Sacra.Wiki Stift St. Florian: Unterschied zwischen den Versionen

Stift St. Florian: Unterschied zwischen den Versionen

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===Die erste Blütezeit===  
===Die erste Blütezeit===  
Obwohl die politischen Verhältnisse nicht günstig waren und viel Unglück über das Stift hereinbrach, hat doch St. Florian gerade im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ganz außergewöhnliche Leistungen zu verzeichnen. Denn es ist die Zeit der ersten großen Bautätigkeit. 1235 wurden Kirche und Kloster ein Raub der Flammen. Aber Propst Bernhard (1224-1240) ging sofort daran, die Kirche wieder aufzubauen und zu vergrößern. Als die Chorherren den Chor über der Krypta vollendet hatten, stürzte im Jahre 1250 das Gewölbe ein. Reste dieser Kirche im Übergangsstil sind in der Krypta unter dem Hochaltar noch zu sehen. Innere Zerwürfnisse, eine strittige Prälatenwahl steigerten die Mutlosigkeit der Chorherren. Diese allgemeine Niedergeschlagenheit teilte nur die in einer an die Stiftskirche angebauten Zelle lebende Klausnerin Wilbirg nicht, obwohl nach dem Aussterben der Babenberger unsichere Zeiten angebrochen waren. Die friedliche Herrschaft Ottokars von Böhmen endete mit einem Kriege, der auch in unsere Gegend wieder Kriegsheere brachte, daß selbst Wilbirg ihre Klause verlassen und in die feste Ennsburg flüchten mußte. 1274 begann man mit dem Neubau der Kirche. Es fanden sich viele Wohltäter, die Bischöfe von Passau verliehen den Gläubigen, die hilfreiche Hände zum Kirchenbau boten, Ablässe, es wurde mit großem Eifer gebaut. So konnte Wilbirg vor ihrem Tode noch die Entstehung der neuen Kirche sehen und seit 1279 auch wieder dem Gottesdienst im Chore von ihrer Zelle aus beiwohnen. Am 11. Dezember 1289 beschloß sie ihr frommes, opferreiches Leben. Zunächst war sie bei einem Seitenaltar in der Kirche bestattet; erst viel später wurde der Sarg Wilbirgs aus der Stiftskirche in die Krypta überführt. Am 15. Juni 1291 wurde die neue Kirche von Bischof Wernhard von Passau feierlich geweiht. Eine ungeheure Volksmenge wohnte dem Feste bei. Bei dieser Gelegenheit em pfingen mehrere Kleriker die Priesterweihe und einige Jungfrauen aus der Hand des Bischofs den Schleier. Es lebten damals 24 Priester, drei Diakone, mehrere Profeßkleriker und Laienbrüder und einige Mitglieder des Frauenordens des hl. Augustinus im Stifte. Der Glasmaler Wolfhart (gest. 1330) war ein Zögling der Klosterschule, die sich damals eines ausgezeichneten Rufes erfreute und viele bedeutende Männer hervorbrachte; auch Schriftsteller und Dichter. Aus dem späten 13. Jahrhundert und dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts stammen auch die zwei bedeutenden Holzstatuen des hl. Florian, die jetzt noch die Zierde unserer Plastikensammlung bilden (Abb. 7). Schließlich soll noch der Geheimsekretär der Pröpste Einwik und Heinrich, Albert von Gmunden, erwähnt werden. Er stiftete im Jahre 1318 die noch erhaltene Florianiglocke, reiste im Auftrage des Stiftes zweimal nach Krakau und brachte 1324 von dort Reliquien des hl. Florian und des hl. Stanislaus. Im nächsten Jahre reiste er zum Papst nach Avignon. 1318 und 1319 wurden je zwei Glocken gegossen, die bis heute erhalten geblieben sind, und 1323 der Turm der neuen Kirche vollendet. Daneben erfolgte der Neubau und 1285 die Weihe der Kirche des hl. Johannes im Markte, deren erste Weihe aus 1116 überliefert ist. Die große Beanspruchung des Spitales vor den Toren des Stiftes zur Beherbergung der Fremden veranlaßte Propst Heinrich Piber (1330-1350), es zu vergrößern. Dabei erhöhte er die Zahl der Pfründner von acht auf 32. Für dies e umfangreiche Bautätigkeit und für die gewissenhafte Erfüllung der Ordenspflichten erntete das Haus reiches Lob der Bischöfe. So nennt Bischof Wernhard 1303 das Stift eine Leuchte des Ordensstandes, ein Vorbild religiösen Lebens, das Fremde erquickt und Einheimische tröstend erfreut, sich aller Wohlwollen erwirbt und im Dienst an den Gästen den Platz der Martha einnimmt. Dabei geriet das Stift aber in Schulden, Besitzung en wurden ihm von Laien entzogen. Zur Sicherung des Besitzes wurde 1378 das erste Urbar angelegt. Die Bischöfe suchten der Not abzuhelfen, indem sie dem Stifte die Ja hreseinkiinfte erledigter Pfarren zuteilten, ja Bischof Albrecht ordnete 1327 sogar eine Sammlung an, um es von der Last der Schulden zu befreien . Er gab allen einen Ablaß, die nach Ablegung der Beichte der Not des Klosters zu Hilfe kamen.  
Obwohl die politischen Verhältnisse nicht günstig waren und viel Unglück über das Stift hereinbrach, hat doch St. Florian gerade im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ganz außergewöhnliche Leistungen zu verzeichnen. Das ist die Zeit der ersten großen Bautätigkeit.  
 
1235 wurden Kirche und Kloster ein Raub der Flammen, aber Propst Bernhard (1224–1240) ging sofort daran, die Kirche wieder aufzubauen und zu vergrößern. Als die Chorherren den Chor über der Krypta vollendet hatten, stürzte im Jahre 1250 das Gewölbe ein. Reste dieser Kirche im Übergangsstil sind in der Krypta unter dem Hochaltar noch zu sehen. Innere Zerwürfnisse, eine strittige Prälatenwahl steigerten die Mutlosigkeit der Chorherren. Diese allgemeine Niedergeschlagenheit teilte nur die in einer an die Stiftskirche angebauten Zelle lebende Klausnerin Wilbirg nicht, obwohl nach dem Aussterben der Babenberger unsichere Zeiten angebrochen waren. Die friedliche Herrschaft Ottokars von Böhmen endete mit einem Krieg, der auch in diese Gegend wieder Kriegsheere brachte, dass selbst Wilbirg ihre Klause verlassen und in die feste Ennsburg flüchten musste.  
 
1274 begann man mit dem Neubau der Kirche. Es fanden sich viele Wohltäter, die Bischöfe von Passau verliehen den Gläubigen, die hilfreiche Hände zum Kirchenbau boten, Ablässe, es wurde mit großem Eifer gebaut. So konnte Wilbirg vor ihrem Tode noch die Entstehung der neuen Kirche sehen und seit 1279 auch wieder dem Gottesdienst im Chore von ihrer Zelle aus beiwohnen. Am 11. Dezember 1289 beschloss sie ihr frommes, opferreiches Leben. Zunächst war sie bei einem Seitenaltar in der Kirche bestattet; erst viel später wurde der Sarg Wilbirgs aus der Stiftskirche in die Krypta überführt. Am 15. Juni 1291 wurde die neue Kirche von Bischof Wernhard von Passau feierlich geweiht. Eine ungeheure Volksmenge wohnte dem Feste bei. Bei dieser Gelegenheit empfingen mehrere Kleriker die Priesterweihe und einige Frauen aus der Hand des Bischofs den Schleier. Es lebten damals 24 Priester, drei Diakone, mehrere Professkleriker und Laienbrüder und einige Mitglieder des Frauenordens des hl. Augustinus im Stifte.  
 
Der Glasmaler Wolfhart (gest. 1330) war ein Zögling der Klosterschule, die sich damals eines ausgezeichneten Rufes erfreute und viele bedeutende Männer hervorbrachte; auch Schriftsteller und Dichter. Aus dem späten 13. Jahrhundert und dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts stammen auch die zwei bedeutenden Holzstatuen des hl. Florian, die jetzt noch die Zierde unserer Plastikensammlung bilden. Schließlich soll noch der Geheimsekretär der Pröpste Einwik und Heinrich, Albert von Gmunden, erwähnt werden. Er stiftete im Jahre 1318 die noch erhaltene Florianiglocke, reiste im Auftrage des Stiftes zweimal nach Krakau und brachte 1324 von dort Reliquien des hl. Florian und des hl. Stanislaus. Im nächsten Jahre reiste er zum Papst nach Avignon. 1318 und 1319 wurden je zwei Glocken gegossen, die bis heute erhalten geblieben sind, und 1323 der Turm der neuen Kirche vollendet. Daneben erfolgte der Neubau und 1285 die Weihe der Kirche des hl. Johannes im Markte, deren erste Weihe aus 1116 überliefert ist. Die große Beanspruchung des Spitales vor den Toren des Stiftes zur Beherbergung der Fremden veranlaßte Propst Heinrich Piber (1330-1350), es zu vergrößern. Dabei erhöhte er die Zahl der Pfründner von acht auf 32. Für dies e umfangreiche Bautätigkeit und für die gewissenhafte Erfüllung der Ordenspflichten erntete das Haus reiches Lob der Bischöfe. So nennt Bischof Wernhard 1303 das Stift eine Leuchte des Ordensstandes, ein Vorbild religiösen Lebens, das Fremde erquickt und Einheimische tröstend erfreut, sich aller Wohlwollen erwirbt und im Dienst an den Gästen den Platz der Martha einnimmt. Dabei geriet das Stift aber in Schulden, Besitzung en wurden ihm von Laien entzogen. Zur Sicherung des Besitzes wurde 1378 das erste Urbar angelegt. Die Bischöfe suchten der Not abzuhelfen, indem sie dem Stifte die Ja hreseinkiinfte erledigter Pfarren zuteilten, ja Bischof Albrecht ordnete 1327 sogar eine Sammlung an, um es von der Last der Schulden zu befreien . Er gab allen einen Ablaß, die nach Ablegung der Beichte der Not des Klosters zu Hilfe kamen.  


===Die Reformation===
===Die Reformation===
Die politische Lage in Deutschland während des 15. Jahrhunderts ist durch Rechtsunsicherheit, dauernde Fehden und Kriege gekennzeichnet. Wiederholt zogen feind liche Heere von Böhmen und Ungarn auch in unsere Gegend und plünderten die Untertanen. Dem Stifte wurden hohe Brandschatzungen und andere Abgaben auferlegt. Die Hussiten fielen in Oberösterreich ein und verwüsteten die Pfarren des Mühlviertels bis in die Riedmark. Auch die österreichischen Heere, die in der Nähe lagerten, richteten großen Schaden an, indem sie die ganze Gegend aussogen und alles aufzehrten. Zweimal mußten die Herren aus dem Stift flüchten. 1482 befahl der Kaiser, das Stift zu befestigen, was wieder große Kosten verursachte. Auf kirchlichem Gebiet wirkten sich die Reformkon zilien günstig aus. 1419, 1432, 1451 kamen Reformkommissionen nach St. Florian, die nützliche Vorschriften für das Kloster hinterließen. Ihre Untersuchungen deckten keine großen Übelstände auf. Im Gegenteil, St. Florian hatte sogar die Ehre, 1432 und 1451 in dem Chorherrn Wolfgang Kerspeck ein Mitglied der dreiköpfigen Reformkommission zur Visitation zu stellen. Mit der Visitation war der Kardinal Nikolaus von Cues betraut. Als seine Stellvertreter für die Chorherren der Salzburger Kirchenprovin z bestimmte er die Pröpste von St. Dorothea in Wien und Rohr in Bayern sowie den genannten Kerspeck von St. Florian. Auch in diesem Jahrhundert stand die Klosterschule in großem Ansehen, hatte guten Besuch und brachte bedeutende Leute hervor. 1458 erwirkte Herzog Albrecht bei Papst Pius II. den Pröpsten von St. Florian den Gebrauch der Pontifikalien (Infel und Stab), 1493 wurde das Dorf St. Florian von Kaiser Friedrich III. zum Markt erhobe n, für den Propst Peter 1521 eine umfangreiche Marktordnung erließ. Als gegen Ende des Jahrhunderts ruhigere Zeiten kamen, erfolgten große Leistungen für Kirche und Kunst. Auf den Pfarreien begann eine rege Bautätigkeit. Der Großteil der noch bestehenden Kirchen stammt aus dieser Zeit. 1518 ließ Propst Peter Maurer (1508-1545) den berühmten Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer malen , der heute die größte Sehenswürdigkeit der Stiftsgalerie ist (Taf. 5). So hatte das Stift nochmals einen Wohlstand erworben und geistige Kräfte gesammelt, um gewappnet in die neue Zeit einzutreten. Denn es kamen zwe i große Gefahren über Land und Klöster . Von Osten drangen die Türken vor. Bald standen sie vor den Toren Wiens, und Streifseharen drangen selbst über die Enns, um hier zu brennen und zu plündern. Vom Westen drang der Geist der lutherischen Reformation in Österreich ein, und die Bauernerhebungen griffen von Deutschland auf Österreich über. Die Türkenkriege erforderten namentlich nach der unglücklichen Schlacht bei Mohacs große Opfer. Die Kirchen und Klöster mußten, außer den gewöhnlichen Steuern, 1527 die Hälfte des Kirchenschatzes und ein Drittel der Jahreseinkünfte, 1528 drei Viertel der Jahreseinkünfte, 1529 zuerst die Hälfte der Einkünfte, später den vierten Teil ihres Besitztums abliefern. 1531 sollten sie zur Bestreitung der Befestigungskosten Wiens alle goldenen und silbernen Kelche ausfolgen, doch wurde ihnen erlaubt, die noch nicht eingeschmolzenen gegen Geld abzulösen. St. Florian kam seiner vaterländischen Pflicht allzeit nach Vermögen nach. In den Jahren 1535 und 1541 war es sogar gezwungen, viele Besitzungen zu veräußern oder zu verpfänden , um die geforderten Auflagen entrichten zu können. Eine solche wirtschaftliche Bedrängnis ist geeignet , der religiösen Neuerung den Eingang in die Klöster zu öffnen. Unter Propst Peter konnte zwar der Protestantismus in St. Florian nicht Wurzel fassen. Jedoch war die Bevölkerung den Geistlichen so feindselig gesinnt, daß der Propst 1534 vom päpstlichen Nuntius für seine Priester die Erlaubnis erwirken mußte, außerhalb des Klosters weltliche Kleidung tragen zu dürfen. Spuren des neuen Geistes traten zum ersten Male unter Florian Muth (1545-1553) in St. Florian auf. Wohl hielt die ältere Generation am Glauben fest. Als sich aber das Stift mit jüngeren Leuten füllte, die in der Zeit der Verwirrung herangewachsen waren, wurde es anders. Propst Sigmund Pfaffenhofer (1553-1572) neigte den neuen Grundsätzen stark zu und schickte sogar zwei Theologiestude nten nach Wittenberg. Die kaiserliche Klosterkommission stellte 1561 verschiedene Mängel fest. Insbesondere war ein Konventuale im Stift beweibt, mehrere dagegen auf den Pfarren, der Schulmeister war protestantisch. Der Propst versprach, die Anordnungen der Kommission zu erfüllen, im Kloster kein Konkubinat zu dulden und die hl. Kommunion unter einer Gesta lt zu spenden. Auf den Pfarren könne er den Kelch und das Konkubinat nicht ändern, erklärte er. Von den acht inkorporierten Pfarren waren sechs mit Chorherren besetzt. 1563 befanden sich im Stift und in den Pfarren 17 Konventualen, von denen noch fünf beweibt waren. Die päpstliche Visitation durch Kardinal Commendone 1569 besichtigte nur das Stift und stellte unter anderem fest, daß die neun Kanoniker nicht lateinisch sprechen konnten. Der Visitator ordnete die Lektüre katholischer Bücher, das Erlernen der lateinischen Sprache und den Gebrauch von Purifikatorien an. Propst Sigmund erbaute ein neues Spital bei der St.-Johannes-Kirche im Markte . In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden den Klöstern große Lasten in den Antizipationen aufgelegt. Sie mußten nämlich für Darlehen des Kaisers Pfand leisten und die Zinsen abdienen, zuweilen auch das Kapital zurückzahlen. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es noch einmal zu einem Bauernaufstand, der auch Untertanen des Stiftes besonders im Mühlviertel erfaßte. Im großen und ganzen hielt sich das Stift wirtschaftlich gut, war nie entvölkert und wahrte trotz der Durchdringung mit protestantischen Anschauungen das katholische Gesicht. Auf den Pfarreien gestaltete sich die Rückkehr zum katholischen Leben viel schwieriger, weil die Pfleger der örtlichen Schlösser und Burgen und selbst die Bewohner lange vom katholischen Gottesdienst nichts wissen wollten und oft die katholischen Pfarrer wieder vertrieben und evangelische Prediger einsetzten. Aber allmählich kam auch auf dem Landes das katholische Leben wieder zum Durchbruch.
Die politische Lage in Deutschland während des 15. Jahrhunderts ist durch Rechtsunsicherheit, dauernde Fehden und Kriege gekennzeichnet. Wiederholt zogen feind liche Heere von Böhmen und Ungarn auch in unsere Gegend und plünderten die Untertanen. Dem Stifte wurden hohe Brandschatzungen und andere Abgaben auferlegt. Die Hussiten fielen in Oberösterreich ein und verwüsteten die Pfarren des Mühlviertels bis in die Riedmark. Auch die österreichischen Heere, die in der Nähe lagerten, richteten großen Schaden an, indem sie die ganze Gegend aussogen und alles aufzehrten. Zweimal mußten die Herren aus dem Stift flüchten. 1482 befahl der Kaiser, das Stift zu befestigen, was wieder große Kosten verursachte. Auf kirchlichem Gebiet wirkten sich die Reformkon zilien günstig aus. 1419, 1432, 1451 kamen Reformkommissionen nach St. Florian, die nützliche Vorschriften für das Kloster hinterließen. Ihre Untersuchungen deckten keine großen Übelstände auf. Im Gegenteil, St. Florian hatte sogar die Ehre, 1432 und 1451 in dem Chorherrn Wolfgang Kerspeck ein Mitglied der dreiköpfigen Reformkommission zur Visitation zu stellen. Mit der Visitation war der Kardinal Nikolaus von Cues betraut. Als seine Stellvertreter für die Chorherren der Salzburger Kirchenprovin z bestimmte er die Pröpste von St. Dorothea in Wien und Rohr in Bayern sowie den genannten Kerspeck von St. Florian. Auch in diesem Jahrhundert stand die Klosterschule in großem Ansehen, hatte guten Besuch und brachte bedeutende Leute hervor. 1458 erwirkte Herzog Albrecht bei Papst Pius II. den Pröpsten von St. Florian den Gebrauch der Pontifikalien (Infel und Stab), 1493 wurde das Dorf St. Florian von Kaiser Friedrich III. zum Markt erhobe n, für den Propst Peter 1521 eine umfangreiche Marktordnung erließ. Als gegen Ende des Jahrhunderts ruhigere Zeiten kamen, erfolgten große Leistungen für Kirche und Kunst. Auf den Pfarreien begann eine rege Bautätigkeit. Der Großteil der noch bestehenden Kirchen stammt aus dieser Zeit. 1518 ließ Propst Peter Maurer (1508-1545) den berühmten Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer malen , der heute die größte Sehenswürdigkeit der Stiftsgalerie ist (Taf. 5). So hatte das Stift nochmals einen Wohlstand erworben und geistige Kräfte gesammelt, um gewappnet in die neue Zeit einzutreten. Denn es kamen zwe i große Gefahren über Land und Klöster . Von Osten drangen die Türken vor. Bald standen sie vor den Toren Wiens, und Streifseharen drangen selbst über die Enns, um hier zu brennen und zu plündern. Vom Westen drang der Geist der lutherischen Reformation in Österreich ein, und die Bauernerhebungen griffen von Deutschland auf Österreich über. Die Türkenkriege erforderten namentlich nach der unglücklichen Schlacht bei Mohacs große Opfer. Die Kirchen und Klöster mußten, außer den gewöhnlichen Steuern, 1527 die Hälfte des Kirchenschatzes und ein Drittel der Jahreseinkünfte, 1528 drei Viertel der Jahreseinkünfte, 1529 zuerst die Hälfte der Einkünfte, später den vierten Teil ihres Besitztums abliefern. 1531 sollten sie zur Bestreitung der Befestigungskosten Wiens alle goldenen und silbernen Kelche ausfolgen, doch wurde ihnen erlaubt, die noch nicht eingeschmolzenen gegen Geld abzulösen. St. Florian kam seiner vaterländischen Pflicht allzeit nach Vermögen nach. In den Jahren 1535 und 1541 war es sogar gezwungen, viele Besitzungen zu veräußern oder zu verpfänden , um die geforderten Auflagen entrichten zu können. Eine solche wirtschaftliche Bedrängnis ist geeignet , der religiösen Neuerung den Eingang in die Klöster zu öffnen. Unter Propst Peter konnte zwar der Protestantismus in St. Florian nicht Wurzel fassen. Jedoch war die Bevölkerung den Geistlichen so feindselig gesinnt, daß der Propst 1534 vom päpstlichen Nuntius für seine Priester die Erlaubnis erwirken mußte, außerhalb des Klosters weltliche Kleidung tragen zu dürfen. Spuren des neuen Geistes traten zum ersten Male unter Florian Muth (1545-1553) in St. Florian auf. Wohl hielt die ältere Generation am Glauben fest. Als sich aber das Stift mit jüngeren Leuten füllte, die in der Zeit der Verwirrung herangewachsen waren, wurde es anders. Propst Sigmund Pfaffenhofer (1553-1572) neigte den neuen Grundsätzen stark zu und schickte sogar zwei Theologiestude nten nach Wittenberg. Die kaiserliche Klosterkommission stellte 1561 verschiedene Mängel fest. Insbesondere war ein Konventuale im Stift beweibt, mehrere dagegen auf den Pfarren, der Schulmeister war protestantisch. Der Propst versprach, die Anordnungen der Kommission zu erfüllen, im Kloster kein Konkubinat zu dulden und die hl. Kommunion unter einer Gesta lt zu spenden. Auf den Pfarren könne er den Kelch und das Konkubinat nicht ändern, erklärte er. Von den acht inkorporierten Pfarren waren sechs mit Chorherren besetzt. 1563 befanden sich im Stift und in den Pfarren 17 Konventualen, von denen noch fünf beweibt waren. Die päpstliche Visitation durch Kardinal Commendone 1569 besichtigte nur das Stift und stellte unter anderem fest, daß die neun Kanoniker nicht lateinisch sprechen konnten. Der Visitator ordnete die Lektüre katholischer Bücher, das Erlernen der lateinischen Sprache und den Gebrauch von Purifikatorien an. Propst Sigmund erbaute ein neues Spital bei der St.-Johannes-Kirche im Markte . In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden den Klöstern große Lasten in den Antizipationen aufgelegt. Sie mußten nämlich für Darlehen des Kaisers Pfand leisten und die Zinsen abdienen, zuweilen auch das Kapital zurückzahlen. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es noch einmal zu einem Bauernaufstand, der auch Untertanen des Stiftes besonders im Mühlviertel erfaßte. Im großen und ganzen hielt sich das Stift wirtschaftlich gut, war nie entvölkert und wahrte trotz der Durchdringung mit protestantischen Anschauungen das katholische Gesicht. Auf den Pfarreien gestaltete sich die Rückkehr zum katholischen Leben viel schwieriger, weil die Pfleger der örtlichen Schlösser und Burgen und selbst die Bewohner lange vom katholischen Gottesdienst nichts wissen wollten und oft die katholischen Pfarrer wieder vertrieben und evangelische Prediger einsetzten. Aber allmählich kam auch auf dem Landes das katholische Leben wieder zum Durchbruch.

Version vom 23. Juli 2020, 09:37 Uhr



Patrozinien

Die Stiftskirche bzw. ihre Vorgängerbauten bezeichneten jenen Ort, an dem sich der Legende nach die Begräbnisstätte des hl. Florian befand. So war auch der hl. Florian von Anbeginn Kirchenpatron. Anlässlich der Einführung der Augustinerregel und der Fertigstellung der romanischen Kirche weihte Bischof Altmann von Passau zwischen 1071 und 1090 fünf Altäre. Bei dieser Gelegenheit veränderte man auch das Patrozinium der Stiftskirche, die der Himmelfahrt Mariens geweiht wurde, während der hl. Florian zweiter Patron blieb. Seit 1971 werden der hl. Florian und seine Gefährten als Patrone der Diözese Linz verehrt.

Geschichtlicher und wirtschaftlicher Überblick

Die Gründung

Der hl. Florian, dem Stift und Markt den Namen verdanken, war Amtsvorsteher des römischen Statthalters in Lorch, also höchster Zivilbeamter in Ufernorikum gewesen. Er wurde im Jahre 304 unter Kaiser Diokletian auf Befehl des Statthalters mit einem Stein um den Hals in die Enns gestürzt. Das Martyrium ist gut bezeugt durch das Marterbuch, das nach dem hl. Hieronymus benannt ist, und durch die älteste Legende, die in Handschriften des 9. und 10. Jahrhunderts erhalten ist. Für das Begräbnis des hl. Florian gibt es keine historischen Nachrichten, sondern nur Legenden aus der Karolingerzeit.

Der Mangel an schriftlichen Quellen wird reichlich ersetzt durch das Ergebnis der Ausgrabungen, die 1952/53 in der Gruft der Stiftskirche durchgeführt wurden. Sie förderten nicht bloß eine Mauer aus der Römerzeit und eine große Menge von römischen flachen und runden Dachziegeln zu Tage, sondern auch Mauerreste und Estrichunterlagen, die in die Zeit vor dem Bau der romanischen Kirche (1071) fallen. Auch im Rahmen der Restaurierung von Stiftskirche und Krypta (1992 bis 1996) wurden alte Fundamente offengelegt (eine Dokumentation ist erst im Entstehen). Mit diesen Funden ist bewiesen, dass zur Römerzeit hier schon Gebäude vorhanden waren und dass die bauliche Tradition bis in die Römerzeit ununterbrochen fortdauert.

Nach den Stürmen der Völkerwanderung begannen noch im 8. Jahrhundert auch die Bayern über die Traungrenze nach Osten vorzustoßen und das Gebiet zwischen Traun und Enns zu besiedeln. Sie nannten unseren Ort nach seiner natürlichen Beschaffenheit "ze Puche". Durch das Zusammentreffen mit den vorhandenen Romanen wurden sie mit dem hl. Blutzeugen Florian bekannt, machten ihn zum Schutzheiligen der Ennsgrenze und gründeten zu seiner Ehre ein Heiligtum an der Stelle seines Grabes.

Reliquien des Heiligen sind hier nicht mehr vorhanden. Im 8. Jahrhundert erfuhr die Florianslegende folgende Erweiterung: Der Leichnam des Heiligen wurde ans Ufer geschwemmt, von einem Adler bewacht und von der Witwe Valeria auf einem Wagen mit Zugtieren hierher übergeführt und begraben. Zur Tränkung der Tiere entsprangen Quellen, die heute noch zu sehen sind. Der Adler war das Feldzeichen der römischen Legionen, an dessen Stelle Konstantin das christliche Kreuz setzte. Aus diesen beiden Zeichen ist auch das Wappen des Stiftes entstanden, das so die Erinnerungen an römisches Heidentum und erstes Christentum bewahrt. Der Gründer des Stiftes ist nicht bekannt. Es bleibt nur die Annahme übrig, dass sich am Begräbnisplatz des hl. Florian eine Priestergemeinschaft angesiedelt hat, die wohl ab dem 8. Jahrhundert mit Gütern und Stiftungen belehnt wurde. Dieses während der Ungarneinfälle von 900 bis 955 zerstörte Kloster wurde zwar von den Passauer Bischöfen wieder errichtet, verlor aber seine rechtliche Unabhängigkeit und wurde ein Eigenkloster von Passau.

Die Besiedlung durch die Augustiner-Chorherren

Eine neue Periode in der Geschichte des Stiftes beginnt mit der Einführung der Augustinerregel durch Bischof Altmann im Jahre 1071. Vorher war St. Florian ein Stift weltlicher Chorherren nach der Aachener Regel, die zum ersten Mal in einer Urkunde zur Zeit des Bischofs Richard von Passau (899–903), in der Graf Gunther dem Weltpriesterverbande in St. Florian eine Schenkung machte, erwähnt werden. Diese Tatsache wird dadurch erhärtet, dass Cod. XI 722 vom Beginn des 11. Jahrhunderts als älteste Statuten des Stiftes noch die Aachener Regel überliefert, während Cod. XI 249 vom Ende dieses Jahrhunderts schon die Regel des hl. Augustinus und die Aachener Regel ohne die Kapitel 6 bis 8, die dem Gelübde der Armut widersprechen, enthält.

Die Einführung der Augustinerregel machte die Chorherren zu Ordensleuten und legte ihnen die Ordensgelübde auf. Da aber auch die weltlichen Chorherren ein gemeinsames Leben unter einem Oberen und in Ehelosigkeit führten, fiel besonders der Verzicht auf Privatbesitz im Gelübde der Armut als hauptsächlicher Unterschied in die Augen. Freilich wurde infolge der Geldverteilungen anlässlich der Chorfunktionen das Armutsideal nie vollkommen erreicht. Aber die Reform, die vom Geist Clunys getragen war, führte zu einem großen Aufschwung des geistlichen und religiösen Lebens. Die Klosterkirche wurde wiederhergestellt. Im Laufe von zwanzig Jahren (1071 bis 1090) weihte Bischof Altmann fünf Altäre in der neuen romanischen Kirche. Von nun an erfüllte der Chorherrenorden seine großen Aufgaben, feierlichen Gottesdienst zu halten, nach Vollkommenheit zu streben und Seelsorge zu üben. Deshalb erwarb der Orden sogleich die Pfarrrechte an der Stiftskirche und allmählich auch andere Pfarreien, die mit Chorherren besetzt werden konnten: 1109 Niederwaldkirchen, St. Peter und St. Johann mit Filialen, 1111 Münzbach und Wartberg, 1122 Ried in der Riedmark, 1125 Lasberg und Katsdorf, 1143 Feldkirchen a. d. D., 1151 St. Marienkirchen und Wallern, 1159 Vöcklabruck, 1162 St. Michael in der Wachau. So hatten die Chorherren schon bald nach ihrer Einführung in St. Florian die großen Landstriche des Mühlviertels zwischen Mühl und Rodel und zwischen Gusen und Aist von der Donau bis zum Nordwald, ferner die Umgebung des Stiftes, Teile der Wachau, die Gegend von Vöcklabruck und Wallern seelsorglich zu betreuen.

Im Lauf der Zeit wurden Pfarrgebiete getauscht, in jüngster Zeit Großpfarren im Linzer Gebiet geteilt; die Mehrzahl der 30 Pfarren gehört aber seit dem Mittelalter zum Stift. Daneben wuchs auch der zeitliche Besitz des Stiftes durch bedeutende Schenkungen der Adeligen und Freunde des Stiftes, von denen nur Eppo von Windberg genannt werden soll, der dem Stift die Pfarren Niederwaldkirchen, St. Peter und St. Johann mitsamt ihren Filialen und all seinem Besitz vom Ebersbach am Einberg bei Feldkirchen bis zur Grenze von Böhmen übergab. In den vielen Schenkungen und der liebevollen Sorge der Bischöfe von Passau liegt ein ehrenvolles Zeugnis für die Achtung, die sich die Chorherren durch Zucht, Eifer und Frömmigkeit erworben haben. Allmählich gewann das Stift eine größere Unabhängigkeit von Passau und die Befreiung von den weltlichen Vögten, so dass es bis zum Aussterben der Babenberger freie Verfügung über seinen Besitz, freie Abtwahl, die Befreiung aus dem weltlichen Gericht und von den Vögten erlangte. Die Herzöge waren nur mehr Schirmvögte des Klosters. Aus dem 12. Jahrhundert sind auch in Cod. XI 250 Statuten überliefert, die genaue Vorschriften für das Leben im Kloster, das Streben nach Vollkommenheit, den Gottesdienst und die Arbeit geben. Darin wird den Chorherren neben Studium und Abschreiben von Büchern auch Handarbeit aufgetragen. So scheint ein Ordensbruder sogar den Glockenguss geleitet zu haben, bei dem in St. Florian die erste Glocke für das Stift gegossen wurde. Aus dieser Zeit sind schöne, in der Schreibstube von St. Florian entstandene Handschriften mit ausgezeichneten Miniaturen erhalten.

Die erste Blütezeit

Obwohl die politischen Verhältnisse nicht günstig waren und viel Unglück über das Stift hereinbrach, hat doch St. Florian gerade im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ganz außergewöhnliche Leistungen zu verzeichnen. Das ist die Zeit der ersten großen Bautätigkeit.

1235 wurden Kirche und Kloster ein Raub der Flammen, aber Propst Bernhard (1224–1240) ging sofort daran, die Kirche wieder aufzubauen und zu vergrößern. Als die Chorherren den Chor über der Krypta vollendet hatten, stürzte im Jahre 1250 das Gewölbe ein. Reste dieser Kirche im Übergangsstil sind in der Krypta unter dem Hochaltar noch zu sehen. Innere Zerwürfnisse, eine strittige Prälatenwahl steigerten die Mutlosigkeit der Chorherren. Diese allgemeine Niedergeschlagenheit teilte nur die in einer an die Stiftskirche angebauten Zelle lebende Klausnerin Wilbirg nicht, obwohl nach dem Aussterben der Babenberger unsichere Zeiten angebrochen waren. Die friedliche Herrschaft Ottokars von Böhmen endete mit einem Krieg, der auch in diese Gegend wieder Kriegsheere brachte, dass selbst Wilbirg ihre Klause verlassen und in die feste Ennsburg flüchten musste.

1274 begann man mit dem Neubau der Kirche. Es fanden sich viele Wohltäter, die Bischöfe von Passau verliehen den Gläubigen, die hilfreiche Hände zum Kirchenbau boten, Ablässe, es wurde mit großem Eifer gebaut. So konnte Wilbirg vor ihrem Tode noch die Entstehung der neuen Kirche sehen und seit 1279 auch wieder dem Gottesdienst im Chore von ihrer Zelle aus beiwohnen. Am 11. Dezember 1289 beschloss sie ihr frommes, opferreiches Leben. Zunächst war sie bei einem Seitenaltar in der Kirche bestattet; erst viel später wurde der Sarg Wilbirgs aus der Stiftskirche in die Krypta überführt. Am 15. Juni 1291 wurde die neue Kirche von Bischof Wernhard von Passau feierlich geweiht. Eine ungeheure Volksmenge wohnte dem Feste bei. Bei dieser Gelegenheit empfingen mehrere Kleriker die Priesterweihe und einige Frauen aus der Hand des Bischofs den Schleier. Es lebten damals 24 Priester, drei Diakone, mehrere Professkleriker und Laienbrüder und einige Mitglieder des Frauenordens des hl. Augustinus im Stifte.

Der Glasmaler Wolfhart (gest. 1330) war ein Zögling der Klosterschule, die sich damals eines ausgezeichneten Rufes erfreute und viele bedeutende Männer hervorbrachte; auch Schriftsteller und Dichter. Aus dem späten 13. Jahrhundert und dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts stammen auch die zwei bedeutenden Holzstatuen des hl. Florian, die jetzt noch die Zierde unserer Plastikensammlung bilden. Schließlich soll noch der Geheimsekretär der Pröpste Einwik und Heinrich, Albert von Gmunden, erwähnt werden. Er stiftete im Jahre 1318 die noch erhaltene Florianiglocke, reiste im Auftrage des Stiftes zweimal nach Krakau und brachte 1324 von dort Reliquien des hl. Florian und des hl. Stanislaus. Im nächsten Jahre reiste er zum Papst nach Avignon. 1318 und 1319 wurden je zwei Glocken gegossen, die bis heute erhalten geblieben sind, und 1323 der Turm der neuen Kirche vollendet. Daneben erfolgte der Neubau und 1285 die Weihe der Kirche des hl. Johannes im Markte, deren erste Weihe aus 1116 überliefert ist. Die große Beanspruchung des Spitales vor den Toren des Stiftes zur Beherbergung der Fremden veranlaßte Propst Heinrich Piber (1330-1350), es zu vergrößern. Dabei erhöhte er die Zahl der Pfründner von acht auf 32. Für dies e umfangreiche Bautätigkeit und für die gewissenhafte Erfüllung der Ordenspflichten erntete das Haus reiches Lob der Bischöfe. So nennt Bischof Wernhard 1303 das Stift eine Leuchte des Ordensstandes, ein Vorbild religiösen Lebens, das Fremde erquickt und Einheimische tröstend erfreut, sich aller Wohlwollen erwirbt und im Dienst an den Gästen den Platz der Martha einnimmt. Dabei geriet das Stift aber in Schulden, Besitzung en wurden ihm von Laien entzogen. Zur Sicherung des Besitzes wurde 1378 das erste Urbar angelegt. Die Bischöfe suchten der Not abzuhelfen, indem sie dem Stifte die Ja hreseinkiinfte erledigter Pfarren zuteilten, ja Bischof Albrecht ordnete 1327 sogar eine Sammlung an, um es von der Last der Schulden zu befreien . Er gab allen einen Ablaß, die nach Ablegung der Beichte der Not des Klosters zu Hilfe kamen.

Die Reformation

Die politische Lage in Deutschland während des 15. Jahrhunderts ist durch Rechtsunsicherheit, dauernde Fehden und Kriege gekennzeichnet. Wiederholt zogen feind liche Heere von Böhmen und Ungarn auch in unsere Gegend und plünderten die Untertanen. Dem Stifte wurden hohe Brandschatzungen und andere Abgaben auferlegt. Die Hussiten fielen in Oberösterreich ein und verwüsteten die Pfarren des Mühlviertels bis in die Riedmark. Auch die österreichischen Heere, die in der Nähe lagerten, richteten großen Schaden an, indem sie die ganze Gegend aussogen und alles aufzehrten. Zweimal mußten die Herren aus dem Stift flüchten. 1482 befahl der Kaiser, das Stift zu befestigen, was wieder große Kosten verursachte. Auf kirchlichem Gebiet wirkten sich die Reformkon zilien günstig aus. 1419, 1432, 1451 kamen Reformkommissionen nach St. Florian, die nützliche Vorschriften für das Kloster hinterließen. Ihre Untersuchungen deckten keine großen Übelstände auf. Im Gegenteil, St. Florian hatte sogar die Ehre, 1432 und 1451 in dem Chorherrn Wolfgang Kerspeck ein Mitglied der dreiköpfigen Reformkommission zur Visitation zu stellen. Mit der Visitation war der Kardinal Nikolaus von Cues betraut. Als seine Stellvertreter für die Chorherren der Salzburger Kirchenprovin z bestimmte er die Pröpste von St. Dorothea in Wien und Rohr in Bayern sowie den genannten Kerspeck von St. Florian. Auch in diesem Jahrhundert stand die Klosterschule in großem Ansehen, hatte guten Besuch und brachte bedeutende Leute hervor. 1458 erwirkte Herzog Albrecht bei Papst Pius II. den Pröpsten von St. Florian den Gebrauch der Pontifikalien (Infel und Stab), 1493 wurde das Dorf St. Florian von Kaiser Friedrich III. zum Markt erhobe n, für den Propst Peter 1521 eine umfangreiche Marktordnung erließ. Als gegen Ende des Jahrhunderts ruhigere Zeiten kamen, erfolgten große Leistungen für Kirche und Kunst. Auf den Pfarreien begann eine rege Bautätigkeit. Der Großteil der noch bestehenden Kirchen stammt aus dieser Zeit. 1518 ließ Propst Peter Maurer (1508-1545) den berühmten Sebastiansaltar von Albrecht Altdorfer malen , der heute die größte Sehenswürdigkeit der Stiftsgalerie ist (Taf. 5). So hatte das Stift nochmals einen Wohlstand erworben und geistige Kräfte gesammelt, um gewappnet in die neue Zeit einzutreten. Denn es kamen zwe i große Gefahren über Land und Klöster . Von Osten drangen die Türken vor. Bald standen sie vor den Toren Wiens, und Streifseharen drangen selbst über die Enns, um hier zu brennen und zu plündern. Vom Westen drang der Geist der lutherischen Reformation in Österreich ein, und die Bauernerhebungen griffen von Deutschland auf Österreich über. Die Türkenkriege erforderten namentlich nach der unglücklichen Schlacht bei Mohacs große Opfer. Die Kirchen und Klöster mußten, außer den gewöhnlichen Steuern, 1527 die Hälfte des Kirchenschatzes und ein Drittel der Jahreseinkünfte, 1528 drei Viertel der Jahreseinkünfte, 1529 zuerst die Hälfte der Einkünfte, später den vierten Teil ihres Besitztums abliefern. 1531 sollten sie zur Bestreitung der Befestigungskosten Wiens alle goldenen und silbernen Kelche ausfolgen, doch wurde ihnen erlaubt, die noch nicht eingeschmolzenen gegen Geld abzulösen. St. Florian kam seiner vaterländischen Pflicht allzeit nach Vermögen nach. In den Jahren 1535 und 1541 war es sogar gezwungen, viele Besitzungen zu veräußern oder zu verpfänden , um die geforderten Auflagen entrichten zu können. Eine solche wirtschaftliche Bedrängnis ist geeignet , der religiösen Neuerung den Eingang in die Klöster zu öffnen. Unter Propst Peter konnte zwar der Protestantismus in St. Florian nicht Wurzel fassen. Jedoch war die Bevölkerung den Geistlichen so feindselig gesinnt, daß der Propst 1534 vom päpstlichen Nuntius für seine Priester die Erlaubnis erwirken mußte, außerhalb des Klosters weltliche Kleidung tragen zu dürfen. Spuren des neuen Geistes traten zum ersten Male unter Florian Muth (1545-1553) in St. Florian auf. Wohl hielt die ältere Generation am Glauben fest. Als sich aber das Stift mit jüngeren Leuten füllte, die in der Zeit der Verwirrung herangewachsen waren, wurde es anders. Propst Sigmund Pfaffenhofer (1553-1572) neigte den neuen Grundsätzen stark zu und schickte sogar zwei Theologiestude nten nach Wittenberg. Die kaiserliche Klosterkommission stellte 1561 verschiedene Mängel fest. Insbesondere war ein Konventuale im Stift beweibt, mehrere dagegen auf den Pfarren, der Schulmeister war protestantisch. Der Propst versprach, die Anordnungen der Kommission zu erfüllen, im Kloster kein Konkubinat zu dulden und die hl. Kommunion unter einer Gesta lt zu spenden. Auf den Pfarren könne er den Kelch und das Konkubinat nicht ändern, erklärte er. Von den acht inkorporierten Pfarren waren sechs mit Chorherren besetzt. 1563 befanden sich im Stift und in den Pfarren 17 Konventualen, von denen noch fünf beweibt waren. Die päpstliche Visitation durch Kardinal Commendone 1569 besichtigte nur das Stift und stellte unter anderem fest, daß die neun Kanoniker nicht lateinisch sprechen konnten. Der Visitator ordnete die Lektüre katholischer Bücher, das Erlernen der lateinischen Sprache und den Gebrauch von Purifikatorien an. Propst Sigmund erbaute ein neues Spital bei der St.-Johannes-Kirche im Markte . In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden den Klöstern große Lasten in den Antizipationen aufgelegt. Sie mußten nämlich für Darlehen des Kaisers Pfand leisten und die Zinsen abdienen, zuweilen auch das Kapital zurückzahlen. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es noch einmal zu einem Bauernaufstand, der auch Untertanen des Stiftes besonders im Mühlviertel erfaßte. Im großen und ganzen hielt sich das Stift wirtschaftlich gut, war nie entvölkert und wahrte trotz der Durchdringung mit protestantischen Anschauungen das katholische Gesicht. Auf den Pfarreien gestaltete sich die Rückkehr zum katholischen Leben viel schwieriger, weil die Pfleger der örtlichen Schlösser und Burgen und selbst die Bewohner lange vom katholischen Gottesdienst nichts wissen wollten und oft die katholischen Pfarrer wieder vertrieben und evangelische Prediger einsetzten. Aber allmählich kam auch auf dem Landes das katholische Leben wieder zum Durchbruch.

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