Engelbert Fischer: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Mai 2020, 14:18 Uhr
Name | Engelbert Fischer |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 07.03.1833 |
Geburtsort | Neukirchen (Oberösterreich) |
Einkleidung | 24.09.1854 |
Profess | 25.03.1857 |
Primiz | 01.08.1858 |
Sterbedatum | 12.07.1889 |
Institution | Stift Klosterneuburg |
Funktion | Chorherr |
GND | http://d-nb.info/gnd/115126619 |
Quelle | Berthold Otto Černík: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 257–261. (Digitalisat) |
Engelbert Fischer, * 7. März 1833 in Neukirchen (Oberösterreich), † 12. Juli 1889, war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg.
Leben
Klostereintritt und Tätigkeiten im Stift
Fischer stammte aus einer im Fischereigewerbe tätigen Familien. Nach Absolvierung des Gymnasiums begann er Jus zu studieren, was er nach einem Jahr abbrach, um die Aufnahme im Augustiner-Chorherrenstife Klosterneuburg zu bitten.[1]
Am 24. September 1854 erhielt Engelbert Fischer mit sechs anderen Kandidaten das Ordenskleid. Die Profess legte er am 25. März 1857 ab. Nachdem er an der Hauslehranstalt des Stifes Klosterneuburg den dritten Jahrgang der Theologie zurückgelegt hatte, wurde er zum Priester geweiht und brachte am 1. August 1858 sein erstes heiliges Messopfer dar. Er beendete seine theologischen Studien und fand zunächst im Kloster als Regens Chori Anstellung, später als Gastmeister. Ende August 1861 kam er als Kooperator in die Seelsorge nach Korneuburg. Zugleich fasste er den Plan, sich eingehend der Jugend- und Volksliteratur zu widmen, die ihm zufolge "Glaubens- und Sittenlosigkeit verbreite".
Weitere Stationen in Neustift am Walde und Stoitzendorf
Am 10. Oktober 1870 wurde Fischer als Pfarrverweser nach Haselbach entsandt. Das Jahr darauf trat er bereits die Stelle des Pfarrverwesers in Neustift am Walde im heutigen 18. Wiener Gemeindebezirk an. In dieser Zeit war Fischer äußerst aktiv hinsichtlich seines schriftstellerischen Schaffens: 1877 erschienen die ersten vier Bände seines Werkes Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur. 1886 schloß Fischer dieses Werk mit dem 11. und 12. Band ab. Mehr als 10.000 Werke in verschiedenen Sprachen hatte er nach ihm zufolge nach "patriotischen, religiösen und pädagogisch-didaktischen Prinzipien" rezensiert. Für die Druckkosten kam Fischer selbst auf, ein Großteil seine Arbeiten erschien im Selbstverlag.[2]
1884 übernahm Fischer die stiftliche Pfarre von Stoitzendorf bei Eggenburg. Zwei Jahre später wurde er zum Landdechant des Sitzendorfer Dekanats bestimmt. Er installierte aber als Dechant nur einen Pfarrer, nämlich den Abgeordneten Dechant Kühschelm. Schon am 20. August 1887 resignierte er wegen gesundheitlicher Probleme auf dieses Amt und verstarb zwei Jahre später am 12. Juli 1889.
Publizistische Tätigkeiten
Die Veröffentlichungen der Bände von Großmacht der Jugend- und Volksliteratur hatte Auswirkungen auf die öffentlichen Jugend- und Volksbibliotheken in den österreichischen Ländern und erhielt positive Kritiken.[3] Nach Fischers Anleitung wurden bestehende Bibliotheken revidiert und für "Volk und Jugend" neu angelegt. Die k. k. Oberstaatsanwaltschaft schaffte eine Anzahl Exemplare des ihr vom k. k. Justizministerium "zur Berücksichtigung gegebenen Werkes" von Fischer an, "um den Direktionen der österreichischen Männerstrafanstalten ein Hilfsmittel bei der Auswahl der Sträflingslektüre rücksichtlich der zur Neuanschaffung vorzuschlagenden Bücher an die Hand zu geben". Auch der damalige Unterrichtsminister ließ eine allgemeine Revision der Schülerbibliotheken vornehmen. Zwei Urteile mögen noch die Bedeutung der "Großmacht der Jugend- und Volksliteratur" dartun. Der k. k. Landesschulinspektor Prausek sandte an den Verfasser folgendes Schreiben:
"Ihr Werk: ,Großmacht der Jugend- und Volksliteratur' erfüllte mich wegen des dazu verwendeten riesigen Fleißes und wegen des darin dargelegten Taktes mit Bewunderung; es ist eine wahre, ja notwendige Fundgrube der Jugendliteratur und wird gewiß viel Segen bringen. Ich habe dasselbe bereits mehrfach empfohlen und werde darin nicht ermüden. Es tut meinem Herzen wohl, hiermit Gelegenheit zu finden, Euer Wohlgeboren bestens dafür zu danken, daß Sie sich durch Ihr Werk zum Schutzengel der lieben Jugend gemacht haben."
Kaiser Franz Josef I. verlieh Fischer, welcher nicht nur als Kritiker, sondern auch selbst als Jugend- und Volksschriftsteller tätig war, 1878 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, und der Fürsterzbischof von Wien ernannte ihn im Jahr 1884 zum fürsterzbischöflichen Rat.
Werke
- Schule, Haus und Kirche. Wien 1873. (Digitalisat)
- Drei Bausteine für den Kirchenbau in Viechtenstein. Neustift am Walde 1879.[4]
- Sonntags Daheim. Erzählungen für die erwachsene Jugend und das Volk. 17 Bände. Neustift am Walde 1880-1882.
- Beispiele aus dem Leben frommer Meßdiener. Freiburg im Breisgau 1881.
- Christlicher Bücherschatz. Neustift am Walde 1881.
- Freundliche Stimmen an Kinderherzen. 12 Bände. Neustift am Walde 1882-1884.
- Lehrreiche Vorbilder, Geschichten und Gedichte für Erstcommunicanten. Auch anderen Communicanten segensvoll. 7 Bände. Neustift am Walde 1883.
- Kalender für Meßdiener. Salzburg 1883.
- Gut Freund! Lehrreiche Erzählungen zur bildenden Erholung nach gethaner Arbeit für dienende und arbeitende Classen. 6 Bände Stoitzendorf 1884-1886.
- Verwaist, aber nicht von Gott verlassen. Lehrreiche Geschichten für Waisenkinder und alle, welche die Waisen lieb haben. 41 Bände. Stoitzendorf 1885.
- Gott lenkt! Jugendschriften. Neustift am Walde, Selbstverlag. 20 Bände. Salzburg 1886.
- Die Schwere Noth mit den Ministranten. Ein Beitrag zur Jugendseelsorge überhaupt und zur Ministrantenseelsorge insbesondere. Stoitzendorf 1886.
- Ehre sei Gott in der Höhe. Lehrreiche Weihnachtserzählungen für Jung und Alt, die eines guten Willens sind. 3 Bände. Stoitzendorf 1887.
- Himmelan! Lehrreiche Erzählungen, Vorbilder, Parabeln, Mahnungen, Gedichte für Firmlinge und Gefirmte. 2 Bände. Stoitzendorf 1888
- Grüß Gott! Lehrreiche Erzählungen für die erwachsene Jugend und das Volk. Stoizendorf 1888.
- Beichtandacht und Beichtspiegel für Kinder.
- Stoßgebete in Prosa und Reim.
- Katholische Hausordnung für den Empfang der heiligen Sterbesakramente. Stoitzendorf.
- Die heilige Firmung. Ein Unterrichtsbüchlein für Schule und Haus. Neustift am Walde / Stoitzendorf.
- Die Feier des Frohnleichnamsfestes in Hochamt und Procession. Neustift am Walde 1878. (Digitalisat)
- Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur. 12 Bände. Neustif am Walde 1877-1879.
- Für Aug' und Herz. Eine Familienzeitschrift mit der Beilage: Zu Jesu Füßen. Lehr- und Trostblätter für Kranke, Leidende, Betrübte und Kreuzträger aller Art.
- Predigten am Feste des heiligen Leopold, Markgrafen und Landespatrones von Österreich. Wien 1879. (Digitalisat)
- Türkenpredigten aus dem Jahre 1683. Neustift am Walde 1883.
- Ausgewählte Gelegenheits- und Fastenpredigten berühmter österreichischer Kanzelredner. Freiburg im Breisgau 1883.
Literatur
- Heidrun Alzheimer: Moral im Kinderbuch des 18. Jahrhunderts. Die Moralische Geschichte als Wegbereiterin des Märchenbooms im 19. Jahrhundert. In: Märchen: Geschichte - Psychologie - Medien. Hg. von Ortwin Beisbart / Bärbel Kerkhoff-Hader. Hohengehren 2008 (Schriftenreihe Ringvorlesungen der Märchen-Stiftung Walter Kahn, 7), S. 7-28, hier: 24.
- Anton Brousil: Engelbert Fischer. In: Der Volksbibliothekar 1 (1896), Nr. 7 und 8.
- Otto Brunken / Bettina Hurrelmann / Maria Michels-Kohlhage / Gisela Wilkending [Hg.]: Handbuch zur Kinder- und Jugendliteratur: Von 1850 bis 1900. Berlin / Heidelberg 2008, Sp. 1119.
- Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Band 1: A–F. Stuttgart 1990, S. 449.
Einzelnachweise
- ↑ Der Linzer Bischof Rudigier soll Fischer nur ungern entlassen haben wie er bei dessen Abschied verkündete: "Es wäre auch in meiner Diözese für Sie ein geeigneter Platz zu finden gewesen."
- ↑ Nach den Angaben von Černik gab Fischer für Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur ohne Druckkosten mehr als 2000 Gulden aus, "um gegenüber aller Apathie oder Indolenz oder der Zumutung mancher Firmen, alle zugesendeten Bücher empfehlen zu sollen, die Fahne der Unabhängigkeit und der guten Sache hoch zu halten und die vorenthaltenen Werke sich doch zu verschaffen". So verkauft Fischer einmal auch sein eigenes Klavier, um eine Buchdruckerrechnung zu begleichen.
- ↑ Der damals bekannt Jugendschriftsteller Isidor Proschko schrieb in einer Rezension über die "Großmacht der Jugend- und Volksliteratur": "Ist die Belesenheit des hochachtbaren Verfassers bewunderungswürdig, so ist es noch mehr die Gewissenhaftigkeit, Sachkenntnis und der edle Patriotismus, welchen er in einzelnen Beurteilungen bekundet. Dieses Werk ist ein wahres Meisterwerk, welches unserer heimischen Literatur zur hohen Ehre gereicht."
- ↑ Siehe die kurze Besprechung des Werks in: Theologisch-praktische Quartalschrift 32 (1879), S. 840 (Digitalisat)