Sacra.Wiki Michael II. Arneth

Michael II. Arneth

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Michael Arneth, * 9. Jänner 1777 in Leopoldschlag (Oberösterreich), † 24. März 1854. Da er hervorragende Geistesgaben besaß, faßten seine Eltern den Entschluß, ihn den Gymnasialstudien zu weihen, die er teils zu Linz, teils (und zwar die Humaniora sowie die Philosophie) zu Wien absolvierte. Er wollte sich anfangs dem Weltpriesterstande widmen, trat aber schon nach Verlauf kaum eines Jahres in das Stift St. Florian ein; am 21. September 1794 empfing er das Ordenskleid. Nachdem er das Noviziat beendet und am 21. September 1795 die feierliche Profeß abgelegt hatte, trat er das Studium der Theologie an, das er drei Jahre hindurch an der k. k. Universität zu Wien betrieb und dann am k. k. Lyzeum in Linz mit Auszeichnung beschloß. Früher schon zeichnete er sich durch Klarheit seines Verstandes und durch Schärfe seines Urteils aus, die mit eisernem fleiße verbunden waren. Der berühmte Theologieprofessor der Wiener Universität Johann Jahn zählte ihn zu seinen talentvollsten und eifrigsten Schülern. Ganz besonders fühlte sich Arneth zu dem Studium der Hl. Schrift hingezogen; er unterwarf sich daher im Auftrage seines gelehrten Propstes Michael Ziegler den strengen Prüfungen aus den Fächern des Bibelstudiums, die er mit Applaus bestand. Mit großer Liebe gab er sich auch den philosophischen Studien hin; eifrig las er die Schriften Friedr. Heinr. Jakobis und des tiefsinnigen „Magus des Nordens", welche mit Franz Salignac de Fenelon bis zu seinem Tode seine Lieblingsschriftsteller verblieben: er kannte und verstand sie auch wie kein zweiter.

Am 10. September 1797 brachte Arneth das erste heilige Meßopfer dar. Er war vom 25. April 1798 an Kooperator an der Stiftspfarre und wurde am 8. Dezember 1800 zunächst zum provisorischen und am 2. Jänner 1801 zum öffentlichen und ordentlichen Professor des Bibelstudiums des Alten und Neuen Testaments für das k. k. Lyzeum in Linz ernannt. Dieses Amt bekleidete Michael Arneth mit gewohnter Treue und Gewissenhaftigkeit. Durch seine Vorträge, voll Gründlichkeit und Klarheit, sowie durch seine freundliche und humane Behandlung erwarb er sich in kürzester Zeit die Liebe und Verehrung seiner Schüler. Nicht minder segensreich wirkte er während der Zeit seines Lehramtes durch seine einfachen, aber ruhig und schön vorgetragenen Kanzelreden auf die akademische Jugend ein. Schon im Jahre 1806 erhielt er unter diesen Umständen den Ruf als Professor des Bibelstudiums V. F. an die k. k. Universität nach Wien, der bescheidene Mann lehnte jedoch diese Anerkennung seiner Tätigkeit ab. Als im Jahre 1808 das Bibelstudium auf höheren Befehl unter zwei Lehrer verteilt wurde, entschied er sich für das Lehramt der Hl. Schrift des Neuen Testaments, den Alten Bund übernahm der Chorherr von St. Florian Franz X. Danzwohl (s. d.). Zu Ende des Schuljahres 1814 (1. Oktober) kehrte Arneth in das Stift St. Florian zurück, woselbst ihm am 1. November Propst Ziegler das Amt eines Kanzleidirektors übertrug, das er bis zum Juni 1823 versah. Kurz vor seinem Rücktritte vom Lehramte war er wegen seiner Verdienste zum Konsistorialrat ernannt (14. September) und mit der großen goldenen Verdienstmedaille samt Kette dekoriert worden (22. September). Das Jahr 1815 brachte Arneths Ernennung zum Direktor des k. k. Gymnasiums in Linz; drei Jahre später wurde er einstimmig zum Stiftsdechant erwählt und nach dem Tode des hochverdienten Propstes Michael I. Ziegler († 5. Mai 1823) erhoben ihn seine Mitbrüder auf den Prälatenstuhl (10. September 1823). Im November (am 27.) desselben Jahres bestimmte Kaiser Franz I. den würdigen Nachfolger Zieglers zum Generaldirektor der oberösterreichischen Gymnasien, welches mühevolle Amt Propst Michael II. bis zum Jahre 1848 bekleidete. Das hohe verordnete ständische Kollegium in Linz ehrte seine Verdienste, indem es ihn im Jahre 1831 zum Ausschuß und 1834 zum Verordneten wählte. In dieser Stellung, in der er bis 1841 verblieb, leistete er durch seine tiefe Kenntnis der Verfassung und der Verhältnisse Österreichs viel Ttreffliches.

Michael Arneth führte die Regierung des Stiftes durch volle 30 Jahre. St. Florian darf ihn mit Recht seinen bedeutendsten Pröpsten beizählen. Echt geistlichen Sinn und reges wissenschaftliches Streben unter seinen Klerikern zu wecken und zu nähren, ihnen womöglich Gelegenheit zu höherer Ausbildung darzubieten, war das unablässige Streben des edlen Mannes. Die Stiftsbibliothek hatte in ihm einen ihrer größten Wohltäter und auch die übrigen Sammlungen des Hauses, besonders die Münzensammlung, verdanken ihm ungemein viel. Lange lag ihm die Wiedererrichtung der theologischen Hauslehranstalt, die seit 1783 nicht mehr bestand, am Herzen, doch erst im Jahre 1846 erfüllte sich dieser sein sehnlicher Wunsch. Die Finanzen des Klosters wurden unter seiner Regierung geordnet und gehoben, so daß es imstande war, 1836 die Herrschaft Pulgarn im Mühlviertel durch Kauf zu erwerben. Propst Arneth bereicherte auch die Kirche mit neuen Paramenten und restaurierte das Innere und Äußere derselben sowie den größten Teil des Stiftsgebäudes in den Jahren 1837, 1838 und 1843–50 auf das geschmackvollste. Wie bei Kaiser Franz I. so fand auch bei Ferdinand I. das Wirken des tatkräftigen Prälaten gerechte Würdigung. Kaiser Ferdinand zierte ihn im Mai des Jahres 1843 mit dem Ritterkreuz des Leopoldordens. Die letzten Jahre seines Lebens verlebte der edle Greis in stiller Zurückgezogenheit, doch nicht untätig. Er starb am 24. März 1854.

Werke

  • Rede bei Gelegenheit der Betstunden wegen des glücklichen Fortganges unserer Waffen. Gehalten am dritten Sonntage nach Pfingsten in der Stifts- und Pfarrkirche zu St. Florian. Linz 1799, gedr. bei Jos. Feichtinger. 14 S. 8°.
  • Akademische Rede über die Verbindung der Philosophie mit der Theologie. Zur Feyer der Wiedereröffnung der Studien am k. k. Lyceum zu Linz 1802. Linz, gedr. mit Feichtinger'schen Schriften. 29 S. 8°. [Diese Rede ist mit Zusätzen und Erläuterungen nochmals abgedruckt in der unten an vierter Stelle angegebenen Schrift von S. 155–182.]
  • Über die Bekanntschaft Marzions mit unserem Canon des neuen Bundes und insbesondere über das Evangelium desselben. Linz 1809, Cajetan Haslinger. 44 S. 4°. (Das Mskr. mit Zusätzen und Bemerkungen in der Stiftsbibliothek XI, 543 A. 23 Bl. 4 °.)
  • Die Unterschiede zwischen der bloß rationellen und der katholischen Schriftauslegung. In Briefen an einen älteren gelehrten Freund [näml. Freindaller, siehe S. 32 ff.] auseinandergesetzt. Nebst zwey Zugaben verwandten Inhaltes. Linz 1816, Haslinger. XVI und 182 S. kl.-8°. (Das Mskr. mit Zusätzen und Bemerkungen in der Stiftsbibliothek XI, 543. B. 106 S. kl.-8°.)
  • Worte an den Herrn Johann und die Frau Magdalena Arneth zur Feyer ihrer Jubelhochzeit am 6. Juny 1820 in ihrer Pfarrkirche zu Leopoldschlag gesprochen von ihrem Sohne Mich Arneth, Canonicus regularis und Stiftsdechant zu St. Florian. Linz 1820, gedr. bey J. C. Quandt, Kastner's seel. Eidam. 15 S. 8°.
  • Auszüge aus den Werken hervorragender Gelehrten. Mskr. 16 Bde. Stiftsbibliothek zu St. Florian XI, 543. [Siehe Czerny, Die Handschriften der Stifts-Bibliothek St. Florian. Linz 1871, pag. 184.] Vielfach von Arneth eigenhändig geschrieben und mit Noten von ihm versehen.
  • Friedrich Heinrich Jakobi: Über das menschliche Begehrungs- und Erkenntnis-Vermögen. Nebst Vorwort über seine Philosophie, zugleich Religion. 1 B. 355 S. 8°.
  • F. H. Jakobi: Menschliche Erkenntnis und Sprache. 1 B. 339 S. 8°.
  • F. H. Jakobi: Über Religion. 3 Bde., 308, 183, 326 S. 8°.
  • F. H. Jakobi: Von dem Wahren und der Wahrheit, von Wissenschaft und Meinung. 1 B. 359 S. 8°.
  • F. H. Jakobi: Theoretische Philosophie. 1 B. 293 S. 8°.
  • Über Geistesbildung durch Classiker. (Dem Bibliothekar von St. Florian Klein gewidmet.) 3 Bde. 284, 232 und 306 S. 8°.
  • Soll man das Lesen der griechischen und lateinischen Classiker bloß um ihrer Sprache und schönen Darstellung willen oder auch wegen ihres Inhaltes an Schönem, Gutem und Wahrem mit der Jugend treiben? Gymnasialstudien im Sinne des Erasmus oder der Jesuiten? Zur Aufklärung und Unterstützung eines neuen Gymnasiallehrplanes in Österreich. (Zwei Abteilungen, welche die besonderen Titel führen: „Der Gymnasiallehrplan der Jesuiten will Griechisch und Lateinisch bloß wegen der Sprache und schönen Darstellung als Zweck an sich, nicht als Mittel für classische Studien und höhere Geistesbildung" und „Der Gymnasiallehrplan der Jesuiten ist mit Unrecht so beschränkt und mangelhaft, wie er es wegen des Inhalts der Classiker ist".) 1845, 1. B. XVIII und 423 S. 8°.
  • Anhang I: Einseitig betrieben, auch übertrieben und mißbraucht wurde das klassische Studium frühzeitig nach seinem Erwachen. 82 S.
  • Anhang II: Über den Einfluß der classischen Studien auf die sittlich-religiöse Gesinnung nebst einigen Bemerkungen über Vereinfachung des Gymnasialunterrichtes. Cassel 1843, Druck und Verlag von H. Hotop. 43 S.
  • Anhang III: Aus den Analekten des Grafen Vinzenz Piccolomini: Über Erziehung und Unterricht im Pensionat der Jesuiten zu Freiburg in der Schweiz. Einiges über Erziehung und Unterricht in den Schulen Englands. Noch etwas aus Stolberg über Classiker und Christenthum. Aus Thiersch. Über gelehrte Schulen. Über Schulunterricht und Schulerziehung zur Religion und über Schulzucht. 154 S.
  • Anhang IV: 1. Aus den Verhandlungen der 9. Versammlung deutscher Philologen zu Jena 1846. Erschienen in Jena 1847. 2. Die Erziehung des Gewissens. Aus „Der Katholik" 1846, Heft Nr. 149. 42 S.
  • Anhang V: Hirscher über lebendige und wirksame Pflege des positiven Christentums. 80 S.
  • Zwei Abhandlungen: die eine über Gymnasialstudien in Österreich, die andere über wahre menschliche Schriftauslegung. Als Beitrag zur Lösung der Unterrichtsfrage. Herausgegeben von Jos. Calas. Arneth, dem Bruder Michael Arneths. Linz 1849, Vinzenz Fink. 8°. – Vorerinnerung XI S. Erste Abhandlung: Bemerkungen über die Mängel der österreichichen Gymnasialeinrichtung und Vorschläge zur Besserung derselben. [Mskr. XI, 542 in der Stiftsbibliothek zu St. Florian. 1838. 36 S. in 4°.] Mit einer Rechtfertigungsbeilage. IX und 147 S. Zweite Abhandlung: Die allgemeinen Grundsätze der wahren menschlichen Auslegung. Kurz dargestellt und nur zum Behufe der Sachauslegung, vorzüglich des Neuen Bundes, näher erörtert. Mit einem Anhange von Erläuterungen und Beispielen. XV und 234 S.
  • Zwei Abhandlungen usw. [...] zur Lösung der Unterrichtsfrage, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Zeit. Herausgegeben usw. [...] Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. [Mskr. XI, 543 D. in der Stiftsbibliothek St. Florian. In derselben Bibliothek (IV, 1232. A.) befindet sich ein Exemplar der zweiten Auflage „mit Nachbesserungen letzter Hand".] Linz 1853, gedr. bei Joh. Huemers Witwe. 8°. – Vorerinnerung XIV S. Erste Abhandlung: Bemerkungen usw. [...] Mit einer Rechtfertigungsbeilage für das fortdauernde Studium der Klassiker als Hauptaufgabe des Gymnasiums. IX und 216 S. Zweite Abhandlung: Die allgemeinen Grundsätze usw. [...] XV und 304 S.
  • Die allgemeinen Grundsätze der wahren menschlichen Auslegung. Zwei Manuskripte in der Florianer Stiftsbibliothek, von denen das eine (XI, 82. A. zur 2. Auflage 1853 mit zahlreichen Noten) 164 Seiten in 4°. zählt, das andere (XI, 82. B. mit Beilagen, welche in die gedruckten Ausgaben vom Jahre 1849 und 1853 nur zum kleinsten Teil übergegangen sind), 3 Bände in 4°. zu 532, 372 und 290 Seiten umfasst.
  • Eigenhändige Zusätze und Bemerkungen zu dem Werke des Erzbischofs Clemens Aug. Freiherrn Droste zu Vischering von Cöln „Über den Frieden unter der Kirche und den Staaten" (Münster 1843, Theissing). Mskr. in der Stiftsbibliothek XI, 543. C. 153 Blätter in 8°., wovon manche leer sind.

Schließlich sei noch erwähnt, dass Arneth Mitarbeiter an Freindallers „Theolog.-prakt. Monatsschrift" war.

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