs und Salzburgs, Oberösterreichs und Steiermarks und Böhmens und das Verhältnis dieser Länder gegeneinander in Sachen der Grundeinschätzung". Für diese Arbeiten wurde Doblhamer durch Kaiser Franz Josef ausgezeichnet, indem er ihm mit allerhöchster Entschließung vom 19. Dezember 1882 das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verlieh. Am 7. September 1878 wurde er zudem in den Landtag und am 24. Juni 1879 in den Reichsrat entsandt. 21 Jahre lang war Doblhamer Landtags- und 20 Jahre lang Reichsratsabgeordneter, 1887 und 1890 auch Mitglied der Delegation in Budapest.[2]

Anerkennungen und Ableben

Seine Verdienste fanden auch seitens der kirchlichen Obrigkeit Anerkennung. Am 10. Mai 1889 ernannte ihn der Linzer Bischof Franz Maria Doppelbauer (1845–1908) zum geistlichen Rat und am 8. Dezember 1894 zum Konsistorialrat. Am 25. Juli 1897 feierte Doblhamer am Gnadenaltar zu Mariazell sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum. Anderthalb Jahre später erlag er einem schweren Magenleiden mit einer großen Lebergeschwulst am 9. Februar 1899. Über die öffentliche Tätigkeit des Verstorbenen schrieb das Organ des Landeskulturrates, dessen Mitglied Doblhamer gewesen, am 15. Februar 1899:

"Sowohl im Landtage als auch im Reichsrate war Gregor Doblhamer eines der begabtesten, einflußreichsten und hervorragendsten Mitglieder der konservativen Partei, deren Grundsätze er mit Entschiedenheit und Geschick vertrat. Er besaß ein gründliches Wissen und große Kenntnisse auf den verschiedensten Gebieten. Zumal in wirtschaftlichen Fragen bekundete er einen klaren, weiten Blick. Die konservative Partei verliert in Gregor Doblhamer ein erfahrenes, opferfreudiges Mitglied, dessen Ersatz nicht leicht sein wird. [...] Rentmeister Gregor Doblhamer war ein echter Sohn des lnnviertels, schlagfertig in der Rede, voll Humor, seinen Freunden und Mitbrüdern ein zuverlässiger Freund. Er hatte ein warmes Herz für das Volk, dessen Leiden und Bedürfnisse er wohl kannte, und war stets bemüht, seinem Heimatlande zu nützen. Ob seiner edlen Charaktereigenschaften war Gregor Doblhamer von jedermann geschätzt. Seine hohe Begabung und seine vielseitigen Fähigkeiten fanden auch bei seinen politischen Gegnern stets Anerkennung."

Werke

  • Gegen die Novelle zum Grundgesetze ex 1869. In: Der Grundbesitzer: Organ für die k. k. Bezirks-Schätzungs-Kommissionen 8 (1878), Nr. 14, S. 53–55 (Digitalisat).

Literatur

  • Michael Holzmann / Hanns Bohatta [Hg.]: Deutsche Pseudonymen-Lexikon Leipzig / Wien 1907, S. 67 (Digitalisat).
  • Konrad Meindl: Gregor Doblhamer. Ein kleines Lebensbild. Separatabdruck aus dem "Linzer Volksblatt" Nr. 34–42 mit Ergänzungen und 11 Abbildungen. München 1899.
  • Richard Schober [Hg.]: Theodor Freiherr von Kathrein (1842–1916), Landeshauptmann von Tirol. Briefe und Dokumente zur katholisch-konservativen Politik um die Jahrhundertwende. Innsbruck 1992 (Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs, 7), S. 126, 487f., 524 (Briefwechsel mit Dobhamer).
  • Harry Slapnicka: Oberösterreich, die politische Führungsschicht: 1861 bis 1918. Band 1. Linz 1983 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs, 9), S. 53f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zu seiner Einkleidung ist noch ein Gedicht in oberösterreichischer Mundart von Dobhamber überliefert unter dem Titel: "Dö drei Tag, ehd's mi einklaidt haben. A traurigö G'schicht." Das Gedicht beginnt: "Allai sitz i dada, alls rueli und stad, grad wie wann a Gstoröms in an Haus drina lad." Mit der 37. Strophe schließt es: "Und es wird sie nöl fahl'n und es geht ma scho z'samm, und i höb's hold, wie oll's an, mit'n lieb'n Gott 'snam."
  2. Was Doblhamer im Landtag und Reichsrat sonst noch gearbeitet hat, ist aus P. Lambert Guppenbergers "Bibliographie des Klerus der Diözese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart 1785–1893", Linz 1893, Preßverein, S. 32 ff., zu ersehen.
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