Sacra.Wiki Stift Waldhausen

Stift Waldhausen

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Geschichtlicher Überblick

Gründungsgeschichte

Als Gründer des Stiftes Waldhausen gilt Otto von Machland, der einer seit dem 11. Jahrhundert im östlichen Oberösterreich ansässigen Adelsfamilie entstammte. Er und sein Bruder Walchun, in dem man den Stammvater der heutigen Grafen von Clam-Martinic sieht, besaßen im unteren Mühlviertel große Besitzungen mit mehreren Burgen und Dörfern. Ottos Ehe mit Jeuta von Peilstein, einer Nichte Leopolds d. Hl. und Schwester Bischof Reginberts von Passau, war kinderlos geblieben, daher fasste er im Jahre 1141 den Entschluss, sein Stammschloss in Baumgartenberg in ein Zisterzienserkloster umzuwandeln. Da er noch andere Güter besaß, gründete er im Jahre 1147 ein weiteres Kloster zu Ehren des Evangelisten Johannes, das er mit Augustiner-Chorherren besetzte.

Als Sitz bestimmte er seine Burg Säbnich, von der heute nur noch Ruinen auf einem steil aufragenden Felsen oberhalb des Ortes Sarmingstein zu sehen sind. Alle Rechte und Besitzungen, die mit der Burg verbunden waren, gingen auf die Ordensgemeinschaft über. Die ersten Chorherren kamen aus Wettenhausen in Schwaben, der erste Propst hieß Henricus (Heinrich). Da die Erträgnisse des wenig fruchtbaren Bodens kärglich waren, befand sich das Stift bald in finanziellen Schwierigkeiten, die Bischof Reginbert von Passau, in dessen Diözese Säbnich lag, durch Übertragung der Patronatsrechte über mehrere Pfarren und Besitzungen zu mildern versuchte; diese Gebiete lagen weit verstreut von der mährischen Grenze bis zum Lungau im Süden. Einige Zeit nach dem Tode Ottos von Machland (1148) kam es zu langdauernden Streitigkeiten zwischen Baumgartenberg und Säbnich um den Rest seiner Besitzungen. Welche Rolle dabei der Bischof Konrad von Passau, ein Sohn Leopolds d. Hl., gespielt hat, ist ungeklärt. Unwahrscheinlich erscheint die Nachricht, der Bischof habe die Chorherren von ihrem bisherigen Wohnsitz, dessen Vogteirechte Ottos Bruder Walchun übernommen hatte, vertrieben.

Die ganze Gründungsgeschichte wird durch gefälschte Dokumente etwas verschleiert. Unter Propst Selker (1151–1162) zogen jedenfalls die Chorherren längs des Sarmingbaches nordwärts und gründeten auf einem Hügel ein zweites Kloster mit dem Namen Silvia Domus, das "Haus im Walde", von dem der Ort Waldhausen seinen Namen hat. Beide Gründungen bestanden eine Zeit lang nebeneinander, bis 1161 auch der letzte Konventuale nach Waldhausen zog. Was die Mönche veranlasst hat, Säbnich zu verlassen, wissen wir nicht; vermutlich waren es das rauhe Klima und der steinige Boden . Waldhau sen übernahm die Besitzungen von Säbnich, verkaufte aber am Ende des 12. Jahrhunderts die Ländereien im Lungau an das Domkapitel von Salzburg, um mit dem Gewinn näher gelegene zu erwerben. Aus verschiedenen Quellen lässt sich erschließen, dass an dem neuen Standort von Anfang an eine Klosterschule bestanden hat, in der die Söhne und Töchter Adeliger unterrichtet wurden. Um das Jahr 1190 ist urkundlich außerdem der kurzzeitige Bestand eines Frauenklosters bezeugt.

Weitere Geschichte im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit

In den folgenden Jahrhunderten waren die Geschicke Waldhausens recht schwankend und den Einflüssen der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage ausgesetzt. Zwar bekam das Stift Anfang des 13. Jahrhunderts manche Besitztümer von Adeligen, die ins Heilige Land gezogen waren; so erhielt es auch mehrere Weingärten in der Wachau. Trotzdem mussten die Chorherren schwere Zeiten erleben. Um ihnen zu helfen, befreite sie Herzog Leopold VI. im Jahre 1204 von der Futterabgabe für Pferde, wozu geistliche Grundbesitzer statt des Kriegsdienstes verpflichtet waren. Das Stift bekam auch sehr stark das Unwesen des Raubrittertums zu spüren, das in der kaiserlosen Zeit vor der Ernennung Rudolfs von Habsburg im ganzen Reich herrschte. Nur die Stiftung der von den Landesherren und anderen Adeligen hoch geschätzten Messopfer - im Verzeichnis des Stiftes finden sich Namen wie Herzog Albrecht II. und Otto von Österreich - ermöglichten in der Folge den Ausbau der bisher in trostlosem Zustand befindlichen Gebäude.

Herzog Albrecht II. nahm sich Waldhausens besonders an. So bestimmte er, dass das Kloster allein bei den auf der Donau vorbeifahrenden Schiffen Almosen sammeln dürfe, ein Recht, das den Chorherren immer wieder von neidischen Burgbesitzern in Donaunähe streitig gemacht wurde. Dieses Almosensammeln war deshalb recht einträglich, weil alle Schiffsleute für die glückliche Durchquerung gefährlicher Stromschnellen im Strudengau so dankbar waren, dass sie gerne und reichlich spendeten. Dafür mussten die Chorherren alle Wasserleichen, die allenfalls angeschwemmt wurden, in St. Nikola, wo sich ein von Walchun von Machland gestiftetes Hospiz befand, auf würdige Weise bestatten. Im Jahre 1230 wurde außerdem Münzbach dem Stift inkorporiert. 1349 wurde auch die Pfarre St. Georgen übernommen.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts lebte der bedeutendste Chorherr, den das Stift hervorgebracht hatte: Konrad von Waldhausen (t 1369). Der hochgebildete Mann setzte seine Arbeitskraft nicht nur im engen Rahmen des Klosters ein, sondern ging nach Prag, wo er als Hofprediger Karls IV. wirkte. Er bemühte sich schon vor Hus, den er in der Folge ebenso wie Wicliff beeinflusste, um eine Erneuerung der böhmischen Kirche, ohne jedoch den Boden der katholischen Lehre zu verlassen. Von 1359 bis 1592 hatten die Geistlichen des Konvents die niedere Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen inne, später erhielten sie auch die hohe Gerichtsbarkeit, so dass in Waldhausen sogar Todesurteile vollstreckt wurden. Verheerende Folgen hatten für Waldhausen die Hussitenkriege. Im Jahre 1428 kamen die religiösen Fanatiker auf ihren Raubzügen mehrere Male in die Gegend des Stiftes. Die Horden zerstörten das Kloster fast zur Gänze und metzelten die Chorherren nieder, soweit diese nicht geflohen waren. Schon vier Jahre später wurden die notdürftig wieder aufgerichteten Gebäude abermals überrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Gleichzeitig wurde auch der Markt, der 1359 erstmals erwähnt wird, mit der von den Klosterleuten erbauten Pfarrkirche niedergebrannt. Die Not war eine Zeit lang so groß, dass ein in diesen Jahren amtierender Propst, Otto Schweinbeck (1414–1443), sich gezwungen sah, abzudanken.

Erst sein Nachfolger, Martin Leystenfreund (1443–1457), konnte das klösterliche Leben wieder in geordnete Bahnen lenken. Besondere Verdienste erwarb sich dieser Propst um die Einrichtung einer Bibliothek. In dem geräumigen Saal soll es viele wertvolle Bücher gegeben haben, von denen leider fast nichts übrig geblieben ist. Auch die Schule, in der hauptsächlich Latein und Musik unterrichtet wurden, bestand wieder.

Inzwischen hatte sich das Kloster, dem es auch gelungen war, die alte Machland-Burg Säbnich instand zusetzen, mit seinen Vögten, den Nachkommen des Bruders Ottos von Machland, so überworfen, dass Kaiser Ferdinand II. Mittelsmänner einsetzte, die von nun an in seinem Namen das Stift betreuten; allerdings flossen die Vogteiabgaben von diesem Zeitpunkt an in die kaiserliche Kasse. Während der Reformationszeit, in der das Stift infolge der religiösen und politischen Wirren sehr vernachlässigt und aufs schwerste verschuldet war, verfiel auch das religiöse Leben zusehends. Ein Visitationsbericht aus dem Jahre 1561 beschreibt die traurigen Zustände: Der Propst lebte zusammen mit einer Konkubine, auch einige seiner Kapitularen nahmen Zölibatsfreiheit für sich in Anspruch. Mit scharfen Worten rügt der Bericht auch das üppige Leben und die kostbare Kleidung der Konventualen. Erst unter dem übernächsten Nachfolger des genannten Propstes, dem Prälaten Johannes Kögl (1566–1577), setzte der schon dringend nötige Umschwung ein; war doch die Zahl der Klosterbewohner inzwischen auf sechs Chorherren und vier Konkubinen gesunken.

Ein neuerlicher Bericht aus dem Jahre 1566 lobt daher besonders die Umkehr in der Haltung der Konventualen und hebt den Aufschwung im Schulwesen her vor. Die Klosterschule erreichte in der Folgezeit- unter Propst Hermann Parthenreuter (1577–1612) - sogar den absoluten Höchststand von sechzehn Zöglingen. Parthemeuter war ein äußerst erfolgreicher und weitsichtiger Ökonom, der dem Stift einige neue Besitzungen erwarb. Über seine Regierungszeit gibt es einige Informationen, weil er selbst in schlicht er und sachlicher Weise Rechenschaft darüber abgelegt hat. So wurden die Schulden weitgehend abgebaut, es konnte sogar ein ansehnliches Kapital für größere Bauvorhaben angespart werden. Der Propst errichtete nicht nur ein neues Schulgebäude, sondern auch ein eigenes Spital für alte Klosteruntertanen. Die von ihm neu gebauten Wirtschaftsgebäude fielen sehr bald einem Brand zum Opfer, der beinahe auch das Stift eingeäschert hätte. Weiters ließ Propst Hermann von 1610 bis 1612 die Marktkirche von dem Linzer Baumeister Hiob Eder erweitern, eine gelungene Mischung von Spätgotik und Renaissance. Die wirtschaftliche Lage des Stiftes hatte sich auch deshalb so sehr gebessert, weil Waldhausen von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges weitgehend verschont blieb.

Barockzeit

Seine Glanzzeit erlebte das Stift unter der Regierung des Propstes Laurenz Voss (1647–1680), der als großer Bauherr in die Geschichte Waldhausens einging. Er musste zwar viele Besitztümer verkaufen, begann aber doch unter kluger Benützung der vorhandenen Mittel den großartigen Neubau der Klosteranlage. Die Stiftskirche konnte noch unter seiner Leitung errichtet, ihre Ausschmückung aber nicht abgeschlossen werden. Die Arbeiten wurden um 1650 nach Plänen von Christoph Colomba und Carlo Canevale begonnen, 1661 war der Rohbau fertig - ein tonnengewölbtes Langhaus mit Emporen. Der Weiterbau und die Ausschmückung der Kirche verzögerten sich nun durch eine neuerliche Geldknappheit, so dass die Einweihung des fertiggestellten Kirchenbaus erst am 4. Oktober 1693 stattfinden konnte. Auf dem Weg zu der neuen Stiftskirche durchschritt man nun zwei Höfe, die neuen großartigen Stiftsgebäude umfassten insgesamt 90 Zimmer, dazu kam noch ein ganzer Wirtschaftskomplex.

Durch den aufwendigen Neubau der gesamten Anlage war aber der Konvent immer mehr in Schulden geraten. Propst Augustin Ochs von Solmau (1684–1721), der übernächste Prälat, ein prunkliebender ungarischer Adeliger, der anlässlich des Besuches Kaiser Leopolds 1. 1684 in St. Florian in der dortigen Stiftskirche die Messe zelebrieren durfte, konnte schließlich nur unter völliger Überlastung der finanziellen Kräfte die Kirche mit prachtvollem, heute noch bewundertem Stuck- und Freskenschmuck ausstatten. Er ließ auch 1697 von Carlo Carlone die später profanierte Josephikapelle erbauen.

Die verzweifelte monetäre Lage der Kirche wurde von dem Propst streng geheim gehalten und kam nur deshalb ans Licht, weil der von Gewissensbissen gequälte Mann in schlaflosen Nächten Gott und die Heiligen laut um Hilfe anrief. Nach seinem Tod war aber der Ruin des Stiftes nicht mehr aufzuhalten, hatte doch die Schuldenlast bereits die Summe von 300.000 Gulden erreicht. Das war für Kaiser Joseph II. ein willkommener Anlass, die Verwaltung des Stiftes 1786 dem Propst von St. Florian zu übergeben, bis es am 22. Februar 1792 gänzlich aufgehoben wurde.

Schicksal des Stiftes nach der Aufhebung

Mit der Aufhebung war es jedoch noch nicht getan, bald folgten weitere Schicksalsschläge. Die Stiftsgebäude wurden nach einer oberflächlichen Überprüfung für baufällig erklärt und zum Abbruch bestimmt. Auch die Stiftskirche sollte abgerissen werden, mit der Begründung, dass der Markt ohnedies ein geräumiges Gotteshaus besitze, das nach einer bischöflichen Visitation zur Pfarrkirche erklärt wurde; die Erhaltung zweier Kirchen komme der Diözese zu teuer.

Ein Großteil der Gebäude wurde zwischen 1800 und 1810 vom österreichischen Militär geschleift, lediglich zwei Flügel der Anlage, versehen mit schönen Arkaden, blieben erhalten. Das Baumaterial schaffte man zur Ausstattung der Franzensburg nach Laxenburg. Fast alle Kunstwerke wurden verkauft, die Besitzungen des Stiftes übergab man als Dotationsgut dem Linzer Domkapitel, das Joseph II. gleichzeitig mit der Gründung der Diözese Linz errichtet hatte. Die Stiftskirche, die den äußersten Tiefpunkt erlebte, als die Franzosen im Jahre 1809 in ihr wie Vandalen hausten und sie als Pferdestall benützten, konnte nur durch die Einsicht des Hofbaudirektors Michael Riedel von Leuenstern, des Erbauers der Franzensburg, gerettet werden; er gab dem Drängen der Bevölkerung nach und rettete auch aus eigener Wertschätzung das Bauwerk vor der Spitzhacke. In den folgenden 140 Jahren verfielen aber sowohl die ehemalige Stiftskirche als auch die Marktkirche immer mehr, bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine intensive Denkmalpflege einsetzte, die beide Gebäude wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen ließ.

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse

Wirtschaftliche Verhältnisse

Der ursprüngliche Besitz des Stiftes bestand aus den Gütern Ottos von Machland, die zur Burg Säbnich gehörten. Dazu kamen an Rechten das Urfahrrecht (Stegrecht) auf der Donau sowie das der Fischerei im Fluss. Außerdem schenkte Bischof Reginbert dem Stift alle Lehen, die Otto von Passau erhalten hatte. Die Güter lagen teilweise weit zerstreut, etwa von der mährischen Grenze über den salzburgischen Lungau sogar bis nach Friaul. Alle diese Schenkungen fallen in das Jahr 1147. Im 13. Jahrhundert erhielt Waldhausen auch einige Weingärten in der Wachau. Bei der Aufhebung hatte das Kloster die Patronatsrechte über 15 Pfarren und deren Erträgnisse inne. Ein reiches Stift ist Waldhausen nie gewesen. Es hatte ständig mit einem Berg von Schulden zu kämpfen, die vor der Aufhebung die gewaltige Summe von 300.000 Gulden erreichten.

Rechtliche Verhältnisse

Das Kloster stand zunächst unter der Vogtei des Walchun von Machland, des Bruders des Stifters, und seiner Nachkommen. Doch das ursprüngliche gute Einverständnis zwischen Kloster und Vögten erfuhr im Laufe der Zeit verschiedene Trübungen. Daher nahm ab dem Jahre 1544 der Kaiser selbst durch Mittelsmänner das Stift unter seine Obhut.

Soziale Verhältnisse

Die sozialen Verhältnisse im Stift waren sehr wechselhaft. Nach einem totalen Verfall des Klosterlebens in der Reformationszeit, in der die Zahl der Konventualen auf sechs Personen gesunken war, erreichte Waldhausen in der Folgezeit unter dem tüchtigen Propst Hermaim Parthenreuter (1577–1612) einen ansehnlichen sozialen Standard, der sogar die Einrichtung eines eigenen Spitals und eine Vergrößerung der Klosterschule ermöglichte. Zum Zeitpunkt der Aufhebung wies das Stift eine Zahl von 31 Konventualen auf.

Patronate und Inkorporationen

Zum Zeitpunkt der Aufhebung des Stiftes gab es 15 inkorporierte Pfarren: Waldhausen, Dimbach, St. Georgen am Wald, Königswiese n, Minichdorf, St. Thomas am Blasenstein, Arbing, Mitterkirchen, Saxen, St. Nikola, Klamm, Neustadt bei Amstetten, Leobendorf, Wilfersdorf und Stetten bei Korneuburg.

Bibliothek

Während seiner Administration über Waldhausen ließ Propst Leopold Trulley von St. Florian um das Jahr 1790 die Bestände von Waldhausen aufnehmen. Angeführt werden in dem Verzeichnis etwa 2.300 Bände, dazu noch verschiedene Choralbücher und alte Breviere. Der Katalog ist allerdings sehr mangelhaft und gibt keinen wirklichen Aufschluss über den tatsächlichen Bücherbestand. Nach Auskunft des jetzigen Pfarrers von Waldhausen, Karl Wögerer, umfasste die Bibliothek an die 6.000 Bände, darunter einige wertvolle Handschriften und Wiegendrucke. Die Bücher kamen ins Linzer Priesterhaus bzw. in öffentliche Bibliotheken. Eine Handschrift soll dem Stift Schlägl übergeben worden sein.

Bau- und Kunstgeschichte

Ehemalige Stiftskirche

Die Reste der Klosteranlage liegen auf dem sogenannten „Schlossberg", etwa einen Kilometer nördlich des Marktes Waldhausen. Um 1650 hatte Propst Laurenz Voss mit dem barocken Neubau des Stiftes und der Kirche begonnen. Als Architekten des Gotteshauses werden in der kunstgeschichtlichen Literatur Carlo Canevale und Christoph Colomba genannt, doch fehlen dafür eindeutige archivalische Beweise bzw. zwingende stilistische Nachweise. Die gut erhaltene Kirche ist nach Auffassung von Hellmut Lorenz nur mangelhaft erforscht. Sie stellt jedenfalls ein frühes Beispiel der im oberösterreichischen Raum weit verbreiteten "Stuckkirchen" dar; Bauten dieses Typs stehen auch in Garsten, Schlierbach und St. Florian. Der Innenraum ist ein viellochiger Wandpfeilersaal mit Tunnenwölbung, sechs Seitenkapellen, über die sich Emporen ziehen, sowie einem eingezogenen Chor.

Entscheidend für das Raumbild ist die Stuckausstattung; Lorenz sagt sogar, dass das raumgestaltende Gesamtkonzept mehr von den Stuckateuren als von den Architekten erdacht wurde. Die Stuckaturen gliedern deutlich die einfachen architektonischen Grundformen; zugleich bilden sie als klares geometrisches Ordnungsprinzip die Rahmung für die Freskenfelder, besonders an der Decke des Langhauses. Der beste Beweis für die Dominanz der Stuckateure sind die Seitenaltäre; sie wirken zunächst durch ihren schwarzen Anstrich wie eingestellte Möbel, sind aber in Wirklichkeit gemauert. Außerdem finden die Altaraufsätze nahtlos ihre Fortsetzung in der Stuckdekoration der Kapellenwölbung.

Als Stuckateure gelten nach der Überlieferung einer der vermutlichen Erbauer selbst, nämlich Christoph Colomba, und sein Bruder Giovanni Battista; letzterer wird neben Georg Hausen auch als Schöpfer der Fresken genannt. Diese offensichtliche Personalunion mag den engen Zusammenhang von Architektur und kunsthandwerklicher Ausstattung erklären. Die in geometrische Rahmungen eingefügten Gewölbefresken und zahlreiche andere Freskenfelder stellen Szenen aus der Apokalypse, Mariae Himmelfahrt, die Bekehrung des Saulus, die Marter des hl. Laurentius sowie Johannes auf Patmos dar. In entschiedenem Kontrast zur hellen Farbigkeit der Fresken und zum Weiß des Stucks und der Wände steht das Schwarz-Gold des Hochaltars und der Seitenaltäre sowie der Orgel, des Chorgestühls und der Kanzel.

Der wuchtige Hochaltar ist ein Werk des Passauer Tischlermeisters Paul Deniffl aus dem Jahre 1669. Die Figuren - unter anderen die Heiligen Augustinus und Ambrosius sowie Katharina und Barbara - stammen aus der Werkstatt des Passauer Bildhauers Johannes Seitz. Das ehemalige Hochaltarbild von Joachim Sandrart - eine Darstellung des Heiligen Geistes - wurde 1809 von den Franzosen zerstört und durch ein aus Fürstenfeldbruck stammendes Gemälde ("Tod und Himmelfahrt Mariens") ersetzt. Das Aufsatzbild Sandrarts ("Jüngstes Gericht"; 1675) ist noch erhalten. Die prachtvolle, mit lieblichen musizierenden Engeln geschmückte Orgel aus dem Jahre 1677 bildet den Abschluss der einheitlichen Innenausstattung. Sie wurde erst 1956 wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, nachdem zur Zeit der Klosteraufhebung das Pfeifenwerk verkauft worden war. Die holzgeschnitzte Kanzel, die auch aus der Erbauungszeit der Kirche stammt, zeigt zwischen den die Brüstung tragenden Puttenengeln Statuen der Evangelisten. In der östlich an den Chor angebauten Sakristei ist ein früh barockes Lavabo ebenso erwähnenswert wie ein Schutzmantelbild des hl. Augustinus mit Waldhausener Chorherren.

Marktpfarrkirche

Die unter Propst Hermann Parthenreuter vom Linzer Baumeister Hiob Eder zwischen 1610 und 1620 errichtete, dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Marktpfarrkirche geht auf ein älteres Bauwerk zurück, von dem noch Turm und Presbyterium stammen. Das Gotteshaus gehört zur sogenannten "Nachgotik", einer Phase des Wiederauflebens gotischer Formen zu Beginn des 17. Jahrhunderts; es stellt somit eine glückliche Verbindung von Gotik und Renaissance dar. Unter Beibehaltung des netzrippengewölbten Chores wurde das Bauwerk als vierjochige, kreuzrippengewölbte Staffelkirche ausgebaut. Manche gotische Grundformen, wie die Westempore und das Sakramentshäuschen, sind in der Art der Renaissance behandelt. Den Innenraum beleuchten große gotische Fenster, während das Portal reine Renaissanceformen zeigt. Auch die Bauplastik weist diesen Übergangsstil auf.

Literatur

  • Hans Blumenthal, Waldhausen im 16. Jahrhundert, in: Heimatgaue 1928, 3. Heft, S. 129ff.
  • Günther Brucher, Barockarchitektur in Österreich, Köln 1983, S. 65f.
  • Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich, Wien 1977.
  • Hans Hülber, Laurentius Voss, Propst zu Waldhausen im Strudengau, in: Mühlviertler Heimatblätter 1972, Jg. 12, Nr. 1.
  • Franz Kurz, Beiträge zur Geschichte Österreichs ob der Enns, Bd. IV, Linz 1809, S. 412ff.
  • Johann Leimhofer, Sommerfrische Waldhausen O.Ö. Umgebung und Geschichte des aufgelassenen Stiftes, Steyr 1936.
  • Hellmuth Lorenz (Hrsg.), Barock (Geschichte der bildenden Künste in Österreich, Bd. 4), München-London-New York, 1999, S. 244 u. 321f.
  • Hubert Franz Xaver Müller, Gründungs- und Wirtschaftsgeschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes Waldhausen O.Ö. bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts, Inaugural-Diss., Innsbruck 1959.
  • Franz Xaver Pritz, Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulierten Chorherren des hl. Augustinus zu Waldhausen, in: Archiv für die Kunde österreichischer Geschichts-Quellen, Bd. 9, Wien 1853, S. 305ff.
  • Karl Rehberger, Die Geschichte des Stiftes Waldhausen, Vortrag 1993 (Manuskript in St. Florian).
  • Martin Riesenhuber, Die kirchliche Barockkunst in Österreich, Linz 1924, S. 392f. u. 603.
  • H. de Verrette, Aufnahme und baugeschichtliche Daten des ehemaligen Chorherrenstiftes Waldhausen, Diss. Techn. Hochschule Wien 1936.
  • Waldhausen im Strudengau, Ortschronik, hrsg. v. d. Marktgemeinde Waldhausen anläßlich des 300jährigen Weihejubiläums der Stiftskirche, Linz 1993.
  • Johannes Wimmer, Stiftskirche Waldhausen (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 235), Salzburg 1999.
  • Alfred Zerlik, Konrad von Waldhausen. Oberösterreichische Heimatblätter, 2. Sonderdruck, Linz 1971.
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