Sacra.Wiki Stift Eberndorf

Stift Eberndorf

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Geschichtlicher Überblick

Gründungsgeschichte

Das spätmittelalterliche Nekrologium des Stiftes Eberndorf nennt zum 16. Mai „Achacius comesfundator huius monasterii, Chunigundis vxor sua“, wobei über dem Namen Achacius von anderer (späterer) Hand „Gatzelinus" geschrieben wurde. An diesem Tag beging man im Stift den Jahrtag dieses und aller anderen Stifter mit einergetreidespende an die Armen, eines „Schinkens" und einer Urne Wein.

Bei „Achacius" handelte es sich um den in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Friaul begütertengraf Chazil, in der Literatur als Graf in Friaul, von Eberndorf und von Moggio bezeichnet. Chazil bzw. Kazelin ist die Kurzform von Kadalhoch, eines Namens, der in der Nachkommenschaft desgrafen Otakar (von Leoben, in Karantanien, 904) üblich war. Als Patriarch Sighard von Aquileja 1072 die Abtei Michaelbeuern bei Salzburg erneuerte, befand sich in seinem Gefolge auch sein Vasall Chazilide Mvosiza (= Moggio in Friaul). Der Patriarch und Kazelin waren miteinander entfernt verwandt. Kazelin war ein Urenkel Aribos und seiner Frau Adala (Adula), der Stifter von Göss, der Patriarch aber nach Heinrich Dopsch (1991) ein Enkel Adulas aus ihrer zweiten Ehe (diese von Plank 1981 bestritten). Diese Verwandtschaft und das Vasallenverhältnis Chazelins zu Aqileja bedingten enge Beziehungen zum Patriarchat. Aus ihn en erflossen nach Kazelins Tod zwei Klostergründungen.

Da Kazelin kinderlos war - seinegemahlin Kunigunde wird nur im Eberndorfer Nekrolog aus dem späten 15. Jahrhundert genannt - und auch der Letzte seiner Linie, übergab er um 1085 dem Patriarchen Friedrich II. von Aquileja (1084-1086) Eigengüter in Friaul, vor allem um Moggio an der Fella, zur Stiftung eines Klosters. Diese Dotation verwendete Patriarch Ulrich I. (1086 - 1121) zur Errichtung der Benediktinerabtei Moggio, deren Kirche 1119 geweiht wurde.

Kazelin hatte aber vor seinem Tod auch seinen in Unterkärnten gelegenen Allodbesitz der Kirche von Aquileja mit der Bedingung überantwortet, dass durch die an dem Ort, wo er begraben würde, lebenden Brüder immerfort mit gebeten gott gedient werde. Kazelin starb im oder bald nach dem Jahre 1090 und wurde zuerst in Gösseling (nichtgösselsdorf bei Eberndorf), unmittelbar bei St. Georgen am Längsee in Kärnten, wo 1002 - 1018 Adalas Schwester Wichburg ein Nonnenklostergestiftet hatte, begraben. Weil Gösseling im Bereich der Erzdiözese Salzburg lag, ordnete Patriarch Ulrich die Überführung des Leichnams Kazelins in die Kirche „sanctae Mariae Jun in Dobrendorf“ (= Eberndorf), die im Diözesansprengel des Patriarchats und auf Kazelins Eigengut lag, an und veranlasste deren Erweiterung. Die angebliche Anwesenheit von drei Suffraganbischöfen Aquilejas (Erhard von Pola, Riwin von Concorda, Hartwig von Triest) bei der Überführung und endgültigen Grablegung Kazelins fällt auf. Kurz vor 1106 soll Bischof Riwin von Concordia im Auftrag des Patriarchen die neue Kirche in Eberndorf geweiht haben.

Im Jahr 1106 kam Patriarch Ulrich I. persönlich nach Eberndorf und stellte dort eine Urkunde aus, durch die er dem Gotteshaus und den bereits am Ort lebenden Kanonikern zu ihrem Unterhalt folgende Güter, Einkünfte und Kirchen übertrug : die Dörfergösseling (Goztelich), Eberndorf (Dobrendorf) und wasgraf Kazelin in Köcking (Coken), Pribelsdorf (Prilep),gablern (Gablarn, alle drei bei Eberndorf) und anderen Dörfern besaß, die Hügel Kolm (Chulm), Krugl (Chrugel), auf dem das Stift liegt, und Unarach (Vnistiz) bei Eberndorf. Die Wälder mit Jagd- und Fischrechten zwischen dem Jaunberg (Jvnberch, jetzt Hemmaberg bei Jaunstein) und Zelach (Seelach bei St. Kanzian oder Sielach bei Sittersdorf?) und die Zehente zu Windischgraz/Slov.gradec (Graz) und Eberndorf (Ivn) samt den vier Pfarren (plebibus) und ihren Zehenten in Rosegg (im Rosental, Ras), St. Kanzian, St. Michael in Bleiburg und Windischgraz (Graz, eigentlich St. Pankraz in Altenmarkt).

Diese „Stiftungsurkunde" von 1106 Eberndorf (einegenauere Datumsangabe fehlt) ist nur als „Innovation" vom Jahre 1226 erhalten. An ihr hängt aber ein Siegel Patriarch Ulrichs I. (1086-1121), das an der Originalurkunde, nach der Sitte der Zeit, aufgedrücktgewesen wäre. Dieses Siegel ist übrigens das älteste authentische eines Patriarchen von Aquileja. Reinhard Härtel (dem ich hier für vielfache Hinweise aufrichtig danke)gab zu bedenken, dass es heute von Patriarch Ulrich I. keine einzige authentische Urkundegibt.

1154 bestätigte der Patriarch Pellegrino I. nach Errichtung des Augustiner-Chorherrenstiftes bei der Pfarre Eberndorf den dem Kloster zugewiesenen Besitz. Als solcher wird genannt: Die Pfarre Eberndorf samt Zehenten und sechs Kapellen, die Pfarre Leifling mit zwei Kapellen, ein Teil Zehent in der Pfarre Skalis bei Schönstein in der Untersteiermark und die Kapelle St. Georgen am Georgiberg bei Eberndorf. Die angeblich schon 1106 inkorporierten großen Pfarren St. Michael in Rosegg, St. Kanzian, St. Michael in Bleiburg undgraz werden 1154 nicht erwähnt.

Obwohl die Urkunde von 1106 angeblich in Eberndorf ausgestellt wurde, nennt sie als Zeugen der Rechtshandlung weder einen höheren oder niederengeistlichen in der Begleitung des Patriarchen, noch den ersten Propst - nach Marian hätte es der von ihm zu 1111genannte Hartwig (im Nekrolog von Eberndorf zum 3. August eingetragen ) sein können - oder einen der Kanoniker. Auch die weltliche Zeugenreihe beinhaltet nur Vornamen, was R. Härtel jedoch als Kriterium der Echtheit der Urkunde ansieht. Auch die zum Schluss der Urkunde ausgesprochene Commina cio spiritualis ist damals nicht unüblichgewesen und findet sich auch in anderen Urkunden dieser Zeit. In der päpstlichen Bestätigung für den Patriarchen Pellegrino I. von 1132 fehlt Eberndorf richtgerweise unter den zum Patriarchatgehörigen Klöstern, weil es einerseits immer im Herzogtum Kärnten lag, andererseits noch nicht als reguliertes Stift existiert hat.

Nach 1106 hört man fast fünfzig Jahre überhaupt nichts von Eberndorf. Erst 1149, 1151 und 1152 erscheint in „Leoprepositus Iunensis“ der erste auch durch Urkunden nachweisbare Vorsteher einer Priesterkommunität in Eberndorf. Dies hat W. Fresacher, J. Rainer, E. Webernig und andere bewogen, die Errichtung des Augustiner-Chorherren Klosters zwischen 1149 und 1154 anzusetzen. 1154, unter Leos Nachfolger Roman, war sie durch die Einführung der Augustinerregel für die Kanoniker seitens des Patriarchen Pellegrino I. bereits vollzogen und 1177 wird Eberndorf erstmals als Kloster aquilejischer Jurisdiktion bezeichnet.

Auffallend ist, dass Patriarch Ulrich I. die Gründung Eberndorfs als Säkularstift schon 1106 ins Werk setzte, während er sich bei Moggio länger Zeit ließ, dessen Gründung erst 1119 zum Abschluss kam. R. Härtel hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Ulrich I. der letzte seines Hauses (Eppenstein) war. Deshalb und seines zuletzt hohen Alters wegen könnte sein Interesse an der weiteren Verfügung über diegüter Kazelins erlahmt sein. Andererseits konnte er auch ohnegrößere Bedenken aus Eigenem für Klostergründungengeben. Wegen der Übergabe dergüter Kazelins und der Inkorporation der vier Pfarren wurde Ulrich im Ebendorfer Nekrolog als „Stifter" eingetragen. Ein besonderer Freund der regulierten Chorherren scheint er aber nicht gewesn zu sein, hat er doch das nach der Augustinerregel lebende Kloster Rosazzo im Patriarchat Aquileja um 1090 in ein Benediktinerkloster umgewandelt, das der Hirsauer Reformbewegung nahestand.

Die besondere Stellung Ulrichs I. (Alter, Letzter seines Hauses) könnte - nach Meinung Härtels - auch dafür verantwortlich sein, dass für beide Klöster aus ihrer Gründungszeit heute so wenig schriftliches Material vorhanden ist, vielmehr erst Patriarch Pellegrino I. die Verhältnisse sowohl in Moggio als auch in Eberndorf stabilisiert bzw.geordnet hat.Es herrscht die Meinung vor, Eberndorf sei die letzte Stiftsgründung in Kärnten gewesen, die in einen unmittelbaren Zusammenhang mit der von Salzburg getragenen Reformbewegung in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gebracht werden könne. Denn die Chorherren waren, zum Unterschied von den Mönchen, auch in der Seelsorge tätig. Und um diese ist es Patriarch Pellegrino I. wohlgegangen. Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106- 1147) führte die Augustinerregel in den Dom stiften Salzburg und Gurk ein und errichtete eine stattliche Zahl von Chorherrenstiften in seiner Diözese. Eberndorf wird mit den Stiften Ranshofon, Waldhausen (Oberösterreich) und Klosterneuburg (Niederösterreich) als zur Salzburger Observanz gehörig bezeichnet.

Die Frage nach der Herkunft der Chorherren des Jahres 1154 ist momentan nicht zu beantworten. Im Falle einer „Umwandlung" des Säkularstiftes in ein reguliert es, erübrigt sich die Frage weitgehend. Die Meinung, es könnten (auch) Kanonik er aus dem oberbayrischen Kloster Rottenbuch nach Eberndorf gekommen sein, wurde widerlegt und statt diesem der eben erwähnte Salzburger Reformkreis in Vorschlag gebracht. Trotzdem gab es schon um 1170 enge Beziehungen zwischen Eberndorf und Rottenbuch, weil damals ein und derselbe Propst beiden Klöstern vorstand. Vogtei und Blutgericht über Eberndorf lagen ursprünglich bei den Herren von Trixen, dann wurde die Blutgerichtsbarkeit von den Herrschaften Sonnegg bzw. Rechberg als Sitze des Landgerichts Jauntal, seit 1454 aber vom herzoglichen Landgericht Stein im Jauntal ausgeübt. Die Niederegerichtsbarkeit über die Bewohner im Burgfried Eberndorf und über die stiftischen Untertanen hatte der Propst.

Das Stift im Mittelalter

Das Kapitel von Eberndorf hatte das Recht, seine Pröpste aus seiner Mitte zu wählen, dem Patriarche blieb als Ordinarius das Bestätigungsrecht. Unter dem bedeutendsten Propst des früh en Mittelalters Otto (II.) erreichten die Beziehungen zu Aguileja geradezu familiären Charakter. Otto, Propst des Reformklosters Rottenbuch am Ammersee (dort 1144 zur Regierung gekommen), war eingeborener Graf von Falkenstein, Bruder des Abtes Rupert von Tegernsee (1156–1186) und hatte einen dritten Bruder Gebhard von Sanegg, der die Schwester des Patriarchen Ulrich II. Graf von Treffen (1161–1182) geheiratet hatte. Wohl deshalb wurde Propst Otto 1173 (oder kurz davor) auch Propst von Eberndorf, dessen zusätzliche Einkünfte Otto für seine vom Patriarchen gewünschte Mitarbeit beweglicher machen und das Kloster Rottenbuch finanziell entlasten sollten. Aus den Jahren 1177 bis 1179 existiert ein Briefwechsel zwischen Otto, seinem Bruder Abt Rupert, dem Patriarch en und anderen Prälaten. Dieser zeigt Otto im aufreibenden Dienst beim Patriarchen, mit dem er sich in Venedig beim Friedensschluss zwischen Papst und Kaiser (1177) aufhielt. Er gehörte in den Auseinandersetzungen Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Papst Alexander III. der päpstlichen Partei, das heißt der strengkir chlichen Richtung an und hatte deshalb manche Verfolgung von Seiten Welfs von Bayern zu ertragen. Aber selbst die Mittel aus zwei Propsteien scheinen für Otto nicht ausgereicht zu haben, um den Aufträgen des Patriarchen nachkommen. Der Propst beklagte sich beim Archidiakon von Villach darüber, dass er sich nicht einmal neue Kleider leisten könne, denn er musste häufig zwischen Rottenbuch, Eberndorf und Aguileja pendeln. Eine Familienaffäre brachte Propst Otto sogar in Gegensatz zum Patriarchen. Herrand von Wildon, der schon mit Graf Wilhelm von Heunburg zwei Töchter Leutolds von Gutenberg-Waldstein entführt hatte, um für sich und seinen Freund zu reichen Bräuten zu kommen, entführte – diesmal nicht für sich – die minderjährige Tochter des inzwischen vestorbenen Gebhard von Sanegg. Die Mutter des Mädchens war damit einverstanden, denn sie wollte ihre beiden Kinder, die Tochter und deren Bruder, an nicht standesgemäße Partner verheiraten, um ihnen nicht das ganze elterliche Erbe als Mitgiftgeben zu müssen. Den größten Teil des Erbes gedachte sie dem Patriarchat Aquileia zuhanden ihres Bruders, des Patriarchen, zuzuwenden. Propst Otto gelang es, mit Unterstützung seines äbtlichen Bruders, den Knaben unter seine Obhut zu bringen und ihm nach langen Verhandlungen sein reiches väterliches Erbe gegen die Absichten der Mutter und des Patriarchen zu sichern. Der Knabe wurde dadurch der Stammvater der späteren Grafen von Cilli.

Anfang des 13. Jahrhunderts bestanden auch Beziehungen zwischen Eberndorf und der Kanonie Reichersberg am Inn. Dort resignierte 1206 Propst Leonhard. Er verließ in diesem Jahr sein Kloster, nachdem er den dortigen Kanonikern noch einige Wohltaten erwiesen hatte, und wandte sich nach Eberndorf, wo er sofort zum Propst gewählt wurde. Auch hier wirkte er für seine neuen Mitbrüder segensreich. Auf ihn ging die Widmung der Einkünfte von 20 Huben zur Kleiderkammer der Chorherren zurück.

Das 14. und 15. Jahrhundert war auch für Eberndorf die große Zeit der Jahrtagsstiftungen. Die Schenkungen aus diesem Titel bedeuteten für die Propstei einen respektablen Besitzzuwachs. 1312 errichtete der Burgherr von Sonnegg im Jauntal eine große Stiftung, die von zwölf Priestern bedient werden sollte und gab dafür sechs Huben. Ob das Stift damals so viele Priesterkanoniker hatte ist unbekannt. Die zwölf Messen dürften wohl auch von den Säkularpriestern, die zum Jahrtag ins Stiftgeholt wurden, gelesen worden sein. Die Sonnegg–Stiftung wurde in der Folge noch erweitert, doch kam Ebendorf nicht sofort in den Besitz der Liegenschaften, denn diese wurden von späteren Burgbesitzern widerrechtlich zurückbehalten und erst 1394 den Stift eingeantwortet. 1313 verlieh Graf Heinrich von Görz–Tirol dem Stift Lehenhuben in Grabelsdorf bei Ebendorf, damit der Konvent für ihn und seine Vorfahren bete. Auch mehrere Mitglieder der im Jauntal ansässigen ritterlichen Familie der Christendorfer errichteten in dieser Zeit Messstiftungen. größere Jahrtagsstifungen gingen auf Wulfing von Sunneck (1344), die adeligen Schrampf (1501), den Kardinalbischof von Santa Sabina oder den Bischof Warunensis de Pruscia zurück. 1330 errichtete Patriarch Paganus für sich eine Jahrtagsstiftung in Eberndorf und gab dazu einen Weingarten bei Sittersdorf. 1362 erfolgte die Jahrtagsstiftung des Dechants Jacob von Eberndorf. Eine letzte Stiftung machte noch kurz vor der Reformation Martin Luthers der vermögende Propst Valentin Fabri 1508.

Durch die Munifizenz des Patriarchen Bertold (1218–1251) besaß Eberndorf schon früh auch eine Spilabtiftung. 1397 erlaubte der Patriarch der Propstei, die Stiftung von einem Kanoniker verwalten zu lassen. Sie überlebte nicht nur die Aufhebung des Stiftes, sondern auch die des Jesuitenordens und existierte noch im 20. Jahrhundert.


Reformbestrebungen

Hatte schon früher (1309) der Patriarch in das geistliche Leben der Kanonie Eberndorf eingegriffen, gab der Klerus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nicht nur in der Diözese Aquileja, Anlass zu herber Kritik. Der Patriarch schickte Visitatoren auch nach Eberndorf. Diese fanden am 10. Oktober 1475 die dortigen Verhältnisse ziemlich liederlich. Unpassende Kleidung, intime Beziehungen zu Frauen und regelwidriges Leben waren die Hauptvorwürfe. Man schärfte Propst und Kapitel die schon früher ergangenen Reformvorschriften erneut ein. Bald danach wurde Leonhard von Keutschach zum Propst gewählt. Er hatte sich vordringlich um die Sicherheit der Propstei in den Auseinandersetzungen Kaiser Friedrichs III. mit den ins Land eingedrungenen Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus zu kümmern. Als Keutschach 1490 zum Dom Propst von Salzburg gewählt wurde, behielt er Eberndorf noch drei Jahre lang als Kommende bei. Schließlich wurde er Erzbischof von Salzburg, wo sein Andenken mit dem Ausbau der Festung Hohensalzburg verknüpft ist.

1497 kam ein Mann zur Propstwürde, der als typischer Vertreter des höher en Klerus am Vorabend der Reformation erscheint: Valentin Fabri. Er stammte aus Ponigl in der Untersteiermark, war als Säkularpriester 1478 schon Vikar, drei Jahre später ordentlicher Pfarrer von Gonobitz/Konjice. Im nächsten Jahr wurde er Statthalter des Patriarchats, dann Vizearchidiakon und 1486 Archidiakon von Saunien. Im März resignierte Propst Erlpacher und Fabri wurde von den Kanonikern dem Patriarchen als Propst präsentiert und auch bestätigt. 1498 nannte er sich Propst von Eberndorf, Archidiakon im Jaun- und Sanntal, ewiger Kommendator der Pfarren St. Georg in Gonobitz und St. Nikolaus in Saldenhofen/Vuzenica. 1487 bereiste der Bischof von Caorle im Auftrag des Patriarchen den Archidiakonatsdistrikt Saunien und traf mehrmals mit dem Archidiakon Fabri zusammen. Paolo Santonino beschreibt Fabri als an Körpermaß und Tugend wahrlich großen Mann, der ingonobitz eine n Haushalt mit 43 Personen (darunter neungeistliche) führte und acht Pferde unterhielt. Die Gastmähler, die Fabri der Reisegesellschaft gab, waren eines Kardinals würdig. Die Pfarre Gonobitz hatte 25 Filialkirchen, fetteste Einkünfte und warf ihrem Inhaber im Jahr 200 Dukaten ab. Kein Wunder, dass die Eberndorfer Chorherren Fabri als Propst wünschten, denn sie erhofften sich von ihm wirtschaftliche Vorteile für ihr Stift. Eine Ebendorfer Inschrift von 1506 nennt ihn prepositus et reformator des Klosters. Fabri residierte abwechselnd in Eberndorf und Gonobitz, wo er an der Beulenpest starb und eingrabmal erhielt. Dessen Inschrift lautet e:,,Hoc sub signo requiescat in Pace Rev. Pater Valentinus Fabri honorandusque praepositus in Aberdorfiis et huius ecclesiae plebanus et reformator et archidiaconus Sauniae. Obiit bubonnibus anno Domini 1505". Seiner Todeskrankheit wegen wollte man Fabri nicht nach Ebendorf überführen, was aber Jahre später von Aquileja aus angeordnet wurde.

Das Stift im 16. Jahrhundert - das Völkermarkter Bistumsprojekt

Es hätte mehrerer Pröpste wie Valentin Fabri bedurft, um Eberndorf durch die schweren Zeiten des 16. Jahrhunderts zu führen. 1529 musste das Stift ein Viertel seines Grundbesitzes König Ferdinand 1. als Subsidium zum Türkenkrieg opfern. Einiges konnte das Stift in bar ablösen, trotzdem war der Verlust so vieler Güter und ihrer Einkünfte empfindlich und eigentlich der Anfang vom Ende des Klosters. Hausgemacht war die Misswirtschaft, die man Propstes Lucas Mayr von Seiten des Stiftes wie der Regierung vorwarf. Sie endete 1573 mit seiner Absetzung. Mayr hatte mit seiner Haushälterin einige Kinder gezeugt, denen er in Bleiburg Haus und Grund kaufte. Dar auf angesprochen antwortete er lapidar, er habe sich das Geld noch als Pfarrer von Sittersdorf verdient. Vom Regularleben hielten er und etliche Chorherren nichts mehr. Diese Zeit ist die" protestantische Phase" des Stiftes. 1569 forderte Erzherzog Karl den Propst auf, den von ihm verlangten Bericht über die Profanierung und Einziehung der Benefizien und geistlichen Güter, deren sich vor allem die evangelischen Ungnad als Schlossherrn von Sonnegg schuldig gemacht hatten, unverzüglich nach Graz einzuschicken.

Nach dem Tod des Propstes Bartholomäus Kranich (1583) war die Administration der wirtschaftlichen und geistlichen Agenden Eberndorfs nicht mehr zu umgehen. Die ökonomischen Verhältnisse waren so desolat, dass ab 1588 der Bischof von Laibach (vertreten durch einen Stiftsökonomen) die Stiftswirtschaft sechs Jahre hindurchführte, ohne deren Gesundung zu erreichen. In dieser Zeit verfiel das Stift auch personell zunehmend. Die miserablen Zustände lenkt en die Aufmerksamkeit des Grazer Hofes auf die Propstei. Mitte Februar 1587 richtete Erzherzog Karl an den Papst ein Schreiben mit der Bitte, an der Kollegiat- und Pfarr Kirche Völkermarkt in Kärnten einen Bischofsitz zu errichten und dem Bistum alle Pfarren und Filialkirchen des Kollegiatstiftes von der Erzdiözese Salzburg sowie auch die dem Patriarchat Aquileja unterstehenden Kärntner Pfarren von ihren Bistümern abzutrennen und dem neuen Bistum zuzuweisen. Als Dotation der bischöflichen Mensa sollte das schlecht verwaltete Stift Eberndorf verwendet werden. Als Gründe für die Bistumserrichtung wurden gegenreformatorische Erwägungen genannt. Doch gab es 1588 im Ort Eberndorf selbst angeblich nur drei Lutheraner. Der Heilige Stuhl war diesem Plan nicht abgeneigt und ordnete einen Informationsprozess an, der im August 1588 begann.

Als Zeugen wurden der Propst von Völkermarkt und zwei Eberndorfer Chorherren einvernommen. Der eine von ihnen war der ehemalige Propst Matthäus Scharrer, der andere der Chorherr und Pfarrer von Gutenstein. Beide bekannten, häufig bis öfter zu beichten und fast täglich bis häufig zu zelebrieren. Das Land habe in den vergangenen Jahren durch die Pest furchtbaren Schaden erlitten, der noch immer spürbar sei. Die Bevölkerung sei fast ganz lutherisch. Die Zahl der dem Stift inkorporierten Pfarren wurde (ohne die Stiftspfarre) mit zwölf angegeben, wozu noch zwei Benefizien kam en. Das Leben der Chorherren nannte der Expropst skandalös, sie seien eher Kaufleute als Religiosen, eine Reform daher dringend erforderlich. Im Jahr darauf (1589) wurde der Administrator in temporalibus Peter Crobat, 29 Jahre alt, zur wirtschaftlichen Lage befragt. Er wusste nicht, wer gerade Propst und Dechant in Eberndorf war, konnte aber detaillierte Angaben zu den Einkünften des Klosters machen. Nach seinen und des Expropstes Angaben waren sie beträchtlich, doch standen ihnen hohe Schuldengegenüber. Das günstige Gutachten der Kommission führte Ende Februar zum formellen Antrag des Grazer Hofes in Rom zur Errichtung des Bistums. Nur der im Juli eingetretener Tod des Erzherzogs verhinderte die Ausführung des Plans. Andernfalls wäre Eberndorf bereits damals untergegangen. Die Ruhe war aber nur von kurzer Dauer.

Wirtschaftlicher und personeller Niedergang

Der immer deutlicher zu Tage tretende Verfall in der Wirtschaft des Klosters und der Disziplin der Chorherren rief den Patriarchen auf den Plan. Er wollte dem Stift helfen und sandte den Bischof von Triest nach Eberndorf, um die Situation festzustellen (13. April 1590). Der unfähige Propst wurde zur Abdankung veranlasst und der Kapitular Zacharias Fladnitzer in Anwesenheit eines aquileischen Provikars gewählt, von der Regierung aber nicht bestätigt, weil die landesfürstlichen Kommissäre nicht zur Wahl beigezogen worden waren. Kanonisch war Fladnitzers Wahl rechtmäßig, trotzdem musste er sich zurückziehen. An die Stelle Fladnitzers trat auf Empfehlung der Erzherzogin Witwe Maria deren Sekretär und Rat Ursinus (Orsino) de Bertis (4. Juli 1591). Weil aber auch diese Wahl „aus irgendwelchen gründen“ den Anschein der Illegitimität hatte, resignierte der gewählte, in zwischen Bischof von Triest geworden, die Würde. Erst die folgende Propstwahl brachte vorläufig Beruhigung. Da kam der Koadjutor des Patriarchen im Spätherbst 1593 auf einer Visitationsreise nach Eberndorf. Auch er musste die desolaten Zustände feststellen, ohne sie nachhaltig verbessern zu können. Zu allem Unglück wurde das Stift bald darauf auch noch Opfer frecher Räuber. Nicht nur Immobilien und Zehenterträge, sondern auch Bargeld, Kirchenkleinodien, Paramente, Dokumente und anderes verschwanden, ohne dass die Diebe bekannt geworden wären. Der Schaden war so hoch, dass sich der Propst an den Papst um Hilfe wandte. Dieser beauftragte mit der Ausforschung der Räuber und Hehler den Patriarchen von Aquileja, den Erzbischof von Salzburg und den Bischof von Lavant, damit dem Stift das Geraubte zurückgegeben werde, was wahrscheinlich nicht geschehen ist.

Die Administration Eberndorfs durch den Laibacher Bischof blieb auch unter Propst Bertis noch aufrecht, doch keiner von beiden vermochte das Stift finanziell zu sanieren. Zu einer Zeit, da es mit den meisten Stiften des Landes in jeder Beziehung wieder aufwärts ging, siechte Eberndorf nicht nur wirtschaftlich weiter dahin, sondern entbehrte geeigneten Nachwuchses, obwohl damals mehrere junge Männer aus dem Ort Eberndorf an der Grazer Jesuitenuniversität studierten und sich Kandidaten für den Eintritt in Eberndorf meldeten. Ende Jänner 1599 bestellte der Erzherzog Sebastian Kobl, Pfarrer von Pettau/Ptuj, zum Administrator in temporalibus. Der Patriarch von Aquileja sprach den Wunsch aus, es möge ein neuer Propst bestellt werden, worauf der Erzherzog Anfang Mai erlaubte, Kobl zum Propst einzusetzen, der auch der Wunschkandidat des Patriarchen war. Das Kapitel hatte aber – in Ausübung seines freien Wahlrechts – den Gurker Kanoniker Matthias von Staudach zum Propst gewählt, denn Kobl gehörte nicht dem Orden an. Die Regierung verweigerte Staudach die Bestätigung, weshalb das Kapitel Kobl akzeptieren musste, de r schließlich den Orden annahm. Mit Kobls Regierungsantritt ging auch die Zeit der wirtschaftlich en Administration zu Ende. 1601 erfolgte letztmalig die Bestätigung der Stiftsprivilegien durch den Landesfürsten.

Kobl regierte ganz im Sinne der Gegenreformation, wie seine Bemühungen um die Wiedererrichtung des Schlossbenefiziums Sonnegg zeigen, das die evangelischen Freiherrn Ungnad hatten abkommen lassen. Das Stift hatte früher dem Besitzer von Sonnegg 8.000 Gulden geliehen, als Pfand aber zum Teilgüter der Schloss-Kaplanei, die ohnehin dem Stift inkorporiert war, angenommen. Insofern hatte das Stift das Geld für Untertanen verliehen, die es bereits besaß. Die Grazer Regierung legte dem Propst nahe, sich darüber mit den Ungnad'schen Erben vor Gericht auseinanderzusetzen. Kobl hat für die Restaurierung von Kirche und Kloster viel getan und sich um die Weiterexistenz der Kanonie gesorgt, auch wenn ihm die erforderlichen Neuaufnahmen von Chorherren aus unerfindlichen Gründen nicht gelangen. Selbst bei seinen wenigen noch vorhandenen Konventualen vermochte er die Ordensdisziplin nicht wiederherzustellen. Drei von ihnen, die dem Konkubinat verfallen waren, wollte er aus dem Stift in ein anderes überstellen, damit nicht auch die jungen Kleriker verführt würden. Über alle diese Probleme ist Kobl unvermutet am 10. Oktober 1602 gestorben.

Aufhebung 1604 und Übergabe an den Jesuitenorden

Der frühe Tod Propst Kohls hinterließ im Stift ein gefährliches Vakuum. Zwar wählten die Chorherren im darauffolgenden April neuerlich Matthias von Staudach zum Propst, und das in Anwesenheit des Abtes von Arnoldstein als Vertreter des Patriarchen, doch auch diesmal ohne Regierungskommissär. Wieder verweigerte die Grazer Regierung dem gewählten die Anerkennung und verbot ihm die Führung der Geschäfte. Die Kanoniker wandten sich an den Erzherzog und wiesen auf ihre Privilegien und die Zustimmung des Patriarchen bezüglich der vorgenommenen Wahl hin. Auch die Ernennung Staudachs zum Administrator Eberndorfs und Vikar durch den Patriarchen (14. November 1603) nützte nichts. Der Erzherzog hatte längst andere Pläne und hielt die Kanoniker hin.

Der Koadjutor des Patriarchen, Francesco Barbara, hatte bei seinen Visitationen in Kärnten 1593/94 die katastrophale Lage des Katholizismus in diesem Teil der Diözese kennengelernt und befürwortete die Errichtung eines Jesuitenkollegiums in Kärnten. Als er Patriarch geworden war, hegte er die Absicht, die Einkünfte von Eberndorf für ein zu errichten des Jesuitenkolleg in Görz und die Installierung eines Archidiakons des Patriarchen für Unterkärnten mit Sitz in Eberndorf zu verwenden. Für ein Kolleg im erzprotestantischen Villach war die personell schwache Abtei Arnoldstein in Aussichtgenommen, doch legte sich diesfalls der Bischof von Bamberg, dem dieses Stift unterstand, quer. Das Stift Millstatt hatte der Jesuitenorden bereits 1598 „okkupiert", bevor es ihm 1600 vom Papst bestätigt wurde, und für ein Jesuitenkolleg in Laibach verwendete man die Kartause von Pletriach/Pleterje. Wollte der Erzherzog ein neues Kolleg gründen, konnte er dies – mangels eigenen Geldes – nur auf Kosten bestehender Stifte oder Klöster tun. Der erzherzogliche Plan, in Klagenfurt ein Jesuitenkolleg ein zurichten und dazu Eberndorf und seine inkorporierten Pfarren zu verwenden, stieß aber nun auf den Widerstand des sonst jesuitenfreundlichen Patriarchen. Denn dieser fürchtete um seine Jurisdiktion über die Eberndorfer Pfarren, sollten diese jesuitisch werden. Die Jesuiten, bereits auf Eberndorf aufmerksam gemacht, bemühten sich, die Bedenken Barbaras zu zerstreuen und fanden im Erzherzog einen konsequenten Förderer ihres Anliegens.

Im Lavanter Bischof Georg Stobäus von Palmburg (1584-1618) erwuchs der Propstei zuletzt ein Gegner, dem das personell schwache Kapitel nichtgewachsen war. Stobäus besaß das uneingeschränkte Vertrauen des Erzherzogs und war ein erklärter Feind der Protestanten, zu deren Zurückdrängung in Kärnten er das Kolleg in Klagenfurt ins Leben rief, wo 1602 die ersten Jesuiten eintrafen. Stobäus beredete den Erzherzog, die reiche Propstei Eberndorf den Klagenfurter Jesuiten zu schenken. Im Stiftgäbe es derzeit keinen Propst und nur sehr wenige Kanoniker, deren Lebenswandel wenig erbaulich sei. Ohne die päpstliche Zustimmung zur Aufhebung abzuwarten ließ Erzherzog Ferdinand per Dekret vom 29. Juli 1603 die mobilen und immobilen Temporalia den Jesuiten für ein zu errichtendes Kolleg in Klagenfurt übergeben. Die Eberndorfer Kanoniker wandten sich an Kardinalstaatssekretär Aldobrandini um Hilfe gegen die Jesuiten, die sie als Usurpatoren bezeichneten. Sie wandten sich auch schriftlich an den Papst selbst, der dem Erzherzog durch den Nuntius in Graz mitteilen ließ, dass er sich des Verbrechens der unerlaubten Besitzergreifung von Kirchenvermögen schuldig gemacht habe. Der Erzherzog sah seinen Fehler ein und war bereit, die beiden Jesuiten aus Eberndorf abzuziehen und die Besitzergreifung zu widerrufen. Auch die Jesuiten schienen geneigt, Eberndorf aufzugeben. Nun appellierten die Kanoniker an den Patriarchen, ihnen zu sagen, was sie tun und wovon sie leben sollten. Er möge ihnen seinen Schutzgewähren und den früheren Zustand wiederherstellen. Aus dem Streit über die Gültigkeit der letzten Propstwahl war ein Tauziehen um den Fortbestand des Stiftes geworden, das eineinhalb Jahre dauerte. Der Patriarch stand mittlerweile ganz auf Seite des Kapitels, weil das Stift seit seiner ersten gründung im Jahre 1146 (! - richtiges Datum oder irrig statt 1106?) zur Kirche von Aquileja gehöre. Da erkrankte der Papst und die Angelegenheit blieb in Rom vorerst unerledigt.

Den ganzen Winter 1603/1604 gab es über diese Frage einen regen Briefwechsel zwischen Graz, Eberndorf, Aquileja und Rom. Letztendlich war nicht das Fehlen eines Propstes – der Gurker Domherr Matthias von Staudach wäre gerne bereit gewesen, dem Stift als Propst wieder aufzuhelfen –, der personell überalterte und geschrumpfte Konvent oder die schlechte Wirtschaftslage des Stiftes für seine Aufhebung ausschlaggebend.

Allein gegenreformatorische Gründe führten die Entscheidung herbei. Der katholische Erzherzog brauchte die Jesuiten, um mit ihrer Hilfe den Protestantismus aus seinen Erblanden zu verdrängen. Da er aber die zu errichtenden Kollegien nicht mit landesfürstlichem Kammergut dotieren wollte, griff er nach geistlichem Gut, das ohnehin seit jeher als Kammergut galt. Deshalb musste Eberndorf als Augustiner-Chorherrenstift unter-gehen. Das gegenreformatorische Argument und die persönliche Intervention Erzherzog Maximilians, eines Bruders Ferdinands, beim neuen Papst dürften diesen letztendlich umgestimmt haben. Aquilejas Position war zu schwach, um die Propstei vor dem Zugriff der Jesuiten zu bewahren. Denn der Erzherzog hatte gedroht, das Patriarchat militärisch anzugreifen, sollte der Patriarch als venezianischer Adeliger den venezianischen Gesandten am Heiligen Stuhl um Intervention beim Papst bitten.

Am 5. April 1604 erließ Clemens VIII. das Aufhebungsdekret bezüglich Eberndorf. Er berief sich darin auf ein schon früher erlassenes Dekret, wonach alle vakanten Propsteien und Konvente seiner Verleihung oder Verfügung vorbehalten seien. Dies sei nun bei Eberndorf der Fall und deshalb gebe er der Bitte des Erzherzogs, die Propstei zur besseren Dotierung eines Jesuitenkollegs verwenden zu dürfen, nach. Er hebe deshalb die Propstei auf, ordne aber die gerechte Versorgung der Chorherren für ihr auch fernerhin an die Klosterregel gebundenes Leben an. Der Patriarch stimmte der Aufhebung resigniert zu, da er sah, dass er den Ausgang der Sache nicht mehr verhindern konnte. Am 29. Juli fand in Beisein des päpstlichen Nuntius in Graz Gerolamo Porcia, des Sekkauer Bischofs Martin Brenner als Regierungskommissär, des Kärntner Landeshauptmanns, des Landesvizedoms und des Jesuiten provinzials P. Alphons Carrillius die Übergabe der Kanonie an den habgierigen Orden statt. Im Kloster lebten noch fünf Chorherren, von denen vier angeblich so krank waren, dass sie nicht zelebrieren konnten. Ihre Versorgung übernahmen die Jesuiten. Der jeweilige Jesuitenrektor von Klagenfurt erhielt Titel und Rechte eines Propstes von Eberndorf und Archidiakons des Jauntales. Der Patriarch konnte die Aufhebung des Stiftes nie verschmerzen. Noch 1611 beklagte er die Unterdrückung der reichen Propstei Eberndof durch den Erzherzog, während die Seckauer Chorherren in ihrer Chronik den Untergang des Bruderstiftes mit den Worten komm entierten: „Devoraverunt hanc canoniam patres Jesuitae iam aliunde locupletes.“

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde Eberndorf staatliche Studienherrschaft. 1809 übernahmen die von St. Blasien gekommenen Benediktiner des wieder errichteten Stiftes St. Paul im Lavanttal die Herrschaft als Eigentümer.

Schule

Die Aachener Synode von 789 bestimmte, dass jedes Kloster oder Domstift eine Schule errichten sollte, in der neben (lateinischer) Grammatik, Rhetrik und Dialektik auch die artes reales Arithmetik, Geoetrie, Astronomie und Musik gelehrt werden sollten. Eine Klosterschule hatte sich überdies um den Nachwuchs für das Haus zu kümmern, also Kleriker heranzubilden. Dazu schrieb das 4. Laterankonzil (1215) allen Kapitelkirchen vor, einen „magister“ zu halten, der die Kleriker in Grammatik und anderen Wissenschaften unterrichten sollte. Dies betraf in Eberndorf das Lesen und Studium der Bibel ebenso wie der Schriften des Ordensvaters Augustinus und der anderen „Väter". Dann aber auch das Erlernen des Chorgebetes und -ges anges und der Liturgie allgemein. Die Urkunde von 1236 September 20 Saldenhofen, mit der Cholo von Saldenhofen gegenüber dem Stift auf seine Betvogtei verzichtete, schrieb ein gewisser Johannes Scholaris, „sub diaconus Junensis“. Zur gleichen Zeit wird ein „magister Hailwardus“ genannt. Dies sind die frühesten Nachrichten, aus denen auf die Existenz einer Klosterschule geschlossen werden kann. 1298 wird ein Chuonrat, 1310 Johann der Jussel von Völkermarkt als Schulmeister in Eberndorf und 1362 ein „scolasticus“ (Erzieher) der Schüler urkundlich erwähnt. Der 1440 gestorbene Kantor Johannes schenkte dem Stift „solemnia gradualia“ für den Chor. Vor 1480 gab es einen Magister Nikolaus und seine Frau Krispa, die ins Eberndorfer Nekrolog eingetragen wurden. 1531 starb der Organist des Klosters. Einer seiner Nachfolger war der aus Meißen stammende Klosterorganist Sigmund Quas. Sollte er evangelisch gewesen sein und reformatorische Orgelwerke und Lieder gespielt haben? 1588 unterhielt das Stift sieben oder acht Schüler, andere frequentierten bloß die Schule. Noch zwei Jahre später gab es ein en Schulmeister und einen Organisten in Eberndorf. Das sind die eher spärlichen Hinweise auf eine Schule, die feierliche Liturgiegestaltung und dieExistenz einer Orgel im alten Stift.

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