Hartmann Zeibig
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Name | Dr. Hartmann Zeibig |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 28.04.1817 |
Geburtsort | Krasna (Mähren) |
Einkleidung | 29.09.1835 |
Profess | 30.09.1836 |
Primiz | 26.07.1840 |
Sterbedatum | 03.12.1856 |
Sterbeort | Haselbach |
Funktion | Chorherr |
Quelle | Berthold Otto Černik: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 251–254. |
Hartmann Zeibig, * 28. April 1817 in Krasna (Mähren), † 3. Dezember 1856 in Haselbach, Sohn eines Rechnungsbeamten des Fürsterzbischofs von Olmütz, trat am 29. September 1835 in das Stift Klosterneuburg ein, beschwor am 30. September 1836 die ewigen Gelübde und brachte am 26. Juli 1840 sein erstes heiliges Messopfer dar. Im Jahr 1844 war er Gastmeister im Stift; im folgenden berief ihn der damalige Fürsterzbischof von Olmütz, Kardinal Sommerau-Beckh, als Professor der Religionslehre und der höheren Pädagogik an die Universität in Olmütz. Die Ereignisse des Jahres 1848 führten den sehr begabten, gelehrten und eifrigen Chorherrn, der sich 1847 den philosophischen Doktorgrad erworben hatte, wenn auch nicht in kirchlich-religiöser, so doch in politisch-nationaler Hinsicht auf Abwege. [Siehe Helfert, Die confessionelle Frage in Österreich 1848, in "Österreichisches Jahrbuch", Bd. 8, S. 166 ff.] Zeibig veröffentlichte ein Plakat, worin er die von den Slawen angestrebte staatsrechtliche Einigung Böhmens und Mährens in der heftigsten Weise angriff. Diese seine deutsche Gesinnungstüchtigkeit brachte er auch auf verschiedene andere Art zum Ausdruck. Mag er nun die Studentenschaft für seine Ideen selbst in den Predigten zu begeistern gesucht haben, wie ihm vorgeworfen wurde, oder nicht: sein Vorgehen vertrug sich entschieden nicht mit der pädagogisch-religiösen Wirksamkeit vom Katheder und von der Kanzel. Als er nun eines Tages im Professorenkollegium erschien, rief ihm der etwas zu jähe und derbe Professor des Kirchenrechtes Dr. Theodor Pachmann die Worte zu: "Sie sind ein schlechter Priester; hinaus mit ihm, wir leiden ihn nicht unter uns." Hartmann Zeibig verwahrte sich in der Schrift: "Aus dem Leben eines österreichischen Professors", von der jedoch nur der erste Teil erschien, gegen die ihm im Professorenkollegium zuteil gewordene Behandlung und gegen die teilweise auch unbegründeten oder übertriebenen Vorwürfe. Propst Wilhelm Sedlaczek sah sich natürlich genötigt, Zeibig nach Klosterneuburg zurückzunehmen. Er übertrug ihm hier das Amt eines Schatzmeisters, später ernannte er ihn zum Kooperator in Nußdorf. Von da versetzte er ihn nach kurzer Zeit in gleicher Stellung an die Stiftspfarre in Klosterneuburg, und im Jahr 1855 sandte er ihn als Pfarrverweser nach Haselbach, wo aber Zeibig schon am 3. Dezember des nächsten Jahres starb.
Seit seiner Rückkehr von Olmütz widmete sich Dr. Zeibig neben den Amtspflichten ganz und gar der Geschichtsforschung und wurde so ein würdiger Nachfolger eines Wilibald Leyrer, eines Alois Schützenberger und Maximilian Fischer. Von der neugegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien tatkräftigst unterstützt, leistete er in den wenigen Jahren bis zu seinem Tod auf dem Gebiet der Geschichtsforschung erstaunlich viel. Da ihm Fähigkeit und Gelegenheit gegeben waren, suchte er auch jener billigen Forderung gerecht zu werden, die er in der Vorrede eines seiner Werke selbst aussprach: "Unser theures Vaterland hat ein gegründetes Recht, von seinen geistlichen Körperschaften ganz vorzüglich die Förderung seiner Geschichte zu erwarten." Besonders anregend wirkte auf Zeibig ein der Verkehr mit den begeistertsten Geschichtsforschern seiner Zeit, wie Pfeiffer, Camesina, Helfert, Karajan, Keiblinger usw. Verschiedene wissenschaftliche Vereinigungen des In- und Auslandes ernannten ihn zu ihrem Mitglied. Der Kaiser lohnte ihm seine Verdienste durch die Verleihung der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften empfand seinen frühen Tod schwer. Mit Bedauern schrieb die Redaktion der "Fontes Rerum Austriacarum": "Viel zu früh rief ihn der Herr vom Schauplatze seiner Tätigkeit."
Werke
- Priester und Volk. (Eine Primizpredigt.) Wien 1843, Carl Ueberreiter, 8°.
- St. Benedict. (Predigt. Vorgetragen in der Stiftskirche zu den Schotten in Wien am 21. April 1844). Olmütz 1845, Alois Skarnitzl.
- Vita Beati Hartmanni primi Praepositi Claustroneoburgensis, postea Episcopi Brixinensis, autore Anonymo Claustroneoburgensi. [Cf. H. R. v. Zeißberg, Zur Kritik der Vita B. Hartmanni Episcopi Bixinensis. Im "Archiv für österr. Geschichte" der K. Akademie der Wissenschaften. 56 B. Wien 1878, Gerold. S. 449 ff.] Saec. XII. Ad fidem codicum Claustroneoburgensium ed. Hartm. Zeibig. Olomucii 1846. Ed. Hölzel.
- Was ist nun unsere Pflicht? (Predigt beim akad. Gottesdienste der Hochschule Olmütz am 19. März 1848.) Olmütz 1848, Hölzel, 8°.
- Eine deutsche Sage. (In Gedichtform.) Wien 1848, Braumüller.
- Aus dem Leben eines österreichischen Professors. I. Olmütz 1848, Skarnitzl. (Die Fortsetzung unterblieb.)
- Des Meissauers Schuld und Strafe. Sylvesterspende [Durch die sogenannten Sylvesterspenden beabsichtigte eine Vereinigung begeisterter Geschichtsforscher in Wien, von denen Keiblinger, Camesina, Pfeiffer, Karajan und Helfert genannt seien, die Pflege der Geschichtsforschung zu fördern.] 1852.
- Mittheilungen aus dem Klosterneuburger Archive. Sylvesterspende 1853. Vita beati Hartmanni ad fidem codicis Roschmannii. Viennae 1855, typ. L. C. Zamarski.
In Dr. Robert Naumanns "Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur", Leipzig 1840 ff., T. O. Weigel, erschien von Zeibig:
- Aehrenlese merkwürdiger Inscripte aus den Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. X (1849), S. 266 ff. und B. XI, S. 121 ff.
- Die deutschen Handschriften der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. B. XI, S. 101 ff. und S. 123 ff.
- Lobgedichte auf die heilige Jungfrau. B. XI, S. 189 ff.
- Melanchthon's Autograph der: "Loci Communes." B. XI, 190 f. [Handschrift in der Universitätsbibliothek Olmütz. In der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg befindet sich ein Brief Melanchthons an Brentius.]
In den Publikationen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gab Zeibig heraus, und zwar:
a) Im "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen"
- Die Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg. Ein Beitrag zur österreichischen Literaturgeschichte. III. Jahrg. (1850), 2. Heft.
- Die kleine Klosterneuburger Chronik (1322–1428). IV. Jahrgang. (1851), 3. Heft.
- Das Klosterneuburger Todtenbuch. VII. Jahrg. 4. Heft.
- Urkundenbuch der Stadt Klosterneuburg (1298–1565). IV. Jahrg., 4. Heft. (Diese Arbeit und die zwei vorhergehenden erschienen auch selbständig unter dem Titel "Monumenta Claustroneoburgensia".)
- Die Familienchronik der Beck von Leopoldsdorf. VIII. Band, 2. Hälfte (Seit 1851 wurde das "Archiv f. K. ö. G." in Bänden herausgegeben.)
- Beiträge zur österreichischen Geschichte aus dem Klosterneuburger Archive. IX. B., 2. Hälfte. (Sie enthalten: Die Babenberger Chronik von Österreich 1386–1458; Ordnung der deutschen Landsknechte in Spanien 1552; Verhältnisse Ungarns zu Ferdinands I. Zeit.)
- Der Ausschuß-Landtag der gesammten österreichischen Erblande zu Innsbruck 1518, nebst Urkunden zur Geschichte österreichischer Landtage aus den Jahren 1509–1540. XIII 8., 2. Hälfte.
b) In den "Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissenschaften, phil.-histor. Klasse":
- Acten das Costnitzer und Baseler Concil betreffend. VI. Band.
- Beiträge zur Geschichte der Wirksamkeit des Baseler Concils in Österreich. VIII. B.
- Zur Erinnerung an den vaterländischen Geschichtsforscher Willibald Leyrer, Archivar des Chorherrenstiftes Klosterneuburg. X. B.
c) Im "Notizblatt der Kais. Akademie der Wissenschaften":
- Zur österreichischen Literaturgeschichte Unter der Enns. S. Band II, 1852.
- Die Quellen zur Geschichte der großen Kirchenversammlungen des 15. Jahrhunderts in den Handschriften der Klosterneuburger Bibliothek. Bd. II.
- Die Handschriften der Classiker in der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg. Bd. II.
- Die historischen Handschriften derselben Sammlung. Bd. III, 1853.
- Zur Geschichte der Gesandtschaft des Königs Ladislaus Posthumus nach Rom im Jahre 1453. Bd. III.
- Aufzeichnungen der Klosterneuburger Stiftsdechante in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bd. IV, 1854.
- Beiträge zur Geschichte der ständischen Verhältnisse in Österreich Unter der Enns 1510–1540. Bd. V, 1855.
- Zur Geschichte der landesfürstlichen Stadt Eggenburg. V.-O.-M.-B. Bd. V, 1855.
- Briefe aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. VI. und VII. Bd. 1856–1857.
d) In den "Fontes rerum Austriacarum" 2. Abt.:
- Das Stiftungsbuch des Klosters St. Bernhard. Mit 2 lith. Beilagen. VI. Bd.
- Copeybuch der gemainen Stadt Wien 1454–1464. VII. Bd.
- Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg bis zu Ende des 14. Jahrhunderts. (Mit der Einleitung: "Das Stift Klosterneuburg in seinem innern und äußern Leben bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.") X (1857) u. XXVIII. Bd. (1868).