Sacra.Wiki Stift Herzogenburg: Unterschied zwischen den Versionen

Stift Herzogenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte==
===Historische Namensformen===  
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Das ursprüngliche Stift St. Georgen wurde wegen der Überschwemmungen 1244 traisenaufwärts nach Herzogenburg verlegt und wurde so zum Kloster St. Georg in Herzogenburg. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es umgangssprachlich nur mehr „Stift Herzogenburg" genannt. Der Name „Herzogenburg" kommt etymologisch von der befestigten Siedlung, von der Burganlage eines oder mehrerer Herzöge. Die latinisierte Form „Ducumburgensis" weist auch auf mehrere duces hin. Möglicherweise sind damit die beiden Brüder Wilhelm II. und Engelschalk gemeint, die als Grenz- und Markgrafen zugleich auch Heerführer (duces) waren. Sie fanden im Jahr 871 in den Kämpfen gegen die Mährer den Tod.
Das ursprüngliche Stift St. Georgen wurde wegen der Überschwemmungen 1244 traisenaufwärts nach Herzogenburg verlegt und wurde so zum Kloster St. Georg in Herzogenburg. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es umgangssprachlich nur mehr „Stift Herzogenburg" genannt. Der Name „Herzogenburg" kommt etymologisch von der befestigten Siedlung, von der Burganlage eines oder mehrerer Herzöge. Die latinisierte Form „Ducumburgensis" weist auch auf mehrere duces hin. Möglicherweise sind damit die beiden Brüder Wilhelm II. und Engelschalk gemeint, die als Grenz- und Markgrafen zugleich auch Heerführer (duces) waren. Sie fanden im Jahr 871 in den Kämpfen gegen die Mährer den Tod.
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In den letzten Jahrhunderten hat sich für das Stift das Patronat des hl. Georg, für die Stifts- und Pfarrkirche Herzogenburg das Patronat des hl. Stephan eingebürgert.  
In den letzten Jahrhunderten hat sich für das Stift das Patronat des hl. Georg, für die Stifts- und Pfarrkirche Herzogenburg das Patronat des hl. Stephan eingebürgert.  


===Geschichtlicher Überblick===
==Geschichte==
Stift Herzogenburg zur Zeit seiner Griindung
===Stift Herzogenburg zur Zeit seiner Gründung===
An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert konnten im unteren Traisental die Passauer Bischöfe ihren pastoralen Einfluß am erfolgreichsten geltend machen. Bischof Ulrich I. von Passau (1092- 1121) stiftete mit der Gründungsurkunde vom 18. August 1112 ein Eigenkloster für Augustiner-Chorherren bei seiner Kirche in St. Georgen. Diese lag am linken Traisenufer, dort, wo damals der Fluß in die Donau mündete. Als seelsorgliches Aufgabengebiet und als Existenzgrundlage übergab der Bischof seinem Kloster St. Georgen die beiden Mutterpfarren Traisenburg und Herzogenburg . Wahrscheinlich sandte er aus dem reformierten Stift St. Nikola bei Passau oder auch aus dem Reformstift Rottenbuch (Bayern) Chorherren nach St. Georgen an der Traisen. Über die Errichtung der Stiftsgebäude in St. Georgen unter dem ersten Propst Wisinto 1. (1112-1117) sind wir leider nicht unterrichtet. In den ersten Jahrzehnten war die Existenz des Klosters einerseits von den Hochwassern der Donau und andererseits von der wirtschaftlichen Schwäche infolge zu geringer Dotierung bedroht. Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten wollte nun der Passauer Bischof Konrad (1148/ 49-1164), ein Sohn des hl. Leopold , das Kloster St. Georgen mit der noch offenen Stiftung des Walter von Traisen vereinigen und den Konvent nach St. Andrä an der Traisen verlegen. Nach dem Widerstand des Testamentvollstreckers Otto III. von RechbergLengbach, der den Wunsch des Verstorbenen erfüllen wollte und eine eigenständige Gründung anstrebte, bediente sich die Passauer Seite einer gefälschten päpstlichen Bestätigung, nach der der Bischof Propst Hartwig von St. Georgen die Kapelle des hl. Andreas anvertraut habe, und es kam am 30. Dezember 1160 zur Gründung des Stiftes St. Andrä an der Traisen. Aufsicht und damit Verfügungsgewalt hatte der Propst von St. Georgen. Otto wollte aber seine Rechte auf St. Andrä nicht aufgeben und überantwortete nach Beendigung des Schismas das neugegründete Stift St. Andrä dem päpstlichen Stuhl. 1185 kam ein päpstlicher Schutzbrief, der das Obereigentum des Papstes bestätigte und alle anderen Ansprüche ausschaltete. Der Besitz des Stiftes wurde bestätigt, ebenso die freie Propstwahl. Mit dieser Urkunde blieb das Stift St. Andrä selbständig und die Vereinigung mit Herzogenburg war verhindert worden. Bischof Konrad verbesserte in den Jahren 1158 und 1160 die finanzielle Situation des Stiftes St. Georgen, indem er zur Entsumpfung der ungesunden Umgebung den Bau eines Wassergrabens ermöglichte und außerdem den Chorherren die Pfarre Marquardsu rvar (heute Haitzendorf) und den Schwaighof bei Zeiselmauer schenkte. 1175/ 76 wurde jedoch das Gebiet nördlich der Donau - und damit die Besitzungen des Stiftes im Waldviertel - durch den Einfall Herzog Sobieslaws verwüstet. Unter den späteren Schenkungen an das Kloster während der Regierungszeit Propst Wisintos II. (1191- 1204) ist ein Stiftungsbrief von 1201 bemerkenswert, der ein Non
An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert konnten im unteren Traisental die Passauer Bischöfe ihren pastoralen Einfluss am erfolgreichsten geltend machen. Bischof Ulrich I. von Passau (1092- 1121) stiftete mit der Gründungsurkunde vom 18. August 1112 ein Eigenkloster für Augustiner-Chorherren bei seiner Kirche in St. Georgen. Diese lag am linken Traisenufer, dort, wo damals der Fluß in die Donau mündete. Als seelsorgliches Aufgabengebiet und als Existenzgrundlage übergab der Bischof seinem Kloster St. Georgen die beiden Mutterpfarren Traisenburg und Herzogenburg. Wahrscheinlich sandte er aus dem reformierten Stift St. Nikola bei Passau oder auch aus dem Reformstift Rottenbuch (Bayern) Chorherren nach St. Georgen an der Traisen.
Über die Errichtung der Stiftsgebäude in St. Georgen unter dem ersten Propst Wisinto 1. (1112-1117) sind wir leider nicht unterrichtet. In den ersten Jahrzehnten war die Existenz des Klosters einerseits von den Hochwassern der Donau und andererseits von der wirtschaftlichen Schwäche infolge zu geringer Dotierung bedroht. Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten wollte nun der Passauer Bischof Konrad (1148/ 49-1164), ein Sohn des hl. Leopold , das Kloster St. Georgen mit der noch offenen Stiftung des Walter von Traisen vereinigen und den Konvent nach St. Andrä an der Traisen verlegen. Nach dem Widerstand des Testamentvollstreckers Otto III. von RechbergLengbach, der den Wunsch des Verstorbenen erfüllen wollte und eine eigenständige Gründung anstrebte, bediente sich die Passauer Seite einer gefälschten päpstlichen Bestätigung, nach der der Bischof Propst Hartwig von St. Georgen die Kapelle des hl. Andreas anvertraut habe, und es kam am 30. Dezember 1160 zur Gründung des Stiftes St. Andrä an der Traisen. Aufsicht und damit Verfügungsgewalt hatte der Propst von St. Georgen. Otto wollte aber seine Rechte auf St. Andrä nicht aufgeben und überantwortete nach Beendigung des Schismas das neugegründete Stift St. Andrä dem päpstlichen Stuhl. 1185 kam ein päpstlicher Schutzbrief, der das Obereigentum des Papstes bestätigte und alle anderen Ansprüche ausschaltete. Der Besitz des Stiftes wurde bestätigt, ebenso die freie Propstwahl. Mit dieser Urkunde blieb das Stift St. Andrä selbständig und die Vereinigung mit Herzogenburg war verhindert worden. Bischof Konrad verbesserte in den Jahren 1158 und 1160 die finanzielle Situation des Stiftes St. Georgen, indem er zur Entsumpfung der ungesunden Umgebung den Bau eines Wassergrabens ermöglichte und außerdem den Chorherren die Pfarre Marquardsu rvar (heute Haitzendorf) und den Schwaighof bei Zeiselmauer schenkte. 1175/ 76 wurde jedoch das Gebiet nördlich der Donau - und damit die Besitzungen des Stiftes im Waldviertel - durch den Einfall Herzog Sobieslaws verwüstet. Unter den späteren Schenkungen an das Kloster während der Regierungszeit Propst Wisintos II. (1191- 1204) ist ein Stiftungsbrief von 1201 bemerkenswert, der ein Non
32 Wolfgang Payrich  
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nenkloster in St. Georgen voraussetzt. In einer Urkunde aus der Zeit um 1230 werden die Schwestern Kunigunde und Ehrentraud von Zebing als Kanonissen von St. Georgen genannt. Dieser Frauenkonvent ist anläßlich der Übersied lung des Männerklosters nach Herzogenburg auch mitverlegt worden. Die Schwesterngemeinschaft war nicht sehr groß, hatte nur geringes Vermögen und stand wahrscheinlich unter der Oberaufsicht des Propstes. Unter Propst Engelschalk (1242-1267), dem zwölften Propst des Stiftes St. Georgen, kam es zu der unumgänglichen Übersiedlung. Das Stift hatte zwar in den vorangehenden Jahrzehnten sein Vermögen durch einige Schenkungen und günstigen Tauschhandel vermehren können und profitierte an der wirtschaftlichen Blüte des Landes unter Herzog Leopold VI., doch belastete es der Verlust der finanziellen Einnahmen in den Zehentgebieten nördlich der Donau durch die neuerlichen Einfälle der Böhmen und Mährer. Untragbar wurde die Situation durch die häufigen Überschwemmungen der Donau, die das Stift zeitweise sogar zur Insel machten. Als neuer Wohnsitz kamen die beiden Pfarrbesitzungen des Stiftes in Frage, und zwar Traisenburg/Pfa rrkirch en und Herzogenburg. Auch Pfarrkirchen war zu nahe an der Donau gelegen, und so fiel die Wahl auf Herzogenburg. Als sofor tige Wirtschaftshilfe erteilte der Bischof dem Stift noch im selben Monat die Befreiung vom Bergrecht für die Weingärten in Königstetten. In der Übertragungs urkunde vom 19. März 1244 übergab er dem Konvent seine Rechte in der Pfarre Herzogenburg. Durch all diese Begünstigungen wurde Bischof Rudiger zum Retter und zweiten Gründer des Stiftes. Die Stiftsgebäude in St. Georgen verfielen im Laufe der Zeit und wurden von der Donau überschwemmt. Im Jahre 1822 konnte man noch bei niedrigem Wasserstand der Donau die Fundamente des zerstör ten Klosters sehen. Von den Nebengebäuden haben sich in unmittelbarer Nähe wahrscheinlich nur Mauerreste der Klostermühle in der heutigen Gutschermühle erhalten.
nenkloster in St. Georgen voraussetzt. In einer Urkunde aus der Zeit um 1230 werden die Schwestern Kunigunde und Ehrentraud von Zebing als Kanonissen von St. Georgen genannt. Dieser Frauenkonvent ist anläßlich der Übersied lung des Männerklosters nach Herzogenburg auch mitverlegt worden. Die Schwesterngemeinschaft war nicht sehr groß, hatte nur geringes Vermögen und stand wahrscheinlich unter der Oberaufsicht des Propstes. Unter Propst Engelschalk (1242-1267), dem zwölften Propst des Stiftes St. Georgen, kam es zu der unumgänglichen Übersiedlung. Das Stift hatte zwar in den vorangehenden Jahrzehnten sein Vermögen durch einige Schenkungen und günstigen Tauschhandel vermehren können und profitierte an der wirtschaftlichen Blüte des Landes unter Herzog Leopold VI., doch belastete es der Verlust der finanziellen Einnahmen in den Zehentgebieten nördlich der Donau durch die neuerlichen Einfälle der Böhmen und Mährer. Untragbar wurde die Situation durch die häufigen Überschwemmungen der Donau, die das Stift zeitweise sogar zur Insel machten. Als neuer Wohnsitz kamen die beiden Pfarrbesitzungen des Stiftes in Frage, und zwar Traisenburg/Pfa rrkirch en und Herzogenburg. Auch Pfarrkirchen war zu nahe an der Donau gelegen, und so fiel die Wahl auf Herzogenburg. Als sofor tige Wirtschaftshilfe erteilte der Bischof dem Stift noch im selben Monat die Befreiung vom Bergrecht für die Weingärten in Königstetten. In der Übertragungs urkunde vom 19. März 1244 übergab er dem Konvent seine Rechte in der Pfarre Herzogenburg. Durch all diese Begünstigungen wurde Bischof Rudiger zum Retter und zweiten Gründer des Stiftes. Die Stiftsgebäude in St. Georgen verfielen im Laufe der Zeit und wurden von der Donau überschwemmt. Im Jahre 1822 konnte man noch bei niedrigem Wasserstand der Donau die Fundamente des zerstör ten Klosters sehen. Von den Nebengebäuden haben sich in unmittelbarer Nähe wahrscheinlich nur Mauerreste der Klostermühle in der heutigen Gutschermühle erhalten.

Version vom 15. April 2020, 09:37 Uhr



Historische Namensformen

Das ursprüngliche Stift St. Georgen wurde wegen der Überschwemmungen 1244 traisenaufwärts nach Herzogenburg verlegt und wurde so zum Kloster St. Georg in Herzogenburg. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es umgangssprachlich nur mehr „Stift Herzogenburg" genannt. Der Name „Herzogenburg" kommt etymologisch von der befestigten Siedlung, von der Burganlage eines oder mehrerer Herzöge. Die latinisierte Form „Ducumburgensis" weist auch auf mehrere duces hin. Möglicherweise sind damit die beiden Brüder Wilhelm II. und Engelschalk gemeint, die als Grenz- und Markgrafen zugleich auch Heerführer (duces) waren. Sie fanden im Jahr 871 in den Kämpfen gegen die Mährer den Tod. Die "-burg"-Namen entstanden im 9. Jahrhundert und bedeuteten in karolingischer Zeit die zu Schutzräumlichkeiten ausgebauten Herrenhöfe, aus deren umliegenden Gebäuden sich im Laufe der Zeit die späteren Städte entwickelten. Das Burggebäude in Herzogenburg ist schon vor vielen Jahrhunderten abgekommen. Man vermutet aber einige Mauerreste im heutigen Agneswerk, Wienerstraße Nr. 28. (Lit.: WEIGL, Heinrich, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, 8 Bde., Wien 1964-1981; SCHUSTER, Elisabeth, Die Etymologie der ruederösterreichischen Ortsnamen, 1. Teil (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), Wien 1989 ff.; HAUSNER, Isolde /SCHUSTER, Elisabeth, Altdeutsches Namenbuch, Wien 1989 ff.) ???

Politische und kirchliche Topographie

Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurden die Magyaren von Otto I. aus dem niederösterreichischen Kernland vertrieben und das Land wurde neuerlich durch Grenzmarken abgesichert. Die ottonische Mark reichte auf österreichischem Boden bis zur Traisen. Mit Gründungsurkunde vom 5. Juli 1014 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Bistum Passau Land für die Erbauung von Kirchen und Pfarrhöfen. Je eine königliche Hube wurde dafür in den Orten Herzogenburg, Krems, Tulln, Altenwörth-Kirchberg und Stockerau zur Verfügung gestellt. Damit wurde das Gebiet um Herzogenburg eine eigene Pfarre. 1112 gründete Bischof Ulrich von Passau das Chorherrenstift St. Georgen. 1244 übersiedelten die Chorherren in das 12 km südlich gelegene Herzogenburg. Diese Stadt liegt an der Traisen, fast im geographischen Mittelpunkt von Niederösterreich. Sie gehört heute zum politischen Bezirk St. Pölten-Land und ist ein eigener Gerichtsbezirk. Nach Herzogenburg ist auch das Dekanat benannt. Es gehört zur Diözese St. Pölten und umfaßt 14 Pfarren. (Lit.: WOLF, Hans, Niederösterreich (Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, II. Abt.: Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 6. Teil), Wien 1955; R UPP/ScHMIDTBAUER, Herzogenburg, 1991)

Patrozinien

Das Stift Herzogenburg, das ursprünglich bei der bischöflichen Eigenkirche in St. Georgen an der Donau gegründet wurde, übernahm den hl. Georg als Patron. Der Name „Georg" kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Bauer". Das rote Tatzenkreuz des hl. Georg wurde zum Stiftswappen. Die Urkunden sprechen von einem monasterium sancti Georii (1177, Sta. Hn . 7) bzw. von einer ecclesie sancti Georii (1214, Sta. Hn. 21). Die ursprüngliche Georgskirche wird am Anfang auch die Klosterkirche gewesen sein und wahrscheinlich zum Georgspatrozinium auch den passauischen Patron, den hl. Stephan, bekommen haben. Mit der Übersiedlung der Chorherren nach Herzogenburg behielt das Stift das Patrozinium vom hl. Georg. In den Urkunden wird es ecclesie sancti Georgii in Herzogenbure (1249, Sta. Hn. 40) genannt. Wahrscheinlich war die neuzuerbauende Stiftskirche 1262 (zum Teil) fertig, da als Hauptpatron der hl. Georg genannt wird (Sta. Hn. 46). 1286 werden auch die hl. Jungfrau Maria und der hl. Stephan als Patrone genannt (Sta. Hn . 56). Die alte Pfarrkirche in Herzogenburg bestand noch bis ins 17. Jahrhundert und hatte seit der Gründung im Jahre 1014 das Patrozinium von Passau, den hl. Stephan. Anlässlich der Weihe der neuerbauten Stiftskirche in Herzogenburg im Jahre 1785 wurde diese auch als Pfarrkirche bezeichnet und der hl. Jungfrau Maria , dem hl. Georg und dem hl. Stephan geweiht (Sta. Hn. 1388). Auf dem Hochaltarbild von Daniel Gran, 1746, sind die Patrone Georg und Stephan neben der sitzenden Muttergottes mit dem Jesuskind dargestellt (Taf. 2a und 3). In den letzten Jahrhunderten hat sich für das Stift das Patronat des hl. Georg, für die Stifts- und Pfarrkirche Herzogenburg das Patronat des hl. Stephan eingebürgert.

Geschichte

Stift Herzogenburg zur Zeit seiner Gründung

An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert konnten im unteren Traisental die Passauer Bischöfe ihren pastoralen Einfluss am erfolgreichsten geltend machen. Bischof Ulrich I. von Passau (1092- 1121) stiftete mit der Gründungsurkunde vom 18. August 1112 ein Eigenkloster für Augustiner-Chorherren bei seiner Kirche in St. Georgen. Diese lag am linken Traisenufer, dort, wo damals der Fluß in die Donau mündete. Als seelsorgliches Aufgabengebiet und als Existenzgrundlage übergab der Bischof seinem Kloster St. Georgen die beiden Mutterpfarren Traisenburg und Herzogenburg. Wahrscheinlich sandte er aus dem reformierten Stift St. Nikola bei Passau oder auch aus dem Reformstift Rottenbuch (Bayern) Chorherren nach St. Georgen an der Traisen. Über die Errichtung der Stiftsgebäude in St. Georgen unter dem ersten Propst Wisinto 1. (1112-1117) sind wir leider nicht unterrichtet. In den ersten Jahrzehnten war die Existenz des Klosters einerseits von den Hochwassern der Donau und andererseits von der wirtschaftlichen Schwäche infolge zu geringer Dotierung bedroht. Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten wollte nun der Passauer Bischof Konrad (1148/ 49-1164), ein Sohn des hl. Leopold , das Kloster St. Georgen mit der noch offenen Stiftung des Walter von Traisen vereinigen und den Konvent nach St. Andrä an der Traisen verlegen. Nach dem Widerstand des Testamentvollstreckers Otto III. von RechbergLengbach, der den Wunsch des Verstorbenen erfüllen wollte und eine eigenständige Gründung anstrebte, bediente sich die Passauer Seite einer gefälschten päpstlichen Bestätigung, nach der der Bischof Propst Hartwig von St. Georgen die Kapelle des hl. Andreas anvertraut habe, und es kam am 30. Dezember 1160 zur Gründung des Stiftes St. Andrä an der Traisen. Aufsicht und damit Verfügungsgewalt hatte der Propst von St. Georgen. Otto wollte aber seine Rechte auf St. Andrä nicht aufgeben und überantwortete nach Beendigung des Schismas das neugegründete Stift St. Andrä dem päpstlichen Stuhl. 1185 kam ein päpstlicher Schutzbrief, der das Obereigentum des Papstes bestätigte und alle anderen Ansprüche ausschaltete. Der Besitz des Stiftes wurde bestätigt, ebenso die freie Propstwahl. Mit dieser Urkunde blieb das Stift St. Andrä selbständig und die Vereinigung mit Herzogenburg war verhindert worden. Bischof Konrad verbesserte in den Jahren 1158 und 1160 die finanzielle Situation des Stiftes St. Georgen, indem er zur Entsumpfung der ungesunden Umgebung den Bau eines Wassergrabens ermöglichte und außerdem den Chorherren die Pfarre Marquardsu rvar (heute Haitzendorf) und den Schwaighof bei Zeiselmauer schenkte. 1175/ 76 wurde jedoch das Gebiet nördlich der Donau - und damit die Besitzungen des Stiftes im Waldviertel - durch den Einfall Herzog Sobieslaws verwüstet. Unter den späteren Schenkungen an das Kloster während der Regierungszeit Propst Wisintos II. (1191- 1204) ist ein Stiftungsbrief von 1201 bemerkenswert, der ein Non 32 Wolfgang Payrich nenkloster in St. Georgen voraussetzt. In einer Urkunde aus der Zeit um 1230 werden die Schwestern Kunigunde und Ehrentraud von Zebing als Kanonissen von St. Georgen genannt. Dieser Frauenkonvent ist anläßlich der Übersied lung des Männerklosters nach Herzogenburg auch mitverlegt worden. Die Schwesterngemeinschaft war nicht sehr groß, hatte nur geringes Vermögen und stand wahrscheinlich unter der Oberaufsicht des Propstes. Unter Propst Engelschalk (1242-1267), dem zwölften Propst des Stiftes St. Georgen, kam es zu der unumgänglichen Übersiedlung. Das Stift hatte zwar in den vorangehenden Jahrzehnten sein Vermögen durch einige Schenkungen und günstigen Tauschhandel vermehren können und profitierte an der wirtschaftlichen Blüte des Landes unter Herzog Leopold VI., doch belastete es der Verlust der finanziellen Einnahmen in den Zehentgebieten nördlich der Donau durch die neuerlichen Einfälle der Böhmen und Mährer. Untragbar wurde die Situation durch die häufigen Überschwemmungen der Donau, die das Stift zeitweise sogar zur Insel machten. Als neuer Wohnsitz kamen die beiden Pfarrbesitzungen des Stiftes in Frage, und zwar Traisenburg/Pfa rrkirch en und Herzogenburg. Auch Pfarrkirchen war zu nahe an der Donau gelegen, und so fiel die Wahl auf Herzogenburg. Als sofor tige Wirtschaftshilfe erteilte der Bischof dem Stift noch im selben Monat die Befreiung vom Bergrecht für die Weingärten in Königstetten. In der Übertragungs urkunde vom 19. März 1244 übergab er dem Konvent seine Rechte in der Pfarre Herzogenburg. Durch all diese Begünstigungen wurde Bischof Rudiger zum Retter und zweiten Gründer des Stiftes. Die Stiftsgebäude in St. Georgen verfielen im Laufe der Zeit und wurden von der Donau überschwemmt. Im Jahre 1822 konnte man noch bei niedrigem Wasserstand der Donau die Fundamente des zerstör ten Klosters sehen. Von den Nebengebäuden haben sich in unmittelbarer Nähe wahrscheinlich nur Mauerreste der Klostermühle in der heutigen Gutschermühle erhalten.

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