Sacra.Wiki Hartmann Zeibig: Unterschied zwischen den Versionen

Hartmann Zeibig: Unterschied zwischen den Versionen

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Hartmann Zeibig, * 28. April 1817 in Krasna (Mähren), † 3. Dezember 1856 in Haselbach, Sohn eines Rechnungsbeamten des Fürsterzbischofs von Olmütz, trat am 29. September 1835 in das Stift Klosterneuburg ein, beschwor am 30. September 1836 die ewigen Gelübde und brachte am 26. Juli 1840 sein erstes heiliges Messopfer dar. Im Jahr 1844 war er Gastmeister im Stift; im folgenden berief ihn der damalige Fürsterzbischof von Olmütz, Kardinal Sommerau-Beckh, als Professor der Religionslehre und der höheren Pädagogik an die Universität in Olmütz. Die Ereignisse des Jahres 1848 führten den sehr begabten, gelehrten und eifrigen Chorherrn, der sich 1847 den philosophischen Doktorgrad erworben hatte, wenn auch nicht in kirchlich-religiöser, so doch in politisch-nationaler Hinsicht auf Abwege. [Siehe Helfert, Die confessionelle Frage in Österreich 1848, in "Österreichisches Jahrbuch", Bd. 8, S. 166 ff.] Zeibig veröffentlichte ein Plakat, worin er die von den Slawen angestrebte staatsrechtliche Einigung Böhmens und Mährens in der heftigsten Weise angriff. Diese seine deutsche Gesinnungstüchtigkeit brachte er auch auf verschiedene andere Art zum Ausdruck. Mag er nun die Studentenschaft für seine Ideen selbst in den Predigten zu begeistern gesucht haben, wie ihm vorgeworfen wurde, oder nicht: sein Vorgehen vertrug sich entschieden nicht mit der pädagogisch-religiösen Wirksamkeit vom Katheder und von der Kanzel. Als er nun eines Tages im Professorenkollegium erschien, rief ihm der etwas zu jähe und derbe Professor des Kirchenrechtes Dr. Theodor Pachmann die Worte zu: "Sie sind ein schlechter Priester; hinaus mit ihm, wir leiden ihn nicht unter uns." Hartmann Zeibig verwahrte sich in der Schrift: "Aus dem Leben eines österreichischen Professors", von der jedoch nur der erste Teil erschien, gegen die ihm im Professorenkollegium zuteil gewordene Behandlung und gegen die teilweise auch unbegründeten oder übertriebenen Vorwürfe. Propst Wilhelm Sedlaczek sah sich natürlich genötigt, Zeibig nach Klosterneuburg zurückzunehmen. Er übertrug ihm hier das Amt eines Schatzmeisters, später ernannte er ihn zum Kooperator in Nußdorf. Von da versetzte er ihn nach kurzer Zeit in gleicher Stellung an die Stiftspfarre in Klosterneuburg, und im Jahr 1855 sandte er ihn als Pfarrverweser nach Haselbach, wo aber Zeibig schon am 3. Dezember des nächsten Jahres starb.  
Hartmann Zeibig, * 28. April 1817 in Krasna (Mähren), † 3. Dezember 1856 in Haselbach, war Chorherr des [[Stift Klosterneuburg|Stiftes Klosterneuburg]] und Geschichtsforscher.
 
==Leben==
===Klostereintritt und Studium in Olmütz===
Zeibig war Sohn eines Rechnungsbeamten des Fürsterzbischofs von Olmütz und trat am 29. September 1835 in das Stift Klosterneuburg ein, beschwor am 30. September 1836 die ewigen Gelübde und brachte am 26. Juli 1840 sein erstes heiliges Messopfer dar. Im Jahr 1844 fungierte er als Gastmeister im Stift. Im folgenden berief ihn der damalige Fürsterzbischof von Olmütz, Kardinal Sommerau-Beckh, als Professor für Religionslehre und höhere Pädagogik an die Universität Olmütz. 1847 erwarb er dort den philosophischen Doktorgrad. Vor dem Hintergrund der Ereignisse rund um die Märzrevolution 1848 geriet Zeibig in Konflikt mit Angehörigen der Olmützer Universität.<ref>Siehe dazu Alexander von Helfert, Die confessionelle Frage in Österreich 1848. In: Österreichisches Jahrbuch 8 (1884), S. 166–168.</ref> Zeibig veröffentlichte ein Plakat, worin er Bestrebungen einer staatsrechtlichen Vereinigung von Böhmen und Mähren verurteilte und damit die deutschsprachige Studentenschaft begeisterte. Infolgedessen kam es zu verbalen wie auch schriftlichen Auseinandersetzungen innerhalb des Professorenkollegiums, inbesondere mit Theodor Pachmann, Professor für Kirchenrecht.<ref>Pachman soll Zeibig folgende die Worte zugerufen haben: "Sie sind ein schlechter Priester; hinaus mit ihm, wir leiden ihn nicht unter uns."</ref>. Hartmann Zeibig wehrte sich gegen die Vorwürfe schließlich mit der Schrift "Aus dem Leben eines österreichischen Professors", wovon jedoch nur der erste Teil in Druck ging. Propst [[Wilhelm Sedlaczek]] sah sich jedenfalls gezwungen, Zeibig nach Klosterneuburg zurückzuberufen. Er übertrug ihm das Amt des Schatzmeisters, später ernannte er ihn zum Kooperator in [[Liste der Pfarren des Stiftes Klosterneuburg #Wien,Nussdorf|Nussdorf]]. Von da versetzte er ihn nach kurzer Zeit in gleicher Stellung an die [[Liste der Pfarren des Stiftes Klosterneuburg #Klosterneuburg, Stift|Klosterneuburger Stiftspfarre]]  und im Jahr 1855 sandte er ihn als Pfarrverweser nach [[Liste der Pfarren des Stiftes Klosterneuburg #Haselbach|Haselbach]], wo aber Zeibig am 3. Dezember des nächsten Jahres starb.
 
===Mitgliedschaften und Ehrungen===
Seit seiner Rückkehr von Olmütz widmete sich Zeibig neben den Amtspflichten vorrangig Geschichtsforschung und stand damit in der Tradition früherer Klosterneuburger Chorherren wie etwa Beispiel [[Wilibald Ignaz Leyrer]], [[Alois Schützenberger]] oder [[Maximilian Fischer]]. Von der neugegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien unterstützt, publizierte er in den wenigen Jahren bis zu seinem Tod zahlreiche quellenkundliche Arbeiten. Besonders engen Kontakt pflegte Zeibig mit anderen Geschichtsforschern seiner Zeit, wie Pfeiffer, Albert Camesina, Helfert, Herbert von Karajan, Keiblinger usw. Verschiedene wissenschaftliche Vereinigungen des In- und Auslandes ernannten ihn zu ihrem Mitglied. Kaiser Franz Josef verlieh ihm die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.


Seit seiner Rückkehr von Olmütz widmete sich Dr. Zeibig neben den Amtspflichten ganz und gar der Geschichtsforschung und wurde so ein würdiger Nachfolger eines Wilibald Leyrer, eines Alois Schützenberger und Maximilian Fischer. Von der neugegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien tatkräftigst unterstützt, leistete er in den wenigen Jahren bis zu seinem Tod auf dem Gebiet der Geschichtsforschung erstaunlich viel. Da ihm Fähigkeit und Gelegenheit gegeben waren, suchte er auch jener billigen Forderung gerecht zu werden, die er in der Vorrede eines seiner Werke selbst aussprach: "Unser theures Vaterland hat ein gegründetes Recht, von seinen geistlichen Körperschaften ganz vorzüglich die Förderung seiner Geschichte zu erwarten." Besonders anregend wirkte auf Zeibig ein der Verkehr mit den begeistertsten Geschichtsforschern seiner Zeit, wie Pfeiffer, Camesina, Helfert, Karajan, Keiblinger usw. Verschiedene wissenschaftliche Vereinigungen des In- und Auslandes ernannten ihn zu ihrem Mitglied. Der Kaiser lohnte ihm seine Verdienste durch die Verleihung der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften empfand seinen frühen Tod schwer. Mit Bedauern schrieb die Redaktion der "Fontes Rerum Austriacarum": "Viel zu früh rief ihn der Herr vom Schauplatze seiner Tätigkeit."
==Werke==
==Werke==
* Priester und Volk. (Eine Primizpredigt.) Wien 1843, Carl Ueberreiter, 8°.  
* Priester und Volk (Eine Primizpredigt). Wien 1843.
* St. Benedict. (Predigt. Vorgetragen in der Stiftskirche zu den Schotten in Wien am 21. April 1844). Olmütz 1845, Alois Skarnitzl.  
* St. Benedict. (Predigt. Vorgetragen in der Stiftskirche zu den Schotten in Wien am 21. April 1844). Olmütz 1845.
* Vita Beati Hartmanni primi Praepositi Claustroneoburgensis, postea Episcopi Brixinensis, autore Anonymo Claustroneoburgensi. [Cf. H. R. v. Zeißberg, Zur Kritik der Vita B. Hartmanni Episcopi Bixinensis. Im "Archiv für österr. Geschichte" der K. Akademie der Wissenschaften. 56 B. Wien 1878, Gerold. S. 449 ff.] Saec. XII. Ad fidem codicum Claustroneoburgensium ed. Hartm. Zeibig. Olomucii 1846. Ed. Hölzel.  
* Vita Beati Hartmanni primi Praepositi Claustroneoburgensis, postea Episcopi Brixinensis, autore Anonymo Claustroneoburgensi. [Cf. H. R. v. Zeißberg, Zur Kritik der Vita B. Hartmanni Episcopi Bixinensis. Im "Archiv für österr. Geschichte" der K. Akademie der Wissenschaften. 56 B. Wien 1878, Gerold. S. 449 ff.] Saec. XII. Ad fidem codicum Claustroneoburgensium ed. Hartm. Zeibig. Olomucii 1846. Ed. Hölzel.  
* Was ist nun unsere Pflicht? (Predigt beim akad. Gottesdienste der Hochschule Olmütz am 19. März 1848.) Olmütz 1848, Hölzel, 8°.  
* Was ist nun unsere Pflicht? Predigt beim akademischen Gottesdienste der Hochschule Olmütz am 19. März 1848. Olmütz 1848.
* Eine deutsche Sage. (In Gedichtform.) Wien 1848, Braumüller.  
* Eine deutsche Sage. Wien 1848.
* Aus dem Leben eines österreichischen Professors. I. Olmütz 1848, Skarnitzl. (Die Fortsetzung unterblieb.)
* Aus dem Leben eines österreichischen Professors. Band 1. Olmütz 1848. – Eine Fortsetzung gab es nicht.
* Des Meissauers Schuld und Strafe. Sylvesterspende [Durch die sogenannten Sylvesterspenden beabsichtigte eine Vereinigung begeisterter Geschichtsforscher in Wien, von denen Keiblinger, Camesina, Pfeiffer, Karajan und Helfert genannt seien, die Pflege der Geschichtsforschung zu fördern.] 1852.
* Des Meissauers Schuld und Strafe. Sylvesterspende 1852.<ref>Durch die sogenannten Sylvesterspenden beabsichtigte eine Vereinigung begeisterter Geschichtsforscher in Wien, von denen Keiblinger, Camesina, Pfeiffer, Karajan und Helfert genannt seien, die Pflege der Geschichtsforschung zu fördern.</ref>
* Mittheilungen aus dem Klosterneuburger Archive. Sylvesterspende 1853. Vita beati Hartmanni ad fidem codicis Roschmannii. Viennae 1855, typ. L. C. Zamarski.  
* Mittheilungen aus dem Klosterneuburger Archive. Sylvesterspende 1853. Vita beati Hartmanni ad fidem codicis Roschmannii. Viennae 1855.


In Dr. Robert Naumanns "Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur", Leipzig 1840 ff., T. O. Weigel, erschien von Zeibig:  
In Dr. Robert Naumanns "Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur", Leipzig 1840 ff., T. O. Weigel, erschien von Zeibig:  
* Aehrenlese merkwürdiger Inscripte aus den Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. X (1849), S. 266 ff. und B. XI, S. 121 ff.  
* Aehrenlese merkwürdiger Inscripte aus den Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. X (1849), S. 266 ff. und B. XI, S. 121 ff.  
* Die deutschen Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. XI, S. 101 ff. und S. 123 ff.  
* Die deutschen Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. XI, S. 101 ff. und S. 123 ff.  
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* Melanchthon's Autograph der: "Loci Communes." B. XI, 190 f. [Handschrift in der Universitätsbibliothek Olmütz. In der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg befindet sich ein Brief Melanchthons an Brentius.]   
* Melanchthon's Autograph der: "Loci Communes." B. XI, 190 f. [Handschrift in der Universitätsbibliothek Olmütz. In der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg befindet sich ein Brief Melanchthons an Brentius.]   


In den Publikationen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gab Zeibig heraus, und zwar:
===Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen===
 
a) Im "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen"
 
* Die Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg. Ein Beitrag zur österreichischen Literaturgeschichte. III. Jahrg. (1850), 2. Heft.  
* Die Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg. Ein Beitrag zur österreichischen Literaturgeschichte. III. Jahrg. (1850), 2. Heft.  
* Die kleine Klosterneuburger Chronik (1322–1428). IV. Jahrgang. (1851), 3. Heft.  
* Die kleine Klosterneuburger Chronik (1322–1428). IV. Jahrgang. (1851), 3. Heft.  
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b) In den "Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissenschaften, phil.-histor. Klasse":  
b) In den "Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissenschaften, phil.-histor. Klasse":  
* Band 6: Acten das Costnitzer und Baseler Concil betreffend.
* Band 8: Beiträge zur Geschichte der Wirksamkeit des Baseler Concils in Österreich.
* Band 10: Zur Erinnerung an den vaterländischen Geschichtsforscher Willibald Leyrer, Archivar des Chorherrenstiftes Klosterneuburg.


* Acten das Costnitzer und Baseler Concil betreffend. VI. Band.
===Beiträge im ''Notizblatt der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften''===
* Beiträge zur Geschichte der Wirksamkeit des Baseler Concils in Österreich. VIII. B.
* Zur Erinnerung an den vaterländischen Geschichtsforscher Willibald Leyrer, Archivar des Chorherrenstiftes Klosterneuburg. X. B.
 
c) Im "Notizblatt der Kais. Akademie der Wissenschaften":
 
* Zur österreichischen Literaturgeschichte Unter der Enns. S. Band II, 1852.  
* Zur österreichischen Literaturgeschichte Unter der Enns. S. Band II, 1852.  
* Die Quellen zur Geschichte der großen Kirchenversammlungen des 15. Jahrhunderts in den Handschriften der Klosterneuburger Bibliothek. Bd. II.  
* Die Quellen zur Geschichte der großen Kirchenversammlungen des 15. Jahrhunderts in den Handschriften der Klosterneuburger Bibliothek. Bd. II.  
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* Briefe aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. VI. und VII. Bd. 1856–1857.  
* Briefe aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. VI. und VII. Bd. 1856–1857.  


d) In den "Fontes rerum Austriacarum" 2. Abt.:
===In den "Fontes rerum Austriacarum" (2. Abteilung)===


* Das Stiftungsbuch des Klosters St. Bernhard. Mit 2 lith. Beilagen. VI. Bd.  
* Das Stiftungsbuch des Klosters St. Bernhard. Mit 2 lith. Beilagen. VI. Bd.  
* Copeybuch der gemainen Stadt Wien 1454–1464. VII. Bd.  
* Copeybuch der gemainen Stadt Wien 1454–1464. VII. Bd.  
* Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg bis zu Ende des 14. Jahrhunderts. (Mit der Einleitung: "Das Stift Klosterneuburg in seinem innern und äußern Leben bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.") X (1857) u. XXVIII. Bd. (1868).
* Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg bis zu Ende des 14. Jahrhunderts. (Mit der Einleitung: "Das Stift Klosterneuburg in seinem innern und äußern Leben bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.") X (1857) u. XXVIII. Bd. (1868).
==Literatur==
* Constantin von Wurzbach: Art. Zeibig, Hartmann Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 59 (1890), S. 273–275. [http://www.literature.at/viewer.alo?objid=12543&page=278&scale=3.33&viewmode=fullscreen (Digitalisat)]

Version vom 23. April 2020, 16:13 Uhr




Hartmann Zeibig, * 28. April 1817 in Krasna (Mähren), † 3. Dezember 1856 in Haselbach, war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg und Geschichtsforscher.

Leben

Klostereintritt und Studium in Olmütz

Zeibig war Sohn eines Rechnungsbeamten des Fürsterzbischofs von Olmütz und trat am 29. September 1835 in das Stift Klosterneuburg ein, beschwor am 30. September 1836 die ewigen Gelübde und brachte am 26. Juli 1840 sein erstes heiliges Messopfer dar. Im Jahr 1844 fungierte er als Gastmeister im Stift. Im folgenden berief ihn der damalige Fürsterzbischof von Olmütz, Kardinal Sommerau-Beckh, als Professor für Religionslehre und höhere Pädagogik an die Universität Olmütz. 1847 erwarb er dort den philosophischen Doktorgrad. Vor dem Hintergrund der Ereignisse rund um die Märzrevolution 1848 geriet Zeibig in Konflikt mit Angehörigen der Olmützer Universität.[1] Zeibig veröffentlichte ein Plakat, worin er Bestrebungen einer staatsrechtlichen Vereinigung von Böhmen und Mähren verurteilte und damit die deutschsprachige Studentenschaft begeisterte. Infolgedessen kam es zu verbalen wie auch schriftlichen Auseinandersetzungen innerhalb des Professorenkollegiums, inbesondere mit Theodor Pachmann, Professor für Kirchenrecht.[2]. Hartmann Zeibig wehrte sich gegen die Vorwürfe schließlich mit der Schrift "Aus dem Leben eines österreichischen Professors", wovon jedoch nur der erste Teil in Druck ging. Propst Wilhelm Sedlaczek sah sich jedenfalls gezwungen, Zeibig nach Klosterneuburg zurückzuberufen. Er übertrug ihm das Amt des Schatzmeisters, später ernannte er ihn zum Kooperator in Nussdorf. Von da versetzte er ihn nach kurzer Zeit in gleicher Stellung an die Klosterneuburger Stiftspfarre und im Jahr 1855 sandte er ihn als Pfarrverweser nach Haselbach, wo aber Zeibig am 3. Dezember des nächsten Jahres starb.

Mitgliedschaften und Ehrungen

Seit seiner Rückkehr von Olmütz widmete sich Zeibig neben den Amtspflichten vorrangig Geschichtsforschung und stand damit in der Tradition früherer Klosterneuburger Chorherren wie etwa Beispiel Wilibald Ignaz Leyrer, Alois Schützenberger oder Maximilian Fischer. Von der neugegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien unterstützt, publizierte er in den wenigen Jahren bis zu seinem Tod zahlreiche quellenkundliche Arbeiten. Besonders engen Kontakt pflegte Zeibig mit anderen Geschichtsforschern seiner Zeit, wie Pfeiffer, Albert Camesina, Helfert, Herbert von Karajan, Keiblinger usw. Verschiedene wissenschaftliche Vereinigungen des In- und Auslandes ernannten ihn zu ihrem Mitglied. Kaiser Franz Josef verlieh ihm die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Werke

  • Priester und Volk (Eine Primizpredigt). Wien 1843.
  • St. Benedict. (Predigt. Vorgetragen in der Stiftskirche zu den Schotten in Wien am 21. April 1844). Olmütz 1845.
  • Vita Beati Hartmanni primi Praepositi Claustroneoburgensis, postea Episcopi Brixinensis, autore Anonymo Claustroneoburgensi. [Cf. H. R. v. Zeißberg, Zur Kritik der Vita B. Hartmanni Episcopi Bixinensis. Im "Archiv für österr. Geschichte" der K. Akademie der Wissenschaften. 56 B. Wien 1878, Gerold. S. 449 ff.] Saec. XII. Ad fidem codicum Claustroneoburgensium ed. Hartm. Zeibig. Olomucii 1846. Ed. Hölzel.
  • Was ist nun unsere Pflicht? Predigt beim akademischen Gottesdienste der Hochschule Olmütz am 19. März 1848. Olmütz 1848.
  • Eine deutsche Sage. Wien 1848.
  • Aus dem Leben eines österreichischen Professors. Band 1. Olmütz 1848. – Eine Fortsetzung gab es nicht.
  • Des Meissauers Schuld und Strafe. Sylvesterspende 1852.[3]
  • Mittheilungen aus dem Klosterneuburger Archive. Sylvesterspende 1853. Vita beati Hartmanni ad fidem codicis Roschmannii. Viennae 1855.

In Dr. Robert Naumanns "Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur", Leipzig 1840 ff., T. O. Weigel, erschien von Zeibig:

  • Aehrenlese merkwürdiger Inscripte aus den Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. X (1849), S. 266 ff. und B. XI, S. 121 ff.
  • Die deutschen Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. XI, S. 101 ff. und S. 123 ff.
  • Lobgedichte auf die heilige Jungfrau. B. XI, S. 189 ff.
  • Melanchthon's Autograph der: "Loci Communes." B. XI, 190 f. [Handschrift in der Universitätsbibliothek Olmütz. In der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg befindet sich ein Brief Melanchthons an Brentius.]

Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen

  • Die Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg. Ein Beitrag zur österreichischen Literaturgeschichte. III. Jahrg. (1850), 2. Heft.
  • Die kleine Klosterneuburger Chronik (1322–1428). IV. Jahrgang. (1851), 3. Heft.
  • Das Klosterneuburger Todtenbuch. VII. Jahrg. 4. Heft.
  • Urkundenbuch der Stadt Klosterneuburg (1298–1565). IV. Jahrg., 4. Heft. (Diese Arbeit und die zwei vorhergehenden erschienen auch selbständig unter dem Titel "Monumenta Claustroneoburgensia".)
  • Die Familienchronik der Beck von Leopoldsdorf. VIII. Band, 2. Hälfte (Seit 1851 wurde das "Archiv f. K. ö. G." in Bänden herausgegeben.)
  • Beiträge zur österreichischen Geschichte aus dem Klosterneuburger Archive. IX. B., 2. Hälfte. (Sie enthalten: Die Babenberger Chronik von Österreich 1386–1458; Ordnung der deutschen Landsknechte in Spanien 1552; Verhältnisse Ungarns zu Ferdinands I. Zeit.)
  • Der Ausschuß-Landtag der gesammten österreichischen Erblande zu Innsbruck 1518, nebst Urkunden zur Geschichte österreichischer Landtage aus den Jahren 1509–1540. XIII 8., 2. Hälfte.

b) In den "Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissenschaften, phil.-histor. Klasse":

  • Band 6: Acten das Costnitzer und Baseler Concil betreffend.
  • Band 8: Beiträge zur Geschichte der Wirksamkeit des Baseler Concils in Österreich.
  • Band 10: Zur Erinnerung an den vaterländischen Geschichtsforscher Willibald Leyrer, Archivar des Chorherrenstiftes Klosterneuburg.

Beiträge im Notizblatt der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften

  • Zur österreichischen Literaturgeschichte Unter der Enns. S. Band II, 1852.
  • Die Quellen zur Geschichte der großen Kirchenversammlungen des 15. Jahrhunderts in den Handschriften der Klosterneuburger Bibliothek. Bd. II.
  • Die Handschriften der Classiker in der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. Bd. II.
  • Die historischen Handschriften derselben Sammlung. Bd. III, 1853.
  • Zur Geschichte der Gesandtschaft des Königs Ladislaus Posthumus nach Rom im Jahre 1453. Bd. III.
  • Aufzeichnungen der Klosterneuburger Stiftsdechante in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bd. IV, 1854.
  • Beiträge zur Geschichte der ständischen Verhältnisse in Österreich Unter der Enns 1510–1540. Bd. V, 1855.
  • Zur Geschichte der landesfürstlichen Stadt Eggenburg. V.-O.-M.-B. Bd. V, 1855.
  • Briefe aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. VI. und VII. Bd. 1856–1857.

In den "Fontes rerum Austriacarum" (2. Abteilung)

  • Das Stiftungsbuch des Klosters St. Bernhard. Mit 2 lith. Beilagen. VI. Bd.
  • Copeybuch der gemainen Stadt Wien 1454–1464. VII. Bd.
  • Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg bis zu Ende des 14. Jahrhunderts. (Mit der Einleitung: "Das Stift Klosterneuburg in seinem innern und äußern Leben bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.") X (1857) u. XXVIII. Bd. (1868).

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Art. Zeibig, Hartmann Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 59 (1890), S. 273–275. (Digitalisat)
  1. Siehe dazu Alexander von Helfert, Die confessionelle Frage in Österreich 1848. In: Österreichisches Jahrbuch 8 (1884), S. 166–168.
  2. Pachman soll Zeibig folgende die Worte zugerufen haben: "Sie sind ein schlechter Priester; hinaus mit ihm, wir leiden ihn nicht unter uns."
  3. Durch die sogenannten Sylvesterspenden beabsichtigte eine Vereinigung begeisterter Geschichtsforscher in Wien, von denen Keiblinger, Camesina, Pfeiffer, Karajan und Helfert genannt seien, die Pflege der Geschichtsforschung zu fördern.
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