Liste der Pfarren des Stiftes St. Pölten
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Hier sollen vor allem jene Pfarren besprochen werden, die zur Zeit der Aufhebung des Stiftes zu ihm als inkorporierte Pfarren oder als Patronatspfarren gehörten. Sie werden angeführt, wie sie zeitlich an das Stift gelangt sind.
Stiftspfarre St. Pölten (hl. Hippolyt, seit 15. Jahrhundert Maria Himmelfahrt) und Filiationen
Sie gehörte von Anfang an zum Kloster. Die Inkorporationsurkunde von 1213 ist eine der ältesten überhaupt und trägt dem neuen Kirchenrechtsverständnis Rechnung. Die Frauenkirche war niemals eine eigene Pfarre, doch wurden an ihr und in der Andreaskapelle (Karner) pfarrliche Handlungen vollzogen. Aus ihrem anfangs sehr großen Sprengel, zu dem auch Teile der späteren Göttweiger Pfarren Grünau und Pyhra gehörten, verblieben zunächst nur Hafnerbach und Karlstetten mit Neidling und die späteren Vikariate St. Georgen am Steinfeld beim Kloster. In Obergrafendorf (12. Jahrhundert), Oberpottenbrunn, Unterpottenbrunn und Weinburg (jeweils um 1300) wurden herrschaftliche Pfarren errichtet; Haindorf (12. Jahrhundert) mit der Kirche Markersdorf gelangte an Göttweig. Bei dieser Aufzählung handelt es sich also offensichtlich um Ansprüche bzw. Filiationen und nicht um den tatsächlichen Besitzbestand.
Obergrafendorf (ursprünglich hl. Maria, 17./18. Jahrhundert hl. Jakobus, seit 1785 hl. Josef)
1248 wird sie noch als Bestand der Pfarre St. Pölten genannt. Doch dürfte die Kirche älter sein und im Besitz der Burggrafen von Maidburg zu Hardegg gewesen sein. Im 16. Jahrhundert kam die Pfarre fast ab. 1626/27 mussten die Jörger sie auf kaiserlichen Befehl dem Stift St. Pölten überlassen, bei dem sie bis zu seiner Aufhebung verblieb und auch von Chorherren betreut wurde.
Hafnerbach (hl. Zeno) und Karlstetten (hl. Ulrich)
Beide sind herrschaftliche Gründungen vom Ende des 12. Jahrhunderts, blieben aber Lehenspfarren des Stiftes. Dieses vertauschte 1361 beide Pfarren gegen die landesfürstliche Pfarre Retz.
St. Georgen am Steinfeld (hl. Georg)
Wird 1248 als Filiale von St. Pölten angeführt und wurde auch als Vikariat ständig vom Kloster betreut. 1783 wurde es zur stiftlichen Lokalpfarre erhoben und gehörte so ständig zum Kloster.
Gerersdorf (hl. Johannes d. T.)
Die Kirche wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. 1313 ist erstmals von einer Pfarre die Rede. 1372 wird ein Kaplan an der Kapelle in Gerersdorf erwähnt, die ab 1434 Pfarrrechte erhielt. Sie wurde von Weltpriestern betreut. Im 16. Jahrhundert ging die Pfarre ein. In der Folge wurde sie zumeist vom Stiftsdechant seelsorglich versorgt. 1781 wurde sie als Stiftspfarre wieder errichtet.
Böheimkirchen (hl. Jakobus)
Gemeinsam mit den Kirchen zu Kapelln und St. Christophen gelangte sie durch die Passauer Bischöfe Berengar (1013–1045) und Egilbert (1045/46–1065) an das St. Pöltner Kanonikerstift; möglicherweise handelt es sich ohnedies um entfremdeten Klosterbesitz. In der Papsturkunde um 1180 wird die Pfarre Böheimkirchen mit allen Zehenten, Nebenkirchen und Abgaben dem Kloster bestätigt. 1248 werden diese Nebenkirchen auch aufgezählt: Außen- und Innerkasten, Lanzendorf, Schildberg und Stössing. Schon 1130 schied Kirchstetten als herrschaftliche Gründung aus. Die Inkorporation erfolgt 1399 und Böheimkirchen blieb bis zur Aufhebung des Stiftes eine der wichtigen Pfarren. Lanzendorf und Schildberg erlangten nie pfarrliche Rechte. Bei der Kirche St. Peter am Anger in Außerkasten wurde 1347 unter Lehenschaft des Klosters eine Kaplanei gestiftet, die gewisse pfarrliche Rechte ausübte. Sie ging im 16. Jahrhundert ein.
Kasten (hl. Mauritius)
Innerkasten wird unter den Nebenkirchen von Böheimkirchen in der Bischofsurkunde von 1248 erwähnt, doch dürfte die Kirche dem Patrozinium entsprechend auf Niederalteich zurückgehen. 1265 wird erstmals ein Vikar genannt. 1366 erwarb das Stift das Gut Kasten, wodurch auch das Vikariat aufgewertet wurde. 1348 wird es als Pfarre bezeichnet und blieb so bis 1784 beim Stift und wurde von Ordensangehörigen betreut. Aus ihr schied 1784 das Vikariat Stössing aus.
St. Christophen (hl. Christophorus, auch hl. Bartholomäus)
Diese Pfarre gehörte neben Böheimkirchen und Kapelln zur Erstausstattung des Kanonikerstifts um 1040. Die 1248 genannte Filiale Seebach (hl. Urban, später Dreifaltigkeit) blieb immer bei der Pfarre. Als zweite Nebenkirche wird Brand genannt. Eine spezielle Inkorporation von St. Christophen liegt nicht vor, doch wurde es immer als inkorporiert betrachtet.
Brand(-Laaben) (hl. Johannes d. T.)
1248 wird es unter den Nebenkirchen von St. Christophen aufgezählt. Als Vikariat kann eine Pfarrerhebung schwer angegeben werden. Seit dem 17. Jahrhundert wurde es als inkorporierte Pfarre betrachtet.
Kapelln (hl. Petronilla)
Dem Patrozinium nach geht die Kirchengründung auf Kaiserin Agnes zurück, die 1059 durch diese Gegend kam. In der Bischofsurkunde von 1248 werden als Nebenkirchen genannt: Jeutendorf, Weißenkirchen (an der Perschling) und Katzenberg. Katzenberg hatte zeitweilig einen eigenen Pfarrer. Ebenso Weißenkirchen. Letzteres wurde 1784 zur Pfarre erhoben. Kapelln wurde 1300 dem Stift "pleno iure" inkorporiert.
Bruck an der Leitha (hl. Martin, nach 1529 Dreifaltigkeit)
Diese Pfarre wurde 1159 dem Kloster St. Pölten gewidmet. 1248 werden als Nebenkirchen Wilfleinsdorf, Arbesthal und Göttlesbrunn genannt. Nach verschiedenen Wechseln wurde Bruck 1284 bzw. 1290 endgültig dem Kloster inkorporiert und blieb diesem bis 1784.
Wilfleinsdorf (hll. Petrus und Paulus)
Es gelangte mit Bruck an das Stift. Im 13. Jahrhundert wurde es eine eigene Pfarre, die von Weltpriestern betreut wurde. Arbesthal blieb Filiale bis 1783.
Göttlesbrunn (hll. Philipp und Jakob)
Gelangte als Filiale von Bruck an St. Pölten und wurde im 16. Jahrhundert Patronatspfarre. 1783 (bzw. 1848) wurde die Filiale Arbesthal selbständig.
Retz (hl. Stephanus)
1361 tauschte das Stift die Pfarren Hafnerbach und Karlstetten mit dem Landesfürsten gegen die Pfarre Retz ein, wo es bereits reichen Zehentbesitz hatte. 1362 wurde sie dem Kloster inkorporiert und bildete in Hinkunft eine seiner Hauptpfarren. Doch erst 1368 erlangte das Stift die Pfarrhoheit über die Neustadt Retz gegen Abtretung der Zehente in Nalb.
Hürm (hl. Stephanus)
Im Zuge des Ausgleichs von 1365/67 zwischen Bischof und Kloster wurde diesem auch die Pfarre Hürm zugesagt. Doch wurde die Pfarre mit den Passauer Rechten erst 1398 übergeben und 1399 auch inkorporiert. Das Vikariat Haunoldstein veräußerte das Stift bereits 1367 an die Tursen auf der Osterburg gegen die Fischweide auf der Pielach. Das Vikariat Inning erhielt 1368 gewisse pfarrliche Rechte, kam aber bald ab.
Mank (Maria Himmelfahrt)
Entstand als Vikariat von Hürm, die mit diesem 1398 an das Stift kam und als inkorporiert betrachtet wurde. Ab 1567 waren in Mank fast durchwegs Chorherren als Pfarrer tätig. Zwischen 1367 und 1530 war St. Pölten Patron der Pfarre St. Gotthard. Nach der Aufhebung des Stiftes übte das Religionsfondsgut St. Pölten bis 1939 das Patronat aus. Nur Retz war davon ausgenommen, das eine eigene Pfarrherrschaft bildete.