Sacra.Wiki Stift Herzogenburg

Stift Herzogenburg

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Geschichte

Gründung

An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert konnten im unteren Traisental die Passauer Bischöfe ihren pastoralen Einfluss am erfolgreichsten geltend machen. Bischof Ulrich I. von Passau (1092–1121) stiftete mit der Gründungsurkunde vom 18. August 1112 ein Eigenkloster für Augustiner-Chorherren bei seiner Kirche in St. Georgen. Diese lag am linken Traisenufer, dort, wo damals der Fluss in die Donau mündete. Als seelsorgliches Aufgabengebiet und als Existenzgrundlage übergab der Bischof seinem Kloster St. Georgen die beiden Mutterpfarren Traisenburg und Herzogenburg. Wahrscheinlich sandte er aus dem reformierten Stift St. Nikola bei Passau oder auch aus dem Reformstift Rottenbuch (Bayern) Chorherren nach St. Georgen an der Traisen.

Über die Errichtung der Stiftsgebäude in St. Georgen unter dem ersten Propst Wisinto I. (1112–1117) sind wir leider nicht unterrichtet. In den ersten Jahrzehnten war die Existenz des Klosters einerseits von den Hochwassern der Donau und andererseits von der wirtschaftlichen Schwäche infolge zu geringer Dotierung bedroht. Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten wollte nun der Passauer Bischof Konrad (1148/49–1164), ein Sohn des hl. Leopold, das Kloster St. Georgen mit der noch offenen Stiftung des Walter von Traisen vereinigen und den Konvent nach St. Andrä an der Traisen verlegen. Nach dem Widerstand des Testamentvollstreckers Otto III. von Rechberg-Lengbach, der den Wunsch des Verstorbenen erfüllen wollte und eine eigenständige Gründung anstrebte, bediente sich die Passauer Seite einer gefälschten päpstlichen Bestätigung, nach der der Bischof Propst Hartwig von St. Georgen die Kapelle des hl. Andreas anvertraut habe, und es kam am 30. Dezember 1160 zur Gründung des Stiftes St. Andrä an der Traisen. Aufsicht und damit Verfügungsgewalt hatte der Propst von St. Georgen.

Otto wollte aber seine Rechte auf St. Andrä nicht aufgeben und überantwortete nach Beendigung des Schismas das neugegründete Stift St. Andrä dem päpstlichen Stuhl. 1185 kam ein päpstlicher Schutzbrief, der das Obereigentum des Papstes bestätigte und alle anderen Ansprüche ausschaltete. Der Besitz des Stiftes wurde bestätigt, ebenso die freie Propstwahl. Mit dieser Urkunde blieb das Stift St. Andrä selbständig und die Vereinigung mit Herzogenburg war verhindert worden. Bischof Konrad verbesserte in den Jahren 1158 und 1160 die finanzielle Situation des Stiftes St. Georgen, indem er zur Entsumpfung der ungesunden Umgebung den Bau eines Wassergrabens ermöglichte und außerdem den Chorherren die Pfarre Marquardsurvar (heute Haitzendorf) und den Schwaighof bei Zeiselmauer schenkte. 1175/76 wurde jedoch das Gebiet nördlich der Donau – und damit die Besitzungen des Stiftes im Waldviertel – durch den Einfall Herzog Sobieslaws verwüstet. Unter den späteren Schenkungen an das Kloster während der Regierungszeit Propst Wisintos II. (1191–1204) ist ein Stiftungsbrief von 1201 bemerkenswert, der ein Nonnenkloster in St. Georgen voraussetzt. In einer Urkunde aus der Zeit um 1230 werden die Schwestern Kunigunde und Ehrentraud von Zebing als Kanonissen von St. Georgen genannt. Dieser Frauenkonvent ist anlässlich der Übersiedlung des Männerklosters nach Herzogenburg auch mitverlegt worden. Die Schwesterngemeinschaft war nicht sehr groß, hatte nur geringes Vermögen und stand wahrscheinlich unter der Oberaufsicht des Propstes.

Unter Propst Engelschalk (1242–1267), dem zwölften Propst des Stiftes St. Georgen, kam es zu der unumgänglichen Übersiedlung. Das Stift hatte zwar in den vorangehenden Jahrzehnten sein Vermögen durch einige Schenkungen und günstigen Tauschhandel vermehren können und profitierte an der wirtschaftlichen Blüte des Landes unter Herzog Leopold VI., doch belastete es der Verlust der finanziellen Einnahmen in den Zehentgebieten nördlich der Donau durch die neuerlichen Einfälle der Böhmen und Mährer. Untragbar wurde die Situation durch die häufigen Überschwemmungen der Donau, die das Stift zeitweise sogar zur Insel machten.

Als neuer Wohnsitz kamen die beiden Pfarrbesitzungen des Stiftes in Frage, und zwar Traisenburg/Pfarrkirchen und Herzogenburg. Auch Pfarrkirchen war zu nahe an der Donau gelegen und so fiel die Wahl auf Herzogenburg. Als sofortige Wirtschaftshilfe erteilte der Bischof dem Stift noch im selben Monat die Befreiung vom Bergrecht für die Weingärten in Königstetten. In der Übertragungsurkunde vom 19. März 1244 übergab er dem Konvent seine Rechte in der Pfarre Herzogenburg. Durch all diese Begünstigungen wurde Bischof Rudiger zum Retter und zweiten Gründer des Stiftes. Die Stiftsgebäude in St. Georgen verfielen im Lauf der Zeit und wurden von der Donau überschwemmt. Im Jahr 1822 konnte man noch bei niedrigem Wasserstand der Donau die Fundamente des zerstörten Klosters sehen. Von den Nebengebäuden haben sich in unmittelbarer Nähe wahrscheinlich nur Mauerreste der Klostermühle in der heutigen Gutschermühle erhalten.

Spätmittelalter

Propst Engelschalk (1242–1267) begann vermutlich gleich nach der Übersiedlung des Konvents (1244) mit dem Bau der Klosteranlage in Herzogenburg, die aus dem Konventgebäude der Chorherren, der Stiftskirche, dem Frauenkloster mit einer Kapelle und den Wirtschaftsgebäuden bestand.

Während der jahrzehntelangen Bauzeit siedelten sich in der Nähe des Stiftes, "auf der Widern", Handwerker und Stiftsangestellte an. Diese Siedlung hatte einen eigenen Markt und wurde später nur mehr der Obere Markt genannt. Die Übersiedlung des Chorherrenkonventes dürfte schon 1249, der Bau der Stiftskirche aber erst viele Jahrzehnte später abgeschlossen worden sein. Die romanische Pfarrkirche – mit der Gründungsurkunde vom 5. Juli 1014 hatte Kaiser Heinrich II. auch in Herzogenburg die Errichtung einer Pfarre ermöglicht – wurde daher in den ersten Jahrzehnten auch für die stiftlichen Funktionen verwendet. Nach der Fertigstellung der Stiftskirche war sie wieder normale Pfarrkirche und bestand als solche bis ins 16. Jahrhundert.

Über das Leben der Chorherren im Mittelalter berichtet der Stiftschronist Frigdian Schmolk mit den Worten des 19. Jahrhunderts:

"Die Lebensweise der Chorherren war eine sehr strenge: Schon zur Mitternachtsstunde gingen sie in Prozession zum Chore, um dort Gott zu loben und zu preisen; auch zur Arbeit und zur Mahlzeit gingen sie im geordneten Zuge. Täglich wurde nach der Prim ein "Capitel" gehalten, wo besonders von Besserung und Bestrafung der Fehlenden die Rede war; jeder sollte seine Fehler selbst bekennen oder anderen dieselben anzeigen. Nachher beschäftigten sich die Chorherren mit Handarbeit außer dem Stifte, oder innerhalb desselben mit Abschreiben von Büchern, mit Zurichten des Pergamentes, mit Lederarbeiten, Weberei, Drechslerei usw., außerdem hatten sie die Gärten zu pflegen, Unkraut auszurotten, ja selbst von Heu machen und Reinigen der Rüben wird in Handschriften erzählt. Für diese Verrichtung war die Zeit vom "Capitel" bis zur Terz, nachmittags bis zur Vesper bestimmt. Nach der feierlichen Conventmesse war die Zeit bis zur Sext zum Studieren, Lesen, für religiöse Gespräche und Krankenbesuche bestimmt. Das Mittagsmahl war sehr einfach bestellt, ausgenommen die sogenannten "pietantiae" oder "Frohmähler", bei welcher Gelegenheit die Anzahl der Gerichte vergrößert wurde. Nach Tisch begaben sich die Regularen ins Dormitorium, wo man las, betete oder ausruhte bis 2 Uhr, um welche Zeit der Chor oder die Vigilien für die Todten abgehalten wurden. Hierauf war gemeinsamer Trunk im Refectorium, worauf man die Zeit bis zur Vesper mit Handarbeit ausfeilte. Dann folgte das Abendmahl, worauf die Zeit bis zur geistlichen "Collation" zum Lesen und Schreiben bestimmt war, wobei aber strenges Stillschweigen zu beobachten war. An die geistliche "Collation" reihte sich das Completorium, nach dessen Abbetung das Asperges folgte, worauf sich die Chorherren ins Dormitorium zur Ruhe begaben. Stillschweigen war an bestimmten Orten und zu gewissen Zeiten auferlegt. Die Fasten und Abstinenzen wurden sehr streng gehalten: Von der Pfingstoctave bis Mitte September wurde am Mittwoch und Freitag nur eine ordentliche Mahlzeit gehalten, im Advent und die ganze Fastenzeit war Abstinenz von Fleisch, ja sogar von Eiern und Käse geboten."

Die ersten Pröpste von Herzogenburg waren nicht nur mit dem Stiftsbau, sondern auch mit der Errichtung von Befestigungsanlagen beschäftigt, da die Bürger des ausgehenden 13. Jahrhunderts durch Mongolenstürme, Ungarnangriffe und durch herumstreifende Kriegsscharen in der rechtlosen bzw. kaiserlosen Zeit besonders gefährdet waren. Der Untere Markt Herzogenburg hatte den Babenbergern gehört, bis er 1210 durch Tausch in den Besitz des bayerischen Klosters Formbach am Inn übergegangen war. Diese Zweiteilung der Grundherrschaft verhinderte auch, dass Herzogenburg schon früher zur Stadt erhoben wurde. Die vielen Schenkungen an der Wende zum 14. Jahrhundert bezeugen, dass man sich dem jungen Kloster sehr verbunden fühlte, seine Leistungen anerkannte und sich gern in seinen geistlichen Schutz stellte.

Die finanzielle Lage des Stiftes Herzogenburg war so gut, dass Propst Siegfried noch ein Haus in der Singerstraße in Wien erwerben konnte. Er kaufte auch einige Häuser auf der Widern, und nach und nach ging der Obere Markt von Herzogenburg in Stiftsbesitz über. Die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zählt zu den "goldenen Zeiten" des Stiftes. Unter dem folgenden Propst Nikolaus I. Payger von Würmla (1361–1374) erlebte das Stift Missernten und musste Kriegssteuern an Herzog Rudolf IV. und Papst Gregor XI. zahlen. Die Kurie forderte den zehnten Teil aller Einkünfte, um den Krieg gegen Florenz und Mailand fortführen zu können. Das Stift geriet nach langer Zeit wieder in Verschuldung, was Propst Nikolaus sehr bedrückte, wie aus seiner eigenhändigen Eintragung in ein Zehentregister zu entnehmen ist. Alle Klöster des Landes habe Herzog Rudolf ausgepresst und das Erbgut Christi in Soldgeld verwandelt. Die klösterlichen Chronisten seiner Zeit nannten Rudolf einen "neuen Nero".

Zur Erleichterung der angespannten finanziellen Lage gewährten die Herzöge Albrecht III. und Leopold III. dem Stift Privilegien, da "die geistlichen ..., der Probst und das gotzhaus ze Herzogenburg in grozzer geltschulde und kumber sind." 1373 wurde das Stift von der Pflicht der Gastung befreit: "deshalb wurde allen Herren, Rittern und Knechten, Edlen und Unedlen entboten, Herzogenburg in keiner Weise durch zu große Inanspruchnahme der Gastfreundschaft zu beschweren."

Einen interessanten Einblick in die Situation des Herzogenburger Konvents gibt eine Urkunde aus dem Jahr 1378. Vor der Propstwahl hatten die Chorherren folgende Forderung an den künftigen Propst zusammengestellt: Der Propst solle jährlich über alle Ausgaben und Einnahmen Rechnung legen. Er wurde angehalten, den Chorherren an bestimmten Festtagen und zur Aderlasszeit ungeschmälerte Mahlzeiten zu geben. Außerdem solle er täglich die Frühmesse halten. Alle Jahre habe er Sommer- und Wintergewänder für die Chorherren zu besorgen. Ohne Wissen des Dechants und der beiden ältesten Chorherren dürfe er keinen Kapitularen entfernen oder versetzen und ebensowenig jemanden ohne deren Zustimmung aufnehmen. Schließlich solle der für die Chorherren bestimmte Wein in einem eigenen Keller aufbewahrt werden. Diese Forderungen spiegeln einerseits schon etwas von dem kapitularen Prinzip der Chorherren – der Vorsteher des Hauses ist bei wichtigen Entscheidungen an die Zustimmung seiner Kapitularen gebunden – andererseits aber auch etwas von der Bequemlichkeit des Konvents.

Durch den Ausfall der Zehente im Waldviertel geriet das Stift unter Propst Johannes III. (1401–1433), einem der längstregierenden Pröpste, wieder in finanzielle Schwierigkeiten. Ursache dafür waren einerseits die Verwüstungen durch die Kriegshandlungen des angreifenden mährischen Markgrafen Procop, andererseits die Zehentübergriffe der Verteidiger unter dem Söldnerführer Zacharias Haderer. Propst Johannes III. erreichte als Entschädigung dafür von den Herzögen Wilhelm und Albrecht IV. die Begünstigung, im Schankhaus des Stiftes, dem "Mühlhofkeller", zwölf Fass Wein ohne Ungeld (Steuer) ausschenken zu dürfen. Er bemühte sich auch erfolgreich um den Schutz des apostolischen Stuhles.

Unter Propst Johannes III. fand eine Stiftsreform nach den Bestimmungen des Konstanzer Konzils statt. Bei der Visitation im Stift Herzogenburg 1418 war nachweislich auch der erste Propst des Chorherrenstiftes Dürnstein, das 1410 im Geist der Raudnitzer Reform gegründet worden war, anwesend. Und so wurden die Raudnitzer Statuten auch in Herzogenburg Grundlage einer Erneuerung.

Propst Johannes war auch ein eifriger Förderer der Lateinschule des Stiftes. Hier legten im Zeitraum von 1399 bis 1433 zahlreiche Schüler den Grundstein zu ihrer Bildung, die sie befähigte, die Universität zu besuchen. In den Matriken der Universität Wien werden 20 Bürgersöhne aus Herzogenburg und der nächsten Umgebung genannt. Während der Regierungszeit des Propstes Ludwig Gössel (1457–1465) kamen im Zusammenhang mit dem Bruderkrieg zwischen Kaiser Friedrich III. und Erzherzog Albrecht VI. die Truppen des Böhmenkönigs Georg von Podiebrad nach Niederösterreich und durchzogen, weil sie keinen Sold bekamen, plündernd das Land. Im Jahr 1463, am dritten Tag nach dem Osterfest, wurde der Markt Herzogenburg mit dem Stift von den Räuberscharen (ca. 3.000 Mann) unter Georg von Vetau eingenommen und verwüstet. Die Mehrzahl der Bürger und Chorherren verlor durch die fanatischen Hussiten ihr Leben. Nur wenigen gelang die Flucht, unter ihnen Propst Ludwig. Die zurückgebliebenen Chorherren wurden, weil sie sich weigerten, die heiligen Geräte herauszugeben, von den Soldaten niedergemetzelt.

Wahrscheinlich ging damals auch der Konvent der Kanonissen zugrunde, oder aber er fand durch Mangel an Klostereintritten schon früher ein friedliches Ende. Im Lauf des Jahres 1465 begannen die Chorherren mit dem Wiederaufbau des Stiftes. Dieser zweiten gotischen Bauphase des Stiftes sollte aber kein langer Bestand gegönnt sein, denn schon 1477 belagerten und eroberten die Soldaten des ungarischen Königs Matthias Corvinus nach ihrem Sieg über Kaiser Friedrich III. Herzogenburg. Wieder brannte das Kloster nieder. Der nach St. Pölten geflohene Propst konnte seine in Rudolfsberg bei Wagram gefangengehaltenen Mitbrüder erst nach Bezahlung einer hohen Summe in die Ruinen seines Klosters zurückführen.

Eine Stiftschronik berichtet:

"Die Kleinodien, Kelche und den Schmuck der Kirche, heilige Bücher, sowie Getreide, Wein und verschiedenen Hausrat des Klosters haben die erwähnten Räuber fortgeschleppt. Was nach Abzug der Feinde noch übrig blieb, wurde von 'Freunden', von etwas zweifelhaften Bürgern, aber auch Adeligen, besonders von einem gewissen Baron von Tops, während die Konventualen in Fesseln waren, verschleppt."

Innerhalb von 15 Jahren mussten die Chorherren diese zwei Schicksalsschläge verkraften. Sie begannen unter Propst Georg I. Eisner (1484–1513) mit dem erneuten Aufbau ihres Klosters. Dieser Propst konnte durch sorgfältige Verwaltung und durch Schenkungen des Matthias Corvinus, der die Verwüstungen seiner Söldner wieder gutzumachen versuchte, die wirtschaftlichen Verhältnisse seines Hauses sanieren. Es gelang ihm sogar, im Lauf der Jahre die Stiftsgebäude prächtig auszustatten. Ein Zeitgenosse schildert seine Eindrücke während eines Besuches im Stift Herzogenburg folgendermaßen:

"Das Kloster selbst hat manch Rühmenswertes: es ist mit großem Fleiß gebaut, so daß es die meisten auch in Österreich übertrifft. Es besitzt eine geräumige Kirche, große prächtige Häuser, unter welchen besonders diejenigen hervorragen, welche Propst Georg, welcher noch lebt, erbaut hat. Er errichtete eine neue Wohnung des Propstes, welche er derart an den Wänden mit Gemälden schmückte, daß ich kaum eine Schönere gesehen habe, außer in Vorau, welche aber nicht vollendet ist. In dem oberen Teil sind Gewölbe angebracht, an welchen eine Goldkugel befestigt ist, aber auch die Wände entbehren nicht des Schmuckes von Drechslerarbeiten. Georg erbaute auch zwei Refektorien, eines für den Winter, das andere für den Sommer. Er vollendete auch manch andere bequeme Räume, besonders auch einen, welcher dem Refektorium am nächsten ist. Dort ist ein enger Raum, wo die Brüder bei einem Trunke gemütlich beisammensitzen können. Das Kloster besitzt auch Graben, Wall und Mauern, so daß es nicht leicht eingenommen werden kann. Ein ungarischer Hauptmann warf einmal alle Brüder und den Propst aus dem Hause und machte aus dem Kapitelsaal einen Pferdestall."

Die Tätigkeit des Propstes fand auch in Rom Anerkennung. 1498 erlaubte Papst Alexander VI. ihm und allen seinen Nachfolgern den Gebrauch der Mitra, des Stabes und Ringes und der anderen Pontifikalien. Am 7. Mai 1512 brach in einem Haus auf dem Unteren Marktplatz ein Brand aus, der auch auf die Widern übergriff und die Stiftsgebäude teilweise in Schutt und Asche legte. Das Feuer zerstörte zuerst das Turmdach, griff auf das Dormitorium und Refektorium über, wobei alle Zellen der Brüder mit dem Winterrefektorium ausbrannten. Außerdem wurden das Krankenhaus, die Wohnung des Dechants, die Bibliothek und die Sakristei ein Raub der Flammen. Das Feuer sprang auch auf das Mariensacellum über und vernichtete dort die Orgel. Ebenso brannte die Schule nieder. Die Kirchenausstattung – die Tafelbilder und die Altäre – wurde verschont.

Reformation bis Barock

Der hochgelehrte Propst Johannes V. Bernhard von Nußdorf (1517–1533) begann sein Amt in einer sehr schwierigen Zeit. Im Jahr seiner Wahl trat Martin Luther zum ersten Mal in Erscheinung. Zu dieser geistig-religiösen Revolution kam noch die Türkennot, die 1529 ihren Höhepunkt mit der Belagerung Wiens erreichte. Die türkischen Streifscharen verschonten zwar Herzogenburg, das Stift wurde aber durch die Türkensteuer Ferdinands I. umso härter belastet.

Unter seinem Nachfolger Bernhard I. Schönberger (1533–1541) wurden die Abgaben zur Finanzierung der Türkenkriege so groß, dass die Steuerschulden nur durch den Verkauf des Stiftshauses in Wien, Johannesgasse Nr. 3, abgedeckt werden konnten. In religiöser Hinsicht musste der Propst die ersten Auswirkungen der protestantischen Lehre verkraften. Sein Mitbruder Johann Peurl hatte das Einkommen von einigen Pfarrkirchen vergeudet, die priesterliche Kleidung abgelegt und seinen Orden verlassen. Für viele Jahre war Bernhard der letzte frei gewählte Propst von Herzogenburg. Die nun folgenden Pröpste waren Weltpriester oder stammten aus anderen Ordenshäusern, wurden postuliert oder vom Kaiser ernannt.

Auf Wunsch Kaiser Ferdinands I. wählte der Konvent Philipp von Maugis (1541–1550) zum Propst. Philipp entstammte einer adeligen belgischen Familie, war ab 1545 Regent der niederösterreichischen Landesregierung und Erzieher der Söhne Ferdinands I.

Noch im Jahr seines Amtsantrittes trat in Herzogenburg, wie in vielen Orten Österreichs, die Pest auf, an der täglich bis zu 30 Personen starben. Alle Chorherren im Stift mit Ausnahme des Propstes und eines Konventualen fielen der Seuche zum Opfer.

Sein Nachfolger war Bartholomäus von Cataneis (1550–1563). Er entstammte einer vornehmen italienischen Familie aus Bergamo, war palatinischer Graf, apostolischer Protonofär, oberster Hofkaplan u. v. a. m. Durch sein Administrationstalent gelang es ihm, das Stift über die finanziellen Hürden zu bringen. Wegen seiner Tüchtigkeit wurde er zum Administrator von Göttweig bestellt (1556–1563).

In den letzten Jahren seiner Regierung erlebte das Stift jedoch einen seiner Tiefpunkte. Eine Kommission, die die Klöster visitierte, beanstandete, dass sich der Propst mit zwielichtigen Frauen herumtreibe und dass seine Konventualen alle sektisch seien und die Sakramente dem alten Kirchenbrauch zuwider spendeten. Die Kommissäre erteilten ihm einen strengen Verweis und ermahnten ihn, in Hinkunft keinen Verdacht zu erregen sowie den Hauptübeltäter, den Dechant, abzusetzen und einzusperren. Nach dem Visitationsbericht vom Jahr 1561 befanden sich im Stift Herzogenburg vier Konventualen, drei Konkubinen, kein Eheweib und sechs Kinder.

Am Ende seines Lebens musste der Propst erkennen, dass er als Sonderbeauftragter in zu vielen Landesangelegenheiten unterwegs gewesen war, dass er in der Diplomatie zwar vieles geleistet, als Vorstehender des Hauses aber versagt hatte.

In dieser Krisenzeit des Stiftes wurde der Prälat von St. Andrä Johannes VI. Pülzer (1563–1569) zum Propst bestimmt. In seinem Wahlinstrument hieß es, er sollte baldmöglichst die Zahl der Chorherren ergänzen, da sich dieselben fast alle "verloffen" hätten. Wirtschaftskrisen, Hungersnot, Erhöhung der Steuern und die Tatsache, dass viele seiner Mitbrüder lutherisch wurden, trieben Propst Johannes VII. Glaz (1569–1572) zu einem Verzweiflungsakt: in der Nacht des 14. September 1572 floh er in Begleitung eines Dieners aus dem Stift.

Nun folgte ein Mann aus dem eigenen Haus, Jakob Reisser (1573–1577). Durch seine Sparsamkeit und energische Haltung ging es sowohl finanziell als auch disziplinär im Stift aufwärts. Im Visitationsbericht wurde vermerkt, dass er keine goldene Kette und auch keine kostbaren Kleider trug, keine Spiele gestattete und die Musik bei Tisch abgeschafft habe. Außerdem hätten Propst und Konventualen keine Konkubinen.

Er bemühte sich, Mitarbeiter aus dem Ausland zu bekommen, um die Ausbreitung der lutherischen Lehre zu stoppen. Denn die Gemeinde Herzogenburg war zum Großteil schon protestantisch und die Pfarrkinder gingen bereits in die umliegenden Ortschaften, um bei den "sektischen Predigern" die Sakramente zu empfangen.

Acht Monate lang gab es nun ein Tauziehen bei der Besetzung der ansehnlichen Prälatur in Herzogenburg. Schließlich postulierte der Klosterrat für das Stift den Propst des Chorherrenstiftes St. Dorothea in Wien, Georg II. Brenner (1578–1590). Georg war Hofkaplan bei Kaiser Maximilian II. gewesen, und so begab es sich, dass Kaiser Rudolf II. zweimal auf Reisen im Stift übernachtete.

Eine Parallele zur großen Politik der Rekatholisierung im Land lässt sich auch in Herzogenburg erkennen. Propst Georg schrieb 1579 an das Konsistorium und 1582 an Kaiser Rudolf II. einen Brief, in dem er die religiös gespaltene Situation in Herzogenburg schildert und den Herrscher um Unterstützung bittet, damit er den Unteren, Formbachischen Markt, der zum größten Teil protestantisch war, kaufen könne. Durch eine administrative Marktvereinigung und durch eine bessere religiöse Betreuung wollte der Propst die häufigen Streitigkeiten zwischen den Bürgern der beiden Märkte beseitigen. Die Trennung blieb jedoch bis 1806 bestehen.

1588 schlug der Klosterrat Georg sogar zum Bischof von Wiener Neustadt vor. Sein siegreicher Gegenkandidat Melchior Klesl half ihm einige Jahre später bei seinen Reformplänen. Die Bürger (vor allem die des Unteren Marktes) mussten nun an den Sonn- und Feiertagen dem Gottesdienst mit allen "vleis und gezimende Andacht" beiwohnen. Wer zu den "Predikanten auslief", wurde mit schwersten Strafen bedroht. Ebenso mussten die Herzogenburger ihre Kinder in die katholische Schule schicken und dem Gesinde wurde verboten, sich während des sonntäglichen Gottesdienstes in Wirtshäusern oder auf Spielplätzen aufzuhalten.

Kirche, Kloster- und Wirtschaftsgebäude wurden nun renoviert und ausgebaut, Messgeräte, Bücher und Musikinstrumente angekauft. Der Lesehof in Königstetten wurde renoviert und der Hof von Klosterneuburg fast zur Gänze neu erbaut.

Wegen seiner Krankheit stand dem Propst in den letzten Jahren Paul Zynkh als Koadjutor zur Seite. Da es nach dem Tod des Propstes bei der Neubesetzung zwischen Klosterrat und dem Passauer Bischof zu Unstimmigkeiten gekommen war, verwaltete Paul Zynkh über ein Jahr als Administrator das Stift, bis er zum Propst gewählt wurde (1591–1602).

Aufgrund der ständigen Türkengefahr wurden die Verteidigungsanlagen des Klosters gemäß dem kaiserlichen Mandat ausgebaut und die Rüstkammer des Stiftes mit moderneren Waffen versehen. Von den umfangreichen Restaurierungsarbeiten und Ankäufen gibt ein fünfeinhalb Seiten langes Verzeichnis Auskunft.

Während eines halbjährigen Kuraufenthaltes des Propstes in St. Pölten ging es im Kloster drunter und drüber. Unter Lebensgefahr reiste der kranke Propst zurück und hielt ein Kapitel. Der Dechant wurde abgesetzt und im Lauf von drei Wochen bei Wasser und Brot "dasig" gemacht.

Die letzten drei Jahre seines Lebens war der Propst Deputierter der niederösterreichischen Stände und hielt sich oft in Wien auf. Aus diesem Grund kaufte er dort 1601 ein Wohnhaus, den "Heidelberger Hof" in der Annagasse. Das Gebäude ist heute noch im Besitz des Stiftes und trägt den Namen "Herzogenburgerhof".

Auf Landesebene konnte der Protestantismus Schritt für Schritt zurückgedrängt werden. Propst Paul bestellte den Weltpriester Georg Tirher aus Konstanz als Pfarrer für Herzogenburg. Dieser konnte durch seine eindrucksvollen Predigten viele Protestanten des Marktes zum katholischen Glauben zurückführen. Um die Jahrhundertwende war Herzogenburg wieder eine vorwiegend katholische Gemeinde. In den Dörfern ging die religiöse Erneuerung langsamer vor sich.

Als Melchior Kniepichler, ehemaliger Propst des Stiftes Dürnstein, von König Matthias als Propst postuliert wurde (1609–1615), protestierte der Herzogenburger Konventuale Johannes Held in einem Schreiben an den Passauer Offizial, weil Propst Melchior in St. Andrä (1592–1599) "Schulden gehäuft und von dann gezogen sei", er habe dann "Tirnstain ohne Schulden angetreten und gehe nun mit Schulden weg" (1599–1609); beide Male in Folge seiner verschwenderischen Freigiebigkeit gegen Verwandte und Freunde. Weiters klagt er, dass Melchior dem Trunke ergeben und "in diesem Zustand unausstehlich streitsüchtig sei." Schließlich, dass Melchior das weibliche Geschlecht liebe und gerne Tanzunterhaltungen besuche. In den Klosterratsakten hieß es, "dieser Mann war mehr Schelm als Mönch".

Öfters fuhr der Propst während seiner Regierungszeit in Herzogenburg nach Wien, ins Gasthaus "Zum goldenen Strauß" am Neuen Markt, wo die fünfzehnjährige Wirtstochter Katharina "zum Frohsinn des Herrn Prälaten das meiste beitrug". Nachdem diese ein Kind bekommen hatte, kam unvermutet am 26. Juli 1615 eine Untersuchungs- und Strafkommission nach Herzogenburg. Aufgrund der strengen Linie Klesls wurde der Propst gefangen nach Wien geführt, verhört und einige Monate eingesperrt. Erst nach drei Jahren wurde Melchior rehabilitiert und zum zweiten Mal zum Propst von Dürnstein bestellt.

Nach einigen Wahlturbulenzen in den folgenden Jahren bestimmte Kaiser Ferdinand II. den Dechant des Kathedralstiftes Seckau Martin III. Müller zum Vorsteher in Herzogenburg (1621–1640). Er war ein eifriger Förderer der Gegenreformation, reformierte das klösterliche Leben und führte neue Statuten ein.

Er erreichte auch, dass ihm die Pfarre Hain wieder zurückgegeben wurde, wo bisher nur protestantische Prediger angestellt waren. Den Konflikt mit der dort tonangebenden protestantischen Familie der Jörger konnte erst sein Nachfolger Johannes Bauer (1640–1653) beilegen. Propst Joseph Kupferschein (1653–1669) versuchte ebenfalls auf friedliche Weise die Protestanten zum katholischen Glauben zurückzugewinnen. Er war sowohl ein gelehrter Mann (1641 war er Rektor der Universität in Wien) als auch ein tüchtiger Wirtschafter. Propst Anton Sardena (1669–1687) begann mit viel Schwung die weiteren Restaurierungsarbeiten bzw. die Barockisierung des Stiftes.

1679/80 wütete die Pest in Herzogenburg und kostete viele Menschen das Leben. In der Stiftsgeschichte von Dechant Beyer wird auch das Erscheinen eines Kometen vermerkt, der im Jahr 1680 am Fest des hl. Stephan zum ersten Mal erschien und als Vorbote der Türkenkriege interpretiert wurde.

Am 14. Juli 1683 erschienen 200 bis 300 Türken vor Herzogenburg. Sie ließen den gut befestigten Ort zunächst ungeschoren. Als die Gefahr immer größer wurde, flüchtete der Prälat auf Bitten seiner Geistlichen mit dem Archiv und der Schatzkammer nach Dürnstein. Eines Tages kam dann eine ungewöhnlich große Schar Türken (angeblich zwischen 10.000 und 12.000 Mann), um Herzogenburg einzunehmen. Sie schichteten aus den verlassenen Bauernhäusern und Scheunen Stroh vor die Markttore, um sie durch Feuer zu zerstören. Der Chorherr Gregor Nast, der die Verteidigung von Herzogenburg leitete, ließ in aller Eile leere Weinfässer mit Erde und Sand füllen und hinter den Toren auftürmen, sodass die Belagerer durch die vom Feuer zerstörten Tore nicht eindringen konnten. Die Bürger leisteten mit ihren Schusswaffen so tapfer Widerstand, dass dieser türkische Eroberungsversuch fehlschlug.

Mit der Zeit erholten sich das Land und die Klöster von den Nachwirkungen der Türkenkriege und mit der Wiederkehr von geordneten Zuständen verbesserte sich auch die wirtschaftliche und religiöse Situation. Propst Maximilian I. Herb (1687–1709) war lange Jahre ein eifriger Seelsorger und stand als Dechant und späterer Prälat seinen Mitbrüdern auf den Pfarren beim Wiederaufbau bei. In Haitzendorf wurde mit Hilfe von Jakob Prandtauer die Kirche renoviert und der Pfarrhof zur Sommerresidenz der Pröpste ausgebaut.

1714 entschloss sich der Herzogenburger Propst Wilhelm von Schmerling (1709–1721), das Stiftsgebäude neu zu errichten. Das gewaltige Bauvorhaben wurde durch Grund- und Gutsverkäufe finanziert. In einer zeitgenössischen Stiftsgeschichte wird folgendes berichtet:

"Im selben Jahr begann Propst Wilhelm mit großer Energie den kunstvollen Neubau des Klosters, den keiner seiner Vorgänger gewagt hatte, nach demselben weitläufigen und architektonischen Vorbild, wie er es in Melk gesehen hatte, das unter dem berühmten Abt Berthold in derselben Zeit errichtet wurde. Als Architekt nahm sich unser Wilhelm den, der die Bauten von Melk, bei St. Florian in Oberösterreich etc. errichtete, N. Brandauer von St. Pölten, einen erfahrenen Künstler. Er errichtete bei diesem Neubau zuerst den Trakt, der an die große Kirche anschließt, dann den anderen, in dessen Mitte der große Saal hervorgeht, den der kaiserliche Architekt Baron von Fischer senior entwarf und vollendete, und dann den entfernteren bis zum Haupttor, wo sich auch der Eingang von Norden her befindet ... Der Grundstein wurde am 25. Mai d. J. in aller Feierlichkeit an der Epistelseite (eine andere Hand: Evangeliumseite) außen am Presbyterium gelegt."

Der in Herzogenburg geborene Propst Leopold von Planta (1721–1740) erreichte die Aufnahme seines Hauses in die Lateranensische Kongregation, mit der Erlaubnis, ein violettes Mozett zu tragen. Damit bekam er für sich und seine Nachfolger von Papst Innozenz XIII. am 18. September 1724 das Recht, den Titel eines Lateranensischen Abtes zu tragen. Propst Leopold führte auch in dieser Zeit nach dem Beispiel von Klosterneuburg den schwarzen Talar anstelle der weißen Kleidung für seine Mitbrüder ein.

Am Ende seines Lebens konnte Propst Leopold auf einen einheitlichen Stiftsbau blicken, der sich würdig in die Reihe der Stiftsbauten der großen österreichischen Barockprälaten einreiht. Die von Prandtauer gebauten Trakte sind vornehm und voll künstlerischen Lebens. Einzig an der Ostseite sprengt der Saalbau Fischers die Prandtauersche Fassade: er tritt um eine Achse hervor und überragt sie mit den Oberfenstern. Durch diese dramatische Vorgangsweise stellt Fischer seinen Rang als führender Architekt unter Beweis.

Aus Protest gegen die "Pragmatische Sanktion" verbrüderten sich die Bayern und die Preußen mit den Bourbonen und drangen 1741 bis nach St. Pölten vor. Besonders die Franzosen plünderten das Gebiet zwischen Melk und St. Pölten. Weil das Stift eine Kriegssteuer in Höhe von 14.000 Gulden nicht gleich aufbringen konnte, nahmen die Franzosen den 32-jährigen Propst Frigdian Knecht (1740–1775) als Geisel und er wurde nach den Worten des Stiftsdechanten "hin und hergeführt zu Schand und Spott". Erst nach sechstägiger Gefangenschaft und Zahlung des hohen Lösegeldes konnte der Prälat wieder ins Stift zurückkehren.

1743 entschloss sich der Prälat, die Kirche durch den jungen Franz Munggenast neu erbauen zu lassen. Der Turm wurde 1767 nach Entwürfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach durch Matthias Munggenast ausgeführt. Die Architektur dieser Kirche und die Ausstattung durch Daniel Gran und Bartolomeo Altomonte können zu den großen Leistungen des österreichischen Barocks gezählt werden. In den Pfarren Stollhofen, Hain, Rottersdorf und Brunn ermöglichte Propst Frigdian ebenfalls die "Barockisierung" der Kirchen. Durch die Stiftung von 7.000 Gulden des Wiener Stadtrates Jakob Bodenreiter konnte in Theiß der Pfarrhof neu errichtet werden.

Aufgrund seines wissenschaftlichen Interesses kaufte der Propst Jahr für Jahr viele wertvolle Bücher, ordnete das Archiv und unterstützte den Aufbau eines eigenen Münzkabinetts. Auf musikalischem Gebiet war sein Mitbruder Georg Donberger tätig. Als Regens chori komponierte dieser unermüdlich und seine Werke sind in den Musikarchiven vieler österreichischer Stifte zu finden. Als Propst Frigdian Knecht nach 35-jähriger Amtszeit im Jahr 1775 starb, hinterließ er ein geordnetes Haus, das spirituell, künstlerisch und wirtschaftlich einen guten Ruf hatte. Er wird auch der dritte Gründer genannt.

Josephinismus bis Gegenwart

Mit Beginn der Alleinregierung durch Joseph II. 1780 kam auch für das Stift Herzogenburg eine Zeit, die nicht leicht zu bewältigen war. Die Reformen überstürzten sich. Zwei Monate nach der Regierungsübernahme des Kaisers wurde Michael Teufel vom Kapitel zum neuen Propst gewählt (1782–1809). Er zeigte sich der Problematik des "josephinischen Experimentes" sehr gut gewachsen.

Das Patent über die Klosteraufhebungen wurde auch für das Stift St. Andrä an der Traisen wirksam, das nach dem Tod des letzten Propstes Gregor Gründler 1783 dem Stift Herzogenburg einverleibt wurde. Propst Michael musste dafür sorgen, dass die Auflösung ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Das Chorherrenstift Dürnstein wurde 1788 mit dem Stift Herzogenburg "vereinigt". Gegen diesen Bescheid wehrte sich der Bischof von St. Pölten, doch wurde mit Hofdekret vom 7. Juni 1788 die endgültige Aufhebung des Stiftes angeordnet und die bisherige Stiftskirche in eine Pfarrkirche umgewandelt. Ein Höhepunkt in der Regierungszeit des Propstes Michael Teufel war die Weihe der Stiftskirche. Am 2. Oktober 1785 wurde die Kirche von Heinrich Johannes von Kerens, dem ersten Bischof, der in St. Pölten residierte, geweiht.

Als durch die Aufhebung der Benediktinerabtei Formbach am Inn der Untere Markt Staatseigentum wurde, konnte ihn Propst Michael durch geschickte Verhandlungstaktik 1806 kaufen und mit dem Oberen Markt vereinigen.

Am 23. September 1805 hatte Napoleon an Österreich den Krieg erklärt und marschierte schließlich nach Wien. Am 11. November 1805 kam es zum Gefecht bei Dürnstein-Loiben, dem einzigen wirklichen Erfolg für die verbündeten Russen und Österreicher im unglücklichen Feldzug von 1805. In einem Tagebuch werden eindrucksvoll die Drangsale in Herzogenburg während dieser französischen Invasion geschildert: Am Tag vor der Schlacht kam eine unabsehbare Menge Feinde auf Herzogenburg zu. Ihr Anführer und Divisionskommandant General Le Gran bemühte sich, die ärgsten Greueltaten zu verhindern, aber dennoch wurden die Einwohner drangsaliert und der Marktrichter fürchterlich geschlagen. Die Keller wurden aufgebrochen, und unter Zechen, Plündern und Rauben verging die Nacht. Am Tag nach der Schlacht quartierten sich einige französische Generäle im Stift ein. Die Soldaten, die in Gärten und Feldern lagerten, zündeten abends über tausend Feuer an, die die ganze Gegend hell erleuchteten. Ende November kamen dann die Holländer; diese erwiesen sich als unbändige Säufer und benahmen sich ärger als die Franzosen.

Durch die oftmaligen hohen Geldforderungen der französischen Offiziere und die ständigen Einquartierungen von Soldaten war das Stift am Rande des Ruins. Propst Michael floh während des Krieges mit der Münzsammlung und anderen Kostbarkeiten nach Ungarn in die Abtei Zirc. Kämmerer Josef Leuthner brachte sich mit den anderen Wertgegenständen auf das Gut Primersdorf (Waldviertel) in Sicherheit.

Im Rahmen des Österreichisch-Französischen Krieges im Jahr 1809 und der zweiten Eroberung Wiens durch Napoleon hatte Herzogenburg wieder unter französischen Truppen, ganz besonders unter den württembergischen Hilfstruppen zu leiden. Bei dieser zweiten Franzoseninvasion kam der Propst allerdings nicht mehr unbehelligt davon. Noch kurz vor seinem Tod wurde er in seinem Zimmer von einem französischen Husaren misshandelt und seines Kreuzes und Ringes beraubt.

Propst Michael Teufel hat um das Stift beinahe so große Verdienste wie sein Gründer – der Volksmund unterstrich das Weiterbestehen des Stiftes mit dem Bonmot: "Der Teufel hat das Stift gerettet." Im Geist der neuen josephinischen Begräbnisordnung wurde er als erster Stiftsvorsteher außerhalb des Ortes auf dem allgemeinen Friedhof in einem bescheidenen Mausoleum bestattet. 1977 wurden die sterblichen Überreste des Propstes exhumiert und neben seinem Grabdenkmal in der Stiftskirche beigesetzt.

Der ehemalige Stiftsdechant Propst Aquilin Leuthner (1811–1832) konnte das Haus nur insofern aus der finanziellen Not retten, als er von Kaiser Franz I., der viele Herren durch seinen Besuch im Stift im Jahr 1807 persönlich kannte, einen Nachlass der Schulden erreichte.

Nach einigen Jahren konnte der Propst das Bauvorhaben einer allgemeinen Schule in Herzogenburg durchführen. 1829 war der Bau des einstöckigen Schulgebäudes abgeschlossen, dem der Westtrakt des Kreuzganges mit seiner schönen gotischen Totenkapelle hatte weichen müssen.

Unter seinem Nachfolger Bernhard II. Kluwick (1832–1843) erreichte die aus Osteuropa kommende Choleraepidemie auch Niederösterreich. Die Angst vor dieser Seuche veranlasste die Stiftsherren, zur Versorgung der Kranken an den Gangenden sogenannte Choleraöfen zu errichten: "... also die Küche zu weit entfernt ist, um schnell den notwendigen Tee und warmes Wasser herbeizuschaffen." Da die "Ärzteräthe" gegen diese Krankheit machtlos waren, versuchten sich die Gemeinden durch Abriegelung von der Umwelt sowie Immunisierung durch Alkohol zu helfen. So entstand die Spruchtafel im stiftlichen Kellerstüberl: "Die Angst vor Krieg und bösen Seuchen, der Reichersdorfer (Wein) wird's verscheuchen!" Das Lebenswerk von Propst Bernhard war die Erbauung der Pfarrkirche in Theiß.

Propst Karl Stix (1843–1847) konnte einen weiteren bedeutenden Schuldenerlass bei Kaiser Franz I. erreichen. Aus Dankbarkeit feierte das Stift jahrzehntelang den Todestag des Monarchen mit dem "Kaiserrequiem". Der Propst setzte sich auch für eine Erhöhung der Gehälter seiner Mitbrüder ein. 1844 konnte er die Jubiläumsfeier der Übertragung des Stiftes von St. Georgen nach Herzogenburg (1244) festlich begehen.

Das Revolutionsjahr 1848 brachte auch entscheidende Veränderungen für das Stift unter Propst Josef II. Neugebauer (1847–1856). Am 19. Februar 1848 wurde dem Prälaten von der Regierung zwar der faktische Besitz der aufgelassenen Stifte St. Andrä und Dürnstein bestätigt, am 7. September 1848 hob der Reichstag jedoch die bäuerliche Untertänigkeit auf und das Feudalrecht mit Robot und Zehent wurde abgeschafft. Man war sich des Wertes dieser Gesetze für das Volk wohl bewusst, dem Ausfall eines großen Teils der Einnahmen konnte der Propst mit seinem Kapitel aber nur durch die Veräußerung des Gutes Primersdorf 1851 begegnen.

Am 8. Oktober 1848 kam – auf der Flucht von Wien in die Festung Olmütz – Kaiser Ferdinand I. mit seinem Gefolge nach Herzogenburg. Beim Aussteigen aus dem Wagen sprach der Kaiser zum Propst:

"Herr Prälat! Mich freut's, einmal Ihr Stift zu sehen und zu betreten. Es ist mir ein recht schönes und freundliches Haus; ich habe es bisher noch nie gesehen. Ich muß Sie heute schon um ein Mittagmahl und auch um ein Nachtquartier bitten. Weil ich zum Nachmittagsgottesdienst zu spät gekommen bin, so ersuche ich Sie, uns um halb 6 Uhr noch einen heiligen Segen zu halten."

Am selben Abend unterzeichnete der Kaiser ein Manifest "An die Völker meiner deutsch-erbländischen Provinzen". (...) "Als am nächsten Morgen der großartige Kaiserzug aus dem Weichbild Herzogenburgs schied, blieb kein Auge trocken." Der Name "Kaisergasse" erinnert noch heute an diese Begebenheit.

1853 gab es eine kanonische Visitation durch den St. Pöltener Bischof Feigerle, und zwei Jahre darauf visitierte auch der Linzer Bischof Rudiger in Vertretung des Kardinals Fürst Schwarzenberg das Stift Herzogenburg. Auch er war sehr zufrieden mit dem Stand des Hauses und "schied mit wahrer Herzensfreude vom Stift".

Auch unter dem nächsten Vorsteher des Stiftes Propst Norbert Zach (1857–1887) herrschte ein gutes Klima im Haus. Von den 34 Mitgliedern des Stiftes waren 25 Priester in der Seelsorge tätig, vier hatten häusliche Offizien, zwei Kleriker studierten an der theologischen Hauslehranstalt im Chorherrenstift Klosterneuburg, zwei Novizen wurden im Haus in die Lebensnorm der Chorherren eingeführt.

Im Jahr 1862 gründete der Stiftskurat und spätere Dechant Ferdinand Mann den katholischen Gesellenverein, der sich um die seelsorglichen und menschlichen Anliegen der arbeitenden Bevölkerung kümmerte.

Die Stadt Herzogenburg begann den Schritt ins Industriezeitalter, als 1874 die Firma Vollrath (Nägel, Schrauben) von Wien nach Herzogenburg/Oberndorf übersiedelte.

1875 folgte ihm Carl Grundmann, ein pensionierter Danziger Lokomotivführer, der sich auf die Erzeugung von Türschlössern spezialisiert hatte. In diese Zeit fällt auch die Planung und der Bau der Eisenbahnlinien im Raum Herzogenburg: Am 3. August 1885 wurde die Strecke Tulln – St. Pölten, am 16. Juli 1889 die Strecke Herzogenburg – Krems eröffnet. Seit dieser Zeit "ist der Markt mit zwei Hauptverkehrsadern der Monarchie", mit der West- und der Franz-Joseph-Bahn, verbunden. Um der rasch anwachsenden Bevölkerung eine bessere Ausbildung und damit größere Berufschancen geben zu können, wurde die Stiftsschule schon 1867 zu einer Pfarr-Hauptschule erweitert. Heute wird dieses Gebäude neben der Stiftskirche von der Sonderschule und der Musikschule benützt.

Auch das äußere Bild des Ortes änderte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Drei Tore der alten Marktbefestigung wurden abgetragen; ebenso Teile der Ringmauer. Ein Stückchen dieses mittelalterlichen Ensembles ist heute noch im nördlichen Stiftsbereich zu sehen, wo Mauer, Graben, Verteidigungsturm und das einzige noch bestehende Stadttor, das "Au-Tor", auch "Nordtor" genannt, erhalten blieben.

Nach der Schlacht bei Königgrätz Mitte Juli 1866 drangen die preußischen Truppen bis ins Waldviertel vor und das österreichische Militär zog sich (größtenteils kampflos) auf das südliche Donauufer zurück. Das Stift richtete im Auftrag der k. k. Statthalterei ein Spital für die Soldaten ein. Für seine Verdienste wurde der Propst im Jahr 1879 vom Kaiser mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. Während seiner zehnmonatigen Funktion als Administrator des Stiftes veranlasste Dechant Emmerich Wallner die Gestaltung des nach ihm benannten "Emmerichhofes" im Westtrakt des Stiftsgebäudes.

In der Person des folgenden Propstes Frigdian II. Schmolk (1888–1912) vereinigten sich glücklich Kirchenfürst und Staatsmann. 1902 ernannte ihn Kaiser Franz Joseph zum Landmarschall (Vorsitzender des Landtages). Vier Jahre lang hatte er dieses Amt inne. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm der Kaiser die Würde eines Wirklichen und Geheimen Rates und berief ihn auf Lebenszeit als Reichsrat in das Herrenhaus. Um 1900 erreichte das Stift seinen höchsten Personalstand: 40 Konventualen gehörten zum Kloster.

Unter Propst Frigdian wurden in den letzten beiden Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts das Stiftsgebäude, der Turm, die Orgel und das Innere der Kirche restauriert. Dechant Ferdinand Mann ließ auf seine Kosten 1903 den Maria-Lourdes-Altar errichten und die zwei Holzstatuen Herz-Jesu und Herz-Maria in der Kirche aufstellen. Sie zeugen von der Frömmigkeit des Volkes um die Jahrhundertwende. Von dieser Zeit sind noch die feierliche Erstkommunion und die Maiandachten lebendig geblieben. 1907 wurde der Zusammenschluss der österreichischen Chorherrenstifte zur "Österreichischen Kongregation der regulierten Lateranensischen Chorherren" erreicht. Als Konvisitator wurde Propst Frigdian Schmolk gewählt. Eine innige Freundschaft verband Propst Frigdian mit dem Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Als dieser tödlich erkrankte, berief er seinen langjährigen Freund zu sich, der ihm die Tröstungen der Religion reichte.

Schmolks Nachfolger wurde Georg III. Baumgartner (1913–1927). Mit größter Sparsamkeit und Umsicht lenkte er das Stift durch die wirtschaftlichen Erschütterungen des Ersten Weltkrieges. Er stellte das Sommerrefektorium als Kaserne für die Marschkompanien und den Theatersaal dem Roten Kreuz zur Pflege der Verwundeten zur Verfügung. Vom Krieg selbst wurde Herzogenburg nur mittelbar betroffen: durch die vielen Gefallenen. Ihre Namen sind auf einer Marmortafel, rechts beim Eingang der Kirche, eingemeißelt.

1916 ließ Propst Georg das veraltete stiftliche Elektrizitätswerk in eine moderne Wasserkraftanlage mit Turbinen umbauen, die das Stift und Teile der Stadt Herzogenburg jahrelang mit Strom versorgte. Bedeutende Verdienste erwarb sich Georg Baumgartner durch seine wissenschaftliche Forschung über die Urgeschichte. Bis zuletzt arbeitete er mit großer Genauigkeit an der Hausgeschichte und an der Baugeschichte der Kirche und des Stiftes und verfasste weiters den Artikel "Herzogenburg" in der Topographie von Niederösterreich.

Die allgemeine Wirtschaftskrise machte sich auch im Stift bemerkbar. Das Steueramt St. Pölten drängte immer öfter unter Androhung der Zwangsverwaltung auf Bezahlung der Steuerschulden. Das Kapitel unter Propst Georg sah sich gezwungen, einem Beschluss zum "Verkauf einzelner Wertgegenstände näher zu treten". Einige wertvolle Kunstgegenstände wurden verkauft. In diese politisch sehr schwierige Zeit fällt eines der größten Ereignisse für Herzogenburg, die Stadterhebung: Am 30. Juni 1927 beschloss der Landtag von Niederösterreich, den Markt Herzogenburg "trotz der verhältnismäßig geringen Einwohnerzahl" (2.800) zur Stadt zu erheben.

Der spätere Landtagsabgeordnete und Vertreter des Klerus Ubald Steiner (1927–1946) wurde zum nächsten Propst gewählt. Es gelang ihm, das Stift durch die schwierige wirtschaftliche Lage der dreißiger Jahre zu führen. Leider ging es nicht ohne Verkauf von vielen Grundstücken und Kunstschätzen.

Nachdem 1933 Adolf Hitler in Deutschland an die Macht gekommen war, spürte man auch in Herzogenburg den nationalsozialistischen Trend. Eines Sonntags wehte vom Kirchturm, in den einige junge Männer heimlich eingedrungen waren, die Hakenkreuzfahne. Am 13. Dezember 1933 musste Prälat Steiner auf Weisung seiner kirchlichen Oberbehörde sein politisches Mandat in Herzogenburg zurücklegen. An seine Stelle trat Dechant Anton Rudolf, "der von den Sozialdemokraten wohl bestgehasste Chorherr". Er war der Typ von Priesterpolitiker, der die ohnehin spannungsgeladenen dreißiger Jahre durch sein Zelotentum und seine nie erlahmenden Bekehrungsversuche an ungläubigen "Marxisten" eher verschärfte denn beruhigte.

Die Volksabstimmung vom 10. April 1938 brachte in Herzogenburg 2.047 Ja-Stimmen für den Anschluss Österreichs an Deutschland und nur fünf Gegenstimmen. In der Folgezeit erhielt Herzogenburg den Namen "Stadt der Treue".

In diesen Jahren wurden die Repressalien gegenüber den kirchlichen Institutionen und der Geistlichkeit immer spürbarer. Die Stiftstaverne und der Theatersaal wurden beschlagnahmt. 400 Herzogenburger traten aus der Kirche aus, und rund 100 Kinder wurden vom Religionsunterricht abgemeldet. Das Herzogenburger Pfarrblatt, das seit 1915 erschien, wurde wegen "Papierknappheit" 1941 eingestellt.

Das Stift konnte aber auch vielen Flüchtlingen helfen. Zu Kriegsbeginn wurden 60 belgische Kriegsgefangene im Theatersaal einquartiert, die tagsüber bei den Landwirten in der Umgebung arbeiten mussten. Sonntags durfte mit ihnen nur hinter verschlossenen Kirchentüren eine Messe gefeiert werden. 1940 kamen Flüchtlinge aus Bessarabien, später Umsiedler aus Serbien und aus der ungarischen Batschka, zuletzt 50 Flüchtlinge aus Siebenbürgen.

Zum "schwarzen Montag" wurde der 6. November 1944. 300 Bomben fielen in und um Herzogenburg: 20 Tote und große Sachschäden waren die traurige Bilanz. Am 14. April 1945 rückten nach einer kurzen Kanonade die Russen in Herzogenburg ein. Eine Gruppe von Herzogenburgern, unter ihnen Propst Ubald, ging ihnen mit der weißen Fahne entgegen.

In den folgenden Tagen glich das Stift einem Militärlager. Im Kammeramt wurde die Kommandatur, im Theatersaal die russische Schneiderei und im Meierhof die Wäscherei eingerichtet. Die Autorität des Prälaten flößte den Russen den nötigen Respekt ein, und so schützte er die 500 Herzogenburger, vor allem die Frauen und Mädchen, die sich vor den Kriegshandlungen in die Kellerräume des Stiftes geflüchtet hatten. Er ließ auch in der Prälatur eine Krankenstation errichten, das Prälaturarchiv war die Apotheke, der Salon die Isolierstation, das Schlafzimmer die Entbindungsstation – im Bett des Prälaten kamen sechs Kinder zur Welt.

Anfang Mai gab es die letzten Gefechte zwischen Russen und Deutschen. Am Morgen des 9. Mai wurde der Waffenstillstand verkündet. Die Stiftsgebäude waren durch einige russische Bomben leicht beschädigt worden. Im Haus allerdings herrschte eine furchtbare Verwüstung. Weiters wiesen die Stiftswälder in der Umgebung von Herzogenburg große Schäden auf.

Inmitten der Aufbauarbeiten starb Propst Ubald Steiner. Er hatte den Konvent mit starker, aber väterlicher Hand geführt, sich mutig gegen die Nationalsozialisten durchgesetzt und aufgrund seiner persönlichen Kontakte eine Aufhebung des Stiftes verhindert sowie Stift und Ort vor größerem Schaden bewahrt.

Sein Nachfolger Georg IV. Hahnl konnte 1948 endlich vier neue Glocken in der Hoffnung weihen, dass sie länger als die vorhergehenden Glocken "Gott die Ehr' und den Menschen den Frieden" läuten mögen. 1942 hatten alle Glocken bis auf die größte, die Pummerin, der Rüstungsindustrie abgeliefert werden müssen.

Wissenschaftliche Berühmtheit erlangte Propst Georg durch seine Arbeit auf dem Gebiet der Heimat- und Urgeschichtsforschung. Leider war fast seine ganze Regierungszeit als Propst von einer schweren Krankheit überschattet, was sich negativ auf das Klima und die Personalsituation des Stiftes auswirkte.

Nach der Resignation des Propstes Georg Hahnl wurde Thomas Zettel (1963–1969) zum nächsten Vorsteher des Hauses gewählt. Nach langen Vorbereitungen öffnete 1964 das Stift Herzogenburg seine Räume und Säle für über 100.000 Besucher anlässlich seiner (etwas verspäteten) 850-Jahr-Feier. Der ebenerdige Teil des Altstiftes war renoviert worden und das spätgotische Refektorium "glänzte" durch die kurz zuvor freigelegten Fresken von ca. 1500. Daneben im frühbarocken Refektorium waren die Funde aus der Ur- und Frühgeschichte neu aufgestellt worden. Im Barockgebäude waren im ersten Stock die Gästezimmer für die restaurierten Kunstschätze des Stiftes frei gemacht. Im Festsaal, in der Bibliothek, im Bildersaal und in elf weiteren Ausstellungsräumen erlebten und erleben bis heute die Besucher die Glanzzeiten des Hauses.

Im Jahr 1965 gab es eine einschneidende wirtschaftliche Umstellung: der Weinbau und die Landwirtschaft konnten in Eigenregie nicht mehr positiv geführt werden, deshalb wurden beide Wirtschaftszweige verpachtet. Der Forst als dritte Einnahmequelle wird bis heute noch selbst geführt, die Jagden sind verpachtet.

Leider kam es unter Propst Thomas wieder zum Verkauf von Kunstgegenständen und vieler Bücher, um die Zahlungsrückstände durch Renovierungen und den Waldankauf in Kleinzell zu begleichen. Ebenso wurde das Haus, in dem die ehemalige Stiftstaverne war, der Stadtgemeinde Herzogenburg verkauft.

Im Jahr 1977 erreichten die ökumenischen Gespräche und Gottesdienste, die vom späteren Propst Maximilian initiiert wurden, ihren Höhepunkt in der Ausstellung "Kunst der Ostkirche". Zum ersten Mal feierten in diesem Zusammenhang die Vertreter aller elf östlichen und westlichen Kirchen in Österreich einen gemeinsamen Gottesdienst in der Herzogenburger Stiftskirche.

Anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Stadt Herzogenburg" wurde die Nordeinfahrt des Stiftes restauriert und der Innenhof nach barockem Vorbild neu gestaltet. In diesem Jahr, 1977, wurde auch der Abschluss der Turmrenovierung gefeiert. Propst Clemens Moritz (1969–1979) wurde zum Ehrenbürger von Herzogenburg ernannt. Er war nicht ein Prälat im Sinne der prachtvollen Barockzeit – musste er doch einen personellen Tiefstand von nur 14 Mitgliedern erleben – wohl aber im Sinne des Ordensstifters Augustinus: ein Seelsorger, besorgt um seine Gemeinde und seine Mitbrüder. Auch nach der Resignation blieb Altpropst Clemens bis zum Jahr 1996 der Pfarrer von Herzogenburg.

Mit Maximilian II. Fürnsinn (seit 1979) bekam das Stift nach 200 Jahren wieder einen gebürtigen Herzogenburger zum Propst. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Renovierung der Stifte und Pfarren. Allein mit einem Kostenaufwand von rund 50 Millionen Schilling wurde das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein in der Zeit von 1985 bis 1995 restauriert.

1982 wurde Propst Maximilian zum ersten Mal zum Vorsitzenden der niederösterreichischen Äbtekonferenz und zum Vorsitzenden der Diözesanen Superiorenkonferenz der männlichen Orden der Diözese St. Pölten gewählt. Von 1989 bis 1994 war er Vizepräsident der ökumenischen Stiftung Pro Oriente.

Zu den zentralen Anliegen des Konvents gehört heute, dass das Stift – entsprechend der jahrhundertelangen Tradition – eine offene Begegnungsstätte ist. So gehen auf die Initiative von Propst Maximilian viele Tagungen, Bildungsveranstaltungen und Zusammenkünfte von verschiedenen Institutionen und Vereinigungen zurück.

Neben den zuvor erwähnten ökumenischen Treffen haben etwa die Ritter vom Heiligen Grab in Jerusalem der Komturei St. Pölten hier regelmäßige Zusammenkünfte. Besonders erwähnenswert sind die "Herzogenburger Gespräche", anlässlich derer mehrmals im Jahr 60 bis 80 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kirche zentrale gesellschaftliche Fragen behandeln.

Die Bemühungen gehen dahin, das Haus auch zum geistlichen Zentrum der Pfarrseelsorge werden zu lassen. Insbesondere geht es dabei um die Bildung von Pfarrverbänden und um eine engere Zusammenarbeit der Mitbrüder in den Pfarren sowie auch um die Weiterbildung und geistliche Vertiefung der pfarrlichen Mitarbeiter.

Die wohl größte Veranstaltung des Jahres ist der "Niederösterreiche Kindersommer". Zu diesem Fest kommen an zwei Wochenenden rund 15.000 Kinder in das Stift, welches auch seit vielen Jahren einer der Veranstaltungsorte von "Musica Sacra" ist – den internationalen Kirchenmusiktagen in Niederösterreich. Großen Wert wird auf eine gute musikalische Gestaltung der Gottesdienste an den großen Festen des Kirchenjahres und auf den vorbildlichen Einsatz der bedeutenden Orgel der Stiftskirche gelegt.

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse

Wirtschaftliche Verhältnisse

Bischof Ulrich I. von Passau (10921–121) konnte seiner Neugründung, dem Augustiner-Chorherrenstift St. Georgen, nur wenig schenken. In der Gründungsurkunde des Klosters bemühte er daher auch die Heilige Schrift und erwähnt das Opfer der armen Witwe, die nur zwei Kupfermünzen in den Opferkasten des Tempels warf, die aber von Jesus gelobt wurde, weil sie alles gab, was sie besaß. Der Bischof schenkte einiges von seinem persönlichen Besitz her, vielleicht sogar alles, was er in der damaligen Ostmark sein Eigentum nannte. Und das war für die junge Kommunität gerade genug zum Überleben. Katastrophen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten durften keine kommen.

Der Bischof übergab der Klostergemeinschaft seine ererbte Eigenkirche St. Georgen an der Traisenmündung mit Fischwassern, Weingärten, Wiesen und Wäldern. Ebenso vermachte er aus seinem persönlichen Besitz ein Gut und eine Hube zu Sebarn, eine Hube zu Perschling, Engabrunn und Gumpolding, eine halbe Hube in Pötzleinsdorf (bei Wien) und eine zu Kamp, je einen Weingarten zu Kuffern und Egelsee und zwei Weingärten in Inzersdorf. Aus dem bischöflichen Gut schenkte er drei Weingärten zu Hundsheim mit einem Lehen, je einen Weingarten zu Stein, Weinzierl und Plechingen (zwischen Stein und Krems), den dritten Teil des Zehents von Teras und Merzleinswerd, die Hälfte des Zehents von den Pfarren Herzogenburg und Traisenburg sowie das ganze Dorf Streithofen (im Tullnerfeld). Einige Jahre später schenkte Bischof Ulrich zur Aufbesserung noch sechs Weingärten dazu.

Aus der wirtschaftlichen Not des jungen Stiftes versuchte nun 1160 Bischof Konrad von Passau (1148–1164) mit einer (gefälschten) Urkunde zu helfen, in der er das neuzugründende Stift St. Andrä mit St. Georgen vereinigte. Dieser Zusammenschluss scheiterte am Widerstand Ottos von Rechberg, der schließlich ein eigenständiges Kloster St. Andrä errichten konnte. Als Entschädigung übertrug Bischof Konrad dem Stift St. Georgen die Pfarre Marquardsufer und den Schweighof bei Zeiselmauer, um der "materiellen Not des Stiftes abzuhelfen".

Langsam konnte das Stift in den folgenden Jahrhunderten seinen Besitz durch Schenkungen vermehren, wobei das Waldviertel und das untere Traisental zu Schwerpunkten der Besitzungen wurden.

In einer Urkunde von 1163 werden als Zeugen zuerst die Äbtevon Göttweig und Zwettl, der Propst von St. Pölten und dann der Propst von St. Georgen, Albert, angeführt. 25 Jahre später kommt Propst Berthold von St. Georgen in der Zeugenfolge nach den Äbten von Göttweig, Melk und Altenburg, jedoch vor den Pröpsten von St. Nikolai und St. Andrä. Diesen Platz in der Reihenfolge der niederösterreichischen Stifte nimmt Herzogenburg bis über die Barockzeit ein. Nach den Klosteraufhebungen durch Kaiser Joseph II. dürfte das Stift Herzogenburg besitzmäßig an die letzte Stelle gerückt sein. Doch noch einmal zurück ins Mittelalter. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten im 12. Jahrhundert konnte das Stift seine Besitzungen durch Kauf, vor allem aber durch Schenkungen vermehren. Die Vielzahl der Schenkungen im Mittelalter sind meist auch ein Zeugnis von guter Spiritualität: einem glaubensstarken Kloster vertraut man eher seine Gebetsanliegen an.

Der nächste große Finanzaufwand war der zweite Neubau des Klosters in Herzogenburg um 1244. Das älteste Zehentverzeichnis, das in das Jahr 1299 zurückreicht, zeigt jedoch schon eine wirtschaftliche Stabilisierung auf. Das Stift besaß nun zehn "Ämter", das sind Zehenthöfe, die für die Einhebung der Zehente notwendig waren.

In den folgenden Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten waren Abgaben für die Kreuzzüge zu entrichten. Später kamen dann die Steuern für die Finanzierung der Türkenkriege. Verwüstungen durch Kriege, Naturkatastrophen (Heuschreckenplage und Dürre) und Pestepidemien brachten einen wirtschaftlichen Tiefstand für das Stift.

Ein Zeichen für das wirtschaftliche Auf und Ab war 1417 der Kauf eines Hauses in Wien, Johannesgasse. 1541 musste es wieder verkauft werden. Bezeichnend für diese schwierige Zeit war auch der Personalstand: 1569 war nur mehr ein Konventuale im Stift. Als 1601 wieder ein Haus in Wien, diesmal in der Annagasse, gekauft wurde, war dies zugleich auch ein Zeichen des neuen Erstarkens: sowohl wirtschaftlich als auch personell. Das Stift wurde renoviert, die Kirche barockisiert.

Nach der Abwehr der Türken 1683 konnte das Stift im wirtschaftlichen Aufwind weitere Akzente setzen: ein Gut in Primersdorf (Waldviertel) wurde gekauft und ein großer, neuer Schüttkasten errichtet. In Wielandsthal wurde der Keller und in Haitzendorf der Pfarrhof von Prandtauer errichtet. Im barocken Neubau des Stiftes (ebenfalls von Prandtauer) und der dazugehörigen Kirche kam die wirtschaftliche Kraft zum Ausdruck. Allerdings mussten dafür Weingärten zu Mautern, Mauternbach und Sallapulka, eine Mühle zu St. Georgen, Meierhöfe zu Reith bei Primersdorf, Großhain, Schwarzenbach usw. für eine Gesamtsumme von 17.600 Gulden verkauft werden. Das war ungefähr ein Drittel des Prandtauischen Kostenvoranschlages für den Neubau des Stiftes (54.000 Gulden).

Ein wirtschaftliches Tief lösten die napoleonischen Kriege und die Aufhebung der Grunduntertänigkeit aus: 1851 wurde das Gut Primersdorf im Waldviertel veräußert. Jahre vorher konnte das Stift nur durch einen großzügigen Schuldenerlass von Kaiser Franz I. vor einem finanziellen Ruin gerettet werden.

Der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg konnte das Stift nur durch den Verkauf von Grundstücken und von vielen Kunstgegenständen entgegenwirken. Einige Jahre vor und nach dem Zweiten Weltkrieg kam es wieder zu Veräußerungen von Kunstgegenständen, Teilen von Sammlungen (Mineraliensammlung) und Teilen der Bibliothek.

Die letzten Jahre unter Propst Maximilian waren von einer klugen Wirtschaftspolitik gekennzeichnet. Trotz der bescheidenen Besitzungen von 2.625 ha (2.200 ha Wald, 25 ha Weinbau, 400 ha landwirtschaftliche Nutzung) konnten viele Restaurierungen am Stift und an den Kirchen und Pfarrhöfen vorgenommen werden. Am 29. April 1996 wurde die Außenrenovierung des Stiftes Dürnstein mit einem Gesamtumfang von 50 Millionen Schilling abgeschlossen. Eine Aufgabe für dieses Haus, etwa als Seminar- oder Vortragszentrum, wird noch zu finden sein. Wenn auch schon vieles vollbracht worden ist, so warten doch noch weitere Aufgaben für die Zukunft.

Die Vogtei

Der Besitz des Bistums Passau im Raum Donau–Traisen stand unter der Vogtei der Babenberger. Diese übten sie durch die Burggrafen zu Lengbach (Neulengbach) aus. Urkundlich sind die Vögte des Stiftes Herzogenburg sehr selten belegt.

Nach der Übertragung des Stiftes nach Herzogenburg änderte sich in der Vogteiverwaltung nichts. Nach dem Aussterben der Babenberger siegelte 1252 Konrad von Zagging als Vogt des Hauses. Er dürfte in Verbindung mit König Ottokar Przemysl, dem neuen Landesherren, gestanden sein.

Als die Habsburger die Herrschaft übernahmen, wurden die Burggrafen von Neulengbach die Vögte von Herzogenburg. Bestätigt wird diese Annahme durch die Erklärung der Herzöge Wilhelm und Albrecht IV. vom 20. März 1396, in der sie ihre Pflicht zu besonderem Schutz und Schirm des Klosters und seiner Güter bestätigten, da sie ja jährlich das Vogtgeld von 17 Pfund und 6 Schillingen Wiener Pfennig und 1 Muth Hafer vom Stift empfingen. Das Stift Herzogenburg zahlte diese Summe bis zum Jahr 1848 nach Neulengbach, als die Herrschaft längst schon in Privatbesitz übergegangen war und das Vogtgeld umgerechnet nun 17 Gulden und 45 Kreuzer betrug.

Jenseits der Donau dürften die Kuenringer auf Dürnstein die Vogtei über die Stiftsgüter ausgeübt haben. Nach ihrem Aussterben erging 1356 eine Weisung des Herzogs Albrecht II. an seinen Pfleger in Krems, das Stift Herzogenburg in seinen Rechten und Besitzungen zu schirmen. Im Jahr 1445 übernahmen die Brüder Ulrich, Oswald und Stephan Eytzinger auf Bitten des Propstes die Vogtei auf 15 Jahre gegen die jährliche Abgabe von 6 Muth Hafer.

Soziale Verhältnisse

Das Stift Herzogenburg lag jahrhundertelang wirtschaftlich im Mittelfeld der niederösterreichischen Klöster. So war es auch mit der Zahl der Mitglieder. Die frühen mittelalterlichen Chorherrengründungen waren nicht für riesige Konvente gedacht, sondern die Zahl zwölf war, von Jesus mit seinen Jüngern herkommend, die goldene Zahl. Bei der Gründung von St. Georgen werden wahrscheinlich eine Handvoll Chorherren die Aufbauarbeit an diesem Donaustift begonnen haben.

Um das Jahr 1200 gab es die erste urkundliche Aufzählung des Konventes: zwölf Priester, drei Konversen (fratres conversi), fünf Familiaren und vier Brüder. Einige Jahre nach der Übersiedlung des Konventes von St. Georgen nach Herzogenburg wurden neun Priester, zwei Diakone und vier Brüder (fratres barbati) als Zeugen genannt. Ein Stiftshistoriker zählte diese bärtigen Brüder dem adeligen Stande zu, da er sie als Mitglieder von Bauhütten interpretierte, die Baumeister und Städteplaner waren.

Aus dem Namen und aus der Stellung in der Zeugenreihe lassen sich auf die Abstammung der Chorherren Schlüsse ziehen. Wir finden im Konvent einige Mitglieder des niederen Adels. Diese Tatsache erklärt einen Teil der reichen Schenkungen des Adels der Umgebung, der so zur Versorgung seiner Söhne beitrug. Ein Nobelstift war Herzogenburg aber nie. Die meisten Novizen kamen aus der Umgebung, vereinzelt aus Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Salzburg. Die Zusammensetzung des Konvents blieb also durchaus im Rahmen des damals Üblichen.

Bis ins 15. Jahrhundert dürfte sich die Zahl der Konventualen zwischen 20 und 25 bewegt haben. Der erste große Verlust kam durch die Ermordung einiger Chorherren bei der Eroberung von Herzogenburg im Jahre 1463 und dann durch die Pest. Die Reformation trug das ihre dazu bei, sodass es beim Tod des Propstes Bartholomäus von Cataneis 1563 wahrscheinlich überhaupt kein Konventmitglied mehr gab.

Dann gab es nur ein, später zwei Mitglieder, und mit dem Erstarken der Gegenreformation kam wieder Leben in die Stiftsgemäuer: im 17. Jahrhundert war der Personalstand zwischen acht und zehn Mitglieder. In der Barockzeit erreichte er die Zahl 25. Um 1800 waren 27 Priester, ein Kleriker und drei Novizen zum Stift zugehörig. Im 19. Jahrhundert stammten 47 Priester aus Niederösterreich, 21 aus der Tschechei und acht aus Wien.

Am 1. Jänner 1900 hatte dann das Haus den Höchststand in seiner Geschichte: von den 40 Mitgliedern waren 35 Priester, vier Kleriker und ein Novize. Im 20. Jahrhundert nahm die Zahl stetig ab, und zur Zeit gehören 13 Priester und drei Kleriker zum Stift. Die Priester stammten im letzen, d. h. im 20. Jahrhundert, zu gleichen Teilen aus dem Arbeiter- und Angestelltenstand bzw. aus der Landwirtschaft und aus Familien selbständig Tätiger (die Väter waren Fleischhauer, Fabrikanten usw.). Der größte Anteil von ihnen waren Niederösterreicher (15), dann Wiener (neun), sechs Priester kamen aus der heutigen Tschechei. Je zwei stammten bzw. stammen aus Tirol, Deutschland und den Niederlanden. Je ein Professe kommt aus dem Burgenland und aus Belgien.

Kunst- und Baugeschichte

Vom Ursprungskloster in St. Georgen haben sich keine Reste erhalten. Die frühesten Ansichten von diesem Bau stammen aus der Barockzeit. Es ist deshalb schwer zu beweisen, wie weit sie der Wirklichkeit entsprechen. Auf diesen Bildern ist eine Kirche als zentraler Rundbau zu sehen, wie es manchmal in der Romanik üblich war, davor zwei niedrigere Rundtürme mit der Prälatur, links davon der Küchenturm, der einem Rauchabzug ähnlich ist. Rechts von der Kirche befindet sich ein Fluchtturm mit den Glocken. Anschließend sind die Klostergebäude für die Chorherren und Gäste dargestellt. Der Klosterbau ist mit einer Mauer umgeben. Das Ganze ist wahrscheinlich ein liebevoller Versuch, das Ursprungskloster darzustellen. Diese Ansicht entspricht aber keiner romanischen Klosteranlage der damaligen Zeit.

Vom mittelalterlichen Kloster in Herzogenburg sind wir besser informiert. Wahrscheinlich wurde 1244 zuerst mit dem Bau eines Konventtraktes begonnen, da der bestehende Pfarrhof für den 15 Mann starken Konvent zu klein gewesen ist. Von dieser Anlage hat sich noch der Südtrakt mit einem Kreuzgangabschnitt erhalten. Bei Renovierungsarbeiten zu Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden Sandsteinsäulen mit herzförmigen Kapitellschilden und einfachen Rundsockeln freigelegt, die in die Mitte des 13. Jahrhunderts einzureihen sind.

Das ehemalige Refektorium wurde zum Teil schon 1894 entdeckt, doch konnten die Fresken erst 1963 vollständig freigelegt werden. Diese Räume waren Teil des Gerichtsgebäudes: Wärterwohnung und Gefängniszellen. An der Südseite des gotischen Saales befinden sich drei Spitzbogenfenster. Den sechsjochigen Raum tragen zwei Steinpfeiler als Mittelstützen. An einem ist die Jahreszahl 1564 zu erkennen, die vielleicht auf eine spätere Renovierung zurückgeht. Ab einer Höhe von 1,70 m befinden sich figurale Wandmalereien. Die einzelnen Darstellungen des Zyklus sind unterschiedlich gut erhalten, zum Teil ist nur noch die rote Vorzeichnung vorhanden. Neben christologischen Szenen sind eine Sterbeszene im Kloster (vielleicht der Tod des Ordensgründers Augustinus) und ein hl. Georg wiedergegeben. Vom zweiten Bild der Nordwand ist die Darstellung des Stifters dieser Bilder Propst Georg Eisner mit seinem Konvent erhalten. Da er ohne Mitra gezeigt wird, ist die Entstehungszeit dieser Fresken kurz vor 1498 anzusetzen.

Der östlich an das Refektorium anschließende frühbarocke Saal wird auf einem Plan mit "Capitl" bezeichnet. Die Jahreszahl 1628 am Ostfenster gibt vielleicht den Abschluss des Umbaus an. Heute wird dieser Saal für das Urgeschichtsmuseum des Stiftes verwendet. Wahrscheinlich besass dieser Konventtrakt aufgrund der Größe der Stiftsgemeinschaft ursprünglich schon einen ersten Stock.

Die drei anderen Flügel des Konventbaues wurden wegen des Kirchen- bzw. Schulneubaus weggerissen. Über die Funktion der Räumlichkeiten sind wir zum Teil durch einen Plan von Johann Michael Hergöth unterrichtet, den er um 1700 gezeichnet hat: ebenerdig gab es drei Sakristeiräume, eine Schneiderei, den Mesnerkeller und das erwähnte Refektorium. Im ersten Stock waren die Zimmer der Chorherren, die Wohnung des Dechants und die Bibliothek untergebracht. Im Kreuzgangbereich lag noch die alte Totenkapelle.

An der Nordseite des Konventbereiches steht auch heute noch der Kirchenbau. Von der mittelalterlichen Kirche ist nur das gotische Kirchenportal aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten. Aus den Umbauplänen können wir schließen, dass dieser Bau als Pfeilerbasilika auf kreuzförmigem Grundriss errichtet war, ähnlich der Michaelerkirche in Wien. Nördlich der Kirche waren die Kanzleiräume und die Prälatur. Entlang des Baches lagen die Wirtschaftsräume mit einem weithin sichtbaren Fluchtturm (Kuchlturm). Von diesen Gebäuden steht nur noch die Mühle, die heute als Elektrizitätswerk die Wasserkraft nutzt.

Propst Wilhelm von Schmerling (1709–1721) entschloss sich für den Neubau des Stiftes. Am 25. Mai 1714 wurde dazu der Grundstein gelegt und Jakob Prandtauer wurde mit der Planung und Ausführung betraut. Propst Hieronymus Übelbacher von Dürnstein bezeichnet Prandtauer als "fürnehmen baumeister zu St. Pölten und vielleicht fürnehmsten in ganz Österreich". Prandtauer begann mit dem Bau des Südtraktes. Der Osttrakt mit dem großen Festsaal wurde nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet. 1720 wurde die Einfahrtshalle aufgeführt. Auch hier dürften Vorschläge von Fischer mitverarbeitet worden sein. Im Quertrakt, zwischen den beiden Höfen, wurden im Erdgeschoß die beiden Sakristeien eingerichtet: Herren- und Prälatensakristei. Die qualitätvollen Stukkaturen gehen auf Michael Bolla, 1717, zurück.

1721 starb Propst Wilhelm Schmerling. Sein Nachfolger Leopold von Planta (1721–1740) ließ weiterbauen, und zur Zeit des Todes von Jakob Prandtauer war das Stiftsgebäude zu einem provisorischen Abschluss gekommen, der aber zum dauernden wurde, denn der Westtrakt des "Emmerichhofes" blieb unausgeführt. Propst Leopold ließ vom Nachfolger Prandtauers, dem Stiftsbaumeister Joseph Munggenast, den Meierhof aufführen und in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts den Stiftsbau durch die Errichtung des nördlichen Vorbaues und des Georgitores äußerlich abschließen.

Da der Westtrakt aus Sparmaßnahmen nicht ausgeführt wurde, errichtete der Propst die dort geplante Bibliothek im Mitteltrakt, und die in diesem Teil schon begonnene Prälatur wurde in den Nordostteil des Gebäudes verlegt. Die Gärten ließ er in barocker Manier anlegen und die Brücke über den Mühlbach sowie den "Springbrunn unter dem Großen Saal" mit einigen "Kindln" (Sandsteinfiguren) versehen. Diese Gartenplastiken und auch die Zwergenfiguren aus dem Zwerglgarten sind heute verschwunden.

Propst Leopold kaufte auch vom Wiener Goldschmied Johann Kaspar Holbein einige Brustkreuze, Kelche und vor allem eine wertvolle Monstranz, deren Entwurf auf Matthias Steinl zurückgehen könnte und die im Raritätenkabinett erhalten ist.

Die Einweihung der fertiggestellten Stiftsgebäude erlebte Propst Leopold nicht mehr. Ein Jahr nach seinem Tod wurde die Weihe am Georgstag, den 24. April 1741, von seinem Nachfolger Frigdian Knecht (1740–1775) vorgenommen, der dann auch die "Kapitularen in die neue, freundliche Klausur" führen konnte.

1743 entschloss sich Propst Frigdian zum Neubau der Kirche. Am 26. Juni wurde unter Beisein des Malers Daniel Gran der Grundstein an der Epistelseite der Apsis (rechte Seite der Kirche) gelegt. Die Inschriftplatte aus vergoldetem Kupfer führt Franz Munggenast als Baumeister an. Im selben Jahr, in dem der Rohbau fertig wurde, 1748, starb der junge Baumeister mit 24 Jahren. Seine Genialität wird an dieser Kirche, die zu den großen Leistungen des österreichischen Barock gezählt werden darf, sichtbar. Sein Bruder Matthias folgte als Stiftsbaumeister.

Im Kircheninneren malte Daniel Gran 1746 das Hochaltarbild und im Presbyterium die beiden Fresken. Wegen finanzieller Unstimmigkeiten und anderer Meinungsverschiedenheiten kam es zum Bruch mit dem Künstler. Der Propst vergab daher die weiteren Arbeiten in der Kirche, die Freskenmalerei und sämtliche Altarbilder mit den Ovalbildern, an Bartolomeo Altomonte, der sie von 1753 bis 1771 ausführte. Die dekorative Malerei in den Kirchenkuppeln (oberhalb des Hauptgesimses) stammt von Domenico Francia aus Bologna. Die Aufbauten für den Hochaltar (1770) und die Seitenaltäre, die Ballustraden (Kommuniongitter) und die Kanzel (1773) der Kirche stammen von Jakob Mösl, die Altarplastiken von Johann Josef Rößler, das Chorgestühl (1772) und die Volksstühle (1775) vom Klostertischler Lorenz Horeß. Die herrliche Ampel wurde 1770 von Johann Christoph Beuermann aus Wien geliefert. Das Glanzstück der Kirche ist die 1752 fertiggestellte Orgel von Johann Henke, dem bedeutendsten Wiener Orgelbauer dieser Zeit.

Seit 1680 befand sich in der alten Kirche ein aus Ungarn stammendes Marienbild, das "orientalische Frauenbild", zu dem viele Wallfahrer kamen. Nach der Fertigstellung des barocken Seitenaltares im Neubau der Kirche wurde es 1771 von Propst Frigdian Knecht eigenhändig in einer Prozession, die ihn durch beide Märkte führte, auf den heutigen Platz übertragen. Gegenüber dem Marienaltar liegen in einem Schrein die Gebeine des hl. Urban. Sie stammen aus den Kalixtuskatakomben in Rom und wurden 1740 dem Stiftsdechant Michael Koch geschenkt. Als 1771 der barocke Augustinusaltar fertiggestellt war, fand dort der urchristliche Märtyrer seine endgültige Ruhestätte.

Das jüngste Kunstwerk der Kirche ist der Volksaltar, der 1994 vom Wiener Künstler Wander Bertoni angefertigt wurde und die Schöpfung zum Thema hat. Die Krönung der Bautätigkeit des Propstes Frigdian Knecht war die Neugestaltung des Kirchturmes nach einem Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach, unter Mithilfe des Baumeisters Matthias Munggenast. Mit Recht sieht der Stiftschronist Frigdian Mies im Turm den ins Große strebenden Geist des Propstes. Die originelle Turmspitze mit Herzogshut und Stiftskreuz wurde am 6. Juli 1767 "um die Mittagszeit unter Pauken- und Trompetenschall aufgesetzt". 1756 hatte der Propst die Chorkapelle mit Fresken von Martin Johann Schmidt ("Kremser Schmidt") und einem Verkündigungsbild von Martin Altomonte ausschmücken lassen. Im Festsaal malte Bartolomeo Altomonte 1772 das Fresko "Das seelsorgliche Wirken der Augustiner-Chorherren im Bistum Passau". Das Fresko an der Decke der Prälatenstiege „Die Übertragung der Kanonie von St. Georgen nach Herzogenburg" ist signiert mit "Barto Altomonte fec. 1779 aetatis suae 79".

Unter Propst Augustin Beyer (1779–1780) wurde auch die Bildergalerie fertiggestellt. Die Gemälde sind nach einem dekorativen Schema angeordnet: ein zentrales Mittelstück, von kleineren Gemälden umrahmt. Die Bilder wurden zu diesem Zweck auch vergrößert, verkleinert oder sogar geteilt, um der Symmetrie zu entsprechen. Dieser "geistlichen Galerie" kommt nicht nur wegen ihres kulturgeschichtlichen Wertes große Bedeutung zu, es befinden sich unter den 144 Bildern auch hervorragende Kunstwerke, u. a. eine Vincenzo di Biagio Catena zugeschriebene "Heilige Familie" oder ein auf Holz gemaltes deutsches Männerporträt mit der Signatur "H. H. 1521", das als Werk Holbein d. J. bezeichnet wird.

Als man in Österreich die Kunstschätze vergangener Jahrhunderte noch als entbehrlichen "Raritätenkram" verstand, förderte Propst Aguilin Leuthner (1811–1832) die seltsame Sammelleidenschaft seines Mitbruders Ludwig Mangold. Nach dem Vorbild der alten "Kunst- und Wunderkammern" aus der Renaissancezeit hatte der junge Ungar im Stift ein "Antiken- und Raritätenkabinett" im zweiten Stock über der Prälatur angelegt, das zum Grundstein der heutigen Stiftssammlung wurde. Ein Verzeichnis dieser Raritäten wurde im Juni 1815 von ihm angefangen und hat folgende Hauptabteilungen: "A Mahlerey und Mosaique, B Bildhauerey, Schnitz- und Gußwerk, C Kupferstiche und Handzeichnungen, D Glasarbeiten, E Uhren, F Becher und andere Gefaße, G Kleidungsstücke, H Musicalische Instrumente, I Waffen, K Römische Alterthümer, L Verschiedene Seltenheiten." Die meisten der hier verzeichneten Gegenstände sind noch im Besitz des Stiftes und waren im Rahmen der Ausstellung "Kunstschätze im Stift Herzogenburg" zu sehen.

Die Kunstwerke wurden 1964 in den ehemaligen Gästezimmern topographisch aufgestellt, d. h. nach Möglichkeit nach ihrem Herkunftsort gruppiert. Das Hauptstück der Sammlung ist der "Jüngere Aggsbacher Hochaltar", ein 1501 in Krems gemaltes Werk von Jörg Breu von Augsburg. Eine vorzügliche Schnitzarbeit ist die realistisch gehaltene Skulpturengruppe des „Marientodes" um 1500, möglicherweise der Mittelteil der Predella des Jörg-Breu-Altares. Weiters soll hier die „Stiftertafel" aus der Zeit um 1500 erwähnt werden, eine Votivtafel mit dem Bildnis des Bischofs Ulrich I. von Passau und der "porträthaften" Darstellung des mittelalterlichen Passau.

Den Höhepunkt der spätbarocken Abteilung bilden Werke von Daniel Gran, vor allem das vergoldete Modell für den Hochaltar um 1746 mit dem unmittelbaren Entwurf für das Hochaltarbild und ein äußerst lebendiges Selbstporträt. Einen besonderen Schatz stellt der Bestand von zehn Ölskizzen und Bildern von Bartolomeo Altomonte dar, darunter Entwürfe für die Fresken in der Stiftskirche und ein höchst interessantes Selbstporträt aus dem Jahre 1774. In der Prälatur haben sich auch einige erwähnenswerte Kunstgegenstände erhalten, z.B. ein seltener Venezianer Spiegel vom Beginn des 18. Jahrhunderts, der neben reichem Ornament und alter Verglasung gravierte bérainsche Ornamentik in dem Rahmenspiegelchen trägt.

Das Refektorium wurde bis in die sechziger Jahre als Speisesaal der Chorherren benützt. 1975 wurde es renoviert und als "Augustinussaal" ein Veranstaltungszentrum für Stift und Pfarre. Im Südosten des Stiftes befindet sich im zweiten Stock das "Mexikanische Zimmer". In diesem Raum war die von Propst Norbert Zach (1857–1887) erworbene Sammlung von Geräten, Waffen und Schmuckgegenständen der Ottawa-Indianer aufgestellt. Sie musste in den zwanziger Jahren veräußert werden. Interessant ist das Zimmer heute wegen der zwölf Wandgemälde, die in der romantischen Gesinnung des späten 19. Jahrhunderts Motive aus Österreich darstellen.

Viele Exponate der urgeschichtlichen Sammlung des Stiftes Herzogenburg kamen aus der Ausgrabung eines eisenzeitlichen Friedhofes von Statzendorf. Der Göttweiger Abt Adalbert Dungl war maßgeblich daran beteiligt. Die Pröpste Georg III. Baumgartner (1913–1927) und Georg IV. Hahnl (1946–1963) haben durch eigene Grabungen wesentlich zur Vervollständigung dieser Sammlung beigetragen. Zusammen mit Dungl waren sie die Pioniere der prähistorischen Archäologie im unteren Traisental.

Heute enthält die urgeschichtliche Sammlung eine Reihe von Steingeräten aus der Altsteinzeit, eine große Zahl von Fundstücken der Jungsteinzeit und Keramiken aus der frühen Bronzezeit, wie etwa den Fund von 17 Töpfen aus St. Andrä an der Traisen, Objekte der Hügelgräber und Urnenfelderkultur und weitere bedeutende Funde aus der Eisenzeit, wie Beigaben der Hallstadtkulturen aus den Gräberfeldern von St. Andrä und Statzendorf.

Römische Funde waren bis auf einige Münzen im Raum von Herzogenburg eher spärlich, bis 1972 aus der Zeit der römischen Kaiser ein Zeremonienhelm mit Gesichtsmaske unweit des Stiftes gefunden wurde, der zu den bedeutendsten Denkmälern römischer Kunst auf österreichischem Boden gerechnet werden muss. Mit seinen "Alexanderlocken" gehört er zum orientalischen Typus. Damit ist er ein Beispiel dafür, wie weit vorderorientalische Mysterienkulte im 2. und 3. Jahrhundert verbreitet waren. Dieses Unikat ist im Raritätenkabinett im ersten Stock ausgestellt, während alle anderen Funde im frühbarocken Refektorium im Altstift zu sehen sind. Eine fachkundige Neuaufstellung wird derzeit von Univ.Doz. Dr. Johannes-Wolfgang Neugebauer vorgenommen.

Bibliothek

Als 1512 in Herzogenburg ein Großbrand wütete, wurden einige Trakte des Stiftes in Schutt und Asche gelegt. Die Bibliothek wurde dabei auch ein Raub der Flammen. Wahrscheinlich besaß damals das Stift über 100 handgeschriebene Bücher und vielleicht ebensoviele Inkunabeln. Wieviele Bücher gerettet werden konnten ist leider nicht überliefert.

Die ersten großen Förderer der mittelalterlichen Bibliothek waren die beiden Pröpste Johannes III. von Parsenbrunn (1401–1433) und Johannes IV. von Linz (1433–1457). Aus der Zeit vor dem Brand haben sich einige Buchfragmente erhalten. Fragment 42 aus dem 9. Jahrhundert ist das älteste Stück der Bibliothek. Von der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert stammt das Fragment 32 mit Teilen eines Legendars. Das Fragment 43 ist Teil eines Nekrologiums vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Es ist ein sicheres Zeugnis für die Schreibkultur des Stiftes in St. Georgen. Ob das Stift dann in Herzogenburg eine eigene Schreibschule besessen hat, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Auf jeden Fall sind keine Handschriften auf Pergament mit wertvollen Initialen auf uns gekommen, sondern nur anspruchslose, auf Papier geschriebene Bücher. Sie haben alle einen praktisch-theologischen Inhalt und stehen im Zusammenhang mit den Seelsorgeaufgaben des Stiftes.

Sieben Schreiber waren mit Sicherheit Klosterangehörige, von weiteren sieben ist es unsicher. Die kunsthistorisch kostbarsten Handschriften wurden erst in späteren Jahrhunderten angekauft. Den ersten größeren Zuwachs nach dem Brand erfuhr die Bibliothek durch Propst Philipp von Maugis (1541–1550), der vor allem humanistische Werke bzw. lateinische und griechische Klassikerausgaben erwarb und die von seinem Bruder ererbte Bibliothek der Stiftsbibliothek einverleibte. Propst Maximilian Herb (1687–1709) erbte ebenfalls von seinem Bruder 173 Bücher meist theologischen Inhalts, die in zwei Fässern und einer großen Truhe verpackt auf der Donau von Deutschland nach Krems transportiert und von dort ins Stift gebracht wurden.

Im Zuge des barocken Stiftsneubaus wurde die Bibliothek von 1751 bis 1754 von Propst Frigdian Knecht (1740–1775) erbaut. Die Ornamentmalerei fertigte Domenico Francia an, die figuralen Grisaillen wurden von Bartolomeo Altomonte gemalt. Die einfachen, doppelteiligen Bücherschränke wurden vom Orgelbauer Johann Henke entworfen. Propst Frigdian sammelte die Bücher "mit einem unersättlichen Hunger", wie er selber scherzend zu sagen pflegte. Er erwarb u. a. die Bibel von 1205 (HS 100) und die kostbare Handschrift "Moralia in Job" (HS 95) aus dem 13. Jahrhundert.

Die Pröpste Stephan Peschka (1775–1779) und Michael Teufel (1781–1809) erwarben durch den Exjesuiten Abbé Johann Christoph Regelsberger viele Bände bei Bücherauktionen aus den Beständen aufgehobener Klöster. Mit der Übernahme der aufgehobenen Stifte St. Andrä an der Traisen 1783 und Dürnstein 1788 kamen nur wenige Bücher, nachweislich nur einige Handschriften und Inkunabeln, nach Herzogenburg. Der Großteil des Bücherschatzes kam in die Wiener Hofbibliothek.

Petrus Schreiber, von 1781 bis 1788 auch Stiftsdechant, war mit Unterbrechung fast 25 Jahre Bibliothekar. Eine große Anzahl von Büchern mit einheitlichen barocken Einbänden kam durch ihn in die Bibliothek. Sie tragen auf dem Einbanddeckel die goldenen Buchstaben „P. S.". Ebenso vermachte er dem Stift 15 Inkunabeln.

Ein Inventar von 1832 beziffert den Buchbestand summarisch mit etwa 10.000 Bänden. 1887 war der Besitz bereits auf 50.000 Bände, 253 Inkunabeln und 223 Handschriften angewachsen. Dieser Zuwachs dürfte auch die Erweiterung der Bibliotheksräumlichkeiten veranlasst haben. Unter Propst Norbert Zach (1857–1887) wurden 1870 die Gänge im zwe1ten Stock des Stiftes mit Bibliothekskästen ausgestattet. Unter ihm waren als Bibliothekare die bedeutenden Stiftshistoriker Wilhelm Bielsky, Michael Faigl und Frigdian Schmolk tätig. Sie veröffentlichten viele Beiträge zur Stiftsgeschichte.

Eine großzügige Erweiterung erfuhr die Stiftsbibliothek zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gräfin Maria Falkenhayn übergab 1905 dem Stift die 30.000 Bände ihrer Schlossbibliothek in Walpersdorf. Neben diesen gräflichen Exlibris finden sich in der Sammlung auch Werke mit den Besitzvermerken der Jörger, Colloredos und der Herrschaften Droß und Ottenschlag. Während der Weltwirtschaftskrise kam es 1927 zur Veräußerung von Inkunabeln, die vergleichsweise die Höhe des Schätzwertes der ehemaligen Stiftstaverne ausmachten. Ebenso wurde in den sechziger Jahren aus wirtschaftlichen Gründen eine große Anzahl von Büchern veräußert.

Anläßlich der Ausstellung im Jahr 1964 „Das Stift und seine Kunstschätze" wurde eine Neuaufstellung der Bücherbestände begonnen, die aber bis heute nicht fertiggestellt werden konnte. Derzeit ist die Bibliothek auf mehrere Standorte verteilt und lediglich die Handschriften, die Inkunabeln und die Druckwerke bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurden nach dem Erscheinungsdatum geordnet. Der Rest ist weitgehend unbearbeitet. Der Gesamtbestand wird auf 80.000 Bände geschätzt. Dazu kommen noch 150 Inkunabeln und 150 mittelalterliche Handschriften. Die älteste Handschrift ist ein österreichisches Psalterium des 12. Jahrhunderts (HS 106). Die gut geschriebene Handschrift enthält eine Reihe von großartigen Initialen. Die bedeutendste Handschrift der Bibliothek ist Cod. 95 "Moralia in Job" von Gregor d. Gr. Sie wurde um 1260 in Mainz oder Regensburg geschrieben und enthält 36 ausgezeichnete Initialminiaturen im Stil der deutschen Malerei der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Cod. 223 ist eine oberitalienische Bibel der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit großen figurierten Initialen; fast alle Spalten tragen Federranken. Am Beginn der Genesis findet sich eine Gegenüberstellung der sieben Schöpfungstage mit christologischen Szenen. Ein österreichisches Graduale (HS 97) vom Beginn des 14. Jahrhunderts trägt auf jeder Seite Notenzeilen und stammt aus einem Zisterzienserkloster. Sehr schön ist eine französische Bibel mit Miniaturinitialen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (HS 99).

Eine weitere Ausgabe von Gregors "Moralia in Job" ist der zweibändige Cod. 94 aus dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts mit 18 figurierten Initialen, die von fünf Meistern stammen, die den Wenzelsbibelmeistern nahestehen. Die Handschrift wurde laut Eintragung in der Kartause Mauerbach geschrieben und war 1397 im Besitz der Kartause Olmütz. Wann und wie sie nach Herzogenburg kam, ist nicht bekannt.

Aus der bedeutenden Sammlung von Wiegendrucken seien folgende hervorgehoben: ein sehr schöner Venezianer Druck von 1478, Lactantius Firmianus "Gegen die Haiden"; drei ausgezeichnete Kobergerdrucke aus Nürnberg, 1481; die Briefe des Ennea Sylvius Piccolomini (Papst Pius II.); ebenso von 1481 ein Kommentar zum Neuen Testament von Nicolaus de Lyra mit gezeichneten Initialen; und von 1483 ein Fastenbuch von Johannes Guitsch, gedruckt im Charakter der spätgotischen Handschriften. Ein Zisterzienser-Missale aus Paris um 1487 ist mit kleinen kolorierten Holzschnitten illustriert. Zwei sehr gute Ausgaben der interessanten Weltgeschichte von Rolewinck seien noch angeführt. Die eine Wiener Ausgabe von 1490 ist reich mit Holzschnitten illustriert, die zweite aus Köln mit vielen Holzschnitten in der Art der "Schedelschen Weltchronik" aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Zum Abschluss ist noch eine Postilla von Cuilcrinus, Augsburg 1495, die ebenfalls mit Holzschnitten illustriert ist, zu erwähnen. Die oben beschriebenen Handschriften und Frühdrucke sind im Hauptraum der Bibliothek in Vitrinen ausgestellt und bei jeder Führung durch das Stift zu besichtigen. In diesem Bibliothekssaal befinden sich in den Bücherschränken nur Bücher aus dem 18. Jahrhundert, um den Eindruck einer barocken Schaubibliothek zu vermitteln. Durch die bescheidene Einrichtung wirkt die Bibliothek wie eine heimelige Studierstube. Die letzte Handschrift wurde 1990 erworben. Sie ist ein türkisches Gebetbuch aus dem 19. Jahrhundert in arabischer Zierschrift. In der Mitte des Buches sind zwei romantisch gemalte Ansichten der Moscheen in Mekka und Medina.

Archiv

Das Herzogenburger Stiftsarchiv besteht aus vier Abteilungen:

1) dem Archiv des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Georgen/Herzogenburg mit 1.745 registrierten Urkunden (1112–1852) und zahlreichen nicht bearbeiteten Urkunden (ab 1852), 264 Büchern und 647 Akten;

2) dem Archiv des aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen mit 327 registrierten Urkunden (998–1776), sechs Büchern und 225 Akten;

3) dem Archiv des aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstiftes Dürnstein mit 718 registrierten Urkunden (1306–1768), 36 Büchern und 90 Akten;

4) dem Archiv des aufgehobenen Clarissenklosters Dürnstein mit 357 registrierten Urkunden (1289–1658) und ca. 20 Büchern.

Das älteste Dokument im Stift Herzogenburg ist die Gründungsurkunde (1112) von Bischof Ulrich von Passau (Sta. Hn. 1a). Sie ist eine der formvollendetsten Urkunden aus der Schreibstube des Bistums Passau. Äußerst interessant ist die Traditionsnotiz (Sta. Hn. 1b), die ein Konzept zur Gründungsurkunde darstellt und sechs weitere protokollarische Notizen enthält, die an verschiedenen Orten abgefasst wurden.

Historisch bedeutsam für das Stift ist auch die Übertragungsurkunde von 1244 (Sta. Hn. 38). Die schweren Zeiten des 15. Jahrhunderts sowie der Brand des Klosters im Jahre 1512 dürften dem Archiv nicht allzusehr zugesetzt haben. Alle wichtigen Urkunden sind im Original vorhanden.

Propst Johannes VII. Glaz (1569–1572) veranlasste eine Aufzeichnung und Registrierung der "Pergament-Brieff". In dem 1570 angelegten Verzeichnis wird das Archiv als „Registratur" bezeichnet. Entsprechend dem damaligen Kanzleigebrauch, dessen Vorbild die Kanzlei des Regiments der niederösterreichischen Lande war, wurden auch in Herzogenburg die Urkunden, damals insgesamt 46 Stück, in einem mit Laden versehenen Kasten und die weniger wichtigen Akten in einem Sack aufbewahrt.

1683 wurden das Archiv und die Schatzkammer vor den heranrückenden Türken in das Chorherrenstift Dürnstein verlagert und 1684 wieder zurückgebracht. Die zeitlich nächstfolgende Bestandsaufnahme des Stiftsarchivs erfolgte zwischen 1730 und 1740. "Ain großer mit Eyßen schön beschlagener Casten, hat 36 unterschidliche litterirte gemahlene Laden". Er diente als Aufbewahrungsort für das "gehaimbtes Gwölb" bezeichnete Hauptarchiv. Diesem wurden 1745 Schriften und Akten des Hofrichters und des Stiftskämmerers einverleibt. Genaue, nach Grundherrschaften bzw. Sachgebieten angelegte und geordnete Inventarien zeugen von der Sorgfalt, mit der das Stiftsarchiv unter Propst Frigdian I. Knecht (1740–1775) betreut wurde.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte im Streben nach dem Wissen über die eigene Vergangenheit die ersten wissenschaftlichen Bearbeitungen des Urkundenbestandes durch die Herzogenburger Chorherren Wilhelm Bielsky (Die ältesten Urkunden des Kanonikatsstiftes St. Georgen in Unterösterreich von 1112–1244, Wien 1852) und Michael Faigl (Die Urkunden des regulierten Chorherrenstiftes Herzogenburg vom Jahre seiner Übertragung von St. Georgen 1244–1450, Wien 1886).

Schließlich wurde in den Jahren 1930 bis 1935 der unübersehbare Bestand an Akten und Büchern durch Dr. Göhler geordnet und durch eine Zettelkartei der Forschung zugänglich gemacht. In der insgesamt 1.745 Urkunden umfassenden Urkundenreihe vom Stiftsarchiv Herzogenburg gibt es neben einer Vielzahl von Stiftungs- und Schenkungsurkunden auch Urkunden von Päpsten und Landesfürsten. Die älteste Papsturkunde wurde 1177 von Papst Alexander III. ausgestellt, die erste in deutscher Sprache abgefasste Urkunde stammt aus dem Jahr 1292.

Als einzigartiges Dokument soll eine Urkunde Erwähnung finden, die von Mönchen des Katharinenklosters am Sinai und Chorherren des Stiftes Herzogenburg im Jahr 1491 gezeichnet wurde. Damals haben zwei griechische Sinaimönche Herzogenburg besucht und mit den hiesigen Chorherren eine Gebetsverbrüderung geschlossen und besiegelt - ein merkwürdiges und einmaliges Zeugnis für die Verbindung der Ost- und Westkirche im ausgehenden Mittelalter nach dem Fall von Konstantinopel (Sta. Hn. 538).

Die ersten Grundbücher, wertvolle Unterlagen zur Erforschung der Besitz- und Bevölkerungsgeschichte im Raum Herzogenburg, wurden im 12. Jahrhundert angelegt. Hinzu tritt jene Masse des Archivmaterials, die als Akten des adeligen Richteramtes über die Untertanen aus der Amtstätigkeit des Stiftes erwachsen sind: Grundbuchsakten ab 1340, Testamente ab 1500, Verwaltungsakten über den Oberen Markt Herzogenburg, Korrespondenzen mit den umliegenden Grundherrschaften. Diese Schriftstücke zeigen den Kampf des Stiftes um seine Rechte und Besitzungen, unter welchen besonders Fischerei- und Wasserrechte auf der Traisen und Jagdrechte in den Auen im Vordergrund stehen.

In den Rechnungsbüchern und Rechnungsakten finden sich genauere Aufzeichnungen über den Bau der barocken Stiftsgebäude und der inkorporierten Pfarrkirchen mit ihren Pfarrgebäuden. Eigenhändige Unterschriften auf den Quittungen sind zu finden von Jakob Prandtauer, der Familie Munggenast, Bartolomeo Altomonte, Daniel Gran, vom Salzburger Steinmetzmeister Jakob Mösl, vom Wiener Goldschmied Johann Caspar Holbein und vielen anderen. Bei der Durchsicht von unbearbeiteten Archivmaterialien konnte ein eigenhändig geschriebener Brief von Martin Luther von 1541 aufgefunden werden.

Mit der Auflösung der Chorherrenstifte St. Andrä und Dürnstein kamen deren Archive nach Herzogenburg. Propst Michael Teufel (1781–1809) hat sich sehr um ihre Erhaltung und sichere Aufbewahrung bemüht. Die älteste Urkunde von St. Andrä ist eine Schenkungsurkunde von Kaiser Otto III. aus dem Jahre 998 (Sta. An. 1). Die Stiftungsurkunde von St. Andrä stammt aus dem Jahre 1160 und ist mit 44 Zeugen belegt (Sta. An. 4). Zu erwähnen ist noch eine prunkvolle Ernennungsurkunde des Chorherren Johannes Zwickl zum Kommissär für den Türkenablass des Papstes Innozenz VIII. von 1490 in teilvergoldeter Schrift mit reichen Initialen (Sta. An. 208). Alle drei Dokumente zählen zu den Zimelien dieser Urkundenreihe.

Vom Archiv der Chorherren von Dürnstein ist der Stiftungsbrief vom 18. Februar 1410 (Sta. CDn 147) der absolute Höhepunkt. Der linke Rand dieser Urkunde ist mit einer Reihe von höchst bedeutenden Miniaturen versehen, die sowohl der böhmischen wie der Wiener Buchmalerei des frühen 15. Jahrhunderts nahestehen. Die angehängten sechs Siegel sind noch vorhanden. Zwei im selben Jahr ausgestellte Urkunden tragen schöne Initialmalereien (Sta. CDn 149 und 150).

Im Gegensatz zum "Archiv Herzogenburg" sind die Urkunden, Bücher und Akten der drei anderen Archive noch nicht publiziert und daher wissenschaftlich noch wenig ausgewertet. Derzeit (1995) wird die Einrichtung des Archives erneuert und auf den letzten technischen Stand gebracht. Damit ist auch der Wunsch verbunden, dass die letzten 150 Jahre archivmäßig aufgearbeitet werden.

Literatur

Historische Namensformen

  • WEIGL, Heinrich, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, 8 Bde., Wien 1964–1981.
  • SCHUSTER, Elisabeth, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, 1. Teil (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), Wien 1989 ff.
  • HAUSNER, Isolde / SCHUSTER, Elisabeth, Altdeutsches Namenbuch, Wien 1989 ff.

Politische und kirchliche Topographie

  • WOLF, Hans, Niederösterreich (Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, II. Abt.: Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 6. Teil), Wien 1955.
  • RUPP / SCHMIDTBAUER, Herzogenburg, 1991.

Bibliothek

  • Franz Reininger: Die Wiegendrucke der Stiftsbibliothek Herzogenburg. In: Mitteilungen des Österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 12 (1908), S. 109–127.
  • Gerhard Winner: Katalog der Handschriften der Stiftsbibliothek Herzogenburg. St. Pölten 1978. (Digitalisat)
  • Mayo Hope: Descriptive Inventories of Manuscripts Microfilmed for the Hill Monastic Manuscript Library, Austrian Libraries. Volume III: Herzogenburg. Collegeville, Minnesota, 1985. (Digitalisat)
  • Franz Lackner: Datierte Handschriften in niederösterreichischen Archiven und Bibliotheken bis zum Jahre 1600. Wien 1988 (Katalog der datierten Schriften in lateinischer Sprache in Österreich, 8).

Kunst- und Baugeschichte

  • HEIDER, Gerhard / HÄUFLER, J. V., Archäologische Notizen (Archiv für österreichische Geschichte II/1), Wien 1850, 139–178.
  • RIESENHUBER, Martin, Die kirchlichen Kunstdenkmäler des Bistums St. Pölten, St. Pölten 1923.
  • HANTSCH, Hugo, Jakob Prandtauer. Der Klosterarchitekt des österreichischen Barock, Wien 1926.
  • PETERMAIR, Hans, Die bauliche Anlage der Stifte in Altenburg, Herzogenburg und Seitenstetten und ihre baukünstlerischen Beziehungen im Mittelalter und in der Barocke, masch.geschr. techn. Diss., Wien 1934.
  • STEINER, Ubald, Die Stiftskirche zu Herzogenburg. Beiträge zur Baugeschichte nach Aufzeichnungen des Propstes Georg Baumgartner, in: Pfarramtliche Nachrichten für den Kirchensprengel Herzogenburg 21 (1935), Nr. II/12.
  • MUNGENAST, Emmerich, Joseph Munggenast. Der Stiftsbaumeister 1680–1741, Wien 1963.
  • FEUCHTMÜLLER / WEBER, Stift und Kunstschätze, 1964.
  • HEINZL, Brigitte, Bartolomeo Altomonte, Wien/München 1964.
  • BIBA, Otto, Die Orgelakten des Stiftes Herzogenburg, in: Unsere Heimat, Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 41 (1970), Heft 1, 9–24.
  • GÜTHLEIN, Klaus, Der österreichische Barockbaumeister Franz Munggenast, phil. Diss., Heidelberg 1973.
  • KNAB, Eckhart, Daniel Gran, Wien/München 1977.
  • CÄSAR, Menz, Das Frühwerk Jörg Breus des Älteren, Augsburg 1982.
  • EGGER / HESSLER / PAYRICH / PÜHRINGER / FASCHING, Stift Herzogenburg, 1982.
  • Elisabeth Hermann-Fichtenau: Der Bildersaal im Stift Herzogenburg, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 38 (1984).
  • SERVUS, Die Entstehung der barocken Klosteranlage, 1987.
  • Karl Moseneder: Passau im Gedächtnis Herzogenburgs. Zur Ikonologie des Augustiner-Chorherrenstift. In: Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch 31 (1989), S. ##.
  • Karl Thomas (Bearb.): Die Baumeisterfamilie Munggenast. Sonderausstellung des Stadtmuseums St. Pölten anläßlich des 250. Todestages von Joseph Munggenast. St. Pölten 1991.

Archiv

  • Oskar Freiherr von Mitis: Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen. 5 Bände. Wien 1906–1912.
  • Franz Stundner: Das Archiv des Stiftes. In: Herzogenburg. Das Stift und seine Kunstschätze. Katalog der Ausstellung im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, Niederösterreich, von Juni bis November 1964. Hg. von Rupert Feuchtmüller / Fritz Weber. Herzogenburg 1964, S. 83–86.
  • Heinrich Fichtenau: Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert. Wien 1971 (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Erg.-Bd. 23).

Sonstige Literatur

  • Georg Baumgartner: Herzogenburg. In: Topographie von Niederösterreich. Band IV. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Wien 1896, S. 209–238.
  • Gerhart Egger / Walter Hessler / Wolfgang Payrich / Leonore Pühringer / Herbert Fasching: Stift Herzogenburg und seine Kunstschätze. St. Pölten 1982.
  • Rupert Feuchtmüller / Fritz Weber: Herzogenburg. Das Stift und seine Kunstschätze. Katalog der Ausstellung im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, Niederösterreich, von Juni bis November 1964. Herzogenburg 1964.
  • Maximilian Fürnsinn: Stift Herzogenburg 1938–1945. In Unum Congregati. Mitteilungen der österreichischen Chorherrenkongregation 22/4 (1975), S. 132–140.
  • Maria Hasitscha-Köck: Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg während der Zeit des Propstes Michael Teufel von 1781 bis 1809. Diss. Univ. Wien. Wien 1973.
  • Andreas Karl Kaiser: 975 Jahre Pfarre Herzogenburg (1014–1989). Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1989.
  • Gerhard Nikodim: Die Geschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes Herzogenburg von 1513 bis 1602. Diss. Univ. Wien. Wien 1968.
  • Wolfgang Payrich: Das Stift Herzogenburg. Die 875-jährige Geschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Georgen-Herzogenburg von 1112–1987. Dipl.-Arb. Univ. Linz. Linz 1987.
  • Wolfgang Payrich / Hans Peter Schmidtbauer: Unsere Kirche lebt. 200 Jahre Stiftskirche Herzogenburg. St. Pölten 1985.
  • Anton Rupp / Hans Peter Schmidtbauer: Herzogenburg. St. Pölten / Wien 1991.
  • Werner Sandner: Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg von 1244 bis 1513. Diss. Univ. Wien. Wien 1967.
  • Frigdian Schmolk: Stift der regulirten lateranensischen Chorherren zu Herzogenburg in Nieder-Oesterreich. In: Ein Chorherrenbuch. Geschichte und Beschreibung der Bestehenden und Anführung der aufgehobenen Chorherrenstifte. Augustiner und Prämonstratenser in Österreich-Ungarn, Deutschland und der Schweiz. Hg. von Sebastian Brunner. Würzburg 1883, S. 200–263. (Digitalisat)
  • Harald Servus: Die Entstehung der barocken Klosteranlage in Herzogenburg und ihre geschichtlichen Voraussetzungen. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1987.
  • Egon Wahl: Geschichte des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen mit besonderer Berücksichtigung der rechtlichen, besitz- und personalgeschichtlichen Verhältnisse. Diss. Univ. Wien. Wien 1945.
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