Stift Göttweig: Unterschied zwischen den Versionen
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* Georg Martin Lechner: Stift Göttweig und seine Kunstschätze. St. Pölten 1977. | * Georg Martin Lechner: Stift Göttweig und seine Kunstschätze. St. Pölten 1977. | ||
* Georg Martin Lechner: Das Benediktinerstift Göttweig und seine Sammlungen. München 1988 (Große Kunstführer, 153). | * Georg Martin Lechner: Das Benediktinerstift Göttweig und seine Sammlungen. München 1988 (Große Kunstführer, 153). | ||
* Georg Martin Lechner: Göttweig. In | * Georg Martin Lechner: Göttweig. In: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. Band 3/1. Hg. von Ulrich Faust / Waltraud Krassnig. St. Ottilien 2000 (Germania Benedictina, 3/1), S. 768–843. |
Version vom 28. September 2022, 07:52 Uhr
Lage | Österreich |
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Datum von | 25.11.1083 |
Datum bis | 25.11.1094 |
Kirchliche Topographie | Diözese Passau |
Politische Topographie | Markgrafschaft Österreich
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Historische Namensformen
Kothwich (ca. 1072), mons Kothwigensis, Kotwig (1083), Gotewich (1091), Kotewig (1096). Ludwig Koller leitet den Namen vom altgermanischen ket oder kot ab, was so viel wie „klein", ,,nebensächlich ", ,,gering" bedeutet und bezieht es auf den Göttweiger Berg, der niedriger ist als der benachbarte Waxenberg. Plausibler erscheint die Deutung von Elisabeth Schuster, die von einem slawischen Ortsnamen Chotoviki ausgeht, der von einem Personennamen Chat abgeleitet sei.
Politische und kirchliche Topographie
Kloster auf einem Berg nahe der Donau, ca. 5 km südlich von Krems, politischer Bezirk Krems-Umgebung, Marktgemeinde Furth bei Göttweig. Ursprünglich in der zu Bayern gehörigen Mark Österreich, seit 1156 Herzogtum (bzw. 1442 Erzherzogtum) Österreich unter der Enns, seit 1920 im Bundesland Niederösterreich. Kirchlich gehörte Göttweig von Anfang an zur Diözese Passau, seit 1785 zur neu gegründeten Diözese St. Pölten, Dekanat Oberwölbling, Pfarre Paudorf-Göttweig.
Patrozinien
Die Stiftskirche hat seit Beginn das Patrozinium Mariae Himmelfahrt (15. August). Daneben gab es schon vor der Stiftsgründung eine Erentrudis-Kirche, deren Patrozinium auf Salzburg weist. Es könnte mit Erzbischof Gebhard von Salzburg zusammenhängen, der ein Jugendfreund des Klostergründers Altmann war und diesem 1065 die Bischofsweihe spendete.
Geschichtlicher Überblick
Die Gründung Göttweigs ist ein Ergebnis der Gregorianischen Kirchenreform. Bischof Altmann von Passau (1065–1091) war der große Förderer der Regularkanoniker, mit deren Hilfe das Reformprogramm durchgesetzt werden sollte: der Kampf gegen das Eigenkirchenwesen und die Priesterehe. Als er in seinem Domkapitel 1074 dieses Programm verkündete, kostete es ihn fast das Leben. So gründete er unweit von Passau das Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola, um ein Zentrum der Reform zu schaffen, und bald nachher reformierte er die Eigenklöster des Passauer Bistums. In St. Florian und St.Pölten lebten Kanoniker nach der Aachener Regel, das heißt mit Privateigentum und in unvollkommener Gemeinschaft. Altmann führte beide Klöster zur Vita apostolica (St. Florian 1070/71, St. Pölten um 1083) und hob zugleich ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Spätestens 1081 gründete er im Osten seiner Diözese das Chorherrenstift Göttweig als Stützpunkt der Kirchenreform und zugleich als sichere Zufluchtsstätte in den Wirren des Investiturstreits. Altmann war 1078 von Kaiser Heinrich IV. aus seiner Bischofsstadt Passau vertrieben worden. Fortan hielt er sich in der Markgrafschaft Leopolds II. von Österreich auf, der ein treuer Anhänger der päpstlichen Partei war. In dessen Land konnte er sein Reformkonzept verwirklichen, und die Neugründung Göttweig sollte dabei sein Stützpunkt sein. Der Göttweiger Berg ist seit der Hallstatt-Zeit (ca. 800 bis 500 v. Chr.) nachweislich besiedelt. Zur Römerzeit dürfte auf diesem strategisch wichtigen Punkt ein militärisch besetzter Posten bestanden haben. Und diesen Platz wählte Bischof Altmann nun für die Gründung eines Augustiner-Chorherrenstiftes. Dabei spielte gewiss das Bestreben nach Kontinuität eine Rolle. Die Kirchenreform suchte ja stets den Zusammenhang mit urchristlichen Überlieferungen herzustellen, und es musste für einen klassisch gebildeten Mann wie Altmann verlockend erscheinen, an der Stelle eines vermeintlichen heidnischen Kultes eine Pflegestätte der christlichen Religion aufzurichten, wie es seinerzeit die Apostel taten. Die Apostel galten ja nicht nur als Vorbilder, sondern geradezu als Initiatoren der Vita canonica. Vielleicht war auch ein anderer Grund dafür maßgebend. Bischof Altmann war aus seiner Residenzstadt vertrieben worden. Er musste mit ansehen, wie auch seine Freunde und Anhänger den Gegnern der Reform das Feld räumen mussten. Lag es da nicht nahe, seine Neugründung auf einem strategisch günstigen Platz zu errichten, der leicht zu verteidigen und kaum zu erobern war? Auf dem Göttweiger Berg bestanden dafür die besten Voraussetzungen.
Die Gründung des Stiftes Göttweig ging schrittweise vor sich. Um 1070 muss Altmann schon mit dem Bau der Erentrudiskirche auf dem Berg begonnen haben. Im Jahre 1072 wird sie samt ihrem Marienaltar geweiht. Ob diese Kirche von vornherein zur Klosterkirche bestimmt war, ist nicht sicher. Sie war auf einem erhöhten Felsen (in excelsa rupe) angelegt und stand mit einer Fremdenherberge in Verbindung. Diese Kirche und die anschließende Herberge blieben auch nach Errichtung der Klosterbauten stehen, scheinen also solid ausgeführt und keineswegs Provisorien gewesen zu sein. Da die Hospitalität zu den Hauptaufgaben der Regularkanoniker zählte, mögen diese Gebäude von Anfang an als Bestandteile der späteren Klosteranlage geplant gewesen sein. Die eigentliche, der Gottesmutter geweihte Stiftskirche wurde etwas unterhalb auf einem flachen Gelände erbaut. Anlass für das Marienpatrozinium soll nach dem Bericht der Vita Altmanni ein Marienbild gewesen sein, das der Herzog von Böhmen als Geschenk an Bischof Altmann sandte. Falls dies zutrifft, muss es vor dem Sommer 1081 geschehen sein, denn damals sagte sich Markgraf Leopold II. unter dem Einfluss Altmanns von Kaiser Heinrich IV. los und zog sich damit die Gegnerschaft des Böhmenherzogs zu. Daraus scheint hervorzugehen, dass man längere Zeit mit der Errichtung der Klostergebäude beschäftigt war und schon vor 1081 an der neuen Stiftskirche arbeitete. 1083 konnte die Kirche geweiht werden. Die Urkunde, die darüber berichtet, führt auch alle Schenkungen des Bischofs an da s Kloster auf und ist daher als Gründungsurkunde anzusehen. Sie ist zwar eine formale Fälschung, doch besteht kein Grund, an der sachlichen Richtigkeit ihres Inhalts zu zweifeln.
Neben dem Bischof schenkten viele Edelleute Besitz an das neue Stift, schon vor 1083, und Bischof Altmann bedachte auch weiterhin seine Lieblingsstiftung mit Schenkungen. So werden die Vorwürfe des Passauer Chronisten verständlich, der dem Bischof keine gute Nachrede widmet. Er gibt zwar zu, dass Altmann viele Kirchen gegründet und erneuert habe, doch beklagt er, dass dies aus dem Gut der Passauer Kirche geschehen sei, und nennt ihn deshalb einen Zerstörer (saevus destructor) des Bistums. Damit waren sicherlich die großzügigen Schenkungen an das Kloster Göttweig gemeint.
Auf den ersten Propst Otto folgte Konrad. Das Jahr seines Amtsantrittes ist unbekannt. Ihm stellt die Vita Altmanni, bereits von einem Benediktiner geschrieben, ein sehr gutes Zeugnis aus. Sie schreibt ihm Sittenstrenge und Rechtschaffenheit zu. Dank seiner Tätigkeit mehrten sich die Baulichkeiten und Besitzungen des Stiftes, es gedieh an Grundstücken und Lehensgütern und vor allem durch untadelige Ordensleute. Und gerade unter diesem Propst soll der so gelobte Konvent - wie die Vita nur wenige Kapitel später berichtet - zu einem Tummelplatz schamloser und scheinheiliger Mönche und eine Stätte des Unflats und Gestanks geworden sein, so dass nur eine Änderung der Ordensregel Abhilfe schaffen konnte? Das ist unglaubwürdig, zumal ja die Kanoniker 1094 das Kloster gar nicht verließen, sondern gemeinsam die Benedictus-Regel annahmen.
Der wahre Grund musste ein anderer sein. Bischof Altmann starb am 8. August 1091 in Zeiselmauer und wurde im Stift Göttweig begraben. Sein Tod wurde zur Katastrophe für seine Stiftungen. In den von Altmann gestifteten Kanonikerklöstern St. Nikola, St. Florian, St. Pölten und sicherlich auch Göttweig brach eine schwere Krise aus. Offenbar war der Bischof eine so beherrschende Persönlichkeit gewesen, dass er selbst den Chorherren Oberer und Richtschnur war. Sobald er fehlte, kam es zu Unsicherheit und zu Unzukömmlichkeiten. Dies ist nicht verwunderlich, denn die Vita apostolica war in jenen Tagen zwar ein Programm, hatte aber noch keine sehr konkrete Ausformung erfahren. Die Regel des hl. Augustinus ist eine Sammlung schöner Sentenzen über das Gemeinschaftsleben, aber sie geht nur sehr wenig auf Einzelheiten ein. Um wirksam nach ihr leben zu können, braucht man ergänzende Statuten. Solche gab es zu Altmanns Zeiten noch nicht. Der Bischof selbst sorgte für die Klosterordnung und legte die Einzelheiten des täglichen Lebens fest. Erst über das bayrische Stift Rottenbuch, das zwar gleichfalls von Altmann gegründet worden war, aber weit von ihm entfernt lag, kam es zu einer Konsolidierung der österreichischen Kanonikerklöster.
Am schwersten traf der Tod Altmanns zweifellos das Stift Göttweig. Das Kloster, in dem sich der Bischof gewöhnlich aufhielt, war naturgemäß am stärksten von seiner Persönlichkeit geprägt. Sein Tod scheint eine Ära der Richtungs- und Hilflosigkeit eingeleitet zu haben. Die Vorwürfe, die der Biograph Altmanns formuliert, sind natürlich nicht ernst zu nehmen. Bei allen mittelalterlichen Chronisten müssen Sittenlosigkeit und Verfall als Anlass für Reformen und Regeländerungen herhalten. In Wirklichkeit muss sich der durchaus intakte Göttweiger Konvent nach dem Tod seines Gründers vaterlos und unsicher gefühlt haben. Anstelle der noch nicht fertig ausgeprägten und reglementierten Vita cononica griff man zur Regel des hl. Benedikt, die bedeutend präziser formuliert und vor allem längst durch entsprechende Consuetudines gefestigt war. Der Geist der Reform von Fruttuaria, der mit dem neuen Abt Hartmann aus St. Blasien in Göttweig einzog, bot genügend Sicherheit für eine geregelte Fortsetzung des Ordenslebens in Göttweig. Nach der Vita Altmanni hatte Propst Konrad selbst in Rom um die Änderung der Regel angesucht. Die Augustiner-Chorherren wurden nicht fortgeschickt und nahmen offenbar samt dem bisherig en Propst Konrad 1094 die Benediktinerregel und einen neuen, auswärtigen Abt an. Diese Tatsache allein verweist den Bericht über die angebliche Verkommenheit des Konvents in das Reich der Fabel bzw. der literarischen Gemeinplätze. Man kann noch einen zweiten Grund für die Regeländerung vermuten. Die Augustiner-Chorherrenstifte waren mit wenigen Ausnahmen der Jurisdiktion des Diözesanbischofs unterworfen. Durch die Übernahme der Benediktinerregel erlangte das Kloster Göttweig größere Unabhängigkeit gegenüber dem Passauer Bischof. Ob dieses Motiv allerdings beherrschend war, muss bezweifelt werden. Denn Altmanns Nachfolger Bischof Ulrich (1091–1121), dem die Vita Altmanni sicherlich mit Recht entscheidenden Anteil an der Regeländerung zuschreibt, war ansonsten ein Förderer der Vita canonica.
Er gründete das Chorherrenstift St. Georgen (heute Herzogenburg) und verhalf St. Nikola zu einer neuen Blüte. Warum ausgerechnet Göttweig, das doch hauptsächlich mit Passauer Bistumsgut bestiftet war, so leicht aus der Bindung an den Bischof entlassen werden sollte, leuchtet nicht recht ein. Ulrich wird wohl eher den besonderen Verhältnissen in Göttweig Rechnung getragen haben. Ein drittes Motiv mag vielleicht auch mitgespielt haben, allerdings auf irrationaler und romantischer Grundlage. Für den Benediktinerorden ist das Kloster Monte Cassino immer auch äußeres Vorbild gewesen, jenes Kloster, das der hl. Benedikt in beherrschender Lage auf einem Berg errichtete. Man nennt auch heute Göttweig wegen seiner ähnlichen Lage „das österreichische Monte Cassino". Vielleicht hat diese Lage dazu beigetragen, dass die Benediktiner von St. Blasien gerne das Stift Göttweig übernahmen. Bilder und Zeichen spielten jedenfalls im Mittelalter keine geringe Rolle.
Wirtschaftliche, rechtliche und soziale Verhältnisse
Bischof Altmann dotierte seine Göttweiger Stiftung reichlich. Sie erhielt die große Pfarre Mautern samt der dortigen Margareten-Kapelle mit allen Besitzungen (wodurch der Einfluss des nahen Stiftes St. Pölten geschmälert wurde), die Pfarren Mühlbach, Nalb mit der Kirche zu Pfaffendorf, Petronell mit der Kirche Hainburg, Kilb und Pyhra. Mehrere andere Pfarren kamen erst nach dem Einzug der Benediktiner hinzu.
Der Göttweiger Besitz war von Anfang an sehr ausgedehnt und erstreckte sich bis an die östliche Grenze des Reiches nach Hainburg. Die geschenkten Pfarren waren groß und verfügten über beträchtliche Zehenteinkünfte. Dazu kamen noch die Forstreviere Kleinwien und Paltmühl, das unbesiedelte Gebiet von Ober- und Tiefenfucha, die Ortschaften Furth, Palt, Krustetten, Eggendorf, Thallern und Paudorf, das Gut zu Brunkirchen, Lehen und Weingärten um Mautern und zu Rührsdorf, die Ortschaften Rottersdorf und Schauching, Liegenschaften um St. Pölten, ein Wald bei Kottes, Zehente und Weingärten zu Stein an der Donau, in Krems, im Kamptal, in Ravelsbach und Stronsdorf, Loimersdorf und Witzelsdorf, Königstetten und Zeiselmauer, Zehentrechte in Petronell, Hainburg, Höflein , Bruck an der Leitha , Tulln und Wien, ferner Liegenschaften im Traunfeld und zu Aschach in Oberösterreich, ja sogar ein Hof und eine Salzpfanne in Reichenhall.
Das alles hatte Altmann aus dem Passauer Bistumsgut seiner Klostergründung gewidmet. Man kann verstehen, dass diese Freigebigkeit den Unmut des Passauer Domkapitels weckte. Aber auch viele Adelige des Landes stellten sich mit Schenkungen ein, entweder als Seelgerät mit dem Auftrag zu Totengottesdiensten, oder anlässlich des Eintrittes ihres Sohnes in das Kloster bzw. die Klosterschule. Die meisten dieser Schenkungen geschahen aber erst unter den Benediktineräbten und werden daher hier nicht behandelt. Rechtlich unterstand das Chorherrenstift Göttweig wie fast alle Klöster dieses Ordens dem Diözesanbischof, also dem Bischof von Passau. Bischof Altmann bestellte selbst die Grafen von Formbach-Ratelnberg zu Vögten des Klosters. Es mag verwundern, dass er nicht dem Markgrafen Leopold II., mit dem er so eng verbunden war, die Vogtei übertrug. Vermutlich wollte er eine zu enge Bindung des Klosters an den Landesfürsten vermeiden. Erst um 1122 gelangte die Göttweiger Vogtei an Adalbert, den Sohn Leopolds III., und damit an die Babenberger, aber das geschah schon unter den Benediktinern.
Über die sozialen Verhältnisse der Göttweiger Kanoniker wissen wir sehr wenig. Der Konvent muss ziemlich zahlreich gewesen sein, denn in der sogenannten Stiftungsurkunde verfügte Bischof Altmann ausdrücklich, dass die dem Stift übergebenen Pfarren von den Konventualen betreut werden sollten (Ipsas vero parochias fratribus illius loci pro videndas commisi). Da es sich, wie oben erwähnt, um eine respektable Zahl von Pfarren handelte, muss der Konvent aus vielen Kanonikern bestanden haben. Es lag ja durchaus im Sinn der Gregorianischen Reform, die Pfarrseelsorge durch reformierte Ordensleute ausüben zu lassen. Nach der Einführung der Benediktinerregel, die, wie oben dargestellt, ganz reibungslos vor sich ging, ergaben sich daraus aber größere Probleme. Im Gegensatz zu den Augustiner-Chorherren, die immer in der ordentlichen Seelsorge tätig waren, konzentrierten sich die Benediktiner der St. Blasianer Reformrichtung ganz auf das klösterliche, beschauliche Leben . Daher mussten sie viele Pfarren von Vikaren versorgen lassen, wodurch diese dem Stift entfremdet und zu bloßen Patronatspfarren wurden. Dieser Konflikt zwischen kanonikalem und monastischem Leben wurde in viel späterer Zeit für alle österreichischen Benediktiner problematisch, aber nirgends kam er so früh zum Ausbruch wie in Göttweig, bedingt durch die besondere Geschichte dieses Hauses.
Patronate und Inkorporationen
Wie schon erwähnt, übergab Bischof Altmann dem Stift Göttweig eine Reihe von Pfarren mit der Verpflichtung, sie durch eigene Konventualen verwalten zu lassen. Es handelt sich um folgende Pfarren und Kirchen: Mühlbach, Nalb mit der Kirche zu Pfaffendorf, Petronell mit der Kirche zu Hainburg , Kilb, Pyhra, Mautern und Brunnkirchen. Von diesen ging Petronell im 16. Jahrhundert dem Stift verloren, dafür kamen im Lauf der Zeit viele andere Pfarren dazu.
Bibliothek
Selbstverständlich besaß schon der Chorherrenkonvent eine Bibliothek. Es lässt sich aber nicht genau feststellen, welche Handschriften damals vorhanden waren. Die heutige Stiftsbibliothek von Göttweig gehört zu den bedeutendsten Österreichs. Sie besitzt einen Schatz von über 1.000 Handschriften und ebenso vielen Inkunabeln.
Bau- und Kunstgeschichte
Von den Klosterbauten aus der Zeit Altmanns blieb nichts erhalten. Der 1719 begonnene, barocke Neubau des Stiftes nach Plänen des Johann Lucas von Hildebrandt sollte eine der großartigsten Klosteranlagen Europas werden, blieb aber unvollendet. An Kunstgegenständen aus der Chorherrenzeit ist nur die elfenbeinerne Krümme des Bischofsstabes aus dem Grab des heiliger Altmann erhalten.
Archivalien
Das Göttweiger Stiftsarchiv zählt zu den größten und gepflegtesten Archiven Österreichs. Die Gründungsurkunde des Bischofs Altmann ist darin das älteste und wichtigste Stück. Die ältesten Göttweiger Annalen setzen mit dem Jahr 1072 ein. Die übrigen Archivalien beziehen sich schon auf den Benediktinerkonvent.
Archive und Pläne
Für das Aussehen des ursprünglichen Kanonikerklosters gibt es keinerlei Belege. Die an sich zahlreichen Darstellungen bilden immer nur das Benediktinerstift ab.
Sphragistik und Heraldik
Auch über Siegel oder Wappen des Chorherrenklosters ist nichts bekannt.
Gedruckte Quellen
- Annales Gotwicenses. In: Monumenta Germaniae historica. Bearb. von Wilhelm Wattenbach. Hannover 1851 (Scriptores, 9), S. 600–604. (Digitalisat)
- Vita Beati Altmanni. In: Monumenta Germaniae historica. Bearb. von Wilhelm Wattenbach. Hannover 1856 (Scriptores, 12), S. 226–243. (Digitalisat)
- Wilhelm Karlin: Das Saal-Buch des Benedictiner-Stiftes Göttweig. Wien 1855 (Fontes rerum Austriacarum, Diplomatica et acta, II/8). (Digitalisat)
- Adalbert Fuchs: Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benediktinerstiftes Göttweig.
- Band 1: 1058–1400. Wien 1901 (Fontes rerum Ausriacarum, Diplomatica et acta, II/51). (Digitalisat)
- Band 2: 1400–1468. Wien 1901 (Fontes rerum Ausriacarum, Diplomatica et acta, II/52). (Digitalisat)
- Band 3: 1468–1500. Wien 1901 (Fontes rerum Ausriacarum, Diplomatica et acta, II/55). (Digitalisat)
- Adalbert Fuchs: Die Traditionsbücher des Benediktinerstiftes Göttweig. Wien 1931 (Fontes reurm Austriacarum. Diplomatica et acta, II/69).
Literatur
- Adalbert Dungel: Göttweig. In: Ein Benediktinerbuch. Geschichte und Beschreibung der bestehenden und Anführung der aufgehobenen Benediktinerstifter in Österreich-Ungarn, Deutschland und der Schweiz. Hg. von Sebastian Brunner. Würzburg 1880, S. 125–149. (Digitalisat)
- Adalbert Fuchs: Der älteste Besitz des Stiftes Göttweig und dessen Verhältnis zu den Göttweiger Geschichtsquellen. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 9 (1910), S. 1–99. (Digitalisat)
- Adalbert Fuchs: Das Benediktinerstift Göttweig. Seine Gründung und Rechtsverhältnisse im Mittelalter. Salzburg 1917.
- Adalbert Fuchs: Der heilige Altmann. Bischof von Passau. Göttweig 1965.
- Gregor Martin Lechner (Hg.): 900 Jahre Stift Göttweig (1083–1983). Ein Donaustift als Repräsentant benediktinischer Kultur. Ausstellungskatalog der Jubiläumsausstellung. Göttweig 1983.
- Georg Martin Lechner: Stift Göttweig und seine Kunstschätze. St. Pölten 1977.
- Georg Martin Lechner: Das Benediktinerstift Göttweig und seine Sammlungen. München 1988 (Große Kunstführer, 153).
- Georg Martin Lechner: Göttweig. In: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. Band 3/1. Hg. von Ulrich Faust / Waltraud Krassnig. St. Ottilien 2000 (Germania Benedictina, 3/1), S. 768–843.