Sacra.Wiki Berthold Anton Egger: Unterschied zwischen den Versionen

Berthold Anton Egger: Unterschied zwischen den Versionen

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Berthold Egger, * 15. November 1852 in Frankenburg (Oberösterreich), † 13. Juli 1891, war der Sohn eines Tischlermeisters, seine Mutter lernte er nicht mehr kennen, sie starb frühzeitig. Dafür gab der Herr dem jungen Kind eine Stiefmutter, die es wie ihr eigenes liebte und hegte. Als Egger das entsprechende Alter erreicht hatte, sandten ihn seine Eltern an das Gymnasium zu Salzburg. Die Gymnasialstudien beendete er zu Melk. Hierauf studierte er zwei Jahre lang Theologie in Linz. In ehrenvoller Weise trat er dann aus dem Alumnat aus, um sich dem juridischen Studium zuzuwenden. Allein dieses befriedigte ihn nicht besonders. Er suchte daher um Aufnahme in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg an, die ihm auch gewährt wurde. Am 13. September 1874 empfing er in der Stiftskirche von Klosterneuburg das Ordenskleid, und am 4. November 1877 brachte er in ihr sein erstes heiliges Messopfer dar. Die feierliche Profess legte er am 22. September 1878 ab. In diesem Jahr kam er als Kooperator auf die stiftliche Pfarre Floridsdorf. Im nächsten Jahr gab er zum erstenmal den "Kalender für den katholischen Klerus Österreich-Ungarns" (Wien 1879, C. Fromme) heraus, der sich unter dem katholischen Klerus Österreichs bald einbürgerte, um so mehr, als er neben einer gutgearbeiteten "Statistik der gesamten katholischen Kirche" gediegene, für den Priester höchst wichtige und interessante Aufsätze brachte. 1882 gründete Egger das "Korrespondenz-Blatt für den katholischen Klerus Österreichs". Es war dies kein leichtes Unternehmen. Wieviel Mühe kostete es Egger, wieviel vergebliche Gänge musste er machen, um für sein Blatt, das in der Folgezeit eines der größten und angesehensten Standesorgane wurde, einen Verleger zu finden. Schließlich übernahm die k. und k. Hofbuchdruckerei Fromme in Wien den Verlag. Nach dem Erscheinen der ersten Nummer des Korrespondenzblattes wurde Egger durch eine schwere Krankheit aufs Lager geworfen. Sein Mitbruder, der Chorherr des Stiftes Klosterneuburg Rudolf Eichhorn, trat für ihn sofort in die Redaktion ein, so dass die junge Zeitschrift erhalten blieb. Berthold Egger genas wieder und wurde dann als Kooperator nach Hietzing versetzt (1883). In dieser Stellung führte er mehr denn sieben Jahre lang die Redaktion des "Korrespondenzblattes für den katholischen Klerus Österreichs", das er 1884 durch das Literaturblatt "Augustinus" und 1888 durch das von Professor Edmund Langer in Tetschen redigierte Pastoralblatt "Hirtentasche" erweiterte. Egger arbeitete aber noch mehr: Er rief in Hietzing einen katholisch-politischen Verein ins Leben und leitete ihn als Obmann, er bekleidete die Stelle eines Direktionsrates des Versicherungsvereines "Unio catholica", er war tätiges Mitglied des Priesterkrankenvereines und anderer Vereinigungen. Ihm war auch das Erscheinen der christlichen sozialpolitischen Zeitschrift "Arbeiter" in den Jahren 1886 bis 1887 zu verdanken. Für den "Österreichischen Reichsboten" brachte er ungemein schwere Opfer. Und doch erntete Egger für all sein edles Streben und Mühen neben viel Freude auch recht viel Undank. Freilich eiferte er nie um Menschenlob und Menschengunst. Der schönste Lohn wurde ihm, wie er selbst schrieb, zuteil, als der heilige Vater ihm und für sein Werk, das "Korrespondenzblatt", den apostolischen Segen spendete.  
Berthold Anton Egger, * 15. November 1852 in Frankenburg (Oberösterreich), † 13. Juli 1891, war Chorherr des [[Stift Klosterneuburg|Stiftes Klosterneuburg]].


Mitten in der fruchtbarsten und unermüdlichsten Tätigkeit für Gottes Ehre und das Wohl des christlichen Volkes wurde Egger am 13. Juli 1891 von dem Leiden dahingerafft, das bereits 1882 zum Ausbruch gekommen war.
==Leben==
Egger war der Sohn eines Tischlermeisters, seine Mutter lernte er nicht mehr kennen, sie starb frühzeitig. Als Egger das entsprechende Alter erreicht hatte, wurde er an das Gymnasium nach Salzburg gesandt. Die Gymnasialstudien beendete er in Melk. Danach studierte er zwei Jahre lang Theologie in Linz, was er zugunsten eines juridischen Studiums abbrach. Schlussendlich suchte Egger aber um Aufnahme in das Augustiner-Chorherren-Stift Klosterneuburg an, die ihm gewährt wurde. Am 13. September 1874 empfing er in der Stiftskirche von Klosterneuburg das Ordenskleid und am 4. November 1877 brachte er in ihr sein erstes heiliges Messopfer dar. Die feierliche Profess legte er am 22. September 1878 ab. In diesem Jahr kam Egger als Kaplan auf die stiftliche Pfarre [[Liste der Pfarren des Stiftes Klosterneuburg #Wien, Floridsdorf|Floridsdorf]]. 1879 gab er zum erstenmal den ''Kalender für den katholischen Klerus Österreich-Ungarns'' heraus, der sich im  katholischen Klerus Österreichs zu einem weit verbreiteten Nachschlagewerk etablierte. Zudem erarbeitete er die ''Statistik der gesamten katholischen Kirche''. 1882 gründete Egger das ''Korrespondenz-Blatt für den katholischen Klerus Österreichs'', die von der k. k. Hofbuchdruckerei Fromme in Wien gedruckt wurde. Nach dem Erscheinen der ersten Nummer des Korrespondenzblattes wurde Egger durch eine schwere Krankheit an der weiteren Herausgabe verhindert, sodass ihn sein Mitbruder [[Rudolf Eichhorn]] in der Redaktion vertrat.


Tieferschüttert durch den so frühen Verlust seines Freundes und Mitbruders schrieb der gefeierte Geistesmann und Sozialpolitiker Dr. Scheicher, der mit Egger zusammen für das "große, schöne Priesterideal und Priesterziel" gearbeitet hatte, am 25. Juli 1891 im "Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs" (Jahrg. X, Nr. 14) unter anderem:
Nach seiner Genesung wurde Egger im Jahr 1883 als Kaplan nach [[Liste der Pfarren des Stiftes Klosterneuburg #Wien, Maria Hietzing|Maria Hietzing]] versetzt. In dieser Stellung führte er mehr als sieben Jahre lang die Redaktion des ''Korrespondenzblattes'' fort, das er 1884 durch das Literaturblatt ''Augustinus'' und 1888 durch das von Edmund Langer in Tetschen redigierte Pastoralblatt ''Hirtentasche'' erweiterte. Außerdem rief er in Hietzing einen katholisch-politischen Verein ins Leben und leitete ihn als Obmann, bekleidete die Stelle eines Direktionsrates des Versicherungsvereines ''Unio catholica'' war Mitglied des Priesterkrankenvereines und anderer Vereinigungen. Egger beteiligte sich auch wesentlich am Erscheinen der christlichen sozialpolitischen Zeitschrift ''Arbeiter'' von 1886 bis 1887 sowie des ''Österreichischen Reichsboten''. Egger starb nach langjähriger Krankheit am 13. Juli 1891.


"Auch die Laienwelt weiß, daß unsere Kirche, der Klerus, das christliche Volk viel, sehr viel verloren. Egger war nur Kooperator. Auf der untersten Stufe der priesterlichen Stellung war er stehen geblieben. Und doch hat er viel gewirkt. Nach Jahren noch wird immer neu die Saat reifen, zu der er den Samen ausgestreut. Egger war es, der den größten Teil des österreichischen Klerus einigte zum gemeinsamen Besten. Uneingeweihte mögen meinen, daß er zunächst die Standesinteressen im Auge gehabt habe, daß er den Brüdern Berater habe sein wollen, das ihnen Gebührende trotz der Zeiten Ungunst sich zu erwerben. Doch wir, die mit ihm zusammenwirkten, wissen es besser: Diese große Seele wollte in echt priesterlicher Weise zuerst den geistigen Teil besorgen, die Brüder begeistern, erheben, ermuntern zum Kampfe für die Freiheit der Kirche, für die Erlösung des Volkes aus den Banden des Materialismus der Gesinnung, der Knechtschaft unter den heutigen Herren und Besitzern aller Werte.
==Nachruf==
Josef Scheicher (1842–1924), einflussreicher Sozialpolitiker der christlichsozialen Partei in Österreich Sozialpolitiker und ein enger Freund Eggers, mit dem er für das "große, schöne Priesterideal und Priesterziel" arbeitete, widmete diesem am 25. Juli 1891 im ''Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs'' folgenden Nachruf:<blockquote>"Auch die Laienwelt weiß, daß unsere Kirche, der Klerus, das christliche Volk viel, sehr viel verloren. Egger war nur Kooperator. Auf der untersten Stufe der priesterlichen Stellung war er stehen geblieben. Und doch hat er viel gewirkt. Nach Jahren noch wird immer neu die Saat reifen, zu der er den Samen ausgestreut. Egger war es, der den größten Teil des österreichischen Klerus einigte zum gemeinsamen Besten. Uneingeweihte mögen meinen, daß er zunächst die Standesinteressen im Auge gehabt habe, daß er den Brüdern Berater habe sein wollen, das ihnen Gebührende trotz der Zeiten Ungunst sich zu erwerben. Doch wir, die mit ihm zusammenwirkten, wissen es besser: Diese große Seele wollte in echt priesterlicher Weise zuerst den geistigen Teil besorgen, die Brüder begeistern, erheben, ermuntern zum Kampfe für die Freiheit der Kirche, für die Erlösung des Volkes aus den Banden des Materialismus der Gesinnung, der Knechtschaft unter den heutigen Herren und Besitzern aller Werte. Nur ein Kooperator! Es wird immer ein Ruhmesdenkmal für den Stand sein, daß ein Kooperator so Großes zu schaffen wußte, wie es Egger getan. Nicht Überhebung, sondern Wahrheit ist es, daß kaum ein Stand oder vielleicht kein Stand ein Standesorgan hat wie der Klerus in Eggers »Korrespondenzblatt«. Jedenfalls kann sich mit der Wirksamkeit desselben keines messen. Egger faßte den ganzen österreichischen Klerus zusammen. Böhmen, Italiener, Polen, Südslawen und auch Ungarn, sie alle standen zur gemeinsamen Priesterfahne. Es war ihm Ernst mit seinem Streben und Wollen."<ref>Josef Scheicher: Egger, Berthold &dagger;. In: Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs 10 (1891), Nr. 14.</ref></blockquote>
Nur ein Kooperator! Es wird immer ein Ruhmesdenkmal für den Stand sein, daß ein Kooperator so Großes zu schaffen wußte, wie es Egger getan. Nicht Überhebung, sondern Wahrheit ist es, daß kaum ein Stand oder vielleicht kein Stand ein Standesorgan hat wie der Klerus in Eggers »Korrespondenzblatt«. Jedenfalls kann sich mit der Wirksamkeit desselben keines messen. Egger faßte den ganzen österreichischen Klerus zusammen. Böhmen, Italiener, Polen, Südslawen und auch Ungarn, sie alle standen zur gemeinsamen Priesterfahne. Es war ihm Ernst mit seinem Streben und Wollen."


==Werke==
==Werke==
* Priester und Volk. Primizpredigt bei der Primiz des reg. later. Chorherrn von Herzogenburg Theobald Fenz in der Pfarrkirche zu Messern, Decanat Horn. Wien 1878, C. Fromme. 8°.  
* Priester und Volk. Primizpredigt bei der Primiz des regulierten lateranensischen Chorherrn von Herzogenburg Theobald Fenz in der Pfarrkirche zu Messern, Decanat Horn. Wien 1878.
* Die angeborenen körperlichen und psychischen Eigenthümlichkeiten als Schranken für die erziehende Wirkung. Ein Versuch nach Schleiermacher. Wien, C. Fromme.  
* Die angeborenen körperlichen und psychischen Eigenthümlichkeiten als Schranken für die erziehende Wirkung. Ein Versuch nach Schleiermacher. Wien.
* Eigenthümlichkeit und Erziehung. Eine Studie. Wien 1879, C. Fromme.  
* Eigenthümlichkeit und Erziehung. Eine Studie. Wien 1879.
* St. Leopold, ein Lebensbild und Andachtsbuch. [Dieses Werk wurde auch ins Franzö sische übertragen und unter dem Titel: "Vie de saint Leopold" (Reims-Dubois-Poplimont 1891) herausgegeben.] 1885, im Verlag des Stiftes Klosterneuburg. Die folgenden drei Auflagen erschienen im Verlag der "St. Norbertus"-Druckerei.  
* St. Leopold, ein Lebensbild und Andachtsbuch. Klosterneuburg 1885. – Dieses Werk wurde auch ins Französische übertragen und unter dem Titel: Vie de saint Leopold.  
* Libri duo de vita et virtutibus S. Augustini per Nebridium a Mündelheim Can. Reg. S. Aug. Claustron. e sancti huius Praesulis genuinis operibus collecti, nunc in memoriam millies et quingenties reversi anniversarii conversionis S. Augustini recens oblati, emendati et amplificati appendice: Alimenta pietatis Augustinianae. [Die "Alimenta pietatis Augustinianae" verfasste der als Gelehrter und Asket bekannte Chorherr des Stiftes Klosterneuburg Ferdinand Schölzig, welcher auch manches für das "Korrespondenz-Blatt f. d. kath. Klerus Österr." arbeitete. Er wurde am 3. Mai 1836 zu Jauernig in Österr.-Schlesien geboren, trat am 26. September 1858 in das Stift Klosterneuburg, unterzog sich am 16. Juni 1861 der feierlichen Profess und feierte am 26. Juli 1863 seine Primiz. Wegen seiner vorzüglichen Geistesfähigkeiten bestimmte ihn sein Oberer für das theologische Lehramt. Jahrelang wirkte nun Schölzig als Professor des Neuen Bundes und der orientalischen Sprachen an der theologischen Lehranstalt des Stiftes Klosterneuburg. Die von Schölzig verfassten trefflichen Kollegienhefte stehen heute noch teilweise in Verwendung. 15 Jahre hindurch bekleidete er zugleich das Amt eines Novizenmeisters. Als Beichtvater und Gewissensrat war er eine gesuchte Persönlichkeit. Am 20. Oktober 1888 trat Ferdinand Schölzig, einem höheren Rufe folgend, in das Trappistenkloster Mariannhill in Südafrika, wo er am 31. März 1889 den Ordenshabit empfing. Am 25. April 1894 wurde er vom Bischof von Maritzburg Dr. Jolivet als Abt dieses Klosters benediziert, nachdem er vom Generalabt der Reformierten Zisterzienser U. L. Fr. von La Trappe auf Grund geheimer Stimmenabgabe des Klosterkapitels mit Dekret vom 9. Oktober 1893 zum Abt von Mariannhill ernannt worden war. Er starb am 28. Jänner 1900 nach äußerst segensvoller Regierung, tief betrauert von seinen geistlichen Brüdern und Schwestern.] Graeciis 1888, sumpt. "Styriae".  
* Libri duo de vita et virtutibus magni ecclesiae doctoris Sancti Augustini Hipponensis episcopi per [[Nebridius Müller von Mündelsheim|Nebridium a Mündelheim]] Can. Reg. S. Aug. Claustroneoburgensi e sancti huius Praesulis genuinis operibus collecti, nunc in memoriam millies et quingenties reversi anniversarii conversionis S. Augustini recens oblati, emendati et amplificati appendice: Alimenta pietatis Augustinianae. Graz 1888.<ref> Die ''Alimenta pietatis Augustinianae'' verfasste sein Mitbruder [[Ferdinand Schölzig]].</ref>
* Wegweiser in der katholischen Literatur, kirchlichen Kunst und Industrie. Von B. A. Egger und Dr. Vincenz Luksch. Wien 1888, C. Fromme. 4°. [Berthold Egger beabsichtigte auch eine kurze Darstellung der Philosophie des hl. Augustinus herauszugeben. Es blieb jedoch bei den Vorarbeiten.]
* Gemeinsam mit Vincenz Luksch: Wegweiser in der katholischen Literatur, kirchlichen Kunst und Industrie. Eine Sammlung von Bücher-Katalogen und Preistlisten für den katholischen Clerus Osterreich-Ungarns mit ausführlichen Sachregistern und Einleitungen. Wien 1888.<ref>Berthold Egger beabsichtigte auch, eine kurze Darstellung der Philosophie des heiligen Augustinus herauszugeben, die jedoch über Vorarbeiten für den Druck nicht hinausgeht.</ref>
 
==Literatur==
* Art. Egger, Berthold. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1 (1957), S. 221. [https://www.biographien.ac.at/oebl_1/221.pdf (Digitalisat)]
* John W. Boyer: Karl Lueger (1844-1910). Christlichsoziale Politik als Beruf. Eine Biographie. Wien / Köln / Weimar 2010, S. 55.
* John W. Boyer: Political Radicalism in Late Imperial Vienna: Origins of the Christian Social Movement, 1848-1897. Chicago 1995, S. 140.
* Bruno Jahn (Hg.): Die deutschsprachige Presse: Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 1. München 2005, S. 237.
 
==Weblinks==
* [https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/index.php?title=Berthold_Egger&oldid=338468 Berthold Egger] auf ''Wien Geschichte Wiki'' (letzter Zugriff 30. April 2020)
 
==Einzelnachweise==
 
[[Kategorie:Geboren in Oberösterreich]]
[[Kategorie:Stift Klosterneuburg]]
[[Kategorie:Kaplan]]
[[Kategorie:Publizist]]

Aktuelle Version vom 16. September 2022, 13:13 Uhr




Berthold Anton Egger, * 15. November 1852 in Frankenburg (Oberösterreich), † 13. Juli 1891, war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg.

Leben

Egger war der Sohn eines Tischlermeisters, seine Mutter lernte er nicht mehr kennen, sie starb frühzeitig. Als Egger das entsprechende Alter erreicht hatte, wurde er an das Gymnasium nach Salzburg gesandt. Die Gymnasialstudien beendete er in Melk. Danach studierte er zwei Jahre lang Theologie in Linz, was er zugunsten eines juridischen Studiums abbrach. Schlussendlich suchte Egger aber um Aufnahme in das Augustiner-Chorherren-Stift Klosterneuburg an, die ihm gewährt wurde. Am 13. September 1874 empfing er in der Stiftskirche von Klosterneuburg das Ordenskleid und am 4. November 1877 brachte er in ihr sein erstes heiliges Messopfer dar. Die feierliche Profess legte er am 22. September 1878 ab. In diesem Jahr kam Egger als Kaplan auf die stiftliche Pfarre Floridsdorf. 1879 gab er zum erstenmal den Kalender für den katholischen Klerus Österreich-Ungarns heraus, der sich im katholischen Klerus Österreichs zu einem weit verbreiteten Nachschlagewerk etablierte. Zudem erarbeitete er die Statistik der gesamten katholischen Kirche. 1882 gründete Egger das Korrespondenz-Blatt für den katholischen Klerus Österreichs, die von der k. k. Hofbuchdruckerei Fromme in Wien gedruckt wurde. Nach dem Erscheinen der ersten Nummer des Korrespondenzblattes wurde Egger durch eine schwere Krankheit an der weiteren Herausgabe verhindert, sodass ihn sein Mitbruder Rudolf Eichhorn in der Redaktion vertrat.

Nach seiner Genesung wurde Egger im Jahr 1883 als Kaplan nach Maria Hietzing versetzt. In dieser Stellung führte er mehr als sieben Jahre lang die Redaktion des Korrespondenzblattes fort, das er 1884 durch das Literaturblatt Augustinus und 1888 durch das von Edmund Langer in Tetschen redigierte Pastoralblatt Hirtentasche erweiterte. Außerdem rief er in Hietzing einen katholisch-politischen Verein ins Leben und leitete ihn als Obmann, bekleidete die Stelle eines Direktionsrates des Versicherungsvereines Unio catholica war Mitglied des Priesterkrankenvereines und anderer Vereinigungen. Egger beteiligte sich auch wesentlich am Erscheinen der christlichen sozialpolitischen Zeitschrift Arbeiter von 1886 bis 1887 sowie des Österreichischen Reichsboten. Egger starb nach langjähriger Krankheit am 13. Juli 1891.

Nachruf

Josef Scheicher (1842–1924), einflussreicher Sozialpolitiker der christlichsozialen Partei in Österreich Sozialpolitiker und ein enger Freund Eggers, mit dem er für das "große, schöne Priesterideal und Priesterziel" arbeitete, widmete diesem am 25. Juli 1891 im Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs folgenden Nachruf:

"Auch die Laienwelt weiß, daß unsere Kirche, der Klerus, das christliche Volk viel, sehr viel verloren. Egger war nur Kooperator. Auf der untersten Stufe der priesterlichen Stellung war er stehen geblieben. Und doch hat er viel gewirkt. Nach Jahren noch wird immer neu die Saat reifen, zu der er den Samen ausgestreut. Egger war es, der den größten Teil des österreichischen Klerus einigte zum gemeinsamen Besten. Uneingeweihte mögen meinen, daß er zunächst die Standesinteressen im Auge gehabt habe, daß er den Brüdern Berater habe sein wollen, das ihnen Gebührende trotz der Zeiten Ungunst sich zu erwerben. Doch wir, die mit ihm zusammenwirkten, wissen es besser: Diese große Seele wollte in echt priesterlicher Weise zuerst den geistigen Teil besorgen, die Brüder begeistern, erheben, ermuntern zum Kampfe für die Freiheit der Kirche, für die Erlösung des Volkes aus den Banden des Materialismus der Gesinnung, der Knechtschaft unter den heutigen Herren und Besitzern aller Werte. Nur ein Kooperator! Es wird immer ein Ruhmesdenkmal für den Stand sein, daß ein Kooperator so Großes zu schaffen wußte, wie es Egger getan. Nicht Überhebung, sondern Wahrheit ist es, daß kaum ein Stand oder vielleicht kein Stand ein Standesorgan hat wie der Klerus in Eggers »Korrespondenzblatt«. Jedenfalls kann sich mit der Wirksamkeit desselben keines messen. Egger faßte den ganzen österreichischen Klerus zusammen. Böhmen, Italiener, Polen, Südslawen und auch Ungarn, sie alle standen zur gemeinsamen Priesterfahne. Es war ihm Ernst mit seinem Streben und Wollen."[1]

Werke

  • Priester und Volk. Primizpredigt bei der Primiz des regulierten lateranensischen Chorherrn von Herzogenburg Theobald Fenz in der Pfarrkirche zu Messern, Decanat Horn. Wien 1878.
  • Die angeborenen körperlichen und psychischen Eigenthümlichkeiten als Schranken für die erziehende Wirkung. Ein Versuch nach Schleiermacher. Wien.
  • Eigenthümlichkeit und Erziehung. Eine Studie. Wien 1879.
  • St. Leopold, ein Lebensbild und Andachtsbuch. Klosterneuburg 1885. – Dieses Werk wurde auch ins Französische übertragen und unter dem Titel: Vie de saint Leopold.
  • Libri duo de vita et virtutibus magni ecclesiae doctoris Sancti Augustini Hipponensis episcopi per Nebridium a Mündelheim Can. Reg. S. Aug. Claustroneoburgensi e sancti huius Praesulis genuinis operibus collecti, nunc in memoriam millies et quingenties reversi anniversarii conversionis S. Augustini recens oblati, emendati et amplificati appendice: Alimenta pietatis Augustinianae. Graz 1888.[2]
  • Gemeinsam mit Vincenz Luksch: Wegweiser in der katholischen Literatur, kirchlichen Kunst und Industrie. Eine Sammlung von Bücher-Katalogen und Preistlisten für den katholischen Clerus Osterreich-Ungarns mit ausführlichen Sachregistern und Einleitungen. Wien 1888.[3]

Literatur

  • Art. Egger, Berthold. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1 (1957), S. 221. (Digitalisat)
  • John W. Boyer: Karl Lueger (1844-1910). Christlichsoziale Politik als Beruf. Eine Biographie. Wien / Köln / Weimar 2010, S. 55.
  • John W. Boyer: Political Radicalism in Late Imperial Vienna: Origins of the Christian Social Movement, 1848-1897. Chicago 1995, S. 140.
  • Bruno Jahn (Hg.): Die deutschsprachige Presse: Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 1. München 2005, S. 237.

Weblinks

  • Berthold Egger auf Wien Geschichte Wiki (letzter Zugriff 30. April 2020)

Einzelnachweise

  1. Josef Scheicher: Egger, Berthold †. In: Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs 10 (1891), Nr. 14.
  2. Die Alimenta pietatis Augustinianae verfasste sein Mitbruder Ferdinand Schölzig.
  3. Berthold Egger beabsichtigte auch, eine kurze Darstellung der Philosophie des heiligen Augustinus herauszugeben, die jedoch über Vorarbeiten für den Druck nicht hinausgeht.
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