Sacra.Wiki Liste der Pfarren des Stiftes Rottenmann

Liste der Pfarren des Stiftes Rottenmann

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Spitalkirche Maria am Rain

Das Stift war vor den Stadtmauern von Rottenmann beim Spital Maria am Rain gegründet worden und ihm die Spitalkapelle zur hl. Maria als "Stiftskirche" übergeben worden. Die Kapelle hatte 1341 Ritter Marchward von Rottenmann erbaut und bestiftet. Sie diente den ersten Chorherren von 1455 bis 1480 als Gottesdienststätte. In ihr wurde 1475 als erstes und einziges Stiftsmitglied Propst Ulrich von Konstanz begraben. Nach der Transferierung des Klosters in die Stadt wurde sie wieder zur einfachen Kapelle und der Kollegiatkirche St. Nikolaus inkorporiert.

Pfarrkirche St. Nikolaus in Rottenmann

Die Pfarrkirche St. Nikolaus in der Stadt Rottenmann war ursprünglich (1266) Filiale der Mutterpfarre Lassing, hatte sich aber bereits 1320, vielleicht infolge der Stadterhebung Rottenmanns, als Pfarre selbständig gemacht und Lassing zu seiner Filiale herabgedrückt. 1455/56 erwirkte Kaiser Friedrich III. beim Papst die Inkorporation der eigentlich erzbischöflich-salzburgischen Pfarre in die Kanonie. Dies geschah nicht ohne Schwierigkeiten, denn der Abt von Ossiach und gleichzeitige Erzbischof von Tiberias Benedikt Sibenhirter hatte auf die Pfarre eine Expektanz. Ebenso waren die Bürger der Stadt und Bauern der Umgebung gegen die Übertragung ihrer Pfarrkirche an das neue Stift, wobei es zu Handgreiflichkeiten gegen die Chorherren kam, die von kaiserlichen Söldnern geschützt werden mussten. Mit einem weiteren Interessenten der Pfarre konnte sich das Stift vergleichen. 1462 war auch Salzburg mit der Inkorporation einverstanden, jedoch nur unter drei Bedingungen: jeder neu gewählte Propst hatte sich um die Zustimmung zur Ausübung der Seelsorge an der Pfarrkirche beim Erzbischof zu bemühen, ohne deren Exemtion anzustreben, das Stift hatte jedem neuen Erzbischof das subsidium caritativum (1466: 17 Dukaten) zu zahlen sowie am Rupertitag (24. September) an Salzburg zwei Pfund Pfennige gängiger Münze zu reichen. Ab diesem Zeitpunkt blieb das Stift im ungestörten Besitz der Pfarre. 1480 wurde das Stift in die Stadt übertragen und die bisherige Pfarrkirche zur Konvent- und Kollegiatkirche erhoben. Im 16. Jahrhundert musste das Stift dem Freiherrn Hans Hoffman nach unglücklichem Streit vertraglich die Vogtei über die Pfarren Lassing, Irdning, Rottenmann und Oppenberg zuerkennen und durfte die Pfarren nur im Einvernehmen mit ihm besetzen. Dadurch erhielten diese Pfarren während der Hochblüte des Protestantismus in der Steiermark protestantische Pfarrer. Erst die Gegenreformation unter Erzherzog Ferdinand II. beendete die Bevormundung durch die protestantischen Hoffman und das Stift konnte seine Pfarren wieder ungestört mit Seelsorgern versorgen. Zur Bekehrung der zahlreichen Geheimprotestanten des Ennstales richtete man 1756 in Rottenmann ein "Konversionshaus" ein, das der Chorherr Johann Anton Martin Possauko leitete, der vorher Missionar in Tauplitz und Pürgg gewesen war. Joseph Anton Haring aus Vorau, Pfarrer in Lassing, dann in Irdning und ab 1757 Administrator und Dechant von Rottenmann, wirkte 1751 als Religionskommissär für das untere Ennstal, um die Geheimprotestanten aufzuspüren.

Pfarre St. Jakob in Lassing

Möglicherweise wurde mit der Schenkung des Edelhofes von Lassing 1036 an den Erzbischof bereits eine Eigenkirche übergeben, zumindest richtete Salzburg vor 1150 eine Pfarre Lassing ein, zu deren Sprengel die Kirchen St. Nikolaus in Rottenmann und St. Veit in Liezen gehörten. Um 1320 kehrte sich das Rechtsverhältnis zwischen Lassing und Rottenmann um und Lassing sank zur Filiale Rottenmanns herunter. 1357 übte erstmals der Pfarrer von Rottenmann das Präsentationsrecht über Lassing aus, dessen Pfarrer bisher Lehensherr über die Rottenmanner Kirche gewesen war. Die Einnahmen der Pfarre waren bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bescheiden: jährlich 7 Gulden und je 8 Metzen Korn und Hafer, sie besaß weder einen Zehent noch einen Acker oder eine Wiese. Erst ein späterer Pfarrer hat für die Vermehrung der Pfarreinkünfte gesorgt. Seit 1455 stand die Präsentation des Pfarrers an den Salzburger Erzbischof dem Stift zu und wurde von diesem auch wahrgenommen, doch gab es 1475 Schwierigkeiten mit dem Kaiser. 1515 erreichte Rottenmann über Intervention des Kaisers vom Papst die Inkorporation der Pfarre, womit dem armen Stift finanziell geholfen werden sollte. Mit Lassing kamen auch die Kirchen von Liezen und Oppenberg an das Stift. Die päpstliche Bulle gestattete dem Stift, die Seelsorge in Lassing nach Belieben durch Chorherren oder Weltpriester ausüben zu lassen. Während der evangelischen Zeit bevogteten die Freiherrn Hoffman die Pfarre und hielten einen evangelischen Prädikanten. Erst nach längeren Bemühungen gelang es dem Propst 1597, Lassing wieder mit einem katholischen Priester zu besetzen. Ab dem 17. Jahrhundert waren bis zur Aufhebung des Stiftes stets Chorherren Pfarrer in Lassing.

Pfarre St. Veit in Liezen

Über die Gründung der Kirche wusste Propst Kendlmayr nichts Genaues, ihre Geschichte reicht aber bis 1150 zurück (Jahreszahl am nördlichen Ziffernblatt der Turmuhr). Sie war eine Filiale von Lassing, von wo aus ein Kaplan die Seelsorge und Gottesdienste besorgte. 1357 und 1425 stifteten die Liezener je eine Wochenmesse, um öfter einer Messe beiwohnen zu können. Altarweihen fanden 1424 und 1513 statt, sodass die Kirche im zuletzt genannten Jahr neben dem Hochaltar vier Altäre besaß. Vermutlich im 15. Jahrhundert erfolgte der Umbau der Kirche. Mit Lassing wurde auch St. Veit in Liezen dem Stift inkorporiert. In der Barockzeit hat das Stift die (um 1614 Pfarre genannte) Kirche mit Chorherren besetzt. 1681 wurde Liezen selbständige Pfarre. 1777 schuf Johann Martin Schmidt aus Krems das Hochaltarbild, das Martyrium des hl. Veit darstellend. Die heutige Kirche wurde 1911/12 erweitert und mit einem der Gotik nachempfundenen Sternrippengewölbe ausgestattet. Nordöstlich auf dem Hang des Salberges liegt die wahrscheinlich um 1720 erbaute Kalvarienbergkirche.

Pfarre Mariä Geburt in Oppenberg

1230 hieß der Ort noch Noppenberg und die Kirche dürfte bis in diese Zeit zurückreichen, wird aber erstmals 1403 urkundlich genannt. Damals gehörte die Kirche als Filiale, später als Vikariat zur Pfarre Irdning, dessen Pfarrer das Präsentationsrecht über Oppenberg zustand. Im Spätmittelalter erlangte der Ort durch den Bergbau besondere Bedeutung. Auf den Reichtum der Knappen in der Spätgotik wird auch der aus dieser Zeit stammende Chor des Gotteshauses und ein Teil der qualitätvollen Ausstattung zurückgeführt. 1505 wird Oppenberg vom Salzburger Erzbischof als Pfarre angesprochen, in landesfürstlichen Schreiben von 1518 bis 1569 aber nur Filialkirche genannt, ebenso im Visitationsprotokoll von 1545. 1515 mit Lassing dem Stift inkorporiert und später mit Chorherren besetzt, hatte die Kirche eine alte Tradition als Ziel von Wallfahrten. Erst um 1705 soll die bis dahin bestandene Abhängigkeit von Irdning gelöst worden sein. Oppenberg wird von Lassing aus seelsorglich betreut.

Pfarre St. Peter und Paul in Irdning

Sie ist eine sehr alte (die älteste?) Pfarre des oberen Ennstales, genannt um 1145. Kollator war der Erzbischof von Salzburg. Die Pfarre warf reiche Einkünfte ab und galt daher als begehrtes Benefiz, das sich der Heilige Stuhl zur Vergabe vorbehielt. Deshalb waren ihre Inhaber durchwegs hohe, sehr prominente Kleriker, darunter bis 1457 Aeneas Silvius Piccolomini, seit 1458 Papst Pius II., und bis 1503 dessen Neffe Francesco Piccolomini, als Pius III. Papst des genannten Jahres. 1514 resignierte der damalige Pfarrer von Irdning, weil er ins Stift Spital am Pyhrn eintreten wollte, seine Pfründe zugunsten der Rottenmanner Chorherren, worauf Kaiser Maximilian I. in Rom die Inkorporation der Pfarre in das Stift Rottenmann mit der Begründung, dieses sei sehr arm an Einkünften, betreiben ließ. Noch im selben Jahr erging die päpstliche Bewilligung der Inkorporation. Die Auslagen für die Bulle aus Rom und alle anderen damit verbundenen Schritte kosteten das Stift ein kleines Vermögen. Diesem blieb es freigestellt, die Seelsorge Stifts- oder Weltpriestern zu übertragen. Damals gehörten zu Irdning die Filialen St. Johann in Hohenberg (Mitterberg) und Oppenberg, weiters die 1752 als Missionsstation gegen den Protestantismus gegründete Lokalkaplanei Heiligenkreuz in Tauplitz und seit 1753 die als Vikariat errichtete Kirche St. Patriz und St. Leonhard in Donnersbachwald.

Kirche St. Georg in St. Georgen bei Rottenmann

Die Kirche ist wesentlich älter als die Pfarrkirche Rottenmann, weshalb St. Georg als "Alt Rottenmann" bezeichnet wurde. Im Jahr 930 weihte der Salzburger Chorbischof Chotabert dem hl. Georg eine Kapelle für die dort ansässige bäuerliche Bevölkerung. 1277 war die Kirche eine Filiale von Lassing. Später mehrmals umgebaut, erweitert und renoviert, erhielt die Kirche einen Flügelaltar vom berühmten Meister Lienhart Astl. Mit der Pfarre Lassing kam auch diese Kirche an das Stift Rottenmann.

Kapelle zum hl. Michael bei der Stadtpfarrkirche Rottenmann

Um die Pfarrkirche Rottenmann befand sich früher ein Friedhof mit einem Karner und der Michaelskapelle. Letztere wurde um 1431 von einem Rottenmanner Bürger errichtet und 1432 vom Chiemseer Bischof geweiht. Mit der Pfarre St. Nikolaus kam auch die Kapelle in den Besitz des Stiftes. 1624 versammelten sich die damals im Stift lebenden vier Chorherren und die zwei salzburgischen Wahlkommissäre in dieser Kapelle, wobei die Chorherren erklärten, wegen ihrer kleinen Zahl keinen Propst wählen, sondern diesen postulieren zu wollen. Bei der Aufhebung des Stiftes wurde die Kapelle profaniert und bis 1973 für verschiedene Zwecke genutzt. In diesem Jahr wurde sie ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder zurückgegeben und dient seither als Wochentags- und Winterkirche.

Literatur

  • Kirchengesch. d. Stmk., 215.
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