Josef Schmidberger
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Name | Josef Schmidberger |
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Geschlecht | männlich |
Geburtsdatum | 04.11.1773 |
Geburtsort | Urfahr bei Linz (Oberösterreich) |
Einkleidung | 18.09.1796 |
Profess | 19.10.1798 |
Primiz | 14.09.1800 |
Sterbedatum | 10.08.1844
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Funktion | Chorherr |
Quelle | Berthold Otto Cernik, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag (Wien 1905) S. 56-60. |
Josef Schmidberger, * 4. November 1773 in Urfahr bei Linz, † 10. August 1844. Nachdem er die Gymnasial- und philosophischen Studien zu Linz mit Auszeichnung vollendet hatte, ging er nach Wien, um Medizin zu studieren. Hier wurde er durch die beiden Jacquin, Vater und Sohn, in das Gebiet der Naturwissenschaften eingeführt, denen er für immer treu blieb. Ein Nervenfieber unterbrach seine begonnene Laufbahn und führte ihn zu dem Entschluss, im Stift St. Florian Aufnahme zu suchen. Nach erfolgter Bewilligung wurde Schmidberger am 18. September 1796 eingekleidet. Im Noviziat trieb er fleißig Botanik. Dann studierte er in Linz Theologie unter Freindaller und Geishüttner, deren er sich stets mit besonderer Liebe erinnerte. Am 19. Oktober 1798 legte er die feierlichen Gelübde ab und las am 14. September 1800 seine erste heilige Messe. Propst Michael Ziegler schickte ihn dann als Kooperator nach Ansfelden, wo er bis 1810 mit Lust und Eifer seinen seelsorglichen Pflichten oblag.
Während der drei feindlichen Einfälle von seiten der Franzosen in den Jahren 1800, 1805 und 1809 zeichnete sich Schmidberger durch Mut und Entschlossenheit aus; er rettete, was zu retten war, und erwarb sich durch seine stets heitere Laune vielfältig das Wohlwollen der feindlichen Gäste, die stets den großen Pfarrhof füllten. Gegen das Ende des Jahres 1810 wurde Schmidberger in das Stift zurückberufen, um das Küchenmeisteramt zu übernehmen. Schon in Ansfelden hatte sich der stets tätige Priester in seinen Erholungsstunden im Garten des Pfarrhofes mit Pflege der Obstbäume beschäftigt und dabei mancherlei Erfahrungen gesammelt. Als dann (1817) seiner Obsorge die Gärten des Stiftes anvertraut wurden, sah er sich um so mehr bestimmt, das Studium der Pomologie, und zwar sowohl das theoretische als auch das praktische, zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Zwar fand er schon eine Baumschule vor, allein es fehlte in derselben wie an Ordnung so auch an der natur- und kunstgemäßen Erziehung der Bäume. Schmidberger hob die Anstalt in kurzer Zeit so sehr, daß sie sich fortan eines höchst ehrenvollen Rufes selbst über Österreichs Grenzen hinaus erfreute. Viele tausend veredelte Obstbäume wurden von dieser Zeit an aus der Baumschule zu St. Florian über Österreich-Ungarn und Deutschland verbreitet. Unentgeltlich versandte er alljährlich viele tausend Pfropfreiser nach allen Seiten hin. Er bemühte sich nicht bloß, die edelsten Obstarten öfters sogar mit bedeutenden Geldopfern in seine Baumschule zu überpflanzen, sondern er war auch bestrebt, neue Arten zu erzielen. Manche sehr schmackhafte und edle neue Fruchtarten insbesondere Äpfel- und Pfirsichsorten, verdanken ihr Bestehen Schmidbergers Bemühung.
Schmidberger beschränkte sich nicht bloß auf praktische Pomologie, er studierte auch die Physiologie der Pflanzen, er war zugleich ein unermüdlicher Beobachter und suchte die Natur seiner Pfleglinge und die Gesetze ihres Wachstums und Gedeihens zu erforschen, um nach ihnen seine Behandlung einzurichten.
Neben seinen pomologischen Studien und Versuchen befaßte sich Schmidberger mit besonderer Vorliebe mit der Entomologie: er legte eine Insektensammlung an und beobachtete eifrig das Leben und Treiben dieser Tierchen, besonders derjenigen unter ihnen, welche er als gefährliche Feinde der Bäume erkannt hatte um dadurch in den Stand gesetzt zu werden, ihrem verderblichen Einflusse zu begegnen, was ihm auch vortrefflich gelang.
Als Freund jedes wissenschaftlichen Strebens war er dem Museum Francisco-Carolinum in Linz äußerst zugetan. Er förderte das Gedeihen dieser Anstalt mit Wort und Tat. Selten unterließ er es, an den Ausschußsitzungen teilzunehmen, bei den Generalversammlungen hielt er gewöhnlich Vorträge über irgendeinen Gegenstand seines Faches; eifrigst war er bemüht, dem Institut neue Mitglieder zuzuführen.
Der so rastlos tätige Chorherr fand während seines Lebens vielfache Anerkennung seines eifrigen und erfolgreichen Strebens. 1821 wurde er korrespondierendes Mitglied der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Steiermark, 1822 der k. k. Mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, 1824 wirkliches Mitglied der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, 1826 Ehrenmitglied des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten, 1828 korrespondierendes Mitglied der k. k. und ständischen Ackerbaugesellschaft in Kärnten, 1830 Ehrenmitglied der Praktischen Gartenbaugesellschaft in Frauendorf und Mitglied der Societas Naturae Scrutatorum Helvetorum, 1834 ordentliches Mitglied des Pomologischen Vereines in Brünn und Ehrenmitglied der Altenburger pomologischen Gesellschaft, 1835 korrespondierendes Mitglied der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau, 1836 Ehrenmitglied des Vereines zur Beförderung des Obstbaues in der Oberlausitz, 1839 korrespondierendes Mitglied der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien und 1840 der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft für Tirol und Vorarlberg. Die Landwirtschaftsgesellschaft in Wien verlieh ihm die Ehrenmedaille in Silber in Anerkennung „des ausgezeichneten Verdienstes um die Obstkultur überhaupt und die hierauf zunächst sich beziehende Entomologie". In der Entomologie und Pomologie wurde sein Name verewigt, indem Kollar eine Fliege, Siegel einen Apfel nach ihm benannte.
Schmidberger starb am 10. August 1844 nach einem langen Leiden, das er mit großer Gelassenheit ertragen hatte.
Werke
- Schicksale des Pfarrhofs und der Pfarre Ansfelden bey dem Einfall der Franzosen, und während ihres Aufenthalts in Österreich 1800. Einfall der Franzosen im Jahre 1805. Einfall der Franzosen im Jahre 1809. Mskr. cum XI, 541. E. in der Stiftsbibl. 28 S. 4°.
- Kurzer praktischer Unterricht von der Erziehung der Obstbäume in Gartentöpfen, oder der sogenannten Obstorangerie-Bäumchen. Linz 1820, bei Cajetan Haslinger. Gedr. bei Jos. Feichtinger's sel. Witwe. 78 S. 8°. Neue, ganz umgearbeitete Auflage 1828. 111 S. 8°.
- Leichtfaßlicher Unterricht von der Erziehung der Zwergbäume. Mit einem Anhange von der Naturgeschichte des Zweigabstechers, des grünen Spanners und des Apfel-Rüsselkäfers. Für Gärtner und Gartenfreunde. Linz 1821, bei C. Haslinger. Gedr. bei Jos. Feichtinger's, sel., Witwe. 196 S. 8°.
- Leichtfaßlicher Unterricht von der Erziehung der Obstbäume, gegeben in einer kritischen Darstellung des gegenwärtigen Zustandes der Obstbaumzucht in Österreich ob der Enns. Mit einem Anhange von der Naturgeschichte einiger den Obstbäumen schädlichen Insekten. Linz 1824, bei C. Haslinger. Gedr. bei Jos. Feichtinger's sel. Witwe. 269 S. 8°.
- Beiträge zur Obstbaumzucht und zur Naturgeschichte der den Obstbäumen schädlichen Insekten. Linz, bei C. Haslinger. Gedr. bei Jos. Feichtinger's sel., Witwe. 1. Heft 1827, 195 S.; 2. Heft 1830, 271 S.; 3. Heft 1833, 243 S.; 4. Heft 1836, 297 S. 8°.
- Leichtfaßlicher Unterricht über Erziehung und Pflege der Obstbäume. Mit zwei Steintafeln. Herausgegeben vom k. k. Museumsvereine in Österreich ob der Enns und Salzburg. Linz 1837, im Verl. des Vereines. Gedr. bei Joh. Huemer. 127 S. 8°.
- Naturgeschichte der schädlichen Insekten in Beziehung auf Landwirtschaft und Forstkultur. Auf Veranlassung der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft von mehreren ihrer Mitglieder bearbeitet, und herausgegeben von Vincenz Kollar. Wien 1837. Auf Kosten der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft. Gedr. bey Ferdinand Ullrich. VIII und 421 S. 8°. Wurde auch ins Englische übersetzt. [A Treatise on Insects injurious to Gardeners, Foresters, & Farmers. By Vincent Kollar, [...] Translated [...] by J. And M. Loudon. London: William Smith, 113, Fleet Street. MDCCCXL. XVI und 377 S. 8°.] Darin von Schmidberger: der Rebenstecher, S. 170–173; der Baumweißling, der Goldafter, S. 192–207; der Großkopf, S. 209–211; die dunkelbraune Eule, der grüne Spanner, der Birnspanner, der Lindenspanner, die Obstmotte, der Apfelwickler, die röthliche Pflaumenraupe, die rothe Knospenraupe, der Pflaumenbohrer, der purpurfarbige Rüsselkäfer, der Stängelbohrer, der Apfel-Rüsselkäfer, S. 217–257; der Schmalbauch, der Rothfuß, der Garten-Laubkäfer, der Apfel-Borkenkäfer, der rothaftrige Stutz-Borkenkäfer, S. 258–273; die Pflaumensägewespe, die Birn-Blattwespe, die Pfirsich -Blattwespe, der Birnsauger, die Apfel-Afterblattlaus, die Blattläuse, die kleine und große Birnmücke, die schwarze Gallmücke, die paradoxe Birnwespe, S. 275–315 (meist Abdrücke aus den obigen Werken).
- Über den Nutzen mehrerer Insecten. Museal-Blatt 1839, Nr. 4, S. 19–20; Nr. 5, S. 28–29; Nr. 6, S. 31–32 (4°).
- Von den Ursachen des Fehlschlagens der Obsternte in den Jahren 1835 bis 1839, und einigen Mitteln dagegen. Ebd. 1840, Nr. 4, S. 14–16, Nr. 5, S. 20–21.
- Über die Lebenskraft der Goldafter-Raupen. Ebd. 1840, Nr. 20, S. 96–97.
- Von dem Instinkte der lnsecten. 4. Bericht über das Mus. Franc.-Car. 1840, 1. Lief., S. 96–112.
- Über die Obsternte 1840 in Österreich ob der Enns. Mus.-Bl. 1841, Nr. 7, S. 26–28.
- Über die Obsternte 1841 in Österreich ob der Enns. Ebd. 1841, Nr. 35, S. 142–144.
- Über den Werth des Studiums der lnsecten. (Vortrag bei der 6. General-Vers. d. Museum Franc.-Car. am 3. Aug. 1840. Ber. i. Mus.-Bl. 1840, Nr. 16, S. 73.) 5. Ber. über d. Mus. Franc.-Carol. 1841, 2. L., S. 30–40.
- Recension über: Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen, oder das Geschlecht der Pflaumen in seinen Arten und Abarten. Von G. Liegel. Verl. von Friedr. Winkler in Passau. 2 Hefte, 1838 und 1841. Mus.-Bl. 1842, Nr. 6, S. 24.
- Über die Obsternte 1842 in Österreich ob der Enns. Mus.-Bl. 1842, Nr. 36, S. 148–150.
- Von der Fürsorge Gottes für die Erhaltung der lnsecten, dass sie nicht aussterben. (Vortrag b. d. 7. General-Vers. des Mus. Franc.-Car. am 2. Aug.1841. Ber. i. Mus.-Bl. 1841, Nr. 22, S. 87.) 6. Ber. über d. Mus. Franc.-Car. 1842, 3. L., S. 48–60.
- Von den Gärten der Alten und der neueren Zeit. (Vortrag b. d. 8. allg. Vers. d. Mus. Franc.-Car. am 21. Nov.1842. Ber. hierüber: Mus.-Bl. 1842, Nr. 34, S. 139.) 7. Ber. über d. Mus. Franc.-Car. 1843, 4. L., S. 98–115.
- Über die Obsternte Österreichs ob der Enns im Jahre 1843. Mus.-Bl. 1844, Nr. 3, S. 13–14.
- Über die Blattläuse (Aphidinä). Ebd. 1844, Nr. 34, S. 136–138; Nr. 35, S. 139–140. Aus seinem lit. Nachlasse.
- Land- und Forstwirtschaft in Oberösterreich betreffend. Mskr. im Archiv des Museums Franc.-Car. 12, Fasz. 1.
- Lied von den Geheimnissen der Erlösung. Zum Gebrauche bey Bethstunden und Processionen. Nach der bekannten Arie des Dreyfaltigkeit-Liedes. Linz 1808, bey Cajetan Haslinger. 8°. [Dieses Lied scheint nicht besonders gut ausgefallen zu sein; ein noch vorhandenes Gedicht Schmidbergers: „Auf das Trinkgeld, das mir der gnädige Herr für das präsentirte Kirchenlied gab" (Mskr. XI, 541. B. der Stiftsbibl. 2 S. 4°) deutet darauf hin.]