Jakob III. Ruttenstock
Ansichten
Aktionen
Namensräume
Varianten
Werkzeuge
Name | Jakob Ruttenstock |
---|---|
Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 10.02.1776 |
Geburtsort | Wien |
Einkleidung | 06.10.1795 |
Profess | 30.03.1800 |
Primiz | 08.09.1800 |
Sterbedatum | 22.06.1844 |
Sterbeort | Klosterneuburg (Niederösterreich) |
Institution | Stift Klosterneuburg |
Funktion | Chorherr |
GND | http://d-nb.info/gnd/104078944 |
Quelle | Berthold Otto Černík: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 234–237. (Digitalisat) |
Jakob III. Ruttenstock, * 10. Februar 1776 in Wien, † 22. Juni 1844, war Doktor der Theologie h.c., Chorherr und von 1830-1844 Propst des Stiftes Klosterneuburg.
Leben
Ruttenstock erhielt seine Gymnasial- und philosophische Bildung im Kollegium St. Anna und an der Hochschule in Wien. Am 6. Oktober 1795 trat er im Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg das Noviziat an. Nach Ablauf des Probejahres begann er an der stiftlichen Hauslehranstalt die theologischen Studien. Er beendete sie auf der Hochschule in Wien, da die Hauslehranstalt des Stiftes damals nur die zwei ersten Jahrgänge der Theologie hatte. Am 30. März des Jahres 1800 legte Ruttenstock die feierliche Profess ab und am 8. September desselben Jahres feierte er die Primiz. Er kam 1801 als Pönitentiar nach Hietzing und von hier als Kooperator und Katechet an die Stiftspfarre Klosterneuburg, wo er von November 1802 bis Oktober 1804 wirkte. Propst Gaudenz Dunkler ernannte ihn im Oktober des Jahres 1804 zum Professor für Kirchengeschichte und kanonisches Recht an der theologischen Lehranstalt des Stiftes (bis 1811), zwei Jahre später (1. Oktober 1806 bis 1811) auch zum Magister novitiorum.
Als im Jahr 1809 der Kirchengeschichtsprofessor der theologischen Fakultät in Wien, der k. k. Hofkaplan Vinzenz Darnaut [Die Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg verwahrt von Darnaut mehrere kirchengeschichtliche Arbeiten im Manuskript], wegen Kränklichkeit seine Lehrtätigkeit unterbrach, wurde Ruttenstock als Supplent der Kirchengeschichte an der theologischen Fakultät der Universität Wien berufen (1809-1810 und 1811). Nach seiner Rückkehr ins Stift übernahm er am 1. November 1811 das Amt eines Stiftspfarrers und Direktors der stiftlichen Schulen (1811-1813); doch 23 Tage später musste er sich neuerdings an die theologische Fakultät in Wien begeben, um die Kirchengeschichte zu supplieren. Im September 1813 wurde er ordentlicher Professor der Kirchengeschichte an der theologischen Fakultät der Wiener Universität und 1817 k. k. Zensor der theologischen Bücher. Ruttenstock versah dieses Lehramt bis zum Jahr 1830, in welchem ihn seine Mitbrüder zum Vorsteher des Stiftes erwählten. Die Wahl Ruttenstocks zum Propst des Stiftes Klosterneuburg fand am 8. Juni 1830 statt (benediziert wurde er am 9. Juni 1830), er setzte aber seine Vorlesungen bis zu Ende des Studienjahres 1830 fort und hielt noch die Schlussprüfungen mit seinen Hörern.
Im nächsten Jahr erschien der erste Band seiner Institutiones historiae ecclesiasticae, an denen er lange Zeit hindurch gearbeitet hatte. Bis 1834 folgten noch zwei weitere Bände. Der vierte, der das Reformationszeitalter vollständig behandelt, blieb ungedruckt. Die Resonanz auf Ruttenstocks Werk war in Fachkreisen durchwegs positiv.
Kaiser Franz I. ernannte Propst Ruttenstock wegen seiner Verdienste in den Wissenschaften am 6. August 1832 zum Referenten der k. k. Studienhofkommission über die Gymnasialstudien in Niederösterreich und zum Beisitzer der k. k. Studienhofkommission. Er verlieh ihm auch den Titel eines k. k. Regierungsrates als Direktor dieser Studien in Österreich unter der Enns (beides 1832-1842). 1833 wurder er auch Direktor der orientalischen Akademie. Die österreichischen Stände wählten ihn zu ihrem Verordneten. Die Universität von Wien, die ihn – wie die von (Buda-)Pest – unter die Zahl ihrer Theologiedoktoren aufgenommen hatte, zeichnete ihn am 30. November 1838 mit der Würde eines Rektor magnificus aus.[1]
In seiner Amtszeit als Propst Ruttenstock kam es zu größeren baulichen Veränderungen im Stift: Er ließ die Stiftskirche renovieren, er führte den von Propst Ernest Johannes Perger begonnenen Neubau des Stiftes weiter, sodass wenigstens ein Viertel des projektierten Prachtgebäudes vollendet wurde, er verlegte die Bibliothek in das neue Gebäude und wies in diesem einem Teil der Chorherren Wohnungen an. Auch der große Ziergarten beim Stift, die Kirche und die Schule in Floridsdorf und die Schule in Gaudenzdorf waren dem eifrigen Vorsteher zu verdanken, welcher im Jahr 1842 für sein segensreiches Wirken mit dem Ritterkreuz des Leopoldsordens geziert wurde. Schon damals, als Kaiser Ferdinand I. dem Propst auf diese Weise seine Anerkennung ausdrückte, zehrte an ihm eine Krankheit, von der er sich nicht mehr erholte. Am 22. Juni 1844 starb er unter den Tränen seiner Mitbrüder. Am 25. Juni 1844 wurde er auf dem Friedhof der Oberen Stadt in Klosterneuburg begraben, der im selben Jahr errichtet worden war, und am 25. Juni 1846 in der Chorherrengruft unter der vom Stift erbauten Friedhofskapelle beigesetzt. Der Totenbrief schreibt über Ruttenstock:
"Externo autem Canoniae statui consulens nunquam omisit internae ejus vitae moralique totius corporis perfectioni sedulam impendere curam, quum cordi fuerit Jacobo optimo Praesuli, ut vitae regularis Spiritus in omnibus atque singulis continuo foveretur, ut studia sacra colerentur et laete efflorescerent, ut cum cordis pietate literarum quoque amorem conjungerent, et quidquid bonum, quidquid honestum atque decorum in vita omnes sentirent, omnibus se ipsum praebens bonorum operum exemplum in verbo, in conversatione, in charitate, in fide, in castitate. Ita, quemadmodum probe et juste vixerat etiam vitae curriculum confecit, vir literarum amans omni eruditionis genere clarus, dignitate conspicuus, urbanus atque affabilis, ab omni fastu et arrogantia alienissimus, et quamvis hilaris inter hilares, amicus tamen vere religionis et sibi relictus ad seria proclivior, fratribus sincerus frater, amicis fidelissimus amicus, suorum benevolus et sapiens frater."
Werke
- Institutiones historiae ecclesiasticae. 3 Bände. Wien 1832–1834. (Digitalisat von Band 1)
- Predigt, gehalten an dem Festtage der heiligen Elisabeth bey den ehrwürdigen Elisabethinerinnen auf der Landstraße, den 20. November 1814. Wien 1814. (Digitalisat)
- Predigt am heiligen Ostersonntage. (In der k. k. Hofpfarre bey St. Michael gelegentlich der Jubelfeier des P. Don Constantin Sommer.) Wien 1819.
- Predigt am Feste der Himmelfahrt Christi. Vorgetragen in der Kirche der wohlehrwürdigen EE. PP. Franziskaner zum H. Hieronymus bey Gelegenheit der priesterlichen Jubelfeyer der Hochwürdigen Herrn P. Victor Bischoff, Guardian des Conventes. Wien 1819. (Digitalisat)
- Predigt über die Wahrheit. Unser ganzes Leben sey ein beständiger Gottesdienst. Gehalten am 21. November 1824 in der Pfarrkirche zum heiligen Leopold in der Leopoldstadt in Wien. In: Predigten abgehalten in der Hauptpfarrkirche zu St. Leopold in der Leopoldstadt während der Säcularfeyer der Kirchweihe am 14., 15. und 21. November 1824. Wien 1825. (Digitalisat)
- Rede gehalten im Consistorialsaale der k. k. Universität in Wien am 1. Oktober 1839 bei der feierlichen Aufstellung des Bildes seiner Excellenz des Herrn Grafen Anton Friedrich Mittrovsky von Mittrowitz und Nemischl. Wien 1839. (Digitalisat)
- Von der innigen Verbindung des Christen mit seinem göttlichen Heilande. Predigt, vorgetragen am Pfingstmontage den 23. Mai 1825. In: Drei und dreissig Predigten vorgetragen in der Kapelle des Kranken-Institutes für Handlungs-Commis in Wien bei Gelegenheit des jährlich abgehaltenen Patronatsfestes dieses Instituts. Hg. von Johann Nepomuk Pally, Wien 1845, S. 133–146. (Digitalisat)
Literatur
- Gregor Klapczynski: Katholischer Historismus? Zum historischen Denken in der deutschsprachigen Kirchengeschichte um 1900. Heinrich Schrörs – Albert Ehrhard – Joseph Schnitzer. Stuttgart 2013, S. 205f.
- Thomas Naupp: P. Benedikt (Andreas) Feilmoser (1777–1831) vom Benediktinerstift Fiecht. Ein aufklärerischer Geist an den Universitäten Innsbruck und Tübingen. In: Tiroler Heimat. Zeitschrift für Regional- Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols 83 (2019), S. ## (zur Rolle Ruttenstocks als Zensor).
- Josef Pritz: Franz Werner, ein Leben fuer Wahrheit in Freiheit. ein Beitrag zur Geistes- und Theologiegeschichte Oesterreichs im 19. Jahrhundert. Wien 1957, S. 144 (zu Ruttenstocks Verbindungen in akademischen Netzwerken).
- Floridus Röhrig: Art. Ruttenstock, Jakob (Jakob). In: Österreichisches Biographisches Lexikon. Band 9 (1988), S. 340. (Digitalisat)
- Leopold Streit: Das Chorherrenstift Klosterneuburg unter dem Propste Jakob Ruttenstock (1830 bis 1845). In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg N.F. 8 (1973), S. 57–177.
- Anton Wappler: Geschichte der Theologischen Fakultät der k. k. Universität zu Wien. Festschrift zur Jubelfeier ihres fünfhundertjährigen Bestehens (Wien 1884), S. 266f., 447. (Digitalisat)
- Anton Weiß: Ruttenstock, Jakob. In: Allgemein Deutsche Biographie (ADB). Band 30 (1890), S. 52f. (Digitalisat)
Weblinks
- Portrait von Jakob Ruttenstock (1776–1844) auf 650 plus – Geschichte der Universität Wien
Einzelnachweise
- ↑ Über die damit verbundene Festlichkeit siehe Taschenbuch der Wiener Universität für das Jahr 1839, S. 246 ff.