Sacra.Wiki Engelbert Fischer

Engelbert Fischer

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Engelbert Fischer, * 7. März 1833 in Neukirchen (Oberösterreich), † 12. Juli 1889, war der Sohn ziemlich wohlhabender Fischerleute. Nach Absolvierung des Gymnasiums begann er Jurisprudenz zu studieren. Allein schon nach einem Jahr gab er dieses Studium auf, da er in sich den Beruf zum Ordensstande fühlte und bat im Augustiner-Chorherrenstifte Klosterneuburg um Aufnahme. Wie freudig hier die Chorherren den strebsamen Jüngling aufnahmen, so ungern entließ ihn Bischof Rudigier aus seinem Diözesanverbande. Beim Abschied sprach er zu ihm: "Es wäre auch in meiner Diözese für Sie ein geeigneter Platz zu finden gewesen."

Am 24. September 1854 erhielt Engelbert Fischer mit noch sechs anderen Kandidaten das Ordenskleid. Die Profess legte er am 25. März 1857 ab. Nachdem er an der Hauslehranstalt des Stifes Klosterneuburg den dritten Jahrgang der Theologie zurückgelegt hatte, wurde er zum Priester geweiht und brachte am 1. August 1858 sein erstes heiliges Messopfer dar. Er beendete nun seine theologischen Studien und fand zunächst im Kloster als Regenschori Anstellung, später als Gastmeister. Ende August 1861 kam er als Kooperator in die Seelsorge nach Korneuburg, womit sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung ging. Freilich blieben dem braven und eifrigen jungen Seelsorger, der den Erwachsenen als Ratgeber liebevoll zur Seite stand und den Kindern ein gewissenhafter Lehrer und ein väterlicher Freund war, viel Schmerz und Sorge nicht erspart. Mit eigenen Augen sah er, wie der Liberalismus, der sich damals im besten Gedeihen befand, mit seinen Ideen nicht nur die Seelen der Erwachsenen, sondern auch die zarten Kinderseelen auf die verschiedenste Art den höchsten Gütern zu entfremden suchte. Fischer kannte aber keine Menschenfurcht, unerschrocken trat er gegen die Bestrebungen des Liberalismus auf. Zugleich reifte damals in ihm der Plan, die Jugend- und Volksliteratur, durch welche man am meisten und weitest Glaubens- und Sittenlosigkeit verbreitete, einer genauen Durchsicht und Kritik zu unterziehen und die Resultate derselben in einem großen Werke zu veröffentlichen.

Trauernden Herzens sahen die gutgesinnten Einwohner Korneuburgs am 10. Oktober 1870 Fischer als Pfarrverweser nach Haselbach scheiden. In dem abgeschiedenen und entlegenen Dörfchen konnte seine Arbeit nicht große Fortschritte machen. Um so eifriger arbeitete er, als er auf die Stelle eines Pfarrverwesers nach Neustift am Walde (jetzt Wien, XVIII. Bezirk) versetzt wurde (1871). Hier erschienen bereits im Jahre 1877 die vier ersten Bände seines Werkes, das den Titel: "Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur" erhielt. Im Jahr 1886 schloß Fischer mit dem 11. und 12. Bande diese Arbeit ab. Mehr als 10.000 Werke verschiedener Sprachen hatte er nach patriotischen, religiösen und pädagogisch-didaktischen Prinzipien rezensiert. Kein Geldopfer, keine Mühe, keine Arbeit in den freien Tagesstunden hatte er, wie er in der Vorrede schrieb, gescheut, auch zahlreiche Nachtstunden noch dazu verwendet, um die Werke der Volks- und Jugendliteratur aus allen Gauen des In- und Auslandes, ja selbst vom fernen Amerika sich zu verschaffen und (manche zwei- bis dreimal) durchzuprüfen.

Fischers "Großmacht der Jugend- und Volksliteratur" wurde für Österreich bahnbrechend. Man lenkte das Augenmerk auf die Jugend- und Volksbibliotheken und sah mit Entsetzen die durch Sorglosigkeit und Nachlässigkeit verschuldeten Fehler in der Wahl der Bibliotheksbücher und ihre Folgen. Nach Fischers Anleitung wurden nun bestehende Volks- und Jugendibliotheken revidiert und danach auch neue Bibliotheken für Volk und Jugend angelegt. Die k. k. Oberstaatsanwaltschaft schaffte eine Anzahl Exemplare des ihr vom k. k. Justizministerium "zur Berücksichtigung gegebenen Werkes" von Fischer an, "um den Direktionen der österreichischen Männerstrafanstalten ein Hilfsmittel bei der Auswahl der Sträflingslektüre rücksichtlich der zur Neuanschaffung vorzuschlagenden Bücher an die Hand zu geben". Auch der Unterrichtsminister fühlte sich bewogen, eine allgemeine Revision der Schülerbibliotheken vornehmen zu lassen. Zwei Urteile mögen noch die Bedeutung der "Großmacht der Jugend- und Volksliteratur" dartun. Der k. k. Landesschulinspektor Prausek sandte an den Verfasser folgendes Schreiben:

"Ihr Werk: ,Großmacht der Jugend- und Volksliteratur' erfüllte mich wegen des dazu verwendeten riesigen Fleißes und wegen des darin dargelegten Taktes mit Bewunderung; es ist eine wahre, ja notwendige Fundgrube der Jugendliteratur und wird gewiß viel Segen bringen. Ich habe dasselbe bereits mehrfach empfohlen und werde darin nicht ermüden. Es tut meinem Herzen wohl, hiermit Gelegenheit zu finden, Euer Wohlgeboren bestens dafür zu danken, daß Sie sich durch Ihr Werk zum Schutzengel der lieben Jugend gemacht haben."

Und der gefeierte Jugendschriftsteller Dr. Isidor Proschko schrieb in einer Rezension über die "Großmacht der Jugend- und Volksliteratur": "Ist die Belesenheit des hochachtbaren Verfassers bewunderungswürdig, so ist es noch mehr die Gewissenhaftigkeit, Sachkenntnis und der edle Patriotismus, welchen er in einzelnen Beurteilungen bekundet. Dieses Werk ist ein wahres Meisterwerk, welches unserer heimischen Literatur zur hohen Ehre gereicht."

Kaiser Franz Josef I. verlieh dem Chorherrn Engelbert Fischer, welcher nicht nur als Kritiker, sondern auch selbst als Jugend- und Volksschriftsteller rastlos tätig war, 1878 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, und der Fürsterzbischof von Wien ernannte ihn im Jahr 1884 zum fürsterzbischöflichen Rat.

In diesem Jahr übernahm Fischer die stiftliche Pfarre Stoizendorf bei Eggenburg. Zwei Jahre später wurde er zum Landdechant des Sitzendorfer Dekanats bestimmt. Er installierte aber als Dechant nur einen Pfarrer, nämlich den bekannten, sehr verdienten Abgeordneten Dechant Kühschelm. Schon am 20. August 1887 resignierte er wegen Kränklichkeit auf dieses Amt. Am 12. Juli 1889 starb er. Das Jahr zuvor hatte Engelbert Fischer noch die Jugendschrift "Das gute Kind, christliche Weisheit in Beispielen der alten und neuen Zeit für die Jugend", Stoizendorf 1888, Selbstverlag, zwei Bände, veröffentlicht. In seinem edlen Eifer für Glauben und christliche Sitte hatte sich Fischer ohne Zweifel überarbeitet. Langsameres und mäßigeres Arbeiten wäre auch für manche seiner Schriften vorteilhafter gewesen.

Wie uneigennützig und selbstlos Engelbert Fischer war, erhellt daraus, dass er bei seinem Streben für tadellose und veredelnde Jugend- und Volkslektüre neben aller Mühe und Anstrengung kein Geldopfer scheute. Bei den damaligen misslichen Verlagsverhältnissen in Österreich musste er viele seiner Schriften zuerst auf eigene Kosten erscheinen lassen. Für sein Werk "Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur" gab er, die Druckkosten nicht gerechnet, mehr als 2000 Gulden aus, "um", wie er selbst schreibt, "gegenüber aller Apathie oder Indolenz oder der Zumutung mancher Firmen, alle zugesendeten Bücher empfehlen zu sollen, die Fahne der Unabhängigkeit und der guten Sache hoch zu halten und die vorenthaltenen Werke sich doch zu verschaffen". So opferte er, der ein großer Musikfreund war, einmal auch sein eigenes Klavier, um eine Buchdruckerrechnung zu begleichen. Eigennutz bringt wahrlich keine solchen Opfer! Mit Recht wird Engelbert Fischer von Doktor Scheicher in die Reihe unserer großen Männer wie Veith, Brunner, Stolz gestellt, die vom lieben Gott viel, von den Menschen aber nichts oder nur wenig empfangen haben und doch einen ungemein großen Einfluß und eine hohe Wertschätzung hatten und bis jetzt noch haben.

Werke

  • Schule, Haus und Kirche. Wien 1873. (Digitalisat)
  • Drei Bausteine für den Kirchenbau in Viechtenstein. Neustift am Walde 1879.[1]
  • Sonntags Daheim. Erzählungen für die erwachsene Jugend und das Volk. 17 Bände. Neustift am Walde 1880-1882.
  • Beispiele aus dem Leben frommer Meßdiener. Freiburg im Breisgau 1881.
  • Christlicher Bücherschatz. Neustift am Walde 1881.
  • Freundliche Stimmen an Kinderherzen. 12 Bände. Neustift am Walde 1882-1884.
  • Lehrreiche Vorbilder, Geschichten und Gedichte für Erstcommunicanten. Auch anderen Communicanten segensvoll. 7 Bände. Neustift am Walde 1883.
  • Kalender für Meßdiener. Salzburg 1883.
  • Gut Freund! Lehrreiche Erzählungen zur bildenden Erholung nach gethaner Arbeit für dienende und arbeitende Classen. 6 Bände Stoitzendorf 1884-1886.
  • Verwaist, aber nicht von Gott verlassen. Lehrreiche Geschichten für Waisenkinder und alle, welche die Waisen lieb haben. 41 Bände. Stoitzendorf 1885.
  • Gott lenkt! Jugendschriften. Neustift am Walde, Selbstverlag. 2. Aufl. Salzburg 1886, Mittermüller. 20 Bdchen.
  • Die Schwere Noth mit den Ministranten. Ein Beitrag zur Jugendseelsorge überhaupt und zur Ministrantenseelsorge insbesondere. Stoitzendorf 1886.
  • Ehre sei Gott in der Höhe. Lehrreiche Weihnachtserzählungen für Jung und Alt, die eines guten Willens sind. 3 Bände. Stoitzendorf 1887.
  • Himmelan! Lehrreiche Erzählungen, Vorbilder, Parabeln, Mahnungen, Gedichte für Firmlinge und Gefirmte. 2 Bände. Stoitzendorf 1888
  • Grüß Gott! Lehrreiche Erzählungen für die erwachsene Jugend und das Volk. Stoizendorf 1888.
  • Beichtandacht und Beichtspiegel für Kinder.
  • Stoßgebete in Prosa und Reim.
  • Katholische Hausordnung für den Empfang der heiligen Sterbesakramente. Stoitzendorf.
  • Die heilige Firmung. Ein Unterrichtsbüchlein für Schule und Haus. Neustift am Walde / Stoitzendorf.
  • Die Feier des Frohnleichnamsfestes in Hochamt und Procession. Neustift am Walde / Stoitzendorf.
  • Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur. Periodische literarisch-patriotische Monatsschrift für das große und vielsprachige Gesammt-Österreich.
  • Für Aug' und Herz. Eine Familienzeitschrift mit der Beilage: Zu Jesu Füßen. Lehr- und Trostblätter für Kranke, Leidende, Betrübte und Kreuzträger aller Art.
  • Predigten am Feste des heiligen Leopold, Markgrafen und Landespatrones von Österreich. Wien 1879. (Digitalisat)
  • Türkenpredigten aus dem Jahre 1683. Neustift am Walde 1883.
  • Ausgewählte Gelegenheits- und Fastenpredigten berühmter österreichischer Kanzelredner. Freiburg im Breisgau 1883.

Literatur

  • Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Band 1: A–F. Stuttgart 1990, S. 449.

Einzelnachweise

Literatur

  • Gallerie katholischer Erzähler. 2. Engelbert Fischer" in Brousils "Der Volksbibliothekar", 1. Jahrg. N. 7 und 8.
  1. Siehe die kurze Besprechung des Werks in: Theologisch-praktische Quartalschrift 32 (1879), S. 840 (Digitalisat)
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