Sacra.Wiki Norbert Heermann

Norbert Heermann

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Norbert Heermann, * 27. November 1629 in Magdeburg (Sachsen), † 26. Mai 1699, erhielt bei der Taufe den Namen Enoch.

Leben

Klostereintritt und Ausbildung

Im schönsten Jünglingsalter trat er, durch die Neigung zum Ordensstand und durch den Ruf des Stiftes Klosterneuburg bewogen, in die Lieblingsstiftung des heiligen Leopold ein (7. Mai 1649) und empfing dort am 24. Mai 1649 mit dem Klosternamen Norbert das Ordenskleid der Augustiner-Chorherren. Propst Bernhard II. Schmeding sandte den überaus begabten Kleriker, der am 12. Juni 1650 die Ordensgelübde abgelegt hatte, am 26. November 1651 zum Studium der Theologie und Philosophie an die Universität Wien. Dieser erlangte am 7. Mai 1653 den Grad eines Bakkalaureus der Philosophie und feierte am 6. April 1654 seine Primiz. Nachdem er die philosophischen Studien beendet hatte und öffentlich zum Magister (Doktor) der Philosophie promoviert worden war (3. September 1654), genoß er noch bis 1658 an der Wiener Hochschule eine sorgfältige theologische Ausbildung, worauf er in das Stift zurückkehrte (September 1658).

Administrator von Forbes/Borovany

Allein nur wenige Tage mehr verbrachte er in seinem Mutterhaus, denn schon im Oktober dieses Jahres übersiedelte er auf den Wunsch des Propstes Bernhard II. mit sechs Mitbrüdern in das böhmische Stift Forbes (Borovany), welches seit seiner Neuerrichtung durch den Klosterneuburger Propst Bernhard I. Waiz im Jahre 1631 noch nicht die Selbstständigkeit erlangt hatte und von dem jeweiligen Vorsteher des Stiftes Klosterneuburg geleitet wurde, während die Hausgeschäfte ein von diesem bestimmter Administrator führte. Norbert Heermann bekleidete das Amt eines Administrators von Forbes bis zum 15. Juli 1660; es wurde ihm nun das gleichfalls unter Bernhards II. Leitung stehende und mit Klosterneuburger Chorherren besetzte Stift Wittingau anvertraut.

Propst von Wittingau

Um die große Abhängigkeit des Klosters, die Heermann in seiner rastlosen Tätigkeit um das Wohl des Hauses sehr behinderte, zu beheben, entließ Propst Bernhard II. seine in Wittingau befindlichen Chorherren aus dem Klosterneuburger Konventsverband. Zu gleicher Zeit wurde auch das Chorherrenstift Forbes unter einem anderen Mitglied des Stiftes Klosterneuburg, Georg Jaud, selbständig. Kaiser Leopold I. ernannte den Administrator Norbert zum Propst von Wittingau. Er wurde am 11. März 1663 feierlich installiert. Die Wittingauer Herrschaft machte ihm die Rechte und Einnahmequellen streitig; es entstand zwischen ihm und der Herrschaft eine Feindschaft, die sich derart steigerte, daß ein Bediensteter der Wittingauer Herren es sogar einmal versuchte, Heermann bei einem Spaziergang zu erschießen. Er besserte die finanziellen Verhältnisse des Hauses und verhalf ihm zu einigem Wohlstand. Aber auch das geistliche und wissenschaftliche Leben trieb im Kloster Wittingau unter Heermanns Regierung schöne Blüten. Heermann verstarb schließlich am 26. Mai 1699. Er wurde vor dem Hochaltar der Wittingauer Stiftskirche beigesetzt, in welcher die Chorherren seit 1714 alljährlich am Vortag des Festes St. Norberti ein Seelenamt für ihn abhielten.

Urheberschaft der Rosenbergschen Chronik

Matthäus Klimesch bezeichnet auf Grund eingehender Untersuchungen Propst Norbert als den Verfasser der Rosenbergschen Cronica, einer bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts reichenden Geschichte jenes Adelsgeschlechts, die das Kloster Wittingau gründeten.[1] Allerdings ist nach Klimesch diese Chronik nicht eine Originalarbeit Heermanns, sondern sie entstand aus zwei tschechisch geschriebenen Vorlagen, die er ins Deutsche übersetzte und an wenigen Stellen erweiterte und redaktionierte. Die Hauptvorlage war das vom letzten Archivar des Hauses Rosenberg Wenzel Březan verfasste Werk: Rosenberské kroniky krátký a summovy výtach. Gegen die Autorschaft Heermanns ist František Mařes aufgetreten,[2] und dessen Meinung schließt sich auch Dvořak in einer 1900 veröffentlichten Rezension[3] ebenfalls anschloss.

Werke

  • "Roßenbergische Cronika, in welcher beschrieben wirdt, was die Herrn von Roßenberg vnd wohero si vndt von wannen sie in dießes Böhmerlandt vndt wie gleich in dieße Gegendt kommen seindt, was ihr erster Zustandt, ihres Auffnehmbens sowohl an Güttern, Land vndt Leuthen, Herrschaften, als auch Landtsdignitäten vndt Vornehmligkeit, wie von heroischen vndt politischen, ja auch vornehmbist militarischen Thatten geweßen, vndt wie die auch zu Erhaltung ihres so hochansehentlichen fürstlichen Haußes vndt Potentet untter einander ein ordentliches Regiment vndt Articklsbrief zu der Succession nothwendig vndt wohl recht gestiefft, demselben nachgelebt vndt gleich einer Richtschnur nach sich gehalten vndt also in alle Weege vor allen andern des Königreiches vornehmbsten Magnaten vndt Herren des Landes sie, die von Roßenberg das wohlmeritirte Prae vndt Vorzug, das ist die forderiste Stelle nach denen Königen neben andern großen königlichen Gnaden erworben, genossen vndt bies zum Ende erhalten, mit einem unsterblichen Lob vndt Ruhm, massen dan ein güttiger Leßer aus dießer kurtzen und einfältiger jedoch wahrhaffter, aus dessen getreuen hinterlaßenen Memorien allein umb der Einfältigen willen gezognen Verfaßung ableßendt wird ferner mögen vernehmben vndt dießer Simplicität oder Einfalt günstlichen verzeihen."
  • Matthäus Klimesch [Hg.]: Norbert Heermann's Rosenberg'sche Chronik. Prag 1897.

Literatur

  • Berthold Bretholz: Die historische Literatur Böhmens, Mährens und Oesterreichisch-Schlesien 1898–1899. In: Mitteiligungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 22 (1901) S. 152–183, hier: 162, 172. (Digitalisat)
  • Anna Kubíková: Rožmberské kroniky. Krátky a summovní výtah od Václava Březana. Veduta, České Budějovice 2005.

Einzelnachweise

  1. Das Augustiner-Chorherrenstift Wittingau wurde im Jahre 1367 von den Brüdern Peter, Jodok, Ulrich und Johann von Rosenberg gegründet.
  2. František Mařes: Rez. von Dr. M. Klimesch, Norbert Heermann, Rosenberg'sche Chronik. In: Český Časopís Historicky 5 (1899), S. 123f. (Digitalisat)
  3. Dvořak: Rez. von Klimesch Matthäus, Nobert Heermanns Rosenbergische Chronik. Prag 1898. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 21 (1900), S. 382. (Digitalisat)
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