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Version vom 2. September 2021, 10:52 Uhr




Prosper Bruno Berger, * 6. Oktober 1876 in Mönichwald (Steiermark), † 15. Juli 1953, war Konsistorialrat, Generalvikar der österreichischen Chorherrenkongregation, Jubelpriester sowie Chorherr und 1920-1953 Propst des Stiftes Vorau.

Als Benno Birbacher 1904 zum Propst gewählt wurde, stand er schon im 61. Lebensjahr. Sein vorgerücktes Alter erschwerte ihm das Sichhineinfinden in die Obliegenheiten seines neuen Amtes, dazu brach noch der Erste Weltkrieg aus mit den Kriegsfolgen einer wachsenden Lebensmittelknappheit und dem Einsetzen der Geldentwertung. In dieser schweren Zeit verschlimmerte sich die schon 1916 einsetzende Krankheit des Propstes so sehr, dass er zu jedem selbständigen Entschluss unfähig wurde. Da auch die klösterliche Disziplin schwer zu leiden begann und das Stift jeden Tag vor wichtigen Entscheidungen stehen konnte, wurde nach einer Aussprache mit dem kranken Propst der Generalabt Josef Sailer von der schwierigen Lage des Stiftes unterrichtet. Dieser legte die Wahl eines Koadjutors mit dem Recht der Nachfolge nahe. Benno nahm den Vorschlag bereitwillig an, resignierte am 27. Februar 1919 auf sein Amt und behielt sich nur die Ehrenrechte eines Propstes: "Meine andauernde Kränklichkeit und zunehmende Augenschwäche machen es mir unmöglich, allen Obliegenheiten eines Stiftsvorstehers nachzukommen. Deshalb ist es mein Wunsch, dass vom Stiftskapitel sobald als möglich ein Coadjutor cum jure successionis gewählt werde. Auf den rechtmäßig gewählten Coadjutor übertrage ich vom Augenblicke seiner Bestätigung durch den hochwürdigsten Herrn Generalabt oder dessen Stellvertreter dauernd sowohl alle Pflichten als auch alle Rechte eines Stiftsvorstehers, namentlich die Anstellung der Stiftsherren, die Führung der Amtskorrespondenz, die Verwaltung des Stiftsvermögens samt Buch- und Kassenführung, die Einberufung der Kapitel und den Vorsitz bei denselben, die Überwachung der klösterlichen Disziplin, die Abhaltung der kirchlichen Funktionen, die Dienstreisen im Interesse des Hauses, die Visitation der Seelsorgestellen und Wirtschaftshöfe, die Repräsentanz nach außen besonders gegenüber den Behörden und dergleichen und ich behalte mir nur die Ehrenrechte eines Propstes vor." Da auch der Generalabt sehr leidend war, konnte erst am 10. April 1919 unter dem Vorsitz des Konvisitators, des Propstes Dr. Josef Kluger von Klosterneuburg, die Wahl eines Koadjutors stattfinden, zu der alle 25 wahlberechtigten Kapitularen verständigt wurden. Laut Wahlprotokoll begann der Wahlakt um 8.30 Uhr. Nach dem "Veni creator" erfolgte die Verlesung der auf die Wahl bezüglichen Dokumente. Nach einer kurzen Ansprache des Vorsitzenden wählte das Kapitel per acclamationem die Chorherren Dr. Ottokar Kernstock und Dr. Patriz Gruber zu Skrutatoren, die zusammen mit dem Notar Dr. Leo Schabes, Chorherr des Stiftes Klosterneuburg, die Wahl durchführten, aus der mit absoluter Stimmenmehrheit der Pfarrer von Waldbach, Prosper Berger, bereits im ersten Wahlgang als gewählt hervorging. Dieser nahm die Wahl an, legte die notwendigen Versprechen ab, wurde dann vom Generalabt konfirmiert und bestätigt, woraufhin das Kapitel bereits um 10.00 Uhr schloss.

Mit Prosper Berger übernahm erstmals ein aus der Pfarre Mönichwald gebürtiger Chorherr die Leitung des Stiftes. Der nach dem Tod seiner ersten Frau verwitwete Bauer Ignaz Berger vulgo Spitzer in Schmiedviertel Nr. 25, Pfarre Mönichwald, hatte am 17. Oktober 1869 in zweiter Ehe die Maria Treppl geheiratet und als jüngster Sohn aus dieser Ehe wurde am 6. Oktober 1876 Bruno geboren. Nach der Volksschulzeit in Mönichwald studierte dieser von 1888-1892 am Ersten, von 1892-1896 am Zweiten Staatsgymnasium in Graz, wo er am 9. Juli 1896 maturierte und am 30. Juli 1896 mit dem Ordensnamen Prosper in das Stift Vorau eintrat, hier am 30. Juli 1900 die Profess ablegte und am 4. August 1900 von Bischof Dr. Leopold Schuster in Graz die Priesterweihe gespendet erhielt. Nach Vollendung seiner theologischen Studien an der Universität in Graz, während der er auch Vorträge über spezielle Methodik des Taubstummenunterrichtes am Landestaubstummen-Institut in Graz besuchte, trat er im September 1901 seinen ersten Kaplansposten in St. Lorenzen am Wechsel an, übersiedelte im April 1902 in die Stiftspfarre Vorau, am 15. Oktober 1903 nach Waldbach und kam im November 1904 wieder in das Stift zurück, wo er bis Juni 1912 als Kaplan, Gastmeister und Zeremoniär im Einsatz war und sich als Katechet, Vereinsseelsorger, Gründer und Leiter der Ortsgruppe des Piusvereins besonders hervortat. Als mit 13. Juni 1912 der bisherige Pfarrer von Waldbach Bruno Maierhofer die Stadtpfarre Friedberg übernahm, folgte ihm Prosper Berger als Pfarrer in Waldbach. Als Seelsorger hatte er ein offenes Auge für die Bedürfnisse des katholischen Volkes, brachte allen zeitgemäßen außerordentlichen Mitteln zur Hebung der Seelsorge warmes Interesse entgegen und wandte seine besondere Aufmerksamkeit der Förderung des Vereinswesens und der christlichen Presse zu. Seine Sorge für die Kirche beweisen seine Anschaffungen von Paramenten, Teppichen und Altarschmuck, wie überhaupt die von ihm gut geführte Waldbacher Pfarrchronik über seine seelsorgliche Tätigkeit in Waldbach in der schwierigen Zeit des Ersten Weltkrieges (1914-1918) bestens Aufschluss gibt. Seine Wahl zum Koadjutor am 10. Apri l1919 setzte seinem pastoralen Einsatz in der Pfarre Waldbach ein Ende.

Noch vor dem Ableben seines Vorgängers, des am 20. August 1920 verstorbenen Propstes Benno Birbacher, erhielt Koadjutor Prosper die Erlaubnis, die Abtweihe zu empfangen. Am 20. Mai 1920 erteilte sie ihm in Vorau Fürstbischof Dr. Leopold Schuster. Assistenzäbte waren die Chorherrenpröpste Generalabt Dr. Josef Kluger, Propst von Klosterneuburg, und Prälat Georg Baumgartner von Herzogenburg. Der Vorauer Kirchenchor sang beim bischöflichen Pontifikalamt Rheinbergers Festmesse in C mit Orchester und Orgel und a capella eine 5-stimmige Motette von Witt.

Eine besonders festliche musikalische Darbietung aus Anlass des freudigen Tages gab es am späten Nachmittag mit der musikalischen Aufführung unter der Leitung des Chorregenten Frigdian Krause im Barocksaal des Stiftes:

1. Festgruß "Heut' ist der Tag" von Dr. O. Kernstock, vertont von Dr. A. Weißenbäck. 2. "Dum complerentur", 6-stimmige Pfingstmotette von Palestrina. 3. "Grüner Auen lieber Schein", Madrigal von Th. Morley (16. Jh.). 4. "Laudate Dominum", 12-stimmige Motette von Palestrina. 5. "Dann bricht der große Morgen an", Terzett und Schlusschor aus Haydns "Jahreszeiten".

Gemessen an der umfangreichen Berichterstattung über diese musikalische Aufführung durch den Grazer Domchordirektor J. G. Meuerer im Grazer Volksblatt vom 26. Mai 1920 war die Darbietung ein musikalischer Hochgenuss. Meuerer lobt vor allem den Regens chori Frigdian Krause CRV, die Solisten Frau Lieb, Frau Raza und Herrn Aldobrand Maurer CRV und interpretiert ausführlichst das von Ottokar Kernstock zu diesem Anlass verfasste Gedicht mit der von dem aus St. Lorenzen am Wechsel gebürtigen Klosterneuburger Chorherrn Dr. Andreas Weißenbäck vertonten Komposition. Der Text lag den Aufführungsbesuchern im Festprogramm vor und trifft in Kernstocks beinahe visionärer Sicht mit seinen vier Schlussversen auf Propst Bergers schwierige Amtsperiode, die Zeit der Stiftsaufhebung und den Neubeginn nach 1945 zu.

Gleich zu Beginn seines Wirkens erlebte Koadjutor Prosper Berger einen großen Schrecken, als in der Nacht vom 25. auf den 26. September 1919 ein Feuer in der Brunnenhütte des Wirtschaftshofes ausbrach und auf das nahe Pressgebäude übergriff. Schon am 20. August 1920 starb der resignierte Propst Benno Birbacher. Propst Prosper war laut seinem Mitbruder Pius Fank "ein Mann unermüdlichen Arbeitens, vertrauensvollen Betens und glaubensstarken Duldens. Er litt seit jungen Jahren an einem unheilbaren Darmleiden, das zuweilen sein Gemüt und seinen Willen stark beeinflusste. In schwierigen Angelegenheiten, die nicht sehr drängten, konnte er sich erst nach langem Schwanken zu einem Entschluss durchringen. Er war sich bewusst, dass er vor schweren Aufgaben stand."

Bald nach seiner Amtsübernahme legte der junge Propst - wie schon sein Vorgänger - mit 1. September 1922 ein gewissenhaft geführtes Tagebuch an, das mit 8. Oktober 1925 endet; der Folgeband scheint in Verlust geraten zu sein. Jeder Meteorologe wird über die jeden Tag genau verzeichneten Wetterverhältnisse seine Freude haben. 1924/25 war ein schneearmer Winter, denn zum 8. Jänner notierte er: "In der Nacht schneite es. Der erste Schnee in diesem Winter!" Viel kann es aber nicht gewesen sein, denn am 22. Februar notierte er: "Endlich fing es zu schneien an bis abends, sodass der Schnee spanntief ist; der erste bedeutende Schnee in diesem Winter."

Propst Prosper war auf Grund seiner vielen Fußmärsche in der Natur ein scharfer Beobachter. Am 18. Februar 1924 notierte er: "Morgens -7°. Die Gegend ist eine schöne Winterlandschaft, die Flächen in blendendem Weiß, die Bäume schwer mit Schnee belastet." Alle seine Besuche in die Nachbarspfarren führte er zu Fuß durch. 30.-31. August 1923: "Gang nach St. Lorenzen, dort Mittagsstation, dann über Schwaighof nach Friedberg, Nächtigung, Messe gelesen bei den Schulschwestern, mittags wieder nach Vorau, abends Beichthören im Spital." Ein weiteres Beispiel ist der 21. Juni 1925: "Ging zur Erstkommunionsfeier nach Mönichwald. Hörte drei Stunden Beichte, dann Kommunionsmesse, feierlicher Ein- und Auszug, Frühstück der Erstkommunikanten im Pfarrhof bei Tafelmusik. Nachher ging ich nach Rohrbach." Seine Hartberg-Besuche hatten fast durchwegs immer denselben Ablauf: "Ging nach Rohrbach und fuhr [mit dem Zug] nach Hartberg, war beim Gericht und Steueramt und in Klaffenau, fuhr um ¾ 5 Uhr fort und ging von Rohrbach zu Fuß nach Hause." Selbst bei Mariazell-Wallfahrten nahm er teil, wie z. B. vom 2.-6. Juni 1924: "Wallfahrt nach Mariazell. Die ganze Wallfahrt machte ich hin und zurück mit den Wallfahrern zu Fuß, 72 Teilnehmer[...]. Ich ging sehr leicht."

Der junge Propst machte sonntags sehr gerne Spaziergänge im Pfarrgebiet, wobei er immer wieder dieselben Höfe aufsuchte wie z.B. vulgo Kellner, Roster oder Luegerbauer, und wanderte gerne über Hofstätten und Straßbauer oder Kulmbauer und Wuzl. Gerne besuchte er in den Häusern Kranke, zu denen auch die Ärmsten zählten wie z.B. der Invalide Köhldorfer im Markt, "ein armer Mann, Hände und Füße erfroren und unbrauchbar geworden in der Gefangenschaft in Sibirien, Wohnung viel zu klein und dunkel." Ihn suchte er öfters auf.

Er verzeichnete Sparkassen- und Gemeinderatssitzungen, Vorkommnisse im Stift und in der Umgebung - so z.B. den Brand der Häuser Königshofer im Markt am 11. Februar 1923 oder des Hofes vulgo Holzer in Riegersbach nur eine Woche später -, jeden Besuch im Stift, den Ankauf von neuen Pferden ebenso wie die im Stift anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten, so z.B. am 3. Nov. 1922: "Die letzten Erdäpfel ausgegraben, es waren 29 Personen." - 7. Nov. (!): "Gestern und heute wurde beim Grummet gearbeitet, ist aber schwer zu dörren." - 8. Nov.: "6 Fuhren Grummet hereingebracht." - 27. Nov.: "Das Stift hatte heute 16 Brechlerinnen" und daran angefügt: "Jagd im Buchwald. Ergebnis: 1 Hirsch, 7 Rehe, 1 Fuchs und 3 Hasen."

Das Tagebuch weist ihn als eifrigen Beichtvater aus, der sehr oft stundenlang im Beichtstuhl saß. 1. Sept. 1922: "Monatsfreitag, ½ 5 Uhr Messe gelesen, nach dem Frühchor 6-7 Uhr Beichte gehört" oder am 8. Sept.: "Beinahe 3 Stunden Beichte gehört." Zwei bis drei Stunden im Beichtstuhl zu sitzen waren für ihn keine Seltenheit.

Propst Prosper litt seit Jugendzeit an einem Darmleiden, das ihm öfters zu schaffen machte. 18. Nov. 1923: "Hatte wieder 7 Tage keinen Stuhl. Mehr als 4½ Jahre dauert nun schon diese hartnäckige Verstopfung. Wäre wohl sehr froh, wenn endlich einige Besserung eintreten würde. Gott gebe es." Dies beeinflusste zuweilen sein Gemüt, speziell wenn seine Anordnungen betreffend Klosterdisziplin nicht immer befolgt wurden: "Der Geist in mehreren jungen Herren lässt leider sehr viel zu wünschen übrig. O gütiger Gott, erhöre meine innigen Gebete um Besserung dieser Zustände"; notiert am 28. Juni 1924 und am 13. Jänner 1925: "Ist mir manches unbegreiflich an den Klerikern. Ich möchte beinahe irre werden." Und am Ostersonntag 1925 schrieb er in sein Tagebuch: "12. April, Ostersonntag. Warm, etwas trüb. Es kam mir öfters der Gedanke, ich würde zum letzten Mal pontifizieren, besonders vor der Vesper. Gottes Wille möge geschehen."

Damals war er erst fünf Jahre im Amt - ein Glück, dass er die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die verhängnisvollen Jahre um 1940 nicht voraussehen oder auch nur erahnen konnte.

Die erste sorgenvolle Aufgabe brachte dem Propst der Zusammenbruch der Monarchie. Es setzte die Geldentwertung ein, die für das Stift eine gefährliche Inflationskrise zur Folge hatte. Um die noch vorhandenen Geldvorräte gut zu verwenden, ließ Prosper 1920 das elektrische Licht einleiten und baute eine neue Hochquellenwasserleitung. Propst Prosper war ein großer Förderer der Wissenschaft, ließ den Archivbestand ordnen und katalogisieren (1922), eine volkstümliche Stiftsgeschichte herausgeben (1925) und einen wissenschaftlichen Handschriftenkatalog drucken (1936).

Propst Prosper war der letzte Vorauer Propst, der auch noch zahlreiche politische Funktionen wahrnahm: Er war Mitglied des Vorauer Gemeinderates, Vorsitzender des Direktoriums der Sparkasse der Marktgemeinde Vorau, wurde 1924 zum Mitglied des Bezirksschulrates bestellt, war ab 1927 Mitglied der Bezirksvertretung, vertrat ab Herbst 1934 die römisch-katholische Kirche als Mitglied des Steiermärkischen Landtages, wurde im Jänner 1936 als Vertreter der Forstwirte zum Mitglied des Landesbauernrates bestellt und war dadurch auch Mitglied der Bezirksbauernkammer Hartberg und wurde am 1. Jänner 1938 als landwirtschaftlicher Fachmann für die beim Bezirksgericht Vorau bestehende Grundverkehrskommission bestellt. Alle diese Ämter und auch noch weitere zeugen von dem großen Ansehen dieses Mannes in der Öffentlichkeit. Es verwundert daher nicht, dass er für seine Verdienste um das Volkswohl von Bundespräsident Miklas mit Entschließung vom 27. Dezember 1929 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen (in Email) für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet wurde. Genau ein Jahrzehnt zuvor, noch im Jahr der Wahl zum Koadjutor, verlieh ihm Bischof Leopold Schuster für seinen Einsatz in der Seelsorge am 1. November 1919 den Titel eines Konsistorialrates. Der Gemeinderat der Marktgemeinde Vorau verlieh ihm "in dankbarer Würdigung seiner Verdienste um das Wohl der Gemeinde" bereits 1923 das Ehrenbürgerrecht, ebenso die Gemeinde Vornholz; das seiner Heimatgemeinde Mönichwald erhielt er im Jahr 1925 aus Anlass seines 25-jährigen Priesterjubiläums.

Die am 19. April 1940 von der Geheimen Staatspolizei im Auftrag der NSDAP vorgenommene Stiftsaufhebung setzte dem Wirken des Propstes ein vorläufiges Ende. Am 2. Mai 1940, am Fest Christi Himmelfahrt, hielt Propst Prosper den letzten feierlichen Gottesdienst mit Predigt und Pontifikalamt. In der Kirche waren ungefähr 4.000 Personen anwesend. Am Schluss seiner Predigt über Glaube, Hoffnung und LIebe sagte der Propst: "Ich nehme nun von euch Abschied. Ich danke für eure Liebe und Anhänglichkeit. Wir bleiben vereint im Gebet. Ich bitte, Ruhe und Fassung zu bewahren [...]. Am 3. Mai, am ersten Monatsfreitag, in aller Frühe verließ ich still das Stift und übersiedelte nach Bromberg in der Aspanger Gegend (NÖ), das eine Pfarre des Stiftes Reichersberg ist und wurde dort lieb aufgenommen." So schildert der Propst selbst seine letzten Tage im Stift vor seinem Exil.

Nach seiner Gauverweisung war Propst Prosper somit ab 3. Mai 1940 zunächst in der Reichersberger Pfarre Bromberg (NÖ) als Aushilfsseelsorger tätig und übersiedelte von dort am 4. Dezember 1941 "auf Bitten des Pfarrers, den ich schon länger kannte, nach St. Marein am Pickelbach, um in der Seelsorge auszuhelfen, da der Herr Kaplan einberufen wurde und der Herr Pfarrer allein die seelsorgliche Arbeit nicht leisten konnte." Dieser Wechsel von Bromberg nach St. Marein hat aber nicht nur die Bitte des Herrn Pfarrers als Grund, sondern ist auf einer anderen Ebene zu suchen. Dazu ist in einem Brief des Propstes Prosper Berger an Propst Gerhoch Weiß zu lesen: "Nun möchte ich noch etwas zu meinem Weggehen von Bromberg sagen, falls Du nicht unterrichtet bist. Die auslösende Ursache meiner Wanderung war gewiss die Bitte des hiesigen Pfarrers, hierher zu kommen und der Umstand, dass hier meine Hilfe viel notwendiger ist als in Bromberg. Aber vielleicht wäre ich trotzdem nicht gewandert, wenn mir nicht der Herr Pfarrer (von Bromberg) selber zweimal deutlich zu verstehen gegeben hätte, ich soll schauen, dass ich in den Kreis zurückkommen kann, heißt doch so viel als ich soll schauen, dass ich weiter komme." Die treibende Kraft für den indirekt "erzwungenen" Weggang war, wie dem weiteren Wortlaut des Briefes zu entnehmen ist, die Köchin des Pfarrers. In St. Marein verblieb Propst Prosper bis Kriegsende.

Nach den Jahren der Verbannung schritt Propst Prosper am 4. Juli 1945 erstmals wieder über den Stiftshof. Es präsentierte sich seinen Augen ein Bild des Schreckens und der Zerstörung: Das Stift war zur Hälfte niedergebrannt, alles Übrige schwer beschädigt. Der Propst übernahm nach seiner Rückkehr sofort selber die Leitung und Verwaltung des Stiftes und wurde 1946 vom Landeshauptmann zum Treuhandverwalter des enteigneten Stiftsbesitzes ernannt, der am 4. Juni 1947 einschließlich der inkorporierten Pfründen und Kirchen dem Stift zurückgegeben wurde. Propst Prosper stand damals bereits im 70. Lebensjahr. Mit dem starken Gottvertrauen dessen, der viel Schutz und Hilfe von oben erlebt hatte, und mit der Reife und Ruhe des Alltags ging er an den geistigen und materiellen Wiederaufbau des Stiftes. Der betagte Prälat schritt mit jugendlichem Elan mit seinen Getreuen an das Wiederaufbauwerk heran, trotz des Mangels an allen notwendigen Dingen. Der unbeugsamen Tatkraft dieses Propstes ist es zu verdanken, dass sich das Stift langsam von diesen schweren Kriegswunden erholen konnte.

Er war am 10. Oktober 1947 im Generalkapitel zum Konvisitator der Österreichischen Chorherrenkongregation gewählt worden und konnte 1950 sein 50-jähriges Priester- und sein 30-jähriges Abtjubiläum feiern. Als am 23. April 1953 der Generalabt Alipius Linda, Propst von Klosterneuburg, starb, war er als Konvisitator Generalvikar der Österreichischen Chorherrenkongregation. Er war aber selbst schon lange Zeit sehr krank. Am 10. Juli 1953 kam es wieder zu einem schweren Anfall von Kreislaufstörungen, dem er nach schmerzvollen Leidenstagen am 14. Juli erlag, ehe er das 77. Lebensjahr vollendet hatte.

An seinem Begräbnis nahmen gegen 4.000 Personen aus allen Berufsschichten teil, 67 Priester begleiteten den Sarg mit dem verewigten Prälaten in die Johanneskirche, darunter die Pröpste von St. Florian, Herzogenburg, Neustift und Reichersberg, die Äbte von Heiligenkreuz, Rein und St. Lambrecht sowie der Kustos des Grazer Domkapitels. Bischof Dr. Ferdinand Pawlikowski sprach nach einer eindrucksvollen Abschiedswürdigung des Propstes über ihn sein: "Requiem aeternam dona ei, Domine! - Herr, gib ihm die ewige Ruhe!"

Von den vielen Kondolenzschreiben, die nach seinem Hinschwinden einlangten, sei stellvertretend jenes von Hofrat Hans Linhart, Graz, in einem Auszug zitiert, das, wie auch die übrigen, die Wertschätzung und Hochachtung dieses Propstes in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringt: "Seit zweieinhalb Jahrzehnten war seine Gnaden gewohnt, mich in wirtschaftlichen Fragen zu Rate zu ziehen. Seit dem Jahre 1926 hatte ich ja in dienstlicher Obliegenheit die Kongrua-Abrechnungen zu überprüfen, wobei die Notwendigkeit geboten war, wiederholt in Ihrem Hause vorzusprechen. Im Jahre 1938 berief mich der Herr Prälat zur Neuorganisation der wirtschaftlichen Abrechnungen. Im September 1939 bin ich dann als Rentmeister und Gutsdirektor nach Vorau gekommen und hatte dann bis zur Beschlagnahme des Stiftes wöchentlich mehrmals Gelegenheit, den Herrn Prälaten in wirtschaftlichen Belangen noch unmittelbarer zu beraten. Am 19. 4. 1940 wurde ich mit Seiner Gnaden zusammen in Hartberg von der Gestapo eingeladen, mit nach Vorau zur Übergabe des Stiftes zu kommen. Es waren das Stunden größter Bitterkeit für Ihren Oberen. Ich muss aber bekennen, dass mir in meinem ganzen Leben niemand begegnet ist, der die schwersten Fügungen Gottes mit solcher souveränen Überlegenheit getragen hat wie Seine Gnaden. Es würde hier zu weit führen, auf alle Einzelheiten einzugehen, die mit der Übergabe des Stiftes an die Gestapo, mit der Wahrung der stiftischen Interessen in der Folgezeit bis zur Wiederinbetriebnahme im Jahre 1945 verbunden waren. Die größte Genugtuung war mir jedoch, nach Wiederinbesitznahme des Stiftes Ihrem Hause als Leiter des landwirtschaftlichen Wiederaufbaues zur Seite stehen zu können. In dieser Eigenschaft muss ich bekennen, dass Ihr Orden unter der so überlegenen Führung Ihres Verstorbenen Propstes beim Wiederaufbau eine Leistung vollbracht hat, die nur der zu würdigen weiß, dem zur Aufgabe gestellt war, die Kriegsfolgen im ganzen Lande beheben zu helfen. Mit Gottes Hilfe und Dank der zielbewussten Arbeit Ihres Herrn Prälaten und seiner Helfer im Hause ist das schwere Werk des Wiederaufbaues im Großen und Ganzen gelungen. Der Herr Prälat hat noch bei der letzten Aussprache mit Genugtuung festgestellt, dass er sich freut, wenn in den nächsten zwei bis drei Jahren die letzten Spuren des Krieges behoben werden. Er war in dieser Frage durchaus optimistisch. In dieser Stimmung habe ich ihn das letzte Mal verlassen."

Für den am 21. Juli 1953 in der Johanneskirche begrabenen Propst wurde noch im Herbst bei Steinmetzmeister Johann Mörz in Hartberg der Grabstein in Auftrag gegeben, der im Frühjahr 1954 zur Aufstellung kam.

Bereits 1928 ließ sich Propst Berger von der 1878 in Triest geborenen Grazer Marlerin Rosa Guttenberg sein Porträt für die Pröpstegalerie malen und zahlte dafür ATS 400,-. Signiert ist das Ölgemälde mit "Guttenberg 1928".

VorgängerFunktionNachfolger
Benno BirbacherPropst des Stiftes Vorau
1920–1953
Gilbert Prenner
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