Johann Georg Wiesmayr: Unterschied zwischen den Versionen
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Die begeisterte Liebe zum Hause, welche diesen ausgezeichneten Mann beseelte, lieh ihm aber nicht nur die Kraft, die äußeren und inneren Verhältnisse des Stiftes mit der größten Sorgfalt bis ins kleinste Detail zu ordnen, sondern wandte seine Mühe auch dem wissenschaftlichen Gebiete zu. Mit klarem Blicke erkannte er, daß wissenschaftliches Streben eines der unerläßlichsten Fermente des klösterlichen Lebens sei, daß diesem ohne jenes einseitige Verflachung drohe. Johann Georg war keiner jener großen Geister welche durch ihre Arbeiten die Wissenschaft mächtig förderten; aber er hatte für sie ein inniges Interesse, ein tiefes Verständnis; er besaß umfassende Kenntnisse, er entwickelte eine erstaunliche Unermüdlichkeit. Er selbst zählt 91 Folio- und 12 Quartbände, die er entweder selbst schrieb oder durch andere schreiben ließ. (Einige sind in duplo, ebenso sind einige Arbeiten Pachls (s. d.) eingerechnet.) Davon sind freilich die wenigsten unter die literarischen Leistungen im eigentlichen Sinne zu rechnen und ebensowenig als solche beabsichtigt; die meisten wurden nur durch praktische Zwecke veranlaßt. Für die Öffentlichkeit war nichts bestimmt. Aber jene Aufzeichnungen und Sammlungen gehören jetzt der Geschichte an und sind zu vortrefflichen Quellen jener Zeit geworden. | Die begeisterte Liebe zum Hause, welche diesen ausgezeichneten Mann beseelte, lieh ihm aber nicht nur die Kraft, die äußeren und inneren Verhältnisse des Stiftes mit der größten Sorgfalt bis ins kleinste Detail zu ordnen, sondern wandte seine Mühe auch dem wissenschaftlichen Gebiete zu. Mit klarem Blicke erkannte er, daß wissenschaftliches Streben eines der unerläßlichsten Fermente des klösterlichen Lebens sei, daß diesem ohne jenes einseitige Verflachung drohe. Johann Georg war keiner jener großen Geister welche durch ihre Arbeiten die Wissenschaft mächtig förderten; aber er hatte für sie ein inniges Interesse, ein tiefes Verständnis; er besaß umfassende Kenntnisse, er entwickelte eine erstaunliche Unermüdlichkeit. Er selbst zählt 91 Folio- und 12 Quartbände, die er entweder selbst schrieb oder durch andere schreiben ließ. (Einige sind in duplo, ebenso sind einige Arbeiten Pachls (s. d.) eingerechnet.) Davon sind freilich die wenigsten unter die literarischen Leistungen im eigentlichen Sinne zu rechnen und ebensowenig als solche beabsichtigt; die meisten wurden nur durch praktische Zwecke veranlaßt. Für die Öffentlichkeit war nichts bestimmt. Aber jene Aufzeichnungen und Sammlungen gehören jetzt der Geschichte an und sind zu vortrefflichen Quellen jener Zeit geworden. | ||
Man kann mit Recht sagen: Für keine Zeit ist so umfassendes Material zur Geschichte St. Florians vorhanden als für die Regierung Johann Georgs; durch ihn ist das Archiv des Stiftes zum instruktivsten Privatarchiv für die Geschichte Oberösterreichs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geworden. | Man kann mit Recht sagen: Für keine Zeit ist so umfassendes Material zur Geschichte St. Florians vorhanden als für die der Regierung Johann Georgs; durch ihn ist das Archiv des Stiftes zum instruktivsten Privatarchiv für die Geschichte Oberösterreichs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geworden. | ||
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Version vom 18. Februar 2020, 14:18 Uhr
Name | Johann Georg Wiesmayr |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 04.04.1695 |
Geburtsort | St. Florian (Oberösterreich) |
Profess | 29.06.1717 |
Sterbedatum | 09.07.1755 |
Sterbeort | St. Florian (Oberösterreich) |
Funktion | Chorherr |
Quelle | Berthold Otto Cernik, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag (Wien 1905) S. 8-14., Mühlbacher, Die literarischen Leistungen des Stiftes St. Florian. (Als Manuskript gedruckt.) S. 51–53, 58, 60–62, 65–90; Stülz, Gesch. d. reg. Chorh.-Stiftes St. Florian, Linz 1835, S. 166–180; Pucher, Das Chorherrenstift St. Florian in Oberösterr.; Brunner, "Ein Chorherrenbuch", Würzburg 1883, S. 38–40; Pscharr, Catalogus ... Canonicorum Reg ... . Eccles. colleg. St. Florian. Mskr. in St. Florian, p. 153, 161. |
Johann Georg Wiesmayr, * 4. April 1695 in St. Florian, † 9.Juli 1755, trat am 29. Juni 1716 in das Stift ein, legte ein Jahr später die Profeß ab und feierte bereits am 1. Oktober 1719 seine Primiz. Er wirkte 1722 bis 1730 gleichzeitig mit Treberer (s. d.) als Kooperator an der Stiftspfarre, wurde dann Pfarrvikar in Ebelsberg und am 19. Oktober 1732 wählten ihn die Chorherren von St. Florian fast einstimmig zum Propst. Er starb am 9. Juli 1755, kaum zurückgekehrt vom Bade Gastein, an dessen Heilquelle er, vom Schlage gerührt und von der Wassersucht ergriffen, Heilung gesucht hatte.
Johann Georg war einer der verdienstvollsten Vorsteher des Stiftes Florian. Selbst ernst und mäßig bis zur Übertreibung, Feind alles äußeren Gepränges, fromm und rein in Gesinnung und Wandel, suchte er diesen Geist auch seiner ganzen Umgebung, vorzüglich seinen Kapitularen, einzupflanzen. Mit Ernst und Nachdruck, aber auch mit Erfolg eiferte er für Zucht und Ordnung, für die treue und gewissenhafte Verwaltung der Seelsorge, für Würde und Anstand bei der Verrichtung des Gottesdienstes. Der päpstliche Nuntius am Wiener Hofe, der gelehrte Passionei, äußerte nach einem Besuche des Stiftes im Jahre 1745: "Die Ordnung und Zucht der Kanoniker hat mich in Erstaunen gesetzt ..." Besondere Sorgfalt widmete Johann Georg der Einführung der Novizen und Kleriker in das geistliche Leben und in die Wissenschaft. Er ist nicht nur der Erbauer, sondern auch der eigentliche Gründer der Bibliothek. Im Haag, in Venedig, Lucca, Rom, Salzburg, Regensburg, München, Wien hatte er Agenten zur Ankaufung seltener und wichtiger Werke; von 1736 bis 1754 wurden 11.888 fl. 36 kr. dafür verwendet. (Die Kammereirechnungen des 16. und 17. Jahrhunderts geben keine Spezifikation der angekauften Bücher. Joh. Georgs Buchführung (Ms. XI, 684) ist sehr genau und bietet nicht uninteressante Daten über die damaligen Preise der Bücher. Ein Auszug bei Czerny, Die Bibliothek des Chorherrenstiftes St. Florian, Linz 1874, S. 241 f.) Ihm verdankt die Bibliothek ihr wissenschaftliches Fundament. Hatten die früheren Erwerbungen größtenteils der Theologie gegolten, so fanden nun auch andere Gebiete des Wissens, namentlich die Geschichte, besondere Berücksichtigung; die sogenannten Corpora und Thesauri, die Scriptores und Opera, die Polyglottenbibeln und Maurinerausgaben der Kirchenväter wurden von ihm angeschafft. Bei hervorragenden Gelehrten, wie Euseb Amort, P. Odo Scharz, früher Professor und Rektor der Universität in Salzburg, holte er sich Rat, andere, wie Abt Bessel und P. Debiel (der erste Direktor der theologischen Fakultät in Wien nach ihrer Reform und der erste Rektor des Theresianums), sandten ihm als Beweise ihrer Achtung ihre Werke. Hanthaler und P. Basil Hölzl, Servit in Wien, lieferten ihm weitläufige Abhandlungen über die Ordnung der Bibliothek, welche auch 1745 von Timer (einem Chorherrn von St. Florian), Hölzl und dem Linzer Buchhändler Igler neu katalogisiert wurde.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Johann Georg dem Archiv. Hier gingen ihm besonders Hanthaler und Hieronymus Pez an die Hand. Er hatte auch einen seiner Geistlichen, Josef Pröller (s. d.), für diese Arbeiten in Aussicht genommen und sandte ihn darum nach St. Pölten, damit er "in ordine ad instruendam Bibliothecam et Archivum ain und andere Information die alten Codices zu lesen von H. Duellio einholen khönte". (Johann Georg an den Prälaten des Chorherren-Stiftes St. Pölten; 21. Sept. 1735 Konz.) Timer wurde nach Wien geschickt, um sich in der französischen, italienischen und hebräischen Sprache sowie in der Bibliothekswissenschaft auszubilden; er benützte diese Zeit auch, um sich numismatische Kenntnisse zu erwerben.
Johann Georg erstand 1748 um den Preis von 20.000 fl. die Münzsammlung des berühmten Venezianers Apostolo Zeno (10.766 Stücke, davon 433 von Gold), nachdem sie der gelehrte Professor und Bibliothekar am Theresianum in Wien Erasmus Fröhlich "für eine der vorzüglichsten, dergleichen man in Deutschland nach den Münzsammlungen der höchsten Fürsten finden kann", erklärt hatte. Auch das Naturalienkabinett und die Kunstsammlung fanden in ihm einen Gönner. Bedeutende Summen wurden für die Ausschmückung des eben vollendeten Hauses durch prachtvolle Gemälde von Altomonte und anderen erübrigt.
Für die Stiftskirche ließ Propst Wiesmayr eine Kanzel von schwarzem Marmor aus einem Bruche bei Lilienfeld von dem Bildhauer Josef Resl in Wien anfertigen und von dem Hofjuwelier Johann Andre eine Monstranze von Gold, deren innerer Wert auf 9500 fl. geschätzt wurde, außerdem mehrere, darunter zwei sehr wertvolle, Ornate.
Er mußte auch das Spital und das mit demselben verbundene Bruderhaus, welche 1746 abgebrannt waren, wieder aufbauen.
Da sich bezüglich der mit dem Anschlusse an die Lateranensische Kongregation verbundenen Rechte und Privilegien Zweifel erhoben, erwirkte Johann Georg eine Bestätigungsbulle des Papstes Benedikt XIV. mit spezieller Aufzählung der Privilegien (15. November 1741).
Ein Freund des Friedens, bemühte er sich, schwankende oder streitige Rechtsverhältnisse zwischen dem Stift und dessen Nachbarn gütlich zu ordnen, um allen Prozessen zuvorzukommen. Ein derartiger Vergleich brachte auch das Patronat der von den Grafen von Starhemberg errichteten und dotierten Pfarrkirche zu St. Gotthard an das Stift St. Florian, wogegen letzteres das Patronat von Guttau an den Grafen von Starhemberg, jenes von Heinrichsschlag im Viertel ober dem Manhartsberg in Niederösterreich an das Kloster Wilhering zur Entschädigung für mehrere Häuser abtrat, welche der Pfarre Grammastetten entzogen und St. Gotthard einverleibt wurden.
Unter seinem Vorgänger, dem gutmütigen Propst Johann B. Födermayr, hatten sich in der Wirtschaft manche Mißbräuche eingeschlichen. Diesen trat Johann Georg mit unerbittlicher Strenge entgegen und wachte mit großer Sorgfalt über Sparsamkeit und Ordnung in der Haushaltung.
Als Vorstand St. Florians nahm Johann Georg auch an den Landesangelegenheiten tätigen Anteil, so 1748 als ständischer Vertreter an der Abschließung des sogenannten Dezennalrezesses, an der Zustandebringung der Steuerrektifikation, die infolge dieses Rezesses vorgenommen wurde, und als eine Hofentschließung vom 1. September und 17. Dezember 1749 den Ständen die freie Manipulation mit ihrer Kasse abnahm und eine Kasseadministration unter dem Präsidium des Grafen Andlern anordnete, wurde auch er zu einem der Beisitzer und Räte bei dieser Administration bestellt. Obgleich er einer der jüngsten Prälaten war, wurde er wiederholt zum Landtagskommissär ernannt und wohnte vielen Prälatenwahlen als kaiserlicher Kommissär bei. Zum Zeichen ihrer Gnade ließ ihm Maria Theresia bei ihrem Besuche des Stiftes am 26. Juni 1743 ein sehr schönes, mit Smaragden besetztes Kreuz überreichen.
Die begeisterte Liebe zum Hause, welche diesen ausgezeichneten Mann beseelte, lieh ihm aber nicht nur die Kraft, die äußeren und inneren Verhältnisse des Stiftes mit der größten Sorgfalt bis ins kleinste Detail zu ordnen, sondern wandte seine Mühe auch dem wissenschaftlichen Gebiete zu. Mit klarem Blicke erkannte er, daß wissenschaftliches Streben eines der unerläßlichsten Fermente des klösterlichen Lebens sei, daß diesem ohne jenes einseitige Verflachung drohe. Johann Georg war keiner jener großen Geister welche durch ihre Arbeiten die Wissenschaft mächtig förderten; aber er hatte für sie ein inniges Interesse, ein tiefes Verständnis; er besaß umfassende Kenntnisse, er entwickelte eine erstaunliche Unermüdlichkeit. Er selbst zählt 91 Folio- und 12 Quartbände, die er entweder selbst schrieb oder durch andere schreiben ließ. (Einige sind in duplo, ebenso sind einige Arbeiten Pachls (s. d.) eingerechnet.) Davon sind freilich die wenigsten unter die literarischen Leistungen im eigentlichen Sinne zu rechnen und ebensowenig als solche beabsichtigt; die meisten wurden nur durch praktische Zwecke veranlaßt. Für die Öffentlichkeit war nichts bestimmt. Aber jene Aufzeichnungen und Sammlungen gehören jetzt der Geschichte an und sind zu vortrefflichen Quellen jener Zeit geworden.
Man kann mit Recht sagen: Für keine Zeit ist so umfassendes Material zur Geschichte St. Florians vorhanden als für die der Regierung Johann Georgs; durch ihn ist das Archiv des Stiftes zum instruktivsten Privatarchiv für die Geschichte Oberösterreichs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geworden.
Werke
- Unter anderem verfaßte Wiesmayr 1744 einen "Catalogus Canonicorum Reg. Lat. Colleg. Ecclesiae ad S. Florianum", der mit dem Jahre 1600 beginnt und später fortgesetzt wurde, und 1748 ein Verzeichnis der Seelsorger der einzelnen stiftlichen Pfarreien seit dem Jahre 1600 unter dem Titel: "Rapulare seu Autographum Catalogi Vicariorum et Cooperatorum in parochiis Collegia S. Floriani incorporatis, recte ordine Succedentium." (Mskr. XI, 532. A, 56 BI. in 2°.)
- Im "Subsidium ad Catalogum" brachte er reichlichere Daten über die Mitlebenden.
- Sein "Informatorium domesticum" (Mskr. XCVII, 3 Bde.) enthält allerlei Fingerzeige für einen neugewählten Prälaten, Formulare, Roteln, Aktenstücke etc.
- Das von ihm zusammengestellte "Directorium Decanale tripartitum Menstruale, Rituale, Disciplinale" (Mskr. XI, 513. A., XXIV und 530 S. 2°.) bietet Aufschluß über alle Angelegenheiten der Disziplin, des Ritus im Stifte St. Florian, über Gewohnheiten und Gebräuche des Hauses.
- Im "Cophinus Statutorum" sammelte er die Statuten der Augustiner-Chorherrenstifte St. Pölten, Herzogenburg etc.
- Er verfaßte auch Statuta domestica (Solche erließen in St. Florian auch die Pröpste: Leopold Veit (1600–12), Leopold I. (1612–46), Franz (1700–16), Matthäus II. (1766–77), Leopold II. (1777–93) [Mskr. XI, 513. B., p. 1–10], Friedrich (1854–58). Die Statuten aus dem Jahre 1855 sind gedruckt.) und das "Rituale seu Caeremoniale pro Induitione, Professione et Primitiis pro Ecclesia S. Floriani."
- Zu Nutz und Frommen der wissenschaftlichen Sammlungen des Stiftes legte Propst Georg 1753 die "Collectanea pro adornando Cimelio, Technophysiotameo, Bibliotheca et Archivo" (Mskr. XC) an; für das Münzenkabinett ließ er die dreibändigen "Catalogi in rem numariam" anfertigen und ein Buch Hölbling's über das päpstliche Münzenkabinett ("Notwendige Einleitung in das neuaufgerichtete päpstliche Münzkabinett") kopieren.
- Von großer Bedeutung sind Wiesmayrs umfangreiche historische Sammlungen, die bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts reichen und eine Fülle von kaiserlichen Patenten, Resolutionen auf die Beschwerden der ober- und niederösterreichischen Stände, Gutachten namentlich in puncto religionis, von Dokumenten zum Bauernkriege, Schriften in betreff der Besteuerung der geistlichen Güter, ständischen Schlüssen, Schriften über militärische Organisation, über die Leistungsfähigkeit des Landes ob der Enns, über und gegen die Säkularisation des Kirchengutes, von Verordnungen der preußischen Regierung etc. enthalten.
- Das größte dieser Sammelwerke ist das "Informatorium Provinciale", das 14 Bände umfaßt und in drei Abteilungen – Sectio oeconomica, politica, militaris – eine Unzahl von Aktenstücken, Anschlägen, Verzeichnissen für die ständische Finanzgebarung, eine Sessions- und Exekutionsordnung, Dokumente über den Einfall der Bayern nach dem Tode Karls VI., Reglements über die Verpflegung der Truppen, die Landmiliz, Nachweise über Kriegskosten und Befestigungen etc. birgt.
- Wie eifrig und gewissenhaft Propst Wiesmayr die verschiedenen öffentlichen Geschäfte, welche ihm anvertraut wurden, leitete, bezeugen die in seinem "Verordneter-Raths Protocholl" (Mskr. XLVII, 6 Bde.), welches alle ständischen Verordnungen von 1735–44 enthält in den "Praeparatoria ad decennalem Recessum" (Mskr. XLIV, 2 Bde. 1752), im dreibändigen Manuskript XLV "Fasciculus Myrrhae oder bittere Samblung aller bey Ausarbeithung des anbefolchenen Steur-Rectifications-Plan commissionaliter gepflogenen Beratschlagungen, eingeholter in- und auswärtiger Bericht, Guettachten und Reflexionen" und im "Ordinari Ausschuss-Raths-Protocholl von Anno 1745 bis 1750" (Mskr. LI) vorhandenen Aufzeichnungen samt den als Beleg dienenden Aktenstücken, Gutachten, Vorschlägen, Entwürfen, Berichten etc.
- Während die bisher angeführten Manuskripte Wiesmayrs viel treffliches Material zur Geschichte, aber nicht Geschichte selbst, enthalten, finden wir in den von ihm 1745 verfaßten "Flebile pro Memoria id est Funesta Imago Austriae ex Invasione Galli ac Bavari Depravatae oder Diarium, wass sich bey französisch- und Chur-Bayrischen Einfahl, lnnhabung und Abzug aus unserem lieben Vaterland, sonderheitlich bey unseren lieben Stüfft St. Florian annis 1741 et 1742 zugetragen" (Mskr. LXXI, p. 143, 2°.), bereits eine Verarbeitung des historischen Stoffes.
- 1752 ging er daran, zur Verteidigung gegen den Vorwurf, daß die Klöster Oberösterreichs auf die Pfarreien nur unfähige Leute schickten, und daß diese am Weitergreifen des Protestantismus schuld trügen, eine weitläufige Schrift: "Vindiciae Regularium seu Motiva contra Regularium Parochiarum Austriae superiores invasores et aggressores" zu verfassen, die aber nur Entwurf blieb. (Mskr. LXXV p. 163–217.)
- Von Wiesmayrs theologischen Schriften seien die trefflichen Festtagspredigten (Mskr. XI, 378, 402 S. in 4°.), seine "Manuductio ad Perfectionem Religiosam in IV Partes et LV Paragraphos divisa pro Directione Novitiorum Magistri ipso umque Novitiorum Canoniae San Florianensis" (Mskr. XI, 174, XXXII und 687 S., 4°., dat. Ex Praelatura nostra 11. Julii 1747) und sein "Tractatus canonico moralis de voto religiosae paupertatis" erwähnt. Das "Manuale Singularis Pietatis Exertia Continens Quotidiano Usui Dedicatum" (Mskr. XI, 184. A., 100 BI. in 8°.) dürfte ebenfalls Wiesmayr zum Autor haben. Dessen "Synopsis Theologiae moralis cum regulis conscientiae directivis" ist nicht mehr vorhanden.