Stift St. Andrä im Lavanttal
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Kirchliche Topographie | Das Gebiet von St. Andrä kam 860, die Pfarre St. Andrä zwischen 889 und 907 durch Schenkung des Priesters Adalolt an das Erzstift Salzburg. Für einige seiner Besitzungen erwarb das Domstift auch Burgfriede: Aigen, Fischern, Kollegg (1693 gekauft) und Reideben (seit 1693/97 beim Stift, eigener Burgfried von Bamberg erst 1755 anerkannt, dann von Kaiserin Maria Theresia dem Dompropst verliehen). In diesen übte es die niedere Gerichtsbarkeit über seine Untertanen aus. Für die Blutgerichtsbarkeit war das Landgericht Hartneidstein (Burgruine im Lavanttal) zuständig. Das salzburgische Pflegamt (Herrschaft) St. Andrä unterstand dem Vizedomamt Friesach. Der Ort St. Andrä wird 1234 Markt, 1289 erstmals Stadt genannt und gehörte bis 1805 zum Land Salzburg. Die Stadt besaß einen eigenen Stadtburgfried, der ebenfalls (noch 1697) zum Landgericht Hartneidstein gehörte.Der für das Attribut „Kirchliche Topographie“ des Datentyps Seite angegebene Wert „Das Gebiet von St. Andrä kam 860, die Pfarre St. Andrä zwischen 889 und 907 durch Schenkung des Priesters Adalolt an das Erzstift Salzburg. Für einige seiner Besitzungen erwarb das Domstift auch Burgfriede: Aigen, Fischern, Kollegg (1693 gekauft) und Reideben (seit 1693/97 beim Stift, eigener Burgfried von Bamberg erst 1755 anerkannt, dann von Kaiserin Maria Theresia dem Dompropst verliehen). In diesen übte es die niedere Gerichtsbarkeit über seine Untertanen aus. Für die Blutgerichtsbarkeit war das Landgericht Hartneidstein (Burgruine im Lavanttal) zuständig. Das salzburgische Pflegamt (Herrschaft) St. Andrä unterstand dem Vizedomamt Friesach. Der Ort St. Andrä wird 1234 Markt, 1289 erstmals Stadt genannt und gehörte bis 1805 zum Land Salzburg. Die Stadt besaß einen eigenen Stadtburgfried, der ebenfalls (noch 1697) zum Landgericht Hartneidstein gehörte.“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen. |
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Politische Topographie | Herzogtum Kärnten, seit 1748 Kreis Klagenfurt, seit 1918 Bundesland Kärnten, heute politischer Bezirk Wolfsberg. Das Chorherrenstift gehörte von der Gründung bis zu seiner Auflösung zum Metropolitansprengel Salzburg, ab 1228 zum Salzburger Suffraganbistum Lavant. Näherhin lag es im Archidiakonat Lavant, das ab 1244 bis zum Ende des Stiftes der Dompropst von St. Andrä innehatte. (Mutter-)Pfarre St. Andrä seit mindestens 1145. |
Frühere Bezeichnungen | [[Frühere Bezeichnungen::Ecclesia sancti Andree (977); ecclesia sancti Andree de Lauent (1225); in Lauent in ecclesia sancti Andree, in qua tune canonici et ordo regularis (...) extitit institutus (1228), St. Andre in dem Lauental (1307); conventus Laventinae ecclesiae (1336); probst und gotzhaus ze Lavent (1365); brobst, dechannt und das gancz Capitel zu sand Andre (1457); brobst, dechant vnnd das gantz capitl augustiner regulierten ordens der bischofflichen khierchen sannt Andre Lauendter bisthumbs khorherer (1548); propst des thumstiffts zue Sant Andre im Lauenthal (1559); Propstei des Stiftes St. Andreä und das Capitel (1592); [das] löbliche Domkapitel zu St. Andrä (1693)]] |
Patrozinium | Hl. Andreas, 1367 auch St. Augustinus und St. Vitus |
Geschichtlicher Überblick
Vorgeschichte
Über die Anfänge von Kirche und Pfarre St. Andrä herr scht in der bisherigen Literatur noch keine Klarheit, weshalb die diesbezügliche n Probleme im Rahmen des hier zu behande lnd en Artikels nur aufgezeigt werden können. Die im 18. Jahrhundert im Domstift St. Andrä entstandene „Collectio multivariarum Litterarum" spricht von den hl. Virgil (Salzburger Bischof,t 785) und Modest (der um 763 gestorbene Salzburger Chorbischof), die in Kärnten viele Kirchen gebaut hätten , von denen jene zu St. Andrä die älteste im Lavanttal gewesen sei, wie aus wahren Dokumenten hervorgehe , die in der „Collectio" leider nicht genannt werden. Um 790 hätt e dann die früher heidni sche Siedlung „Flavium" den Namen St. Andrä erhalten. Die Erläuterun gen von Fresacher, Moro u. a. geben dazu irrig um 790 für den Kirchenbau, statt für die Annahme des neuen Namens St. Andrä an, denn um 790 waren Virgil und Modestus schon tot und konnten die Kirche zu dieser Zeit nicht mehr gebaut haben. Waren wirklich Virgil und Modest die Erbauer der Kirche, dann geschah dies um 760. Walther Fresacher hielt - im Gegensatz zu Alfred Jaksch - diese frühe Gründung der Kirche in St. Andrä für unwahr scheinlich, weil nicht zu beweisen. Ernst Klebei brachte die Schenkung u. a. einer curtis „ad Lavantam" an Salzburg durch König Ludwi g den Deutschen am 20. 11. 860 mit der Entstehung eines kirchlichen Zentrums in St. Andrä in Verbindung, während Gotbert Moro dies früher ausgesc hlossen hatte. Klebe] stützte seine Überlegungen auf Urkunden, in denen die Formuli eru ng sancti Andree in Lauent (1183) bzw. in Lavent in ecclesia 5. Andreae (1243) gebraucht wird. Die Kirche St. Andrä wurde nach ihm im Ort Lavant errichtet , Lavant und St. Andr ä bezeichnen deshalb ein und denselben Ort. Dieser Meinun g konnte sich auch Fresacher anschließen. Ein weiteres un gelöstes Probl em stellen die dur ch eine Urkunde vom Jahre 888 von König Arnulf dem Priester Adalold geschenkt en zwe i Kapellen samt dem Zehent von den Höfen und der Pfarr e dar: capellas duas cum decima de curtibus et plebe. Tangl (gestüt zt auf die „Collectio" ) sah in den Kapellen St. Jakob un terhalb St. And rä und St. Paul (jetzt Stiftskirche St. Paul i. L.), die Pfarre hielt er für St. Andrä . Fresacher identifizierte die Pfarre mit St. Marein (Dekan at Wolfsberg ) und meinte, daß die Kapellen vielleicht St. Andrä und Maria Rojach gewese n seien. Klebel (und dann auch Fresacher) glaubte , mit den Kapellen seien St. Marein und möglicherweise Lavamünd gemeint, früh abgezwe igte Tochterpfarr en St. Andrä s. Karl Amon ließ die Identifi zierun g der Pfarre zw ischen St. Andrä un d St. Marein offen. Zusätzlich zu diesen Schwierigkeiten komm t die urku ndliche Nennu ng eines Chunradus praepos itus St. Andreae für 1180, fünfund vierzig Jahre vor Gründun g des Chorherrenshftes. Hohenau er meint e, daß Konra d Propst des Kollegiatstiftes St. Andrä in Freising gewese n sein könnte und daher nicht nach St. Andr ä i. L. gehört. Tangl und PagitzRoscher reklamierten Konrad für St. Andrä i. L. und Tang! war der Meinung, der Titel Konrads wäre vielleicht eine Auszeichnw1g für dessen besondere Verdienste gewese n. Weniger Schwierigkeiten macht die urkundli che Nennu ng eines Archid iakon s Heinrich mit Sitz in St. And rä (de Lavent) 1203. Sein Auftreten könnte als Spätfolge der Seelsorgreform unt er Erzbischof Konrad I. von Salzburg zu betrachten sein. Konrad I. hat nachweislich Leuten seines Vertrauens die Leitung von Seelsorgestationen über tragen, so wie er es auch bei den Reform stiften der Regularkanoniker tat. Stefan Weinfur ter nennt dafür einige Beispiele, darunt er den Pfarr er Werner von St. Andrä, dem der Erzbischof 1145 besc heinigte, seine Kirche mit großer Umsicht und Klugheit zu führ en und ihm gleichzeitig seinen Besitz bestätigte. Daß St. And rä schon vor Gründu ng des Stiftes Sitz eines salzbur gischen Archidi akons im Lavantt al wa r, unt erstreicht nur die früh e Bedeutun g der Pfarr e als kirchliches Zentrum des Lava nttales. Weinfurt er spricht in diesem Zusamm enhang von der Reformp farre St. Andrä, was immer dies bede uten mag. Schließlich hat Erzbischof Eberhard II. gera de zur Zeit der Grün dung des Stiftes St. Andrä eine Reform des Augustinerordens, die auch eine Kanonikerreform wa r, du rchgeführt (Meersseman). Vor diesem überaus kom plizierten geschichtlichen Hint ergrund vollzog sich die Errichtun g des Augustiner-Chorherrens tiftes St. Andrä. Einen Lösungsa nsatz für einige der vorstehend aufgezeigten Fragen bieten die Ausführun gen von K. Amon, die er schon 1981 bei der Behandlu ng des Eigenkirc henwesens und der Salzbur ger Mission in Karantanien und Pannonien vorges tellt hat. Darin wird der Nachricht in der wohl 871 entstand enen „Conversio Bagoariorum et Carantanorum " Glaubwürdi gkeit verliehen, wo es heißt, Modestus habe außer drei namentli ch angeführt en Kirchen noch an vielen anderen Orten Kirch en gewe iht, wobei Amon die Möglichkeit and eutet, daß die damaligen Salzbur ger Chorbischöfe auf Eigenki rchen als Lebensunt erhalt angew iesen gewese n sein könnt en. Amon weist ferner auf die Tatsa ehe hin, daß die Urkunde von 860 (in der u. a. der Hof in Lavant, den der Salzburger Erzbischof bisher zu Lehen getragen hatte, diesem vom König ins Eigentum geschenkt wurde) Gutshofkirchen unerwähnt läßt, eine solche aber bei keinem der 860 geschenkten Höfe auszuschließen ist. Den:,Plben Ansicht ist auch Gleirscher. Damit würde der Status St. Andräs als einer Mutterpfarre gut erklärt sein.
Gründungsgeschichte
Erzbischof Eberhard II. von Salzburg ist der Gründer von drei Bistümern und einiger Stifte innerhalb seines Metropolitansprengels. Nachdem er schon 1213 und 1215 die Erlaubnis König Friedrichs II. von Hohenstaufen zur Gründung von Chiemsee erhalten hatte, entstand 1218 das Bistum Seckau in der Steiermark und zehn Jahre späte r das Kärntner Bistum Lavant mit Sitz in St. Andrä im Lavanttal. Es war spreng elmäßi g das kleinste der drei Bistümer. Die Bistum sgründungen waren Salzburgs Antwort auf einen 1173 / 7 4 vom Erzbischof von Mainz im Verein mit dem damali gen Markgrafen von Steiermark verfolgten Plan, auf dem Gebiet des Markgrafen ein eigenes Bistum zu errichten, das von Salzburg ebenso unabhängig sein sollte wie das Bistum Gurk, das sich damals sehr um Selbständigkeit bemühte. Erzbischof Eberhard hatte nicht im Silu1, die von ihm gegründeten Bistümer großzügig aus Salzburger Besitz zu doti eren. Wie schon seinerzeit bei der Gründung von Gurk wurde bezüglich Chiemsee das dorti ge Frauenkloster zwecks Verwendung seines Besitzes als Stiftungsgut schlecht gemacht, was in Rom aber nicht verfing. Deshalb wurde das Chiemseer Chorherrenstift nominell zum Domkapit el des neuen Bistums. Bei Sekkau konnte der Erzbischof diesen Weg nicht mehr einschlagen. Das Bistum wurde zur Gänze mit erzstiftischem Gut doti ert, das Chorherrenstift zum Domkapitel. Hin sichtlich des geplanten Bistums Lavant konnte oder wollte Eberhard II. die cathedra episcopalis an keinem in diesem Gebiet schon bestehenden Stift, etwa dem von Unterdrauburg, errichten. Da er für das neue Bistum aber ein Domkapitel brauchte, gründete er rasch ein Chorherrenstift, dessen Kanoniker er dann dem ersten Bischof von Lavant als Dom kapite l zuwei sen konnte. Eine Gründungsurkunde über die Errichtung des Chorherrenklosters - nicht: regulierten Kollegiatkapitels, wie in neuester Literatur kolportiert wird - gibt es nicht und sie hat wahrscheinlich nie existiert. Angeblich erhielt Erzbischof Eberhard von Papst Inno zenz III. (1198- 1216) und Kaiser Friedrich II. (1212-1250) die Zustimmung zur Klostergr ündung, dies berichten Hohenauer und Tang!, ohne darüber Näheres auszusagen. Tang] (und ihm folgend Kovacic) nannte, unt er Berufung auf die fehlerhafte „Collectio multivariarum Litterarum", den 20. August 1212 als Stiftun gsdatum. Auf d.ieses Datum hatten sich schon Mezger in seiner Historia Salisburgensis (Lib. VI), Hansizius (Germa nia Sacra) und Marian (Austria Sacra) bemfen. Es widerspricht aber der angeblichen Zustimmung Friedrichs II., der erst am 9. Dezember 1212 in Deutschland zur Regierung kam. Magda Pagitz-Roscher wies deshalb zurecht 1212 als Gründungsjahr zurück und plädi erte vor dem 25. Juli 1225 als Datum. Sie legte sich auf 1223 als terminus post quem fest, in welchem Jahr, nach den Annales sancti Rudberti, in der Pfarrkirche St. Andrä die Gebeine der Märtyrer Vitus, Mode stus und Crescentia aufgefunden wurden, einem schon bestehenden Stift aber keine Erwähnung geschieht. Ein solches wird auch im päpstlichen Schreiben vom Jänner 1224 noch nicht erwähnt, in dem Pap st Honoriu s III. vom Salzburger Erzbischof nähere Auskünfte über dessen Bistum splan verlangte. Die Existenz des Stiftes ist daher erstmals zum 25. Juli 1225 gesichert, denn der Papst sagt in seiner an diesem Tag ergangenen Zustimmung zur Bistumsgründung , der Erzbischof habe noviter an der Kirche des hl. Andreas zu Lavant einen Konven t unter einem Prop st eingerichtet. Trotzdem wird noch in neuesten Publikation en an 1212 als Gründungsjahr des Stiftes festgehalten. Auch daß die verme intliche Auffindung der Gebeine der Heiligen Vitus, Modestus und Creszentia den Erzbischof zur Gründun g des Klosters vera nlaßt habe, wie Dopsch meinte, dürfte zu eng gesehen sein. Das Kloster entstand an der im 9. Jahrhundert an Salzburg geschenkt en Pfarrkirche zum hl. Andreas im Ort Lavant (noch 1228: ... in Lauent in ecclesia sancti Andree) im gleichnamigen Kärntner Tal. Der Name des Kirchen- und Pfarrpat rons verdrängte bald den alten, vorslawi schen Ortsnamen Lavant, der jedoch für das Bistum bis ins 19. Jahrhundert bestimmend blieb. In der neueren Literatur wird manchm al das Bistum mit dem Chorherrenstif t verwechselt, wenn in den Quellen vom Bischof zu Lavant und seinem Stift die Rede ist. Die dem Bischof und seinem Stift verkauften Güter gelangten natür lich nur in den Besitz des Bistum s, nicht des Chorh errenstiftes.
Dotation
Die Dotation des Chorh errenstiftes St. Andrä durch den Erzbischof war besonders dürfti g ausgefallen. Sie bestand bei der Gründun g lediglich aus der mensa parochialis St. And räs. Es hande lte sich dabei um Güter zu Eitweg, Gemmersdorf (beide bei St. Andrä) und Siebendin g (GB Völkermarkt), die schon lange vorher an die Pfarr e geko mmen waren. Deren Einkünft e mögen für den Lebensunterhalt der vier ersten Chorherren (den Propst eingeschlossen?) gerade ausgereic ht haben, für ein größeres Kapitel aber war das zu wenig. Um die Zahl der Kanoniker zu erhöh en, schenkt e Erzbischof Eberhard II. 1234 dem Stift einen Wald bei St. Andrä, ein Bergrecht im Lavanttal, Einkünfte auf den Bergen Achberg und Dachberg (bei St. Andrä) sowie die Maut und den Salzzoll im Markt St. Andrä. Dafür sollten im Stift imm er acht Priester neben je zwe i Diakonen, Subdiakonen und Akolythen leben. Einige dieser Schenku ngen wurd en aber in der Folge dem Stift von Salzburg wieder entzogen, darunt er die Maut und der Salzzoll, wes halb die Zahl der Kleriker meist über sechs nicht hin auskam , wie der Chronist der „Collectio" berichtet. Der erste Propst - der 1227 genannt e Ulrich - und die ersten Kanoniker kamen nach der Urkund e von 1228 aus dem Salzbur ger Kapi tel. Friedrich Schralle , zuerst erzbischöflich er Kaplan, wa r nicht der erste, sondern schon der dritte Prop st. Um zu ver hindern, daß das religiöse Leben der Kanoniker durch die Not an weltlichen Gütern leide, wie es wirkl ich der Fall war, überließ Eberhard II. dem Stift 1244/ 45 ein weiteres Gut zu Siebendin g, Zehente von Äckern bei Thürn, Siebending, Wimpassing und Brückl (alle GB Wolbberg) und vier Weingärten im Lavanttal. Um dem Holzmangel des Stiftes abzuhelfen, übergab er noch einen Wald bei Winklern ( Großwinklern bei Wolfsberg), den das Stift bis zur Aufhebung besaß. Von privater Seite erh ielt das Stift fünf Hub en zu Schönweg w1d auf dem Berg Lamm (alle bei St. Andrä) geschenkt. Damit war die Gründ ungsphase des Klosters abgesc hlossen . Ende 1246 starb Eberhard II. und das Stift verlor seinen ersten Gönner.
Das Domstift im Mittelalter
Der Stifter erließ anläßlich der Gründ ung des Bistum s Lavant 1228 für das Domstift Statuten, die dessen Rechte festlegten. Er verweigerte dem Kapitel nicht nur das Recht der Bischofswahl, sondern verp flichtete die Chorherren, jeden neuen Prop st nur aus dem Salzburg er Domkapitel zu wäh len. Dies hatte aber prakti sche Gültigkeit nur solange, als Erzbischof Eberhard lebte. Die ersten drei Pröpste kamen dah er aus Salzburg. Auch wenn sich das Kapit el bis zum Ende des Stiftes an diese Bestimmu ng hielt, war nach Eberhards Tod kein Salzburger Domherr jema ls wieder bere it, die Wahl zum Prop st von St. Andrä anzune hm en. Zu gering war die Pfründe des Propstes, zu unbed eutend und ohne jede Aufstiegschance seine Position. Der Erzbischof mußte daher mindestens ab 1288 dem Kapitel von St. Andrä gestatten, nach Ablehn ung der Wahl durch den gewähl ten Salzburger Kanoniker den Prop st aus dem eigenen Kapite l wäh len zu dürfen, welche Prozedur sich bis zu r Aufhebung des Stiftes regelmäßig wiederho lte. Als Wohnung für den Prop st und die Chorherren war der Pfarr hof von St. Andrä bestimmt worden . Im diesem sicher nicht großen Haus dürften die Kanoniker lange Zeit ein beengtes Leben geführt haben. Für den Bischof von Lavant war in St. Andrä anfangs überh aupt kein Platz, er mu ßte in der Burg Lavant im salzburgi schen Friesach residieren. Erst viel später konn te er sich in einem eigene n Bischofshof in St. Andrä nied erlassen. Die Ärmlichkeit blieb im Domkapitel ein Dauerga st. Prop st Ulrich (1298-1314) schlichtete 1314 einen Streit mit seinem Kapite l betreffend die Anschaffung von Kleidern für die Kanonik er dahingehend, daß dafür gewisse Einkünfte herangezogen werden sollten, zu denen jene Kanoniker, die als Pfarrer oder Vikare tätig waren, einen Bargeldbeitrag zu leisten hatten. Dazu wurde eine eigene Kammer unter einem Chorher ren als Kämmerer eingerichtet. Einige Jahre spä ter wird neben der Sakristei die Infümarie des Klosters erwä hnt, die von einem Chorherren bestiftet wurde. Der bedeutend ste Propst des 14. Jahrhunderts war zv,,eifellos Pilgr im II. (1370-1405). Während seiner langen Regierungszeit wurden dem Kloster zah lreiche Güter in Form von Jahrtag sstiftun gen, Verkäufen und Schenkungen übergeben. Unter den Spendern erscheinen die Bischöfe von Lavant, Adelige der Umgebu ng und Bürger von St. Andrä. Pilgrim war offenbar der erste Prop st, der in der Diözese Lavant Visitationen durc h führte. Jene von 1383 zog eine Lavanter Diözesansynode nach sich, in deren Verlauf der Bischof neue Statuten für das Domstift erließ, deren Inhalt Tangl nicht bekannt wurde, im Codex Henrici jedoch enthalten ist. Schiedsri chterliche Funktionen bei Streitigkeit en zwischen geistlichen Kommunitäten sowie Bitten um Besiegelung oder Zeugenschaft von Urkunden bewei sen das hohe Ansehen dieses Propstes. Pilgrims Nachfolger Nicolaus starb eines gewaltsamen Todes, er wurde im Juli 1405 in seiner Kirche von einem Besessenen erstoc hen. Sein Nachfolger Eustachius soll die Ordensregel wieder herges tellt haben. Der nächst e Prop st Johann Strasser war gebürtiger Lavanttaler , vor seiner Wahl Kapitelsyndiku s und regierte von 1411 bis mindestens 1446, wahrsc heinlich aber bis zu seinem Tod 1452. Mit dem Stift St. Paul in1 Lavantt al hatte er wegen dessen Pfarren St. Martin im Granitztal in Kärnten und Fresen in der Steiermark Schwierigkeiten. Der Prop st drängte als Archidiakon den Abt, auf die Pfarren geeignete Kleriker zu präsent ieren und diese auch zu den Diözesansynoden zu schicken. Ein schon Jahre andauernder Zehentstreit zwischen St. Paul und dem Domstift wurde bis zum Salzburger Erzbischof, dem Herzog von Kärnten und sogar vor das Konzil zu Basel getragen, 1441 aber durch einen Vergleich beendet. 1427 war der Propst Mitvis itator und Reformator des Gurker Domkapitels. Unter den zwei letzten Pröps ten des 15. Jahrhunderts Erhard Perman (1469-1485) und Andreas Stachel (1485- 1500) erlebte das Stift besonders schwierige Zeiten. In die politi schen Wirren zwischen Salzburg, Kaiser Friedrich III. und König Mathias Corvinus von Ungarn wurde neben anderen Salzburger Besitzungen auch die Stadt St. Andrä hineingezogen. Im Salzburger Bistum sstreit hatte Erzbischof Bernhard die Ungarn zu Hilfe gerufen und ihnen seine Kärntner Besitzu ngen geöffnet. Auch der Bischof von Lavant hielt mit den Ungarn, doch war es den Kaiserlichen gelungen, St. Andrä 1481 noch vor den Ungarn zu besetzen, weshalb der Bischof nach Ungarn flüchtete. 1475, 1476 und 1480 verheerten die Türken das Lavantta l, konnten St. Andrä aber nicht einnehm en. Zusätzl ich gab es in dieser Zeit auf dem Lavanter Stuhl zweimal einen Bischofswechsel.
Niedergang des Stiftes im 16. Jahrhundert
Nach der Resignation von Prop st Andreas Stachel (1500) berief der Salzburg er Erzbischof einen Kanoniker aus dem Domstift Freising auf die Propstei von St. Andrä. Offenbar war im Konvent selbst kein geeigneter Kand idat vorhanden. Wieviele Chor herr en das Stift damal s hatt e, ist unbekannt. Unter Propst Wolfgang Frank! (1523-1543) verlor das Stift durch die Quart den vierten Teil seines Gültenbesitzes, da es diesen von König Ferdinand 1. aus Geldmangel nicht auszulösen vermochte. Den größ ten Teil davon kaufte Bischof Leonhard Peuerl von Lavant , was der Grund für den spätere n Vorwurf des Stiftes gewesen sein mag , das Bistum habe widerrechtlic h Untertanen des Dom stiftes an sich gebracht. Eine Nachr icht aus den „Alten Salzburger Akten", Bischof Leonhard von Lavant (1508-1536) habe beim Papst dem Prop st (Wolfgang) die lnfulierung ausgew irkt, kann nur ad personam des Propstes gegolten haben. Andererse its hatt e Propst Wolf gang mit diesem Bischof dera rt heftige Auseinandersetzungen über die beiderseitigen Jurisdiktionsrechte, daß ihn der Bischof exkommunizierte. Der wirtschaftlich sehr schwi erig gewo rdenen Lage der Prop stei war Prop st Paul Scheiben steiner (auss gotlicher vcrhcngnuss brobst vnd ertzbriester zu Sanct Andree) nicht gewac hsen, er wurde nach zehnjährig er Amtszeit 1567 vom Kaiser abgesetzt. Schließlich machte sich der im Lavanttal, wie in ganz Kärnten, ausbreitende Prote stantismu s auch in St. Andrä bemerkbar. Er dürft e das Dom stift insoferne erfaßt haben, als die Zahl der Kanoruker auf fünf oder noch weniger absank. Denn das Stift war nach wie vor reguliert, das Klosterleben aber beim evangeli schen Adel und Bürgertum inopportun gewor den. Noch 1569 nahm der Prop st in Salzbur g an einer Provinzialsynode teil, an der Beschlüsse gegen das weitere Vordring en der evangelischen Lehre und für die Stärkung des katholischen Glaubens gefaßt wurd en. Zumind est damal s scheint es im Stift noch keinen häretischen Kanon iker gegeben zu hab en, während 1585 im Stift 25 Lutterisch Puecher vorhanden wa ren. Im gleichen Jahr trat Georg Stobäu s sein Amt als Bischof von Lavant an. Er fand nach seinen Worten - Bistum und Domstift in elendem Zustan d vor. Das Volk sei sodomitisch und die Priesterschaft ketzerisch gewese n, es habe keinen Katholiken mehr gegeben. Speziell die Gebäud e des Stiftes waren in Gefahr, in Trümm er zu fallen. Stobäus wurde zum Reformator von Bistum und Domstift. Propst Valentin Kummer (1575- 1585) war eine schwache Persönlichkeit und hatte nicht nu r den Fürstbischof, sondern auch die Kanoniker als Gegner. 1584 wurde er vom Kapit el beim Erzpries ter und beim Vizedom in Friesac h angeze igt, weil er die Schulden des Stiftes rucht bezahle, dafür aber den Chorherre n das Notwendige vorenthalte, um sich etwa s zu erspare n, von dem man nicht wisse, wo es hin khumbt. Die Gläubigen gingen zu den Seetischen und überdies habe sich der Prop st mit einer unzüchtigen Weibs Person suspect gemacht . Kumm er wurde vom Bischof von der Verwa ltun g der Temporalien entfernt. Stobäus sagt selbst, daß er seine Diözese in Ordnung brin gen wollte und bei der Kath edralkir che den Anfang machte. Da die bischöflichen Ermahnungen beim Domk apitel nichts fruchteten, griff der Bischof härter dur ch, indem er den Prop st seiner Würde entsetzte und den Dechant und einige Kanoniker strafte. Propst Valentin soll schließlich 1585 resigniert haben und am 2. April 1586 gestorben sein. Nun ernannt e Salzburg Blasius Sorger zum Propst. Dieser regierte bis 1592, worauf das Kapitel angeblich ein Wahlin strum ent nach Salzbur g schickte, das keine Gültigkei t erlangte, weil es von Stobäu s mit Erfolg hintertrieben worden sein soll. Tatsache ist, daß es offenbar nur mehr drei Kanoniker im Stift gab, die die Wahl eines Nachfolgers für Propst Sorger dem Bischof überließe n. Dieser ber ief kein en von ihnen zum Prop st, sondern ernannt e den Dechant von Unterdra ubur g Joseph Saan zum Ad ministrator der Propstei, was dieser zwei Jahre lang blieb, damit er die wirtschaftliche Konsolidierung des Stiftes herbeiführ en konnt e. 1594 erhielt die Kanonie in Dorrunicus Leo wieder einen gewählten Propst. Aber auch er mach te dem Bischof bald Sorgen . Schon 1599 mußte Stobäus den Propst wege n verschiedener„ Exzesse" suspend ieren, setz te ihn jedoch wieder ein. Ebenso wa ren einige Kanonik er durch Zügellosigkeite n aufgefallen. Ernste Gründe mü ssen den Bischof bewogen haben, den Prop st 1614 neuerlich nicht nur seiner Würde, sondern auch seines aktiven und passiven Stimmrechtes für verlustig zu erklären. Auf Bitten der Kanoniker wurde Leo provisorisch im Amt belassen, da man mit seiner ökonomischen Leitung zufrieden war. Später scheint sich der Propst gebessert zu haben, denn im Jänner 1616 assistierte er mit dem Propst von Griffen dem Gurker Bischof beim Begräbnis für den Abt von St. Paul.
Die Barockzeit
1619 wählte das Kapitel Johanne s Maria Gambazi (auch Gambotz) zum neuen Domprop st. Er stammte aus Lugano in der Schweiz, war 1574 geboren worden und 1599 nach St. Andrä gekommen. Hier wurde er 1602 eingekleidet. Daß er früher Abt gewesen sein soll, ist daher kaum glaubhaft. Seine Regierung szeit ist die längst e und prächtigste aller Pröp ste gewor den (1619-1662). 1625 verlieh ihm und allen seinen Nachfolgern Papst Urban VIII. das Recht der Pontifikalien. Dazu schaffte sich Gambazi eine Mitra, die ihn 181 fl kostete, einen Hirten stab, ein Pectorale mit Kette aus Gold, einen Pontifikalring mit einem Saphir sowie große Tapeten aus grüner Seide für Pontifikalämter in der Kirche an . Außer verschied enen Rauten hat er - nach eige nen Angaben - das neue Konventgebäude zu bauen begonnen und vollendet. Ausdruck der Bedeutung seiner Würde war die Berufung des Prop stes als Verordneter in den großen Ausschuß der Kärntner Land ständ e (1645), die auch einigen Nachfolgern Gambazis zuteil wurde. Schon zu Lebzeiten ließ er sich ein reprä sentati ves Grabmal vom Bildhauer Philibert Pocabel errichten, das den Prop st in ganze r Pracht und Herrlichkeit in pontificalibus zeigt (Taf. 57a). Sein Nachfolger Augu stin Mayr (1662-1669) war anscheinend der erste Domprop st, der auch die Benediktion erhielt, die der Lavan ter Fürstbischof vornahm. Noch als Stiftsde chant erhielt Mayer von Fürstbischof Max Gandolph von Khünbu rg den Auftrag, ein Verzeichnis der Lavanter Bischöfe bis zu Khünburg zu verfassen, das er 1656 fertigstellte. Es diente als Vorlage für eine bald darauf gemalte Porträtr eihe aller Lavanter Bischöfe, die in Marburg / Maribor noch vorhanden ist. Mayer hat auch eine Beschreibung der Pröp ste verfaßt. Der Historio graph des Domk apitels aber wurde der bücherfr eundliche Propst Adam Seyfried von Sugart (1688-1722; Taf. 58). Er hinterlie ß eine Stiftsgeschichte von 1212 bis zu seiner Zeit (,,Collectio multi variarum Litter arum ... "). Trotz - oder gerade wegen etlicher damal s getäti gter Ankäufe von Realität en ging es dem Stift finanzi ell zunehmend schlechter, wes halb das Kapitel nach Sugart s Tod um Aufschub der Wahl bat, was Salzburg ablehnte. 1724 wurde die Bitte um Wahlaufschub neuerlich abgewiese n. Der nächste Propst Franz An ton von Sugar t resignierte 1736 aus disziplinären - nicht, wie behaupt et wird, wirtschaft lichen - Gründen, wurde aber wieder eingese tzt.
Aufhebung
Franz Georg Messner (1760- 1798) war der letzte Propst. Nachd em wirtschaftlich e Notmaßn ahm en keine Besserung der Vermögen slage des Stiftes gebracht hatt en und die Kärntn er Lande shauptmann schaft den Besitz wege n Steuerrückständen sequestriert hatte , wandt en sich der Propst und das personell schon sehr zusammengesc hm olzene Kapitel 1787 an den Salzburger Erzbischof. Sie beantragten die Rückstellung des Stiftungsvermö gens an das Erzstift, behielten sich aber einen Unterhalt von 300 fl vor. Das Kapitel bestand ohnehin nur noch aus vier Kanonikern. Das Salzburger Domkapitel konnte dem Stift keine Hilfe gewähren und stimmt e der Aufhebung St. And räs zu. Man dachte in Salzburg daran, mit dem Fundationsvermögen ein neu es Lavanter Domkapitel zu erricht en. Als Propst Messner 1798 starb, war das Domstift nicht nur zahlun gsunfähi g, sondern nur noch mit zwe i Domherren besetzt. Rettun gsve rsuch e des Lavanter Bischofs in letzter Minut e wurden von der österreichischen Regier ung nicht mehr akzeptiert. Die inzwi schen staatlicher seits getroffene Bistum sregulierun g, die den Sprengel Lavants verkleinert hatte, verhindert e eine andere Lösung, sodaß 1808 die Liquidation des Stiftsvermögens erfolgte. Damit hatte das Stift auch vermögensrechtlich aufgehört zu existieren, nachdem es bereits persone ll ausges torben war.
Schule und wissenschaftliche Tätigkeit
Die Domschule von St. Andrä ist urkundlich schon für das 14. Jahrhundert (1307, 1354, 1367) nachzuweisen. Die nächst en Hinweise zu ihr stammen erst wieder aus den Jahren 1576 (Lorenz Weihsenkircher, derzeit des ehrwürdigen Kapitels allhier Schulmeister, zur Zeit Stadtschreiber) und 1669. Damals hatte auch die Stadt eine eigene Schule, deren Erhaltung ihr oblag , wozu aber das Domstift jeden finanziellen Beitrag verweigerte. Das sogenannte Rogishau s in St. Andrä, das 1640 der Lavanter Bischof dem Bistum wieder restituieren sollte, diente offenbar dem Unterhalt der bischöflichen Alumnen und nicht dem der zukünftigen Chorherren. Denn 1641 gab es im Stift außer dem Prop st nur sieben Kanoniker, aber keinen Novizen, dagegen zwei Sänger (Discant isten), während Domschüler nicht erwähnt werden. Über den Bildungs stand der Kanoniker war bisher wenig bekannt. Ob der im 15. Jahrhundert gena1mte baccalaureus in artibus, rector et notarius Jakob ein Domherr oder eher ein Mitarbeiter der bischöflich Lavanter Kanzlei war, ist nicht zu entscheiden. Die Pröp ste Martin Sanni (1669-1688) und Adam Seyfried von Sugart (1688-1722) besaßen das Doktorat der Theologie, wahrscheinlich als erste aus dem Kapitel. Von der historiographi schen Tätigkeit der Pröpste Augustin Mayr und Adam Seyfried vonSugart war bereit s die Rede. Die Berufung einiger Pröpste der Barockzeit in das Verordn etenkollegium der Kärntner Landstände setzt ein Minimum an juridischen Kenntnissen dieser Persönlichkeiten voraus. 1710 sagten mehrere Kanoniker, in St.Andrä Philosophie oder Logik studiert zu haben. Andere hatten ihr Theologiestud ium bei den Jesuiten in Graz oder Klagenfurt, einer in Fall an der Drau /Fa la (bei Marburg / Maribor) absolviert, wo Benediktiner von St. Paul lehrten. Einern Chorherren hatt e der Dompropst selbst Mora l vorgetragen. Angeblich wurde ab 1763 eine Latein schule in vier Klassen geführt, der ein eigenes Seminar angeschlossen war. Die Schule hat natürlich am Domstift existiert. Im folgenden Jahr werden Professores Scholarum erwähn t, wobei die Juniores und Novizen einem Chorhe rren als Scholasticus anvertraut waren und täglich bei einer Messe min istrieren sollten. Zwe i Jahre später ernannte der Propst den Chor herren Anton Rainer von Harbach zwecks Unterweisung der Jugend zum Professor der 3. und 4. Schuell. 1777 hatte der Scholasticus nicht nur die Novizen und Domicellarii unt er sich, sondern auch die Sorge für die Bibliothek zu tragen. Nach dem Wunsch des Lavanter Bischofs sollte in diesem Jahr die Schule in ein Gymnasium umgewandelt werden, doch wurde diesem Vorhaben durch die Kärntner Landeshauptmannschaft - unverständlicherwei se - nicht stattgegeben. Seltenheitswert besitzt das im Druck erhaltene Programm einer Aufführung der SchulJugend des Cathedral-Collegiums Ordinis S. Augustini zu St. Andree vom 28. August 1764. An diesem Tag führten die Dom schüler als Dank für die Auszeichnung des Salzburger Erzbischofs für ihre guten Leistungen ein Trauerspiel auf, mit dem Titel „Augustus Caesar, Ein großmüthiger Überwünder seiner selbst". Einer der letzten Domherrn , Sigmund von Dornhofen, war im Jahre 1800 Schulkatechet und hielt noch 1804 Normalschule, wofür ihm der Fürstbischof 50 fl Zulage versprach, um deren Auszahlung Dornhofen die Stiftsadministration ersuchte . Damals war die Domschule aber wohl schon abgekommen und nur noch die städtische Schule existent.
Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse
Wirtschaftliche Verhältnisse
Erzbischof Eberhard II. hat sowo hl das Chorherrenstift als auch das Bistum Lavant mit Gütern und Einkünften sehr gering ausgestattet. Das Bistum wurde schon vor 1841 (Tang!) spö ttisch als Zwetschgen-Bistum bezeichnet , weil sein Jahresertrag praktisch nur dem Wert der Zwetschgenernte eines Jahres entsprach. Trotz mancher Schenkungen Erzbischof Eberhards II., von denen einige St. Andrä später von Salzburg sogar wieder entzogen wurden, war das Domstift beim Tod des Erzbischofs (1246) kaum leben sfähig. Er hat den ersten Chorherren nicht einmal ein Klostergebäude errichtet, sondern sie im bestehenden Pfarrhof untergebr acht, obwohl er ihre Zahl auf 14 erhöht wissen wollte. Für den 1285 eingesammelten Kreuzzugszehent hatte St. Andrä 2 Mark weniger 40 Friesacher Pfennige zu bezah len, ung efähr so viel wie die Kirche von Sternberg in Kärnten, sogar die Propstei Gurnitz zahlte mehr. Wegen der Armut der Stiftung überließ Salzburg 1291 dem Prop st auf Widerruf den zehnten Teil aller Erträgnisse und Früc hte der Salzburger Herrschaft im Lavanttal, bis sich das Stiftsvermögen auf andere Weise gemehrt habe. Im nächsten Jahr wurde die Vergabe erneuert. Erzbischof Friedrich III. verschafft e dem Stift 1324 noch Güter und Einkünfte zu Wimpassing und anderen Orten. Dann scheint sich Salzburg für die finanzielle Not lage des Stiftes auf Jahrhunderte hinaus nicht mehr interessiert zu haben. Als Förderer des Stiftes erwiesen sich dag egen imm er wieder die Lavanter Bischöfe, denn sie kannten die bedrängte Lage des Stiftes aus eigener Anschauung. Bischof Heinrich errichtete 1367 eine Jahrtagsstiftung für seinen Vorgänger und 1385 eine für sich se lbst, wofür er dem Kapitel etliche Untert anen und ein Gut bei St. Andrä übergab. 1404 stiftete Bischof Konrad zwei ewige Wochenmessen auf den Annaaltar der Domkirche und gab dem Stift fünf Güter und einen Weingarten im Lavanttal. 1416 erhielt das Stift bischöflich Lavanter Lehen verlie hen, weil es um solche gebeten hatte. 1424 schenkte der scheidende Bischof dem Kapitel 100 fl zur Renovierung der domstifti schen Gebäude, sein Nachfolger zwe i Teiche zu Siebending . Auch einzelne Cho rherren machten ihren Privatbesitz dem Stift dienstbar, wie der Chorh err Achaz , der 1401 der Propstei eine Hube verkaufte für zwei Jahrtage , die nicht einmal für ihn, sondern für einen Pfarrer und einen Privatmann zu halten waren. Hatte Herzog Rudolf IV. noch 1365 für den Bischof von Lavant, den Propst und das Kapitel einen Schutzbrief wegen der grozzen notturft und gebresten ausgestellt, scheint sich unter Propst Pilgrim II. (1370-1405) die wirtsc haftliche Lage St. Andräs zeitweilig gebessert zu haben. Neben den Lavanter Bischöfen mehrten auch Ade lige aus dem Lavanttal un d Bürger von St. Andrä durch Seelgerät - und Ewige-Lich t-Stiftungen oder Verkäufe den Besitz des Stiftes. Dabei handelte es sich haupt sächlich um Gü ter, Huben, Äcker und Wiesen, aber auch einzelne Weingärten im Lavanttal. In der zwe iten Hälft e des 15. Jahrhundert s gingen Stiftungen, Güterschenkungen und Ankäufe wie bei den mei sten Ordenshäu sern so auch in St. Andrä stark zurück. Die letzte Stiftung eines Jahrtage s erfolgte durch eine Bürgerin von St. Andrä kurz vor der Reformation 1512. In der folgenden Zeit geriet die Kanonie neue rlich in eine wirtschaftliche und finanzielle Notlage, die anh ielt, solange das Stift noch existierte. Am stärks ten traf das Kloster die von König Ferd inand I. mit Zustimmung des Papstes vom geistlichen Besitz geforderte Quart, wodurch 1529 /3 0 ein Viertel der Gülten für den Türkenkrieg zu Geld gemacht werden mußte. St. Andrä war mit über 56 Pfund betroff en. Sein Besitz war also bis dahin auf etwa 225 Pfund Gülten angewachsen. Von den 56 Pfund Gülten erwarb Bischof Leonhard Peuerl 45 für sein Bistum , den Rest Christoph Welzer von Eberstein (7 Pfund 20 Schilling) und Franz von Thannhausen , salzburgischer Hauptmann zu Friesach. Von die sem ökonomischen Aderlaß hat sich da s Stift nicht mehr erholt. Die den Pröp sten Paul Scheibens teiner (1558-1568) und Valentin Kummer (1575-1585) nachgesagte maßlose Verschwendung mag auf die orden tlichen und besonders die außerordentlichen Steuern, die der Lande sfürst und die Kärntner Land schaft von den Gültbesitzern für den Türkenkrieg forderten, zurückzuführen sein. Wohl deshalb verkaufrechtete Prop st Scheibensteiner 1563 den ganzen Getreidezehent zu Messensach und Mettersdorf samt einem Drittel Getreidezehent im Salzburger Amt St. Andrä um eine gewisse Summe an einen Bürger von St. Andrä und 1566 zur Abzahlung der Land steuern und Türkenh ilfe dem Lavant er Bischof eine Realität. Ob die dama ligen Pröpste Geld auch mißbräuchlich verwende t hab en, ist nicht ersichtlich , doch warf der Konven t Prop st Kummer 1584 vor, die Schu lden des Stiftes nicht bezahlt zu haben. Die Barschaft im Kloster bestand damals nur in et/ich funfundzweinzig dopelte und einfache Ducaten. In den Kellern des Stiftes lagerten mehrere Startin Wein, haupt sächlich von den Rieden bei Wolfsberg, weniger aus Marburg. An Vieh im Propst- und Meierhof zählte man neben einem Reitroß und fünf Wagenrö ssern 21 Milchkühe, zehn Kälber, einige Stiere, zehn Mastschweine und 24 Jungschweine . Jedenfa lls stieg die Verschuldung des Stiftes weiter an und machte eine Administration unumgänglich. Wie weit es dem Administrator gelungen ist, die Wirtschaft zu sanieren, ist fraglich , denn er hatte dafür nur einige Jahre Zeit. Nach der Aussage von Bischof Georg Stobäus waren die Gebäude der Prop stei ruinö s, denn die Kanoniker konnten für sie nichts tun . Sie hatten angeblich Mühe, ihren Lebens unterhalt zu bestreiten. Ob sich die finanzielle Lage unter Prop st Dominicu s Leo (seit 1594) wirklich gebessert hat, ist un sicher. Er soll aber ein von seinem Kapitel anerkannter Ökonom gewesen sein. Damals besaß das Stift bereit s die Gült der Kaplanei Schloß Tanzenberg, die aber nur aus zehn Untertanen bestand. Prop st Leo hinterließ eine Barschaft von 674 fl, aber 1.275 fl Schulden. Dem Lebensunt erhalt des Kapi tels dienten 28 Milchkühe, 47 Schweine, fünf Gänse und ein Truthahn paar. Im„ Wolfsbergerkeller " des Stiftes lagerte Schmalz in Fässern, Almbkhäs und Birnenmo st. Domprop st Johann Gambazi (1619-1662) veräußerte dem Bischof von Lavant ein Haus in St. Andrä, konnte aber auch Realitäten ankaufen, wie zwe i Huben zu Matschenbloch, eine Hub e zu Pfaffendorf bei St. Georgen im Lavanttal und eine Mautmühle samt Keuschen und Gründen zu Eisdorf (alle GB Wolfsberg) , die alle Salzburger Lehen waren. Außerdem streckte der Prop st der Kärntner Land schaft 1.080 fl vor, die von der jährlichen Steuer auf 20 Jahre abgerec hnet werden sollten. Ein vom Kaiser geforderte s Darlehen von 10.000 fl kmmte der Prop st nur zum zehnten Teil erlegen und selbst dieser mußt e aufgenommen werden. Vom Jahre 1671 stammt das erste Urbar des Stiftsbesitzes. Dieser war in folgende Ämter zusamm engefaßt: das Gängl-Amt, Amt in Gemain, Aigen, Agsdorf, Amt Hornburg, Amt Haimburg, Amt Höller sberg (=Linsenberg), Trautrnannsdorferamt und Amt St. Achatii (Kaplanei Schloß Tanzenberg ), dessen zehn Untertanen vom Zollfeld bis nach Feldkirchen zerstreut wohnten. Insgesa mt zählte man in allen Ämtern 144 und eine halbe Hube, vier Zulehen, den Neuharn- und Pirkerhof , vier Tavernen, eine Schmiede , zwei Badstuben und zwei Weingärten (ohne die Eintragungen des Bergregisters). Das stiftische Haus in Klagenfurt war 1670 zum Teil vermietet. Der Hauptbe sitz des Stiftes lag in den Orten Siebending, Eitweg, Schönweg, Lamm , Pöllan und Wölzing, wo es schon seit der Gründung dotiert war. Etliche Güter St. Andräs waren Lehen Salzburgs , Barnber gs und Lavants. Größere Erwerbungen tätigten die Pröpst e Martin Sanni (1669-1688) und Adam Seyfried von Sugart (1688- 1722). 1672 wurde mit der Stiftun g des Pfarr ers von Rinkenberg bei Bleiburg der Mollhof bei St. Andrä samt vier Huben (zwölf Pfund Gülten) angekauft. Danach erwarb das Stift den Edelsmannssitz Pollheim bei St. Michael im Lavanttal (Kaufprei s unbekannt) und 1693 die Güter Kollegg bei St. Andrä sow ie Reideben südlich von Wolfsberg, für die zusammen 20.050 fl bezahlt werden mußt en. Der Reinertra g aller vier Güter betrug insgesamt nur 940 fl im Jahr und die Finanzierung der Käufe erfolgte mit Fremdkapital, das man sich eigentlich nicht mehr leisten konnte. Zum unausgegliche nen Haushalt trugen wahrscheinlich auch die Anschaffungen von Kirchen silber, Paramenten und anderen Dingen unter Propst Gambazi und seinen Nachfolgern bei. Dement sprechend war das Stift 1685 bereits so überschuldet, daß es die Türkensteuer nicht mehr zahlen konnte. Die Passiva waren in diesem Jahr auf 19.310 fl gestiegen, die jährlich über 830 fl an Zinsen erforderten, wes halb die Finanzgebarung des Stiftes einen Jahresabgang von über 794 fl aufwies. Die Lage wurde durch (uneinbringliche) Untertanenau sstände verschärft, die 1689 auf 5.891 fl angewachsen waren, denen damals 2.500 fl Bargeld im Stift gegenüberstanden. Anfang des 18. Jahrhundert s kauft e das Stift noch die Herbsthube zu Rojach, ein Lehen Bambergs. Dann folgte der völlige finanzielle Zusammenbruch. 1721 wurden dem Domstift fast alle Untertanen gepfändet, die der Bischof von Lavant in Verwaltun g nahm. Erzbischof Franz Anton von Harrach trat - viel zu spät - als Retter in höchst er Not auf, löste die Untertanen dem Bischof um 9.000 fl ab und gab sie dem Stift zurück. Dieses hatt e 1724 das Glück, von Johann Anton Freiherrn von Ruesdorf testamentari sch zum Universalerben eingese tzt zu werden. Dadurch kamen das Gut Polheim und der übri ge Lavant taler Besitz des Freiherrn eigentümlich an das Stift. Trotz vieler Legate, die auf dieser Erbschaft lasteten, blieb dem Stift ein gewisser Vermögensrest, mit dem der Prop st einige alte Schulden tilgen konnte. Es hätte aber mehrerer solcher Erbschaften bedurft , um die Finanzgebarung St. Andräs vor dem Konkurs zu retten. 1732 war das Stift mit Passivschulden derart überladen , daß man von der Herrschaft Kollegg mehrer e Meiereigründ e und Zehente, Weingärten, einen Teil der Wälder und fast alle Untertanen verlor. Reformversuche in der Verwaltung der Güter durch den Stiftschaffer blieben erfolglos. Der letz te Prop st tauschte mit dem Stift Griffen noch einige Hub en gegen die Griffen gehörend e Gült Roswein bei Marburg /Ma ribor , und 1777 wurden die vier Weingärten bei Marburg abgestoßen. Zu diesem Zeitpunkt war das Stift längst zahlun gsun fähig. Wegen der hoh en Steuerrü ckstände sequestrierte die Kärh1er Land eshauptmann schaft den gesamten Stiftsbes itz und setzte den Rentmei ster als Sequester ein. In dieser ausweglose n Situation wandten sich der Propst und die vier letzten Chorherren am 15. Juni 1787 an den Salzburger Erzbischof und beantra gten die Rückstellun g (eigentlich Rückna hm e) des Fundation svermögens, ausgeno mm en den Unterhalt von 300 fl. Sollte dies unmö glich sein, baten sie um Erlaubni s, sich wegen Aufhebung des Stiftes an den Wiener Hof wenden zu dürfen. Das Salzburger Domkapit el stimmt e dem Antrag auf Aufhebung zu. 1789 bestand das Vermögen des Stiftes aus 23.540 fl Aktiva, denen 56.942 fl Passiva gegenüb erstanden, die liegenden Güter wur den auf 134.756 fl geschätzt. Dies erga b nur einen rechneri schen Überhang von 101.354 fl Aktiva, denn die Zinsen der Passiva konnte das Stift nicht mehr zu bezahlen. Das Stiftsvermöge n wur de daher 1808 liquidi ert und zum Religionsfond s geschlagen. Die Verwaltung der Güter übern ahm die k. k. Staatsherrschaft St. Andrä.
Rechtliche Verhältnisse
Erzbischof Eberhard II. hat als Gründer das Chorherrenstift St. Andrä in rechtlicher Hinsicht völlig von Salzburg abhängig gemacht. Während er dem Kapitel die Wahl des Lavanter Bischofs verweigerte, hat er dem Stift zwar die freie Propstwahl zugesichert , doch durch die Bestimmung, einen Kanoniker des Salzburger Dom stiftes zum Prop st zu wählen, eingeschränkt. Die ersten drei Pröpste hat Eberhard noch selbst eingesetzt. Danach dür fte das Kapitel von St. Andrä vers ucht haben, die lästige Bestimmung abzuschütt eln, doch beurkund ete 1288 der Lavanter Bischof erneut diese Verpflichtung. Damals überließ en die Chorherren dem Bischof die Wahl, doch nahm der aus dem Salzburger Kapitel Gewählte die Wahl nicht an. An diesem Prozedere mußte St. Andrä selbst dann noch festhalten, als das Salzburger Domstift 1514 säkulari siert wurd e, sodaß ab diesem Zeitpunkt stets ein Ordensfremder zum Prop st von St. Andrä gewäh lt wurde . Ab diesem Zeitpunkt hätten die Gewä hlten bei Annahm e der Wahl in den Augustinerorde n treten müssen, was keiner von ihnen wollte. Vor der Säkulari sierung des Salzburger Domstifte s wa r sicher die Ärmlichkeit der Kanoni e der Haupt grund , daß alle aus Salzbur g Gewähl ten ihre Wahl ablehnt en. 1288 überließ das Kapitel von St. Andrä die Propstwahl dem Lavanter Bischof. Eine etwas eigenartig e Form der Wahl, die ebenso eine Einzelersc heinun g blieb, wie die Prop stwahl von 1411, bei der sich das Kapit el per formam mixtam et scrutinii auf einen Salzbu rger Domherren einigte, der jedoch dann vom Kapitelsenior allein gewä hlt wurde . Wahrscheinlich schon bei der Gründun g des Stiftes, jedenfalls vor 1244 und nicht erst in diesem Jahr, wie fast in der gesa mten neuere n Litera tur über St. Andrä angegebe n, wurd e dem Props t die Würde und das Amt eines Archidiakon s der Diözese Lavant verliehen, die einze lne Pfarrer von St. Andrä schon früher für dieses Gebiet der Salzbur ger Erzdiö zese bekleidet hatten. Als Archidi akon hatt e der Props t für den Bischof von Lavant die Pfarren der Diözese samt dem Kollegiatstift Unterd raub urg zu visitieren und Diözesansynoden abzuhalten. Eine solche tagte 1383 im Prop steigebä ude zu St. Andrä in Anwesenhei t des Propstes Pilgrim, seines Kapitel s und zah lreicher Pfarrer aus den kärnt nerischen und steirischen Pfarren der Diözese sowie des Dechant s von Unte rdr auburg. Pilgrim investierte als Archidiakon 1386 auch den neuen Pfarr er von St. Georg in Remschnik. Eine Unrichtigkeit stellt die Behauptung von Hauthaler /Mar tin im SUB III 620 n. 1073 ( danach Pagi tz-Roscher, Dopsch-Spa tzenegger und andere) dar , der Erzbischof habe von Friedrich von Pettau die von diese m lehenweise inn egehabte Vogtei über das Stift St. Andrä und dessen Besitzungen zurückgekauft und dem Stift geschenkt. Denn dies widerspr icht dem Text der Urkund e von 1243, wo es nur heißt, daß Friedrich von Pettau der Kirche von St. Andr ä ... advocacia super domo sancti Andree in Lavent und einige Huben in genannt en Orten verka uft hab e, die er von Salzbur g zu Lehen getragen hatt e, und wofür ihm Prop st und Kapitel 8 Mark gegeben hätten. Der Verfasser der Collectio merkte dazu explizit an, daß es sich dabei um ein Hau s - nicht um das Kloster - gehandelt habe, das an das Pfarrhau s und die Pfarrkirche von St. Andrä anstieß und später zum Wohnhaus des Propstes wurde . 1245 schenkte der Erzbischof die Vogtei über diese Güter tatsächlich dem Domstift. Noch 1798 wird ausdrückl ich festgehalt en, daß das Fundation s- und Vogtrecht über das Domstift beim Erzst ift Salzburg liege. Bis in das 17. Jahrhundert hatten die Salzburger Erzbischöfe die neugewählten Pröpste konfirmiert. Propst Erhard Ferman wurde 1469 im Auftrag des Erzbischof s vom Abt von St. Paul konfirmiert und investiert. Augus tin Mayr war der erste Dompropst , der vom Bischof von Lavant 1662 konfirmiert und auch benediziert wurde. In der Folge wohnten die Lavanter Bischöfe regelmäßig den Prop stwah len bei. Mit dem Stift St. Paul hatte das Domstift im 15. Jahrhund ert kirchen- und besitzrechtliche Auseinandersetzungen. Die Pfarrer der dem Kloster St. Paul im Lavanttal gehörenden Pfarren St. Martin im Gradnitztal und St. Maria in Fresen an der Drau suchten sich der geistlichen Juri sdiktion Lavants bzw. des Archidiakons zu entziehen, wurden aber 1421 vertraglich zu ihrer Anerkennung gezwungen. Ein Zehentstreit St. Andrä s mit St. Paul wurde nicht nur in Salzburg und vor dem Her zog von Österreich verhandelt , sondern bis vor das Konzil von Basel bzw. Florenz getragen und 1441 durch einen Vergleich beend et. Einzelne Pröpste wurden mit den Lavanter Bischöfen wegen der sich gegenseitig berührenden oder überschneidenden Kompetenzen in Streitigkeiten verwic kelt. So warf 1456 auf der Salzburger Provinzialsynode Bischof Theobald Prop st Jakob Stepfer vor, sich bischöfliche Rechte angemaßt zu haben, während der Propst sich in seinen Rechten als Archidiakon vom Bischof beeinträc htigt fühlt e. 1529 hatte Erzbischof Matthäu s Lang neuer lich in einem Jurisdiktion sstre it zw ische n Bischof und Prop st zu vermitteln. Der Bischof hatte den Propst wegen Überschreitung seiner Jurisdiktion sogar exkommun iziert und dies dreimal öffentlich verkünden lassen. Der Erzbischof ließ es bei den bisherigen Jurisd iktion srechten des Bischofs und Dompropstes bleiben, trug aber dem Bischof auf, bei jedem weiteren Vorgehen gegen den Propst sich vorher mit dem Erzbischof zu beraten. Die Jurisdiktion über das „Commi sariat" St. Florian (Groß St. Florian in der Weststeiermark und die dabei befindlichen Kirchen) wurde dem Propst damals auch künftighin nicht konzediert. Vierzig Jahr e später mußte der Propst den erkrankten Bischof auf der Salzburger Synode offiziell vertreten und 1515 hielt Prop st Gilg Häring eine Diözesansynode zu St. Andrä ab. Seit mindestens 1446 gehörte der Propst zu den Kärntner Landständen und wurde von diesen oder dem Landesfürsten bei jedem Steueranschlag mitbelastet, im genannten Jahr mit 200 Gulden. Ebensov i e 1 zahlte dama ls das N onnens tift St. Georgen am Längsee oder die Stadt Klagenfurt, das Stift St. Paul hin gegen viermal soviel. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Pröpste als Mitglieder der Prälatenkurie regelmäßig in das ständische Verordnetenamt berufen. Denn ihr Ansehen war seit der päpstlichen Verleihung des Pontifikalienrechtes 1625 sehr gestiegen. Dieses war jedoch auf die Domkirche beschränkt. Erst 1773 wurde dem Propst der Gebrauch der Pontifikalien bei Hochämtern, öffentl ichen Prozessionen, Vespern etc. im ganzen Generalvikariatsbereich und der Erzdiözese Salzburg bewilligt. Da Stift und Kapitel von einem Salzburger Erzbischof gegründet worden ware n, blieben beide bis zuletzt auch kirchenrechtlich an Salzburg gebunden. Dementsprechend wandten sich Propst und Kapitel 1787 wegen der unlösbaren wirtschaftlichen Situation nach Salzburg und beantragten die Rücknahme des Fundation svermögens des insolvent gewordenen Stiftes. Das Salzburger Domkapitel nahm den Vorschlag an. Man plante in Salzburg mit dem Vermögen ein neues Lavanter Domkapitel zu errichten, nachdem das alte wirtschaftlich wie personell der Auflösung entgegenging. Die Wiener Regierung lehnte den Vorschlag jedoch mit der Begründung ab, daß das regulirte Domstiftspersonale zu St. Andre zur Erledigung der Amtsgeschäfte des in seinem Sprengel verkleinerten Bistums ausreichen würde. In der Folge starb aber das Domkapitel völlig aus, sein Besitz fiel an den Religionsfonds und erst 1825 wurde in St. Andrä ein neues Domkapitel installiert.
Soziale Verhältnisse
Mit dem ersten Prop st Ulrich kamen auch vier Chorherren, deren Namen nicht überliefert wurden, aus dem Salzburger Kapitel nach St. Andrä. Erzbischof Eberhard über gab 1234 dem Stift 13 Mark Gülten, damit die Zahl der Kanoniker auf 14 erhöht werden könne. Ob diese Zahl in den ersten Jahrhunderten je erreicht wurde, ist unbekannt und sehr fraglich, denn dafür fehlte auch ein entspre chendes Stiftsgebä ude. 1308 werden namentlich vier Chorherren genannt, sechs Jahre spä ter befanden sich neben dem Propst zehn Chorherren im Stift und alle waren Priester. Einer von ihnen stammte aus Wolfsberg im Lavanttal, ein anderer aus Altenmarkt in der Südweststeiermark. Um die Einnahm en des Stiftes mit seinen Ausgaben im Gleichgewicht zu halten , wurde bestimmt, daß die Zahl der Chorherren in der nächsten Dekade zehn nicht übersteigen sollte . Diese Vereinbarungen schlo ssen Propst und Kapitel im Jahre 1314 unter Bestätigung des Bischofs von Lava nt. Das ganze 14. Jahrhund ert hindurch werden neben den Pröpsten zah lreiche Dechan te und Kanoniker genannt , aber fast immer nur mit Vornamen. Meist wurden die bisherigen Dechante zu Pröpsten gewählt, manchmal der Chorherr, der Pfarrer von St. Andrä war. In den Jahren 1375 bis 1383 wer den urkundlich neben dem Propst und Dechant die Chorherren Achaz, Albrecht, Heinrich Pakker (oder auch Payr), Johann Himmelberger, Johann Roster, Johann Bavarus (Payr), Wolfhard de judenburga und Lienhard genannt. Der Konvent umfaßte mit dem Propst zehn Personen. Von diesen ist Himmelberg er eindeutig Kärntner und entweder aus dem Ort Himm elberg gebürti g oder Angehöriger der gleichnami gen Adelsfamilie. Payer könnte aus der zu Wolfsberg ansässigen adeligen Familie stammen. Aus dem 15. Jahrhundert sind nur wenige Chorherren nam entlich bekannt. Hans Strasser, Kapitelsyndikus, und Jacob der Stepfer waren 1407 und 1434 Chorherren. Strasser war Lava nttaler und wahrscheinlich ein Mitglied der spät er adeligen Familie Strasser. Er wurde ebenso Propst wie Stepfer, der aus Reit (oder Otin[? = Altötting?) gekommen sein soll. Propst Jakob nahm über Vermittlung des Lavanter Bischofs und des kaiserlichen Rates Christoph Ungnad den Doktor der päp stlichen Rechte Franziscus von Mitterburg ins Kapitel auf. Von den Dechanten dieser Zeit ragt Bernhard Gespäner (147 4, 1480) hervor. 1494 erneuerte Bischof Erhard die von seinem Vorgä nger 1383 erlassenen Constitutiones und gebot den Geistlichen u. a. nachdrücklich, sich stande sgemäß zu kleiden und ein rotes Birett nur dann zu tragen, wenn sie dazu berechtigt seien. Um diese Zeit (1487) bestand in St. Andrä bereits eine St.-Ruperh-Bruderschaft, die auch 1566 und 1640 erwähnt wird . Das Stift stand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert s noch in Blüte, dann geriet es allmählich in den Sog der Reformation Luther s, die bereits das Lavanttal erfaß t hatte. 1592 sank die Zahl der Kapitular en offenbar auf unte r fünf, weil damals nur mehr drei Kapitulare die Wahl des neuen Prop stes dem Lavanter Bischof anheim stellten, der keinen von ihnen für die Würd e geeignet hielt und einen Administrator einsetzte. Über die Herkunft der Pröpste des 16. Jahrhundert s fehlen genaue Angaben. Lediglich bei Gilg Häring (Prop st 1500) wird vermerk t, daß er Profeß des Bistum s Freising gewesen sei, wiewohl ein Ruprecht Haring 1567 unt er den Ratsbürg ern St. Andräs genan nt wird. Wenig stens die beiden, miteinand er wahr scheinlich verwandte n Pröp ste Andreas und Tiburz Stachel (1485- 1500, 1543-1558) könnten einer Bürgerfamilie von St. Andrä angehört haben, denn 1591 scheint unt er den dorti gen Ratsherrn ein Simon Stach! auf. Es ist anzune hmen , daß St. Andrä oder das Lavanttal die Heimat einer ganzen Reihe von namentlich bekannt en wie auch vieler unbekannter Chorherren aller Jahrhund erte gewesen ist. Ähn liches mag für die Pröp ste jener Zeit gelten. Unte r dem Reformbisc hof Georg Stobäu s (1584- 1618) und seinen Nachfolgern erstarkte zwar das katholische Leben der Diöze se Lavant, doch das Stift wollte sich nicht so recht erholen. Da der Bischof mit dem Lebenswa ndel der Kanoniker unzufrieden war, versuchte er, geeignetere Kandidat en auch von weither zu gewinn en, wie den Schwei zer Gambazi . 1638 wur de P. Paul Hub er aus dem Kloster Dießen in der Diözese Aug sburg in St. Andrä aufgenomme n, nachdem erd urch die Wirren des Dreiß igjährigen Krieges aus seinem Mutterklo ster hatte fliehen mü ssen. Um den Erfolg der Reforme n im Dom stift für die Zukunft sicherzustellen , ließen es die Lavanter Bischöfe namen s Salzbur gs öfter visitieren. 1662 befanden sich 13 Kanoni ker im Stift, darunt er zwe i Verwandte der Pröp ste Leo und Gambazi mit den selben Familiennamen. Von zehn Kanonikern ist die Herkunft angegeben, drei stammten aus St. Andrä, zwei aus Klagenfurt, je einer aus Wolfsberg, Völker markt , Marb ur g/Mar ibor, aus Böhmen und der Schweiz. Bis au f die drei jüng sten Kanonike r ware n alle Priester und hatten studiert , meistens Logik und Rhetorik , nur der Dechant auch Theologie. Einen akademischen Grad führte keiner. Alle waren bür gerlichen Standes. Der personelle Höch ststand in der Geschichte des Domstiftes wurde im Jahre 1710 erreicht, als mit dem Props t 16 Kanoniker im Kloster lebten, was zu Raum not füh rte. Einen Beitrag zur Erhöhung der Kanonikerzahl hatte Johann Otto Graf von Dernbach (t 1697) durch die Stiftun g von 6.000 fl als Unterhalt für zwe i Kanoniker geleistet. Elf Kanoniker stammten aus Kärnten , nu r einer aus St. Andrä selbst, vier aus der Steier mark und einer aus Böhmen. Mit dem Prop st befand en sich elf Adelige im Kloster, darunt er zwei Grafe n Windi schgräz und je ein Freihe rr Aicholt, Christallnig und Gabelk hoven. Möglicherwe ise gab es 1710 noch einen weiteren Kanonik er aus Kärnten im Stift, der als Festprediger bei den Klagenfurt er Jesuiten wirkt e. 1726 betrug die Zahl der Kapitulare zwölf, von den en sieben aus dem Adel stam mten, darunter die beid en Pröp ste des Namens Sugart und Propst Johann Georg von Thalheim (t 1724), und bis auf einen Grazer und einen Böhm en alle gebürtige Kärntner waren. Das Stift ha tte offenbar an Ansehen gewo nnen. 1764 lebten 15 Kapit ulare im Kloste r, für die Fürstbischof Attems um fangreiche Kapitul ars tatuten erließ, die der Salzburge r Erzbischof bestätigte. Disziplin äre Entgleisungen einzelner Kanoniker blieben auch im 18. Jahrhund ert nicht aus. Der letzte Propst Franz Georg Messner (t 1798) war der Sohn eines Bürgers aus Friesach in Kärnten. 1764 stand er noch einem Kapitel von 14 Chorherre n vor. Dann hörten, bedingt dur ch ein 1786 ergangenes Verbot, neue Kanoniker aufzunehm en, die Eintritte auf und Todesfälle lichteten die Reihe der Kanoniker. Grund für das Verbot war wohl die schlechte Wirtschaft slage des Stiftes. Mit dem Tod des letzten Prop stes unt erblieb die Wahl eines Nachfolgers sm,vohl aus wirtschaftlichen, als auch aus perso nellen Gründen. Die Sistierung des Chorgebetes und der mensa comrnunis war der erste Schritt zur Auflösung des Klosters.
Bau- und Kunstgeschichte
Dom-und Stiftskirche Als das Stift 1225 gegründet wurde, wurde ihm die bisherige Pfarrkirche St. Andreas samt dem Pfarrhof übergeb en. Die Pfarrkirche wurd e Stiftskirche , drei Jahre spät er zum Dom des neuerrichteten Bistum s, der daneben befindli che Pfarrhof zum Chorherrenkloster. Die erste Kirche zum hl. Andrea s muß im 9. Jahrhund ert erbaut worden sein. Aus dieser Zeit sta mmt , neben der Krypta, in der ein römi scher Grabstein gefunden wurde , der Westturm, denn er besitzt an der Südse ite romani sche Drilling sfenster (Taf. 54). Für die Pfarrkirche genügte ein Turm, für eine Bischofskirche war er jedoch entschieden zu wenig repräsentativ. Daher fügte man in der Gotik den Nordturm hin zu, der dem Gotteshaus bis heute sein charakteris tisches Aussehen verleiht. Am 10. Apri l 1183 urkundete der Salzburger Erzbischof zu St. Andrä in seiner curia vor der Rup ertikape lle. Diese stand in umnittelbarer Nähe der damal igen Pfarrki rche w1d wurde Anfang des 17. Jahrhundert s abgetragen. Bald nachdem die Pfarrkirche zur Stifts-und Domkirche geworden war, erfo rderte die Anwesenheit einer größe ren Anzahl von Prie stern die Errichtung zusätzlicher Altäre. Als erster Seitenaltar der Domkirch e wird 1243 ein Altar des hl. Michael erwähnt. Noch im 13. Jahrhundert scheint auch der Kreuzaltar errichtet worden zu sein, der 1317 bestiftet wurde. Bischof Heinrich Krapff von Lavant errichtete und weihte zwischen 1363 und 1367 den Augustinusalta r und bestiftete ihn reichlich. 1403 wird ein Altar des hl. Ulrich, im Jahr darauf der Annaa ltar genannt. Dies ergibt für das Jahr 1404 neben dem Hochaltar die Zahl von fünf Seitenaltären. Die ehemalige Dom - und heutige Stad tpfarrkirche in St. Andrä stammt aus dem 14. und 15. Jahrhund ert und ist ein dreischiffiger, gotischer Raum. Das Langh aus ist vierjochig angelegt, das Mittelschi ff weist ein Kreuzrippen gewö lbe des 15. Jahrhund erts auf, das Kreuzgewö lbe der Seitenschiffe ist barock. Der Hauptchor ist dreijochig, sein. Kreuzrippengewölbe wird der zweiten Hälft e des 14. Jahrh underts zugeo rdn et. Die Maßwerkfenster sind neo gotisch. Die ehema ligen Seitenchöre (Winterchor) wurden von den Schiffen abgemau ert. Im südlichen Seitenchor befindet sich jetzt die Sakristei, das Kreuzrippengewölbe mit den Kon solköpfen wird um 1400 dati ert. Die Annakapelle nördlich des Chores war früher die Taufkape lle und besitzt Fresken aus dem Jahre 1545, die der Dechant Christan Fux anbringen ließ. Sie sind 3,4 m breit und doppelt so hoch tmd zeigen in neun Feldern die Geburt Christi, Christus am Ölberg (Taf. 55), eine Kreuzi 388 Hannes P. Naschenweng gungsgruppe und andere Darstellungen (z.B. Tiere). Aus dem 16. Jahrhundert ist betreffend die Domkirche noch bekannt, daß Fürstbischof Leonhard Peuerl 1513 Meister Oswald von St. Veit mit der Herstellung eines Flügelaltars beauftragte, der nicht mehr existiert, und 1553 / 1554 (zwei?) Glocken von Urban Fiering gegossen wurden, die noch vorhanden sind. Wandmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert haben sich auch im nördlichen Raum neben dem Westturm erhalten. Zu beiden Seiten des Westturmes befinden sich Kapellenräume (spätgotisch bzw. barock). Tauf- und Weihwasserbecken stam men aus dem Jahr 1692. In den drei Seitenkapellen der Kirche stehen Statuen des Apostels Andreas (linke Kapelle), des Apostels Petru s (rechte Kapelle) sowie ein Altaraufsatz aus dem 18. Jahrhundert, die Geburt Jesu darstellend (zweite nördliche Kapelle). Der Hochaltar wurde 1902 in neogotischer Form errichtet und zeigt eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe, im oberen Abschluß die Statue des Kirchenpatrons Andreas. Die beiden Seitenaltäre sind dem hl. Augustinus (links) und Mariä Verkündigung (rechts) geweiht, das Verkündigungsbild stammt von Jakob Zanussi (t 1742). Dieser Maler des Barock dürfte außerdem da s ehemalige Hochaltarbild „Mariä Himmelfahrt" geschaffen haben, das jetzt vor der Empore hängt. Auf dem rechten Seitena ltar steht auch der ehemalige Tabernakel des Hochaltares und eine überleben sgroße Pieta aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Taf. 56). Das Chorgestühl im Presbyterium, jede s zu sieben Plätzen, trägt die Jahreszahl 1761. Im 18. Jahrhund ert hatte sich in der Domkirch e bereit s ein reicher Schatz an Reliquien angesammelt, darunter ossa S. Andreae Ap. und solche des hl. Augustinus mit dem Siegel Bischof Leonhard s von Lavant. Die Kirche enthält zah lreiche Grabste ine von Bischöfen , Pröpsten und Adeligen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Einige sind bedeutende Denkmale der Bildhauerkunst. Der figurale Rotmarmor -Grabstein des Bischofs Lorenz II. von Lichtenberg ( t 1446) wird mit einem unb ekannt en Künst ler im Umfeld von Hans Eybenstock bzw. Hans Valkenauer in Verbindung gebracht. Von den Pröp sten haben sich nur zwei Grabsteine in der Sakristei erhalten (Taf. 57). Der für Johann Gambazi (t 1662) wurde von Philiberto Pacobel, wahrscheinlich einem Sohn des zur Zeit der Reformation tätigen Philiberto Pacobelo d. Ä., angefertigt und signiert. Er zeigt den Propst in ganzer Figur und in pontificalibus samt dem kombinierten Wappen des Stiftes und des Propstes. Der zwe ite Grabstein gehört Propst Martin Sanni (t 1688). Der im 19. Jahrhundert erfolgten Umgestaltung des Kircheninneren im damaligen Zeitgeschmack der Neogotik fielen u. a. der Hochaltar und die Kanzel zum Opfer. Außerdem wurde der Westfassade eine Vorhalle ange fügt. Deshalb sind Aussagen über den Zustand des Kircheninneren, als das Dom stift noch existierte, nur bedingt zu machen. Stiftsgebäude Wenig ist aus der Frühzeit des Stiftes über das Propsteigebäude bekannt. 1245 übertrug Erzbischof Eberhard dem Domstift das Vogteirecht über ein Hau s in St. Andrä, das 1 St. Andrä im Lavanttal 389 von Friedrich von Pettau zurückgekauft worden war. Es handelte sich dabei um das der Pfarrkirche benachbarte ehemalige Pfarrhau s, das dann durch Verbauung angrenzender Grundstücke zum Stiftsgebäude der Kanoniker vergrößert wurde. Unter dem Lavanter Bischof Hermann Gnaser (1434-1438) wurde da s öffentliche Bad zu St. Andrä, am Kapitelgarten gelegen, dem Domkapitel zugewiesen (und damit „entsc härft "). Daß einzelne Lavanter Bischöfe sich dem Domstift gegenüber finanziell großz ügi g zeigten, ist berei ts gesagt worden. Konrad II. (um 1391 - um 1408) soll dem Kapitel 22 Mark Silber geschenkt habe n, Friedrich Theis von Thesingen (1423) gab vor seinem Weggang nach Chiemsee dem Stift 100 Gulden zur Herstellung der Gebäude. Um 1420 gab es in der Propstei eine stuba maiora, in der die Bischöfe und Pröpste mehrmals Urkunden ausstellten. Nach Jakob Unres t sollen die kaisertreuen Söldner unter Leonhard von Kollnitz im Juni 1480 die Stadt St. And rä überfallen und besetzt haben , damit sie 11.icht den Ungarn in die Hände fiele. Der auf salzb urgisch-un garisc her Seite stehende Lavanter Bischof wa r geflo hen. Die Kaiserlichen plünderten die bischöfliche Residenz und and ere Gebäude der Stadt, und einige Söldner vergriffen sich angeblich auch an den sakralen Gefäßen der Domkirche und der Mitra des Bischofs. 1584 beschwerte sich der Konvent über Propst Valentin Kummer, er habe nicht nur die Schulden des Stifte s nicht bezahlt, sondern auch die Gebäude lassen abgehn, weshalb Bischof Stobäus fests tellte, daß diese in Gefahr waren, in Trümmer zu verfallen. Auf seine Ermahnu ngen hin wurde n sie du rch den Prop st wiederherg estellt und mit neuen anständigen Gemächern verse hen. Auch die bischöfliche Residenz wurde von Stobäus neu aufgebaut. Angeblich ist schon damals der Ausbau der jetzt noch bestehenden ehemalige n Stiftsgebäude begonnen worden, unter Bischof Leonhard Götz (1619- 1640) aber wieder zum Stillsta nd gekommen. Denn 1640 wird dem neu en Bischof Albert von Priami s aufgetragen, die von seinem Vorgä nger verschlepp ten Baumaterialien dem Stift zurückz ugeben und die Gebäude fertigzustellen. Auch das von Bischof Götz vertragene Silbergesc hirr de s Stiftes sei diesem zu restituiere n. Das nach dem Tod des Propst es Dominicu s Leo 1619 angelegte Inventar des Stiftes weist alle damals vorhandenen Räume des Stiftes samt der Einr ichtun g aus. Gena nnt werden eine Rüstkammer, die Tafelstube, ein Saal, eine große Stube, ein anschließe nd es Gewö lbe, in dem sich das Arc hiv befand, weiters ein Saal vor dem oberen Zimm er de s Props tes, ein Zimm er, das man die Alte Prop stei nannte, samt der Alten Tafe lstub e, die Bibliothek und das neue Zimmer. Außerdem gab es ein Kraut- und ein Preßgewölbe, ein „Kuche lstübl", einen Keller und den „Wolfsberger Keller". Zu letzt werden noch die Pfisterei, die Torwärterstube, Müh le und Schmiede erwä hnt , welc h letztere zwe i woh l schon außerhalb des Klosters lagen. Propst Gambazi (1619-1662) behauptete, den Konventbau begonnen und vollend et zu haben. Es müßte der heute noch stehende, zwe igeschossige Bau mit den flachbogigen Pfeilerarkaden sein, der jetzt als Pfarrhof dient. 1641 wurd en bezüglich des Klosters keine Baufälligkeiten bean standet. Gambaz i war der baufreudigste aller Pröpste des 17. und 18. Jahrhundert s und scheint auch die Geldmittel dafür gehabt zu haben. Bei der 390 Hannes P. Naschenweng Prop steipforte errichtete er vier Zellen, baute die Props teiküche, zwei Gastzimmer, die Arkade ngänge von der Prop stei in den oberen und untere n Konvent, ummau erte den Garten bei der Straße, führt e im Marbur ger Weingarte n ein Weingart enhaus auf und baut e den Weinkeller in Gams. Aus der folgenden Zeit fehlen Nachrichten über bau liche Veränd erun gen der Propstei . Sulche mußten wege n der Finanznot des Stiftes höchstwahrscheinlich unterbl eiben, weshalb St. Andrä kein großartiges Barockstift werde n konnte, wie es in jener Zeit so viele andere Klöster und Stifte Österreichs gewor den sind. Mitte Augus t 1692 traf ein Blitzschlag das Propsteigebäude und zündet e. Der Brand soll angeb lich mit Wein gelöscht worden sein, nicht mit Wasser, das man für unwirksam hielt. Man hat wohl schnell er den Wein in den Kellern als genügend Wasser zur Verfügung gehabt. Über die Bautät igkeit der Pröpste auf den inkorporierten Pfarren und deren Filialkirchen ist noch weniger bekannt, eine solche wegen der Armut des Stiftes auch kaum möglich gewese n. Lediglich von Propst Andreas Stachel wird berichtet, daß er 1499 die Nikolauska pelle in Siebendin g gestiftet habe. Glückliche Umstände haben dazu geführt, daß im Pfarrhof Maria Rojach unt er verschiedene n geistlichen Portr äts auch zwei von Pröpsten des Domstiftes St. Andr ä die Zeiten bis heute überdauert haben. Die Porträt s blieben bis dato unident ifiziert und deshalb so gut wie unbekannt. Sie werde n hier erstmals publiziert. Das erste Porträt zeigt Props t Franz Anton von Sugart und sein Wappen und trägt die Inschrift: ,,Franciscus Antoniu s/ De Sugart S. S. Tlgae. Doc./ Cath. Eccl. Ad S. Andream / Vallis Lavant. Praepositus./ Archid. Natus, Die 12. Marty / 725 ad Praeposituram infulatam / Electus, Regimin. 34 An. Obiit 759 / Die 20 Septemb. Aetatis Suae 73 Ann ." (Taf. 58). Das zwe ite Porträt ist unb eschri ftet, trägt aber ein Allianzwappen, dessen linkes Wapp en den stehenden hl. Andreas mit Nimbu s, vor sich das Andreaskreuz haltend, zeigt, während das rechte jenes des letzten Propstes Franz Georg Messner ist, den daher das Bild darstellt. Das Allianzwappen ist von einem Engelskopf, der eine Mitra trägt, und einem Pastorale nach rechts überhöht. Das persö nliche Wappen des Propstes konnte durc h Vergleich mit einem Siegel Prop st Messners im Klagenf urter Diözesanarchi v zwe ifelsfrei identifiz iert werde n. Der Propst trägt ein mit Diamante n besetztes Pektorale und einen ebensolchen Ring, rechts vom Dargeste llten sind Mitra und Infel zu sehen.
Bibliothek
Die Erstaussta ttung des neu gegründeten Chorherrenstiftes mit Büchern zum litu rgischen Gebrauch erfolgte sicher seitens des Erzbischofs bzw . durch das Salzbur ger Domstif t. Was sonst noch an theologische r und säku larer Literatur von Salzburg nach St. Andrä mitgegeben wurd e oder in den ersten Zeiten dorthin gekomme n ist, kann mangels Nachr ichten nicht einm al vermutet werden. Es scheint , als ob sich die Tätigkei t eines etwa vorhandenen Skripto riums allein auf die Absch rift gewisser „Constitu tiones" zur Aug ustinu sregel beschränkt hätte, denn die Überl ieferun g von Handschriften aus dem Domstift ist äußerst dü rftig. Einige Handsc hriften haben sich in der bischöflichen Bibliothek zu Marburg / Maribor erhalten, wobei nicht ganz sicher ist, ob sie dem Gebrauch der Kanoniker und / oder dem der Lavante r Bischöfe dienten: 1. Eine Pergamenthand schrift aus der Mitte des 14. Jahrhund erts, die „Constitutiones a sanctis pat ribus, ordinis sanc li Augustini per Salcz bur gensem provinciam constitutis" , wie sie das Salzbw-ger Kapitel beobachtete , sow ie einen „Liber consuetudinum in regulam et ordin em sancti Augustini episcopi" enthält. Die Handschrift wurde von Weinfurter als Abschrift einer 1224 oder kurz danach zu datierenden Handschrift aus St. Florian nachgewie sen, die anläßlich der Kanonik erreform (eigentlich reine Orden sreform) unt er Erzbi schof Eberhard II. ent standen ist. Eine weitere Pergamenthand schrift desselben Jahrhundert s in Marburg ist mit „Serm one S. Augustini " (recte „Serm ones ... "?) betitelt. Sie könnte ebenso wie ein Kalender mit Heiligenfesten aus einem Augu stinerkloster stammen und enthält die Notiz: 1467 Martinvs Kolweis. Eine Sammelhand schrift aus dem 15. Jahrhundert , die von Jacobum baccalarium in artibus, rectorem et notarium apud sanctum Andream in Lavant verfaßt wurde , befind et sich in Klagenfurt. Jacob war wohl bischöflich Lavanter Notar. Im Kärnh1er Land esarchiv wird ein Fragm ent des Stricker aus dem 13./ 14. Jahrhund ert verwa hrt, da s aus St. Andrä stammen soll. 1585 werden im Inventar der Propstei summari sch 30 lateinische und deut sche Bücher in Folio, 20 eben solche in Quart , 30 in Qu art und Sextformat sowie 25 allerley Luttrisch Puecher ewä hnt. Die Bibliothek bestand demnach aus 105 Büchern. Dazu kamen noch 13 pergam entene Bücher im Chor. 1619 heißt es, daß es einen Bibliotheksraum gebe, als dessen Inhalt zwa r lediglich ein zinnenes Nachtges chürr angege ben wird, doch wa r schon ein ordentlicher Katalog der in der Quelle weder im einzelnen noch zahlenmäßig genann ten Bücher verfaßt wor den. Auch 1662 gab es einen Bibliothek skatalog, er ist aber nicht mehr vorhand en. Domprop st Adam Seyfried von Sugart (1688-1722) war ein ausgesprochener Liebhaber von Büchern (Taf. 58). Er sagt selbst, daß er eine Bibliothek mit veralteten Büchern vorfand , weshalb er neue anschaffte. 1703 listete er diese eigenh ändig mit Verfassern und Titeln auf. Es waren 524 Werke in einer Vielzahl von Bänden, die ihn 1.200 fl gekostet hatt en. Ihr Inhalt bestand hau ptsäc hlich in theologischen, dogmati schen, scholasti schen, kanonist ischen, philosophischen und anderen Abhandlungen, aber auch Wolfgang Zahn s „Op era de mundo et coelo" sowie „Geograp hia " w1d Dru ckwerke anderer älterer und zeitge nössischer Autoren waren darunt er. Auf Bitte des Prop stes schenk te diesem Johann Otto Graf von Dernbach (t 1697) aus seiner Privatb iblioth ek 680 auserle sene Bücher , deren Wert der Propst auf 2.000 fl schä tzte. Damit besaß das Domstift eine Biblioth ek vo n einigen tausend Bänden, die später sicher noch vermehrt wurden. Dies ma g einige Pröp ste angeregt hab en, selbst schrift stellerisch, d. h. historio grap hisch tätig zu werden. Aus der Feder Propst Augustin Mayrs (1662-1669) stammt die Reihe der Bischöfe von Lavant bis 1669, die andere fortsetzten. Sie ist offenbar identisch mit dem „Char tularium " Mayrs, das Jaksch 1904 als verloren meldet, jedoch der St. Paul er Benediktin erTrudp ert Neugart für sein abschriftlich erhalt enes Werk „Episcopatus Lavantinu s" benüt zte. Propst Adam Seyfried von Sugart ist der Verfasser der ,,Collectio multi variarum litterarum " (1703/ 07), die sich - nicht in1mer ganz richtig mit der Gründungsgesc hicht e des Stiftes beschäftigt und sich im KLA befindet. 1697 / 98 schenkte der Stainzer Chorherr Johann Maximilian Morelli lt. Widmung dem Kloster St. Andrä ein Buch über die „Unive rsa phHosophia [Aristote lica]". Bis in die letzten Zeiten des Stiftes sche int immer ein Chorherr als Bibliothekar die Bücher betreut zu haben. Heute sollen von der Bibliothek des Domstiftes nur wenige Bände erha lten geblieben sein.
Archivalien
August v. Jaksch klagte 1905 (im dritten Band der MDC, S. XVIII), daß es mit dem Archiv dieser Kirche (Lavant /S t. Andrä) sehr schlecht ausse he. Tatsächlich erfährt man über ein Archiv des Dom stifts vor dem Ende des 16. Jahrhund erts so gut wie nichts. Erst 1585 wird im damal s aufgenommenen Inventar der Prop stei lapidar erwähnt, daß die Urkunde n in versc hiedenen Kästen aufbewah rt würden. Dann herrscht in den Inventaren der Prop stei zweihundert Jahre lang Schweigen über das Archiv. Kurz vor dem Ende des Stiftes (1777) verwa ltete es ein Chorh err als Archivar, dem damal s aufgetragen wurde, sich Kenntni s über alle geistlichen und weltlichen Akten zu verschaffen. Das Liquidationsinventar von 1808, das Hin weise über Archiv- und Bibliotheksb estände enthalten hätt e, kom1te unter der von Pagitz-Roscher angegebenen Signa tur im KLA nicht gefund en werden . Urkunden in Original bzw. Abschrift aus oder über St. Andrä bzw . Lavant befind en sich derze it im Diözesa narchiv Mar ibor und im Klagenfurter Land esarchiv. Eine wertvolle Quelle über das Bistum und Domstif t im Spät mittelalter ist der „Codex Henrici episcopi" , den Bischof Heinrich Krapff von Lava nt (1363-1387) anlegte und der im Diözesanarchiv Maribor verwa hrt wird. Er enthält Abschr iften zahlreicher , im Original z. T. verlorene r Urk und en von vor der Gründun g des Domstiftes und Bistum s bis zum 16. Jahrhundert. Die im Original oder nur aus dem „Codex" überlief erten Urkund en wurden zum größten Teil von Oz inger ediert un d haben - mehr oder weniger vollständig - abschr iftlich in die Urkundenreihe des Steiermärkische Landesarchives sow ie in das Salzburge r Urkund enbu ch und die MDC Aufnahme gefund en. Das Diözesanarch iv in Maribor bewahrt auch einige Handschrift en aus St. Andrä (z.B. Codex 115). Ander es Quellenm aterial istim Kärntn er Landesarch iv zu finden, worun ter eine Reihe von Handschriften mit verschiedenen Signa turen zu verste hen ist. Akten über das Domstift vom 16. bis 18. Jahrh under t, darunt er etliche Originalurkw1den, enthalt en einige Kartons im ADG im Arch ivkörper „Alte Salzburger Akten" - Domstift St. Andr ä. Im Salzburger Landesa rchiv existieren schließlich die Domkap itel-Protoko lle, in denen Ange legenheiten des Domstiftes ihren Niedersch lag gefund en haben. Sie wurden von Mag da PagitzRoscher für ihre Publik ation benüt zt. Über Akten aus dem Domstift im Diözesana rchiv Maribor war wegen dessen noch unerschlossenen Bestandes nichts zu erfahren.
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