Sacra.Wiki Stift St. Andrä an der Traisen: Unterschied zwischen den Versionen

Stift St. Andrä an der Traisen: Unterschied zwischen den Versionen

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===Erste Blütezeit===
===Erste Blütezeit===
Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte das Kloster seine erste Blütezeit. Die Besitzungen lagen zeitwei se über drei Viertel des alten Niederö sterre ich verstreut, allerdings mit gewissen Verd ichtungen um das urspr ünglich e Erbe der Stifterfamilie; ein weiterer größerer Besitzsta nd ist um diese Zeit südli ch von St. Pölten, in der Gegend von Kilb und Kirnber g, festzu stellen. Der von tüchtigen Prälaten geförde rte wirt schaftliche Aufstieg führte bald zu einer regen geistlich-karitati ven und kulturell en Tätigkeit. So richtet en die Konventualen ein Hospital ein und widmeten sich in einem „Siechenhaus" der Pflege gebre chlicher Menschen. Auch gehört e um diese Zeit ein Frauenklo ster zum Stift, desgleichen bestand im Kloster eine Schule. Der relati ve Wohlstand ermöglichte nicht nur einen großzüg igen Ausbau der gesamten Anlage, sondern bild ete auch die Voraussetzung für die künstleri sche Au sgestaltung der im Kern romani schen Kirche. Die im südlichen Anbau des Turm es noch erkennbaren Fresk en, deren Entstehung mit dem Jahr 1374 festgesetzt wurde, sind ein Zeugnis hoher Klosterkultur. Sehr bald kam es aber zu Streitigkeit en mit dem kaum zwei Kilometer entfernt en Chorh errenstift Her zogenbur g. Die Reibereien mit dem Nachbarn sollten bis zur Auflösung von St. Andrä nicht mehr aufhör en, so daß ein späterer Chronist von einer fast ununterbrochenen gutnachbarli chen Feindschaft spricht. Es ging dabei vorw iegend um Differenzen über den Grenzverlauf an der Traisen, an deren Ufer durch Über schwem
Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte das Kloster seine erste Blütezeit. Die Besitzungen lagen zeitwei se über drei Viertel des alten Niederö sterre ich verstreut, allerdings mit gewissen Verd ichtungen um das urspr ünglich e Erbe der Stifterfamilie; ein weiterer größerer Besitzsta nd ist um diese Zeit südli ch von St. Pölten, in der Gegend von Kilb und Kirnber g, festzu stellen. Der von tüchtigen Prälaten geförde rte wirt schaftliche Aufstieg führte bald zu einer regen geistlich-karitati ven und kulturell en Tätigkeit. So richtet en die Konventualen ein Hospital ein und widmeten sich in einem „Siechenhaus" der Pflege gebre chlicher Menschen. Auch gehört e um diese Zeit ein Frauenklo ster zum Stift, desgleichen bestand im Kloster eine Schule. Der relati ve Wohlstand ermöglichte nicht nur einen großzüg igen Ausbau der gesamten Anlage, sondern bild ete auch die Voraussetzung für die künstleri sche Au sgestaltung der im Kern romani schen Kirche. Die im südlichen Anbau des Turm es noch erkennbaren Fresk en, deren Entstehung mit dem Jahr 1374 festgesetzt wurde, sind ein Zeugnis hoher Klosterkultur. Sehr bald kam es aber zu Streitigkeit en mit dem kaum zwei Kilometer entfernt en Chorh errenstift Her zogenbur g. Die Reibereien mit dem Nachbarn sollten bis zur Auflösung von St. Andrä nicht mehr aufhör en, so daß ein späterer Chronist von einer fast ununterbrochenen gutnachbarli chen Feindschaft spricht. Es ging dabei vorw iegend um Differenzen über den Grenzverlauf an der Traisen, an deren Ufer durch Über schwem
402 Christine Oppitz, Ilse Schütz
Taf 59: Ansicht der ehern. Stiftskirche St. Andrä mit Mariensäule
St. Andrä an der Traisen 403
Taf 60: Fassade der ehem. Stiftskirche
404 Christine Opp itz, Ilse Schütz
mungen immer wieder Grenzmarkierungen weggerissen wurden. Dadurch waren die Besitzrechte an bestimmten Viehw eiden, Jagdgebieten und Fischwässern so strittig, daß sie bisweilen einer Klärung , sogar durch den Lande sfür sten, bedurften. Besonders die Fischweiden bildeten ein ständige s und in Anbetracht der vielen in den Klöstern üblichen Fasttage erklärbare s Streitobjekt. Unter den Pröpsten dieser Zeit seien besonder s Gottschalk II. (1202-1215) und Siegfried (1215-1245) erwähnt, die des öfteren in Streitsachen anderer Stifte und Klöster mit kirchlichen Stellen zu Schiedsrichtern bestellt wurden - sicherlich ein Beweis des guten Rufes des Stiftes.  
mungen immer wieder Grenzmarkierungen weggerissen wurden. Dadurch waren die Besitzrechte an bestimmten Viehw eiden, Jagdgebieten und Fischwässern so strittig, daß sie bisweilen einer Klärung , sogar durch den Lande sfür sten, bedurften. Besonders die Fischweiden bildeten ein ständige s und in Anbetracht der vielen in den Klöstern üblichen Fasttage erklärbare s Streitobjekt. Unter den Pröpsten dieser Zeit seien besonder s Gottschalk II. (1202-1215) und Siegfried (1215-1245) erwähnt, die des öfteren in Streitsachen anderer Stifte und Klöster mit kirchlichen Stellen zu Schiedsrichtern bestellt wurden - sicherlich ein Beweis des guten Rufes des Stiftes.  
Niedergang in der Reformationszeit  
 
===Niedergang in der Reformationszeit===
Die weitere Vermehrung der Stiftsgüter und der Ausbau des geistlichen Lebens erfuhren im Laufe des 15. und 16. Jahrhundert s einen arge n Rückschlag. Plünd erun gen und Brandschatzungen, besonders durch Soldaten des Matthias Corv inus, sowie das Eindrin gen der Reformation führt en zum wirtschaftlichen Niedergang von St. Andrä und brachten das Kloster an den Rand der Auflösung. Zeitwei se kam es zu einer Spalt ung unter den Konventualen: ein Teil verweigerte den Pröp sten gänz lich den Gehorsam, ein anderer maßte sich an, eigenm ächtig über die Einkünfte des Stiftes zu verfüge n. Als sehr nachteilig erwies sich auch am Beginn des 15. Jahrhundert s der Streit zwischen der Albertinischen und der Leopo ldini schen Linie der Habsburger. Die Pröpste wur den als Mitglieder des Prälatenstandes in die Politik hineinge zogen und waren daher oft lange Zeit von ihrem Kloster abwe send . Aufgrund dieser Ereignisse ist es kein Wunder, daß in St. Andrä viele Besitzungen verkauft werden mußten und die Verschuldun g beäng stigende Ausmaße annahm. Besonders arg wirkte sich ein Feuer aus, das im Jahre 1485 das Kloster sow ie den ganzen Ort in Schutt und Asche legte. Die Stiftsgebäude konnten erst durch die Hilfe des dam aligen Bischofs von Seckau wiede r aufgebaut werden , allerdings um den Preis, daß den Chorherren von St. Andrä ein Seckauer Konventu ale, nämlich Johan nes Zwick!, als Prälat vorgesetz t wurde. Das steirische Kloster hatt e die finanzielle Hilfe aufgrun d der historischen Tatsache geleistet, daß die Familie der Grafen von Traisen neben St. Andrä auch das Stift von Seckau gegründ et hatt e. 1512 erhielt Propst Wolfgang II. Unver dorb en von Jägern berg die päpstliche Genehmigung, die bischöflichen Insignien, wie Mitra und Stab, zu führ en. Auf einem erst kür zlich im St. Andr äer Pfarrhof aufgefundenen Teil eines Grabsteines Propst Wolfgang s kann man sehr gut das Wappen dieses ersten infulierten Propstes erkennen. Wenige Jahre später gab es eine neue Katastroph e: Türkische Heerscharen suchten 1529 auf ihren Streifzügen durch das Umland Wiens auch St. Andrä heim und richteten so arge Verw üstungen an, daß die Kirche, nur notdürfti g instand gesetz t, fast 150 Jahre hindur ch eine halb e Ruin e blieb. Das Wüten der Türken hatte sich auch gegen einen überlebensgroße n Kruzifixus geri chtet, der über dem damaligen Hochaltar hin g. Sie  
Die weitere Vermehrung der Stiftsgüter und der Ausbau des geistlichen Lebens erfuhren im Laufe des 15. und 16. Jahrhundert s einen arge n Rückschlag. Plünd erun gen und Brandschatzungen, besonders durch Soldaten des Matthias Corv inus, sowie das Eindrin gen der Reformation führt en zum wirtschaftlichen Niedergang von St. Andrä und brachten das Kloster an den Rand der Auflösung. Zeitwei se kam es zu einer Spalt ung unter den Konventualen: ein Teil verweigerte den Pröp sten gänz lich den Gehorsam, ein anderer maßte sich an, eigenm ächtig über die Einkünfte des Stiftes zu verfüge n. Als sehr nachteilig erwies sich auch am Beginn des 15. Jahrhundert s der Streit zwischen der Albertinischen und der Leopo ldini schen Linie der Habsburger. Die Pröpste wur den als Mitglieder des Prälatenstandes in die Politik hineinge zogen und waren daher oft lange Zeit von ihrem Kloster abwe send . Aufgrund dieser Ereignisse ist es kein Wunder, daß in St. Andrä viele Besitzungen verkauft werden mußten und die Verschuldun g beäng stigende Ausmaße annahm. Besonders arg wirkte sich ein Feuer aus, das im Jahre 1485 das Kloster sow ie den ganzen Ort in Schutt und Asche legte. Die Stiftsgebäude konnten erst durch die Hilfe des dam aligen Bischofs von Seckau wiede r aufgebaut werden , allerdings um den Preis, daß den Chorherren von St. Andrä ein Seckauer Konventu ale, nämlich Johan nes Zwick!, als Prälat vorgesetz t wurde. Das steirische Kloster hatt e die finanzielle Hilfe aufgrun d der historischen Tatsache geleistet, daß die Familie der Grafen von Traisen neben St. Andrä auch das Stift von Seckau gegründ et hatt e. 1512 erhielt Propst Wolfgang II. Unver dorb en von Jägern berg die päpstliche Genehmigung, die bischöflichen Insignien, wie Mitra und Stab, zu führ en. Auf einem erst kür zlich im St. Andr äer Pfarrhof aufgefundenen Teil eines Grabsteines Propst Wolfgang s kann man sehr gut das Wappen dieses ersten infulierten Propstes erkennen. Wenige Jahre später gab es eine neue Katastroph e: Türkische Heerscharen suchten 1529 auf ihren Streifzügen durch das Umland Wiens auch St. Andrä heim und richteten so arge Verw üstungen an, daß die Kirche, nur notdürfti g instand gesetz t, fast 150 Jahre hindur ch eine halb e Ruin e blieb. Das Wüten der Türken hatte sich auch gegen einen überlebensgroße n Kruzifixus geri chtet, der über dem damaligen Hochaltar hin g. Sie  
St. Andr ä an der Traisen 405
Abb. 36: Stift St. Andrä, Kupferstich aus G. M. Vischers Topographia archiducatus Austriae inferioris modernae, 1672
schlugen ihm das Haup t ab und wa rfen es in die Traisen. In den „Annale s Andreani" wird berichtet, daß dieses eine Zeitlang flußabwärts, dann flußaufwärt s zurück zur Kanonie geschwomm en sei, wo man es aus dem Wasser fischen und auf einen neugeschnit zten Körper aufsetzen ko1mte. Dem heiligen Haupt seien daraufhin Bart und Haare gewac hsen und es habe unt er zahlreichen Wundern gezittert. Auch der morali sche Niedergang war unfa ßbar; er fand in der Person des Props tes Christoph Rein (1563- 1575), dessen Lebenswandel geradez u als Paradigma der Epoche zu bezeichn en ist, seinen Tiefpunkt. Rein lebte nacheinand er mit drei Konkubin en zusa mmen ; er wurd e gewa lttäti g und schoß sogar um sich, als ihn ein Passauer Offizial gefangennehm en wollte. Selbst die vorüber gehende Ausnücht erun g im Gefängnis von Greifenstein führt e nicht zu seiner Besserung. Eine riesige Verschuldun g des Klosters, Veru ntreuun g von Waisengeldern, Verwüstung der Kircheneinrichtung- all das waren die Begleiterscheinu ngen des Lebenswand els dieses im Jahre 1563 beru fenen Propstes. Selbst von dem einzigen Konventua len, der damals im Kloster verb lieben war, heißt es, er sei ein wilder, got tloser Schwärmer gewese n, der vor jedem Gottesdienst zur Stär
schlugen ihm das Haup t ab und wa rfen es in die Traisen. In den „Annale s Andreani" wird berichtet, daß dieses eine Zeitlang flußabwärts, dann flußaufwärt s zurück zur Kanonie geschwomm en sei, wo man es aus dem Wasser fischen und auf einen neugeschnit zten Körper aufsetzen ko1mte. Dem heiligen Haupt seien daraufhin Bart und Haare gewac hsen und es habe unt er zahlreichen Wundern gezittert. Auch der morali sche Niedergang war unfa ßbar; er fand in der Person des Props tes Christoph Rein (1563- 1575), dessen Lebenswandel geradez u als Paradigma der Epoche zu bezeichn en ist, seinen Tiefpunkt. Rein lebte nacheinand er mit drei Konkubin en zusa mmen ; er wurd e gewa lttäti g und schoß sogar um sich, als ihn ein Passauer Offizial gefangennehm en wollte. Selbst die vorüber gehende Ausnücht erun g im Gefängnis von Greifenstein führt e nicht zu seiner Besserung. Eine riesige Verschuldun g des Klosters, Veru ntreuun g von Waisengeldern, Verwüstung der Kircheneinrichtung- all das waren die Begleiterscheinu ngen des Lebenswand els dieses im Jahre 1563 beru fenen Propstes. Selbst von dem einzigen Konventua len, der damals im Kloster verb lieben war, heißt es, er sei ein wilder, got tloser Schwärmer gewese n, der vor jedem Gottesdienst zur Stär
406 Chi-istine Oppitz, Ilse Schütz
Taf 61: Kanzei von]. M. Gotz
St. Andrä an der Traisen 407
Taf 62: Kreuzigung des hl. Andreas, Hochaltarblatt von P. Troger
408 Christine Oppi tz, Ilse Schütz
kung ein seit/ prandtwein ausgetrunken habe. Erst der Tod Christoph Reins und die vom Kaiser selbst veran laßte Postulierung eines gebildeten Wiener Geistlichen, Matthäus Reinfall, beendeten das unmoralische Regiment.  
kung ein seit/ prandtwein ausgetrunken habe. Erst der Tod Christoph Reins und die vom Kaiser selbst veran laßte Postulierung eines gebildeten Wiener Geistlichen, Matthäus Reinfall, beendeten das unmoralische Regiment.  
Zweite Blütezeit und barocke Ausbauphase  
 
Mit dem tüchtig en Prälaten Stephan Stengelmayer (1656-1671), der aus dem Konvent der St. Pöltner Chorherren stammte , setz te wieder eine Periode des wirtschaftlichen Aufstiegs ein. Geschäftst üchtig, wie der geborene Bayer war, veranlaßte er den schw achsinnigen Sohn des kaiserlichen Hofbuchh alters Leiss von Laienbur g zum Eintr itt in das Kloster, wobei er ihn verp flichtete, sein ganzes Vermöge n dem Stift zu übertragen . Mit Hilfe dieses Geldes konnte Stengelmayer nicht nur den Besitz des Klosters und dadurc h dessen Einnahm en vergrößern, sondern auch die Kirche einigermaßen renovieren und neue zweistöckige Gebäude mit Wohnungen und Vorrat sräum en erbauen lassen. So bekam die Klosteranlage jenes Aussehen, das uns von dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 bekannt ist (Abb. 36). Als Stengelmayer starb, wurde er, der aus dem schon verfallenden Kloster wiede r die Stätte einer blüh enden geistlichen Gemein schaft gemac ht hatte, vor dem damaligen Hochaltar der Stiftskirche begrabe n, und zwar neben dem Grabmal Walthers von Traisen. Auf seiner Grabplatte, die sich hinter dem heutigen Hochaltar befindet, wird er nach Otto III. und Walther als Tertius fundator bezeichnet. Diese Blütezeit wurde jäh durch den Türk eneinfall des Jahr es 1683 unt erbrochen. Bald nach Beginn der Belage run g Wiens drangen die Streitseharen der Osma nen auch über Guten brunn bis St. Andrä vor. Der damalige Prop st lvo Teschenbau er (1680-1698), ein gelehrter Jurist und ehema liger St. Pöltner Chorherr, hatte sich gerade bemüht , die unter seinem unmittelbaren Vorgänger Matthia s von Blauenstei n etwas gelocker te Disziplin und eine neuerliche Verschuldun g abzubau en - Blauen stein hatte das Leben eines unb ekümm erten Edelmannes geführ t -, als seine Tätigkeit durch einen heranstürmenden Tatarentrupp unt erbro chen wurde. Die „Annales Andreani" wissen darüber folgendes zu berichten: Nachdem die Tataren die Tore der Kanonie aufgebrochen hatten, metzelten sie alle Menschen nieder, die sie dort vorfanden. Einige Bewohner retteten sich in den Turm der Kirche. Da sie aber vergessen hatten, das Tor zu schließen, wurden sie von den Verfolgern eingeholt und in Stücke geschlagen. Reichlich floß das Blut, überall, vom höchsten Teil des Turmes zum Fußboden herab. Überall lagen die Leichen der Getöteten herum, in den Weinkellern rings um die Fässer, in der Küche und in den Werkstätten; niemand überlebte das Gemetzel, so daß die schon stinkenden Leichname lange nicht begraben werden konnten. Die Barbaren schleppten das ganze Getreide aus dem Speicher ins türkische Lager , vergossen den Wein aus den aufgebrochenen Fässern , verstreuten die Dokumente des Archivs über den Innenhof und zertraten oder zerrissen sie mit den Hufen der Pferde. (Übers. I.S.) Auch das Grabmal des Klostergr ünd ers Walther von Traisen wurde von den Türken auf der Suche nach Schätzen völlig zerstört, und eine alte Marienstatue aus dem Jahr  
===Zweite Blütezeit und barocke Ausbauphase===
St. Andrä an der Traisen 409
Mit dem tüchtig en Prälaten Stephan Stengelmayer (1656-1671), der aus dem Konvent der St. Pöltner Chorherren stammte , setz te wieder eine Periode des wirtschaftlichen Aufstiegs ein. Geschäftst üchtig, wie der geborene Bayer war, veranlaßte er den schw achsinnigen Sohn des kaiserlichen Hofbuchh alters Leiss von Laienbur g zum Eintr itt in das Kloster, wobei er ihn verp flichtete, sein ganzes Vermöge n dem Stift zu übertragen . Mit Hilfe dieses Geldes konnte Stengelmayer nicht nur den Besitz des Klosters und dadurc h dessen Einnahm en vergrößern, sondern auch die Kirche einigermaßen renovieren und neue zweistöckige Gebäude mit Wohnungen und Vorrat sräum en erbauen lassen. So bekam die Klosteranlage jenes Aussehen, das uns von dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 bekannt ist (Abb. 36). Als Stengelmayer starb, wurde er, der aus dem schon verfallenden Kloster wiede r die Stätte einer blüh enden geistlichen Gemein schaft gemac ht hatte, vor dem damaligen Hochaltar der Stiftskirche begrabe n, und zwar neben dem Grabmal Walthers von Traisen. Auf seiner Grabplatte, die sich hinter dem heutigen Hochaltar befindet, wird er nach Otto III. und Walther als Tertius fundator bezeichnet. Diese Blütezeit wurde jäh durch den Türk eneinfall des Jahr es 1683 unt erbrochen. Bald nach Beginn der Belage run g Wiens drangen die Streitseharen der Osma nen auch über Guten brunn bis St. Andrä vor. Der damalige Prop st lvo Teschenbau er (1680-1698), ein gelehrter Jurist und ehema liger St. Pöltner Chorherr, hatte sich gerade bemüht , die unter seinem unmittelbaren Vorgänger Matthia s von Blauenstei n etwas gelocker te Disziplin und eine neuerliche Verschuldun g abzubau en - Blauen stein hatte das Leben eines unb ekümm erten Edelmannes geführ t -, als seine Tätigkeit durch einen heranstürmenden Tatarentrupp unt erbro chen wurde. Die „Annales Andreani" wissen darüber folgendes zu berichten: Nachdem die Tataren die Tore der Kanonie aufgebrochen hatten, metzelten sie alle Menschen nieder, die sie dort vorfanden. Einige Bewohner retteten sich in den Turm der Kirche. Da sie aber vergessen hatten, das Tor zu schließen, wurden sie von den Verfolgern eingeholt und in Stücke geschlagen. Reichlich floß das Blut, überall, vom höchsten Teil des Turmes zum Fußboden herab. Überall lagen die Leichen der Getöteten herum, in den Weinkellern rings um die Fässer, in der Küche und in den Werkstätten; niemand überlebte das Gemetzel, so daß die schon stinkenden Leichname lange nicht begraben werden konnten. Die Barbaren schleppten das ganze Getreide aus dem Speicher ins türkische Lager , vergossen den Wein aus den aufgebrochenen Fässern , verstreuten die Dokumente des Archivs über den Innenhof und zertraten oder zerrissen sie mit den Hufen der Pferde. (Übers. I.S.) Auch das Grabmal des Klostergr ünd ers Walther von Traisen wurde von den Türken auf der Suche nach Schätzen völlig zerstört, und eine alte Marienstatue aus dem Jahr 1360 wurde schwer beschädigt; sie ziert heute - weitgehend wiederhergestellt und barocki siert - den mittleren Altar auf der Epistelseite der Kirche (Abb. 40). In der Chronik heißt es weiter: Nachdem die Türken alles in der Kanonie geplündert und zerstört hatten, legten sie das ganze Kloster in Schutt und Asche, so daß es dem verwüsteten Troja ähnlich war. Nur die Mauern und das Gewölbe der Kirche blieben stehen; dieses aber benütz ten die Türken als Pferdestall. Propst lvo flüchtet e nach St. Nikola bei Passau, seine Mitbrüder fanden im Stift Melk Zuflucht. Nach dem Abzug der Türken kehrten sie per Schiff über die Donau heim. Der Anblick der un geheuren Schäden und die drohend e wirtschaftliche Not ließen den Prälaten fast verzweifeln. In seiner Bedrängn is fand er im Schutt des verwüsteten Kirchenbodens eine Silberm ünze , die den Patron Andreas mit der Aufschrift „Sanctus Andreas reviviscens" zeigte. Dieser „Fingerze ig Gottes" ließ den Propst wieder Mut fassen; gemeinsam mit der überlebenden Bevölkerung schri tt er an die Beseitigung der größten Schäden, versa h die Ruin en mit neuen Dächern und kom1te aufgrund einer überreichen Ernte sowo hl Getreidespeicher als auch Weinfässer wieder auffüllen . Nach der Katastrophe derTürkenjahre setzte unter seinem Nachfolger, Propst Augustin Erath (1698-17 19), die barocke Ausbauphase ein. Erath gehörte zu den gebilde tsten Männern des damaligen Klerus; er war bis zu seine r Berufung Bibliothekar des Fürstbischofs Joseph Dominicus von Lamberg von Passau gewesen. Gleich in den ersten J ahren seiner Regierung begann er mit dem Neubau der Klostergebäude, die ja nur notdürftig wiederherger ichtet worden waren. 1705 war das neue Stiftsgebäude unt er Dach. In den Innemäumen des Komplexes, der den ehemaligen Kreuzgang miteinbezog, kann man heute noch die prächtigen Stuckarbeite n bewundern, mit denen der Prälat die Decken ausschmüc ken ließ. In den Gebäuden ware n 33 Räum e untergebracht, darunter die 1705 fertiggestellte, gut ausgestat tete Bibliothek. Über der Präl atur, die über eine Prunkstiege zu erre ichen war, gab es im zweiten Stock einen Gesellschaftsraum mit Spieltisch, Elfenbeinkuge ln und Stöcken - also ein Billardzimmer. Eine alte, ehema ls got ische Kapelle, die heutige Annenkapelle, wurde zur Begräbnisstätte der Pröpste umgebaut; sie beherbergt auch das Grab Augustin Eraths. Die nächste Sorge des Propstes galt der alten, sehr verwahr losten Kirche. Sie war in ihrer Substa nz beinahe 700 Jahre alt und konnt e schon lange nicht mehr den Ansprüchen des Stiftes genü gen. Bereits 1702 hatte Erath mit dem Umbau des romanisc hen Turms begonnen, dessen Dach er abtragen und durch eine Kuppel mit dem kaiserlichen Doppeladler auf der Spitze erse tzen ließ. Allerdings reichten seine Mittel für einen Neubau der Kirche nicht aus. Er schmiedete 1711 lediglich Pläne dafür, deren Ausfü hrung er seinem Nachfolger überließ . Dem Nachfolger Eraths, Anton von Ruckenbaum (1719-1745), dem hochgebi ldeten Sohn eines begüterten Wiener Ratsherrn und bisherigen Dechanten des Stiftes, fiel es nichl leicht, das Vermächtn is seines Vorgängers zu erfüllen. Erst der aufmunternde Rat  
1360 wurde schwer beschädigt; sie ziert heute - weitgehend wiederhergestellt und barocki siert - den mittleren Altar auf der Epistelseite der Kirche (Abb. 40). In der Chronik heißt es weiter: Nachdem die Türken alles in der Kanonie geplündert und zerstört hatten, legten sie das ganze Kloster in Schutt und Asche, so daß es dem verwüsteten Troja ähnlich war. Nur die Mauern und das Gewölbe der Kirche blieben stehen; dieses aber benütz ten die Türken als Pferdestall. Propst lvo flüchtet e nach St. Nikola bei Passau, seine Mitbrüder fanden im Stift Melk Zuflucht. Nach dem Abzug der Türken kehrten sie per Schiff über die Donau heim. Der Anblick der un geheuren Schäden und die drohend e wirtschaftliche Not ließen den Prälaten fast verzweifeln. In seiner Bedrängn is fand er im Schutt des verwüsteten Kirchenbodens eine Silberm ünze , die den Patron Andreas mit der Aufschrift „Sanctus Andreas reviviscens" zeigte. Dieser „Fingerze ig Gottes" ließ den Propst wieder Mut fassen; gemeinsam mit der überlebenden Bevölkerung schri tt er an die Beseitigung der größten Schäden, versa h die Ruin en mit neuen Dächern und kom1te aufgrund einer überreichen Ernte sowo hl Getreidespeicher als auch Weinfässer wieder auffüllen . Nach der Katastrophe derTürkenjahre setzte unter seinem Nachfolger, Propst Augustin Erath (1698-17 19), die barocke Ausbauphase ein. Erath gehörte zu den gebilde tsten Männern des damaligen Klerus; er war bis zu seine r Berufung Bibliothekar des Fürstbischofs Joseph Dominicus von Lamberg von Passau gewesen. Gleich in den ersten J ahren seiner Regierung begann er mit dem Neubau der Klostergebäude, die ja nur notdürftig wiederherger ichtet worden waren. 1705 war das neue Stiftsgebäude unt er Dach. In den Innemäumen des Komplexes, der den ehemaligen Kreuzgang miteinbezog, kann man heute noch die prächtigen Stuckarbeite n bewundern, mit denen der Prälat die Decken ausschmüc ken ließ. In den Gebäuden ware n 33 Räum e untergebracht, darunter die 1705 fertiggestellte, gut ausgestat tete Bibliothek. Über der Präl atur, die über eine Prunkstiege zu erre ichen war, gab es im zweiten Stock einen Gesellschaftsraum mit Spieltisch, Elfenbeinkuge ln und Stöcken - also ein Billardzimmer. Eine alte, ehema ls got ische Kapelle, die heutige Annenkapelle, wurde zur Begräbnisstätte der Pröpste umgebaut; sie beherbergt auch das Grab Augustin Eraths. Die nächste Sorge des Propstes galt der alten, sehr verwahr losten Kirche. Sie war in ihrer Substa nz beinahe 700 Jahre alt und konnt e schon lange nicht mehr den Ansprüchen des Stiftes genü gen. Bereits 1702 hatte Erath mit dem Umbau des romanisc hen Turms begonnen, dessen Dach er abtragen und durch eine Kuppel mit dem kaiserlichen Doppeladler auf der Spitze erse tzen ließ. Allerdings reichten seine Mittel für einen Neubau der Kirche nicht aus. Er schmiedete 1711 lediglich Pläne dafür, deren Ausfü hrung er seinem Nachfolger überließ . Dem Nachfolger Eraths, Anton von Ruckenbaum (1719-1745), dem hochgebi ldeten Sohn eines begüterten Wiener Ratsherrn und bisherigen Dechanten des Stiftes, fiel es nichl leicht, das Vermächtn is seines Vorgängers zu erfüllen. Erst der aufmunternde Rat  
seines Freundes, des großen Bauherrn Berthold Dietmayr von Melk, war für ihn ausschlaggebend, das große Werk eines Kirchenn eubaus in Angriff zu nehmen. Am 3. Mai 1726 erfolgte die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurde die neue Kirche durch den Bischof von Passau Joseph Dominik Graf Lamberg gewe iht. Im Alter ging der so erfolgreiche Propst noch einer schweren Zeit entgegen. Dur ch Krankhe it an beiden Beinen gelähmt , mußte Ruckenbaum 1741 den Einfall der Franzosen und Bayern in Österreich erleben. Dabei wurde auch das Kloster von St. Andrä nicht verschont und zu einer hohen Kontributionszahlung verhalten. Da der Propst diese nicht leisten konnte, wurd e er trotz seines schlechten Gesundh eitsz ustand es als Geisel nach St. Pölten versc hleppt. Erst als Gottfried Bessel, der Abt von Göttweig, helfend einspra ng und die Summ e erlegte, ließ man den alten, kranken Mann frei. Anton von Ruckenbaum scheint das Wunder vollbrach t zu haben , die schöne Kirche, wie sie sich uns heute noch präsentiert, ohne Verschuldun g der nicht sehr reichen Kanonie zu errichten. Auf der linken Seite der Kirchenvorhalle ist seine Grabplatte angebracht, deren Inschrift besagt, Ruckenbaum habe das Gotteshaus mit großem Fleiß und ohne Belastung für das Stift von Grund auf erbaut. Der Nachfo lger Ruckenbaums, Leopold Franz Nickel, regierte zwar nur fünf Jahre, doch war seine Wirtschaf tsführung derart verschwe nderisch - unt er anderem ließ er nach dem Vorbild ade liger Schlösser eine Orangerie anlegen -, daß die von ihm hinterlassene Schuldenlast den kaiserlichen Hof veran laßte, das Stift vom Jahr 1751 an unt er die Oberadmini stration der Herzogenburger Pröps te zu stellen. Zunächst wurde die Adm inistrat ion dem Herzogenburger Propst Frigdian Knecht übertragen, daim folgten die Dechanten Jakob Gruber und Joachim Gerstorffer . Im Jahre 1751 besaß St. Andr ä 335 Untertanen. Das Stift übte damals auch noch die Dorfger ichtsbarke it aus, während die Landgericht sbarkeit, vor allem was die Blutsgerichtsbarke it betraf, dem Ade l vorbehalten blieb. Im Jahre 1767 kam es noch einmal zu einer Prälatenwah l, gewählt wurde Gregor Grind ler. Er starb am 9. Apr il 1783, und schon am 16. August 1783 wurde die Aufhebung und Unterste llun g St. Andräs unter Herzogenburg mittel s Dekret angeo rdn et. Aufschluß über den Zustand des Klostergebäudes zur Zeit der Aufhe bun g geben Eintragunge n in die Inventare von 1783 un d 1785: Zur Kirche: Diese ist zimlich gros, von guter Bauart, und durchaus gewölbt, und einer Orgel, hält in sich einen hohen, und 6 Seitenaltäre, darneben ist vorhanden eine Todenkapelle mit 1 Altar, dann in der Höhe ein klenes Altärl für den Prälaten, und einige Bilder. Auf dem Thurm nebst den Glocken eine Thurmuhr. Zum Stiftsgebäude: Von zimlich gutem Baue ganz ordinair, worinn 33 mittere Zimmer mit Oefen, ein grosses Billardzimmer mit einem Ofen, eine Archivkammer, ein grosses Bibliothekzimmer (. . .) ein Kanzleyzimmer mit Ofen, ein Refectorium, ein grosses Tafelzimmer, ein kleines Salettel, über der Prälatur im 2ten Stock ist statt der Zimmer ein Behältniß, oder Schüttkasten für die Körner, eine Salzkammer, eine Pfisterery ( .. .), eine Eisenkammer, zwo Mahlkammer, eine Brodkammer, eine grosse Stiftsküche nebst einem Zimmer, ein Arrest, eine Thorwärterswohnung nebst einem Nebengebäude, das alte Stift genannt von einem Stockwerke hoch, bestehend dermal in 2 grossen Behältnissen zum Früchten schütten, dann eine Weinpresse, nebst dem wohlge bauten Gartenhauß im Ziergarten, und samt dem Schulhause, und Mayerhofsgebäude, worinn die Wohnung des Beamten und der Mayerleute nebst den darbey befindlichen Stadel, Schupfen, und Stallungen wird geschätzt alles zusammen auf 1.500 fl.  
410 Christine Oppitz, Ilse Schütz
 
Taf 63: Hl. Sebast ian, Gotisches Tafelbild aus St. Andrä
===Von der Aufhebung 1783 bis zur Gegenwart===
1
St. Andrä an der Traisen 411
Taf 64: Der Bischof von Passau, Propst Ruckenbaum mit Chorherren von St. Andrä sowie der hl. Augustinus beten die Dreifaltigkeit an, Deckenfresko von P. Troger
412 Christine Oppitz, Ilse Schütz
seines Freundes, des großen Bauherrn Berthold Dietmayr von Melk, war für ihn ausschlaggebend, das große Werk eines Kirchenn eubaus in Angriff zu nehmen. Am 3. Mai 1726 erfolgte die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurde die neue Kirche durch den Bischof von Passau Joseph Dominik Graf Lamberg gewe iht. Im Alter ging der so erfolgreiche Propst noch einer schweren Zeit entgegen. Dur ch Krankhe it an beiden Beinen gelähmt , mußte Ruckenbaum 1741 den Einfall der Franzosen und Bayern in Österreich erleben. Dabei wurde auch das Kloster von St. Andrä nicht verschont und zu einer hohen Kontributionszahlung verhalten. Da der Propst diese nicht leisten konnte, wurd e er trotz seines schlechten Gesundh eitsz ustand es als Geisel nach St. Pölten versc hleppt. Erst als Gottfried Bessel, der Abt von Göttweig, helfend einspra ng und die Summ e erlegte, ließ man den alten, kranken Mann frei. Anton von Ruckenbaum scheint das Wunder vollbrach t zu haben , die schöne Kirche, wie sie sich uns heute noch präsentiert, ohne Verschuldun g der nicht sehr reichen Kanonie zu errichten. Auf der linken Seite der Kirchenvorhalle ist seine Grabplatte angebracht, deren Inschrift besagt, Ruckenbaum habe das Gotteshaus mit großem Fleiß und ohne Belastung für das Stift von Grund auf erbaut. Der Nachfo lger Ruckenbaums, Leopold Franz Nickel, regierte zwar nur fünf Jahre, doch war seine Wirtschaf tsführung derart verschwe nderisch - unt er anderem ließ er nach dem Vorbild ade liger Schlösser eine Orangerie anlegen -, daß die von ihm hinterlassene Schuldenlast den kaiserlichen Hof veran laßte, das Stift vom Jahr 1751 an unt er die Oberadmini stration der Herzogenburger Pröps te zu stellen. Zunächst wurde die Adm inistrat ion dem Herzogenburger Propst Frigdian Knecht übertragen, daim folgten die Dechanten Jakob Gruber und Joachim Gerstorffer . Im Jahre 1751 besaß St. Andr ä 335 Untertanen. Das Stift übte damals auch noch die Dorfger ichtsbarke it aus, während die Landgericht sbarkeit, vor allem was die Blutsgerichtsbarke it betraf, dem Ade l vorbehalten blieb. Im Jahre 1767 kam es noch einmal zu einer Prälatenwah l, gewählt wurde Gregor Grind ler. Er starb am 9. Apr il 1783, und schon am 16. August 1783 wurde die Aufhebung und Unterste llun g St. Andräs unter Herzogenburg mittel s Dekret angeo rdn et. Aufschluß über den Zustand des Klostergebäudes zur Zeit der Aufhe bun g geben Eintragunge n in die Inventare von 1783 un d 1785: Zur Kirche: Diese ist zimlich gros, von guter Bauart, und durchaus gewölbt, und einer Orgel, hält in sich einen hohen, und 6 Seitenaltäre, darneben ist vorhanden eine Todenkapelle mit 1 Altar, dann in der Höhe ein klenes Altärl für den Prälaten, und einige Bilder. Auf dem Thurm nebst den Glocken eine Thurmuhr. Zum Stiftsgebäude: Von zimlich gutem Baue ganz ordinair, worinn 33 mittere Zimmer mit Oefen, ein grosses Billardzimmer mit einem Ofen, eine Archivkammer, ein grosses Bibliothekzimmer (. . .) ein Kanzleyzimmer mit Ofen, ein Refectorium, ein grosses Tafelzimmer, ein kleines Salettel, über der Prälatur im 2ten Stock ist statt der Zimmer ein Behältniß, oder Schüttkasten für die Körner, eine Salzkammer, eine Pfisterery ( .. .), eine Eisenkammer, zwo Mahlkammer, eine Brodkammer, eine grosse Stiftsküche nebst einem Zimmer, ein Arrest, eine Thorwärterswohnung  
St. Andrä an der Traisen 413
Abb. 37: Ansicht von St. Andrä im 19. Jahrhundert (vor 1853), Lithographie
nebst einem Nebengebäude, das alte Stift genannt von einem Stockwerke hoch, bestehend dermal in 2 grossen Behältnissen zum Früchten schütten, dann eine Weinpresse, nebst dem wohlge bauten Gartenhauß im Ziergarten, und samt dem Schulhause, und Mayerhofsgebäude, worinn die Wohnung des Beamten und der Mayerleute nebst den darbey befindlichen Stadel, Schupfen, und Stallungen wird geschätzt alles zusammen auf 1.500 fl.  
Von der Aufhebung 1783 bis zur Gegenwart  
Nach der Aufhebu ng des Stiftes St. Andrä stand das Gebäude ab dem Jahre 1795 leer. Der Pfarrer über siedelte in den Meierhof, der noch heute als Pfarrhof dient. In den Jahren 1797 und 1801 trat die Regierung an den Prop st von Herzogenburg heran mit dem Ersuchen um Überlassung des Stiftsgebäudes als Kaserne. Von 1805 bis 1809 wurde das Gebäude als Laz'arett verwendet. Durch kaiserliche Entschließung vom 23. Jänner 1826 wurde das Kloster St. Andrä mit allen seinen Gülten dem Stift Herzo genburg übertragen. Im Jahre 1828 wurde das Stiftsgebäude um 8.000 Gulden an den Staat verkauft und noch im selben Jahr dem Armenfonds der Stadt Wien übergeben. Am 1. Juli 1828 fand die Eröffnu ng des kaiserl ich-kön iglichen Versorgungshauses für 300 verarm te Wiener jeden Alters und Geschlecht s statt.  
Nach der Aufhebu ng des Stiftes St. Andrä stand das Gebäude ab dem Jahre 1795 leer. Der Pfarrer über siedelte in den Meierhof, der noch heute als Pfarrhof dient. In den Jahren 1797 und 1801 trat die Regierung an den Prop st von Herzogenburg heran mit dem Ersuchen um Überlassung des Stiftsgebäudes als Kaserne. Von 1805 bis 1809 wurde das Gebäude als Laz'arett verwendet. Durch kaiserliche Entschließung vom 23. Jänner 1826 wurde das Kloster St. Andrä mit allen seinen Gülten dem Stift Herzo genburg übertragen. Im Jahre 1828 wurde das Stiftsgebäude um 8.000 Gulden an den Staat verkauft und noch im selben Jahr dem Armenfonds der Stadt Wien übergeben. Am 1. Juli 1828 fand die Eröffnu ng des kaiserl ich-kön iglichen Versorgungshauses für 300 verarm te Wiener jeden Alters und Geschlecht s statt.  
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Am 16. April 1853 bra ch in Folge der Unachtsamkeit eines Pfleglings im Versorgungshaus ein Brand aus. Die Flamm en dran gen von der Laterne in die Kupp el ein und verwüsteten den Turm vollständi g. Glücklicher weise blieb die Kirche selbst fast unversehrt. Mangels finanziell er Mittel behalf man sich dam als mit einer Kirchturm -Notbedachun g, die bis heut e unver ändert ist. Von 1924 bis 1938 gab es die Gemeind e Neu St. Andrä, die aus parteip olitischen Grün den von St. Andrä getrennt wurd e und nur aus dem Versorgun gshaus und einem eigenen Bürgermei ster bestand. In der national sozialistischen Zeit kam es auch zu einer baulichen Abgr enzung des Heimes gegenüb er der Kirche. Die Verwaltun g ließ die Anstaltskapelle und den Kreuzgang, die im Besitz des Versorgungsheimes stand en, räum en, sie wurd en in der Folge als Magazin genüt zt. Mitte der sechziger Jahre begann eine Zeit der Modernisierun g und der Erweiterun g des Hauses. Die den Innenhof auf der nördlichen Seite begrenzenden alten Werkstätten wichen einem dreigeschossigenN eubau, der sich architektoni sch dem Altbestand unauffällig angleicht. Auf Grund der Aufgabenstellun g, vermehrt kranke alte Menschen zu betreuen, erfolgte 1974 die Änd erung der Anstaltsform von einem Altersheim zu einem Pflegeheim. Am 14. Juli 1978 fand ein große r Festakt anläßlich der 150-Jahr-Feier als Heim der Stadt Wien statt. Die renovierte Kapelle wurd e vom Prop st des Stiftes Herzogenb urg, Prälat Clernens Moritz, gewe iht und damit ihrer ursprünglichen Bestimmun g wieder übergeben. Seit diesem Zeitpunkt find en hier regelmäßi g Gottesdienste statt. Der gleichfalls renovierte Kreuzgang entwickelte sich imm er mehr zum Aufenthaltsbereich und Kommunik ationszentrum für Patienten und für kirchliche Veranstaltun gen.  
Am 16. April 1853 bra ch in Folge der Unachtsamkeit eines Pfleglings im Versorgungshaus ein Brand aus. Die Flamm en dran gen von der Laterne in die Kupp el ein und verwüsteten den Turm vollständi g. Glücklicher weise blieb die Kirche selbst fast unversehrt. Mangels finanziell er Mittel behalf man sich dam als mit einer Kirchturm -Notbedachun g, die bis heut e unver ändert ist. Von 1924 bis 1938 gab es die Gemeind e Neu St. Andrä, die aus parteip olitischen Grün den von St. Andrä getrennt wurd e und nur aus dem Versorgun gshaus und einem eigenen Bürgermei ster bestand. In der national sozialistischen Zeit kam es auch zu einer baulichen Abgr enzung des Heimes gegenüb er der Kirche. Die Verwaltun g ließ die Anstaltskapelle und den Kreuzgang, die im Besitz des Versorgungsheimes stand en, räum en, sie wurd en in der Folge als Magazin genüt zt. Mitte der sechziger Jahre begann eine Zeit der Modernisierun g und der Erweiterun g des Hauses. Die den Innenhof auf der nördlichen Seite begrenzenden alten Werkstätten wichen einem dreigeschossigenN eubau, der sich architektoni sch dem Altbestand unauffällig angleicht. Auf Grund der Aufgabenstellun g, vermehrt kranke alte Menschen zu betreuen, erfolgte 1974 die Änd erung der Anstaltsform von einem Altersheim zu einem Pflegeheim. Am 14. Juli 1978 fand ein große r Festakt anläßlich der 150-Jahr-Feier als Heim der Stadt Wien statt. Die renovierte Kapelle wurd e vom Prop st des Stiftes Herzogenb urg, Prälat Clernens Moritz, gewe iht und damit ihrer ursprünglichen Bestimmun g wieder übergeben. Seit diesem Zeitpunkt find en hier regelmäßi g Gottesdienste statt. Der gleichfalls renovierte Kreuzgang entwickelte sich imm er mehr zum Aufenthaltsbereich und Kommunik ationszentrum für Patienten und für kirchliche Veranstaltun gen.  
Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse  
 
Wirtschaftliche Verhältnisse  
==Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse==
Zu dem ursprün glichen Besitz, der im engeren Kreis um die Gründun gsörtlichkeit lag und aus den Dörfern St. Andrä, Baumgar ten, Hasendorf, Moos und Waltend orf bestand, kamen im Laufe des 12. Jahrhund erts weiter entfernte Güter dazu. So schenkte Ott o von Rechberg und Lengbach die beiden Dörfer Trand orf und Zeiring am Jauerling, einen Meierhof in Unterstockstall mit fünf Lehen, ferner zwe i Lehen in Neulengbach und einen Weingar ten und Ackerland im benachbarten Walpersdorf dem Kloster. Im 13. und 14. Jahrhund ert konnt e der Besitz weiter vermehrt werden, und zwa r du rch Schenkung, Kauf und Tausch. Im Viertel unt er dem Wienerwa ld hatte St. Andrä Weingärten bei Klosterneubur g, Höflein und St. Veit erwo rben. Im Viertel ober dem Wienerwa ld wurd en die nahegelegene n Ortschaften Ange rn, Hameten und Unterwinden  
===Wirtschaftliche Verhältnisse===
Abb. 38: Geriatriezentrum der Stadt Wien im ehern. Stiftsgebäude
Zu dem ursprün glichen Besitz, der im engeren Kreis um die Gründun gsörtlichkeit lag und aus den Dörfern St. Andrä, Baumgar ten, Hasendorf, Moos und Waltend orf bestand, kamen im Laufe des 12. Jahrhund erts weiter entfernte Güter dazu. So schenkte Ott o von Rechberg und Lengbach die beiden Dörfer Trand orf und Zeiring am Jauerling, einen Meierhof in Unterstockstall mit fünf Lehen, ferner zwe i Lehen in Neulengbach und einen Weingar ten und Ackerland im benachbarten Walpersdorf dem Kloster. Im 13. und 14. Jahrhund ert konnt e der Besitz weiter vermehrt werden, und zwa r du rch Schenkung, Kauf und Tausch. Im Viertel unt er dem Wienerwa ld hatte St. Andrä Weingärten bei Klosterneubur g, Höflein und St. Veit erwo rben. Im Viertel ober dem Wienerwa ld wurd en die nahegelegene n Ortschaften Ange rn, Hameten und Unterwinden aufgekauft neben einigen Häu sern in Oberwinden, Reidling, Gumperding sowie Herzogenb urg. Auch kamen Besitzungen um St. Pölten daz u, wie Mamau, Kilb an der Mang , bei Pyhra, Wilhelmsburg, Kasten bei Altlengbach , Waasen bei Kirchstetten und Penzing bei Rappoltenkirchen. Im Viertel ober dem Manhartsberg kame n Besitzungen am Jauerling und im Viertel unter dem Manhartsberg solche in Unte rstockstall, Amonsthal und Fels am Wagram in die Hand des Klosters. Im 17. Jahrhundert gesta ttete die durch die Erbschaft des Ferdinand Leiss geänderte Vermögenslage dem Stift, neue Güter zu erwerben, so die des ehemaligen Chorherrenstiftes Schrattent hal bei Retz und die Herrschaft Blumau im Waldv iertel.  
St. Andrä an der Trai sen
 
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===Rechtliche Verhältnisse===
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aufgekauft neben einigen Häu sern in Oberwinden, Reidling, Gumperding sowie Herzogenb urg. Auch kamen Besitzungen um St. Pölten daz u, wie Mamau, Kilb an der Mang , bei Pyhra, Wilhelmsburg, Kasten bei Altlengbach , Waasen bei Kirchstetten und Penzing bei Rappoltenkirchen. Im Viertel ober dem Manhartsberg kame n Besitzungen am Jauerling und im Viertel unter dem Manhartsberg solche in Unte rstockstall, Amonsthal und Fels am Wagram in die Hand des Klosters. Im 17. Jahrhundert gesta ttete die durch die Erbschaft des Ferdinand Leiss geänderte Vermögenslage dem Stift, neue Güter zu erwerben, so die des ehemaligen Chorherrenstiftes Schrattent hal bei Retz und die Herrschaft Blumau im Waldv iertel.  
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Rechtliche Verhältnisse  
Der Besitz des Klosters stand ursprünglich unter der Vogtei Otto s von Rechberg und Lengbach . Im Jahre 1235 erlosch mit Otto V., von dem es heißt , daß er erschlagen wurde, die männlich e Linje der Lengb acher. Das Vogteirech t ging in die Hand des Landesfürsten über , in dessen Vertretung später der Burggraf von Leng(en )bach erscruen.  
Der Besitz des Klosters stand ursprünglich unter der Vogtei Otto s von Rechberg und Lengbach . Im Jahre 1235 erlosch mit Otto V., von dem es heißt , daß er erschlagen wurde, die männlich e Linje der Lengb acher. Das Vogteirech t ging in die Hand des Landesfürsten über , in dessen Vertretung später der Burggraf von Leng(en )bach erscruen.  
Soziale Verhältnisse  
 
Die sozialen Verhältnisse im Stift waren sehr wechselhaft. Nach einem Verfall des Klosterleben s während der Reformation - im Jahre 1561 wird berichtet , daß nur noch zwei Konventualen, zwe i Konkubinen , ein Ehewe ib des Propstes Benedikt und sieben Kinder anwesend waren - erholte sich der Personalstand unter den tüchti gen Barockvorstehern Erath und Ruckenb aum wieder und stieg auf zwö lf Mitglieder. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert s wurd e unter Gregor Grindler, dem 1772 die Spiritualadministration entzo gen wurde, ein neuerlicher Tiefstand errei cht, was schließlich zur endgültigen Einverleibung St. Andräs in das Stift Herzo genbur g führt e.  
===Soziale Verhältnisse===
Pfarren
Die sozialen Verhältnisse im Stift waren sehr wechselhaft. Nach einem Verfall des Klosterleben s während der Reformation - im Jahre 1561 wird berichtet , daß nur noch zwei Konventualen, zwe i Konkubinen , ein Ehewe ib des Propstes Benedikt und sieben Kinder anwesend waren - erholte sich der Personalstand unter den tüchti gen Barockvorstehern Erath und Ruckenb aum wieder und stieg auf zwö lf Mitglieder. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert s wurd e unter Gregor Grindler, dem 1772 die Spiritualadministration entzo gen wurde, ein neuerlicher Tiefstand errei cht, was schließlich zur endgültigen Einverleibung St. Andräs in das Stift Herzo genbur g führt e.
Gutenbrunn 1379 verzichtete das Stift St. Andrä auf alle pfarrlich e Rechte in Gutenbrunn. Somit wurde die dorti ge Hedw igskirc he selbständi ge Pfarrkir che. 1529, nach Verwüstung der Kirche und des Pfarrhof es, wurd e die Pfarre Gutenbrunn wieder mit St. Andrä vereint. 1710 wurde Gutenbrunn endgültig eigens tändi ge Pfarre .
 
Pottenbrunn Bei seinem Amtsantritt 1698 hatte Prop st Augustinus Erath versproch en, dem Stift eine Pfarr e zuzuführ en. Durch kaiserlichen Konsens wurd e ihm Pottenbrunn für 15 Jahre zugespro chen (von 1699 bis 1714) und mit einem St. Andräe r Chorherr en besetzt. Im Gegenz ug verpflicht ete sich Erath, den resignierten Pottenbrunn er Pfarr er im Kloster aufzunehmen.
==Bau- und Kunstgeschichte==
Bibliothek
===Romanische und gotische Bauphase===
Drei Jahre nach der Einverleibun g von St. Andrä nach Herzogenburg, am 14. September 1786, forderte die Niederösterreicrusche Lande sregie run g die unverz ügliche Einsendun g der Bücher - ohne Ausnahm e - mit einem Bibliothek skat alog. Der barocke Bibliotheksra um des Andräer Klosters befand sich in unmitt elbarer Nähe
St. Andrä an der Traisen 417
der Prälatur, im l. Stock des Hauses über dem Refektorium. Der Raum besteht heute noch, mit dem originalen früh barocken Steingewände, Büste und Jahreszahl 1705 über dem Eingang. In der Leichenpredigt über Propst Augustin Erath wird die Ausstattung mit schönen und sinnreichen Gemälden sowie mit auserlesenen Büchern gepriesen. 50 Jahre später, um 1770, fällt die Beschreibung der Bibliothek von St. Andrä durch Adalbert Blumenschein eher negati v aus. In diesem von dem zuerstgedachten [Stifte Herzogenburg] eine Viertelstunde über den Fluss Traysen entfernten, denen Geistlichen von dem nämliche Orden zuständigen Stifte besteht die Büchersammlung beyläuftig aus 5.000 Bänden. MSS [Manuscripte] sind keine, wohl aber von Autorib[ us] classicis eine gute Anzahl vorhanden, deren die meisten aus der hochfürstl[ichen] Bibliothek zu Passau durch den dasigen Propsten Augustin Erath (welcher ehedessen Bücheraufseher ersagter Residenz gewesen) hierher gekommen, oder nach der Redensart der Geistlichen, so mich dahin geführet, dortselbst gestollen worden. Die Repositorien sind alt, und blau angestrichen. Die Decke ist niederig und mit einigen Sünnbildern schlechthin bemalen. Bey den oberen Fenstern hanget ein gemahltes Buch; oberhalb solcher steht geschrieben : ,, Tolle, Lege", in dem Buch selbst „Liber vite", und unterhalb demselben „Legentibus assero Vitam ". Linkerhand befinden sich beim Herausgehen in einem Nebenzimmer die Doubletten, und etliche andere Bücher, die jedoch von gar keiner Erheblichkeit sind. Im Aufhebungsinventar vom 11. September 1783 wird die Bibliothek folgendermaßen beschrieben: ... in welcher sich unterschiedliche überhaupt gute Bücher von besten Authoren dem geistlichen Fache nach befinden, 3072 Stück nebst einer Anzahl minderen Gattungen und Aßzeten, wie in dem Catalog zusammengetragen zu finden ... Der „Catalogus Bibliothecae Sand-Andreanae", angelegt unter Propst Augusti nus Erath (1698-1719), wurde bis zum Tod des vorletzten Propstes Leopold Nickel (1751) geführt. Er befindet sich heute im Stiftsarchiv Her zogenb urg. Der über wiegend e Teil der Bücher ist in lateini scher Sprache abgefaßt, das Erscheinung sjahr liegt hauptsächlich im 17. Jahrhund ert, was allerdings nicht gleichbedeutend mit dem Zeitpunkt der Erwerbung sein muß. Schriften, die sozusagen zur liturgi schen Grundausstattung gehören , wie Bibeln, omnia opera des Orden svate rs Augustinus, Predigt en, Lektionare , Heiligenviten, Psalterien, Werke der Kirchenvä ter, Mystiker und Humanisten sind natürlich Hauptbestand teil des Catalogus. Die Historia sacra war ebenso vertreten wie die Historia profana. Eine beachtlich e Anzahl von medizinischen Werken, Bücher über Heilpflanzen und Kräuter, Hilfe bei der Krankenbetreuung - also alles, was für die Infirm arien notwen dig ist - scheinen ebenfalls auf . Unentbehrlich waren die neue sten Werken der Architektur von Vitruvius, Palladio und Andrea Pozzo, wobei die Werke des Letzteren sicherlich Vorbild für die Ausgestaltung des barocken Kirchenraumes von St. Andrä waren. Auch einige protestantische (vielleicht sogar konfiszierte?) Schriften sind erfaßt, wie etwa die Folioausgabe von Martin Luther, 12 Bde. Jena 1575. Bücher mit dem Andrä er Besitzvermerk lassen sich in der Universitätsbibliothek Wien nachweisen. Im Bibliothekskatalo g sind auch einige Inkunabeln und Frühdrucke von
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unterschiedlicher Thematik verzeichnet, alle Nachfor schun gen bezüglich ihres Verbleibes verliefen bislang jedoch ergebni slos. Eine Bibel des aufgehoben en regulierten Chorh errenstiftes St. Pölten aus 1341 ist von Herwordus de S. Andrea illum iniert wor den. Dessen kün stlerische Fähigkeiten dür ften also über die Klosterm auern hin aus sich eines guten Rufes erfreut hab en. Der älteste erhaltene Nekrolo g des Stiftes, beg01men im 13. Jahrhund ert, weitergeführt bis ins 15. Jahrhund ert, befind et sich heute in der Österreichischen Nationa lbibliothek. Die Eintra gung unter dem 28. September lautet: Waltherus, fundator huius eccle siae. Eine in der Vatikanischen Bibliothek liegende Ysagoge iuris, eine Einführun g in da s Kirchenrecht auf der Grundl age von Dekre talen, konn te vor einigen Jahren dur ch folgenden Besitzvermerk dem Kloster St. Andrä zugeordnet werden: Iste liber est mo(naster )ii S.Andree c(is) Trays(enam). Daraus kann man mit Sicherheit schließen, daß das kleine Kloster St. Andr ä im ersten Viertel des 13. Jahrhund ert eine Stätte der gelehrt en Recht spflege war.
Bau- und Kunstgeschichte  
Romanische und gotische Bauphase  
Den ältesten Bauteil, der allerdin gs nicht mehr aus der Gründun gsze it stammt, sieht man , wenn man über den Friedho f zur Westseite der Kirche geht. Der dort dem Kirchenschiff in nicht gänzlich achsialer Stellun g vorgese tzte Turm zeigt ein geku ppeltes Rundbogenfen ster mit ornam entalem Säulenkapit ell, das unzw eifelhaft als romanisch erke1m bar ist (Abb. 39). Auch aus dem im Jahre 1959 von Adalbert Klaar ange fertigten Baualterplan der Kirch e geht hervor, daß der Baubestand des dreigeschossigen Turmes fast vollständi g rom anisch ist; lediglich der oberste Teil wurd e um das Jahr 1702 barockisiert und mit einem Zwiebelhelm versehen, den allerdin gs seit 1853 - nach einem Brand - ein recht unp assender Spit zhelm ersetzt. Die Basilika von St. Andrä war ursprün glich eine rom anische Westturmkirc he. Da sich der Altar bis zum barocken Neubau auf der Ostseite befand , betrat man die Kirche von der Turm seite aus. Der Turm diente also - wie dam als übli ch - zum Schut z dieses ursprün glichen Eingangs. Die ganze Anlage erscheint als eine verkleinerte eintü rrnige Variant e des roma nischen Westwe rks vom Wiener Stephansd om. Will man die Frage na ch der archit ektonischen Anlage des ehemaligen Langhauses beantwort en, muß man davon ausgehen, daß die in gotischer Zeit vorgeno mm enen Umbauten meistens die roma nischen Grun dformen beibehielten. Augustin Erath, der Annali st aus dem 18. Jahrhund ert, kaim te noch das Aussehen des gotischen Gotteshauses und bestätigt dessen romanische Struktur. Er schreibt nämlich, das beinahe 700 Jahre  
Den ältesten Bauteil, der allerdin gs nicht mehr aus der Gründun gsze it stammt, sieht man , wenn man über den Friedho f zur Westseite der Kirche geht. Der dort dem Kirchenschiff in nicht gänzlich achsialer Stellun g vorgese tzte Turm zeigt ein geku ppeltes Rundbogenfen ster mit ornam entalem Säulenkapit ell, das unzw eifelhaft als romanisch erke1m bar ist (Abb. 39). Auch aus dem im Jahre 1959 von Adalbert Klaar ange fertigten Baualterplan der Kirch e geht hervor, daß der Baubestand des dreigeschossigen Turmes fast vollständi g rom anisch ist; lediglich der oberste Teil wurd e um das Jahr 1702 barockisiert und mit einem Zwiebelhelm versehen, den allerdin gs seit 1853 - nach einem Brand - ein recht unp assender Spit zhelm ersetzt. Die Basilika von St. Andrä war ursprün glich eine rom anische Westturmkirc he. Da sich der Altar bis zum barocken Neubau auf der Ostseite befand , betrat man die Kirche von der Turm seite aus. Der Turm diente also - wie dam als übli ch - zum Schut z dieses ursprün glichen Eingangs. Die ganze Anlage erscheint als eine verkleinerte eintü rrnige Variant e des roma nischen Westwe rks vom Wiener Stephansd om. Will man die Frage na ch der archit ektonischen Anlage des ehemaligen Langhauses beantwort en, muß man davon ausgehen, daß die in gotischer Zeit vorgeno mm enen Umbauten meistens die roma nischen Grun dformen beibehielten. Augustin Erath, der Annali st aus dem 18. Jahrhund ert, kaim te noch das Aussehen des gotischen Gotteshauses und bestätigt dessen romanische Struktur. Er schreibt nämlich, das beinahe 700 Jahre  
St. Andrä an der Traisen 419
Abb. 39: Romanisches Fenster im Kirchturm
alte Gebäude weise einen antiquierten Baustil auf; das Innere sei sehr dunkel, deshalb habe er die Bögen der zwei Seitenaltäre verbreitert und höher gesetzt, um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen. Aus dem Vorhandensein solcher seitlicher Chorbögen ist abzuleiten, daß der Kirchenraum drei schiffig angelegt war. Die urspr üngliche Niedri gkeit dieser Bögen läßt also auf einen Weiterbestand der romani schen Anlage bis ins 18. Jahrhundert schließen . Überdies erkennt man auf dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 das nied ere Dach des Seitenschiffes auf der Nordseite der Kirche (Abb. 36). Auf dem Hochaltar stand etwa um die Mitte des 14. Jahrhundert s eine hölzerne Marienstatue mit dem Jesusknaben auf dem Arm, die heute ihen Platz auf dem Marienaltar gefunden hat und die nach neueren Forschungen in den Nahbereich von Werken des Wiener Michaelermeisters gebracht wird (Abb. 40). Darüber befand sich ein überlebensgroßer hölzerner Kruzifixu s. Dieser Altar wurde im Jahre 1529 von den Türken völlig zerstört; sie verstümmelten den Gekreuzigten und warfen ihn in die Traisen. Der Kopf der Figur wurde einige Zeit spät er wieder aufgefunden - er war angeblich den Fluß aufwärts geschwommen. Die Klostergebäude selbst dürften in frühest er Zeit aus Holz errichtet worden sein, wie das bis ins 13. Jahrhundert üblich war; lediglich Kirche und Kapitel saa l waren Steinbaut en. Diese Bauweise dürfte die Ursache für die total e Einäscherung der Gebäude bei  
alte Gebäude weise einen antiquierten Baustil auf; das Innere sei sehr dunkel, deshalb habe er die Bögen der zwei Seitenaltäre verbreitert und höher gesetzt, um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen. Aus dem Vorhandensein solcher seitlicher Chorbögen ist abzuleiten, daß der Kirchenraum drei schiffig angelegt war. Die urspr üngliche Niedri gkeit dieser Bögen läßt also auf einen Weiterbestand der romani schen Anlage bis ins 18. Jahrhundert schließen . Überdies erkennt man auf dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 das nied ere Dach des Seitenschiffes auf der Nordseite der Kirche (Abb. 36). Auf dem Hochaltar stand etwa um die Mitte des 14. Jahrhundert s eine hölzerne Marienstatue mit dem Jesusknaben auf dem Arm, die heute ihen Platz auf dem Marienaltar gefunden hat und die nach neueren Forschungen in den Nahbereich von Werken des Wiener Michaelermeisters gebracht wird (Abb. 40). Darüber befand sich ein überlebensgroßer hölzerner Kruzifixu s. Dieser Altar wurde im Jahre 1529 von den Türken völlig zerstört; sie verstümmelten den Gekreuzigten und warfen ihn in die Traisen. Der Kopf der Figur wurde einige Zeit spät er wieder aufgefunden - er war angeblich den Fluß aufwärts geschwommen. Die Klostergebäude selbst dürften in frühest er Zeit aus Holz errichtet worden sein, wie das bis ins 13. Jahrhundert üblich war; lediglich Kirche und Kapitel saa l waren Steinbaut en. Diese Bauweise dürfte die Ursache für die total e Einäscherung der Gebäude bei  
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den mehrfach überlieferten Feuersbrünsten gewesen sein; allein im 13. Jahrhund ert brannte das Kloster dreimal vollständig nieder. Aus der vorbarock en Klosteranla ge stammt der ehemalige Kreuzga ng, der einen kleinen Hof umschließt. Die gotischen Gewölbeformen sind noch zu erke nnen, ebenso die Strebepfeiler an den Außenwänden. Unter Erath wurde der Kreuzgang zur Gänze überbaut, so daß die Öffnun gen zum Innenhof nun durch Fenster verschlossen sind ; die Kreuzrippengewölbe wurden mit Blüten stuck über zogen. Eine besondere Kuriosität stellt innerh alb des Klosterkompl exes jene Kapell e dar, die eine Zeitlang der hl. Anna geweiht war, seit ca. 1690 der Allerseelenbruderschaft gew idmet ist und als Grabkapelle der Pröpste diente. 1978 begann die Renov ierun g und Revitalisierung von Kreuzgang und Kapelle und das Bunde sdenkmalamt führte Grabungen durch , wobei nicht nur Fundamente aus der roma nischen Epoche freige legt, sondern auch die Gräber der Pröpste Judinu s und Erath entdeckt wurden . Die Deckenfresken der Kapelle (Allegorien zum Meßopfer und im vorderen Teil schwierig zu deutende Emblemata) mit üppigen , italienisch anmutenden Stuckverzierungen befanden sich in einem sehr guten Zustand, da keine Übermalung stattgef und en hatte . Im rückwärtigen Teil der Kapelle wurden gotische Bauelemente frei sichtbar belassen. Die reiche Ausstattung des an sich kleinen Raumes läßt auf eine größere Bedeutun g in früherer Zeit schließ en. In der Chronik wird er als mittelalterliche 11Kapitelkap elle" bezeichnet, für die es immer wieder Stiftungen gegeben hat. Das Bauwerk muß in seinem Grundriß auf die romanische Andreaskape lle zur ückgehen, um die herum die ersten Klostergebäude errichtet wurde n.  
Abb. 40: Gotische Muttergottes
 
den mehrfach überlieferten Feuersbrünsten gewesen sein; allein im 13. Jahrhund ert brannte das Kloster dreimal vollständig nieder. Aus der vorbarock en Klosteranla ge stammt der ehemalige Kreuzga ng, der einen kleinen Hof umschließt. Die gotischen Gewölbeformen sind noch zu erke nnen, ebenso die Strebepfeiler an den Außenwänden. Unter Erath wurde der Kreuzgang zur Gänze überbaut, so daß die Öffnun gen zum Innenhof nun durch Fenster verschlossen sind ; die Kreuzrippengewölbe wurden mit Blüten stuck über zogen. Eine besondere Kuriosität stellt innerh alb des Klosterkompl exes jene Kapell e dar, die eine Zeitlang der hl. Anna geweiht war, seit ca. 1690 der Allerseelenbruderschaft gew idmet ist und als Grabkapelle der Pröpste diente. 1978 begann die Renov ierun g und Revitalisierung von Kreuzgang und Kapelle und das Bunde sdenkmalamt führte Grabungen durch , wobei nicht nur Fundamente aus der roma nischen Epoche freige legt, sondern auch die Gräber der Pröpste Judinu s und Erath entdeckt wurden . Die Deckenfresken  
===Barocke Bauphase===
St. Andrä an der Traisen 421
St. Andräs heutige Gesta lt stam mt aus der Zeit nach der Türkenbelagerung. Im Jahre 1683 hatten sowoh l das Kloster als auch das Gotteshaus arge Verwüstungen erlitten, die in den folgenden Jahren nur notdürftig behoben wurden. Erst der rührige Augustin Erath, der 1698 die Leitung des Stiftes übernahm, begann 1702 mit dem Neubau der Klostergebäude, den er 1705 abschloß. Eine Inschrift oberhalb des Eingangs in die Prälatur, deren Deckenstuck vor kurzem restauriert wurde, trägt dieses Datum (Abb. 41). In diese Zeit fällt auch die Errichtung des reich stuckierten Refektoriums sowie der Gerichtsstube, die ebenfalls mit Deckenstuck (Rechtssymbole) ausgestattet ist. Beide Räume sind heute noch in sehr gutem Zustand erha lten. Der Propst beabsichtigte auch den Wiederaufbau der halb verfallene n Kirche; deshalb ließ er zunächst 1701 / 02 den Turm erhöhen und neu bekrönen. Daß die Neugesta ltun g des Turmes Jakob Prandtauer oblag, geht aus einem Dokument aus dem Herzogenburger Stiftsarchiv hervor, das die charakte ristischen Schrif tzüge Prandtauers und die Eigenheiten seiner Orthographie zeigt: Beileiffigen Tbers chlag zu den Khirch-durem gebei. zu St. Andtree. Um das total verwüstete Stift größer und schöner zu gestalten, schuf Era th einen Platz als neuen Mittelpunkt der Anlage, und zwar auf dem Areal des alten, damals noch hinter der Kirche befindlichen Friedhofs, und errichtet e dort eine figurenreiche Mariensäule (Taf. 59). Vieles spricht dafür, daß Jakob Prandtauer auch mit der Planung für die Kirche beauftragt wurde. Im Jahre 1709 berichtete Erath in seinen 11Annalen", er habe eine Entwurfszeichnung für den Umbau der Kirche in Händen, den er leider noch nicht verwirklichen könne. Das Wesentliche daran war die Umori entierung von Eingang und Hochaltar, wie sie später, nämlich 1729, tatsächlich vorgenommen wurde. Nach diesem Plan sollte aber der alte Baubestand nicht niedergerissen, sondern nur durch Ummantelung der Pfeiler neu gesta ltet werden. Unter Eraths Nachfolger, Anton von Ruckenbaum, erfolgte am 3. Mai 1726 in Gegenwart des St. Pöltner Propstes Michael Führer die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurd e das neue Gebäude - allerd ings noch ohne Innenausstattung - durch den Bischof von Passau, Joseph Dominik Graf Lamberg, geweiht. Ruckenbaumhatt e entwe der einen neuen Entwurf oder eine völlige Umarbeitun g des urspr ünglichen Prandtauer-Plan es anfertigen lassen, die bis auf Teile der Nordmau er eine Neuerrichtun g und zugleich eine Verlängerung des für das inzw ischen verg rößerte Kloster offensichtlich zu bescheidenen Kirchenschiffes um ein Joch zur Folge hatte. Die Länge nerwe iterun g bedin gte allerding s eine geringfüg ige Achsenve rschiebung nach Süden, die durch die Lage der dam als knapp nord östlich der alten Kirche befindlichen, auf die romanische Andreaskapelle zurück gehende Annenkapelle erzw ungen wurd e. Offensichtlich wagte man es nie, am Grundriß der ehrwürdi gen „Kapitelkapelle" Änderungen vorz unehm en. Auch heute ver laufen ihre Mauern in der Längs richtun g nicht parallel zum Kirchenschiff. Am 14. August 1729 heiratete der aus dem Waldvierte l stamme nde Baupolier Leopold Wißgrill in der Stiftskirche von St. Andrä, wobei im „Tauf- und Heiratsbuch von St. Andrä", das sich heute im Diözesanarchiv von St. Pölten befind et, unt er dem genannten Datum der Zusatz vermerkt ist: ... diese Brautleute waren die ersten, so in der neuen Kirch sind copulirt worden. Wißgrill genoß wohl deshalb den Vorzug, in dem noch unfertig en Gotteshaus heiraten zu dürfen, weil er bereits damal s jene Funkti on eines Baupoliers ausübte , die er unmitt elbar nachher beim Umbau des Stiftes Altenburg im Dien ste Munggena sts innehatte . Nach der Verlegung des Kircheneinga ngs zum neugeschaffenen Vorplatz hin ergab sich nun die No twendi gkeit, über dem Port al eine reprä sentative Schauwand zu errichten (Taf. 60). Diese imposa nte Fassade wächst in drei nach oben stufenweise sich verjün genden Geschossen empor; sie ist dem eigentlich en Baukörp er vorgeb lende t und wirkt infolge schwach er Risalitbildun g ungeme in flächig . Die beiden un teren Geschosse verbindet eine Riesen pila sterord nung zu einer aufwär tsstrebenden Einheit , die allerdin gs dur ch einen Dreiecksgiebel über dem Portal unterbrochen wird . Über das zweite Geschoß legt sich, deutlich abgesetzt durch ein Gesims, das schmale, geschwun gene Giebelgeschoß. Der strenge Aufba u der Fassade wird durch dekorative Elemente gem ildert: Wir finden große gerahm te Fenster, in Nische n stehen Heiligen statuen - oben Petru s und Paulus, darunter Johannes der Täufer w,d Johanne s der Evangelist -, das Giebelfeld zeigt ein Reliefbild mit dem Martyr ium des Kirchenheiligen und auf den Voluten der Seitenteile sitzen weibliche Allego rien von Glaube und Hoffnung, den Giebel bekrönt da s brennen de (vergoldete) Herz der Liebe, zugleich auch Symbo l für den Orden svate r Augustinus. Besondere Bedeutun g kommt dem Porta l zu: Zwischen übe reck gestellten Säulen, die ein mit der Giebelrun du ng korr espondi erender Segmentboge n verbind et, begrüßt die Besucher die Madonna mit dem Jesuskind. Im Gegensa tz zur Wandfläche ist die Porta lzone also plastisch durchkomponiert. Das Portal von St. Andrä erinnert an den Hochaltar der nahen , von Mun ggenast barockisierten Pfarrkirche von Potte nbrunn. Wir finden auch dort die übereck gestellten, ein Bildnis rahm enden Säulen mit hohem Gebälk, hinter dem sich zw ischen doppelten Segmen tbögen der Auszug wölbt. Auch zu Dürn stein findet sich eine Beziehun g: Die ursprünglich e Farbgebung der Stiftskirche von St. Andrä, die im Jahre 1894 bei einer Renovieru ng verände rt wu rde, war in Blaugra u, Weiß und Dunk elgra u gehalten, eine Mischung , die da s Bund esdenkmalamt ebenso am Dürn steiner Kirchturm festgestellt und bei der letzten Restaurierun g zur Anwend ung gebracht hat. Der Umstand, daß zur Aussc hmüc kung von St. Andrä ebenso wie in Pottenbrunn vorwiege nd St. Pöltner Kün stler und Handwerker herangezoge n wurden - wie etwa die Stukkate ure Johann Pöckh und Christoph Kirchner - untermauert wei ters die Autor schaft Munggena sts an der Architektur. Dem St. Pöltn er Bildhauer Peter Wider in sind sicherlich der größt e Teil der Fassade npl astik und auch mehrere Skulpturen des Innenraums zuzuschre iben, obwoh l als einziger Beweis für seine Beteiligung an der Dekora tion eine Rechnun g über vier Kindln vorliegt. Mit Sicherheit stammt jedenfa lls auch die Plastik des seitlichen Marienalt ares von Peter Widerin. Zu Seiten der gotischen Madonnenstatue knien hier große vergolde te Engel. In der Stiftskirche wa r aber noch ein anderer hervorragender Bildhauer tätig. Der Schalldeckel der holzgeschnit zten, mit schw erer Vergoldun g prunkenden Kanzel zeigt den Kirchenvater Augustinus, der zwei zu seinen Füßen gekrümmte Ketzer in die Tiefe stürz t, während die Bekehrten (hier als Indi aner dargeste llt) verk lärend zu ihm aufblicken (Taf. 61). Den Kanzelkorb ziert ein vergoldetes Relief, das Innere der Kirche von S. Ambrogio in Mailand darstellend, in der der Kirchenvater Ambrosius pred igt und unter dessen Zuhörern sich verm utli ch der jun ge Augustinus befindet. Nach vor kurzem entdeckte m und ausgewertetem Archivmaterial ist es nun erwiesen, daß der Passauer Bildhauer Joseph Mathias Götz Schöpfer der Kanzel war. Außerdem befindet sich unter den Kunstsammlungen des Stiftes Herzogenburg eine von Götz verfertigte Holzfigur Johanne s' des Täufers, die aus St. Andrä stamm t (Abb. 42). Unter den Handwer kern und Künstlern, die gleichzei tig für St. Andrä und Pollenbrunn tätig waren, finden wir auch den Maler Johann Georg Schmidt, der in Pottenbrunn das Hochaltarbild und in St. Andrä drei Seitenaltarbilder - hl. Nikolaus, hl. Augustin us und die Glorie des hl. Johanne s Nepo muk - sowie das Fresko über der Orgelempore geschaffen hat. St. Andrä s schön ster Schmuck sind freilich die Fresken und Altarbilder Paul Troger s, deren Entstehung von Wanda Aschenbrenner um 1730/31 datiert wird. Von der Tätigkeit des großen Malers in der Stiftskirche ist nur eine Rechnung erhalten , die sich auf das Altarb latt „Heilige Dreifalt igkeit" auf einem Seitenaltar bezieht. Vermutlich aus der Trogerschule hervorgeg egangen ist das Ölbild im Presbyterium, die Berufung der Brüder Petrus und Andrea s durch Jesus am See Genezareth, sowie ein Seitenaltarbild , Mar ia und Anna. Vom neapolitanisch en Maler Luca Giordano stammt das rechte Ölbild im Presbyterium, die Abnahme des hl. Andreas vom Kreuz. Trogers Hauptarbeiten aber leuchten - von dem ihm zugeschriebenen Hochaltarbild „Kreuzigung des hl. Andrea s" abgese hen - von der Decke (Taf. 62, 64). Es hand elt sich um sechs Platzlfresken (das letzte Fresko - König David spielt auf der Harfe - wurde von Johann Georg Schmidt geschaffen), deren spektakulärst es in einem weit geöffneten , von strahl endem Licht erfüllten Himmel sra um den auferstandenen , von jubelnd en Engelscharen umgeb enen Christus über Sünde, Tod und Teufel triumphieren läßt. Die herrlichen Farben haben ihre Leuchtkraft seit der Entstehungsz eit unv erändert bewahrt.
der Kapelle (Allegorien zum Meßopfer und im vorderen Teil schwierig zu deutende Emblemata) mit üppigen , italienisch anmutenden Stuckverzierungen befanden sich in einem sehr guten Zustand, da keine Übermalung stattgef und en hatte . Im rückwärtigen Teil der Kapelle wurden gotische Bauelemente frei sichtbar belassen. Die reiche Ausstattung des an sich kleinen Raumes läßt auf eine größere Bedeutun g in früherer Zeit schließ en. In der Chronik wird er als mittelalterliche 11Kapitelkap elle" bezeichnet, für die es immer wieder Stiftungen gegeben hat. Das Bauwerk muß in seinem Grundriß auf die romanische Andreaskape lle zur ückgehen, um die herum die ersten Klostergebäude errichtet wurde n.  
 
Barocke Baupha se
==Bibliothek==
St. Andräs heutige Gesta lt stam mt aus der Zeit nach der Türkenbelagerung. Im Jahre 1683 hatten sowoh l das Kloster als auch das Gotteshaus arge Verwüstungen erlitten, die in den folgenden Jahren nur notdürftig behoben wurden. Erst der rührige Augustin Erath, der 1698 die Leitung des Stiftes übernahm, begann 1702 mit dem Neubau der Klostergebäude, den er 1705 abschloß. Eine Inschrift oberhalb des Eingangs in die Prälatur, deren Deckenstuck vor kurzem restauriert wurde, trägt dieses Datum (Abb. 41). In diese Zeit fällt auch die Errichtung des reich stuckierten Refektoriums sowie der Gerichtsstube, die ebenfalls mit Deckenstuck (Rechtssymbole) ausgestattet ist. Beide Räume sind heute noch in sehr gutem Zustand erha lten. Der Propst beabsichtigte auch den Wiederaufbau der halb verfallene n Kirche; deshalb ließ er zunächst 1701 / 02 den Turm erhöhen und neu bekrönen. Daß die Neugesta ltun g des Turmes Jakob Prandtauer oblag, geht aus einem Dokument aus dem Herzogenburger Stiftsarchiv hervor, das die charakte ristischen Schrif tzüge Prandtauers und die Eigenheiten seiner Orthographie zeigt: Beileiffigen Tbers chlag zu den Khirch-durem gebei. zu St. Andtree. Um das total verwüstete Stift größer und schöner zu gestalten, schuf Era th einen Platz als neuen Mittelpunkt der Anlage, und zwar auf dem Areal des alten, damals noch hinter der Kirche befindlichen Friedhofs, und errichtet e dort eine figurenreiche Mariensäule (Taf. 59). Vieles spricht dafür, daß Jakob Prandtauer auch mit der Planung für die Kirche beauftragt wurde. Im Jahre 1709 berichtete Erath in seinen 11Annalen", er habe eine Entwurfszeichnung für den Umbau der Kirche in Händen, den er leider noch nicht verwirklichen könne. Das Wesentliche daran war die Umori entierung von Eingang und Hochaltar, wie sie später, nämlich 1729, tatsächlich vorgenommen wurde. Nach diesem Plan sollte aber der alte Baubestand nicht niedergerissen, sondern nur durch Ummantelung der Pfeiler neu gesta ltet werden. Unter Eraths Nachfolger, Anton von Ruckenbaum, erfolgte am 3. Mai 1726 in Gegenwart des St. Pöltner Propstes Michael Führer die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurd e das neue Gebäude - allerd ings noch ohne Innenausstattung - durch den Bischof von Passau, Joseph Dominik Graf Lamberg, geweiht.  
Drei Jahre nach der Einverleibun g von St. Andrä nach Herzogenburg, am 14. September 1786, forderte die Niederösterreicrusche Lande sregie run g die unverz ügliche Einsendun g der Bücher - ohne Ausnahm e - mit einem Bibliothek skat alog. Der barocke Bibliotheksra um des Andräer Klosters befand sich in unmitt elbarer Nähe der Prälatur, im l. Stock des Hauses über dem Refektorium. Der Raum besteht heute noch, mit dem originalen früh barocken Steingewände, Büste und Jahreszahl 1705 über dem Eingang. In der Leichenpredigt über Propst Augustin Erath wird die Ausstattung mit schönen und sinnreichen Gemälden sowie mit auserlesenen Büchern gepriesen. 50 Jahre später, um 1770, fällt die Beschreibung der Bibliothek von St. Andrä durch Adalbert Blumenschein eher negati v aus. In diesem von dem zuerstgedachten [Stifte Herzogenburg] eine Viertelstunde über den Fluss Traysen entfernten, denen Geistlichen von dem nämliche Orden zuständigen Stifte besteht die Büchersammlung beyläuftig aus 5.000 Bänden. MSS [Manuscripte] sind keine, wohl aber von Autorib[ us] classicis eine gute Anzahl vorhanden, deren die meisten aus der hochfürstl[ichen] Bibliothek zu Passau durch den dasigen Propsten Augustin Erath (welcher ehedessen Bücheraufseher ersagter Residenz gewesen) hierher gekommen, oder nach der Redensart der Geistlichen, so mich dahin geführet, dortselbst gestollen worden. Die Repositorien sind alt, und blau angestrichen. Die Decke ist niederig und mit einigen Sünnbildern schlechthin bemalen. Bey den oberen Fenstern hanget ein gemahltes Buch; oberhalb solcher steht geschrieben : ,, Tolle, Lege", in dem Buch selbst „Liber vite", und unterhalb demselben „Legentibus assero Vitam ". Linkerhand befinden sich beim Herausgehen in einem Nebenzimmer die Doubletten, und etliche andere Bücher, die jedoch von gar keiner Erheblichkeit sind. Im Aufhebungsinventar vom 11. September 1783 wird die Bibliothek folgendermaßen beschrieben: ... in welcher sich unterschiedliche überhaupt gute Bücher von besten Authoren dem geistlichen Fache nach befinden, 3072 Stück nebst einer Anzahl minderen Gattungen und Aßzeten, wie in dem Catalog zusammengetragen zu finden ... Der „Catalogus Bibliothecae Sand-Andreanae", angelegt unter Propst Augusti nus Erath (1698-1719), wurde bis zum Tod des vorletzten Propstes Leopold Nickel (1751) geführt. Er befindet sich heute im Stiftsarchiv Her zogenb urg. Der über wiegend e Teil der Bücher ist in lateini scher Sprache abgefaßt, das Erscheinung sjahr liegt hauptsächlich im 17. Jahrhund ert, was allerdings nicht gleichbedeutend mit dem Zeitpunkt der Erwerbung sein muß. Schriften, die sozusagen zur liturgi schen Grundausstattung gehören , wie Bibeln, omnia opera des Orden svate rs Augustinus, Predigt en, Lektionare , Heiligenviten, Psalterien, Werke der Kirchenvä ter, Mystiker und Humanisten sind natürlich Hauptbestand teil des Catalogus. Die Historia sacra war ebenso vertreten wie die Historia profana. Eine beachtlich e Anzahl von medizinischen Werken, Bücher über Heilpflanzen und Kräuter, Hilfe bei der Krankenbetreuung - also alles, was für die Infirm arien notwen dig ist - scheinen ebenfalls auf . Unentbehrlich waren die neue sten Werken der Architektur von Vitruvius, Palladio und Andrea Pozzo, wobei die Werke des Letzteren sicherlich Vorbild für die Ausgestaltung des barocken Kirchenraumes von St. Andrä waren. Auch einige protestantische (vielleicht sogar konfiszierte?) Schriften sind erfaßt, wie etwa die Folioausgabe von Martin Luther, 12 Bde. Jena 1575. Bücher mit dem Andrä er Besitzvermerk lassen sich in der Universitätsbibliothek Wien nachweisen. Im Bibliothekskatalo g sind auch einige Inkunabeln und Frühdrucke von unterschiedlicher Thematik verzeichnet, alle Nachfor schun gen bezüglich ihres Verbleibes verliefen bislang jedoch ergebni slos. Eine Bibel des aufgehoben en regulierten Chorh errenstiftes St. Pölten aus 1341 ist von Herwordus de S. Andrea illum iniert wor den. Dessen kün stlerische Fähigkeiten dür ften also über die Klosterm auern hin aus sich eines guten Rufes erfreut hab en. Der älteste erhaltene Nekrolo g des Stiftes, beg01men im 13. Jahrhund ert, weitergeführt bis ins 15. Jahrhund ert, befind et sich heute in der Österreichischen Nationa lbibliothek. Die Eintra gung unter dem 28. September lautet: Waltherus, fundator huius eccle siae. Eine in der Vatikanischen Bibliothek liegende Ysagoge iuris, eine Einführun g in da s Kirchenrecht auf der Grundl age von Dekre talen, konn te vor einigen Jahren dur ch folgenden Besitzvermerk dem Kloster St. Andrä zugeordnet werden: Iste liber est mo(naster )ii S.Andree c(is) Trays(enam). Daraus kann man mit Sicherheit schließen, daß das kleine Kloster St. Andr ä im ersten Viertel des 13. Jahrhund ert eine Stätte der gelehrt en Recht spflege war.
422 Christine Oppitz , Jlse Schütz
 
Abb. 41: Prälatur-Supraporte, 1705
==Archivalien==
Ruckenbaumhatt e entwe der einen neuen Entwurf oder eine völlige Umarbeitun g des urspr ünglichen Prandtauer-Plan es anfertigen lassen, die bis auf Teile der Nordmau er eine Neuerrichtun g und zugleich eine Verlängerung des für das inzw ischen verg rößerte Kloster offensichtlich zu bescheidenen Kirchenschiffes um ein Joch zur Folge hatte. Die Länge nerwe iterun g bedin gte allerding s eine geringfüg ige Achsenve rschiebung nach Süden, die durch die Lage der dam als knapp nord östlich der alten Kirche befindlichen, auf die romanische Andreaskapelle zurück gehende Annenkapelle erzw ungen wurd e. Offensichtlich wagte man es nie, am Grundriß der ehrwürdi gen „Kapitelkapelle" Änderungen vorz unehm en. Auch heute ver laufen ihre Mauern in der Längs richtun g nicht parallel zum Kirchenschiff. Am 14. August 1729 heiratete der aus dem Waldvierte l stamme nde Baupolier Leopold Wißgrill in der Stiftskirche von St. Andrä, wobei im „Tauf- und Heiratsbuch von St. Andrä", das sich heute im Diözesanarchiv von St. Pölten befind et, unt er dem genannten Datum der Zusatz vermerkt ist: ... diese Brautleute waren die ersten, so in der neuen Kirch sind copulirt worden.  
Mit ziemlicher Sicherheit kann man annehmen, daß ein Großteil des damals bestehenden Archivs von St. Andrä nach Herzogenb urg gekommen ist, was gewiß ein Verdienst von Propst Michael Teufel war. Er hat ... für die Conservierung der Archive von St. Andrä und Dürrenstein, die nach Herzogenburg kamen, der Wissenschaft große Dienste geleistet. Die früheste Erwähnung eines „Arch ivs" stammt aus dem Jahre 1566, wo die Rede von Stellen mit zwei Schubl aden ist, in denen Briefe aufbewahrt sind. So erfäh rt man aus einem„ Verzeichnüss" von 1592, daß in der Prälatur, wo sich auch die Kanzlei befand, ein Kasten stand, mit allerlay missif, Aufsandtungen, Abschied, Verziecht, Quittungen, lnventarii, Verträg, Gerhabschaft, Raittungen und Acta . Bis zur Aufhebung des Stiftes blieb das Archiv im Prälaturtrakt. Der in Inventarien öfter erwä hnt e Aufsatzschrank mit Lädln, wori n die Stiftsbr iefe und alten Schrifte n aufbewahrt wurden, befindet sich heute in den Archivräumen des Stiftes Herzogenburg. Beachtlich dezimiert wurden wichtige Verträ ge und Prozeßa kten bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, als ein Andr äer Klosteradvokat in Wien an Pest erkr ankte und sämtlic he Unterlagen aus Sicherheitsgründ en verbrannt wurden . Umfangre ich ist der Bestand an Urk unden und Akten des Amtes Unter-Wölbli ng, das durch Verkauf vom Benediktinerinnenkloster am Nonnberg in Salzburg über einige Adelsfa milien an das Stift St. Andr ä kam. Als große n Glücksfa ll kann man es bezeichnen, daß ein so einzigartiges Stück wie das Diplom von Kaiser Otto III. mit Bleisiegel aus 998 unbeschädigt und gut lesbar erhalten ist. In das Kloster kam die Pergamenturkunde wahrscheinlich durch die Verwandt schaftsbeziehung des Grün ders Walther von Traisen mit den Lengbachern und Rechbergem. Besondere Beachtung verd ient auch ein Ablaßbrief aus 1490 in Prunkau sstattung mit reicher Ornamentik und echten Goldbuchstaben. 1798 wurden Verschläge für den Transport der Archivalien angefe rtigt und diese in das Stift Herzogenburg gebracht, wo der Bestand als eigener, getrennter Arch ivkörper besteht. Insgesa mt setzt sich das St. And räer Archiv gegenwärt ig aus 332 Urkunden (davon sind 288 aus Pergament; die erste deutschsprachige ist aus 1301) in chronolo gischer Ordnung und etwa 280 archivalischen Büchern, wie Einreichprotokoll-, Waisenamts- und Rentamt sbücher, die sogar bis 1913 weitergeführt wurd en, zusam men. Der Großteil der 225 Aktenfaszikel (die Zahl wird sich nach vollständiger Sichtung noch erhöhen) stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wenig aus dem 16. Jahrhund ert. Personal- und Bauakten sind nur marginal vorhanden.
St. Andrä an der Traisen 423
 
Wißgrill genoß wohl deshalb den Vorzug, in dem noch unfertig en Gotteshaus heiraten zu dürfen, weil er bereits damal s jene Funkti on eines Baupoliers ausübte , die er unmitt elbar nachher beim Umbau des Stiftes Altenburg im Dien ste Munggena sts innehatte . Nach der Verlegung des Kircheneinga ngs zum neugeschaffenen Vorplatz hin ergab sich nun die No twendi gkeit, über dem Port al eine reprä sentative Schauwand zu errichten (Taf. 60). Diese imposa nte Fassade wächst in drei nach oben stufenweise sich verjün genden Geschossen empor; sie ist dem eigentlich en Baukörp er vorgeb lende t und wirkt infolge schwach er Risalitbildun g ungeme in flächig . Die beiden un teren Geschosse verbindet eine Riesen pila sterord nung zu einer aufwär tsstrebenden Einheit , die allerdin gs dur ch einen Dreiecksgiebel über dem Portal unterbrochen wird . Über das zweite Geschoß legt sich, deutlich abgesetzt durch ein Gesims, das schmale, geschwun gene Giebelgeschoß. Der strenge Aufba u der Fassade wird durch dekorative Elemente gem ildert: Wir finden große gerahm te Fenster, in Nische n stehen Heiligen statuen - oben Petru s und Paulus, darunter Johannes der Täufer w,d Johanne s der Evangelist -, das Giebelfeld zeigt ein Reliefbild mit dem Martyr ium des Kirchenheiligen und auf den Voluten der Seitenteile sitzen weibliche Allego rien von Glaube und Hoffnung, den Giebel bekrönt da s brennen de (vergoldete) Herz der Liebe, zugleich auch Symbo l für den Orden svate r Augustinus. Besondere Bedeutun g kommt dem Porta l zu: Zwischen übe reck gestellten Säulen, die ein mit der Giebelrun du ng korr espondi erender Segmentboge n verbind et, begrüßt die Besucher die Madonna mit dem Jesuskind. Im Gegensa tz zur Wandfläche ist die Porta lzone also plastisch durchkomponiert. Das Portal von St. Andrä erinnert an den Hochaltar der nahen , von Mun ggenast barockisierten Pfarrkirche von Potte nbrunn. Wir finden auch dort die übereck gestellten, ein Bildnis rahm enden Säulen mit hohem Gebälk, hinter dem sich zw ischen doppelten Segmen tbögen der Auszug wölbt. Auch zu Dürn stein findet sich eine Beziehun g: Die ursprünglich e Farbgebung der Stiftskirche von St. Andrä, die im Jahre 1894 bei einer Renovieru ng verände rt wu rde, war in Blaugra u, Weiß und Dunk elgra u gehalten, eine Mischung , die da s Bund esdenkmalamt ebenso am Dürn steiner Kirchturm festgestellt und bei der letzten Restaurierun g zur Anwend ung gebracht hat. Der Umstand, daß zur Aussc hmüc kung von St. Andrä ebenso wie in Pottenbrunn vorwiege nd St. Pöltner Kün stler und Handwerker herangezoge n wurden - wie etwa die Stukkate ure Johann Pöckh und Christoph Kirchner - untermauert wei ters die Autor schaft Munggena sts an der Architektur. Dem St. Pöltn er Bildhauer Peter Wider in sind sicherlich der größt e Teil der Fassade npl astik und auch mehrere Skulpturen des Innenraums zuzuschre iben, obwoh l als einziger Beweis für seine Beteiligung an der Dekora tion eine Rechnun g über vier Kindln vorliegt. Mit Sicherheit stammt jedenfa lls auch die Plastik des seitlichen Marienalt ares von Peter Widerin. Zu Seiten der gotischen Madonnenstatue knien hier große vergolde te Engel.  
==Literatur==
424 Christine Oppi tz, Ilse Schütz
Abb. 42: HI. Johannes d. T. von f. M. Götz, 1738
In der Stiftskirche wa r aber noch ein anderer hervorragender Bildhauer tätig. Der Schalldeckel der holzgeschnit zten, mit schw erer Vergoldun g prunkenden Kanzel zeigt den Kirchenvater Augustinus, der zwei zu seinen Füßen gekrümmte Ketzer in die Tiefe stürz t, während die Bekehrten (hier als Indi aner dargeste llt) verk lärend zu ihm aufblicken (Taf. 61). Den Kanzelkorb ziert ein vergoldetes Relief, das Innere der Kirche von S. Ambrogio in Mailand darstellend, in der der Kirchenvater Ambrosius pred igt und unter dessen Zuhörern sich verm utli ch der jun ge Augustinus befindet. Nach vor kurzem entdeckte m und ausgewertetem Archivmaterial ist es nun erwiesen, daß der Pas
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sauer Bildhauer Joseph Mathias Götz Schöpfer der Kanzel war. Außerdem befindet sich unter den Kunstsammlungen des Stiftes Herzogenburg eine von Götz verfertigte Holzfigur Johanne s' des Täufers, die aus St. Andrä stamm t (Abb. 42). Unter den Handwer kern und Künstlern, die gleichzei tig für St. Andrä und Pollenbrunn tätig waren, finden wir auch den Maler Johann Georg Schmidt, der in Pottenbrunn das Hochaltarbild und in St. Andrä drei Seitenaltarbilder - hl. Nikolaus, hl. Augustin us und die Glorie des hl. Johanne s Nepo muk - sowie das Fresko über der Orgelempore geschaffen hat. St. Andrä s schön ster Schmuck sind freilich die Fresken und Altarbilder Paul Troger s, deren Entstehung von Wanda Aschenbrenner um 1730/31 datiert wird. Von der Tätigkeit des großen Malers in der Stiftskirche ist nur eine Rechnung erhalten , die sich auf das Altarb latt „Heilige Dreifalt igkeit" auf einem Seitenaltar bezieht. Vermutlich aus der Trogerschule hervorgeg egangen ist das Ölbild im Presbyterium, die Berufung der Brüder Petrus und Andrea s durch Jesus am See Genezareth, sowie ein Seitenaltarbild , Mar ia und Anna. Vom neapolitanisch en Maler Luca Giordano stammt das rechte Ölbild im Presbyterium, die Abnahme des hl. Andreas vom Kreuz. Trogers Hauptarbeiten aber leuchten - von dem ihm zugeschriebenen Hochaltarbild „Kreuzigung des hl. Andrea s" abgese hen - von der Decke (Taf. 62, 64). Es hand elt sich um sechs Platzlfresken (das letzte Fresko - König David spielt auf der Harfe - wurde von Johann Georg Schmidt geschaffen), deren spektakulärst es in einem weit geöffneten , von strahl endem Licht erfüllten Himmel sra um den auferstandenen , von jubelnd en Engelscharen umgeb enen Christus über Sünde, Tod und Teufel triumphieren läßt. Die herrlichen Farben haben ihre Leuchtkraft seit der Entstehungsz eit unv erändert bewahrt.  
Propstreihe
l. Gottschalk 1. 1160- 1178 2. Konrad 1. urk.1180 3. Herwart 1182-1186 4. Markwart 1. 1186-1190 5. Markwart II. 1190- 1202 6. Gottschalk II. 1202- 1215 7. Siegfried 1215-1245 8. Babo 1245-1263 9. Konrad II. 1263- 1284 10. Ulrich 1. 1284-1298 11. Konrad III. 1298- 1306 12. Chris tian 1. 1306-1315 13. Hugo 1315-1344 14. Otto 1. 1344- 1364
426 Christine Oppitz , Ilse Schütz
15. Otto II. 16. Johannes 1. 17. Lorenz von Joslowitz 18. Georg 19. Konrad IV. 20. Peter Entzinger 21. Erhart von Asparn 22. Ulric h II. vonPeck 23. Konrad IV.von Arnstein 24. Johannes II. von Pellendorf 25. Wolfgang 1. von Peck 26. Oswa ld 1. 27. Michael 1. 28. Johannes III. Zw icker 29. Oswa ld II. Rieger 30. Wolfgang II. Unverdo rben von Jägerberg 31. Johanne s IV. Perlasreiter 32. Christian II. Krendl 33. Benedikt Welzer 34. Johannes V. Pülzer 35. Christoph Rein 36. Matthäus Reinfa ll 37. Johannes VI. Fuchs 37. Mekhior Kniepichl er 38. Joachim Baumeist er 39. Sebastian Judin us 40. Philipp Jakob von Hütt end orf 41. Johannes VII. Bonavent ura Hahn 42. Joseph von Kupfer schein 43. Michael II. Metsch 44. Stephan Stengel mayer 45. Augustinu s 1. Alexandrin 46. Matthia s Hel fried von Blauenstein 47. Ivo Teschenbauer 48. Augustin II. Erath 49. Anton von Ruckenbaum 50. Leopold Nickel 51. Gregor Grind ler
1364-1372 1372-1396 1397-1405 1405-1406 1406- 1411 1411-1421 1421 1428- 1446 1446-1465 1465- 1473 1473-1484 1484-1486 1486- 1490 (resign.) 1490-1493 1493-1507 1507-1539 1539 (2. II. - 4. IV.) 1539-1543 1543-1561 1561- 1563 1563- 1575 1576-1581 1583-1590 1591-1599 1600 (31. VII. - 31. X.) 1601-1616 1617- 1628 1629-1640 1641- 1653 1654-1656 1656- 1671 1671-1673 1673- 1680 (resign.) 1680-1698 (resign.) 1698-1719 1719- 1745 1745-1751 1767-1783
St. Andrä an der Traisen 427
Gedruckte Quellen
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Literatur  
ASCHENBRENNER, Wanda /SCHWEIGHOFER, Georg, Paul Troger. Leben und Werk, Salzburg 1965. BITTNER, Gerhard , Baugeschichte und Kunstinventar der Sakralba uten des Gerichtsbezi rkes St. Pölten, [ungedr.] phil. Diss. Wien 1949 DEHIO-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österr eichs. Niederöste rreich südlich der Donau, Horn / Wien 2000 DoPSCH, Heinz, Landherre n, Herrenbesitz un d Herrenstand in der Steiermark 1100- 1500, [ungedr. ] phil. Diss. Wien 1969 FüI-IRER, Johann Michael, Leichenpr edigt über Augustin Erath , 1719 GöHLER, Hermann, Zur Baugesd1ichte des aufgehobenen Chorherrenstifts St. Andrä an der Traisen, in: Der Traisengau, 2. Jg., St. Pölten 1936, 128-150 HÄUSLER, Wolfgang, Land zwischen Donau und Schöpfl, Wien 1980 KARL, Thoma s, Johann Georg Schm idt, gena1rnt der „Wiener Schmidt " um 1685-1748, [ungedr.] phil. Diss. Universität Wien 1983 KATZLER , Gün ther, Die Zehent e des Stiftes St. George n-Herzoge nbur g von seiner Gründung bis zur Mitte des 14. Jh., [ungedr.J Diplom-Arbeit Universität Wien 2003 ÜPPITZ , Ch ristine, Archiv und Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Andrä a. d. Traisen , in: Abgekommene Stifte und Klöster in Niederös terreich, hrsg. v. Thomas AIGNER / Ralph ANDRASCHEK-HOLZER, =Beiträge zur Kirchengeschic hte Niederösterreichs Bd. 6, 270-284 DIES. , Die Kaiseru rkund e von 998, in: Festschrift der Marktgemeinde Neulen gbach 998-1998, Neulengbach 1998, 5-10 DIES ., (Red.), Festschr ift 850 Jahre Augustiner -Chorherrenstift St. Andrä an der Traisen 1148-1998, St. Pölten 1998 DIES., ... es wa rten gar fille ort auf mich ... Neuentdeckte Archivalien zur Kanzel von St. Andrä, in: C.R.Y. Festschrift zum 75. Gebur tstag von Heinrich Fasching, hrsg. v. Thomas AIGNER/Gottfried AUER u. a., St. Pölten 2004, 454-456 DIES., Die Säule der Immaculata concerta von St.A./Tr aisen, in: Christus wohnt in un s?. Suche und Versuche. Festschrift zum 25-jährigen Am tsjubiläum von Prop st Maximilian Fürn sinn. Redakti on : H.Ulrid1 MANTERER, Herzogenburg 2004, 385-401 PAYRICH, Wolfgang, Herzogen burg, in: Floridus Röhrig (Hrsg.), Die bestehenden Stifte der Augustiner-CJ ,or herren in Österreich, Südt irol und Polen, Wien 1997, 29-98  
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428 Christine Oppi tz, llse Schütz  
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PLESSER, Alois, Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt, 15. Bd., St. Pölten 1977 SCHULTES, Lothar, Gotische Plastiken in und um Krems. Von den Anfängen bis um 1500, in: 1000 Jahre Krems am Fluss der Zeit (=Studi en und Forschungen aus dem Nö Institut für Landeskunde) Bd. 24, St. Pölten 2001, 85-120 SCHÜTZ, Ilse, Die ehema lige Stiftskirche der Augustiner-Chorherren in St. Andrä an der Traisen, in: Jahrbu ch des Stiftes Klosterneub urg, NF Bd. 15, Wien 1994, 111-118 SCHWEICKHARD VON SICKINGE N, Franz Xaver, Darstellung des Erzherzogt hums Oesterreich unter der Ens, 4. Bd. das Viertel ober dem Wienerwald, Wien 1836, 67-76 VISCHER, Georg Matthaeus, Topographia Archiducatus Austriae inferioris, 1672, Graz 1681 WAHL, Egon, Geschichte des ehemaligen Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen mit besonderer Berücksichtigung der rechtlichen, besitz- und personalgeschichtlichen Verhältnisse, [ungedr.] Diss. Wien 1945 WEIGL, Heinrich, Histo risches Ortsnamensbuch von Niederösterreich, l. Bd., Wien 1964 WIEDEMANN, Theodor, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im lande unter der Enns, 3. Bd.: Die reformatorisd1e Bewegung im Bisthume Passau , Prag 1882 WOLF, Hans, Erläuterungen zum historischen Atlas der Alpenländer, hrsg . v. d. Österreichischen Akademie der Wissenscha ften, II. Abt. Kirchen- und Grafschaf tskarte, 6. Teil Niederösterreich, Wien 1955  
PLESSER, Alois, Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt, 15. Bd., St. Pölten 1977 SCHULTES, Lothar, Gotische Plastiken in und um Krems. Von den Anfängen bis um 1500, in: 1000 Jahre Krems am Fluss der Zeit (=Studi en und Forschungen aus dem Nö Institut für Landeskunde) Bd. 24, St. Pölten 2001, 85-120 SCHÜTZ, Ilse, Die ehema lige Stiftskirche der Augustiner-Chorherren in St. Andrä an der Traisen, in: Jahrbu ch des Stiftes Klosterneub urg, NF Bd. 15, Wien 1994, 111-118 SCHWEICKHARD VON SICKINGE N, Franz Xaver, Darstellung des Erzherzogt hums Oesterreich unter der Ens, 4. Bd. das Viertel ober dem Wienerwald, Wien 1836, 67-76 VISCHER, Georg Matthaeus, Topographia Archiducatus Austriae inferioris, 1672, Graz 1681 WAHL, Egon, Geschichte des ehemaligen Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen mit besonderer Berücksichtigung der rechtlichen, besitz- und personalgeschichtlichen Verhältnisse, [ungedr.] Diss. Wien 1945 WEIGL, Heinrich, Histo risches Ortsnamensbuch von Niederösterreich, l. Bd., Wien 1964 WIEDEMANN, Theodor, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im lande unter der Enns, 3. Bd.: Die reformatorisd1e Bewegung im Bisthume Passau , Prag 1882 WOLF, Hans, Erläuterungen zum historischen Atlas der Alpenländer, hrsg . v. d. Österreichischen Akademie der Wissenscha ften, II. Abt. Kirchen- und Grafschaf tskarte, 6. Teil Niederösterreich, Wien 1955.
Archivalien
Mit ziemlicher Sicherheit kann man annehmen, daß ein Großteil des damals bestehenden Archivs von St. Andrä nach Herzogenb urg gekommen ist, was gewiß ein Verdienst von Propst Michael Teufel war. Er hat ... für die Conservierung der Archive von St. Andrä und Dürrenstein, die nach Herzogenburg kamen, der Wissenschaft große Dienste geleistet. Die früheste Erwähnung eines „Arch ivs" stammt aus dem Jahre 1566, wo die Rede von Stellen mit zwei Schubl aden ist, in denen Briefe aufbewahrt sind. So erfäh rt man aus einem„ Verzeichnüss" von 1592, daß in der Prälatur, wo sich auch die Kanzlei befand, ein Kasten stand, mit allerlay missif, Aufsandtungen, Abschied, Verziecht, Quittungen, lnventarii, Verträg, Gerhabschaft, Raittungen und Acta . Bis zur Aufhebung des Stiftes blieb das Archiv im Prälaturtrakt. Der in Inventarien öfter erwä hnt e Aufsatzschrank mit Lädln, wori n die Stiftsbr iefe und alten Schrifte n aufbewahrt wurden, befindet sich heute in den Archivräumen des Stiftes Herzogenburg. Beachtlich dezimiert wurden wichtige Verträ ge und Prozeßa kten bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, als ein Andr äer Klosteradvokat in Wien an Pest erkr ankte und sämtlic he Unterlagen aus Sicherheitsgründ en verbrannt wurden . Umfangre ich ist der Bestand an Urk unden und Akten des Amtes Unter-Wölbli ng, das durch Verkauf vom Benediktinerinnenkloster am Nonnberg in Salzburg über einige Adelsfa milien an das Stift St. Andr ä kam. Als große n Glücksfa ll kann man es bezeichnen, daß ein so einzigartiges Stück wie das Diplom von Kaiser Otto III. mit Bleisiegel aus 998 unbeschädigt und gut lesbar erhalten ist. In das Kloster kam die Pergamenturkunde wahrscheinlich durch die Verwandt schaftsbeziehung des Grün ders Walther von Traisen mit den Lengbachern und Rech
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bergem. Besondere Beachtung verd ient auch ein Ablaßbrief aus 1490 in Prunkau sstattung mit reicher Ornamentik und echten Goldbuchstaben. 1798 wurden Verschläge für den Transport der Archivalien angefe rtigt und diese in das Stift Herzogenburg gebracht, wo der Bestand als eigener, getrennter Arch ivkörper besteht. Insgesa mt setzt sich das St. And räer Archiv gegenwärt ig aus 332 Urkunden (davon sind 288 aus Pergament; die erste deutschsprachige ist aus 1301) in chronolo gischer Ordnung und etwa 280 archivalischen Büchern, wie Einreichprotokoll-, Waisenamts- und Rentamt sbücher, die sogar bis 1913 weitergeführt wurd en, zusam men. Der Großteil der 225 Aktenfaszikel (die Zahl wird sich nach vollständiger Sichtung noch erhöhen) stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wenig aus dem 16. Jahrhund ert. Personal- und Bauakten sind nur marginal vorhanden.

Version vom 31. Juli 2020, 14:55 Uhr



Geschichtlicher Überblick

Die Klostergründung

Vermutlich seit End e des 10. Jahrhund erts war das Geschlecht der Edlen von Traisen in Niederösterreich ansässig. Ob sie von dem führenden Adelsgeschlecht der Aribone n in Kärnten und Bayern direkt abstam men, ist nicht eindeutig geklärt, allerdings läßt sich ein Erbgang von den Aribonen an die Edlen von Traisen nachwe isen. Urkun dlich bestätig t ist jedenfalls , daß der Edle Hartnid , der Vater von Walther und Adalram (Gründer des Augustiner-Chorherr enstiftes von Feistritz-Seckau 1140) um 1070 Vogt des Benediktinerinnenkloster s Göß war. Als Walther um 1148 ehe- und kinderlo s starb, wid mete er einen Großtei l seines Besitzes der Kirche, auf daß hier an seinem Wohn sitz, wahrsc heinlich eine burg enähnli che Behausung, ein Kloster für Aug ustiner-Chorh erren entstünd e. Zu seinem Testamen tsvollstrecker setzte er Otto von Rechberg und Lengbach ein, aus einer Familie, zu der vermutlich eine Verwandtschaftsbeziehung bestand. Bischof Konrad von Passau zögerte mit der Stiftung, da er eine Zusammen legung mit dem Kloster zu St. Georgen, das von Hochwa sser und Seuchen bedroht war, beab sichtigte. Otto von Rechberg widersetz te sich jedoc h den Passauerischen Plänen. Unter dessen muß allerdings seit etwa 1150 bereits eine Klostergem einschaft bestanden haben: duo [ .. .] beati Georigii et Andree apostoli cenobia cum omnibus utriusque fratribus ... Erst 1160, zwölf Jahre nach dem Tod des Stifters, stellte Bischof Konrad die Bestät igungsurku nd e aus. Wie sehr man in Passau eine Zusammenlegung der beiden Klöster angestrebt hatte, wird in einer (in Passau) gefälschten Papsturkund e aus 1150 deutlich , in der Papst Eugen III. sein Einverständnis dazu gibt. Um aber ganz sicher zu gehen, wandte sich Otto von Rechberg, dessen Familie noch die Vogteirec hte besaß, mit Hilfe des Propstes Mercardus (Marquart) an den Papst, übereignete ihm den Besitz des Stifters Walther von Traisen, und stellte ihn gegen einen jährlichen Zins unter den Schutz des päpstlic hen Stuhls. Die Frage, ob das Kloster St. And rä bereits eine Gründung Kaiser Ottos III. sei, wie vor allem Prop st Erath es wahrhaben wollte, läßt sich mehrfach verneinen. Die Interpolation in dem Diplom von 998, April 29, Rom, lautet ... et Traysme clausurarn habeat ... und ist sehr wahrscheinlich zwischen 1492 und 1500 erfolgt. Andreas von Meiller hat 1870 die Urkunde eingesehen und den Zusatz als Fälschung bestätigt. Im ältesten Nekrolog von St. Andrä scheint der Sterbetag von Kaiser Otto III. nicht auf, wohl aber der von Walther am 29. September. Zum Zeitpunkt der Verfälschung befand sich nämlich der Nekrolog nicht mehr in Stiftsbesitz, sodaß nicht s nachgetragen oder verändert werden konnte. Es gab auch in der mitt elalterlichen Kirche( ... in Monasterio Sancti Andree in choro ... ) eine Grabplatte mit folgender Inschrift: Hec nostri Fundatoris tenet ossa [ ... ] Dictus erat Walther. Zunächst bestand der Grundbesitz des Stiftes nur aus den ehemaligen Gütern Walthers in St. Andrä selbst und dessen unmitt elbarer Umgebung, nämlich Baumgarten, Hasendorf , Moos und Waltendorf. Wenn auch in der Folgezeit ein bedeutender Zuwachs des Besitzsta ndes, vor allem aus dem Erbe des Testamentvo llstrecker s Otto von Rechberg und Lengbach und seiner Familie, verzeichnet werde n konnte - die Güte r lagen nun auch in weiter entfernt en Gebieten wie am Fuß des Jauerlin g-, so blieb die wirtschaftliche Entwicklung der Kanonie doch stets in bescheidenen Grenzen. Selbst im 17. Jahrhund ert, als das Kloster seine größte Blütezeit erlebte, rechnete man anläß lich der dur ch die Türkenkrie ge notw endigen Steuerfo rderun gen des Hofes das Stift an der Traisen zu den weniger leistungsfähigen Kanonien Österreichs.

Erste Blütezeit

Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte das Kloster seine erste Blütezeit. Die Besitzungen lagen zeitwei se über drei Viertel des alten Niederö sterre ich verstreut, allerdings mit gewissen Verd ichtungen um das urspr ünglich e Erbe der Stifterfamilie; ein weiterer größerer Besitzsta nd ist um diese Zeit südli ch von St. Pölten, in der Gegend von Kilb und Kirnber g, festzu stellen. Der von tüchtigen Prälaten geförde rte wirt schaftliche Aufstieg führte bald zu einer regen geistlich-karitati ven und kulturell en Tätigkeit. So richtet en die Konventualen ein Hospital ein und widmeten sich in einem „Siechenhaus" der Pflege gebre chlicher Menschen. Auch gehört e um diese Zeit ein Frauenklo ster zum Stift, desgleichen bestand im Kloster eine Schule. Der relati ve Wohlstand ermöglichte nicht nur einen großzüg igen Ausbau der gesamten Anlage, sondern bild ete auch die Voraussetzung für die künstleri sche Au sgestaltung der im Kern romani schen Kirche. Die im südlichen Anbau des Turm es noch erkennbaren Fresk en, deren Entstehung mit dem Jahr 1374 festgesetzt wurde, sind ein Zeugnis hoher Klosterkultur. Sehr bald kam es aber zu Streitigkeit en mit dem kaum zwei Kilometer entfernt en Chorh errenstift Her zogenbur g. Die Reibereien mit dem Nachbarn sollten bis zur Auflösung von St. Andrä nicht mehr aufhör en, so daß ein späterer Chronist von einer fast ununterbrochenen gutnachbarli chen Feindschaft spricht. Es ging dabei vorw iegend um Differenzen über den Grenzverlauf an der Traisen, an deren Ufer durch Über schwem mungen immer wieder Grenzmarkierungen weggerissen wurden. Dadurch waren die Besitzrechte an bestimmten Viehw eiden, Jagdgebieten und Fischwässern so strittig, daß sie bisweilen einer Klärung , sogar durch den Lande sfür sten, bedurften. Besonders die Fischweiden bildeten ein ständige s und in Anbetracht der vielen in den Klöstern üblichen Fasttage erklärbare s Streitobjekt. Unter den Pröpsten dieser Zeit seien besonder s Gottschalk II. (1202-1215) und Siegfried (1215-1245) erwähnt, die des öfteren in Streitsachen anderer Stifte und Klöster mit kirchlichen Stellen zu Schiedsrichtern bestellt wurden - sicherlich ein Beweis des guten Rufes des Stiftes.

Niedergang in der Reformationszeit

Die weitere Vermehrung der Stiftsgüter und der Ausbau des geistlichen Lebens erfuhren im Laufe des 15. und 16. Jahrhundert s einen arge n Rückschlag. Plünd erun gen und Brandschatzungen, besonders durch Soldaten des Matthias Corv inus, sowie das Eindrin gen der Reformation führt en zum wirtschaftlichen Niedergang von St. Andrä und brachten das Kloster an den Rand der Auflösung. Zeitwei se kam es zu einer Spalt ung unter den Konventualen: ein Teil verweigerte den Pröp sten gänz lich den Gehorsam, ein anderer maßte sich an, eigenm ächtig über die Einkünfte des Stiftes zu verfüge n. Als sehr nachteilig erwies sich auch am Beginn des 15. Jahrhundert s der Streit zwischen der Albertinischen und der Leopo ldini schen Linie der Habsburger. Die Pröpste wur den als Mitglieder des Prälatenstandes in die Politik hineinge zogen und waren daher oft lange Zeit von ihrem Kloster abwe send . Aufgrund dieser Ereignisse ist es kein Wunder, daß in St. Andrä viele Besitzungen verkauft werden mußten und die Verschuldun g beäng stigende Ausmaße annahm. Besonders arg wirkte sich ein Feuer aus, das im Jahre 1485 das Kloster sow ie den ganzen Ort in Schutt und Asche legte. Die Stiftsgebäude konnten erst durch die Hilfe des dam aligen Bischofs von Seckau wiede r aufgebaut werden , allerdings um den Preis, daß den Chorherren von St. Andrä ein Seckauer Konventu ale, nämlich Johan nes Zwick!, als Prälat vorgesetz t wurde. Das steirische Kloster hatt e die finanzielle Hilfe aufgrun d der historischen Tatsache geleistet, daß die Familie der Grafen von Traisen neben St. Andrä auch das Stift von Seckau gegründ et hatt e. 1512 erhielt Propst Wolfgang II. Unver dorb en von Jägern berg die päpstliche Genehmigung, die bischöflichen Insignien, wie Mitra und Stab, zu führ en. Auf einem erst kür zlich im St. Andr äer Pfarrhof aufgefundenen Teil eines Grabsteines Propst Wolfgang s kann man sehr gut das Wappen dieses ersten infulierten Propstes erkennen. Wenige Jahre später gab es eine neue Katastroph e: Türkische Heerscharen suchten 1529 auf ihren Streifzügen durch das Umland Wiens auch St. Andrä heim und richteten so arge Verw üstungen an, daß die Kirche, nur notdürfti g instand gesetz t, fast 150 Jahre hindur ch eine halb e Ruin e blieb. Das Wüten der Türken hatte sich auch gegen einen überlebensgroße n Kruzifixus geri chtet, der über dem damaligen Hochaltar hin g. Sie schlugen ihm das Haup t ab und wa rfen es in die Traisen. In den „Annale s Andreani" wird berichtet, daß dieses eine Zeitlang flußabwärts, dann flußaufwärt s zurück zur Kanonie geschwomm en sei, wo man es aus dem Wasser fischen und auf einen neugeschnit zten Körper aufsetzen ko1mte. Dem heiligen Haupt seien daraufhin Bart und Haare gewac hsen und es habe unt er zahlreichen Wundern gezittert. Auch der morali sche Niedergang war unfa ßbar; er fand in der Person des Props tes Christoph Rein (1563- 1575), dessen Lebenswandel geradez u als Paradigma der Epoche zu bezeichn en ist, seinen Tiefpunkt. Rein lebte nacheinand er mit drei Konkubin en zusa mmen ; er wurd e gewa lttäti g und schoß sogar um sich, als ihn ein Passauer Offizial gefangennehm en wollte. Selbst die vorüber gehende Ausnücht erun g im Gefängnis von Greifenstein führt e nicht zu seiner Besserung. Eine riesige Verschuldun g des Klosters, Veru ntreuun g von Waisengeldern, Verwüstung der Kircheneinrichtung- all das waren die Begleiterscheinu ngen des Lebenswand els dieses im Jahre 1563 beru fenen Propstes. Selbst von dem einzigen Konventua len, der damals im Kloster verb lieben war, heißt es, er sei ein wilder, got tloser Schwärmer gewese n, der vor jedem Gottesdienst zur Stär kung ein seit/ prandtwein ausgetrunken habe. Erst der Tod Christoph Reins und die vom Kaiser selbst veran laßte Postulierung eines gebildeten Wiener Geistlichen, Matthäus Reinfall, beendeten das unmoralische Regiment.

Zweite Blütezeit und barocke Ausbauphase

Mit dem tüchtig en Prälaten Stephan Stengelmayer (1656-1671), der aus dem Konvent der St. Pöltner Chorherren stammte , setz te wieder eine Periode des wirtschaftlichen Aufstiegs ein. Geschäftst üchtig, wie der geborene Bayer war, veranlaßte er den schw achsinnigen Sohn des kaiserlichen Hofbuchh alters Leiss von Laienbur g zum Eintr itt in das Kloster, wobei er ihn verp flichtete, sein ganzes Vermöge n dem Stift zu übertragen . Mit Hilfe dieses Geldes konnte Stengelmayer nicht nur den Besitz des Klosters und dadurc h dessen Einnahm en vergrößern, sondern auch die Kirche einigermaßen renovieren und neue zweistöckige Gebäude mit Wohnungen und Vorrat sräum en erbauen lassen. So bekam die Klosteranlage jenes Aussehen, das uns von dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 bekannt ist (Abb. 36). Als Stengelmayer starb, wurde er, der aus dem schon verfallenden Kloster wiede r die Stätte einer blüh enden geistlichen Gemein schaft gemac ht hatte, vor dem damaligen Hochaltar der Stiftskirche begrabe n, und zwar neben dem Grabmal Walthers von Traisen. Auf seiner Grabplatte, die sich hinter dem heutigen Hochaltar befindet, wird er nach Otto III. und Walther als Tertius fundator bezeichnet. Diese Blütezeit wurde jäh durch den Türk eneinfall des Jahr es 1683 unt erbrochen. Bald nach Beginn der Belage run g Wiens drangen die Streitseharen der Osma nen auch über Guten brunn bis St. Andrä vor. Der damalige Prop st lvo Teschenbau er (1680-1698), ein gelehrter Jurist und ehema liger St. Pöltner Chorherr, hatte sich gerade bemüht , die unter seinem unmittelbaren Vorgänger Matthia s von Blauenstei n etwas gelocker te Disziplin und eine neuerliche Verschuldun g abzubau en - Blauen stein hatte das Leben eines unb ekümm erten Edelmannes geführ t -, als seine Tätigkeit durch einen heranstürmenden Tatarentrupp unt erbro chen wurde. Die „Annales Andreani" wissen darüber folgendes zu berichten: Nachdem die Tataren die Tore der Kanonie aufgebrochen hatten, metzelten sie alle Menschen nieder, die sie dort vorfanden. Einige Bewohner retteten sich in den Turm der Kirche. Da sie aber vergessen hatten, das Tor zu schließen, wurden sie von den Verfolgern eingeholt und in Stücke geschlagen. Reichlich floß das Blut, überall, vom höchsten Teil des Turmes zum Fußboden herab. Überall lagen die Leichen der Getöteten herum, in den Weinkellern rings um die Fässer, in der Küche und in den Werkstätten; niemand überlebte das Gemetzel, so daß die schon stinkenden Leichname lange nicht begraben werden konnten. Die Barbaren schleppten das ganze Getreide aus dem Speicher ins türkische Lager , vergossen den Wein aus den aufgebrochenen Fässern , verstreuten die Dokumente des Archivs über den Innenhof und zertraten oder zerrissen sie mit den Hufen der Pferde. (Übers. I.S.) Auch das Grabmal des Klostergr ünd ers Walther von Traisen wurde von den Türken auf der Suche nach Schätzen völlig zerstört, und eine alte Marienstatue aus dem Jahr 1360 wurde schwer beschädigt; sie ziert heute - weitgehend wiederhergestellt und barocki siert - den mittleren Altar auf der Epistelseite der Kirche (Abb. 40). In der Chronik heißt es weiter: Nachdem die Türken alles in der Kanonie geplündert und zerstört hatten, legten sie das ganze Kloster in Schutt und Asche, so daß es dem verwüsteten Troja ähnlich war. Nur die Mauern und das Gewölbe der Kirche blieben stehen; dieses aber benütz ten die Türken als Pferdestall. Propst lvo flüchtet e nach St. Nikola bei Passau, seine Mitbrüder fanden im Stift Melk Zuflucht. Nach dem Abzug der Türken kehrten sie per Schiff über die Donau heim. Der Anblick der un geheuren Schäden und die drohend e wirtschaftliche Not ließen den Prälaten fast verzweifeln. In seiner Bedrängn is fand er im Schutt des verwüsteten Kirchenbodens eine Silberm ünze , die den Patron Andreas mit der Aufschrift „Sanctus Andreas reviviscens" zeigte. Dieser „Fingerze ig Gottes" ließ den Propst wieder Mut fassen; gemeinsam mit der überlebenden Bevölkerung schri tt er an die Beseitigung der größten Schäden, versa h die Ruin en mit neuen Dächern und kom1te aufgrund einer überreichen Ernte sowo hl Getreidespeicher als auch Weinfässer wieder auffüllen . Nach der Katastrophe derTürkenjahre setzte unter seinem Nachfolger, Propst Augustin Erath (1698-17 19), die barocke Ausbauphase ein. Erath gehörte zu den gebilde tsten Männern des damaligen Klerus; er war bis zu seine r Berufung Bibliothekar des Fürstbischofs Joseph Dominicus von Lamberg von Passau gewesen. Gleich in den ersten J ahren seiner Regierung begann er mit dem Neubau der Klostergebäude, die ja nur notdürftig wiederherger ichtet worden waren. 1705 war das neue Stiftsgebäude unt er Dach. In den Innemäumen des Komplexes, der den ehemaligen Kreuzgang miteinbezog, kann man heute noch die prächtigen Stuckarbeite n bewundern, mit denen der Prälat die Decken ausschmüc ken ließ. In den Gebäuden ware n 33 Räum e untergebracht, darunter die 1705 fertiggestellte, gut ausgestat tete Bibliothek. Über der Präl atur, die über eine Prunkstiege zu erre ichen war, gab es im zweiten Stock einen Gesellschaftsraum mit Spieltisch, Elfenbeinkuge ln und Stöcken - also ein Billardzimmer. Eine alte, ehema ls got ische Kapelle, die heutige Annenkapelle, wurde zur Begräbnisstätte der Pröpste umgebaut; sie beherbergt auch das Grab Augustin Eraths. Die nächste Sorge des Propstes galt der alten, sehr verwahr losten Kirche. Sie war in ihrer Substa nz beinahe 700 Jahre alt und konnt e schon lange nicht mehr den Ansprüchen des Stiftes genü gen. Bereits 1702 hatte Erath mit dem Umbau des romanisc hen Turms begonnen, dessen Dach er abtragen und durch eine Kuppel mit dem kaiserlichen Doppeladler auf der Spitze erse tzen ließ. Allerdings reichten seine Mittel für einen Neubau der Kirche nicht aus. Er schmiedete 1711 lediglich Pläne dafür, deren Ausfü hrung er seinem Nachfolger überließ . Dem Nachfolger Eraths, Anton von Ruckenbaum (1719-1745), dem hochgebi ldeten Sohn eines begüterten Wiener Ratsherrn und bisherigen Dechanten des Stiftes, fiel es nichl leicht, das Vermächtn is seines Vorgängers zu erfüllen. Erst der aufmunternde Rat seines Freundes, des großen Bauherrn Berthold Dietmayr von Melk, war für ihn ausschlaggebend, das große Werk eines Kirchenn eubaus in Angriff zu nehmen. Am 3. Mai 1726 erfolgte die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurde die neue Kirche durch den Bischof von Passau Joseph Dominik Graf Lamberg gewe iht. Im Alter ging der so erfolgreiche Propst noch einer schweren Zeit entgegen. Dur ch Krankhe it an beiden Beinen gelähmt , mußte Ruckenbaum 1741 den Einfall der Franzosen und Bayern in Österreich erleben. Dabei wurde auch das Kloster von St. Andrä nicht verschont und zu einer hohen Kontributionszahlung verhalten. Da der Propst diese nicht leisten konnte, wurd e er trotz seines schlechten Gesundh eitsz ustand es als Geisel nach St. Pölten versc hleppt. Erst als Gottfried Bessel, der Abt von Göttweig, helfend einspra ng und die Summ e erlegte, ließ man den alten, kranken Mann frei. Anton von Ruckenbaum scheint das Wunder vollbrach t zu haben , die schöne Kirche, wie sie sich uns heute noch präsentiert, ohne Verschuldun g der nicht sehr reichen Kanonie zu errichten. Auf der linken Seite der Kirchenvorhalle ist seine Grabplatte angebracht, deren Inschrift besagt, Ruckenbaum habe das Gotteshaus mit großem Fleiß und ohne Belastung für das Stift von Grund auf erbaut. Der Nachfo lger Ruckenbaums, Leopold Franz Nickel, regierte zwar nur fünf Jahre, doch war seine Wirtschaf tsführung derart verschwe nderisch - unt er anderem ließ er nach dem Vorbild ade liger Schlösser eine Orangerie anlegen -, daß die von ihm hinterlassene Schuldenlast den kaiserlichen Hof veran laßte, das Stift vom Jahr 1751 an unt er die Oberadmini stration der Herzogenburger Pröps te zu stellen. Zunächst wurde die Adm inistrat ion dem Herzogenburger Propst Frigdian Knecht übertragen, daim folgten die Dechanten Jakob Gruber und Joachim Gerstorffer . Im Jahre 1751 besaß St. Andr ä 335 Untertanen. Das Stift übte damals auch noch die Dorfger ichtsbarke it aus, während die Landgericht sbarkeit, vor allem was die Blutsgerichtsbarke it betraf, dem Ade l vorbehalten blieb. Im Jahre 1767 kam es noch einmal zu einer Prälatenwah l, gewählt wurde Gregor Grind ler. Er starb am 9. Apr il 1783, und schon am 16. August 1783 wurde die Aufhebung und Unterste llun g St. Andräs unter Herzogenburg mittel s Dekret angeo rdn et. Aufschluß über den Zustand des Klostergebäudes zur Zeit der Aufhe bun g geben Eintragunge n in die Inventare von 1783 un d 1785: Zur Kirche: Diese ist zimlich gros, von guter Bauart, und durchaus gewölbt, und einer Orgel, hält in sich einen hohen, und 6 Seitenaltäre, darneben ist vorhanden eine Todenkapelle mit 1 Altar, dann in der Höhe ein klenes Altärl für den Prälaten, und einige Bilder. Auf dem Thurm nebst den Glocken eine Thurmuhr. Zum Stiftsgebäude: Von zimlich gutem Baue ganz ordinair, worinn 33 mittere Zimmer mit Oefen, ein grosses Billardzimmer mit einem Ofen, eine Archivkammer, ein grosses Bibliothekzimmer (. . .) ein Kanzleyzimmer mit Ofen, ein Refectorium, ein grosses Tafelzimmer, ein kleines Salettel, über der Prälatur im 2ten Stock ist statt der Zimmer ein Behältniß, oder Schüttkasten für die Körner, eine Salzkammer, eine Pfisterery ( .. .), eine Eisenkammer, zwo Mahlkammer, eine Brodkammer, eine grosse Stiftsküche nebst einem Zimmer, ein Arrest, eine Thorwärterswohnung nebst einem Nebengebäude, das alte Stift genannt von einem Stockwerke hoch, bestehend dermal in 2 grossen Behältnissen zum Früchten schütten, dann eine Weinpresse, nebst dem wohlge bauten Gartenhauß im Ziergarten, und samt dem Schulhause, und Mayerhofsgebäude, worinn die Wohnung des Beamten und der Mayerleute nebst den darbey befindlichen Stadel, Schupfen, und Stallungen wird geschätzt alles zusammen auf 1.500 fl.

Von der Aufhebung 1783 bis zur Gegenwart

Nach der Aufhebu ng des Stiftes St. Andrä stand das Gebäude ab dem Jahre 1795 leer. Der Pfarrer über siedelte in den Meierhof, der noch heute als Pfarrhof dient. In den Jahren 1797 und 1801 trat die Regierung an den Prop st von Herzogenburg heran mit dem Ersuchen um Überlassung des Stiftsgebäudes als Kaserne. Von 1805 bis 1809 wurde das Gebäude als Laz'arett verwendet. Durch kaiserliche Entschließung vom 23. Jänner 1826 wurde das Kloster St. Andrä mit allen seinen Gülten dem Stift Herzo genburg übertragen. Im Jahre 1828 wurde das Stiftsgebäude um 8.000 Gulden an den Staat verkauft und noch im selben Jahr dem Armenfonds der Stadt Wien übergeben. Am 1. Juli 1828 fand die Eröffnu ng des kaiserl ich-kön iglichen Versorgungshauses für 300 verarm te Wiener jeden Alters und Geschlecht s statt. Am 16. April 1853 bra ch in Folge der Unachtsamkeit eines Pfleglings im Versorgungshaus ein Brand aus. Die Flamm en dran gen von der Laterne in die Kupp el ein und verwüsteten den Turm vollständi g. Glücklicher weise blieb die Kirche selbst fast unversehrt. Mangels finanziell er Mittel behalf man sich dam als mit einer Kirchturm -Notbedachun g, die bis heut e unver ändert ist. Von 1924 bis 1938 gab es die Gemeind e Neu St. Andrä, die aus parteip olitischen Grün den von St. Andrä getrennt wurd e und nur aus dem Versorgun gshaus und einem eigenen Bürgermei ster bestand. In der national sozialistischen Zeit kam es auch zu einer baulichen Abgr enzung des Heimes gegenüb er der Kirche. Die Verwaltun g ließ die Anstaltskapelle und den Kreuzgang, die im Besitz des Versorgungsheimes stand en, räum en, sie wurd en in der Folge als Magazin genüt zt. Mitte der sechziger Jahre begann eine Zeit der Modernisierun g und der Erweiterun g des Hauses. Die den Innenhof auf der nördlichen Seite begrenzenden alten Werkstätten wichen einem dreigeschossigenN eubau, der sich architektoni sch dem Altbestand unauffällig angleicht. Auf Grund der Aufgabenstellun g, vermehrt kranke alte Menschen zu betreuen, erfolgte 1974 die Änd erung der Anstaltsform von einem Altersheim zu einem Pflegeheim. Am 14. Juli 1978 fand ein große r Festakt anläßlich der 150-Jahr-Feier als Heim der Stadt Wien statt. Die renovierte Kapelle wurd e vom Prop st des Stiftes Herzogenb urg, Prälat Clernens Moritz, gewe iht und damit ihrer ursprünglichen Bestimmun g wieder übergeben. Seit diesem Zeitpunkt find en hier regelmäßi g Gottesdienste statt. Der gleichfalls renovierte Kreuzgang entwickelte sich imm er mehr zum Aufenthaltsbereich und Kommunik ationszentrum für Patienten und für kirchliche Veranstaltun gen.

Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse

Wirtschaftliche Verhältnisse

Zu dem ursprün glichen Besitz, der im engeren Kreis um die Gründun gsörtlichkeit lag und aus den Dörfern St. Andrä, Baumgar ten, Hasendorf, Moos und Waltend orf bestand, kamen im Laufe des 12. Jahrhund erts weiter entfernte Güter dazu. So schenkte Ott o von Rechberg und Lengbach die beiden Dörfer Trand orf und Zeiring am Jauerling, einen Meierhof in Unterstockstall mit fünf Lehen, ferner zwe i Lehen in Neulengbach und einen Weingar ten und Ackerland im benachbarten Walpersdorf dem Kloster. Im 13. und 14. Jahrhund ert konnt e der Besitz weiter vermehrt werden, und zwa r du rch Schenkung, Kauf und Tausch. Im Viertel unt er dem Wienerwa ld hatte St. Andrä Weingärten bei Klosterneubur g, Höflein und St. Veit erwo rben. Im Viertel ober dem Wienerwa ld wurd en die nahegelegene n Ortschaften Ange rn, Hameten und Unterwinden aufgekauft neben einigen Häu sern in Oberwinden, Reidling, Gumperding sowie Herzogenb urg. Auch kamen Besitzungen um St. Pölten daz u, wie Mamau, Kilb an der Mang , bei Pyhra, Wilhelmsburg, Kasten bei Altlengbach , Waasen bei Kirchstetten und Penzing bei Rappoltenkirchen. Im Viertel ober dem Manhartsberg kame n Besitzungen am Jauerling und im Viertel unter dem Manhartsberg solche in Unte rstockstall, Amonsthal und Fels am Wagram in die Hand des Klosters. Im 17. Jahrhundert gesta ttete die durch die Erbschaft des Ferdinand Leiss geänderte Vermögenslage dem Stift, neue Güter zu erwerben, so die des ehemaligen Chorherrenstiftes Schrattent hal bei Retz und die Herrschaft Blumau im Waldv iertel.

Rechtliche Verhältnisse

Der Besitz des Klosters stand ursprünglich unter der Vogtei Otto s von Rechberg und Lengbach . Im Jahre 1235 erlosch mit Otto V., von dem es heißt , daß er erschlagen wurde, die männlich e Linje der Lengb acher. Das Vogteirech t ging in die Hand des Landesfürsten über , in dessen Vertretung später der Burggraf von Leng(en )bach erscruen.

Soziale Verhältnisse

Die sozialen Verhältnisse im Stift waren sehr wechselhaft. Nach einem Verfall des Klosterleben s während der Reformation - im Jahre 1561 wird berichtet , daß nur noch zwei Konventualen, zwe i Konkubinen , ein Ehewe ib des Propstes Benedikt und sieben Kinder anwesend waren - erholte sich der Personalstand unter den tüchti gen Barockvorstehern Erath und Ruckenb aum wieder und stieg auf zwö lf Mitglieder. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert s wurd e unter Gregor Grindler, dem 1772 die Spiritualadministration entzo gen wurde, ein neuerlicher Tiefstand errei cht, was schließlich zur endgültigen Einverleibung St. Andräs in das Stift Herzo genbur g führt e.

Bau- und Kunstgeschichte

Romanische und gotische Bauphase

Den ältesten Bauteil, der allerdin gs nicht mehr aus der Gründun gsze it stammt, sieht man , wenn man über den Friedho f zur Westseite der Kirche geht. Der dort dem Kirchenschiff in nicht gänzlich achsialer Stellun g vorgese tzte Turm zeigt ein geku ppeltes Rundbogenfen ster mit ornam entalem Säulenkapit ell, das unzw eifelhaft als romanisch erke1m bar ist (Abb. 39). Auch aus dem im Jahre 1959 von Adalbert Klaar ange fertigten Baualterplan der Kirch e geht hervor, daß der Baubestand des dreigeschossigen Turmes fast vollständi g rom anisch ist; lediglich der oberste Teil wurd e um das Jahr 1702 barockisiert und mit einem Zwiebelhelm versehen, den allerdin gs seit 1853 - nach einem Brand - ein recht unp assender Spit zhelm ersetzt. Die Basilika von St. Andrä war ursprün glich eine rom anische Westturmkirc he. Da sich der Altar bis zum barocken Neubau auf der Ostseite befand , betrat man die Kirche von der Turm seite aus. Der Turm diente also - wie dam als übli ch - zum Schut z dieses ursprün glichen Eingangs. Die ganze Anlage erscheint als eine verkleinerte eintü rrnige Variant e des roma nischen Westwe rks vom Wiener Stephansd om. Will man die Frage na ch der archit ektonischen Anlage des ehemaligen Langhauses beantwort en, muß man davon ausgehen, daß die in gotischer Zeit vorgeno mm enen Umbauten meistens die roma nischen Grun dformen beibehielten. Augustin Erath, der Annali st aus dem 18. Jahrhund ert, kaim te noch das Aussehen des gotischen Gotteshauses und bestätigt dessen romanische Struktur. Er schreibt nämlich, das beinahe 700 Jahre alte Gebäude weise einen antiquierten Baustil auf; das Innere sei sehr dunkel, deshalb habe er die Bögen der zwei Seitenaltäre verbreitert und höher gesetzt, um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen. Aus dem Vorhandensein solcher seitlicher Chorbögen ist abzuleiten, daß der Kirchenraum drei schiffig angelegt war. Die urspr üngliche Niedri gkeit dieser Bögen läßt also auf einen Weiterbestand der romani schen Anlage bis ins 18. Jahrhundert schließen . Überdies erkennt man auf dem Vischerschen Stich aus dem Jahre 1672 das nied ere Dach des Seitenschiffes auf der Nordseite der Kirche (Abb. 36). Auf dem Hochaltar stand etwa um die Mitte des 14. Jahrhundert s eine hölzerne Marienstatue mit dem Jesusknaben auf dem Arm, die heute ihen Platz auf dem Marienaltar gefunden hat und die nach neueren Forschungen in den Nahbereich von Werken des Wiener Michaelermeisters gebracht wird (Abb. 40). Darüber befand sich ein überlebensgroßer hölzerner Kruzifixu s. Dieser Altar wurde im Jahre 1529 von den Türken völlig zerstört; sie verstümmelten den Gekreuzigten und warfen ihn in die Traisen. Der Kopf der Figur wurde einige Zeit spät er wieder aufgefunden - er war angeblich den Fluß aufwärts geschwommen. Die Klostergebäude selbst dürften in frühest er Zeit aus Holz errichtet worden sein, wie das bis ins 13. Jahrhundert üblich war; lediglich Kirche und Kapitel saa l waren Steinbaut en. Diese Bauweise dürfte die Ursache für die total e Einäscherung der Gebäude bei den mehrfach überlieferten Feuersbrünsten gewesen sein; allein im 13. Jahrhund ert brannte das Kloster dreimal vollständig nieder. Aus der vorbarock en Klosteranla ge stammt der ehemalige Kreuzga ng, der einen kleinen Hof umschließt. Die gotischen Gewölbeformen sind noch zu erke nnen, ebenso die Strebepfeiler an den Außenwänden. Unter Erath wurde der Kreuzgang zur Gänze überbaut, so daß die Öffnun gen zum Innenhof nun durch Fenster verschlossen sind ; die Kreuzrippengewölbe wurden mit Blüten stuck über zogen. Eine besondere Kuriosität stellt innerh alb des Klosterkompl exes jene Kapell e dar, die eine Zeitlang der hl. Anna geweiht war, seit ca. 1690 der Allerseelenbruderschaft gew idmet ist und als Grabkapelle der Pröpste diente. 1978 begann die Renov ierun g und Revitalisierung von Kreuzgang und Kapelle und das Bunde sdenkmalamt führte Grabungen durch , wobei nicht nur Fundamente aus der roma nischen Epoche freige legt, sondern auch die Gräber der Pröpste Judinu s und Erath entdeckt wurden . Die Deckenfresken der Kapelle (Allegorien zum Meßopfer und im vorderen Teil schwierig zu deutende Emblemata) mit üppigen , italienisch anmutenden Stuckverzierungen befanden sich in einem sehr guten Zustand, da keine Übermalung stattgef und en hatte . Im rückwärtigen Teil der Kapelle wurden gotische Bauelemente frei sichtbar belassen. Die reiche Ausstattung des an sich kleinen Raumes läßt auf eine größere Bedeutun g in früherer Zeit schließ en. In der Chronik wird er als mittelalterliche 11Kapitelkap elle" bezeichnet, für die es immer wieder Stiftungen gegeben hat. Das Bauwerk muß in seinem Grundriß auf die romanische Andreaskape lle zur ückgehen, um die herum die ersten Klostergebäude errichtet wurde n.

Barocke Bauphase

St. Andräs heutige Gesta lt stam mt aus der Zeit nach der Türkenbelagerung. Im Jahre 1683 hatten sowoh l das Kloster als auch das Gotteshaus arge Verwüstungen erlitten, die in den folgenden Jahren nur notdürftig behoben wurden. Erst der rührige Augustin Erath, der 1698 die Leitung des Stiftes übernahm, begann 1702 mit dem Neubau der Klostergebäude, den er 1705 abschloß. Eine Inschrift oberhalb des Eingangs in die Prälatur, deren Deckenstuck vor kurzem restauriert wurde, trägt dieses Datum (Abb. 41). In diese Zeit fällt auch die Errichtung des reich stuckierten Refektoriums sowie der Gerichtsstube, die ebenfalls mit Deckenstuck (Rechtssymbole) ausgestattet ist. Beide Räume sind heute noch in sehr gutem Zustand erha lten. Der Propst beabsichtigte auch den Wiederaufbau der halb verfallene n Kirche; deshalb ließ er zunächst 1701 / 02 den Turm erhöhen und neu bekrönen. Daß die Neugesta ltun g des Turmes Jakob Prandtauer oblag, geht aus einem Dokument aus dem Herzogenburger Stiftsarchiv hervor, das die charakte ristischen Schrif tzüge Prandtauers und die Eigenheiten seiner Orthographie zeigt: Beileiffigen Tbers chlag zu den Khirch-durem gebei. zu St. Andtree. Um das total verwüstete Stift größer und schöner zu gestalten, schuf Era th einen Platz als neuen Mittelpunkt der Anlage, und zwar auf dem Areal des alten, damals noch hinter der Kirche befindlichen Friedhofs, und errichtet e dort eine figurenreiche Mariensäule (Taf. 59). Vieles spricht dafür, daß Jakob Prandtauer auch mit der Planung für die Kirche beauftragt wurde. Im Jahre 1709 berichtete Erath in seinen 11Annalen", er habe eine Entwurfszeichnung für den Umbau der Kirche in Händen, den er leider noch nicht verwirklichen könne. Das Wesentliche daran war die Umori entierung von Eingang und Hochaltar, wie sie später, nämlich 1729, tatsächlich vorgenommen wurde. Nach diesem Plan sollte aber der alte Baubestand nicht niedergerissen, sondern nur durch Ummantelung der Pfeiler neu gesta ltet werden. Unter Eraths Nachfolger, Anton von Ruckenbaum, erfolgte am 3. Mai 1726 in Gegenwart des St. Pöltner Propstes Michael Führer die Grundsteinlegung, am 16. Juli 1729 wurd e das neue Gebäude - allerd ings noch ohne Innenausstattung - durch den Bischof von Passau, Joseph Dominik Graf Lamberg, geweiht. Ruckenbaumhatt e entwe der einen neuen Entwurf oder eine völlige Umarbeitun g des urspr ünglichen Prandtauer-Plan es anfertigen lassen, die bis auf Teile der Nordmau er eine Neuerrichtun g und zugleich eine Verlängerung des für das inzw ischen verg rößerte Kloster offensichtlich zu bescheidenen Kirchenschiffes um ein Joch zur Folge hatte. Die Länge nerwe iterun g bedin gte allerding s eine geringfüg ige Achsenve rschiebung nach Süden, die durch die Lage der dam als knapp nord östlich der alten Kirche befindlichen, auf die romanische Andreaskapelle zurück gehende Annenkapelle erzw ungen wurd e. Offensichtlich wagte man es nie, am Grundriß der ehrwürdi gen „Kapitelkapelle" Änderungen vorz unehm en. Auch heute ver laufen ihre Mauern in der Längs richtun g nicht parallel zum Kirchenschiff. Am 14. August 1729 heiratete der aus dem Waldvierte l stamme nde Baupolier Leopold Wißgrill in der Stiftskirche von St. Andrä, wobei im „Tauf- und Heiratsbuch von St. Andrä", das sich heute im Diözesanarchiv von St. Pölten befind et, unt er dem genannten Datum der Zusatz vermerkt ist: ... diese Brautleute waren die ersten, so in der neuen Kirch sind copulirt worden. Wißgrill genoß wohl deshalb den Vorzug, in dem noch unfertig en Gotteshaus heiraten zu dürfen, weil er bereits damal s jene Funkti on eines Baupoliers ausübte , die er unmitt elbar nachher beim Umbau des Stiftes Altenburg im Dien ste Munggena sts innehatte . Nach der Verlegung des Kircheneinga ngs zum neugeschaffenen Vorplatz hin ergab sich nun die No twendi gkeit, über dem Port al eine reprä sentative Schauwand zu errichten (Taf. 60). Diese imposa nte Fassade wächst in drei nach oben stufenweise sich verjün genden Geschossen empor; sie ist dem eigentlich en Baukörp er vorgeb lende t und wirkt infolge schwach er Risalitbildun g ungeme in flächig . Die beiden un teren Geschosse verbindet eine Riesen pila sterord nung zu einer aufwär tsstrebenden Einheit , die allerdin gs dur ch einen Dreiecksgiebel über dem Portal unterbrochen wird . Über das zweite Geschoß legt sich, deutlich abgesetzt durch ein Gesims, das schmale, geschwun gene Giebelgeschoß. Der strenge Aufba u der Fassade wird durch dekorative Elemente gem ildert: Wir finden große gerahm te Fenster, in Nische n stehen Heiligen statuen - oben Petru s und Paulus, darunter Johannes der Täufer w,d Johanne s der Evangelist -, das Giebelfeld zeigt ein Reliefbild mit dem Martyr ium des Kirchenheiligen und auf den Voluten der Seitenteile sitzen weibliche Allego rien von Glaube und Hoffnung, den Giebel bekrönt da s brennen de (vergoldete) Herz der Liebe, zugleich auch Symbo l für den Orden svate r Augustinus. Besondere Bedeutun g kommt dem Porta l zu: Zwischen übe reck gestellten Säulen, die ein mit der Giebelrun du ng korr espondi erender Segmentboge n verbind et, begrüßt die Besucher die Madonna mit dem Jesuskind. Im Gegensa tz zur Wandfläche ist die Porta lzone also plastisch durchkomponiert. Das Portal von St. Andrä erinnert an den Hochaltar der nahen , von Mun ggenast barockisierten Pfarrkirche von Potte nbrunn. Wir finden auch dort die übereck gestellten, ein Bildnis rahm enden Säulen mit hohem Gebälk, hinter dem sich zw ischen doppelten Segmen tbögen der Auszug wölbt. Auch zu Dürn stein findet sich eine Beziehun g: Die ursprünglich e Farbgebung der Stiftskirche von St. Andrä, die im Jahre 1894 bei einer Renovieru ng verände rt wu rde, war in Blaugra u, Weiß und Dunk elgra u gehalten, eine Mischung , die da s Bund esdenkmalamt ebenso am Dürn steiner Kirchturm festgestellt und bei der letzten Restaurierun g zur Anwend ung gebracht hat. Der Umstand, daß zur Aussc hmüc kung von St. Andrä ebenso wie in Pottenbrunn vorwiege nd St. Pöltner Kün stler und Handwerker herangezoge n wurden - wie etwa die Stukkate ure Johann Pöckh und Christoph Kirchner - untermauert wei ters die Autor schaft Munggena sts an der Architektur. Dem St. Pöltn er Bildhauer Peter Wider in sind sicherlich der größt e Teil der Fassade npl astik und auch mehrere Skulpturen des Innenraums zuzuschre iben, obwoh l als einziger Beweis für seine Beteiligung an der Dekora tion eine Rechnun g über vier Kindln vorliegt. Mit Sicherheit stammt jedenfa lls auch die Plastik des seitlichen Marienalt ares von Peter Widerin. Zu Seiten der gotischen Madonnenstatue knien hier große vergolde te Engel. In der Stiftskirche wa r aber noch ein anderer hervorragender Bildhauer tätig. Der Schalldeckel der holzgeschnit zten, mit schw erer Vergoldun g prunkenden Kanzel zeigt den Kirchenvater Augustinus, der zwei zu seinen Füßen gekrümmte Ketzer in die Tiefe stürz t, während die Bekehrten (hier als Indi aner dargeste llt) verk lärend zu ihm aufblicken (Taf. 61). Den Kanzelkorb ziert ein vergoldetes Relief, das Innere der Kirche von S. Ambrogio in Mailand darstellend, in der der Kirchenvater Ambrosius pred igt und unter dessen Zuhörern sich verm utli ch der jun ge Augustinus befindet. Nach vor kurzem entdeckte m und ausgewertetem Archivmaterial ist es nun erwiesen, daß der Passauer Bildhauer Joseph Mathias Götz Schöpfer der Kanzel war. Außerdem befindet sich unter den Kunstsammlungen des Stiftes Herzogenburg eine von Götz verfertigte Holzfigur Johanne s' des Täufers, die aus St. Andrä stamm t (Abb. 42). Unter den Handwer kern und Künstlern, die gleichzei tig für St. Andrä und Pollenbrunn tätig waren, finden wir auch den Maler Johann Georg Schmidt, der in Pottenbrunn das Hochaltarbild und in St. Andrä drei Seitenaltarbilder - hl. Nikolaus, hl. Augustin us und die Glorie des hl. Johanne s Nepo muk - sowie das Fresko über der Orgelempore geschaffen hat. St. Andrä s schön ster Schmuck sind freilich die Fresken und Altarbilder Paul Troger s, deren Entstehung von Wanda Aschenbrenner um 1730/31 datiert wird. Von der Tätigkeit des großen Malers in der Stiftskirche ist nur eine Rechnung erhalten , die sich auf das Altarb latt „Heilige Dreifalt igkeit" auf einem Seitenaltar bezieht. Vermutlich aus der Trogerschule hervorgeg egangen ist das Ölbild im Presbyterium, die Berufung der Brüder Petrus und Andrea s durch Jesus am See Genezareth, sowie ein Seitenaltarbild , Mar ia und Anna. Vom neapolitanisch en Maler Luca Giordano stammt das rechte Ölbild im Presbyterium, die Abnahme des hl. Andreas vom Kreuz. Trogers Hauptarbeiten aber leuchten - von dem ihm zugeschriebenen Hochaltarbild „Kreuzigung des hl. Andrea s" abgese hen - von der Decke (Taf. 62, 64). Es hand elt sich um sechs Platzlfresken (das letzte Fresko - König David spielt auf der Harfe - wurde von Johann Georg Schmidt geschaffen), deren spektakulärst es in einem weit geöffneten , von strahl endem Licht erfüllten Himmel sra um den auferstandenen , von jubelnd en Engelscharen umgeb enen Christus über Sünde, Tod und Teufel triumphieren läßt. Die herrlichen Farben haben ihre Leuchtkraft seit der Entstehungsz eit unv erändert bewahrt.

Bibliothek

Drei Jahre nach der Einverleibun g von St. Andrä nach Herzogenburg, am 14. September 1786, forderte die Niederösterreicrusche Lande sregie run g die unverz ügliche Einsendun g der Bücher - ohne Ausnahm e - mit einem Bibliothek skat alog. Der barocke Bibliotheksra um des Andräer Klosters befand sich in unmitt elbarer Nähe der Prälatur, im l. Stock des Hauses über dem Refektorium. Der Raum besteht heute noch, mit dem originalen früh barocken Steingewände, Büste und Jahreszahl 1705 über dem Eingang. In der Leichenpredigt über Propst Augustin Erath wird die Ausstattung mit schönen und sinnreichen Gemälden sowie mit auserlesenen Büchern gepriesen. 50 Jahre später, um 1770, fällt die Beschreibung der Bibliothek von St. Andrä durch Adalbert Blumenschein eher negati v aus. In diesem von dem zuerstgedachten [Stifte Herzogenburg] eine Viertelstunde über den Fluss Traysen entfernten, denen Geistlichen von dem nämliche Orden zuständigen Stifte besteht die Büchersammlung beyläuftig aus 5.000 Bänden. MSS [Manuscripte] sind keine, wohl aber von Autorib[ us] classicis eine gute Anzahl vorhanden, deren die meisten aus der hochfürstl[ichen] Bibliothek zu Passau durch den dasigen Propsten Augustin Erath (welcher ehedessen Bücheraufseher ersagter Residenz gewesen) hierher gekommen, oder nach der Redensart der Geistlichen, so mich dahin geführet, dortselbst gestollen worden. Die Repositorien sind alt, und blau angestrichen. Die Decke ist niederig und mit einigen Sünnbildern schlechthin bemalen. Bey den oberen Fenstern hanget ein gemahltes Buch; oberhalb solcher steht geschrieben : ,, Tolle, Lege", in dem Buch selbst „Liber vite", und unterhalb demselben „Legentibus assero Vitam ". Linkerhand befinden sich beim Herausgehen in einem Nebenzimmer die Doubletten, und etliche andere Bücher, die jedoch von gar keiner Erheblichkeit sind. Im Aufhebungsinventar vom 11. September 1783 wird die Bibliothek folgendermaßen beschrieben: ... in welcher sich unterschiedliche überhaupt gute Bücher von besten Authoren dem geistlichen Fache nach befinden, 3072 Stück nebst einer Anzahl minderen Gattungen und Aßzeten, wie in dem Catalog zusammengetragen zu finden ... Der „Catalogus Bibliothecae Sand-Andreanae", angelegt unter Propst Augusti nus Erath (1698-1719), wurde bis zum Tod des vorletzten Propstes Leopold Nickel (1751) geführt. Er befindet sich heute im Stiftsarchiv Her zogenb urg. Der über wiegend e Teil der Bücher ist in lateini scher Sprache abgefaßt, das Erscheinung sjahr liegt hauptsächlich im 17. Jahrhund ert, was allerdings nicht gleichbedeutend mit dem Zeitpunkt der Erwerbung sein muß. Schriften, die sozusagen zur liturgi schen Grundausstattung gehören , wie Bibeln, omnia opera des Orden svate rs Augustinus, Predigt en, Lektionare , Heiligenviten, Psalterien, Werke der Kirchenvä ter, Mystiker und Humanisten sind natürlich Hauptbestand teil des Catalogus. Die Historia sacra war ebenso vertreten wie die Historia profana. Eine beachtlich e Anzahl von medizinischen Werken, Bücher über Heilpflanzen und Kräuter, Hilfe bei der Krankenbetreuung - also alles, was für die Infirm arien notwen dig ist - scheinen ebenfalls auf . Unentbehrlich waren die neue sten Werken der Architektur von Vitruvius, Palladio und Andrea Pozzo, wobei die Werke des Letzteren sicherlich Vorbild für die Ausgestaltung des barocken Kirchenraumes von St. Andrä waren. Auch einige protestantische (vielleicht sogar konfiszierte?) Schriften sind erfaßt, wie etwa die Folioausgabe von Martin Luther, 12 Bde. Jena 1575. Bücher mit dem Andrä er Besitzvermerk lassen sich in der Universitätsbibliothek Wien nachweisen. Im Bibliothekskatalo g sind auch einige Inkunabeln und Frühdrucke von unterschiedlicher Thematik verzeichnet, alle Nachfor schun gen bezüglich ihres Verbleibes verliefen bislang jedoch ergebni slos. Eine Bibel des aufgehoben en regulierten Chorh errenstiftes St. Pölten aus 1341 ist von Herwordus de S. Andrea illum iniert wor den. Dessen kün stlerische Fähigkeiten dür ften also über die Klosterm auern hin aus sich eines guten Rufes erfreut hab en. Der älteste erhaltene Nekrolo g des Stiftes, beg01men im 13. Jahrhund ert, weitergeführt bis ins 15. Jahrhund ert, befind et sich heute in der Österreichischen Nationa lbibliothek. Die Eintra gung unter dem 28. September lautet: Waltherus, fundator huius eccle siae. Eine in der Vatikanischen Bibliothek liegende Ysagoge iuris, eine Einführun g in da s Kirchenrecht auf der Grundl age von Dekre talen, konn te vor einigen Jahren dur ch folgenden Besitzvermerk dem Kloster St. Andrä zugeordnet werden: Iste liber est mo(naster )ii S.Andree c(is) Trays(enam). Daraus kann man mit Sicherheit schließen, daß das kleine Kloster St. Andr ä im ersten Viertel des 13. Jahrhund ert eine Stätte der gelehrt en Recht spflege war.

Archivalien

Mit ziemlicher Sicherheit kann man annehmen, daß ein Großteil des damals bestehenden Archivs von St. Andrä nach Herzogenb urg gekommen ist, was gewiß ein Verdienst von Propst Michael Teufel war. Er hat ... für die Conservierung der Archive von St. Andrä und Dürrenstein, die nach Herzogenburg kamen, der Wissenschaft große Dienste geleistet. Die früheste Erwähnung eines „Arch ivs" stammt aus dem Jahre 1566, wo die Rede von Stellen mit zwei Schubl aden ist, in denen Briefe aufbewahrt sind. So erfäh rt man aus einem„ Verzeichnüss" von 1592, daß in der Prälatur, wo sich auch die Kanzlei befand, ein Kasten stand, mit allerlay missif, Aufsandtungen, Abschied, Verziecht, Quittungen, lnventarii, Verträg, Gerhabschaft, Raittungen und Acta . Bis zur Aufhebung des Stiftes blieb das Archiv im Prälaturtrakt. Der in Inventarien öfter erwä hnt e Aufsatzschrank mit Lädln, wori n die Stiftsbr iefe und alten Schrifte n aufbewahrt wurden, befindet sich heute in den Archivräumen des Stiftes Herzogenburg. Beachtlich dezimiert wurden wichtige Verträ ge und Prozeßa kten bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, als ein Andr äer Klosteradvokat in Wien an Pest erkr ankte und sämtlic he Unterlagen aus Sicherheitsgründ en verbrannt wurden . Umfangre ich ist der Bestand an Urk unden und Akten des Amtes Unter-Wölbli ng, das durch Verkauf vom Benediktinerinnenkloster am Nonnberg in Salzburg über einige Adelsfa milien an das Stift St. Andr ä kam. Als große n Glücksfa ll kann man es bezeichnen, daß ein so einzigartiges Stück wie das Diplom von Kaiser Otto III. mit Bleisiegel aus 998 unbeschädigt und gut lesbar erhalten ist. In das Kloster kam die Pergamenturkunde wahrscheinlich durch die Verwandt schaftsbeziehung des Grün ders Walther von Traisen mit den Lengbachern und Rechbergem. Besondere Beachtung verd ient auch ein Ablaßbrief aus 1490 in Prunkau sstattung mit reicher Ornamentik und echten Goldbuchstaben. 1798 wurden Verschläge für den Transport der Archivalien angefe rtigt und diese in das Stift Herzogenburg gebracht, wo der Bestand als eigener, getrennter Arch ivkörper besteht. Insgesa mt setzt sich das St. And räer Archiv gegenwärt ig aus 332 Urkunden (davon sind 288 aus Pergament; die erste deutschsprachige ist aus 1301) in chronolo gischer Ordnung und etwa 280 archivalischen Büchern, wie Einreichprotokoll-, Waisenamts- und Rentamt sbücher, die sogar bis 1913 weitergeführt wurd en, zusam men. Der Großteil der 225 Aktenfaszikel (die Zahl wird sich nach vollständiger Sichtung noch erhöhen) stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wenig aus dem 16. Jahrhund ert. Personal- und Bauakten sind nur marginal vorhanden.

Literatur

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